Badener Zeitung. Nr. 27, Baden (Niederösterreich), 04.01.1908. Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908. [Spaltenumbruch] Bezirksbote einen interessanten erschöpfenden Bericht, auf den wir noch zurückkommen werden. *(Vortrag.) Im Na[m]en des Mödlinger *(Turnhalle-Stiftungsfest). Am 4. d. M. * (Konzert.) Das zweite und letzte Konzert * (Lyzeumverein.) Am 3. d. M. findet im * (Dilettantentheater.) Die Lorbeeren Korrespondenzen. [Eigenberichte der "Badener Zeitung".] Berndorf. (Gaunerstreiche.) In der Nacht (Theater.) Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr Vöslau. (Wählerversammlung). Der (Wählerversammlung.) Montag abends, Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 27. März: "Der Veilchen- Wieder ein Gast aus dem Hofburgtheater! Und Herr Max Devrient gab den Husaren-Leut- Sehr vorteilhaft in der nächsten Umgebung des Fräulein Mastne war eine bildschöne Frau Samstag, den 28. v. M., zum ersten Male: Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor- Ein bischen ungarisches Milien aus dem "Schnur- Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908. [Spaltenumbruch] Bezirksbote einen intereſſanten erſchöpfenden Bericht, auf den wir noch zurückkommen werden. *(Vortrag.) Im Na[m]en des Mödlinger *(Turnhalle-Stiftungsfeſt). Am 4. d. M. * (Konzert.) Das zweite und letzte Konzert * (Lyzeumverein.) Am 3. d. M. findet im * (Dilettantentheater.) Die Lorbeeren Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Berndorf. (Gaunerſtreiche.) In der Nacht (Theater.) Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr Vöslau. (Wählerverſammlung). Der (Wählerverſammlung.) Montag abends, Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 27. März: „Der Veilchen- Wieder ein Gaſt aus dem Hofburgtheater! Und Herr Max Devrient gab den Huſaren-Leut- Sehr vorteilhaft in der nächſten Umgebung des Fräulein Maſtné war eine bildſchöne Frau Samstag, den 28. v. M., zum erſten Male: Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor- Ein bischen ungariſches Milien aus dem „Schnur- <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.</hi></hi></fw><lb/><cb/> Bezirksbote einen intereſſanten erſchöpfenden Bericht,<lb/> auf den wir noch zurückkommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>*<hi rendition="#g">(Vortrag.)</hi> </head> <p>Im Na<supplied>m</supplied>en des Mödlinger<lb/> Muſeumsvereines hält der Direktor des Landesreal-<lb/> obergymnaſiums Herr Franz <hi rendition="#g">Roch</hi> morgen, den<lb/> 2. d. M. einen zweifellos ſehr intereſſanten Ski-<lb/> optikonvortrag über die „Römerſtadt Carnuntum und<lb/> das Muſeum in Carnuntum“. Anfang des Vortrages<lb/> bei freiem Eintritt ½7 Uhr abends.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>*<hi rendition="#g">(Turnhalle-Stiftungsfeſt).</hi> </head> <p>Am 4. d. M.<lb/> findet im großen Saale des Brunner-Brauereihof-<lb/> Hotels das Turnhalle-Stiftungsfeſt ſtatt, wobei die<lb/> Kapelle Dreſcher den muſikaliſchen Teil beſorgt. Eine<lb/> Stunde vor Mitternacht beginnt ein ſicherlich ſehr<lb/> animiertes Tanzkränzchen. Im Gemütlichen produzieren<lb/> ſich die „Bieglerbuam“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#g">(Konzert.)</hi> </head> <p>Das zweite und letzte Konzert<lb/> des Quarttets <hi rendition="#g">Fitzner</hi> findet am 6. d. M. im<lb/> Saale des Hotels „Stadt Mödling“ ſtatt. Da außer<lb/> den bekannt vorzüglichen Leiſtungen dieſes Quartetts<lb/> Lieder von Liszt und Hugo Wolf (vorgetragen von<lb/> der Konzertſängerin Frau Amalie <hi rendition="#g">Löwe</hi>) geboten<lb/> werden, kann man mit vollſter Sicherheit auf<lb/> einen genußreichen Abend rechnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#g">(Lyzeumverein.)