Badener Zeitung. Nr. 26, Baden (Niederösterreich), 30.03.1904. Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904. [Spaltenumbruch] in der Sektion sowohl als auch im Gemeinderate nicht alle Stimmen für sich hatte, denn sowohl die Sektions- als auch die Gemeinderatssitzung wurde vor der Beschlußfassung beschlußunfähig, indem ein Teil der Herren sich entfern[t]e. Vielleicht erleben wir es doch noch, daß dieses engherzige Vorgehen der Kaufmannschaft von Baden gegenüber einem toleran- tenen Entgegenkommen weicht. Lokal-Nachrichten. -- Personalnachricht. Landesgerichtsrat -- Todesfälle. Sonntag vormittags starb -- Kirchengesang. Am Charfreitag wird -- Eine Versammlung. Der christlichsoziale -- "Der Herr Professor", die Operette -- Schluß der Theatersaison. Mit der -- Dürerverein Baden. Mit dem dritten "Drei himmlische Schreine Stehen hinieden: Eine Wiege voll Träume, Ein Bett voll Wonnen, Ein Sarg voll Frieden". Dann folgte Fontane's "Die Frage bleibt" als "Gutmütig legt der alte Herr (der Tod) die Hand Auf meine Augen, die sich öffnen wollen, Und sagt ein Wiegenlied, die Worte langsam, Sehr langsam sprechend: Nicht bange sein -- -- So, so -- -- so -- So, so, so -- -- --" Mit Fontane's "Halte dich still, halte dich stumm, Nur nicht forschen: warum -- warum?" und Rosegger's "Drei himmlische Schreine" schließt -- Strakosch-Vorlesung. Wie wir bereits -- Gesangverein Baden. Anläßlich der -- Im Stadtpark wurde am 28. d. M., -- Selbstmordversuch? Die bei einem -- Badener Schulküch[e]. Ausweis der für die unter Von nah und fern. Feuersichere Verglasung. Am 26. März Die Brünner städt. Kindergärten im Schulmuseum. Zum Zwecke eines einheitlichen Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904. [Spaltenumbruch] in der Sektion ſowohl als auch im Gemeinderate nicht alle Stimmen für ſich hatte, denn ſowohl die Sektions- als auch die Gemeinderatsſitzung wurde vor der Beſchlußfaſſung beſchlußunfähig, indem ein Teil der Herren ſich entfern[t]e. Vielleicht erleben wir es doch noch, daß dieſes engherzige Vorgehen der Kaufmannſchaft von Baden gegenüber einem toleran- tenen Entgegenkommen weicht. Lokal-Nachrichten. — Perſonalnachricht. Landesgerichtsrat — Todesfälle. Sonntag vormittags ſtarb — Kirchengeſang. Am Charfreitag wird — Eine Verſammlung. Der chriſtlichſoziale — „Der Herr Profeſſor“, die Operette — Schluß der Theaterſaiſon. Mit der — Dürerverein Baden. Mit dem dritten „Drei himmliſche Schreine Stehen hinieden: Eine Wiege voll Träume, Ein Bett voll Wonnen, Ein Sarg voll Frieden“. Dann folgte Fontane’s „Die Frage bleibt“ als „Gutmütig legt der alte Herr (der Tod) die Hand Auf meine Augen, die ſich öffnen wollen, Und ſagt ein Wiegenlied, die Worte langſam, Sehr langſam ſprechend: Nicht bange ſein — — So, ſo — — ſo — So, ſo, ſo — — —“ Mit Fontane’s „Halte dich ſtill, halte dich ſtumm, Nur nicht forſchen: warum — warum?“ und Roſegger’s „Drei himmliſche Schreine“ ſchließt — Strakoſch-Vorleſung. Wie wir bereits — Geſangverein Baden. Anläßlich der — Im Stadtpark wurde am 28. d. M., — Selbſtmordverſuch? Die bei einem — Badener Schulküch[e]. Ausweis der für die unter Von nah und fern. Feuerſichere Verglaſung. Am 26. März Die Brünner ſtädt. Kindergärten im Schulmuſeum. Zum Zwecke eines einheitlichen <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="baden2" prev="#baden1" type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.</hi></hi></fw><lb/><cb/> in der Sektion ſowohl als auch im Gemeinderate<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> alle Stimmen für ſich hatte, denn ſowohl die<lb/> Sektions- als auch die Gemeinderatsſitzung wurde<lb/><hi rendition="#g">vor</hi> der Beſchlußfaſſung beſchlußunfähig, indem ein<lb/> Teil der Herren ſich entfern<supplied>t</supplied>e. Vielleicht erleben wir<lb/> es doch noch, daß dieſes engherzige Vorgehen der<lb/> Kaufmannſchaft von Baden gegenüber einem toleran-<lb/> tenen Entgegenkommen weicht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Lokal-Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Perſonalnachricht.</hi> </head> <p>Landesgerichtsrat<lb/> Baron <hi rendition="#g">Handel-Mazetti,</hi> der Vorſtand des hieſ.