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Badener Zeitung. Nr. 25, Baden (Niederösterreich), 25.03.1908.

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Mittwoch Badener Zeitung 25. März 1908. Nr. 25.

[Spaltenumbruch]

auf dem Krankenbette liegt, als Anwesenden
anzuführen!

Die Beschränktheit dieses Berichterstatters aber ist
aus dem Schlußsatze seines Berichtes ersichtlich.
Derselbe lautet:

"Zum Schlusse gingen einige Damen, die, ehrlich
gesagt, zu gut sind für diese gemischte Gesell-
schaft, absammeln für eine Vereinsschule oder
dergleichen. Also eine Nachahmung des
so verlästerten Klingelbeutels, aber
nicht für die Armen,
sondern für einen
schlechteren Zweck!
"

Ein ehrliches Eingeständnis einer ehrlichen Seele!
Der Mann gibt also durch diesen Kom-
parativ zu, daß das Absammeln mit dem
Klingelbeutel eine schlechte Sache,
jenes für
die Vereinsschule eine noch schlechtere sei! O heilige
Einfalt!

Was die Bemerkung des hervorragenden Blattes
anbelangt, mit welcher es über Männer, deren
Charakter tadellos ist und deren politische Laufbahn
jedenfalls auf geraderem Wege zurückgelegt wurde,
als jene des Artikelschreibers, urteilt, so dürften sich
dieselben wohl darüber hinwegsetzen können. Man
weiß ja doch nur zu genau, welche Charaktere unter
dieser Flagge segeln und die Landsknechte, die sie
für ihre Sache werben, strömen in ihr Lager
weniger um der guten Sache, als wegen des Kampfes
um Pfründen, Stellen und in ihren letzten Ausläufern
sogar um ein Viertel Heurigen. Wir werden ja sehen,
ob in Zukunft die Wahlen aus dieser Partei nicht
auch jene Leute ausscheiden, für welche dann jedoch
kein Salon der Zurückgewiesenen, sondern irgend
eine Schnapsbude offen stehen wird.

Der Verein "Freie Schule" kämpft mit offenem
Visier. Seine Versammlungen sind öffentliche und
für jedermann zugänglich, im Gegensatze zu jenen der
Christlichsozialen, die ihre Konventikel bei geschlos-
senen Türen abhalten; er sehnt sich nach einer
Aussprache mit seinen Gegnern, die auch hie und
da stattfindet; nur ist bei uns infolge der geistigen
Beschaffenheit der gegnerischen Führer ein Wort-
kampf unmöglich. Aber eines wird der Verein
in Zukunft nach dem Vorgefallenen tun müssen:
Wenn der Denunziantenlump wiederkommt, wird er
ihm den verdienten Fußtritt geben müssen, dann
mag er ihn laufen lassen.




Wie sich doch die Zeiten und die Menschen
ändern! Da spielt uns der Zufall die Nr. 31 der
"Oesterreichischen Schulzeitung" vom 2. August 1893
in die Hände, in der ein Bericht über die Versamm-
lung des n.-ö. freiheitlichen Landeslehrervereines in
Waidhofen a. Th. enthalten ist. Da steht auf Seite
509 folgendes: ... "Darnach sprach Herr Kooperator
Kainz, Religionsprofessor am n.-ö. Landes- und
Realgymnasium in Waidhofen. Derselbe, eine sym-
pathische Erscheinung (!), führte aus, wie er von
Kindheit an bis jetzt dem Lehrerstande seine Hochachtung
bezeige, er betonte die Gemeinsamkeit der Erziehungs-
ziele für Priester und Lehrer und brachte sein
Glas der Lehrerschaft
"...

Das war vor 15 Jahren. Mittlerweile ist die
große Proskinese vor der antidemokratischesten aller
Strömungen, dem Klerikalismus gekommen; an die
Stelle der Verinnerlichung ist die Veräußerlichung
getreten; an die Stelle der Werktätigkeit und des
Reiches Gottes inwendig in uns traten die äußer-
lichen Gebärden, traten die reichen, aber nicht guten
Werke am geschnitzten Holze und am gemalten Glase.
Heute sitzt dieser Herr Kainz, Religionsprofessor am
n.-ö. Landesrealgymnasium in Baden, mitten in
jener Gesellschaft, die die Lehrer bei
ihrer vorgesetzten Behörde denunziert,
wenn sie, so wie jeder andere Staatsbürger,
von dem ihr zustehenden bürgerlichen Rechte
des Besuches von Versammlungen Gebrauch
macht!
Und doch hatten die Lehrer ihn damals eine
sympathische Person genannt!




Nun wir einmal bei unserem Gymnasium an-
gelangt sind, wollen wir auf einen Vorfall zu sprechen
kommen, der sich in der Vorwoche an besagter Anstalt
zutrug und gegenwärtig viel besprochen wird. Ein
Supplent -- wir sind rücksichtsvoll genug, seinen
gerade nicht arisch klingenden Namen zu verschweigen
-- gab einer Gruppe israelitischer Zöglinge gegenüber
seinem Erstaunen Ausdruck, daß sie alle gut katholische und
nicht die üblichen semitischen Namen tragen, bei
welcher Gelegenheit er sich auch nach dem Stande
der Eltern erkundigte. Als nun einer der Knaben
berichtete, daß sein Vater Kaufmann sei, wurde die
Neugier des Herren Supplenten mächtig angeregt
[Spaltenumbruch] und da er über eindringliches Befragen erfuhr, daß
hinter dem Kaufmanne sich ein Wechselgeschäftsinhaber
verberge, gab er seinem Unmute mit den Worten
Ausdruck: "Ach, wer in die Hände dieser
Wucherer fällt, der ist schon verloren."

Wenn solche Worte den Kindern schon in der
Schule eingeimpft, der Rassenhaß und Klassenhaß
schon auf der Schulbank gelehrt wird, dann dürfen
uns unsere öffentlichen Zustände nicht wundern. Und
das nennt sich stolz "Zeitalter des Kindes!"
Wir sind begierig, zu erfahren, wie man an zustän-
diger Stelle sich zu dieser Unterrichtsmethode dieses
christlichsozialen Scharfmachers stellt.




Lokal-Nachrichten.
-- In der Weilburg

werden gegenwärtig
umfassende Renovierungsarbeiten vorgenommen, die
sich auf einen längeren Zeitraum erstrecken dürften.
Wie verlautet, soll daselbst eine Tochter des Erz-
herzogs Friedrich, die demnächst ihre Vermählung
feiert, ihre Flitterwochen dort verleben.