</hi> </head> <p>Am 3. d. M. findet im<lb/> Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ eine außerordentliche<lb/> Generalverſammlung des früheren Lyzeumbauvereines<lb/> ſtatt, der unter dem neuen Titel „Mödlinger Lyzeum-<lb/> verein“ auf Grund der geänderten Statuten auch<lb/> einen neuen Vereinsausſchuß bekommen ſoll. Wir<lb/> wünſchen dieſem Vereine, durch deſſen Tätigkeit das<lb/> höchſt erſprießlich wirkende Mädchenlyzeum eine<lb/> geſicherte finanzielle Grundlage gewinnt, das erfolg-<lb/> reichſte Gedeihen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#g">(Dilettantentheater.)</hi> </head> <p>Die Lorbeeren<lb/> des letzterwähnten Dilettantentheaters laſſen den Ar-<lb/> beitertheaterverein „Anzengruber“ nicht ruhen und ſo<lb/> kommt es, daß im Brunner Brauerei-Hotel am<lb/> 5. d. M. der <hi rendition="#g">„Meineidbauer“</hi> zur Aufführung<lb/> kommt — gewiß ein edler Wettſtreit unter Arbeiter-<lb/> vereinigungen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Korreſpondenzen.</hi></hi><lb/> [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]</head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berndorf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Gaunerſtreiche.)</hi> </head> <p>In der Nacht<lb/> von Freitag auf Samstag voriger Woche haben<lb/> wieder einige lichtſcheue Individuen ihrer rohen Zer-<lb/> ſtörungswut freie Zügel gelaſſen. Zwei von den<lb/> Bänken, welche der Verſchönerungsverein am Wald-<lb/> ſteige aufgeſtellt hat und die bis zirka ½ <hi rendition="#aq">m</hi> in der<lb/> Erde ſtecken, wurden herausgeriſſen, dann wurde an<lb/> manchen Stellen die Einplankung der parallel zum<lb/> Waldſteige laufenden Staatsbahn arg zerſtört. Als<lb/> die ſauberen Geſellen unten am Steige nichts mehr<lb/> zu verwüſten fanden, ſtiegen ſie auf den, vom Wald-<lb/> ſteige ſteil emporführenden Berg und rollten von hier<lb/> Steine im beiläufigen Durchmeſſer von zirka ¾ <hi rendition="#aq">m</hi><lb/> herab. Es muß nur als ein Glück bezeichnet werden,<lb/> daß unten am Wege gerade niemand ging, als die<lb/> Steine herabſauſten, die den unten am Wege befind-<lb/> lichen Stacheldrahtzaun mehrfach zerſtörten. Die<lb/> Steine rollten bis knapp auf den Bahnkörper und<lb/> einige mußte der Streckenwächter gelegentlich ſeines<lb/> Kontrollganges beſeitigen. Samstag abends beſichtigte<lb/> Herr <hi rendition="#g">Krupp</hi> den Ort dieſer abſcheulichen Gauner-<lb/> ſtückchen und ließ ſich von dem, zufällig auf dem<lb/> Geleiſe daherkommenden Streckenwächter erzählen,<lb/> was dieſer von der Sache wußte. Von den Tätern<lb/> fehlt bisher jede Spur. — Hoffentlich wird endlich<lb/> einmal eine radikale Aktion gegen dieſes rohe Geſindel<lb/> eingeleitet, deren nächtliches Auftreten ſich beſonders<lb/> in letzter Zeit wiederholt bemerkbar machte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Theater.)</hi> </head> <p>Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr<lb/> abends, gelangt die Operette <hi rendition="#g">„Die Landſtreicher“</hi><lb/> zur Aufführung.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vöslau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Wählerverſammlung).</hi> </head> <p>Der<lb/> Hausherrnverein für Vöslau und Umgebung hielt<lb/> Sonntag nachmittags im Hotel Zwierſchütz eine all-<lb/> gemein zugängliche Verſammlung ab, die ſich vor<lb/> allem mit der Aufſtellung der Kandidaten für die<lb/> Gemeindevertretung befaßte. Nachdem Herr <hi rendition="#g">Hoff-<lb/> mannrichter</hi> mit wenigen Worten die Verſamm-<lb/> lung über den Zweck des Vereines aufgellärt hatte<lb/> und beſonders hervorhob, daß die Kandidaten aus<lb/> einer freien Verſammlung hervorgegangen, unabhängig,<lb/> alſo weder einer einzigen Perſon, noch einer Partei<lb/> oder einem Vereine zu Dank verpflichtet ſeien, wird<lb/> ein Komit<hi rendition="#aq">é</hi>e gewählt, u. zw. beſtehend aus der<lb/> Leitung des Vereines und den Herren: <hi rendition="#g">Gräf,<lb/> Hauſenberger,</hi> Jakob <hi rendition="#g">Maſchler</hi> und <hi rendition="#g">Schaumann,</hi><lb/> welches nach kurzer Beratung folgende Kandidaten<lb/><cb/> aufſtellte: <hi rendition="#aq">I.