<lb/> Bezirksgerichtes, wird demnächſt aus ſeinem Amte<lb/> ſcheiden, da er nach Wien überſetzt wurde. Baron<lb/> Handel, der durch volle 10 Jahre dem hieſigen<lb/> Bezirksgerichte vorſtand, erfreute ſich durch ſeine<lb/> trefflichen Charaktereigenſchaften und ſein freundliches<lb/> Entgegenkommen ſowohl als Vorſtand wie auch als<lb/> Richter allgemeiner Beliebtheit und wir ſehen ihn<lb/> ungern ſcheiden. Sein Nachfolger iſt bis zur Stunde<lb/> nicht bekannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Todesfälle.</hi> </head> <p>Sonntag vormittags ſtarb<lb/> hier der Privater und ehemalige Buchdruckereibeſitzer<lb/> Herr Jakob <hi rendition="#g">Grätz</hi> im 74. Lebensjahre. Der Ver-<lb/> ſtorbene war Gründer und Ausſchußmitglied der<lb/> Badener Sparkaſſe. Montag, den 28. d., iſt hier Herr<lb/><hi rendition="#g">Joſef Zant,</hi> Privatier und Schwiegervater des<lb/> Dr. Lantin, nach längerer Krankheit im hohen Alter<lb/> von 84 Jahren geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kirchengeſang.</hi> </head> <p>Am Charfreitag wird<lb/> in der hierortigen evangeliſchen Kirche in dem um<lb/> 10 Uhr vormittags beginnenden Gottesdienſte Herr<lb/> Robert <hi rendition="#g">Stühlinger</hi> aus Wiener-Neuſtadt Gounod’s<lb/> „Golgatha“ ſingen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Eine Verſammlung.</hi> </head> <p>Der chriſtlichſoziale<lb/> Wahlverein hielt vor etlichen Tagen in einem Mödlinger<lb/> Gaſthofe eine Verſammlung ab, von der wir wegen<lb/> der unten folgenden Bemerkungen des aus Wien<lb/> gekommenen Gaſtes Dr. <hi rendition="#g">Geßmann</hi> Notiz nehmen.<lb/> Es wurde vor allem feſtgeſtellt, daß der Wahl-<lb/> verein ſeine Thätigkeit über 54 Orte in Nieder-<lb/> öſterreich erſtreckt und 400 Mitglieder zählt. Bei den<lb/> Ausſchußwahlen ergaben ſich folgende Reſultate; Zum<lb/> Obmann wurde der bekannte penſionierte Oberſt<lb/><hi rendition="#g">Heinzel,</hi> zu deſſen Stellvertreter Herr <hi rendition="#g">Geyregger,</hi><lb/> dann Dr. <hi rendition="#g">Scholz,</hi> Profeſſor <hi rendition="#g">Kainz</hi> und Herr<lb/><hi rendition="#g">Raab</hi> gewählt; als Ausſchüſſe die Abg. <hi rendition="#g">Thoma,<lb/> Kern, Jukel</hi> und <hi rendition="#g">Schütz.</hi> Der Landesausſchuß<lb/> Dr. Geßmann beſprach zuerſt die kriegeriſchen Ereig-<lb/> niſſe im Orient und knüpfte an dieſes aktuelle Thema<lb/> die Bemerkung, daß darin auch für andere Länder<lb/> eine Kriegsgefahr läge. Dann kam er auf das öſter-<lb/> reichiſche Abgeordnetenhaus zu ſprechen, bezeichnete die<lb/> Situation desſelben als troſtlos und ſagte, daß neben<lb/> der Partei der Chriſtlichſozialen nur noch wenige<lb/> Parteien gegen die Obſtruktion eingenommen ſeien.<lb/> Die wirtſchaftliche Lage iſt dementſprechend eine<lb/> beklagenswerte, viele Exiſtenzen werden durch der-<lb/> artige Zuſtände untergraben und es zeige ſich ein<lb/> greller Unterſchied gegen Deutſchland, das ſeine Kriſe<lb/> längſt überwunden habe und gedeihe. Nur einen lichten<lb/> Ausblick gewähren die großen Unternehmungen in<lb/> Niederöſterreich. Schließlich fand es Geßmann für<lb/> opportun, Mödling und deſſen Bürgermeiſter zu<lb/> beglückwünſchen, weil dort glückliche Zuſtände herr-<lb/> ſchen und eine Menge Neuerungen eingeführt worden<lb/> ſeien, die dem Wohle der Bevölkerung dienten. <hi rendition="#g">Des-<lb/> halb ſei es kein Unglück, daß die Fort-<lb/> ſchrittlichen in Baden ihren Sitz hätten,<lb/> — in Baden, das mit ſeinen Schuldver-<lb/> bindlichkeiten einen ſcharfen Gegenſatz zu<lb/> Mödling bietet!</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">„Der Herr Profeſſor“,</hi> </head> <p>die Operette<lb/> unſeres heimiſchen Komponiſten B. v. <hi rendition="#g">Ujj,</hi> gelangt<lb/> Mitte Juni in Berlin zur Aufführung. Vorher ſoll<lb/> dieſelbe auf den Bühnen einiger größerer deutſcher<lb/> Städte aufgeführt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Schluß der Theaterſaiſon.