Badener Zeitung. Nr. 47, Baden (Niederösterreich), 10.06.1908. Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. [Spaltenumbruch] Waldboden unter den dichten Bäumen trägt einzelnes Unterholz und Waldblumen, wo noch zwischen Akazien die Felsen hervorlugen, sind sie mit Fingerkraut, dem weißen und gelben Pfefferkraut und kleinen Gräsern bewachsen. Ueberall erschallt Vogelgesang. Einen idyllischen Anblick gewährt der obere Teich mit der Bienenburg im Hintergrunde. Die Oberfläche schmücken ungefähr zwanzig üppige Teichrosenpflanzen mit den schwimmenden Blättern und den vielfarbigen, großen, vollen Blüten. Schneeweiß und rosenrot, blaßviolett und gelb und dunkelrot schimmern die träumenden Rosen und der Morgenwind kräuselt die Wellen ringsum. Den Strand umsäumen dunkle Föhren, lichte Birken, ernste Schwertlilien und flüsternde Gräser. Im ganzen Umkreis ein reiches, freudiges, singendes Vogelleben! Es war nämlich die herrliche Montagsfrühe, da nach den regnerischen Tagen die helle Sonne den kühlen Lufthauch durchdrang, als wir diesen noch zu wenig besuchten Teil des oberen Parkes durchwandelten. Durch Kiefernwald und niederes Gebüsch, an dessen Laube tausende Tau- perlen im Morgenschein glitzerten, führte uns der Weg in die obere Putschanerlucke und zum Museum der n.-ö. Landesfreunde, dessen neuer Zubau, der Kaiserjubiläumssaal, seiner Vollendung entgegengeht. Dahinter befindet sich die Neuanlage eines botanischen Gartens, wo das Edelweiß seine Sterne entfaltet und mannigfache Alpen- und Karstpflanzen blühen, und eine hübsche Grotte, zu der nun Stufen gemacht worden sind. Ueber die Theresienhöhe am Rudolfshof vorbei sind schöne, schon in den Morgenstunden rein- gefegte Promenaden, und hier gelangt man rechts vom neuen Fahrwege zum "Schneebergblick", zu dem von Herrn Mautner von Markhof gespendeten Pa- villon, der nur noch eines gediegenen Anstriches be- darf. Die Rundsicht von diesem Punkte aus ist sehr ausgedehnt und umfaßt den ganzen Horizont vom Eisernen Tore bis ins Marchfeld, Schneeberg, Wechsel, Rosaliengebirge bis Oedenburg, Leithagebirge, Hunds- heimer und Hainburgerkogel, kleine Karpathen, deren Anblick wir zwar auch von anderen Aussichtshöhen genießen können, der aber hier am leichsten zu er- reichen ist. Ein Spaziergang durch die Weingärten beschloß den Morgen. Wir sahen da wohl Wunder der Fruchtbarkeit unserer Reben, leider auch Schäden durch den Wind, weil die üppig emporgesprossenen Zweige nicht rechtzeitig angebunden worden waren. -- Lehrmittelausstellung. In den Par- -- Aufnahme in die k. k. Artillerie- kadettenschule in Traiskirchen. Die Auf- -- Kurliste. Die Nr. 41 der heute ausge- -- Angekommene Fremde. In Baden sind -- Pfingstwetter. Wie viel Menschen- -- Rosenkultur. Wir sind im Rosenmond -- Kaiserjubiläums-Festzug. Zwei Tri- -- Ein verunglückter Tourist. Der -- Vom Sportplatze. Das Kaiser-Jubi- -- Der Zweig Pfaffstätten des Volks- bildungsvereines hält Samstag, den 13. d. M., -- Hochschneeberg. Im Eisenbahn-Hotel am -- Stenographisches Preisschreiben. Die eben erschienene Juninummer des "Teplitzer Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. [Spaltenumbruch] Waldboden unter den dichten Bäumen trägt einzelnes Unterholz und Waldblumen, wo noch zwiſchen Akazien die Felſen hervorlugen, ſind ſie mit Fingerkraut, dem weißen und gelben Pfefferkraut und kleinen Gräſern bewachſen. Ueberall erſchallt Vogelgeſang. Einen idylliſchen Anblick gewährt der obere Teich mit der Bienenburg im Hintergrunde. Die Oberfläche ſchmücken ungefähr zwanzig üppige Teichroſenpflanzen mit den ſchwimmenden Blättern und den vielfarbigen, großen, vollen Blüten. Schneeweiß und roſenrot, blaßviolett und gelb und dunkelrot ſchimmern die träumenden Roſen und der Morgenwind kräuſelt die Wellen ringsum. Den Strand umſäumen dunkle Föhren, lichte Birken, ernſte Schwertlilien und flüſternde Gräſer. Im ganzen Umkreis ein reiches, freudiges, ſingendes Vogelleben! Es war nämlich die herrliche Montagsfrühe, da nach den regneriſchen Tagen die helle Sonne den kühlen Lufthauch durchdrang, als wir dieſen noch zu wenig beſuchten Teil des oberen Parkes durchwandelten. Durch Kiefernwald und niederes Gebüſch, an deſſen Laube tauſende Tau- perlen im Morgenſchein glitzerten, führte uns der Weg in die obere Putſchanerlucke und zum Muſeum der n.