-- Lenzeinzug.

Man könnte uns phan-
tastisch nennen, wenn wir von Lenzeinzug sprechen
Aber wir fühlen die Berechtigung dazu dennoch. Der
Sonntag war ja ein lieber Sonntag, nur etwas
windig, wie es schon "in der Luft liegt". Aber
draußen erwacht, erschallt, erblüht der Frühling, daß
es eine Freude ist! Schneeglöckchen und Primeln,
Leberblümchen, Kuhschellen, Karexgräser und Ehren-
preis, sie zeigen uns ihre Blüten und die Bienen
besuchen sie und tragen den Blütenstaub heim. Am
23. März ließen sich bereits die Girlitzen und Rot-
kelchen hören und sehen. Das ist ein auch für unsere
Gegenden sehr frühes Datum, denn nach unseren
Anmerkungen ist deren Ankunft sonst durchschnittlich
der 2. bis 5. April. Und auf den Höhen schlägt die
Singdrossel, die Haidelerche läßt ihre Orgeltöne er-
klingen -- der Frühling will kommen!

-- Aus dem Kurparke.

Die Installierung
der neuen Graetzinlicht-Laternen, welche die Park-
alleen zieren und sie in Fluten feenhafter Beleuchtung
hüllen sollen, geht zum Aerger mancher Parkbesucher
langsam vor sich, zur Freude anderer aber doch
einmal zur Vollendung. Diese grün angestrichenen
"Bischofstäbe" (über diese so bezeichnende Benennung
hat Prof. Zeiner seinen Unmut ausgedrückt, indem
er sie beiläufig als eine Beleidigung der katholischen
Religion annageln wollte!) scheinen uns eher ein
Mahnzeichen zu sein, daß wir wirklich unter dem
Krumstabe wandeln. Aber geschmackvoll war Prof.
Zeiner's -- eigentlich nur schein--liche -- Entrüstung
doch nicht. Er kann mit unserem Bürgermeister schon
komm--, pardon! zufrieden sein, wie er will. In
tanto, der Park bekommt zur elektrischen Beleuchtung
eine graetzinische -- und das freut uns auch, die
"zynische" dürfte manchmal nicht ausbleiben; dafür
sorgen die Federn des volksrettenden Volksblattes.

-- Der neue Wasserfall.

Wir haben
unlängst berichtet, daß der Wasserfall, der bisher
geplätschert hat, "verlängert" werde. Heute ist die
"Verlängerung" fertig. Am Sonntag schon sprang
das Wasser in schäumenden Kaskaden über die Felsen
zum alten Wasserfall herunter und in den Zweigen
ringsumher sammelten sich die gefiederten Sänger,
als ob sie diese Neuerung nicht nur bewundern,
sondern auch besingen wollten! Das schönste hiebei
aber ist, daß man nun einen Teil des fallenden
Wasserschaumes schon vom unteren Parke aus sehen
wird. Mit den neuen Wegen und Anlagen gewinnt
"unser Berg" von Woche zu Woche an Schönheit.

-- Jubiläums-Ausstellung der Feuer-
wehr.

Montag, den 23. d. M., hielt das vom
Exekutivkomitee der hiesigen Feuerwehr eingeladene
"große Komitee" seine erste Sitzung ab. Es waren
gegen siebzig Herren erschienen, unter denen man
nebst vielen Gemeindevertretern -- die beiderseitigen
Vizebürgermeister Brusatti und Gall -- Ob-
männer auswärtiger Feuerwehren; Stuschka (Liesing),
Dr. Kunst (Guntramsdorf), F. J. Reisenberger
(Bruck a. d. L.), Anton Löscher (Wr.-Neustadt),
Johann Lahn (Gloggnitz) noch viele angesehene
Persönlichkeiten des Kurrayons sah. Als Regierungs-
vertreter war Herr Bezirkskommissär Czylarz er-
schienen, ferner k. u. k. Truchseß von Dalmata,
Dr. Schwarz, Magistratsrat aus Wien, Ober-
inspektor Leischner (Wien) k. u. k. Oberstabsarzt
Dr. Schuller, kais. Rat Künast, Gymnasial-
direktor Benes, Dechant Friem, Stationschef v.
Tarnoczy, Baudirektor Hofer u. s. w., alle, die
ein besonderes Interesse für das Feuerwehrwesen und
die geplante Ausstellung hatten. Herr Feuerwehr-
hauptmann Moriz Laschitz eröffnete kurz nach 6 Uhr
[Spaltenumbruch] die Versammlung mit einer Begrüßung der Er-
schienenen, erklärt den Plan der Jubiläums-Aus-
stellung und eröffnet die Debatte hierüber. Ober-
inspektor Herr Leischner gibt den Rat, das
Festzugskomitee möge den Badener Festzug in sein
Programm aufnehmen, da am Wiener Festzug die
Feuerwehren nicht teilnehmen werden. Außerdem soll
für weite Publizität durch Zeitungen und Plaka-
tierungen gesorgt werden, auch Sonderzüge würden
den Besuch Badens in der bestimmten Zeit (5. bis
9. September) erleichtern und erhöhen. Unterdes zir-
kulieren die Bögen, auf die sich Herren in ver-
schiedene Sektionen einschrieben. Dr. Schwarz rät
dem Komitee, an den Magistrat Wien wegen Ueber-
lassung eines Automobiltrains ein Ansuchen zu
stellen, dem gewiß entsprochen werden wird. Prof.
Süß fragt wegen der Kosten und deren Bedeckung
an. Herr Laschitz gibt beruhigenden Aufschluß, daß
3000 K vorhanden seien und daß man durch die
Platzmiete am Sportplatze auch einiges einbringen
dürfte. Dr. Schwarz gibt der Beruhigung Aus-
druck, daß die Finanzierung ganz gut gelingen werde,
da das allgemeine Interesse für die Feuerwehr ein
sehr reges sei. Nun begrüßt noch Vizebürgermeister
Brusatti die Anwesenden im Namen des Bürger-
meisters und der Stadtgemeinde Baden. Kais. Rat
Künast betont die Notwendigkeit, die Mitwirkung
der Presse rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Herr
k. u. k. Truchseß Dalmata spendet 1000 K für
Zwecke dieser Ausstellung. (Hochrufe.) Schließlich
dankt Hauptmann Laschitz für das zahlreiche Er-
scheinen und für die Anhänglichkeit und Zutrauen,
das der Feuerwehr entgegengebracht werde. Der unter
den Anwesenden zirkulierte Subskriptionsbogen weist
an gezeichneten Beiträgen über 2500 K aus.