</hi> </head> <p>Mit der<lb/> montägigen Vorſtellung der Oper „Der Waffenſchmied“<lb/> zum Beſten des Chorperſonales fand die letzte Vor-<lb/> ſtellung in der diesjährigen Winterſaiſon bei gut-<lb/> beſuchtem Hauſe ſtatt. Nach der Overture trat Regiſſeur<lb/> Herr Maſchek an die Rampe und machte die Mitteilung,<lb/> daß wegen gänzlicher Heiſerkeit des Herrn Gerold<lb/> Direktor Heißiger deſſen Partie übernommen habe,<lb/> was von dem Publikum mit Händeklatſchen aufge-<lb/> nommen wurde. Auch auf offener Szene ſowie nach<lb/> Schluß des erſten Aktes wurde Direktor Heißiger<lb/> mit demonſtrativem Beifall ausgezeichnet. — Die<lb/> neue Saiſon, welche bekanntlich am 1. Mai eröffnet<lb/> werden muß, dürfte völlig neue Verhältniſſe bringen,<lb/> da im Perſonalſtande durchgreifende Neuengagements<lb/><cb/> ſtattfinden werden. Ob auch die beabſichtigte Erhöhung<lb/> der Preiſe bewilligt werden wird, bleibt freilich eine<lb/> andere Frage.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Dürerverein Baden.</hi> </head> <p>Mit dem dritten<lb/><hi rendition="#g">intimen Abend</hi> fanden die Vortragsabende des<lb/> Vereines für dieſe Saiſon ihren Abſchluß. Und daß<lb/> der Abſchluß ein ſo würdiger, ein ganz den Inten-<lb/> tionen des für die Hebung des Kunſtverſtändniſſes<lb/> kämpfenden Dürervereines entſprechender war, iſt dem<lb/> trefflichen von Frau Frieda v. <hi rendition="#g">Becher-Rüden-<lb/> hof</hi> gehaltenen Vortrag „John Ruskin, der Aeſthetiker“<lb/> zu danken, den die Leſer im heutigen Feuilleton<lb/> abgedruckt finden. Dem Verein muß man dazu gra-<lb/> tulieren und er darf ſtolz darauf ſein, daß er ſo<lb/> opferfreudige Mitarbeiter unter ſeinen Mitgliedern<lb/> beſitzt, wie es Frau v. Becher-Rüdenhof iſt und wie<lb/> es ja auch Frau Helene <hi rendition="#g">Littmann</hi> und die Herren<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Plattenſteiner</hi> und Joſ. Aug. <hi rendition="#g">Lux</hi> ſind.<lb/> Nach dem Vortrage folgten noch einige muſikaliſche<lb/> und deklamatoriſche Darbietungen. Fräulein Erna<lb/><hi rendition="#g">Haniſch,</hi> als tüchtige Klavierſpielerin ſchon gelegent-<lb/> lich der Beſprechung der Konzert-Akademie mit vollſtem<lb/> Recht gewürdigt, gab Teile aus Grieg’s „Peer<lb/> Gynt“-Suite zum beſten. Herr <hi rendition="#g">Forbelsky</hi> las<lb/> mit beſter Wirkung <hi rendition="#g">Roſegger</hi>’s ſteiriſche Geſchichte<lb/> „Hextens 50.000 fl.“, bei der allerdings gerade die<lb/> Pointe, auf die ſie zugeſpitzt iſt, recht ſchwach iſt,<lb/> während ſie ſich ſonſt vollkommen eignet, die Ro-<lb/> ſegger’ſche Geſtaltungskraft zu zeigen. Zum Schluſſe<lb/> trug Herr <hi rendition="#g">Kürti</hi> den von ihm aus deutſchen Lyrikern<lb/> gewählten Gedichtezyklus <hi rendition="#aq">„vita somnium breve“</hi> (Das<lb/> Leben ein kurzer Traum“ vor, um zu verſuchen, ob<lb/> dann, wenn man die Gedichte ſo in einen Cyklus<lb/> ordnet, daß durch die Aneinanderreihung Spannung<lb/> und Intereſſe erweckt wird und man beiſpielsweiſe<lb/> ein Menſchenſchickſal vorüberziehen läßt, tiefere<lb/> Wirkung zu erzielen ſei, als ſonſt beim Vortrag<lb/> einzelner lyriſcher Dichtungen. Dem Zyklus <hi rendition="#aq">„vita<lb/> somnium breve“,</hi> bei dem man wohl an das gleich-<lb/> namige Bild <hi rendition="#g">Böcklins</hi> denken darf, dient gewiſſer-<lb/> maßen als Motto Roſegger’s:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Drei himmliſche Schreine</l><lb/> <l>Stehen hinieden:</l><lb/> <l>Eine Wiege voll Träume,</l><lb/> <l>Ein Bett voll Wonnen,</l><lb/> <l>Ein Sarg voll Frieden“.</l> </lg><lb/> <p>Dann folgte <hi rendition="#g">Fontane’s</hi> „Die Frage bleibt“ als<lb/> Einleitung. Hierauf begleiten Gedichte von Hebbel,<lb/> Keller, Mörike, Storm, Heyſe, Jenſen, Avenarius u. a.<lb/> das Menſchenleben von der ſorgenloſen Kindheit über<lb/> das Jünglinsalter, über Liebesglück und Liebesſchmerz,<lb/> nach vielem Sehnen, nach manch herbem Verluſte ins<lb/> Mannesalter, in die Ehe und weiter über Freud’<lb/> und Leid ins Alter hinein, bis das Leben leiſe ver-<lb/> klingt mit <hi rendition="#g">Liliencron’s</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Gutmütig legt der alte Herr (der Tod) die Hand</l><lb/> <l>Auf meine Augen, die ſich öffnen wollen,</l><lb/> <l>Und ſagt ein Wiegenlied, die Worte langſam,</l><lb/> <l>Sehr langſam ſprechend:</l><lb/> <l>Nicht bange ſein — —</l><lb/> <l>So, ſo — — ſo —</l><lb/> <l>So, ſo, ſo — — —“</l> </lg><lb/> <p>Mit <hi rendition="#g">Fontane’s</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Halte dich ſtill, halte dich ſtumm,</l><lb/> <l>Nur nicht forſchen: warum — warum?