</hi> Wahlkörper die Herren: von <hi rendition="#g">Schlum-<lb/> berger,</hi> von <hi rendition="#g">Penzig-Franz,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Adler,<lb/> Zwierſchütz;</hi> als Erſatzmänner: <hi rendition="#g">Hanſy</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Pfleger.</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> Wahlkörper die Herren: Anton <hi rendition="#g">Bauer,</hi><lb/> Anton <hi rendition="#g">Kainrath,</hi> Joſef <hi rendition="#g">Witzmann</hi> und <hi rendition="#g">Sparrer;</hi><lb/> als Erſatzmann: Franz <hi rendition="#g">Grandl.</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi> Wahlkörper<lb/> die Herren: <hi rendition="#g">Breyer, Prewein,</hi> Karl <hi rendition="#g">Reithofer,<lb/> Schnöller;</hi> als Erſatzmann: Rudolf <hi rendition="#g">Kirchner.</hi><lb/> Der Obmann des Vereines Herr <hi rendition="#g">Iskat</hi> erſucht,<lb/> die Wahl dieſer Herren zu unterſtützen und führt<lb/> aus, wie die Leitung, fern von jedem perſönlichen<lb/> Intereſſe beſtrebt war, ſeine Mitglieder zu ſchützen<lb/> und wie ſie als Gemeindevertreter das Wohl des<lb/> Kurortes anſtreben. „Es iſt nicht vorteilhaft“, ſagt<lb/> der Redner weiter, „wenn eine Gemeinde nur von<lb/> einigen geführt wird, und alle übrigen zu den An-<lb/> trägen des Gemeinderates Ja und Amen ſagen;<lb/> obwohl man uns nicht gern ſah, weil wir Oppoſition<lb/> machten, ſo wollen wir unſere Anſichten verfechten<lb/> und durchſetzen, daß dieſe berückſichtigt werden. Es<lb/> wird eine ſchwere Aufgabe der Zukunft ſein, eine<lb/> weitere Erhöhung der Umlage zu vermeiden und<lb/> dennoch zu ſchaffen, was eines Kurortes würdig iſt,<lb/> alſo nur für unbedingt notwendige Anträge zu<lb/> ſtimmen. Wenn bis jetzt viel für die Waldwieſe<lb/> geſchah, muß in der nächſten Zeit für Straßen,<lb/> Uebergänge und Trottoirs viel angewendet werden.<lb/> Bezüglich der Ausgeſtaltung des Bades ſollen die<lb/> bereits abgezahlten 170.000 <hi rendition="#aq">K</hi> herausgenommen, d. h.<lb/> auf eine längere Zeit verteilt werden — es mögen<lb/> auch die Nachkommen einige Laſten auf ſich nehmen<lb/> — denn es muß eine neue vergrößerte Kabinenan-<lb/> lage, nebſtbei eine Art Heilanſtalt geſchaffen und die<lb/> Kolonnade verlängert werden. Als Kurort brauchen<lb/> wir unbedingt eine Waſſerleitung, die Kanaliſierung<lb/> und die Pflaſterung. Herr <hi rendition="#g">Hoffmannrichter</hi><lb/> führt aus: der Bahnhofbau interreſſiert uns ebenfalls<lb/> und wir werden uns energiſch gegen eine Brücke wehren.<lb/> Es gibt alſo Arbeit in Hülle und Fülle. Wenn von<lb/> anderer Seite nun von verlotterter Wirtſchaft ge-<lb/> ſprochen wird, ſo will ich noch folgendes bemerken:<lb/> ich bin ſeit 3 Jahren im Gemeindeausſchuſſe und<lb/> gewiß einer, der Oppoſition machte, aber es iſt mit<lb/> der Wirtſchaft nicht ſo ſchlecht, es ſind alte Fehler<lb/> da, die ſuzeſſive verſchwinden müſſen, aber Recht muß<lb/> Recht ſein; mögen auch Leute an der Spitze ſtehen,<lb/> die vielen nicht angenehm ſind, ſo erfüllen ſie ihre<lb/> Pflicht und ich betone, daß eine muſterhafte Wirt-<lb/> ſchaft in der Buchführung herrſcht. Herr <hi rendition="#g">Fleiſch-<lb/> mann</hi> will von einer Kandidatur des Herrn Direktors<lb/> von Penzig-Franz nichts wiſſen, worauf Herr Iskat<lb/> unter Beifall der Anweſenden hinweiſt, daß ein Mann,<lb/> der einem ſo großen Etabliſſement vorſteht, auch in<lb/> die Gemeindevertretung gehört und bittet, den Antrag<lb/> des Herrn Fleiſchmann als nicht gehört zu betrachten,<lb/> umſomehr als die Kandidatenliſte ſchon fertiggeſtellt<lb/> ſei. Es ſei noch erwähnt, daß zum Schluſſe der<lb/> Verſammlung Herr <hi rendition="#g">Hajek</hi> durch den Vortrag ſeiner<lb/> „wohlgeſetzten, manchmal etwas verſchrobenen Rede“<lb/> große Heiterkeit erregte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Wählerverſammlung.)