-- Die erste Schnepfe

wurde am 20. d. M.
von dem Weingutsbesitzer Herrn Ferdinand Hanny
in dem von ihm gepachteten Jagdreviere am "Gais-
rücken" geschossen.

-- Theaternachricht.

Zum Benefiz unseres
Theaterkassiers Herrn Anton Gambetta gelangt
Donnerstag, den 26. d. M., Hellmesberger's reizende
Operette "Das Veilchenmädel" zur Aufführung.

-- Das 25. Promenade-Konzert.

Das
Auftreten der Konzertsängerin Frl. Elsa Pazeller
und des Komponisten und Kapellmeisters Herrn
Wilhelm Bednarz lockte eine große Schar von
Zuhörern in den Kursalon. Sie haben sich nicht
verrechnet, wenn sie auf einen besondern musikalischen
Genuß gehofft hatten. Die "Oberon"-Ouverture von
C. M. Weber wurde sehr schön vorgetragen. Herr
Bednarz dirigierte als Erstaufführungen seine neuesten
Kompositionen. Zuerst war es ein Lied für Pistonsolo
mit Orchesterbegleitung "Gefunden". Ersteres besorgte
mit großer Präzision Herr Totzer; die Orchester-
leistung war unter Bednarz' Leitung musterhaft.
Eine reizende Einleitung hatte der mächtig klingende
"Kaiser-Jubiläums-Marsch" und der "Festzug populärer
Wiener Figuren" bot alles, was man von einem
großen Marschpotpourri verlangen kann. Diese neuesten
Kinder der Bednarz'schen Muse werden sich sicher zur
Freude der Hörer auf den Konzertprogrammen erhalten. --
Mit der kunstsinnigen Klavierbegleitung Wiesmanns
sang nun Frl. Pazeller drei Lieder: "Wohin?"
von Franz Schubert, "Ich liebe Dich" von Grieg
und "Im Herbst" von Robert Franz und erntete
damit einen brausenden Beifall, den die Sängerin
mit lieblichen Zugaben belohnte. Das Konzert war,
wie eingangs erwähnt, sehr gut besucht und das
Publikum lauschte mit großer Aufmerksamkeit den
wirklich guten Produktionen. Endlich hat es sich für
die Promenadekonzerte erwärmt und wenn Baden
diese Sonntage nicht hätte, würde uns sicherlich viel
abgehn. Sie sind nun fast eine Notwendigkeit ge-
worden!

-- Das Programm des XXVI. Prome-
nadekonzertes,

welches heute Mittwoch
unter gefälliger Mitwirkung des Fräuleins Marie
Wanisek, Konzertsängerin, und des Herrn Johann
Zieba, Konzertsänger aus Wien, im Kurhaussaale
zur Aufführung gelangt, ist folgendes: 1. "Signal"-
Marsch aus der Operette "Der Mann mit den drei
Frauen" von Franz Lehar. 2. "Bei uns z'haus",
Walzer von Johann Strauß. 3. Ouverture zur Oper
"Das Glöckchen des Eremiten" von A. Maillart. 4.
"Kavallerie", Polka francaise von C. M. Ziehrer.
5. a) "In diesen heiligen Hallen", Arie aus der
Oper "Die Zauberflöte" von W. A. Mozart; b)
"Aufruf König Heinrichs" (Hab' Dank) aus der Oper
"Lohengrin" von R. Wagner (Gesang: Herr Johann
Zieba, Klavier: Kapellmeister Wiesmann). 6. "Die
Mühle im Schwarzwald", Idylle von R. Eilenberg.
7. a) Große Arie aus der Oper "Freischütz" von
C. M. v. Weber. b) "Mein Liebchen" von Wiesmann

Mittwoch Badener Zeitung 25. März 1908. Nr. 25.

[Spaltenumbruch]

auf dem Krankenbette liegt, als Anweſenden
anzuführen!

Die Beſchränktheit dieſes Berichterſtatters aber iſt
aus dem Schlußſatze ſeines Berichtes erſichtlich.
Derſelbe lautet:

„Zum Schluſſe gingen einige Damen, die, ehrlich
geſagt, zu gut ſind für dieſe gemiſchte Geſell-
ſchaft, abſammeln für eine Vereinsſchule oder
dergleichen. Alſo eine Nachahmung des
ſo verläſterten Klingelbeutels, aber
nicht für die Armen,
ſondern für einen
ſchlechteren Zweck!

Ein ehrliches Eingeſtändnis einer ehrlichen Seele!
Der Mann gibt alſo durch dieſen Kom-
parativ zu, daß das Abſammeln mit dem
Klingelbeutel eine ſchlechte Sache,
jenes für
die Vereinsſchule eine noch ſchlechtere ſei! O heilige
Einfalt!

Was die Bemerkung des hervorragenden Blattes
anbelangt, mit welcher es über Männer, deren
Charakter tadellos iſt und deren politiſche Laufbahn
jedenfalls auf geraderem Wege zurückgelegt wurde,
als jene des Artikelſchreibers, urteilt, ſo dürften ſich
dieſelben wohl darüber hinwegſetzen können. Man
weiß ja doch nur zu genau, welche Charaktere unter
dieſer Flagge ſegeln und die Landsknechte, die ſie
für ihre Sache werben, ſtrömen in ihr Lager
weniger um der guten Sache, als wegen des Kampfes
um Pfründen, Stellen und in ihren letzten Ausläufern
ſogar um ein Viertel Heurigen. Wir werden ja ſehen,
ob in Zukunft die Wahlen aus dieſer Partei nicht
auch jene Leute ausſcheiden, für welche dann jedoch
kein Salon der Zurückgewieſenen, ſondern irgend
eine Schnapsbude offen ſtehen wird.

Der Verein „Freie Schule“ kämpft mit offenem
Viſier. Seine Verſammlungen ſind öffentliche und
für jedermann zugänglich, im Gegenſatze zu jenen der
Chriſtlichſozialen, die ihre Konventikel bei geſchloſ-
ſenen Türen abhalten; er ſehnt ſich nach einer
Ausſprache mit ſeinen Gegnern, die auch hie und
da ſtattfindet; nur iſt bei uns infolge der geiſtigen
Beſchaffenheit der gegneriſchen Führer ein Wort-
kampf unmöglich. Aber eines wird der Verein
in Zukunft nach dem Vorgefallenen tun müſſen:
Wenn der Denunziantenlump wiederkommt, wird er
ihm den verdienten Fußtritt geben müſſen, dann
mag er ihn laufen laſſen.