-ö. Landesfreunde, deſſen neuer Zubau, der Kaiſerjubiläumsſaal, ſeiner Vollendung entgegengeht. Dahinter befindet ſich die Neuanlage eines botaniſchen Gartens, wo das Edelweiß ſeine Sterne entfaltet und mannigfache Alpen- und Karſtpflanzen blühen, und eine hübſche Grotte, zu der nun Stufen gemacht worden ſind. Ueber die Thereſienhöhe am Rudolfshof vorbei ſind ſchöne, ſchon in den Morgenſtunden rein- gefegte Promenaden, und hier gelangt man rechts vom neuen Fahrwege zum „Schneebergblick“, zu dem von Herrn Mautner von Markhof geſpendeten Pa- villon, der nur noch eines gediegenen Anſtriches be- darf. Die Rundſicht von dieſem Punkte aus iſt ſehr ausgedehnt und umfaßt den ganzen Horizont vom Eiſernen Tore bis ins Marchfeld, Schneeberg, Wechſel, Roſaliengebirge bis Oedenburg, Leithagebirge, Hunds- heimer und Hainburgerkogel, kleine Karpathen, deren Anblick wir zwar auch von anderen Ausſichtshöhen genießen können, der aber hier am leichſten zu er- reichen iſt. Ein Spaziergang durch die Weingärten beſchloß den Morgen. Wir ſahen da wohl Wunder der Fruchtbarkeit unſerer Reben, leider auch Schäden durch den Wind, weil die üppig emporgeſproſſenen Zweige nicht rechtzeitig angebunden worden waren. — Lehrmittelausſtellung. In den Par- — Aufnahme in die k. k. Artillerie- kadettenſchule in Traiskirchen. Die Auf- — Kurliſte. Die Nr. 41 der heute ausge- — Angekommene Fremde. In Baden ſind — Pfingſtwetter. Wie viel Menſchen- — Roſenkultur. Wir ſind im Roſenmond — Kaiſerjubiläums-Feſtzug. Zwei Tri- — Ein verunglückter Touriſt. Der — Vom Sportplatze. Das Kaiſer-Jubi- — Der Zweig Pfaffſtätten des Volks- bildungsvereines hält Samstag, den 13. d. M., — Hochſchneeberg. Im Eiſenbahn-Hotel am — Stenographiſches Preisſchreiben. Die eben erſchienene Juninummer des „Teplitzer <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47.</hi></hi></fw><lb/><cb/> Waldboden unter den dichten Bäumen trägt einzelnes<lb/> Unterholz und Waldblumen, wo noch zwiſchen Akazien<lb/> die Felſen hervorlugen, ſind ſie mit Fingerkraut, dem<lb/> weißen und gelben Pfefferkraut und kleinen Gräſern<lb/> bewachſen. Ueberall erſchallt Vogelgeſang. Einen<lb/> idylliſchen Anblick gewährt der obere Teich mit der<lb/> Bienenburg im Hintergrunde. Die Oberfläche ſchmücken<lb/> ungefähr zwanzig üppige Teichroſenpflanzen mit den<lb/> ſchwimmenden Blättern und den vielfarbigen, großen,<lb/> vollen Blüten. Schneeweiß und roſenrot, blaßviolett<lb/> und gelb und dunkelrot ſchimmern die träumenden<lb/> Roſen und der Morgenwind kräuſelt die Wellen<lb/> ringsum. Den Strand umſäumen dunkle Föhren,<lb/> lichte Birken, ernſte Schwertlilien und flüſternde<lb/> Gräſer. Im ganzen Umkreis ein reiches, freudiges,<lb/> ſingendes Vogelleben! Es war nämlich die herrliche<lb/> Montagsfrühe, da nach den regneriſchen Tagen die<lb/> helle Sonne den kühlen Lufthauch durchdrang, als<lb/> wir dieſen noch zu wenig beſuchten Teil des oberen<lb/> Parkes durchwandelten. Durch Kiefernwald und<lb/> niederes Gebüſch, an deſſen Laube tauſende Tau-<lb/> perlen im Morgenſchein glitzerten, führte uns der<lb/> Weg in die obere Putſchanerlucke und zum Muſeum<lb/> der n.-ö. Landesfreunde, deſſen neuer Zubau, der<lb/> Kaiſerjubiläumsſaal, ſeiner Vollendung entgegengeht.<lb/> Dahinter befindet ſich die Neuanlage eines botaniſchen<lb/> Gartens, wo das Edelweiß ſeine Sterne entfaltet<lb/> und mannigfache Alpen- und Karſtpflanzen blühen,<lb/> und eine hübſche Grotte, zu der nun Stufen gemacht<lb/> worden ſind. Ueber die Thereſienhöhe am Rudolfshof<lb/> vorbei ſind ſchöne, ſchon in den Morgenſtunden rein-<lb/> gefegte Promenaden, und hier gelangt man rechts<lb/> vom neuen Fahrwege zum „Schneebergblick“, zu dem<lb/> von Herrn Mautner von Markhof geſpendeten Pa-<lb/> villon, der nur noch eines gediegenen Anſtriches be-<lb/> darf. Die Rundſicht von dieſem Punkte aus iſt ſehr<lb/> ausgedehnt und umfaßt den ganzen Horizont vom<lb/> Eiſernen Tore bis ins Marchfeld, Schneeberg, Wechſel,<lb/> Roſaliengebirge bis Oedenburg, Leithagebirge, Hunds-<lb/> heimer und Hainburgerkogel, kleine Karpathen, deren<lb/> Anblick wir zwar auch von anderen Ausſichtshöhen<lb/> genießen können, der aber hier am leichſten zu er-<lb/> reichen iſt. Ein Spaziergang durch die Weingärten<lb/> beſchloß den Morgen. Wir ſahen da wohl Wunder<lb/> der Fruchtbarkeit unſerer Reben, leider auch Schäden<lb/> durch den Wind, weil die üppig emporgeſproſſenen<lb/> Zweige nicht rechtzeitig angebunden worden waren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Lehrmittelausſtellung.