</hi> </head> <p>Montag abends,<lb/> alſo vor Beginn der Wahlen, hatte Herr Rudolf<lb/><hi rendition="#g">Lettmüller</hi> in einer Verſammlung im Gaſthauſe<lb/> des Herrn Appel einen Teil der Wähler vereinigt,<lb/> die teils aus Intereſſe an der Sache, aber vielfach<lb/> auch deshalb hingingen, um einen vergnügten Abend<lb/> zu haben. Seine Kritik iſt nur eine Wiederholung<lb/> aller jener Angriffe gegen den Herrn Bürgermeiſter<lb/><hi rendition="#g">Reiter,</hi> die den Vöslauern zur Genüge bekannt<lb/> ſind; neu war, daß Herr Reiter einen Jahresgehalt<lb/> von 3200 Kr. beziehe. Hier wurde aber der Redner<lb/> von Herrn Anton <hi rendition="#g">Kainrath,</hi> Architekt und Bau-<lb/> meiſter, dahin aufgeklärt, daß dieſer Poſten im Budget<lb/> nur durch eine <hi rendition="#g">Nachzahlung</hi> von 800 Kr. ent-<lb/> ſtanden ſei, ſomit der Gehalt nach wie vor nur<lb/> 2400 Kr. betrage. Herr Lettmüller zählt als Werke des<lb/> Herrn Bürgermeiſters (eine Gemeindervertretung muß<lb/> damals nicht exiſtiert haben) die Kurkommiſſion auf,<lb/> die eine Gemeinde in der Gemeinde ſei, beſpricht die<lb/> Bierumlage, die ihren Zweck, Regulierung der Mühl-<lb/> gaſſe, Uebergänge ꝛc. zu ſchaffen, nicht erfüllt habe<lb/> (wer hindert die Regulierung? Herr Kohn durch ſeine<lb/> nicht entſprechenden Forderungen), verlangt Auf-<lb/> klärung über die 36.000 Kr. als Erträgnis dieſer<lb/> Umlage, führt die Draſche-Villa, die Erhöhung der<lb/> Umlage und den Verkauf des Hotels Kommunal an,<lb/> deſſen Pächter ein Rieſengeſchäft mache. Die Benefizien<lb/> der Hausherren im Bade ſeien derart, daß wir<lb/> 30 Heller im unteren Teiche zahlen müſſen, wo die<lb/> Muſiker des Herrn Schwarz 20 Heller zahlen, die<lb/> Aenderung der Dienſtpragmatik wegen eines zu<lb/> wählenden Ausſchußmitgliedes ſei nicht am Platze,<lb/> die Verpachtung des Kaffeehauſes war nicht richtig,<lb/> da man keine Konzeſſion beſaß (man kann ſie ja be-<lb/><cb/> kommen), das Hotel Kommunal ſolle im Offertwege<lb/> verkauft werden, das Vorgehen des Herrn Bürger-<lb/> meiſters bei den Bauten ſei nicht gleichmäßig, die<lb/> Vergebung der Bauarbeiten erfolge zu ſeinen Gunſten,<lb/> Redner ſelbſt werden zurückgeſetzt, während z. B. die<lb/> Herren Spika, Tremel, P. Teufel Erde aus der<lb/> Schlammgrube bezogen, konnte er keine Fuhr Grotten-<lb/> ſteine bekommen, auch die Beleuchtung am Waldes-<lb/> rande der in der Waldandachtſtraße ſtehenden Neu-<lb/> bauten fehle noch immer, man komme ihm gar nicht<lb/> entgegen, obwohl z. B. auf ſeine Anregung dort<lb/> zwei weitere Villen entſtanden ſind und die Herren<lb/> von Schlumberger, Ludwig Schneider, Kummer, Heger<lb/> und Brünner nur auf ſeine Empfehlung hin elektriſche<lb/> Motore aufgeſtellt hätten. Man müſſe ſich Baden zum<lb/> Muſter nehmen, wo Straßen und Beleuchtung ſchon<lb/> da ſind, bevor gebaut werde, Vöslau ſei um<lb/> 200 Jahre zurück. Zum Schluſſe empfiehlt Herr<lb/> R. Lettmüller ſeine Kandidaten.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Freitag, den 27. März: <hi rendition="#g">„Der Veilchen-<lb/> freſſer“,</hi> Herr Max <hi rendition="#g">Devrient,</hi> k. k. Hofſchau-<lb/> ſpieler, als Gaſt.</p><lb/> <p>Wieder ein Gaſt aus dem Hofburgtheater! Und<lb/> noch dazu ein ſo ſeltener. Wer weiß, wann dieſe<lb/> Gelegenheit wiederkehrt, dachte unſer ſtändiges Pub-<lb/> likum und beeilte ſich, ſo ſchnell als möglich, trotz<lb/> der an Gaſtſpielen und Premieren jetzt auf einmal<lb/> ſo überreich bedachten und deshalb ohnehin zu faſt<lb/> täglichem Theaterbeſuch verlockenden Saiſon-Schluß-<lb/> zeit, in den Beſitz der für dieſes beſondere Theater-<lb/> ereignis notwendigen Legitimationen, reſp. Eintritts-<lb/> karten zu ſetzen.