Wie ſich doch die Zeiten und die Menſchen
ändern! Da ſpielt uns der Zufall die Nr. 31 der
„Oeſterreichiſchen Schulzeitung“ vom 2. Auguſt 1893
in die Hände, in der ein Bericht über die Verſamm-
lung des n.-ö. freiheitlichen Landeslehrervereines in
Waidhofen a. Th. enthalten iſt. Da ſteht auf Seite
509 folgendes: ... „Darnach ſprach Herr Kooperator
Kainz, Religionsprofeſſor am n.-ö. Landes- und
Realgymnaſium in Waidhofen. Derſelbe, eine ſym-
pathiſche Erſcheinung (!), führte aus, wie er von
Kindheit an bis jetzt dem Lehrerſtande ſeine Hochachtung
bezeige, er betonte die Gemeinſamkeit der Erziehungs-
ziele für Prieſter und Lehrer und brachte ſein
Glas der Lehrerſchaft
“...

Das war vor 15 Jahren. Mittlerweile iſt die
große Proskineſe vor der antidemokratiſcheſten aller
Strömungen, dem Klerikalismus gekommen; an die
Stelle der Verinnerlichung iſt die Veräußerlichung
getreten; an die Stelle der Werktätigkeit und des
Reiches Gottes inwendig in uns traten die äußer-
lichen Gebärden, traten die reichen, aber nicht guten
Werke am geſchnitzten Holze und am gemalten Glaſe.
Heute ſitzt dieſer Herr Kainz, Religionsprofeſſor am
n.-ö. Landesrealgymnaſium in Baden, mitten in
jener Geſellſchaft, die die Lehrer bei
ihrer vorgeſetzten Behörde denunziert,
wenn ſie, ſo wie jeder andere Staatsbürger,
von dem ihr zuſtehenden bürgerlichen Rechte
des Beſuches von Verſammlungen Gebrauch
macht!
Und doch hatten die Lehrer ihn damals eine
ſympathiſche Perſon genannt!




Nun wir einmal bei unſerem Gymnaſium an-
gelangt ſind, wollen wir auf einen Vorfall zu ſprechen
kommen, der ſich in der Vorwoche an beſagter Anſtalt
zutrug und gegenwärtig viel beſprochen wird. Ein
Supplent — wir ſind rückſichtsvoll genug, ſeinen
gerade nicht ariſch klingenden Namen zu verſchweigen
— gab einer Gruppe israelitiſcher Zöglinge gegenüber
ſeinem Erſtaunen Ausdruck, daß ſie alle gut katholiſche und
nicht die üblichen ſemitiſchen Namen tragen, bei
welcher Gelegenheit er ſich auch nach dem Stande
der Eltern erkundigte. Als nun einer der Knaben
berichtete, daß ſein Vater Kaufmann ſei, wurde die
Neugier des Herren Supplenten mächtig angeregt
[Spaltenumbruch] und da er über eindringliches Befragen erfuhr, daß
hinter dem Kaufmanne ſich ein Wechſelgeſchäftsinhaber
verberge, gab er ſeinem Unmute mit den Worten
Ausdruck: „Ach, wer in die Hände dieſer
Wucherer fällt, der iſt ſchon verloren.“

Wenn ſolche Worte den Kindern ſchon in der
Schule eingeimpft, der Raſſenhaß und Klaſſenhaß
ſchon auf der Schulbank gelehrt wird, dann dürfen
uns unſere öffentlichen Zuſtände nicht wundern. Und
das nennt ſich ſtolz „Zeitalter des Kindes!“
Wir ſind begierig, zu erfahren, wie man an zuſtän-
diger Stelle ſich zu dieſer Unterrichtsmethode dieſes
chriſtlichſozialen Scharfmachers ſtellt.




Lokal-Nachrichten.
In der Weilburg

werden gegenwärtig
umfaſſende Renovierungsarbeiten vorgenommen, die
ſich auf einen längeren Zeitraum erſtrecken dürften.
Wie verlautet, ſoll daſelbſt eine Tochter des Erz-
herzogs Friedrich, die demnächſt ihre Vermählung
feiert, ihre Flitterwochen dort verleben.

Lenzeinzug.

Man könnte uns phan-
taſtiſch nennen, wenn wir von Lenzeinzug ſprechen
Aber wir fühlen die Berechtigung dazu dennoch. Der
Sonntag war ja ein lieber Sonntag, nur etwas
windig, wie es ſchon „in der Luft liegt“. Aber
draußen erwacht, erſchallt, erblüht der Frühling, daß
es eine Freude iſt! Schneeglöckchen und Primeln,
Leberblümchen, Kuhſchellen, Karexgräſer und Ehren-
preis, ſie zeigen uns ihre Blüten und die Bienen
beſuchen ſie und tragen den Blütenſtaub heim. Am
23. März ließen ſich bereits die Girlitzen und Rot-
kelchen hören und ſehen. Das iſt ein auch für unſere
Gegenden ſehr frühes Datum, denn nach unſeren
Anmerkungen iſt deren Ankunft ſonſt durchſchnittlich
der 2. bis 5. April. Und auf den Höhen ſchlägt die
Singdroſſel, die Haidelerche läßt ihre Orgeltöne er-
klingen — der Frühling will kommen!

Aus dem Kurparke.

Die Inſtallierung
der neuen Graetzinlicht-Laternen, welche die Park-
alleen zieren und ſie in Fluten feenhafter Beleuchtung
hüllen ſollen, geht zum Aerger mancher Parkbeſucher
langſam vor ſich, zur Freude anderer aber doch
einmal zur Vollendung. Dieſe grün angeſtrichenen
„Biſchofſtäbe“ (über dieſe ſo bezeichnende Benennung
hat Prof. Zeiner ſeinen Unmut ausgedrückt, indem
er ſie beiläufig als eine Beleidigung der katholiſchen
Religion annageln wollte!) ſcheinen uns eher ein
Mahnzeichen zu ſein, daß wir wirklich unter dem
Krumſtabe wandeln. Aber geſchmackvoll war Prof.
Zeiner’s — eigentlich nur ſchein—liche — Entrüſtung
doch nicht. Er kann mit unſerem Bürgermeiſter ſchon
komm—, pardon! zufrieden ſein, wie er will. In
tanto, der Park bekommt zur elektriſchen Beleuchtung
eine graetziniſche — und das freut uns auch, die
„zyniſche“ dürfte manchmal nicht ausbleiben; dafür
ſorgen die Federn des volksrettenden Volksblattes.