</hi> </head> <p>In den Par-<lb/> terreräumen der hieſigen Knaben-Bürgerſchule wurde<lb/> am Samstag anläßlich der Bezirks-Lehrerkonferenz<lb/> eine Ausſtellung von Lehrmitteln und Zeichnungen<lb/> veranſtaltet. Erſtere war das Werk der überaus<lb/> tätigen Firma Pichler’s Wwe. und Sohn, letztere der<lb/> Schulen Kunzfeld und Grimme. Schon in den Korri-<lb/> doren ſah man lehrreiche Bilder aus der Natur-<lb/> geſchichte, dem Volksleben und der Geſchichte, präch-<lb/> tige Darſtellungen von Landſchaften mit Völkertypen,<lb/> von verſchiedenen Gewerbstätigkeiten und landwirt-<lb/> ſchaftlichen Arbeiten und zahlreiche Bilder einzelner<lb/> Induſtriezweige in ganzen Entwicklungsſerien. Auch<lb/> in den Sälen konnte man dasſelbe bewundern, be-<lb/> ſonders die großen, plaſtiſch hervortretenden Wand-<lb/> karten. Hiebei iſt aber zu bemerken, daß dies alles<lb/> öſterreichiſche Erzeugniſſe ſind, die den früher be-<lb/> liebten ausländiſchen, beſonders reichsdeutſchen, punkto<lb/> Konkurrenz in keiner Weiſe nachſtehen, was am beſten<lb/> der Umſtand beweiſt, daß ſie nicht nur in Oeſterreich,<lb/> ſondern auch in ganz Europa, auch in Aſien und<lb/> beſonders in Amerika von Lehranſtalten angekauft<lb/> werden. Beſonders anziehend ſind die zoologiſchen<lb/> Wandtafeln, die biologiſchen und phyſiologiſchen Bilder,<lb/> Präparate und Modelle, die technologiſchen und<lb/> Warenſammlungen, die für den praktiſchen Unter-<lb/> richt unnennbaren Wert beſitzen. Die neueſten Er-<lb/> rungenſchaften auf dem Gebiete der bildlichen Dar-<lb/> ſtellung von Land und Leuten ſind die „Bilder aus<lb/> Oeſterreich“ und eine Bilderfolge „Denkmäler in<lb/> Oeſterreich“. Daneben ſahen wir allerlei gewerbliche<lb/> Geräte, Modelle, Muſterwerkzeuge für gewerbliche<lb/> Schulen, Erzeugniſſe der Ton- und Glasfabrikation,<lb/> phyſikaliſche und chemiſche Apparate in gediegenſter<lb/> Herſtellung, mit denen uns der Herr Vertreter der<lb/> Firma auch Experimente von tadelloſer Exaktheit<lb/> vorgeführt. Drei reiche Verzeichniſſe über Lehrmittel<lb/> und Bücher beweiſen die ausgedehnte Tätigkeit dieſer<lb/> Firma, die ſich ſchon ſeit dem Inslebentreten des<lb/> Reichsvolksſchulgeſetzes mit der Herſtellung und dem<lb/> Vertriebe von Lehrmitteln befaßt. Und wir wiſſen,<lb/> daß dieſe einheimiſche Firma nur wirklich gute und<lb/> brauchbare Sachen liefert. Davon ſind die vielen be-<lb/> ziehenden Anſtalten und Private wohl überzeugt. Eine<lb/> beſondere Beachtung verdient das Skioptikon, das<lb/> von der Firma in ganz neuer, handlicher, ſicherer und<lb/> feſter Form bietet. Die Behandlung desſelben iſt<lb/><cb/> leicht, gefahrlos, die projizierten Bilder ſind ſcharf<lb/> und rein. Es hieße Gras auf die Wieſe tragen,<lb/> wollte man noch mehreres anführen. Die Ausſtellung<lb/> der Zeichnungen iſt ebenfalls reich beſchickt und man<lb/> lernt an ihnen den herrlichen Erfolg der Natur-<lb/> malerei und -zeichnung kennen. Die ganze Ausſtellung<lb/> war im beſten Sinne des Wortes ſehr gelungen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Aufnahme in die k. k. Artillerie-<lb/> kadettenſchule in Traiskirchen.</hi> </head> <p>Die Auf-<lb/> nahme der Aſpiranten in den <hi rendition="#aq">I.</hi> Jahrgang der Ar-<lb/> tilleriekadettenſchule in Traiskirchen findet Mitte Sep-<lb/> tember dieſes Jahres ſtatt. Zur Aufnahme gelangen<lb/> Jünglinge, welche mit 1. September d. J. das<lb/> 14. Lebensjahr erreicht und das 17. nicht über-<lb/> ſchritten und die vier unteren Klaſſen einer Mittel-<lb/> ſchule mit mindeſtens „gutem“ Geſamterfolg abſolviert<lb/> haben. Von ungenügenden Noten in lateiniſcher und<lb/> griechiſcher Sprache wird abgeſehen. Den einzelnen<lb/> Klaſſen der Mittelſchulen ſind die korreſpondierenden<lb/> Klaſſen der nach dem 38. Geſetzartikel vom Jahre<lb/> 1868 organiſierten ungariſchen Bürgerſchulen, der<lb/> Kommunalbürgerſchule in Fiume, dann die 5. bis 8.<lb/> Klaſſe der kroatiſchen „höherer Volksſchulen“ in Oto-<lb/><hi rendition="#aq">č</hi>ac, Ogulin, Siſſek Neu-Gradiska, Brod, Virovitica<lb/> und Kopreinitz hinſichtlich der Anforderung der nach-<lb/> zuweiſenden Vorkenntniſſe für den Eintritt in eine<lb/> Kadettenſchule gleichgehalten. Den Bürgerſchulen der<lb/> im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder,<lb/> ſowie den kroatiſchen Bürgerſchulen kommt dieſe Gleich-<lb/> ſtellung nicht zu. Abſolventen der mit Verordnung<lb/> des k. k. Miniſters für Kultus und Unterricht vom<lb/> 26. Juni 1903, Z. 22.503, errichteten, mit Bürger-<lb/> ſchulen verbundenen einjährigen Lehrkurſe werden<lb/> probeweiſe zur Aufnahmsprüfung in den 1. Jahrgang<lb/> zugelaſſen, wenn ſie einen ſolchen Lehrkurs, an welchen<lb/> die deutſche und franzöſiſche Sprache, dann die Al-<lb/> gebra obligate Unterrichtsgegenſtände ſind, mit