Badener Zeitung. Nr. 23, Baden (Niederösterreich), 21.03.1900. Mittwoch Badener Zeitung. 21. März 1900. Nr. 23. [Spaltenumbruch] (Familienabend der Beamtenschaft Mödlings.) Auf vielseitiges Verlangen sieht sich Guntramsdorf. Auf der Localbahn Wien-- Berndorf. (Theater.) Uebermorgen, Freitag, Wiener-Neustadt. (Vom Theater.) Am Theater. Stadttheater in Baden. Dounerstag, den 15. d. M. Zum Benefice für Unser trefflicher erster Komiker war in der Wahl Der geschätzte Beneficiant und Träger der Herr Dir. Schreiber war als "Floderer" wieder Samstag, den 17. d. M. "Molly", Lustspiel Sonntag, den 18. d. M., "Die Prinzessin Die vor einem Vierteljahrhundert gerade mit Fräulein Narenta als Prinz Raphael entsprach Montag, den 19. d. M. (Zum erstenmale): Vermischtes. Eine Riesen-Uhr. Wohl das Monströseste, Kwizda's Restitutions-Fluid für Pferde. Der "Sport", ein Fachblatt für Rennwesen, Ein Lampendocht aus Glas. Ein eigen- [Spaltenumbruch] Literatur. "Lechner's Mittheilungen aus dem Gebiete der Gerichtssaal. Wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit. Am Holzdiebstahl. Vor einem Erkenntnissenate des Die Unberechenbarkeit der Thierseele. Ein Mittwoch Badener Zeitung. 21. März 1900. Nr. 23. [Spaltenumbruch] (Familienabend der Beamtenſchaft Mödlings.) Auf vielſeitiges Verlangen ſieht ſich Guntramsdorf. Auf der Localbahn Wien— Berndorf. (Theater.) Uebermorgen, Freitag, Wiener-Neuſtadt. (Vom Theater.) Am Theater. Stadttheater in Baden. Dounerstag, den 15. d. M. Zum Benefice für Unſer trefflicher erſter Komiker war in der Wahl Der geſchätzte Beneficiant und Träger der Herr Dir. Schreiber war als „Floderer“ wieder Samstag, den 17. d. M. „Molly“, Luſtſpiel Sonntag, den 18. d. M., „Die Prinzeſſin Die vor einem Vierteljahrhundert gerade mit Fräulein Narenta als Prinz Raphael entſprach Montag, den 19. d. M. (Zum erſtenmale): Vermiſchtes. Eine Rieſen-Uhr. Wohl das Monſtröſeſte, Kwizda’s Reſtitutions-Fluid für Pferde. Der „Sport“, ein Fachblatt für Rennweſen, Ein Lampendocht aus Glas. Ein eigen- [Spaltenumbruch] Literatur. „Lechner’s Mittheilungen aus dem Gebiete der Gerichtsſaal. Wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit. Am Holzdiebſtahl. Vor einem Erkenntnisſenate des Die Unberechenbarkeit der Thierſeele. Ein <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0006" n="6"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung. 21. März 1900. Nr. 23.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Familienabend der Beamtenſchaft<lb/> Mödlings.)</hi> </head> <p>Auf vielſeitiges Verlangen ſieht ſich<lb/> das Comit<hi rendition="#aq">é</hi> zur Veranſtaltung geſelliger Familien-<lb/> abende veranlaſst, am Samstag, den 31. d. M., im<lb/> Hotel „Stadt Mödling“ ſeinen zweiten diesjährigen<lb/> Unterhaltungsabend zu veranſtalten. Es werden<lb/> binnen kurzem die Einladungen verſendet werden.<lb/> Man hat bereits mit bekannten Wiener Kunſtkräften<lb/> Fühlung genommen und einige derſelben für dieſen<lb/> Vortragsabend gewonnen. Zum Schluſſe ſindet ein<lb/> Tanzkränzchen ſtatt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Guntramsdorf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Auf der Localbahn Wien—<lb/> Guntramsdorf wurde am 15. d. M. durch den Achſen-<lb/> bruch eines mit Ziegeln beladenen Waggons in der<lb/> Station Krottenbach eine <hi rendition="#g">zweiſ</hi>tündige Verkehrs-<lb/> ſtörung verurſacht. Nach Wegſchaffung des gebrochenen<lb/> Wagens konnte der Güterzug ſeinen Weg wieder<lb/> fortſetzen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berndorf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Theater.)</hi> </head> <p>Uebermorgen, Freitag,<lb/> den 23. d. M., abends, gelangt die brillante Bauern-<lb/> komödie „’s <hi rendition="#g">Jungferngift</hi>“ von Ludwig Anzengruber<lb/> zur Aufführung. Die nächſte Vorſtellung findet am<lb/> Sonntag, den 25. März, nachmittags 3 Uhr, ſtatt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wiener-Neuſtadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Vom Theater.)