“</l> </lg><lb/> <p>und <hi rendition="#g">Roſegger</hi>’s „Drei himmliſche Schreine“ ſchließt<lb/> der Zyklus. Allerdings, „Zerſtreuung“, nach der das<lb/> Publikum im allgemeinen verlangt, bot dieſer Verſuch<lb/> nicht, er forderte im Gegenteil vollſte <hi rendition="#g">Sammlung</hi><lb/> der Aufmerkſamkeit. Wem dies aber gelang und wer<lb/> wirklich ein Menſchenleben vor ſeinem geiſtigen Auge<lb/> vorüberziehen ſah, der muß ihm vollſte Anerkennung<lb/> zollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Strakoſch-Vorleſung.</hi> </head> <p>Wie wir bereits<lb/> gemeldet, wird Profeſſor <hi rendition="#g">Strakoſch</hi> Samſtag, den<lb/> 9. April d. J., hier wieder eine ſeiner berühmten<lb/> Vorleſungen halten. Das Programm enthält drama-<lb/> tiſche Vorträge (Demetrius und Tell von Schiller),<lb/> epiſche („Frau Judith“ von Kis und „Belſazar“ von<lb/> Heine), humoriſtiſche („Der Meiſtertrunk von Rothen-<lb/> burg“ von A. Wechle). Befonders müſſen wir her-<lb/> vorheben, daß auch Dichtungen von Herrn Alfred v.<lb/><hi rendition="#g">Ehrmann</hi> zu Gehör gebracht werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Geſangverein Baden.</hi> </head> <p>Anläßlich der<lb/> Chaawoche entfällt die dieswöchentliche Geſangsprobe<lb/> am Mittwoch den 30. März. Die nächſte Probe<lb/> findet dagegen am Mittwoch, den 6. April l. J., um<lb/> ½8 <hi rendition="#g">Uhr abends</hi> im Hotel „Schäferin“ ſtatt. Da<lb/> bereits fleißig für die Sommerliedertafel geprobt<lb/> wird, ſo werden alle Mitglieder um pünktliches und<lb/> beſtimmtes Erſcheinen dringend gebeten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Im Stadtpark</hi> </head> <p>wurde am 28. d. M.,<lb/> um die Mittagsſtunde, der 18jährige, in Berndorf<lb/><cb/> wohnhafte Fabriksarbeiter Ludwig <hi rendition="#g">Frank</hi> von<lb/> e<supplied>p</supplied>ileptiſchen Krämpfen befallen. Er wurde durch die<lb/> Rettungsgeſellſchaft in das Rath’ſche Spital überführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Selbſtmordverſuch?</hi> </head> <p>Die bei einem<lb/> hieſigen Großfuhrmann bedienſtete Dienſtmagd H.<lb/> ſtellte ſich am 28. d. M., um halb 7 Uhr früh, in<lb/> der Wilhelmſtraße einem herannahenden Motorwagen<lb/> entgegen, wobei ſie dem Lenker desſelben fortwährend<lb/> zurief, er möge nicht aufhalten. Als der Wagen zum<lb/> Stehen gebracht wurde und man ſich des Mädchens<lb/> bemächtigte, zeigte ſich bei ihm ein derart aufgeregtes<lb/> Benehmen, daß ſie behufs weiterer Beobachtung<lb/> in das Rath’ſche Spital gebracht werden mußte. Wie<lb/> man uns mitteilt, äußerte ſich das Mädchen zu ihren<lb/> Dienſtgebern wiederholt, daß ſie ſich das Leben<lb/> nehmen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Badener Schulküch<supplied>e</supplied>.</hi> </head> <p>Ausweis der für die unter<lb/> dem Protektorate Ihrer kaiſ. und königl. Hoheit der Durch-<lb/> lauchtigſten Frau Erzherzogin Maria Rainer ſtehenden Schul-<lb/> küche eingelaufenen Spenden: Frau Fanny Hanſy 5 Kr., Un-<lb/> genannt 5 Kilo Fett. Indem hiemit den P. T. Spendern<lb/> der wärmſte Dank ausgeſprochen wird, diene zur Kenntnis,<lb/> daß weitere gütige Spenden Herr Adolf Grimus v. Grimburg<lb/> (Heiligen-Geiſt-Apotheke), Hauptplatz 6, ſowie Frau Katharina<lb/> Hallenſtein, Grabengaſſe 26, und Frau Katharina Schwarz,<lb/> Hauptplatz (Apotheke) entgegennehmen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Von nah und fern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Feuerſichere Verglaſung.</hi> </head> <p>Am 26. März<lb/> l. J. fand in Wien auf dem Boden des <hi rendition="#aq">II.</hi> ſtädt.