Der neue Waſſerfall.

Wir haben
unlängſt berichtet, daß der Waſſerfall, der bisher
geplätſchert hat, „verlängert“ werde. Heute iſt die
„Verlängerung“ fertig. Am Sonntag ſchon ſprang
das Waſſer in ſchäumenden Kaskaden über die Felſen
zum alten Waſſerfall herunter und in den Zweigen
ringsumher ſammelten ſich die gefiederten Sänger,
als ob ſie dieſe Neuerung nicht nur bewundern,
ſondern auch beſingen wollten! Das ſchönſte hiebei
aber iſt, daß man nun einen Teil des fallenden
Waſſerſchaumes ſchon vom unteren Parke aus ſehen
wird. Mit den neuen Wegen und Anlagen gewinnt
„unſer Berg“ von Woche zu Woche an Schönheit.

Jubiläums-Ausſtellung der Feuer-
wehr.

Montag, den 23. d. M., hielt das vom
Exekutivkomitee der hieſigen Feuerwehr eingeladene
„große Komitee“ ſeine erſte Sitzung ab. Es waren
gegen ſiebzig Herren erſchienen, unter denen man
nebſt vielen Gemeindevertretern — die beiderſeitigen
Vizebürgermeiſter Bruſatti und Gall — Ob-
männer auswärtiger Feuerwehren; Stuſchka (Lieſing),
Dr. Kunſt (Guntramsdorf), F. J. Reiſenberger
(Bruck a. d. L.), Anton Löſcher (Wr.-Neuſtadt),
Johann Lahn (Gloggnitz) noch viele angeſehene
Perſönlichkeiten des Kurrayons ſah. Als Regierungs-
vertreter war Herr Bezirkskommiſſär Czylarz er-
ſchienen, ferner k. u. k. Truchſeß von Dalmata,
Dr. Schwarz, Magiſtratsrat aus Wien, Ober-
inſpektor Leiſchner (Wien) k. u. k. Oberſtabsarzt
Dr. Schuller, kaiſ. Rat Künaſt, Gymnaſial-
direktor Beneš, Dechant Friem, Stationschef v.
Tarnoczy, Baudirektor Hofer u. ſ. w., alle, die
ein beſonderes Intereſſe für das Feuerwehrweſen und
die geplante Ausſtellung hatten. Herr Feuerwehr-
hauptmann Moriz Laſchitz eröffnete kurz nach 6 Uhr
[Spaltenumbruch] die Verſammlung mit einer Begrüßung der Er-
ſchienenen, erklärt den Plan der Jubiläums-Aus-
ſtellung und eröffnet die Debatte hierüber. Ober-
inſpektor Herr Leiſchner gibt den Rat, das
Feſtzugskomitee möge den Badener Feſtzug in ſein
Programm aufnehmen, da am Wiener Feſtzug die
Feuerwehren nicht teilnehmen werden. Außerdem ſoll
für weite Publizität durch Zeitungen und Plaka-
tierungen geſorgt werden, auch Sonderzüge würden
den Beſuch Badens in der beſtimmten Zeit (5. bis
9. September) erleichtern und erhöhen. Unterdes zir-
kulieren die Bögen, auf die ſich Herren in ver-
ſchiedene Sektionen einſchrieben. Dr. Schwarz rät
dem Komitee, an den Magiſtrat Wien wegen Ueber-
laſſung eines Automobiltrains ein Anſuchen zu
ſtellen, dem gewiß entſprochen werden wird. Prof.
Süß fragt wegen der Koſten und deren Bedeckung
an. Herr Laſchitz gibt beruhigenden Aufſchluß, daß
3000 K vorhanden ſeien und daß man durch die
Platzmiete am Sportplatze auch einiges einbringen
dürfte. Dr. Schwarz gibt der Beruhigung Aus-
druck, daß die Finanzierung ganz gut gelingen werde,
da das allgemeine Intereſſe für die Feuerwehr ein
ſehr reges ſei. Nun begrüßt noch Vizebürgermeiſter
Bruſatti die Anweſenden im Namen des Bürger-
meiſters und der Stadtgemeinde Baden. Kaiſ. Rat
Künaſt betont die Notwendigkeit, die Mitwirkung
der Preſſe rechtzeitig in Anſpruch zu nehmen. Herr
k. u. k. Truchſeß Dalmata ſpendet 1000 K für
Zwecke dieſer Ausſtellung. (Hochrufe.) Schließlich
dankt Hauptmann Laſchitz für das zahlreiche Er-
ſcheinen und für die Anhänglichkeit und Zutrauen,
das der Feuerwehr entgegengebracht werde. Der unter
den Anweſenden zirkulierte Subſkriptionsbogen weiſt
an gezeichneten Beiträgen über 2500 K aus.

Die erſte Schnepfe

wurde am 20. d. M.
von dem Weingutsbeſitzer Herrn Ferdinand Hanny
in dem von ihm gepachteten Jagdreviere am „Gais-
rücken“ geſchoſſen.

Theaternachricht.

Zum Benefiz unſeres
Theaterkaſſiers Herrn Anton Gambetta gelangt
Donnerstag, den 26. d. M., Hellmesberger’s reizende
Operette „Das Veilchenmädel“ zur Aufführung.

Das 25. Promenade-Konzert.

Das
Auftreten der Konzertſängerin Frl. Elſa Pazeller
und des Komponiſten und Kapellmeiſters Herrn
Wilhelm Bednarz lockte eine große Schar von
Zuhörern in den Kurſalon. Sie haben ſich nicht
verrechnet, wenn ſie auf einen beſondern muſikaliſchen
Genuß gehofft hatten. Die „Oberon“-Ouverture von
C. M. Weber wurde ſehr ſchön vorgetragen. Herr
Bednarz dirigierte als Erſtaufführungen ſeine neueſten
Kompoſitionen. Zuerſt war es ein Lied für Piſtonſolo
mit Orcheſterbegleitung „Gefunden“. Erſteres beſorgte
mit großer Präziſion Herr Totzer; die Orcheſter-
leiſtung war unter Bednarz’ Leitung muſterhaft.
Eine reizende Einleitung hatte der mächtig klingende
„Kaiſer-Jubiläums-Marſch“ und der „Feſtzug populärer
Wiener Figuren“ bot alles, was man von einem
großen Marſchpotpourri verlangen kann. Dieſe neueſten
Kinder der Bednarz’ſchen Muſe werden ſich ſicher zur
Freude der Hörer auf den Konzertprogrammen erhalten. —
Mit der kunſtſinnigen Klavierbegleitung Wiesmanns
ſang nun Frl. Pazeller drei Lieder: „Wohin?“
von Franz Schubert, „Ich liebe Dich“ von Grieg
und „Im Herbſt“ von Robert Franz und erntete
damit einen brauſenden Beifall, den die Sängerin
mit lieblichen Zugaben belohnte. Das Konzert war,
wie eingangs erwähnt, ſehr gut beſucht und das
Publikum lauſchte mit großer Aufmerkſamkeit den
wirklich guten Produktionen. Endlich hat es ſich für
die Promenadekonzerte erwärmt und wenn Baden
dieſe Sonntage nicht hätte, würde uns ſicherlich viel
abgehn. Sie ſind nun faſt eine Notwendigkeit ge-
worden!