</hi> </head> <p>Am<lb/> 13. d. M. wurde zum Benefice des Schauſpielers<lb/> Max Palfi Hermann Sudermann’s „Morituri“ ge-<lb/> geben, in welchem Stücke Fräulein Hermine Schütze,<lb/> die Tochter des Badener Buchhändlers Ferdinand<lb/> Schütze und Schülerin der Hofſchauſpielerin Frau<lb/> Olga Lewinsky, zum erſtenmale die Bretter betrat<lb/> und ſich ſofort durch ihre Anmuth die Sympathie<lb/> des Publicums eroberte und auch in der Folge durch<lb/> ihr vorzügliches Spiel feſthielt. Die „Wiener-Neu-<lb/> ſtädter Nachrichten“ beſprechen in vorzüglichſter Weiſe<lb/> das degagierte Spiel der jungen Dame und beglück-<lb/> wünſchen ſie zu dieſem erſten Erfolge, mit der<lb/> Hoffnung, ihr bald wieder auf den Brettern begegnen<lb/> zu können.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Dounerstag, den 15. d. M. Zum Benefice für<lb/> Franz Felix. (Neu in Scene geſetzt.) <hi rendition="#g">„Der närriſche<lb/> Schuſter“.</hi> Wiener Volkspoſſe mit Geſang in fünf<lb/> Acten von O. F. Berg. Muſik von Carl Millöcker.</p><lb/> <p>Unſer trefflicher erſter Komiker war in der Wahl<lb/> ſeiner Beneficevorſtellung recht glücklich. Das total<lb/> ausverkaufte Haus unterhielt ſich großartig, man<lb/> kam aus dem Lachen gar nicht heraus und wir<lb/> können Herrn Felix für den genuſsreichen Abend,<lb/> den er uns durch die Wiedervorführung der alten,<lb/> aber guten und recht angenehm anheimelnden Volks-<lb/> poſſe ſchuf, nur dankbar ſein.</p><lb/> <p>Der geſchätzte Beneficiant und Träger der<lb/> Titelrolle, längſt ein Liebling der Badener, hatte<lb/> daher auch als Tobias Kupelwieſer volle Gelegenheit,<lb/> ſeine hervorragend künſtleriſche Begabung in das<lb/> rechte Licht zu ſetzen. Sein „närriſcher Schuſter“<lb/> kann als eine wahre Prachtleiſtung bezeichnet werden<lb/> und verdient die vollſte Anerkennung. Die wirklich<lb/> ſtürmiſchen Beifallsſalven waren daher auch an dem<lb/> Felix’ſchen Ehrenabende am Platze und werden zugleich<lb/> Herrn Felix von ſeiner Beliebtheit vollkommen überzeugt<lb/> haben. Daſs an dieſem, man möchte ſagen demonſtrativ<lb/> voll gewordenen Hauſe, auch die Stimmung auf die<lb/> Darſteller übergieng, iſt ſelbſtverſtändlich.</p><lb/> <p>Herr Dir. Schreiber war als „Floderer“ wieder<lb/> in ſeinem Element und bei ausgezeichneter Laune.<lb/> Die Herren Friedberg (Oberſt Graf Freiwald), Strauß<lb/> (Richard Graf Freiwald) und Dietl (Buchbinder-<lb/> gehilfe Riedl) verdienen ehrende Erwähnung. Das<lb/> gleiche gilt von den Damen Zwerenz (Cordula<lb/> Kupelwieſer) und Zöhrer (Joſeſine Kupelwieſer).<lb/> Aeußerſt diſtinguiert in Anſehen und Sprache gab<lb/> ferner Fräulein Brand die Gräfin Clara Engelsberg.<lb/> Lebhaften Beifall errang ſich auch der Lehrjunge<lb/> Petal, der kleine Felix, welcher, wenn es ſo fort<lb/> geht, einſt dem großen Felix gewaltige Concurrenz<lb/> machen dürfte.</p><lb/> <p>Samstag, den 17. d. M. <hi rendition="#g">„Molly“,</hi> Luſtſpiel<lb/> in einem Act von R. Verſtl, und <hi rendition="#g">„Tannhäuſer“</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">„Die Keilerei auf der Wartburg“.</hi> Sowohl<lb/> die dramatiſche Bagatelle unſeres Bühnenvaters und<lb/> Hausdichters Verſtl, als auch die parodiſtiſche Zukunfts-<lb/> operette von J. Neſtroy fanden jene Darſtellungen,<lb/> welche befriedigen.</p><lb/> <p>Sonntag, den 18. d. M., <hi rendition="#g">„Die Prinzeſſin<lb/> von Trapezunt“.</hi> Komiſche Operette in 3 Acten von<lb/><cb/> Ch. Nuitter und E. Trefeu. Deutſch von Julius Hopp.<lb/> Muſik von Jacques Offenbach.