min-<lb/> deſtens „befriedigendem (gutem)“ Erfolg abſolviert<lb/> haben. Die Aufnahme in einen höheren als den<lb/> erſten Jahrgang kann nur erfolgen, wenn außer der<lb/> vorgeſchriebenen Vorbildung bei der Aufnahms-<lb/> prüfung auch die Kenntnis jener militäriſchen Unter-<lb/> richtsfächer nachgewieſen wird, welche in den niederen<lb/> Jahrgängen gelehrt werden. Die Aufnahme in den<lb/> 3. Jahrgang iſt nicht zuläſſig. Unterrichtsgegenſtände<lb/> für die Aufnahme in den 1. Jahrgang: Deutſche<lb/> Sprache, Arithmetik und Algebra, Geometrie, Geo-<lb/> graphie, Geſchichte, Naturgeſchichte, Phyſik, Chemie,<lb/> dann in der ungariſchen Parallelklaſſe ungariſche<lb/> Sprache. Die Aufnahmsprüfung iſt in deutſcher oder<lb/> ungariſcher Sprache abzulegen. Es iſt geſtattet, daß<lb/> ſich die Aſpiranten hiebei, als Erleichterung zur Dar-<lb/> legung ihres Wiſſens und ihrer Fähigkeiten, ihrer<lb/> Mutterſprache bedienen. Sie müſſen aber die deutſche<lb/> Sprache ſoweit beherrſchen, daß ſie den Vorträgen<lb/> folgen können: Die Geſuche um Aufnahme ſind bis<lb/> 15. <hi rendition="#g">Auguſt</hi> dem Kommando der Artillerie-Kadetten-<lb/> ſchule in Traiskirchen bei Baden einzuſenden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kurliſte.</hi> </head> <p>Die Nr. 41 der heute ausge-<lb/> gebenen Kurliſte weiſt 2534 Parteien mit 7846<lb/> Perſonen aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Angekommene Fremde.</hi> </head> <p>In Baden ſind<lb/> zum Kur- reſp. Sommeraufenthalte angekommen:<lb/> Frau Gräfin Giſela <hi rendition="#g">Coudenhove,</hi> Herrenhaus-<lb/> mitglied Dr. Bernhard <hi rendition="#g">Pientok,</hi> Hofrat <hi rendition="#g">Frei-<lb/> berger,</hi> Frau Fürſtin <hi rendition="#g">Swiatopolk-Mirsky,</hi><lb/> Fürſt Alfred Georg <hi rendition="#g">Wrede,</hi> Hofrat Joſef Ritter<lb/> v. <hi rendition="#g">Fiedler,</hi> Georg Graf <hi rendition="#g">Konarski,</hi> Sofie Ba-<lb/> ronin <hi rendition="#g">Potier des Echelles,</hi> der ſpaniſche Bot-<lb/> ſchafter Marquis Caſa <hi rendition="#g">Arollano,</hi> Graf Joſef<lb/><hi rendition="#g">Török</hi> mit Frau Gemahlin, Max Freiherr von<lb/><hi rendition="#g">Gagern.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Pfingſtwetter.</hi> </head> <p>Wie viel Menſchen-<lb/> herzen hatten ſich auf ſchöne Pfingſten gefreut, wie<lb/> viel Menſchen hatten darauf gerechnet, in dieſen<lb/> Tagen der blühenden Natur einen Beſuch abzuſtatten<lb/> — und alles ward zu Waſſer. Schon am Freitag,<lb/> beſonders aber am Samstag, verkündeten Gewitter<lb/> einen Wetterumſchlag, der denn wirklich nach dem<lb/> letzten, dem ſamstägigen, mit verheerenden Nieder-<lb/> fchlägen und einem empfindlichen Temperaturrückgang<lb/> verbundenen Wetterſturz einſetzte. Der Sonntag war<lb/> ſo gut wie verloren. Trotzdem ließen ſich die mutigen<lb/> Naturfreunde nicht abhalten und eine große Anzahl<lb/> derſelben fuhr in die Berge und beſuchte auch unſern<lb/> Kurrayon. Die exponierten Gaſtwirtſchaften jeglicher<lb/> Art hatten jedoch einen empfindlichen Schden, da ſie<lb/> eben auf Gäſte gerechnet hatten, die nicht kamen, und<lb/> ihnen daber von all den vorbereiteten Vorräten ein<lb/> gewaltiger Ueberſchuß verblieb. Der zweite Feiertag<lb/> war ſchön, doch konnte er nimmer gutmachen, was<lb/> ſeine Vorgänger verdorben hatten. Eine Hoffnung<lb/> ſchöpften diejenigen, die an die Untrüglichkeit der<lb/> Bauernregeln glauben. Der Montag war Medardus-<lb/><cb/> tag. Wenn es an dieſem regnet, ſo regnet es vierzig<lb/> Tage fort. Aber wenn es ſchön und voll Sonnen-<lb/> ſchein iſt, wie es wirklich war, dann — kann’s auch<lb/> regnen, wann es will. War doch gleich der Diens-<lb/> tag ein trotziger, kühler, feuchter Tag, der dem<lb/> Wetterpropheten Medardus wahrlich keine Ehre machte.<lb/> Für die Kulturen unſerer Gegend, die vor dem<lb/> drohenden Hagelſchlag gottlob verſchont geblieben ſind,<lb/> wäre aber jetzt ein ſonniges, warmes Wetter von<lb/> unſagbarer Bedeutung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Roſenkultur.