Das Programm des XXVI. Prome-
nadekonzertes,

welches heute Mittwoch
unter gefälliger Mitwirkung des Fräuleins Marie
Wanišek, Konzertſängerin, und des Herrn Johann
Zieba, Konzertſänger aus Wien, im Kurhausſaale
zur Aufführung gelangt, iſt folgendes: 1. „Signal“-
Marſch aus der Operette „Der Mann mit den drei
Frauen“ von Franz Lehar. 2. „Bei uns z’haus“,
Walzer von Johann Strauß. 3. Ouverture zur Oper
„Das Glöckchen des Eremiten“ von A. Maillart. 4.
„Kavallerie“, Polka françaiſe von C. M. Ziehrer.
5. a) „In dieſen heiligen Hallen“, Arie aus der
Oper „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart; b)
„Aufruf König Heinrichs“ (Hab’ Dank) aus der Oper
„Lohengrin“ von R. Wagner (Geſang: Herr Johann
Zieba, Klavier: Kapellmeiſter Wiesmann). 6. „Die
Mühle im Schwarzwald“, Idylle von R. Eilenberg.
7. a) Große Arie aus der Oper „Freiſchütz“ von
C. M. v. Weber. b) „Mein Liebchen“ von Wiesmann

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 25. März 1908. Nr. 25. auf dem Krankenbette liegt, als Anweſenden anzuführen! Die Beſchränktheit dieſes Berichterſtatters aber iſt aus dem Schlußſatze ſeines Berichtes erſichtlich. Derſelbe lautet: „Zum Schluſſe gingen einige Damen, die, ehrlich geſagt, zu gut ſind für dieſe gemiſchte Geſell- ſchaft, abſammeln für eine Vereinsſchule oder dergleichen. Alſo eine Nachahmung des ſo verläſterten Klingelbeutels, aber nicht für die Armen, ſondern für einen ſchlechteren Zweck!“ Ein ehrliches Eingeſtändnis einer ehrlichen Seele! Der Mann gibt alſo durch dieſen Kom- parativ zu, daß das Abſammeln mit dem Klingelbeutel eine ſchlechte Sache, jenes für die Vereinsſchule eine noch ſchlechtere ſei! O heilige Einfalt! Was die Bemerkung des hervorragenden Blattes anbelangt, mit welcher es über Männer, deren Charakter tadellos iſt und deren politiſche Laufbahn jedenfalls auf geraderem Wege zurückgelegt wurde, als jene des Artikelſchreibers, urteilt, ſo dürften ſich dieſelben wohl darüber hinwegſetzen können. Man weiß ja doch nur zu genau, welche Charaktere unter dieſer Flagge ſegeln und die Landsknechte, die ſie für ihre Sache werben, ſtrömen in ihr Lager weniger um der guten Sache, als wegen des Kampfes um Pfründen, Stellen und in ihren letzten Ausläufern ſogar um ein Viertel Heurigen. Wir werden ja ſehen, ob in Zukunft die Wahlen aus dieſer Partei nicht auch jene Leute ausſcheiden, für welche dann jedoch kein Salon der Zurückgewieſenen, ſondern irgend eine Schnapsbude offen ſtehen wird. Der Verein „Freie Schule“ kämpft mit offenem Viſier. Seine Verſammlungen ſind öffentliche und für jedermann zugänglich, im Gegenſatze zu jenen der Chriſtlichſozialen, die ihre Konventikel bei geſchloſ- ſenen Türen abhalten; er ſehnt ſich nach einer Ausſprache mit ſeinen Gegnern, die auch hie und da ſtattfindet; nur iſt bei uns infolge der geiſtigen Beſchaffenheit der gegneriſchen Führer ein Wort- kampf unmöglich. Aber eines wird der Verein in Zukunft nach dem Vorgefallenen tun müſſen: Wenn der Denunziantenlump wiederkommt, wird er ihm den verdienten Fußtritt geben müſſen, dann mag er ihn laufen laſſen. Wie ſich doch die Zeiten und die Menſchen ändern! Da ſpielt uns der Zufall die Nr. 31 der „Oeſterreichiſchen Schulzeitung“ vom 2. Auguſt 1893 in die Hände, in der ein Bericht über die Verſamm- lung des n.-ö. freiheitlichen Landeslehrervereines in Waidhofen a. Th. enthalten iſt. Da ſteht auf Seite 509 folgendes: ... „Darnach ſprach Herr Kooperator Kainz, Religionsprofeſſor am n.-ö. Landes- und Realgymnaſium in Waidhofen. Derſelbe, eine ſym- pathiſche Erſcheinung (!), führte aus, wie er von Kindheit an bis jetzt dem Lehrerſtande ſeine Hochachtung bezeige, er betonte die Gemeinſamkeit der Erziehungs- ziele für Prieſter und Lehrer und brachte ſein Glas der Lehrerſchaft“... Das war vor 15 Jahren. Mittlerweile iſt die große Proskineſe vor der antidemokratiſcheſten aller Strömungen, dem Klerikalismus gekommen; an die Stelle der Verinnerlichung iſt die Veräußerlichung getreten; an die Stelle der Werktätigkeit und des Reiches Gottes inwendig in uns traten die äußer- lichen Gebärden, traten die reichen, aber nicht guten Werke am geſchnitzten Holze und am gemalten Glaſe. Heute ſitzt dieſer Herr Kainz, Religionsprofeſſor am n.