</p><lb/> <p>Die vor einem Vierteljahrhundert gerade mit<lb/> dem Reiz der Neuheit alle Gemüther entzückende<lb/> Operette Offenbach’s erregt noch heute Intereſſe,<lb/> trotzdem dieſelbe mit dem blöden Stoffe der Handlung<lb/> mehr als veraltet und überlebt gilt. Es bildete daher<lb/> die neuinſcenierte Belebung altbekannter Geſtalten,<lb/> wie die des Förſter Caſimir, des ſich ſtets verſprechenden<lb/> Sparadrap und des Cabriolo, eine Art Bühnen-<lb/> experiment, das Beachtung verdient. Geſpielt wurde<lb/> von jenen, die ſich an den Text und den Takt hielten,<lb/> gewiſs recht gut und wenn wieder andere, insbeſondere<lb/> ihrer Zwei, ſich weder um Buch und Partie kümmerten<lb/> und gegenſeitig Hollodria trieben, ſo ſind dies<lb/> Sachen, die ſie mit ſich ſelbſt abmachen ſollen. Fürſt<lb/> Caſimir (Herr Ott) und Dir. Schreiber (Sparadrap)<lb/> ſorgten auch zumeiſt für die Sonntagsſtimmung, die<lb/> in Folge des entſetzlichen Wetters eine recht troſtloſe<lb/> war. Keine Stimmung, kein rechter Beifall und<lb/> keinerlei Dank für alle Mühe.</p><lb/> <p>Fräulein Narenta als Prinz Raphael entſprach<lb/> in jeder Beziehung und ſang ganz allerliebſt. Auch<lb/> die beiden Töchter des Cabriolo, Fräulein Genſchar<lb/> (Zanetta) und Fräulein Miltner (Regina) verſtanden<lb/> es, auf das Aug’ und Ohr zu wirken. Herr Felix<lb/> als Director der Seiltänzertruppe und Herr Januſchke<lb/> als Tremolini boten ihr möglichſtes. Frau Zwerenz<lb/> (Paolo) genügte für die vorgeſchriebenen Kunſt-<lb/> leiſtungen, was man von dem berühmten „Pagen-<lb/> chore“ diesmal nicht ſagen konnte. Wo war da das<lb/> berühmte <hi rendition="#aq">piano</hi> und <hi rendition="#aq">pianissimo,</hi> das einſt ſo viel<lb/> Beifall fand.</p><lb/> <p>Montag, den 19. d. M. (Zum erſtenmale):<lb/><hi rendition="#g">„Fräulein Doctor“.</hi> Luſtſpiel in 4 Aufzügen<lb/> von Oscar Walter und Leo Stein. (Repertoireſtück<lb/> des Raimundtheaters in Wien.) Gelungene Premi<hi rendition="#aq">è</hi>re<lb/> mit hübſchem Bühnenerfolg. Ausführlicheres Referat<lb/> vorbehalten.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#b">Guſtav Calliano.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vermiſchtes.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Rieſen-Uhr.</hi> </head> <p>Wohl das Monſtröſeſte,<lb/> was im Bau von großen Uhren jemals geleiſtet<lb/> wurde, iſt die gegenwärtig in Philadelphia für den<lb/> Thurm der Town-Hall (des Rathhauſes) gebaute Uhr.<lb/> Das während der Dunkelheit mittelſt elektriſcher<lb/> Reflectoren beleuchtete Zifferblatt hat einen Durchmeſſer<lb/> von 10 Metern, und der große Zeiger, der ganz gut<lb/> als Eiſentram dienen könnte, hat eine Länge von<lb/> 4 Metern, der kleine eine ſolche von 2·5 Metern.<lb/> Die Glocke, auf welcher die Stunden angeſchlagen<lb/> werden, hat ein Gewicht von 5 Tonnen, und eine<lb/> Dampfmaſchine dient dazu, die Uhr aufzuziehen und<lb/> die Elektricität zur Beleuchtung zu liefern. Die<lb/> Philadelphier können ſich nach Fertigſtellung der Uhr<lb/> rühmen, die größte, wenn auch nicht ſchönſte Uhr der<lb/> Welt zu beſitzen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kwizda’s Reſtitutions-Fluid für Pferde.</hi> </head><lb/> <p>Der „Sport“, ein Fachblatt für Rennweſen,<lb/> Jagd und Pferde, ſpricht ſich über Kwizda’s<lb/> Reſtitutions-Fluid in folgender Weiſe aus: „Wer<lb/> die Sehnen ſeiner Pferde bei ſtarkem Gebrauche<lb/> rein erhalten will, dem iſt die Anwendung des Re-<lb/> ſtitutions-Fluids von Franz Johann Kwizda in Kor-<lb/> neuburg zu empfehlen. Man reibe nach jedesmaligem<lb/> Gebrauche, nachdem die Sehnen gut mit Stroh ab-<lb/> gerieben wurden, die Beine des Pferdes vom Knie<lb/> bis an den Feſſel gut mit dieſem Reſtitntions-Fluid<lb/> ein und bandagiere ſie dann leicht; es iſt dies ein<lb/> einfaches und doch ſehr wirkſames Mittel, um die<lb/> Sehnen friſch und ſtramm zu erhalten und der<lb/> Bildung von Gallen vorzubeugen. Das Kwizda’ſche<lb/> k. k. priv. Reſtitutions-Fluid für Pferde ſollte daher<lb/> in keinem gut gehaltenen Stalle fehlen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Lampendocht aus Glas.