<lb/> Strombades in der Brigittenau eine intereſſante<lb/> Brandprobe mit „Elektroglas“ ſtatt. Dieſelbe wurde<lb/> über Erſuchen der Firma F. L. Kepler, Bodenbach<lb/> a. E., ſeitens des Wiener Stadtbauamtes abgehalten<lb/> und waren zu derſelben die Spitzen verſchiedener<lb/> Bauämter und viele Fachleute geladen. — In einem<lb/> gemauerten Häuschen von zirka 6 Quadratmeter<lb/> Fläche waren auf 3 Seiten Glasfenſter, in Eiſen-<lb/> rahmen montiert, eingemauert. — Die Stärke des<lb/> vollkommen durchſichtigen Glaſes variierte zwiſchen<lb/> 6 und 20 Millimeter. — Die Fenſter waren aus<lb/> Glasſcheibchen von 8—12 Zentimeter Seitenlänge<lb/> hergeſtellt und waren die einzelnen Scheibchen unter-<lb/> einander mit Kupferſproſſen aus metalliſch reinem<lb/> Kupfer auf elektrolytiſchem Wege verbunden. — Im<lb/> Inneren waren, von außen ſichtbar, Probekörperchen<lb/> mit verſchiedenen Schmelzpunkten aufgeſtellt, um die<lb/> Temperatur im Inneren zu kontrollieren. — Nachdem<lb/> nach ungefähr einem halbſtündigen lebhaften Feuer<lb/> eine Temperatur von 1000 Grad erreicht war, rich-<lb/> tete die Feuerwehr kräftige Waſſerſtrahlen auf die<lb/> Fenſter. Nachdem ſich der Dampf verzogen hatte,<lb/> konnte feſtgeſtellt werden, daß den Fenſtern in ihrem<lb/> Verbande nichts geſchehen war, daß auch nicht ein<lb/> Täfelchen zerſprungen und herausgefallen war. —<lb/> Allerdings wies das Glas eine ſpinnwebartige Struk-<lb/> tur auf, doch leiſteten dieſe Verglaſungen dem leb-<lb/> haften Feuer erfolgreichen Wi<supplied>d</supplied>erſtand. — Dieſe<lb/> neue Erfindung hat den Zweck, in Feuermauern ꝛc.<lb/> feuerſichere Verglaſungen herzuſtellen und dürfte die-<lb/> felbe nach erfolgter Erklärung der Zuläſſigkeit durch<lb/> das Wiener Stadtbauamt eine beachtenswerte Neu-<lb/> erung auf dem Gebiete des Hochbaues bedeuten. —<lb/> Insbeſondere werden durch dieſe Erfindung das<lb/> ſogenannte „Fenſterrecht“ und viele Grundrißlöſungen<lb/> einer gedeihlichen Erledigung zugeführt werden können.<lb/> — Der Proſpekt dieſer Firma zeigt die vielſeitige<lb/> Verwendung dieſer Verglaſungsweiſe und iſt es für<lb/> Fachkollegen wohl der Mühe wert, ſich mit dieſer<lb/> Neuerung zu beſchäftigen. —</p><lb/> <byline>Ingenieur und Stadtbaumeiſter Franz <hi rendition="#g">Kraif.</hi> </byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Die Brünner ſtädt. Kindergärten im<lb/> Schulmuſeum.</hi> </head> <p>Zum Zwecke eines einheitlichen<lb/> Vorgehens auf dem Gebiete des Kindergartenweſens<lb/> haben die Herren Bezirksſchulinſpektor Schulrat Dr.<lb/> Heinrich <hi rendition="#g">Sonnek</hi> und der ſtädtiſche Kindergarten-<lb/> inſpektor Bürgerſchuldirektor Wilhelm <hi rendition="#g">Fritſch</hi> eine<lb/> muſtergiltige Ausſtellung im Schulmuſeum (9. Bezirk,<lb/> Grünetorgaſſe 11) arrangiert. Wir neunen vor allem<lb/> die reizenden Märchendarſtellungen, die von außer-<lb/> ordentlichem Geſchicke und feinem Empfinden zeugen.<lb/> Vorzüglich ſind namentlich Proben über das Thon-<lb/> formen (Schwämme und Gebäck). Die 21 ſtädtiſchen<lb/> Kindergärten müſſen — nach den Proben zu ſchließen<lb/> — muſterhaft geleitet ſein. Brünn iſt auch bekannt<lb/> als die <hi rendition="#g">Stadt der Kindergärten.</hi> Die Ge-<lb/> meindevertretung hat keine Mittel geſcheut, den<lb/> Bedürfniſſen der Bevölkerung entſprechend, <hi rendition="#g">deutſche</hi><lb/> Kindergärten zu errichten. Die Aufnahme der Kinder<lb/> erfolgt unentgeltlich. Schulärzte haben die ſanitären<lb/> Verhältniſſe zu überwachen und die Kinder monatlich<lb/> einmal zu unterſuchen. In den Kindergärten befindet<lb/> ſich je ein Badezimmer für die Zöglinge. An jedem<lb/> Kindergarten wirken 3—6 „Tanten“ (Kindergärt-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.
in der Sektion ſowohl als auch im Gemeinderate
nicht alle Stimmen für ſich hatte, denn ſowohl die
Sektions- als auch die Gemeinderatsſitzung wurde
vor der Beſchlußfaſſung beſchlußunfähig, indem ein
Teil der Herren ſich entfernte. Vielleicht erleben wir
es doch noch, daß dieſes engherzige Vorgehen der
Kaufmannſchaft von Baden gegenüber einem toleran-
tenen Entgegenkommen weicht.
Lokal-Nachrichten.
— Perſonalnachricht. Landesgerichtsrat
Baron Handel-Mazetti, der Vorſtand des hieſ.
Bezirksgerichtes, wird demnächſt aus ſeinem Amte
ſcheiden, da er nach Wien überſetzt wurde. Baron
Handel, der durch volle 10 Jahre dem hieſigen
Bezirksgerichte vorſtand, erfreute ſich durch ſeine
trefflichen Charaktereigenſchaften und ſein freundliches
Entgegenkommen ſowohl als Vorſtand wie auch als
Richter allgemeiner Beliebtheit und wir ſehen ihn
ungern ſcheiden. Sein Nachfolger iſt bis zur Stunde
nicht bekannt.