-ö. Landesrealgymnaſium in Baden, mitten in jener Geſellſchaft, die die Lehrer bei ihrer vorgeſetzten Behörde denunziert, wenn ſie, ſo wie jeder andere Staatsbürger, von dem ihr zuſtehenden bürgerlichen Rechte des Beſuches von Verſammlungen Gebrauch macht! Und doch hatten die Lehrer ihn damals eine ſympathiſche Perſon genannt! Nun wir einmal bei unſerem Gymnaſium an- gelangt ſind, wollen wir auf einen Vorfall zu ſprechen kommen, der ſich in der Vorwoche an beſagter Anſtalt zutrug und gegenwärtig viel beſprochen wird. Ein Supplent — wir ſind rückſichtsvoll genug, ſeinen gerade nicht ariſch klingenden Namen zu verſchweigen — gab einer Gruppe israelitiſcher Zöglinge gegenüber ſeinem Erſtaunen Ausdruck, daß ſie alle gut katholiſche und nicht die üblichen ſemitiſchen Namen tragen, bei welcher Gelegenheit er ſich auch nach dem Stande der Eltern erkundigte. Als nun einer der Knaben berichtete, daß ſein Vater Kaufmann ſei, wurde die Neugier des Herren Supplenten mächtig angeregt und da er über eindringliches Befragen erfuhr, daß hinter dem Kaufmanne ſich ein Wechſelgeſchäftsinhaber verberge, gab er ſeinem Unmute mit den Worten Ausdruck: „Ach, wer in die Hände dieſer Wucherer fällt, der iſt ſchon verloren.“ Wenn ſolche Worte den Kindern ſchon in der Schule eingeimpft, der Raſſenhaß und Klaſſenhaß ſchon auf der Schulbank gelehrt wird, dann dürfen uns unſere öffentlichen Zuſtände nicht wundern. Und das nennt ſich ſtolz „Zeitalter des Kindes!“ Wir ſind begierig, zu erfahren, wie man an zuſtän- diger Stelle ſich zu dieſer Unterrichtsmethode dieſes chriſtlichſozialen Scharfmachers ſtellt. Lokal-Nachrichten. — In der Weilburg werden gegenwärtig umfaſſende Renovierungsarbeiten vorgenommen, die ſich auf einen längeren Zeitraum erſtrecken dürften. Wie verlautet, ſoll daſelbſt eine Tochter des Erz- herzogs Friedrich, die demnächſt ihre Vermählung feiert, ihre Flitterwochen dort verleben. — Lenzeinzug. Man könnte uns phan- taſtiſch nennen, wenn wir von Lenzeinzug ſprechen Aber wir fühlen die Berechtigung dazu dennoch. Der Sonntag war ja ein lieber Sonntag, nur etwas windig, wie es ſchon „in der Luft liegt“. Aber draußen erwacht, erſchallt, erblüht der Frühling, daß es eine Freude iſt! Schneeglöckchen und Primeln, Leberblümchen, Kuhſchellen, Karexgräſer und Ehren- preis, ſie zeigen uns ihre Blüten und die Bienen beſuchen ſie und tragen den Blütenſtaub heim. Am 23. März ließen ſich bereits die Girlitzen und Rot- kelchen hören und ſehen. Das iſt ein auch für unſere Gegenden ſehr frühes Datum, denn nach unſeren Anmerkungen iſt deren Ankunft ſonſt durchſchnittlich der 2. bis 5. April. Und auf den Höhen ſchlägt die Singdroſſel, die Haidelerche läßt ihre Orgeltöne er- klingen — der Frühling will kommen! — Aus dem Kurparke. Die Inſtallierung der neuen Graetzinlicht-Laternen, welche die Park- alleen zieren und ſie in Fluten feenhafter Beleuchtung hüllen ſollen, geht zum Aerger mancher Parkbeſucher langſam vor ſich, zur Freude anderer aber doch einmal zur Vollendung. Dieſe grün angeſtrichenen „Biſchofſtäbe“ (über dieſe ſo bezeichnende Benennung hat Prof. Zeiner ſeinen Unmut ausgedrückt, indem er ſie beiläufig als eine Beleidigung der katholiſchen Religion annageln wollte!) ſcheinen uns eher ein Mahnzeichen zu ſein, daß wir wirklich unter dem Krumſtabe wandeln. Aber geſchmackvoll war Prof. Zeiner’s — eigentlich nur ſchein—liche — Entrüſtung doch nicht. Er kann mit unſerem Bürgermeiſter ſchon komm—, pardon! zufrieden ſein, wie er will. In tanto, der Park bekommt zur elektriſchen Beleuchtung eine graetziniſche — und das freut uns auch, die „zyniſche“ dürfte manchmal nicht ausbleiben; dafür ſorgen die Federn des volksrettenden Volksblattes. — Der neue Waſſerfall. Wir haben unlängſt berichtet, daß der Waſſerfall, der bisher geplätſchert hat, „verlängert“ werde. Heute iſt die „Verlängerung“ fertig. Am Sonntag ſchon ſprang das Waſſer in ſchäumenden Kaskaden über die Felſen zum alten Waſſerfall herunter und in den Zweigen ringsumher ſammelten ſich die gefiederten Sänger, als ob ſie dieſe Neuerung nicht nur bewundern, ſondern auch beſingen wollten! Das ſchönſte hiebei aber iſt, daß man nun einen Teil des fallenden Waſſerſchaumes ſchon vom unteren Parke aus ſehen wird. Mit den neuen Wegen und Anlagen gewinnt „unſer Berg“ von Woche zu Woche an Schönheit. — Jubiläums-Ausſtellung der Feuer- wehr. Montag, den 23. d. M., hielt das vom Exekutivkomitee der hieſigen Feuerwehr eingeladene „große Komitee“ ſeine erſte Sitzung ab. Es waren gegen ſiebzig Herren erſchienen, unter denen man nebſt vielen Gemeindevertretern — die beiderſeitigen Vizebürgermeiſter Bruſatti und Gall — Ob- männer auswärtiger Feuerwehren; Stuſchka (Lieſing), Dr. Kunſt (Guntramsdorf), F. J. Reiſenberger (Bruck a. d. L.), Anton Löſcher (Wr.