</hi> </head> <p>Ein eigen-<lb/> artiger Lampendocht wurde vor kurzem von einem<lb/> belgiſchen Glasfabrikanten erfunden. Dieſer Docht iſt<lb/> aus Glas hergeſtellt, welches von feinen Canälen<lb/> durchzogen iſt. Die Lampe entzündet ſich, indem das<lb/> Oel durch die feinen Canäle nach oben gepreſst wird<lb/> und dort entflammt. Als Vortheil wird neben der<lb/> Unverbrennbarkeit des Dochtes der gleichförmige<lb/> Verbrauch des Brennmateriales gerühmt, ſo daſs ein<lb/> Flackern der Flamme oder das ſo läſtige Rußen des<lb/> Cylinders vollkommen ausgeſchloſſen iſt. Immerhin<lb/> dürfte die Herſtellung dieſer Glasdochte nicht ſo<lb/> billig kommen, auch ſcheint eine Verſtopfung der feinen<lb/> Canäle durch die Rückſtände auch bei dem beſten<lb/> Petroleum nicht ausgeſchloſſen zu ſein.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Literatur.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#g">„Lechner’s Mittheilungen aus dem Gebiete der<lb/> Photographie.“</hi> Mit der vor kurzem erſchienenen Jänner-<lb/> Nummer beginnt ein neuer Jahrgang dieſer gehaltvollen, jedem<lb/> Amateur-Photographen nützlichen Zeitſchrift. Das Heft enthält<lb/> eine kurzgefaſste jedoch vollſtändig erſchöpfende Anleitung zur<lb/> Erlernung des Gummidruckes von Raimund Rapp, Aſſiſtenten<lb/> des Herrn Philipp Ritter von Schoeller; eine Beſprechung der<lb/> Probſt’ſchen Broſchüre zu Lechner’s Taſchen-Camera; die exacte<lb/> Beſchreibung eines Facettier-Apparates zur leichten Herſte<supplied>ll</supplied>ung<lb/> der Kupferdruck-Facetten auf Photographie-Cartons, ſowie eine<lb/> ausführliche Recenſion der Jänner-Nummer der „Photographiſchen<lb/> Correſpondenz 1900. — Unter den Vereinsnachrichten finden<lb/> ſich ſolche der Photographiſchen Geſelſchaft in Wien, des Wiener<lb/> Camera-Club, Wiener Photo-Club, ſowie auch Berichte aus<lb/> Prag, Graz, Dresden ꝛc. In einer eigenen Rubrik ſind<lb/> Ausſtellungs-Angelegenheiten untergebracht; die Abtheilung<lb/> „Notizen“ enthält intereſſante Nachrichten actueller Art, und<lb/> unter „Bücherſchau“ ſind photographiſch-literariſche Erſcheinungen<lb/> der letzten Zeit ausführlich beſprochen. Zudem geſellt ſich<lb/> ſchließlich noch der „Briefkaſten“, der fleißig benützt wird und<lb/> viele nützliche und wichtige Hinweiſe enthält. — Als Kunſt-<lb/> beilage enthält das Jänner-Heft ein Bild von Graf Michael<lb/> Eſterh<hi rendition="#aq">á</hi>zy: „Yacht im Sturm auf dem Plattenſee“. — In<lb/> Rückſicht auf die Reichhaltigkeit und hübſche Ausſtattung und<lb/> in Anbetracht des ungemein billigen Preiſes von 2 Kronen<lb/> iährlich können „Lechner’s Mittheilungen“ jedem Amateur-Photo-<lb/> graphen dringendſt empfohlen werden; Probe-Nummern werden<lb/> ſeitens der Firma R. Lechner (Wilh. Müller), Wien, <hi rendition="#aq">I.,</hi> Graben<lb/> 31, bereitwilligſt, und zwar koſtenfrei, verſchickt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gerichtsſaal.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit.</hi> </head> <p>Am<lb/> 12. d. M., hatte ſich vor einem Erkenntisſenate des<lb/> Kreisgerichtes der hieſige Hauer Ignaz Breinſchmid<lb/> wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit<lb/> zu verantworten. Der Angeklagte gerieth am Nach-<lb/> hauſewege vom „Heurigen“ mit einem Nachtwächter<lb/> in Streit und ſoll nach Angabe des letzteren<lb/> mit dieſen handgemein geworden ſein und ihn<lb/> in der <hi rendition="#g">Ausübung ſeines Dienſtes</hi> während der<lb/> Arretierung bei der Bruſt gepackt haben. Brein-<lb/> ſchmid, welcher ſo berauſcht war, daſs er ſich auf<lb/> nichts erinnern konnte, wurde bloß wegen Uebertretung<lb/> der Wachebeleidigung zu einem Monat Arreſt ver-<lb/> urtheilt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Holzdiebſtahl.