— Todesfälle. Sonntag vormittags ſtarb
hier der Privater und ehemalige Buchdruckereibeſitzer
Herr Jakob Grätz im 74. Lebensjahre. Der Ver-
ſtorbene war Gründer und Ausſchußmitglied der
Badener Sparkaſſe. Montag, den 28. d., iſt hier Herr
Joſef Zant, Privatier und Schwiegervater des
Dr. Lantin, nach längerer Krankheit im hohen Alter
von 84 Jahren geſtorben.
— Kirchengeſang. Am Charfreitag wird
in der hierortigen evangeliſchen Kirche in dem um
10 Uhr vormittags beginnenden Gottesdienſte Herr
Robert Stühlinger aus Wiener-Neuſtadt Gounod’s
„Golgatha“ ſingen.
— Eine Verſammlung. Der chriſtlichſoziale
Wahlverein hielt vor etlichen Tagen in einem Mödlinger
Gaſthofe eine Verſammlung ab, von der wir wegen
der unten folgenden Bemerkungen des aus Wien
gekommenen Gaſtes Dr. Geßmann Notiz nehmen.
Es wurde vor allem feſtgeſtellt, daß der Wahl-
verein ſeine Thätigkeit über 54 Orte in Nieder-
öſterreich erſtreckt und 400 Mitglieder zählt. Bei den
Ausſchußwahlen ergaben ſich folgende Reſultate; Zum
Obmann wurde der bekannte penſionierte Oberſt
Heinzel, zu deſſen Stellvertreter Herr Geyregger,
dann Dr. Scholz, Profeſſor Kainz und Herr
Raab gewählt; als Ausſchüſſe die Abg. Thoma,
Kern, Jukel und Schütz. Der Landesausſchuß
Dr. Geßmann beſprach zuerſt die kriegeriſchen Ereig-
niſſe im Orient und knüpfte an dieſes aktuelle Thema
die Bemerkung, daß darin auch für andere Länder
eine Kriegsgefahr läge. Dann kam er auf das öſter-
reichiſche Abgeordnetenhaus zu ſprechen, bezeichnete die
Situation desſelben als troſtlos und ſagte, daß neben
der Partei der Chriſtlichſozialen nur noch wenige
Parteien gegen die Obſtruktion eingenommen ſeien.
Die wirtſchaftliche Lage iſt dementſprechend eine
beklagenswerte, viele Exiſtenzen werden durch der-
artige Zuſtände untergraben und es zeige ſich ein
greller Unterſchied gegen Deutſchland, das ſeine Kriſe
längſt überwunden habe und gedeihe. Nur einen lichten
Ausblick gewähren die großen Unternehmungen in
Niederöſterreich. Schließlich fand es Geßmann für
opportun, Mödling und deſſen Bürgermeiſter zu
beglückwünſchen, weil dort glückliche Zuſtände herr-
ſchen und eine Menge Neuerungen eingeführt worden
ſeien, die dem Wohle der Bevölkerung dienten. Des-
halb ſei es kein Unglück, daß die Fort-
ſchrittlichen in Baden ihren Sitz hätten,
— in Baden, das mit ſeinen Schuldver-
bindlichkeiten einen ſcharfen Gegenſatz zu
Mödling bietet!
— „Der Herr Profeſſor“, die Operette
unſeres heimiſchen Komponiſten B. v. Ujj, gelangt
Mitte Juni in Berlin zur Aufführung. Vorher ſoll
dieſelbe auf den Bühnen einiger größerer deutſcher
Städte aufgeführt werden.
— Schluß der Theaterſaiſon. Mit der
montägigen Vorſtellung der Oper „Der Waffenſchmied“
zum Beſten des Chorperſonales fand die letzte Vor-
ſtellung in der diesjährigen Winterſaiſon bei gut-
beſuchtem Hauſe ſtatt. Nach der Overture trat Regiſſeur
Herr Maſchek an die Rampe und machte die Mitteilung,
daß wegen gänzlicher Heiſerkeit des Herrn Gerold
Direktor Heißiger deſſen Partie übernommen habe,
was von dem Publikum mit Händeklatſchen aufge-
nommen wurde. Auch auf offener Szene ſowie nach
Schluß des erſten Aktes wurde Direktor Heißiger
mit demonſtrativem Beifall ausgezeichnet. — Die
neue Saiſon, welche bekanntlich am 1. Mai eröffnet
werden muß, dürfte völlig neue Verhältniſſe bringen,
da im Perſonalſtande durchgreifende Neuengagements
ſtattfinden werden. Ob auch die beabſichtigte Erhöhung
der Preiſe bewilligt werden wird, bleibt freilich eine
andere Frage.
— Dürerverein Baden. Mit dem dritten
intimen Abend fanden die Vortragsabende des
Vereines für dieſe Saiſon ihren Abſchluß. Und daß
der Abſchluß ein ſo würdiger, ein ganz den Inten-
tionen des für die Hebung des Kunſtverſtändniſſes
kämpfenden Dürervereines entſprechender war, iſt dem
trefflichen von Frau Frieda v. Becher-Rüden-
hof gehaltenen Vortrag „John Ruskin, der Aeſthetiker“
zu danken, den die Leſer im heutigen Feuilleton
abgedruckt finden. Dem Verein muß man dazu gra-
tulieren und er darf ſtolz darauf ſein, daß er ſo
opferfreudige Mitarbeiter unter ſeinen Mitgliedern
beſitzt, wie es Frau v. Becher-Rüdenhof iſt und wie
es ja auch Frau Helene Littmann und die Herren
Dr. Plattenſteiner und Joſ. Aug. Lux ſind.
Nach dem Vortrage folgten noch einige muſikaliſche
und deklamatoriſche Darbietungen. Fräulein Erna
Haniſch, als tüchtige Klavierſpielerin ſchon gelegent-
lich der Beſprechung der Konzert-Akademie mit vollſtem
Recht gewürdigt, gab Teile aus Grieg’s „Peer
Gynt“-Suite zum beſten. Herr Forbelsky las
mit beſter Wirkung Roſegger’s ſteiriſche Geſchichte
„Hextens 50.000 fl.“, bei der allerdings gerade die
Pointe, auf die ſie zugeſpitzt iſt, recht ſchwach iſt,
während ſie ſich ſonſt vollkommen eignet, die Ro-
ſegger’ſche Geſtaltungskraft zu zeigen. Zum Schluſſe
trug Herr Kürti den von ihm aus deutſchen Lyrikern
gewählten Gedichtezyklus „vita somnium breve“ (Das
Leben ein kurzer Traum“ vor, um zu verſuchen, ob
dann, wenn man die Gedichte ſo in einen Cyklus
ordnet, daß durch die Aneinanderreihung Spannung
und Intereſſe erweckt wird und man beiſpielsweiſe
ein Menſchenſchickſal vorüberziehen läßt, tiefere
Wirkung zu erzielen ſei, als ſonſt beim Vortrag
einzelner lyriſcher Dichtungen. Dem Zyklus „vita
somnium breve“, bei dem man wohl an das gleich-
namige Bild Böcklins denken darf, dient gewiſſer-
maßen als Motto Roſegger’s:
„Drei himmliſche Schreine
Stehen hinieden:
Eine Wiege voll Träume,
Ein Bett voll Wonnen,
Ein Sarg voll Frieden“.
Dann folgte Fontane’s „Die Frage bleibt“ als
Einleitung. Hierauf begleiten Gedichte von Hebbel,
Keller, Mörike, Storm, Heyſe, Jenſen, Avenarius u. a.
das Menſchenleben von der ſorgenloſen Kindheit über
das Jünglinsalter, über Liebesglück und Liebesſchmerz,
nach vielem Sehnen, nach manch herbem Verluſte ins
Mannesalter, in die Ehe und weiter über Freud’
und Leid ins Alter hinein, bis das Leben leiſe ver-
klingt mit Liliencron’s
„Gutmütig legt der alte Herr (der Tod) die Hand
Auf meine Augen, die ſich öffnen wollen,
Und ſagt ein Wiegenlied, die Worte langſam,
Sehr langſam ſprechend:
Nicht bange ſein — —
So, ſo — — ſo —
So, ſo, ſo — — —“
Mit Fontane’s
„Halte dich ſtill, halte dich ſtumm,
Nur nicht forſchen: warum — warum?“
und Roſegger’s „Drei himmliſche Schreine“ ſchließt
der Zyklus. Allerdings, „Zerſtreuung“, nach der das
Publikum im allgemeinen verlangt, bot dieſer Verſuch
nicht, er forderte im Gegenteil vollſte Sammlung
der Aufmerkſamkeit. Wem dies aber gelang und wer
wirklich ein Menſchenleben vor ſeinem geiſtigen Auge
vorüberziehen ſah, der muß ihm vollſte Anerkennung
zollen.
— Strakoſch-Vorleſung. Wie wir bereits
gemeldet, wird Profeſſor Strakoſch Samſtag, den
9. April d. J., hier wieder eine ſeiner berühmten
Vorleſungen halten. Das Programm enthält drama-
tiſche Vorträge (Demetrius und Tell von Schiller),
epiſche („Frau Judith“ von Kis und „Belſazar“ von
Heine), humoriſtiſche („Der Meiſtertrunk von Rothen-
burg“ von A. Wechle). Befonders müſſen wir her-
vorheben, daß auch Dichtungen von Herrn Alfred v.
Ehrmann zu Gehör gebracht werden.
— Geſangverein Baden. Anläßlich der
Chaawoche entfällt die dieswöchentliche Geſangsprobe
am Mittwoch den 30. März. Die nächſte Probe
findet dagegen am Mittwoch, den 6. April l. J., um
½8 Uhr abends im Hotel „Schäferin“ ſtatt. Da
bereits fleißig für die Sommerliedertafel geprobt
wird, ſo werden alle Mitglieder um pünktliches und
beſtimmtes Erſcheinen dringend gebeten.
— Im Stadtpark wurde am 28. d. M.,
um die Mittagsſtunde, der 18jährige, in Berndorf
wohnhafte Fabriksarbeiter Ludwig Frank von
epileptiſchen Krämpfen befallen. Er wurde durch die
Rettungsgeſellſchaft in das Rath’ſche Spital überführt.
— Selbſtmordverſuch? Die bei einem
hieſigen Großfuhrmann bedienſtete Dienſtmagd H.
ſtellte ſich am 28. d. M., um halb 7 Uhr früh, in
der Wilhelmſtraße einem herannahenden Motorwagen
entgegen, wobei ſie dem Lenker desſelben fortwährend
zurief, er möge nicht aufhalten. Als der Wagen zum
Stehen gebracht wurde und man ſich des Mädchens
bemächtigte, zeigte ſich bei ihm ein derart aufgeregtes
Benehmen, daß ſie behufs weiterer Beobachtung
in das Rath’ſche Spital gebracht werden mußte. Wie
man uns mitteilt, äußerte ſich das Mädchen zu ihren
Dienſtgebern wiederholt, daß ſie ſich das Leben
nehmen werde.