</hi> </head> <p>Wir ſind im Roſenmond<lb/> und aus allen beſſer gehaltenen Gärten leuchten uns<lb/> in abwechſelnden Farben und vielartigen Geſtalten<lb/> die Blumenköniginnen entgegen und ſenden uns ihren<lb/> hehren Duft zu. Die Roſe bildet die Hauptfreude<lb/> des aufmerkſamen Pflegers und zugleich auch den<lb/> ſchönſten Lohn der Pflege und Wartung. Wo ſie als<lb/> Schnittblume gezogen wird, bringt ihre Kultur auch<lb/> ziemlich viel ein; denn ſie iſt und bleibt die belieb-<lb/> teſte und königlichſte Blumenſpende. Und ihre Auf-<lb/> zucht iſt nicht allzuſchwer. Es wundert uns, daß ſich<lb/> in unſerer Gegend noch nicht ein Spezialiſt in Ro-<lb/> ſenzüchtung gefunden hat; das dürfte doch lohnend<lb/> ſein, wenn man die nicht unbequeme Vermehrung der<lb/> Wildlinge berückſichtigt. Freilich ſollten nicht ſtets<lb/> Hochſtämme gezogen werden; denn unſere windreiche<lb/> Gegend eignet ſich hiezu nicht beſonders. Aber noch<lb/> etwas ſpricht gegen die Hochſtämme, der Umſtand,<lb/> daß man die Roſen immer nur von unten oder aus<lb/> der Entfernung ſieht, während ein Niederſtrauch den<lb/> vollen Anblick der ganzen Prachtentfaltung und den<lb/> ganzen ätheriſchen Duft zur Geltung kommen läßt.<lb/> Im übrigen können wir allen Gartenbeſitzern nur<lb/> raten: Pfleget und heget die Roſen, beſonders die<lb/> Zentifolien, ihr werdet ſelbſt Freude daran haben!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kaiſerjubiläums-Feſtzug.</hi> </head> <p>Zwei Tri-<lb/> bünenſitze auf dem Kärntnerring, erſte Reihe, ſind<lb/> aus Gefälligkeit in der k. k. Haupttraſik (Baden,<lb/> Hauptplatz) zu verkaufen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Ein verunglückter Touriſt.</hi> </head> <p>Der<lb/> Monteur Joſef <hi rendition="#g">Ulrich</hi> aus Wien paſſierte Dienstag<lb/> frühmorgens das Eiſerne Tor. Auf dem ſogenannten<lb/> „ſteinigen Weg“ ſtürzte er in der herrſchenden Dunkel-<lb/> heit und zog ſich am linken Unterſchenkel einen<lb/> doppelten Bruch zu. Seine Begleiter eilten zu Tal,<lb/> wo die Rettungsabteilung aviſiert wurde, die den<lb/> Verunglückten in das Rath’ſche Spital transportierte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Vom Sportplatze.</hi> </head> <p>Das Kaiſer-Jubi-<lb/> läums-Fußballturnier, welches Samstag und Sonntag<lb/> zwiſchen den Mannſchaften von zehn Mittelſchulen<lb/> von Wien und Baden hätte ausgefochten werden ſollen,<lb/> mußte am Sonntag Nachmittag unterbrochen werden.<lb/> War ſchon tagszuvor der Boden der Spielbahn<lb/> glitſcherig, ſo hatte der Dauerregen denſelben am<lb/> Sonntag ſchon ſturzgefährlich gemacht, ſo daß ſich die<lb/> Herren Leiter in Anbetracht der Gefahr für die geraden<lb/> Glieder der Teilnehmer am Turnier entſchloſſen, den<lb/> Entſcheidungskampf auf nächſten Sonntag zu ver-<lb/> ſchieben. Es kommen zunächſt die letzten Sieger Baden<lb/> und Floridsdorf und Hietzing und Währing-Marga-<lb/> rethen auf den Kampfplatz und zum Schluſſe die<lb/> letzten ſiegenden Partien. Die beſten zwei Anſtalten<lb/> erhalten Ehrenpreiſe, deren einen die Stadt Baden<lb/> gewidmet hat. Der Zuſchauerraum war infolge des<lb/> ſchlechten Wetters faſt nur von Studenten und be-<lb/> ſonderen Intereſſenten beſucht. Es wäre zu wünſchen,<lb/> wenn ſich am nächſten Sonntag eine größere Menge<lb/> einfände. Nebenbei bemerkt, haben die Badener günſtige<lb/> Chancen zur Erwerbung des erſten Preiſes, da ſie<lb/> bisher gegen die Sieger im Turniere Staatsgymnaſium<lb/> Döbling und Staatsrealſchule Wieden 7:2 ſtehen,<lb/> überhaupt der beſte Rekkord, der an den beiden Halb-<lb/> tagen geſchlagen worden iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Der Zweig Pfaffſtätten des Volks-<lb/> bildungsvereines</hi> </head> <p>hält Samstag, den 13. d. M.,<lb/> um 8 Uhr abends, in Prykrils Saal einen Unter-<lb/> haltungsabend ab. Zu demſelben haben ihre Mit-<lb/> wirkung in liebenswürdigſter Weiſe zugeſagt: Frau<lb/> Lola <hi rendition="#g">Lebenſaft,</hi> Frl. Mitzi <hi rendition="#g">Juſt,</hi> Herr Profeſſor<lb/> Joſef <hi rendition="#g">Haindl,</hi> Herr Heinrich <hi rendition="#g">Bormann</hi> und die<lb/> Salonkapelle <hi rendition="#g">Partik-Waclaweck.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Hochſchneeberg.</hi> </head> <p>Im Eiſenbahn-Hotel am<lb/> Hochſchneeberg (Pächter Joſef <hi rendition="#g">Panhans</hi>) wurde der<lb/> diesjährige Betrieb bei ſehr günſtiger Witterung am<lb/> 4. d. M. wieder aufgenommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Stenographiſches Preisſchreiben.</hi> </head><lb/> <p>Die eben erſchienene Juninummer des „Teplitzer<lb/> Stenographenblattes“ verlautbart das Ergebnis des<lb/> erſten Preisſchreibens des „Allgemeinen deutſchen<lb/> Stenographenbundes, Syſtem Gabelsberger“ (der<lb/> alle die Wiener Schreibweiſe vertretenden Vereine<lb/> Oeſterreichs und Deutſchlands umfaßt) und entnehmen<lb/> wir demſelben, daß der Badener Verein die meiſten<lb/> Preiſe davontrug, und zwar ſämtliche durch ſein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47.
Waldboden unter den dichten Bäumen trägt einzelnes
Unterholz und Waldblumen, wo noch zwiſchen Akazien
die Felſen hervorlugen, ſind ſie mit Fingerkraut, dem
weißen und gelben Pfefferkraut und kleinen Gräſern
bewachſen. Ueberall erſchallt Vogelgeſang. Einen
idylliſchen Anblick gewährt der obere Teich mit der
Bienenburg im Hintergrunde. Die Oberfläche ſchmücken
ungefähr zwanzig üppige Teichroſenpflanzen mit den
ſchwimmenden Blättern und den vielfarbigen, großen,
vollen Blüten. Schneeweiß und roſenrot, blaßviolett
und gelb und dunkelrot ſchimmern die träumenden
Roſen und der Morgenwind kräuſelt die Wellen
ringsum. Den Strand umſäumen dunkle Föhren,
lichte Birken, ernſte Schwertlilien und flüſternde
Gräſer. Im ganzen Umkreis ein reiches, freudiges,
ſingendes Vogelleben! Es war nämlich die herrliche
Montagsfrühe, da nach den regneriſchen Tagen die
helle Sonne den kühlen Lufthauch durchdrang, als
wir dieſen noch zu wenig beſuchten Teil des oberen
Parkes durchwandelten. Durch Kiefernwald und
niederes Gebüſch, an deſſen Laube tauſende Tau-
perlen im Morgenſchein glitzerten, führte uns der
Weg in die obere Putſchanerlucke und zum Muſeum
der n.-ö. Landesfreunde, deſſen neuer Zubau, der
Kaiſerjubiläumsſaal, ſeiner Vollendung entgegengeht.
Dahinter befindet ſich die Neuanlage eines botaniſchen
Gartens, wo das Edelweiß ſeine Sterne entfaltet
und mannigfache Alpen- und Karſtpflanzen blühen,
und eine hübſche Grotte, zu der nun Stufen gemacht
worden ſind. Ueber die Thereſienhöhe am Rudolfshof
vorbei ſind ſchöne, ſchon in den Morgenſtunden rein-
gefegte Promenaden, und hier gelangt man rechts
vom neuen Fahrwege zum „Schneebergblick“, zu dem
von Herrn Mautner von Markhof geſpendeten Pa-
villon, der nur noch eines gediegenen Anſtriches be-
darf. Die Rundſicht von dieſem Punkte aus iſt ſehr
ausgedehnt und umfaßt den ganzen Horizont vom
Eiſernen Tore bis ins Marchfeld, Schneeberg, Wechſel,
Roſaliengebirge bis Oedenburg, Leithagebirge, Hunds-
heimer und Hainburgerkogel, kleine Karpathen, deren
Anblick wir zwar auch von anderen Ausſichtshöhen
genießen können, der aber hier am leichſten zu er-
reichen iſt. Ein Spaziergang durch die Weingärten
beſchloß den Morgen. Wir ſahen da wohl Wunder
der Fruchtbarkeit unſerer Reben, leider auch Schäden
durch den Wind, weil die üppig emporgeſproſſenen
Zweige nicht rechtzeitig angebunden worden waren.
— Lehrmittelausſtellung. In den Par-
terreräumen der hieſigen Knaben-Bürgerſchule wurde
am Samstag anläßlich der Bezirks-Lehrerkonferenz
eine Ausſtellung von Lehrmitteln und Zeichnungen
veranſtaltet. Erſtere war das Werk der überaus
tätigen Firma Pichler’s Wwe. und Sohn, letztere der
Schulen Kunzfeld und Grimme. Schon in den Korri-
doren ſah man lehrreiche Bilder aus der Natur-
geſchichte, dem Volksleben und der Geſchichte, präch-
tige Darſtellungen von Landſchaften mit Völkertypen,
von verſchiedenen Gewerbstätigkeiten und landwirt-
ſchaftlichen Arbeiten und zahlreiche Bilder einzelner
Induſtriezweige in ganzen Entwicklungsſerien. Auch
in den Sälen konnte man dasſelbe bewundern, be-
ſonders die großen, plaſtiſch hervortretenden Wand-
karten. Hiebei iſt aber zu bemerken, daß dies alles
öſterreichiſche Erzeugniſſe ſind, die den früher be-
liebten ausländiſchen, beſonders reichsdeutſchen, punkto
Konkurrenz in keiner Weiſe nachſtehen, was am beſten
der Umſtand beweiſt, daß ſie nicht nur in Oeſterreich,
ſondern auch in ganz Europa, auch in Aſien und
beſonders in Amerika von Lehranſtalten angekauft
werden. Beſonders anziehend ſind die zoologiſchen
Wandtafeln, die biologiſchen und phyſiologiſchen Bilder,
Präparate und Modelle, die technologiſchen und
Warenſammlungen, die für den praktiſchen Unter-
richt unnennbaren Wert beſitzen. Die neueſten Er-
rungenſchaften auf dem Gebiete der bildlichen Dar-
ſtellung von Land und Leuten ſind die „Bilder aus
Oeſterreich“ und eine Bilderfolge „Denkmäler in
Oeſterreich“. Daneben ſahen wir allerlei gewerbliche
Geräte, Modelle, Muſterwerkzeuge für gewerbliche
Schulen, Erzeugniſſe der Ton- und Glasfabrikation,
phyſikaliſche und chemiſche Apparate in gediegenſter
Herſtellung, mit denen uns der Herr Vertreter der
Firma auch Experimente von tadelloſer Exaktheit
vorgeführt. Drei reiche Verzeichniſſe über Lehrmittel
und Bücher beweiſen die ausgedehnte Tätigkeit dieſer
Firma, die ſich ſchon ſeit dem Inslebentreten des
Reichsvolksſchulgeſetzes mit der Herſtellung und dem
Vertriebe von Lehrmitteln befaßt. Und wir wiſſen,
daß dieſe einheimiſche Firma nur wirklich gute und
brauchbare Sachen liefert. Davon ſind die vielen be-
ziehenden Anſtalten und Private wohl überzeugt. Eine
beſondere Beachtung verdient das Skioptikon, das
von der Firma in ganz neuer, handlicher, ſicherer und
feſter Form bietet. Die Behandlung desſelben iſt
leicht, gefahrlos, die projizierten Bilder ſind ſcharf
und rein. Es hieße Gras auf die Wieſe tragen,
wollte man noch mehreres anführen. Die Ausſtellung
der Zeichnungen iſt ebenfalls reich beſchickt und man
lernt an ihnen den herrlichen Erfolg der Natur-
malerei und -zeichnung kennen. Die ganze Ausſtellung
war im beſten Sinne des Wortes ſehr gelungen.
— Aufnahme in die k. k. Artillerie-
kadettenſchule in Traiskirchen. Die Auf-
nahme der Aſpiranten in den I. Jahrgang der Ar-
tilleriekadettenſchule in Traiskirchen findet Mitte Sep-
tember dieſes Jahres ſtatt. Zur Aufnahme gelangen
Jünglinge, welche mit 1. September d. J. das
14. Lebensjahr erreicht und das 17. nicht über-
ſchritten und die vier unteren Klaſſen einer Mittel-
ſchule mit mindeſtens „gutem“ Geſamterfolg abſolviert
haben. Von ungenügenden Noten in lateiniſcher und
griechiſcher Sprache wird abgeſehen. Den einzelnen
Klaſſen der Mittelſchulen ſind die korreſpondierenden
Klaſſen der nach dem 38. Geſetzartikel vom Jahre
1868 organiſierten ungariſchen Bürgerſchulen, der
Kommunalbürgerſchule in Fiume, dann die 5. bis 8.
Klaſſe der kroatiſchen „höherer Volksſchulen“ in Oto-
čac, Ogulin, Siſſek Neu-Gradiska, Brod, Virovitica
und Kopreinitz hinſichtlich der Anforderung der nach-
zuweiſenden Vorkenntniſſe für den Eintritt in eine
Kadettenſchule gleichgehalten. Den Bürgerſchulen der
im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder,
ſowie den kroatiſchen Bürgerſchulen kommt dieſe Gleich-
ſtellung nicht zu. Abſolventen der mit Verordnung
des k. k. Miniſters für Kultus und Unterricht vom
26. Juni 1903, Z. 22.503, errichteten, mit Bürger-
ſchulen verbundenen einjährigen Lehrkurſe werden
probeweiſe zur Aufnahmsprüfung in den 1. Jahrgang
zugelaſſen, wenn ſie einen ſolchen Lehrkurs, an welchen
die deutſche und franzöſiſche Sprache, dann die Al-
gebra obligate Unterrichtsgegenſtände ſind, mit min-
deſtens „befriedigendem (gutem)“ Erfolg abſolviert
haben. Die Aufnahme in einen höheren als den
erſten Jahrgang kann nur erfolgen, wenn außer der
vorgeſchriebenen Vorbildung bei der Aufnahms-
prüfung auch die Kenntnis jener militäriſchen Unter-
richtsfächer nachgewieſen wird, welche in den niederen
Jahrgängen gelehrt werden. Die Aufnahme in den
3. Jahrgang iſt nicht zuläſſig. Unterrichtsgegenſtände
für die Aufnahme in den 1. Jahrgang: Deutſche
Sprache, Arithmetik und Algebra, Geometrie, Geo-
graphie, Geſchichte, Naturgeſchichte, Phyſik, Chemie,
dann in der ungariſchen Parallelklaſſe ungariſche
Sprache. Die Aufnahmsprüfung iſt in deutſcher oder
ungariſcher Sprache abzulegen. Es iſt geſtattet, daß
ſich die Aſpiranten hiebei, als Erleichterung zur Dar-
legung ihres Wiſſens und ihrer Fähigkeiten, ihrer
Mutterſprache bedienen. Sie müſſen aber die deutſche
Sprache ſoweit beherrſchen, daß ſie den Vorträgen
folgen können: Die Geſuche um Aufnahme ſind bis
15. Auguſt dem Kommando der Artillerie-Kadetten-
ſchule in Traiskirchen bei Baden einzuſenden.
— Kurliſte. Die Nr. 41 der heute ausge-
gebenen Kurliſte weiſt 2534 Parteien mit 7846
Perſonen aus.
— Angekommene Fremde. In Baden ſind
zum Kur- reſp. Sommeraufenthalte angekommen:
Frau Gräfin Giſela Coudenhove, Herrenhaus-
mitglied Dr. Bernhard Pientok, Hofrat Frei-
berger, Frau Fürſtin Swiatopolk-Mirsky,
Fürſt Alfred Georg Wrede, Hofrat Joſef Ritter
v. Fiedler, Georg Graf Konarski, Sofie Ba-
ronin Potier des Echelles, der ſpaniſche Bot-
ſchafter Marquis Caſa Arollano, Graf Joſef
Török mit Frau Gemahlin, Max Freiherr von
Gagern.
— Pfingſtwetter. Wie viel Menſchen-
herzen hatten ſich auf ſchöne Pfingſten gefreut, wie
viel Menſchen hatten darauf gerechnet, in dieſen
Tagen der blühenden Natur einen Beſuch abzuſtatten
— und alles ward zu Waſſer. Schon am Freitag,
beſonders aber am Samstag, verkündeten Gewitter
einen Wetterumſchlag, der denn wirklich nach dem
letzten, dem ſamstägigen, mit verheerenden Nieder-
fchlägen und einem empfindlichen Temperaturrückgang
verbundenen Wetterſturz einſetzte. Der Sonntag war
ſo gut wie verloren. Trotzdem ließen ſich die mutigen
Naturfreunde nicht abhalten und eine große Anzahl
derſelben fuhr in die Berge und beſuchte auch unſern
Kurrayon. Die exponierten Gaſtwirtſchaften jeglicher
Art hatten jedoch einen empfindlichen Schden, da ſie
eben auf Gäſte gerechnet hatten, die nicht kamen, und
ihnen daber von all den vorbereiteten Vorräten ein
gewaltiger Ueberſchuß verblieb. Der zweite Feiertag
war ſchön, doch konnte er nimmer gutmachen, was
ſeine Vorgänger verdorben hatten. Eine Hoffnung
ſchöpften diejenigen, die an die Untrüglichkeit der
Bauernregeln glauben. Der Montag war Medardus-
tag. Wenn es an dieſem regnet, ſo regnet es vierzig
Tage fort. Aber wenn es ſchön und voll Sonnen-
ſchein iſt, wie es wirklich war, dann — kann’s auch
regnen, wann es will. War doch gleich der Diens-
tag ein trotziger, kühler, feuchter Tag, der dem
Wetterpropheten Medardus wahrlich keine Ehre machte.
Für die Kulturen unſerer Gegend, die vor dem
drohenden Hagelſchlag gottlob verſchont geblieben ſind,
wäre aber jetzt ein ſonniges, warmes Wetter von
unſagbarer Bedeutung.
— Roſenkultur. Wir ſind im Roſenmond
und aus allen beſſer gehaltenen Gärten leuchten uns
in abwechſelnden Farben und vielartigen Geſtalten
die Blumenköniginnen entgegen und ſenden uns ihren
hehren Duft zu. Die Roſe bildet die Hauptfreude
des aufmerkſamen Pflegers und zugleich auch den
ſchönſten Lohn der Pflege und Wartung. Wo ſie als
Schnittblume gezogen wird, bringt ihre Kultur auch
ziemlich viel ein; denn ſie iſt und bleibt die belieb-
teſte und königlichſte Blumenſpende. Und ihre Auf-
zucht iſt nicht allzuſchwer. Es wundert uns, daß ſich
in unſerer Gegend noch nicht ein Spezialiſt in Ro-
ſenzüchtung gefunden hat; das dürfte doch lohnend
ſein, wenn man die nicht unbequeme Vermehrung der
Wildlinge berückſichtigt. Freilich ſollten nicht ſtets
Hochſtämme gezogen werden; denn unſere windreiche
Gegend eignet ſich hiezu nicht beſonders. Aber noch
etwas ſpricht gegen die Hochſtämme, der Umſtand,
daß man die Roſen immer nur von unten oder aus
der Entfernung ſieht, während ein Niederſtrauch den
vollen Anblick der ganzen Prachtentfaltung und den
ganzen ätheriſchen Duft zur Geltung kommen läßt.
Im übrigen können wir allen Gartenbeſitzern nur
raten: Pfleget und heget die Roſen, beſonders die
Zentifolien, ihr werdet ſelbſt Freude daran haben!
— Kaiſerjubiläums-Feſtzug. Zwei Tri-
bünenſitze auf dem Kärntnerring, erſte Reihe, ſind
aus Gefälligkeit in der k. k. Haupttraſik (Baden,
Hauptplatz) zu verkaufen.
— Ein verunglückter Touriſt. Der
Monteur Joſef Ulrich aus Wien paſſierte Dienstag
frühmorgens das Eiſerne Tor. Auf dem ſogenannten
„ſteinigen Weg“ ſtürzte er in der herrſchenden Dunkel-
heit und zog ſich am linken Unterſchenkel einen
doppelten Bruch zu. Seine Begleiter eilten zu Tal,
wo die Rettungsabteilung aviſiert wurde, die den
Verunglückten in das Rath’ſche Spital transportierte.
— Vom Sportplatze. Das Kaiſer-Jubi-
läums-Fußballturnier, welches Samstag und Sonntag
zwiſchen den Mannſchaften von zehn Mittelſchulen
von Wien und Baden hätte ausgefochten werden ſollen,
mußte am Sonntag Nachmittag unterbrochen werden.
War ſchon tagszuvor der Boden der Spielbahn
glitſcherig, ſo hatte der Dauerregen denſelben am
Sonntag ſchon ſturzgefährlich gemacht, ſo daß ſich die
Herren Leiter in Anbetracht der Gefahr für die geraden
Glieder der Teilnehmer am Turnier entſchloſſen, den
Entſcheidungskampf auf nächſten Sonntag zu ver-
ſchieben. Es kommen zunächſt die letzten Sieger Baden
und Floridsdorf und Hietzing und Währing-Marga-
rethen auf den Kampfplatz und zum Schluſſe die
letzten ſiegenden Partien. Die beſten zwei Anſtalten
erhalten Ehrenpreiſe, deren einen die Stadt Baden
gewidmet hat. Der Zuſchauerraum war infolge des
ſchlechten Wetters faſt nur von Studenten und be-
ſonderen Intereſſenten beſucht. Es wäre zu wünſchen,
wenn ſich am nächſten Sonntag eine größere Menge
einfände. Nebenbei bemerkt, haben die Badener günſtige
Chancen zur Erwerbung des erſten Preiſes, da ſie
bisher gegen die Sieger im Turniere Staatsgymnaſium
Döbling und Staatsrealſchule Wieden 7:2 ſtehen,
überhaupt der beſte Rekkord, der an den beiden Halb-
tagen geſchlagen worden iſt.
— Der Zweig Pfaffſtätten des Volks-
bildungsvereines hält Samstag, den 13. d. M.,
um 8 Uhr abends, in Prykrils Saal einen Unter-
haltungsabend ab. Zu demſelben haben ihre Mit-
wirkung in liebenswürdigſter Weiſe zugeſagt: Frau
Lola Lebenſaft, Frl. Mitzi Juſt, Herr Profeſſor
Joſef Haindl, Herr Heinrich Bormann und die
Salonkapelle Partik-Waclaweck.
— Hochſchneeberg. Im Eiſenbahn-Hotel am
Hochſchneeberg (Pächter Joſef Panhans) wurde der
diesjährige Betrieb bei ſehr günſtiger Witterung am
4. d. M. wieder aufgenommen.
— Stenographiſches Preisſchreiben.
Die eben erſchienene Juninummer des „Teplitzer
Stenographenblattes“ verlautbart das Ergebnis des
erſten Preisſchreibens des „Allgemeinen deutſchen
Stenographenbundes, Syſtem Gabelsberger“ (der
alle die Wiener Schreibweiſe vertretenden Vereine
Oeſterreichs und Deutſchlands umfaßt) und entnehmen
wir demſelben, daß der Badener Verein die meiſten
Preiſe davontrug, und zwar ſämtliche durch ſein
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