</hi> </head> <p>Vor einem Erkenntnisſenate des<lb/> Kreisgerichtes Wr.-Neuſtadt, unter Vorſitz des LGR.<lb/> Grubmann, hatte ſich am 19. d. M. der in Sattel-<lb/> bach anſäſſige Gaſtwirt und Hausbeſitzer, Anton Loidl,<lb/> welcher bereits gerichtlich vorbeſtraft iſt, wegen des<lb/> Verbrechens des Diebſtahles zu verantworten. Die<lb/> Staatsanwaltſchaft erhob gegen Loidl die Anklage,<lb/> daſs derſelbe in der Zeit vom November v. J. bis<lb/> Februar d. J. aus dem Stifte Heiligenkreuz Holz<lb/> in der Weiſe entzogen habe, daſs er die Knechte des<lb/> Stiftes verleitete, 5—6 Wägen mit Brennholz in<lb/> ſeinem Gaſthauſe abzuladen. Loidl geſtand zu, daſs<lb/> Knechte bei ihm mit Holzwägen in ſeinem Gaſthauſe<lb/> einſtellten und daſs er auch 50—60 Scheiter Holz<lb/> genommen habe; er ſei von der Gendarmerie verhaftet<lb/> worden, welche das geſammte bei ihm im Hauſe vor-<lb/> gefundene Scheiterholz, darunter auch ſein Eigenthum<lb/> confisciert habe. Nachdem der Schaffer des Stiftes<lb/> Heiligenkreuz vernommen wurde, welcher auch beſtätigte<lb/> daſs unter dem rückgeſtellten Holze ſich Scheiter mit<lb/><hi rendition="#aq">K</hi> und <hi rendition="#aq">L</hi> gezeichnet vorfanden, die nicht dem Stifte<lb/> Heiligenkrenz gehören, ſchloſs der Vorſitzende das Be-<lb/> weisverfahren. Der öffentliche Ankläger, Staatsanwalt-<lb/> ſubſtitut Dr. Waldſtein, hält die Anklage wegen des<lb/> Verbrechens des Diebſtahles, da das Stift die Schadens-<lb/> ziffer auf 60 Kronen bewertet, aufrecht und ſtellt<lb/> das Erſuchen, im Falle der hohe Gerichtshof anderer<lb/> Meinung ſei, die Verhandlung zu vertagen und die<lb/> Vorladung ſämmtlicher Holzknechte, welche aus dem<lb/> Stifte Holz entführten und bei Loidl einſtellten, als<lb/> Zeugen einzuvernehmen. Der Vertheidiger des An-<lb/> geklagten, Dr. Kenner aus Wr.-Neuſtadt, tritt den<lb/> Ausführungen in ſachlicher Weiſe entgegen und wies<lb/> an der Hand des dem Stifte Heiligenkreuz durch den<lb/> Diebſtahl Loidl’s gemachten Schadens nach, daſs es<lb/> ſich in dem gegebenen Falle, nach durchgeführtem Be-<lb/> weisverfahren, nicht um ein Verbrechen, ſondern um<lb/> ein Vergehen handle. Der Gerichtshof ſprach den An-<lb/> geklagten von dem Verbrechen des Diebſtahles frei<lb/> und verurtheilte dieſen wegen Vergehens des Dieb-<lb/> ſtahles zu einem Monat ſtrengen, mit zwei Faſttage<lb/> verſchärften Arreſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Unberechenbarkeit der Thierſeele.</hi> </head> <p>Ein<lb/> Fall, der die Einwohner von St. Veit a. d. Tr. in<lb/> nicht geringe Aufregung verſetzte und auch eine juriſtiſch<lb/> nicht gewöhnliche Geſtaltung erfahren hat, kam am<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Mittwoch Badener Zeitung. 21. März 1900. Nr. 23.
(Familienabend der Beamtenſchaft
Mödlings.) Auf vielſeitiges Verlangen ſieht ſich
das Comité zur Veranſtaltung geſelliger Familien-
abende veranlaſst, am Samstag, den 31. d. M., im
Hotel „Stadt Mödling“ ſeinen zweiten diesjährigen
Unterhaltungsabend zu veranſtalten. Es werden
binnen kurzem die Einladungen verſendet werden.
Man hat bereits mit bekannten Wiener Kunſtkräften
Fühlung genommen und einige derſelben für dieſen
Vortragsabend gewonnen. Zum Schluſſe ſindet ein
Tanzkränzchen ſtatt.
Guntramsdorf.
Auf der Localbahn Wien—
Guntramsdorf wurde am 15. d. M. durch den Achſen-
bruch eines mit Ziegeln beladenen Waggons in der
Station Krottenbach eine zweiſtündige Verkehrs-
ſtörung verurſacht. Nach Wegſchaffung des gebrochenen
Wagens konnte der Güterzug ſeinen Weg wieder
fortſetzen.
Berndorf.
(Theater.) Uebermorgen, Freitag,
den 23. d. M., abends, gelangt die brillante Bauern-
komödie „’s Jungferngift“ von Ludwig Anzengruber
zur Aufführung. Die nächſte Vorſtellung findet am
Sonntag, den 25. März, nachmittags 3 Uhr, ſtatt.
Wiener-Neuſtadt.