</p><lb/> <p>Herr Max <hi rendition="#g">Devrient</hi> gab den Huſaren-Leut-<lb/> nant Viktor v. Berndt, den Veilchenfreſſer in dem<lb/> gleichnamigen, altbewährten Luſtſpiele Guſtav von<lb/> Moſer’s und riß durch ſeine bezwingenden Natür-<lb/> lichkeiten in der Charakteriſierung dieſer ſo liebens-<lb/> würdig und männlich-tatkräftig gezeichneten Luſtſpiel-<lb/> figur das bis auf das letzte Plätzchen gefüllte Haus<lb/> zu ſtürmiſchen Ovationen hin.</p><lb/> <p>Sehr vorteilhaft in der nächſten Umgebung des<lb/> illuſtren Gaſtes hob ſich diesmal der Referendar von<lb/> Feldt des Herrn <hi rendition="#g">Neufeld</hi> ab. Dem jungen Schau-<lb/> ſpieler liegen dieſe ſchüchternen Liebhaber vortrefflich<lb/> und es koſtete ihm eigentlich nur ein wenig Fleiß,<lb/> um immer das Publikum ſo zufrieden zu ſtellen wie<lb/> diesmal.</p><lb/> <p>Fräulein <hi rendition="#g">Maſtn<hi rendition="#aq">é</hi> </hi> war eine bildſchöne Frau<lb/> von Wildenheim, leider aber nicht ſo ſicher, als es<lb/> dieſe ſchwierige Aufgabe verlangte. Ueberhaupt ver-<lb/> ſchleppte ſich das Tempo der Vorſtellung, beſonders<lb/> im erſten Akte, derart, daß es zeitweiſe direkt unbe-<lb/> haglich wurde.</p><lb/> <p>Samstag, den 28. v. M., zum erſten Male:<lb/><hi rendition="#g">„Die Förſter-Chriſtl“,</hi> Operette in drei Akten<lb/> von Bernhard Buchbinder. Muſik von Georg Jarno.</p><lb/> <p>Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor-<lb/> ſchluß, wahrſcheinlich als eine Art Entſchädigung für<lb/> die direktionell verſprochenen, aber nicht zur Auf-<lb/> führung gebrachten Novitäten im Bereiche der Operette,<lb/> vielleicht auch als Beſchwichtigungsfaktor für die in<lb/> jenem Genre heuer begangenen Sünden, doch noch<lb/> die „Förſter-Chriſtl“, die letzte Operettennovität der<lb/> Jarno’ſchen Bühnen, auf unſeren heimatlichen Brettern<lb/> bewillkommnen. Eine Operette, mit der man in Wien<lb/> ſehr viel Aufhebens machte, zu dem aber entſchieden<lb/> die Berechtigung mangelt. Weder Muſik noch Text<lb/> ſind ſo außerordentlich, daß ſie die Novität über das<lb/> Niveau hinausheben, welches Mittelmäßigkeit, wenn<lb/> auch diesmal mit den Beiworten gefällig und liebens-<lb/> würdig, bedeutet.</p><lb/> <p>Ein bischen ungariſches Milien aus dem „Schnur-<lb/> bart“, ein Stückchen Sentimentalität aus dem<lb/> „Walzertraum“ und dazu irgend eine der einer ganz<lb/> ſpeziellen Volksliteratur nach legionweiſen Avanturen<lb/> Kaiſer Joſefs — und das Libretto iſt fertig. Bern-<lb/> hard Buchbinder arbeitet diesmal ſogar ziemlich viel<lb/> in Gefühlsduſelei — freilich, das Karltheater hat ja<lb/> die herrſchende Richtung angegeben und ſteuert noch<lb/> immer ſchnurgerade darnach — aber von dem präch-<lb/> tigen Humor des gewiegten Bühnenmannes merkt<lb/> man in ſeinem neueſten Erzeugnis verzweifelt wenig.<lb/> Das iſt ſchade, denn eine tüchtige Portion Komik<lb/> kann unbeſchadet der Sentimentalität im Operetten-<lb/> genre noch immer exiſtieren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.
Bezirksbote einen intereſſanten erſchöpfenden Bericht,
auf den wir noch zurückkommen werden.
*(Vortrag.) Im Namen des Mödlinger
Muſeumsvereines hält der Direktor des Landesreal-
obergymnaſiums Herr Franz Roch morgen, den
2. d. M. einen zweifellos ſehr intereſſanten Ski-
optikonvortrag über die „Römerſtadt Carnuntum und
das Muſeum in Carnuntum“. Anfang des Vortrages
bei freiem Eintritt ½7 Uhr abends.
*(Turnhalle-Stiftungsfeſt). Am 4. d. M.
findet im großen Saale des Brunner-Brauereihof-
Hotels das Turnhalle-Stiftungsfeſt ſtatt, wobei die
Kapelle Dreſcher den muſikaliſchen Teil beſorgt. Eine
Stunde vor Mitternacht beginnt ein ſicherlich ſehr
animiertes Tanzkränzchen. Im Gemütlichen produzieren
ſich die „Bieglerbuam“.
* (Konzert.) Das zweite und letzte Konzert
des Quarttets Fitzner findet am 6. d. M. im
Saale des Hotels „Stadt Mödling“ ſtatt. Da außer
den bekannt vorzüglichen Leiſtungen dieſes Quartetts
Lieder von Liszt und Hugo Wolf (vorgetragen von
der Konzertſängerin Frau Amalie Löwe) geboten
werden, kann man mit vollſter Sicherheit auf
einen genußreichen Abend rechnen.