-Neuſtadt), Johann Lahn (Gloggnitz) noch viele angeſehene Perſönlichkeiten des Kurrayons ſah. Als Regierungs- vertreter war Herr Bezirkskommiſſär Czylarz er- ſchienen, ferner k. u. k. Truchſeß von Dalmata, Dr. Schwarz, Magiſtratsrat aus Wien, Ober- inſpektor Leiſchner (Wien) k. u. k. Oberſtabsarzt Dr. Schuller, kaiſ. Rat Künaſt, Gymnaſial- direktor Beneš, Dechant Friem, Stationschef v. Tarnoczy, Baudirektor Hofer u. ſ. w., alle, die ein beſonderes Intereſſe für das Feuerwehrweſen und die geplante Ausſtellung hatten. Herr Feuerwehr- hauptmann Moriz Laſchitz eröffnete kurz nach 6 Uhr die Verſammlung mit einer Begrüßung der Er- ſchienenen, erklärt den Plan der Jubiläums-Aus- ſtellung und eröffnet die Debatte hierüber. Ober- inſpektor Herr Leiſchner gibt den Rat, das Feſtzugskomitee möge den Badener Feſtzug in ſein Programm aufnehmen, da am Wiener Feſtzug die Feuerwehren nicht teilnehmen werden. Außerdem ſoll für weite Publizität durch Zeitungen und Plaka- tierungen geſorgt werden, auch Sonderzüge würden den Beſuch Badens in der beſtimmten Zeit (5. bis 9. September) erleichtern und erhöhen. Unterdes zir- kulieren die Bögen, auf die ſich Herren in ver- ſchiedene Sektionen einſchrieben. Dr. Schwarz rät dem Komitee, an den Magiſtrat Wien wegen Ueber- laſſung eines Automobiltrains ein Anſuchen zu ſtellen, dem gewiß entſprochen werden wird. Prof. Süß fragt wegen der Koſten und deren Bedeckung an. Herr Laſchitz gibt beruhigenden Aufſchluß, daß 3000 K vorhanden ſeien und daß man durch die Platzmiete am Sportplatze auch einiges einbringen dürfte. Dr. Schwarz gibt der Beruhigung Aus- druck, daß die Finanzierung ganz gut gelingen werde, da das allgemeine Intereſſe für die Feuerwehr ein ſehr reges ſei. Nun begrüßt noch Vizebürgermeiſter Bruſatti die Anweſenden im Namen des Bürger- meiſters und der Stadtgemeinde Baden. Kaiſ. Rat Künaſt betont die Notwendigkeit, die Mitwirkung der Preſſe rechtzeitig in Anſpruch zu nehmen. Herr k. u. k. Truchſeß Dalmata ſpendet 1000 K für Zwecke dieſer Ausſtellung. (Hochrufe.) Schließlich dankt Hauptmann Laſchitz für das zahlreiche Er- ſcheinen und für die Anhänglichkeit und Zutrauen, das der Feuerwehr entgegengebracht werde. Der unter den Anweſenden zirkulierte Subſkriptionsbogen weiſt an gezeichneten Beiträgen über 2500 K aus. — Die erſte Schnepfe wurde am 20. d. M. von dem Weingutsbeſitzer Herrn Ferdinand Hanny in dem von ihm gepachteten Jagdreviere am „Gais- rücken“ geſchoſſen. — Theaternachricht. Zum Benefiz unſeres Theaterkaſſiers Herrn Anton Gambetta gelangt Donnerstag, den 26. d. M., Hellmesberger’s reizende Operette „Das Veilchenmädel“ zur Aufführung. — Das 25. Promenade-Konzert. Das Auftreten der Konzertſängerin Frl. Elſa Pazeller und des Komponiſten und Kapellmeiſters Herrn Wilhelm Bednarz lockte eine große Schar von Zuhörern in den Kurſalon. Sie haben ſich nicht verrechnet, wenn ſie auf einen beſondern muſikaliſchen Genuß gehofft hatten. Die „Oberon“-Ouverture von C. M. Weber wurde ſehr ſchön vorgetragen. Herr Bednarz dirigierte als Erſtaufführungen ſeine neueſten Kompoſitionen. Zuerſt war es ein Lied für Piſtonſolo mit Orcheſterbegleitung „Gefunden“. Erſteres beſorgte mit großer Präziſion Herr Totzer; die Orcheſter- leiſtung war unter Bednarz’ Leitung muſterhaft. Eine reizende Einleitung hatte der mächtig klingende „Kaiſer-Jubiläums-Marſch“ und der „Feſtzug populärer Wiener Figuren“ bot alles, was man von einem großen Marſchpotpourri verlangen kann. Dieſe neueſten Kinder der Bednarz’ſchen Muſe werden ſich ſicher zur Freude der Hörer auf den Konzertprogrammen erhalten. — Mit der kunſtſinnigen Klavierbegleitung Wiesmanns ſang nun Frl. Pazeller drei Lieder: „Wohin?“ von Franz Schubert, „Ich liebe Dich“ von Grieg und „Im Herbſt“ von Robert Franz und erntete damit einen brauſenden Beifall, den die Sängerin mit lieblichen Zugaben belohnte. Das Konzert war, wie eingangs erwähnt, ſehr gut beſucht und das Publikum lauſchte mit großer Aufmerkſamkeit den wirklich guten Produktionen. Endlich hat es ſich für die Promenadekonzerte erwärmt und wenn Baden dieſe Sonntage nicht hätte, würde uns ſicherlich viel abgehn. Sie ſind nun faſt eine Notwendigkeit ge- worden! — Das Programm des XXVI. Prome- nadekonzertes, welches heute Mittwoch unter gefälliger Mitwirkung des Fräuleins Marie Wanišek, Konzertſängerin, und des Herrn Johann Zieba, Konzertſänger aus Wien, im Kurhausſaale zur Aufführung gelangt, iſt folgendes: 1. „Signal“- Marſch aus der Operette „Der Mann mit den drei Frauen“ von Franz Lehar. 2. „Bei uns z’haus“, Walzer von Johann Strauß. 3. Ouverture zur Oper „Das Glöckchen des Eremiten“ von A. Maillart. 4. „Kavallerie“, Polka françaiſe von C. M. Ziehrer. 5. a) „In dieſen heiligen Hallen“, Arie aus der Oper „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart; b) „Aufruf König Heinrichs“ (Hab’ Dank) aus der Oper „Lohengrin“ von R. Wagner (Geſang: Herr Johann Zieba, Klavier: Kapellmeiſter Wiesmann). 6. „Die Mühle im Schwarzwald“, Idylle von R. Eilenberg. 7. a) Große Arie aus der Oper „Freiſchütz“ von C. M. v. Weber. b) „Mein Liebchen“ von Wiesmann

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 25, Baden (Niederösterreich), 25.03.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener025_1908/4>, abgerufen am 23.11.2024.