(Vom Theater.) Am
13. d. M. wurde zum Benefice des Schauſpielers
Max Palfi Hermann Sudermann’s „Morituri“ ge-
geben, in welchem Stücke Fräulein Hermine Schütze,
die Tochter des Badener Buchhändlers Ferdinand
Schütze und Schülerin der Hofſchauſpielerin Frau
Olga Lewinsky, zum erſtenmale die Bretter betrat
und ſich ſofort durch ihre Anmuth die Sympathie
des Publicums eroberte und auch in der Folge durch
ihr vorzügliches Spiel feſthielt. Die „Wiener-Neu-
ſtädter Nachrichten“ beſprechen in vorzüglichſter Weiſe
das degagierte Spiel der jungen Dame und beglück-
wünſchen ſie zu dieſem erſten Erfolge, mit der
Hoffnung, ihr bald wieder auf den Brettern begegnen
zu können.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Dounerstag, den 15. d. M. Zum Benefice für
Franz Felix. (Neu in Scene geſetzt.) „Der närriſche
Schuſter“. Wiener Volkspoſſe mit Geſang in fünf
Acten von O. F. Berg. Muſik von Carl Millöcker.
Unſer trefflicher erſter Komiker war in der Wahl
ſeiner Beneficevorſtellung recht glücklich. Das total
ausverkaufte Haus unterhielt ſich großartig, man
kam aus dem Lachen gar nicht heraus und wir
können Herrn Felix für den genuſsreichen Abend,
den er uns durch die Wiedervorführung der alten,
aber guten und recht angenehm anheimelnden Volks-
poſſe ſchuf, nur dankbar ſein.
Der geſchätzte Beneficiant und Träger der
Titelrolle, längſt ein Liebling der Badener, hatte
daher auch als Tobias Kupelwieſer volle Gelegenheit,
ſeine hervorragend künſtleriſche Begabung in das
rechte Licht zu ſetzen. Sein „närriſcher Schuſter“
kann als eine wahre Prachtleiſtung bezeichnet werden
und verdient die vollſte Anerkennung. Die wirklich
ſtürmiſchen Beifallsſalven waren daher auch an dem
Felix’ſchen Ehrenabende am Platze und werden zugleich
Herrn Felix von ſeiner Beliebtheit vollkommen überzeugt
haben. Daſs an dieſem, man möchte ſagen demonſtrativ
voll gewordenen Hauſe, auch die Stimmung auf die
Darſteller übergieng, iſt ſelbſtverſtändlich.
Herr Dir. Schreiber war als „Floderer“ wieder
in ſeinem Element und bei ausgezeichneter Laune.
Die Herren Friedberg (Oberſt Graf Freiwald), Strauß
(Richard Graf Freiwald) und Dietl (Buchbinder-
gehilfe Riedl) verdienen ehrende Erwähnung. Das
gleiche gilt von den Damen Zwerenz (Cordula
Kupelwieſer) und Zöhrer (Joſeſine Kupelwieſer).
Aeußerſt diſtinguiert in Anſehen und Sprache gab
ferner Fräulein Brand die Gräfin Clara Engelsberg.
Lebhaften Beifall errang ſich auch der Lehrjunge
Petal, der kleine Felix, welcher, wenn es ſo fort
geht, einſt dem großen Felix gewaltige Concurrenz
machen dürfte.
Samstag, den 17. d. M. „Molly“, Luſtſpiel
in einem Act von R. Verſtl, und „Tannhäuſer“
oder „Die Keilerei auf der Wartburg“. Sowohl
die dramatiſche Bagatelle unſeres Bühnenvaters und
Hausdichters Verſtl, als auch die parodiſtiſche Zukunfts-
operette von J. Neſtroy fanden jene Darſtellungen,
welche befriedigen.
Sonntag, den 18. d. M., „Die Prinzeſſin
von Trapezunt“. Komiſche Operette in 3 Acten von
Ch. Nuitter und E. Trefeu. Deutſch von Julius Hopp.
Muſik von Jacques Offenbach.
Die vor einem Vierteljahrhundert gerade mit
dem Reiz der Neuheit alle Gemüther entzückende
Operette Offenbach’s erregt noch heute Intereſſe,
trotzdem dieſelbe mit dem blöden Stoffe der Handlung
mehr als veraltet und überlebt gilt. Es bildete daher
die neuinſcenierte Belebung altbekannter Geſtalten,
wie die des Förſter Caſimir, des ſich ſtets verſprechenden
Sparadrap und des Cabriolo, eine Art Bühnen-
experiment, das Beachtung verdient. Geſpielt wurde
von jenen, die ſich an den Text und den Takt hielten,
gewiſs recht gut und wenn wieder andere, insbeſondere
ihrer Zwei, ſich weder um Buch und Partie kümmerten
und gegenſeitig Hollodria trieben, ſo ſind dies
Sachen, die ſie mit ſich ſelbſt abmachen ſollen. Fürſt
Caſimir (Herr Ott) und Dir. Schreiber (Sparadrap)
ſorgten auch zumeiſt für die Sonntagsſtimmung, die
in Folge des entſetzlichen Wetters eine recht troſtloſe
war. Keine Stimmung, kein rechter Beifall und
keinerlei Dank für alle Mühe.