* (Lyzeumverein.) Am 3. d. M. findet im
Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ eine außerordentliche
Generalverſammlung des früheren Lyzeumbauvereines
ſtatt, der unter dem neuen Titel „Mödlinger Lyzeum-
verein“ auf Grund der geänderten Statuten auch
einen neuen Vereinsausſchuß bekommen ſoll. Wir
wünſchen dieſem Vereine, durch deſſen Tätigkeit das
höchſt erſprießlich wirkende Mädchenlyzeum eine
geſicherte finanzielle Grundlage gewinnt, das erfolg-
reichſte Gedeihen.
* (Dilettantentheater.) Die Lorbeeren
des letzterwähnten Dilettantentheaters laſſen den Ar-
beitertheaterverein „Anzengruber“ nicht ruhen und ſo
kommt es, daß im Brunner Brauerei-Hotel am
5. d. M. der „Meineidbauer“ zur Aufführung
kommt — gewiß ein edler Wettſtreit unter Arbeiter-
vereinigungen.
Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Berndorf.
(Gaunerſtreiche.) In der Nacht
von Freitag auf Samstag voriger Woche haben
wieder einige lichtſcheue Individuen ihrer rohen Zer-
ſtörungswut freie Zügel gelaſſen. Zwei von den
Bänken, welche der Verſchönerungsverein am Wald-
ſteige aufgeſtellt hat und die bis zirka ½ m in der
Erde ſtecken, wurden herausgeriſſen, dann wurde an
manchen Stellen die Einplankung der parallel zum
Waldſteige laufenden Staatsbahn arg zerſtört. Als
die ſauberen Geſellen unten am Steige nichts mehr
zu verwüſten fanden, ſtiegen ſie auf den, vom Wald-
ſteige ſteil emporführenden Berg und rollten von hier
Steine im beiläufigen Durchmeſſer von zirka ¾ m
herab. Es muß nur als ein Glück bezeichnet werden,
daß unten am Wege gerade niemand ging, als die
Steine herabſauſten, die den unten am Wege befind-
lichen Stacheldrahtzaun mehrfach zerſtörten. Die
Steine rollten bis knapp auf den Bahnkörper und
einige mußte der Streckenwächter gelegentlich ſeines
Kontrollganges beſeitigen. Samstag abends beſichtigte
Herr Krupp den Ort dieſer abſcheulichen Gauner-
ſtückchen und ließ ſich von dem, zufällig auf dem
Geleiſe daherkommenden Streckenwächter erzählen,
was dieſer von der Sache wußte. Von den Tätern
fehlt bisher jede Spur. — Hoffentlich wird endlich
einmal eine radikale Aktion gegen dieſes rohe Geſindel
eingeleitet, deren nächtliches Auftreten ſich beſonders
in letzter Zeit wiederholt bemerkbar machte.
(Theater.) Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr
abends, gelangt die Operette „Die Landſtreicher“
zur Aufführung.
Vöslau.
(Wählerverſammlung). Der
Hausherrnverein für Vöslau und Umgebung hielt
Sonntag nachmittags im Hotel Zwierſchütz eine all-
gemein zugängliche Verſammlung ab, die ſich vor
allem mit der Aufſtellung der Kandidaten für die
Gemeindevertretung befaßte. Nachdem Herr Hoff-
mannrichter mit wenigen Worten die Verſamm-
lung über den Zweck des Vereines aufgellärt hatte
und beſonders hervorhob, daß die Kandidaten aus
einer freien Verſammlung hervorgegangen, unabhängig,
alſo weder einer einzigen Perſon, noch einer Partei
oder einem Vereine zu Dank verpflichtet ſeien, wird
ein Komitée gewählt, u. zw. beſtehend aus der
Leitung des Vereines und den Herren: Gräf,
Hauſenberger, Jakob Maſchler und Schaumann,
welches nach kurzer Beratung folgende Kandidaten
aufſtellte: I. Wahlkörper die Herren: von Schlum-
berger, von Penzig-Franz, Dr. Adler,
Zwierſchütz; als Erſatzmänner: Hanſy und
Pfleger. II. Wahlkörper die Herren: Anton Bauer,
Anton Kainrath, Joſef Witzmann und Sparrer;
als Erſatzmann: Franz Grandl. III. Wahlkörper
die Herren: Breyer, Prewein, Karl Reithofer,
Schnöller; als Erſatzmann: Rudolf Kirchner.
Der Obmann des Vereines Herr Iskat erſucht,
die Wahl dieſer Herren zu unterſtützen und führt
aus, wie die Leitung, fern von jedem perſönlichen
Intereſſe beſtrebt war, ſeine Mitglieder zu ſchützen
und wie ſie als Gemeindevertreter das Wohl des
Kurortes anſtreben. „Es iſt nicht vorteilhaft“, ſagt
der Redner weiter, „wenn eine Gemeinde nur von
einigen geführt wird, und alle übrigen zu den An-
trägen des Gemeinderates Ja und Amen ſagen;
obwohl man uns nicht gern ſah, weil wir Oppoſition
machten, ſo wollen wir unſere Anſichten verfechten
und durchſetzen, daß dieſe berückſichtigt werden. Es
wird eine ſchwere Aufgabe der Zukunft ſein, eine
weitere Erhöhung der Umlage zu vermeiden und
dennoch zu ſchaffen, was eines Kurortes würdig iſt,
alſo nur für unbedingt notwendige Anträge zu
ſtimmen. Wenn bis jetzt viel für die Waldwieſe
geſchah, muß in der nächſten Zeit für Straßen,
Uebergänge und Trottoirs viel angewendet werden.
Bezüglich der Ausgeſtaltung des Bades ſollen die
bereits abgezahlten 170.000 K herausgenommen, d. h.
auf eine längere Zeit verteilt werden — es mögen
auch die Nachkommen einige Laſten auf ſich nehmen
— denn es muß eine neue vergrößerte Kabinenan-
lage, nebſtbei eine Art Heilanſtalt geſchaffen und die
Kolonnade verlängert werden. Als Kurort brauchen
wir unbedingt eine Waſſerleitung, die Kanaliſierung
und die Pflaſterung. Herr Hoffmannrichter
führt aus: der Bahnhofbau interreſſiert uns ebenfalls
und wir werden uns energiſch gegen eine Brücke wehren.
Es gibt alſo Arbeit in Hülle und Fülle. Wenn von
anderer Seite nun von verlotterter Wirtſchaft ge-
ſprochen wird, ſo will ich noch folgendes bemerken:
ich bin ſeit 3 Jahren im Gemeindeausſchuſſe und
gewiß einer, der Oppoſition machte, aber es iſt mit
der Wirtſchaft nicht ſo ſchlecht, es ſind alte Fehler
da, die ſuzeſſive verſchwinden müſſen, aber Recht muß
Recht ſein; mögen auch Leute an der Spitze ſtehen,
die vielen nicht angenehm ſind, ſo erfüllen ſie ihre
Pflicht und ich betone, daß eine muſterhafte Wirt-
ſchaft in der Buchführung herrſcht. Herr Fleiſch-
mann will von einer Kandidatur des Herrn Direktors
von Penzig-Franz nichts wiſſen, worauf Herr Iskat
unter Beifall der Anweſenden hinweiſt, daß ein Mann,
der einem ſo großen Etabliſſement vorſteht, auch in
die Gemeindevertretung gehört und bittet, den Antrag
des Herrn Fleiſchmann als nicht gehört zu betrachten,
umſomehr als die Kandidatenliſte ſchon fertiggeſtellt
ſei. Es ſei noch erwähnt, daß zum Schluſſe der
Verſammlung Herr Hajek durch den Vortrag ſeiner
„wohlgeſetzten, manchmal etwas verſchrobenen Rede“
große Heiterkeit erregte.
(Wählerverſammlung.) Montag abends,
alſo vor Beginn der Wahlen, hatte Herr Rudolf
Lettmüller in einer Verſammlung im Gaſthauſe
des Herrn Appel einen Teil der Wähler vereinigt,
die teils aus Intereſſe an der Sache, aber vielfach
auch deshalb hingingen, um einen vergnügten Abend
zu haben. Seine Kritik iſt nur eine Wiederholung
aller jener Angriffe gegen den Herrn Bürgermeiſter
Reiter, die den Vöslauern zur Genüge bekannt
ſind; neu war, daß Herr Reiter einen Jahresgehalt
von 3200 Kr. beziehe. Hier wurde aber der Redner
von Herrn Anton Kainrath, Architekt und Bau-
meiſter, dahin aufgeklärt, daß dieſer Poſten im Budget
nur durch eine Nachzahlung von 800 Kr. ent-
ſtanden ſei, ſomit der Gehalt nach wie vor nur
2400 Kr. betrage. Herr Lettmüller zählt als Werke des
Herrn Bürgermeiſters (eine Gemeindervertretung muß
damals nicht exiſtiert haben) die Kurkommiſſion auf,
die eine Gemeinde in der Gemeinde ſei, beſpricht die
Bierumlage, die ihren Zweck, Regulierung der Mühl-
gaſſe, Uebergänge ꝛc. zu ſchaffen, nicht erfüllt habe
(wer hindert die Regulierung? Herr Kohn durch ſeine
nicht entſprechenden Forderungen), verlangt Auf-
klärung über die 36.000 Kr. als Erträgnis dieſer
Umlage, führt die Draſche-Villa, die Erhöhung der
Umlage und den Verkauf des Hotels Kommunal an,
deſſen Pächter ein Rieſengeſchäft mache. Die Benefizien
der Hausherren im Bade ſeien derart, daß wir
30 Heller im unteren Teiche zahlen müſſen, wo die
Muſiker des Herrn Schwarz 20 Heller zahlen, die
Aenderung der Dienſtpragmatik wegen eines zu
wählenden Ausſchußmitgliedes ſei nicht am Platze,
die Verpachtung des Kaffeehauſes war nicht richtig,
da man keine Konzeſſion beſaß (man kann ſie ja be-
kommen), das Hotel Kommunal ſolle im Offertwege
verkauft werden, das Vorgehen des Herrn Bürger-
meiſters bei den Bauten ſei nicht gleichmäßig, die
Vergebung der Bauarbeiten erfolge zu ſeinen Gunſten,
Redner ſelbſt werden zurückgeſetzt, während z. B. die
Herren Spika, Tremel, P. Teufel Erde aus der
Schlammgrube bezogen, konnte er keine Fuhr Grotten-
ſteine bekommen, auch die Beleuchtung am Waldes-
rande der in der Waldandachtſtraße ſtehenden Neu-
bauten fehle noch immer, man komme ihm gar nicht
entgegen, obwohl z. B. auf ſeine Anregung dort
zwei weitere Villen entſtanden ſind und die Herren
von Schlumberger, Ludwig Schneider, Kummer, Heger
und Brünner nur auf ſeine Empfehlung hin elektriſche
Motore aufgeſtellt hätten. Man müſſe ſich Baden zum
Muſter nehmen, wo Straßen und Beleuchtung ſchon
da ſind, bevor gebaut werde, Vöslau ſei um
200 Jahre zurück. Zum Schluſſe empfiehlt Herr
R. Lettmüller ſeine Kandidaten.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Freitag, den 27. März: „Der Veilchen-
freſſer“, Herr Max Devrient, k. k. Hofſchau-
ſpieler, als Gaſt.
Wieder ein Gaſt aus dem Hofburgtheater! Und
noch dazu ein ſo ſeltener. Wer weiß, wann dieſe
Gelegenheit wiederkehrt, dachte unſer ſtändiges Pub-
likum und beeilte ſich, ſo ſchnell als möglich, trotz
der an Gaſtſpielen und Premieren jetzt auf einmal
ſo überreich bedachten und deshalb ohnehin zu faſt
täglichem Theaterbeſuch verlockenden Saiſon-Schluß-
zeit, in den Beſitz der für dieſes beſondere Theater-
ereignis notwendigen Legitimationen, reſp. Eintritts-
karten zu ſetzen.
Herr Max Devrient gab den Huſaren-Leut-
nant Viktor v. Berndt, den Veilchenfreſſer in dem
gleichnamigen, altbewährten Luſtſpiele Guſtav von
Moſer’s und riß durch ſeine bezwingenden Natür-
lichkeiten in der Charakteriſierung dieſer ſo liebens-
würdig und männlich-tatkräftig gezeichneten Luſtſpiel-
figur das bis auf das letzte Plätzchen gefüllte Haus
zu ſtürmiſchen Ovationen hin.
Sehr vorteilhaft in der nächſten Umgebung des
illuſtren Gaſtes hob ſich diesmal der Referendar von
Feldt des Herrn Neufeld ab. Dem jungen Schau-
ſpieler liegen dieſe ſchüchternen Liebhaber vortrefflich
und es koſtete ihm eigentlich nur ein wenig Fleiß,
um immer das Publikum ſo zufrieden zu ſtellen wie
diesmal.
Fräulein Maſtné war eine bildſchöne Frau
von Wildenheim, leider aber nicht ſo ſicher, als es
dieſe ſchwierige Aufgabe verlangte. Ueberhaupt ver-
ſchleppte ſich das Tempo der Vorſtellung, beſonders
im erſten Akte, derart, daß es zeitweiſe direkt unbe-
haglich wurde.
Samstag, den 28. v. M., zum erſten Male:
„Die Förſter-Chriſtl“, Operette in drei Akten
von Bernhard Buchbinder. Muſik von Georg Jarno.
Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor-
ſchluß, wahrſcheinlich als eine Art Entſchädigung für
die direktionell verſprochenen, aber nicht zur Auf-
führung gebrachten Novitäten im Bereiche der Operette,
vielleicht auch als Beſchwichtigungsfaktor für die in
jenem Genre heuer begangenen Sünden, doch noch
die „Förſter-Chriſtl“, die letzte Operettennovität der
Jarno’ſchen Bühnen, auf unſeren heimatlichen Brettern
bewillkommnen. Eine Operette, mit der man in Wien
ſehr viel Aufhebens machte, zu dem aber entſchieden
die Berechtigung mangelt. Weder Muſik noch Text
ſind ſo außerordentlich, daß ſie die Novität über das
Niveau hinausheben, welches Mittelmäßigkeit, wenn
auch diesmal mit den Beiworten gefällig und liebens-
würdig, bedeutet.
Ein bischen ungariſches Milien aus dem „Schnur-
bart“, ein Stückchen Sentimentalität aus dem
„Walzertraum“ und dazu irgend eine der einer ganz
ſpeziellen Volksliteratur nach legionweiſen Avanturen
Kaiſer Joſefs — und das Libretto iſt fertig. Bern-
hard Buchbinder arbeitet diesmal ſogar ziemlich viel
in Gefühlsduſelei — freilich, das Karltheater hat ja
die herrſchende Richtung angegeben und ſteuert noch
immer ſchnurgerade darnach — aber von dem präch-
tigen Humor des gewiegten Bühnenmannes merkt
man in ſeinem neueſten Erzeugnis verzweifelt wenig.
Das iſt ſchade, denn eine tüchtige Portion Komik
kann unbeſchadet der Sentimentalität im Operetten-
genre noch immer exiſtieren.
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