— Badener Schulküche. Ausweis der für die unter
dem Protektorate Ihrer kaiſ. und königl. Hoheit der Durch-
lauchtigſten Frau Erzherzogin Maria Rainer ſtehenden Schul-
küche eingelaufenen Spenden: Frau Fanny Hanſy 5 Kr., Un-
genannt 5 Kilo Fett. Indem hiemit den P. T. Spendern
der wärmſte Dank ausgeſprochen wird, diene zur Kenntnis,
daß weitere gütige Spenden Herr Adolf Grimus v. Grimburg
(Heiligen-Geiſt-Apotheke), Hauptplatz 6, ſowie Frau Katharina
Hallenſtein, Grabengaſſe 26, und Frau Katharina Schwarz,
Hauptplatz (Apotheke) entgegennehmen.
Von nah und fern.
Feuerſichere Verglaſung. Am 26. März
l. J. fand in Wien auf dem Boden des II. ſtädt.
Strombades in der Brigittenau eine intereſſante
Brandprobe mit „Elektroglas“ ſtatt. Dieſelbe wurde
über Erſuchen der Firma F. L. Kepler, Bodenbach
a. E., ſeitens des Wiener Stadtbauamtes abgehalten
und waren zu derſelben die Spitzen verſchiedener
Bauämter und viele Fachleute geladen. — In einem
gemauerten Häuschen von zirka 6 Quadratmeter
Fläche waren auf 3 Seiten Glasfenſter, in Eiſen-
rahmen montiert, eingemauert. — Die Stärke des
vollkommen durchſichtigen Glaſes variierte zwiſchen
6 und 20 Millimeter. — Die Fenſter waren aus
Glasſcheibchen von 8—12 Zentimeter Seitenlänge
hergeſtellt und waren die einzelnen Scheibchen unter-
einander mit Kupferſproſſen aus metalliſch reinem
Kupfer auf elektrolytiſchem Wege verbunden. — Im
Inneren waren, von außen ſichtbar, Probekörperchen
mit verſchiedenen Schmelzpunkten aufgeſtellt, um die
Temperatur im Inneren zu kontrollieren. — Nachdem
nach ungefähr einem halbſtündigen lebhaften Feuer
eine Temperatur von 1000 Grad erreicht war, rich-
tete die Feuerwehr kräftige Waſſerſtrahlen auf die
Fenſter. Nachdem ſich der Dampf verzogen hatte,
konnte feſtgeſtellt werden, daß den Fenſtern in ihrem
Verbande nichts geſchehen war, daß auch nicht ein
Täfelchen zerſprungen und herausgefallen war. —
Allerdings wies das Glas eine ſpinnwebartige Struk-
tur auf, doch leiſteten dieſe Verglaſungen dem leb-
haften Feuer erfolgreichen Widerſtand. — Dieſe
neue Erfindung hat den Zweck, in Feuermauern ꝛc.
feuerſichere Verglaſungen herzuſtellen und dürfte die-
felbe nach erfolgter Erklärung der Zuläſſigkeit durch
das Wiener Stadtbauamt eine beachtenswerte Neu-
erung auf dem Gebiete des Hochbaues bedeuten. —
Insbeſondere werden durch dieſe Erfindung das
ſogenannte „Fenſterrecht“ und viele Grundrißlöſungen
einer gedeihlichen Erledigung zugeführt werden können.
— Der Proſpekt dieſer Firma zeigt die vielſeitige
Verwendung dieſer Verglaſungsweiſe und iſt es für
Fachkollegen wohl der Mühe wert, ſich mit dieſer
Neuerung zu beſchäftigen. —
Ingenieur und Stadtbaumeiſter Franz Kraif.
Die Brünner ſtädt. Kindergärten im
Schulmuſeum. Zum Zwecke eines einheitlichen
Vorgehens auf dem Gebiete des Kindergartenweſens
haben die Herren Bezirksſchulinſpektor Schulrat Dr.
Heinrich Sonnek und der ſtädtiſche Kindergarten-
inſpektor Bürgerſchuldirektor Wilhelm Fritſch eine
muſtergiltige Ausſtellung im Schulmuſeum (9. Bezirk,
Grünetorgaſſe 11) arrangiert. Wir neunen vor allem
die reizenden Märchendarſtellungen, die von außer-
ordentlichem Geſchicke und feinem Empfinden zeugen.
Vorzüglich ſind namentlich Proben über das Thon-
formen (Schwämme und Gebäck). Die 21 ſtädtiſchen
Kindergärten müſſen — nach den Proben zu ſchließen
— muſterhaft geleitet ſein. Brünn iſt auch bekannt
als die Stadt der Kindergärten. Die Ge-
meindevertretung hat keine Mittel geſcheut, den
Bedürfniſſen der Bevölkerung entſprechend, deutſche
Kindergärten zu errichten. Die Aufnahme der Kinder
erfolgt unentgeltlich. Schulärzte haben die ſanitären
Verhältniſſe zu überwachen und die Kinder monatlich
einmal zu unterſuchen. In den Kindergärten befindet
ſich je ein Badezimmer für die Zöglinge. An jedem
Kindergarten wirken 3—6 „Tanten“ (Kindergärt-
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