Fräulein Narenta als Prinz Raphael entſprach
in jeder Beziehung und ſang ganz allerliebſt. Auch
die beiden Töchter des Cabriolo, Fräulein Genſchar
(Zanetta) und Fräulein Miltner (Regina) verſtanden
es, auf das Aug’ und Ohr zu wirken. Herr Felix
als Director der Seiltänzertruppe und Herr Januſchke
als Tremolini boten ihr möglichſtes. Frau Zwerenz
(Paolo) genügte für die vorgeſchriebenen Kunſt-
leiſtungen, was man von dem berühmten „Pagen-
chore“ diesmal nicht ſagen konnte. Wo war da das
berühmte piano und pianissimo, das einſt ſo viel
Beifall fand.
Montag, den 19. d. M. (Zum erſtenmale):
„Fräulein Doctor“. Luſtſpiel in 4 Aufzügen
von Oscar Walter und Leo Stein. (Repertoireſtück
des Raimundtheaters in Wien.) Gelungene Première
mit hübſchem Bühnenerfolg. Ausführlicheres Referat
vorbehalten.
Guſtav Calliano.
Vermiſchtes.
Eine Rieſen-Uhr. Wohl das Monſtröſeſte,
was im Bau von großen Uhren jemals geleiſtet
wurde, iſt die gegenwärtig in Philadelphia für den
Thurm der Town-Hall (des Rathhauſes) gebaute Uhr.
Das während der Dunkelheit mittelſt elektriſcher
Reflectoren beleuchtete Zifferblatt hat einen Durchmeſſer
von 10 Metern, und der große Zeiger, der ganz gut
als Eiſentram dienen könnte, hat eine Länge von
4 Metern, der kleine eine ſolche von 2·5 Metern.
Die Glocke, auf welcher die Stunden angeſchlagen
werden, hat ein Gewicht von 5 Tonnen, und eine
Dampfmaſchine dient dazu, die Uhr aufzuziehen und
die Elektricität zur Beleuchtung zu liefern. Die
Philadelphier können ſich nach Fertigſtellung der Uhr
rühmen, die größte, wenn auch nicht ſchönſte Uhr der
Welt zu beſitzen.
Kwizda’s Reſtitutions-Fluid für Pferde.
Der „Sport“, ein Fachblatt für Rennweſen,
Jagd und Pferde, ſpricht ſich über Kwizda’s
Reſtitutions-Fluid in folgender Weiſe aus: „Wer
die Sehnen ſeiner Pferde bei ſtarkem Gebrauche
rein erhalten will, dem iſt die Anwendung des Re-
ſtitutions-Fluids von Franz Johann Kwizda in Kor-
neuburg zu empfehlen. Man reibe nach jedesmaligem
Gebrauche, nachdem die Sehnen gut mit Stroh ab-
gerieben wurden, die Beine des Pferdes vom Knie
bis an den Feſſel gut mit dieſem Reſtitntions-Fluid
ein und bandagiere ſie dann leicht; es iſt dies ein
einfaches und doch ſehr wirkſames Mittel, um die
Sehnen friſch und ſtramm zu erhalten und der
Bildung von Gallen vorzubeugen. Das Kwizda’ſche
k. k. priv. Reſtitutions-Fluid für Pferde ſollte daher
in keinem gut gehaltenen Stalle fehlen.
Ein Lampendocht aus Glas. Ein eigen-
artiger Lampendocht wurde vor kurzem von einem
belgiſchen Glasfabrikanten erfunden. Dieſer Docht iſt
aus Glas hergeſtellt, welches von feinen Canälen
durchzogen iſt. Die Lampe entzündet ſich, indem das
Oel durch die feinen Canäle nach oben gepreſst wird
und dort entflammt. Als Vortheil wird neben der
Unverbrennbarkeit des Dochtes der gleichförmige
Verbrauch des Brennmateriales gerühmt, ſo daſs ein
Flackern der Flamme oder das ſo läſtige Rußen des
Cylinders vollkommen ausgeſchloſſen iſt. Immerhin
dürfte die Herſtellung dieſer Glasdochte nicht ſo
billig kommen, auch ſcheint eine Verſtopfung der feinen
Canäle durch die Rückſtände auch bei dem beſten
Petroleum nicht ausgeſchloſſen zu ſein.
Literatur.
„Lechner’s Mittheilungen aus dem Gebiete der
Photographie.“ Mit der vor kurzem erſchienenen Jänner-
Nummer beginnt ein neuer Jahrgang dieſer gehaltvollen, jedem
Amateur-Photographen nützlichen Zeitſchrift. Das Heft enthält
eine kurzgefaſste jedoch vollſtändig erſchöpfende Anleitung zur
Erlernung des Gummidruckes von Raimund Rapp, Aſſiſtenten
des Herrn Philipp Ritter von Schoeller; eine Beſprechung der
Probſt’ſchen Broſchüre zu Lechner’s Taſchen-Camera; die exacte
Beſchreibung eines Facettier-Apparates zur leichten Herſtellung
der Kupferdruck-Facetten auf Photographie-Cartons, ſowie eine
ausführliche Recenſion der Jänner-Nummer der „Photographiſchen
Correſpondenz 1900. — Unter den Vereinsnachrichten finden
ſich ſolche der Photographiſchen Geſelſchaft in Wien, des Wiener
Camera-Club, Wiener Photo-Club, ſowie auch Berichte aus
Prag, Graz, Dresden ꝛc. In einer eigenen Rubrik ſind
Ausſtellungs-Angelegenheiten untergebracht; die Abtheilung
„Notizen“ enthält intereſſante Nachrichten actueller Art, und
unter „Bücherſchau“ ſind photographiſch-literariſche Erſcheinungen
der letzten Zeit ausführlich beſprochen. Zudem geſellt ſich
ſchließlich noch der „Briefkaſten“, der fleißig benützt wird und
viele nützliche und wichtige Hinweiſe enthält. — Als Kunſt-
beilage enthält das Jänner-Heft ein Bild von Graf Michael
Eſterházy: „Yacht im Sturm auf dem Plattenſee“. — In
Rückſicht auf die Reichhaltigkeit und hübſche Ausſtattung und
in Anbetracht des ungemein billigen Preiſes von 2 Kronen
iährlich können „Lechner’s Mittheilungen“ jedem Amateur-Photo-
graphen dringendſt empfohlen werden; Probe-Nummern werden
ſeitens der Firma R. Lechner (Wilh. Müller), Wien, I., Graben
31, bereitwilligſt, und zwar koſtenfrei, verſchickt.
Gerichtsſaal.
Wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit. Am
12. d. M., hatte ſich vor einem Erkenntisſenate des
Kreisgerichtes der hieſige Hauer Ignaz Breinſchmid
wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit
zu verantworten. Der Angeklagte gerieth am Nach-
hauſewege vom „Heurigen“ mit einem Nachtwächter
in Streit und ſoll nach Angabe des letzteren
mit dieſen handgemein geworden ſein und ihn
in der Ausübung ſeines Dienſtes während der
Arretierung bei der Bruſt gepackt haben. Brein-
ſchmid, welcher ſo berauſcht war, daſs er ſich auf
nichts erinnern konnte, wurde bloß wegen Uebertretung
der Wachebeleidigung zu einem Monat Arreſt ver-
urtheilt.
Holzdiebſtahl. Vor einem Erkenntnisſenate des
Kreisgerichtes Wr.-Neuſtadt, unter Vorſitz des LGR.
Grubmann, hatte ſich am 19. d. M. der in Sattel-
bach anſäſſige Gaſtwirt und Hausbeſitzer, Anton Loidl,
welcher bereits gerichtlich vorbeſtraft iſt, wegen des
Verbrechens des Diebſtahles zu verantworten. Die
Staatsanwaltſchaft erhob gegen Loidl die Anklage,
daſs derſelbe in der Zeit vom November v. J. bis
Februar d. J. aus dem Stifte Heiligenkreuz Holz
in der Weiſe entzogen habe, daſs er die Knechte des
Stiftes verleitete, 5—6 Wägen mit Brennholz in
ſeinem Gaſthauſe abzuladen. Loidl geſtand zu, daſs
Knechte bei ihm mit Holzwägen in ſeinem Gaſthauſe
einſtellten und daſs er auch 50—60 Scheiter Holz
genommen habe; er ſei von der Gendarmerie verhaftet
worden, welche das geſammte bei ihm im Hauſe vor-
gefundene Scheiterholz, darunter auch ſein Eigenthum
confisciert habe. Nachdem der Schaffer des Stiftes
Heiligenkreuz vernommen wurde, welcher auch beſtätigte
daſs unter dem rückgeſtellten Holze ſich Scheiter mit
K und L gezeichnet vorfanden, die nicht dem Stifte
Heiligenkrenz gehören, ſchloſs der Vorſitzende das Be-
weisverfahren. Der öffentliche Ankläger, Staatsanwalt-
ſubſtitut Dr. Waldſtein, hält die Anklage wegen des
Verbrechens des Diebſtahles, da das Stift die Schadens-
ziffer auf 60 Kronen bewertet, aufrecht und ſtellt
das Erſuchen, im Falle der hohe Gerichtshof anderer
Meinung ſei, die Verhandlung zu vertagen und die
Vorladung ſämmtlicher Holzknechte, welche aus dem
Stifte Holz entführten und bei Loidl einſtellten, als
Zeugen einzuvernehmen. Der Vertheidiger des An-
geklagten, Dr. Kenner aus Wr.-Neuſtadt, tritt den
Ausführungen in ſachlicher Weiſe entgegen und wies
an der Hand des dem Stifte Heiligenkreuz durch den
Diebſtahl Loidl’s gemachten Schadens nach, daſs es
ſich in dem gegebenen Falle, nach durchgeführtem Be-
weisverfahren, nicht um ein Verbrechen, ſondern um
ein Vergehen handle. Der Gerichtshof ſprach den An-
geklagten von dem Verbrechen des Diebſtahles frei
und verurtheilte dieſen wegen Vergehens des Dieb-
ſtahles zu einem Monat ſtrengen, mit zwei Faſttage
verſchärften Arreſt.
Die Unberechenbarkeit der Thierſeele. Ein
Fall, der die Einwohner von St. Veit a. d. Tr. in
nicht geringe Aufregung verſetzte und auch eine juriſtiſch
nicht gewöhnliche Geſtaltung erfahren hat, kam am
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |