Badener Zeitung. Nr. 23, Baden (Niederösterreich), 21.03.1900.Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.--. ganzjährig K 10.--. Mit Zustellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3. --, halbjährig K 6.--, Nr. 23. Mittwoch, den 21. März 1900. 20. Jahrg. [Spaltenumbruch] Sessionsschluss. Die Session des Reichsrathes ist Samstag Die Regierung hat es außerordentlich eilig Was sonst noch zu retten war, um es nämlich Man kann es begreifen, dass die deutsche [Spaltenumbruch] Feuilleton. Die deutsche Gesellschaft der Stadt New-York. Die mächtigste Vereinigung der Deutschen in Interessant ist die dem Berichte beigegebene Ein- Aus dem Berichte ist auch zu ersehen, dass die "Niemand lasse sich durch übertriebene Berichte Passage-Agenten sind in der Regel unzuverlässige Der Onkel, der vor 10 oder 20 Jahren nach Niemand sollte ohne sein Gepäck aus dem Hafen Bemittelte sollten nur soviel baares Geld bei sich Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.—. ganzjährig K 10.—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3. —, halbjährig K 6.—, Nr. 23. Mittwoch, den 21. März 1900. 20. Jahrg. [Spaltenumbruch] Seſſionsſchluſs. Die Seſſion des Reichsrathes iſt Samstag Die Regierung hat es außerordentlich eilig Was ſonſt noch zu retten war, um es nämlich Man kann es begreifen, daſs die deutſche [Spaltenumbruch] Feuilleton. Die deutſche Geſellſchaft der Stadt New-York. Die mächtigſte Vereinigung der Deutſchen in Intereſſant iſt die dem Berichte beigegebene Ein- Aus dem Berichte iſt auch zu erſehen, daſs die „Niemand laſſe ſich durch übertriebene Berichte Paſſage-Agenten ſind in der Regel unzuverläſſige Der Onkel, der vor 10 oder 20 Jahren nach Niemand ſollte ohne ſein Gepäck aus dem Hafen Bemittelte ſollten nur ſoviel baares Geld bei ſich <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage xml:id="title1" type="heading" next="#title2"> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Badener Zeitung<lb/> (vormals Badener Bezirks-Blatt).</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Abonnement Baden:</hi> Zum Abholen vierteljährig <hi rendition="#aq">K</hi> 2·50, halbjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 5.—. ganzjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 10.—. 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Mai jedenfalls<lb/> zu einer längeren Seſſion einberufen werden,<lb/> zwar nicht alle Bedenken zerſtreut, allein wenigſtens<lb/> ſo viel erreicht, daſs die Fortſchrittspartei keinen<lb/> Anlaſs fand, ſich der Vornahme der Delegations-<lb/> wahlen zu widerſetzen, nachdem der Miniſter ſich<lb/> durch ſo beſtimmte Erklärungen öffentlich gebunden<lb/> hat. Der beſten Gefallen würde aber mit dem<lb/> Widerſtande gegen die Vornahme dieſer Wahlen den<lb/> Czechen und den Chriſtlichſocialen geſchehen ſein,<lb/> die auch wirklich in dem Begehren der Volks-<lb/> partei einen Hebel erblickten, um gegen Körber<lb/> betreffs Sanctionierung der Wiener Wahlreform<lb/> einen Druck auszuüben. Was in der folgenden<lb/> zweimaligen Beſprechung des Miniſterpräſidenten<lb/> mit Dr. Lueger ausgekocht worden ſein mag,<lb/> werden wir ja wohl in ein paar Tagen zu ver-<lb/> ſpüren bekommen. 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Badener Zeitung
(vormals Badener Bezirks-Blatt).
Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.—. ganzjährig K 10.—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3. —, halbjährig K 6.—,
ganzjährig K 12 —. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3.30, halbjährig K 6.50, ganzjährig K 13.—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h., Samstag-Nummer
16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge nach Ueber-
einkommen und können auch durch die beſtehenden Annoncen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſaute Mittheilungen, Notizen und Correſpon-
denzen werden nach Uebereinkunft bonoriert. Manuſeripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaction und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
[Abbildung]
Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
[Abbildung]
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 23. Mittwoch, den 21. März 1900. 20. Jahrg.
Seſſionsſchluſs.
Die Seſſion des Reichsrathes iſt Samstag
auf unbeſtimmte Zeit vertagt worden, nachdem
das Rekrutengeſetz und die Wahlen in die Dele-
gationen ihre Erledigung gefunden haben. All-
gemein wird darauf hingewieſen, daſs ſeit 1897
zum erſtenmale die Situation ſich derartig
geſtaltet habe, wenngleich nicht überſehen werden
kann, daſs eigentlich nur ein halber Erfolg vor-
liegt und eben nur das unbedingt Nothwendige
geſchehen iſt, um die Staatsmaſchine in Gang zu
erhalten. Auf wirtſchaftlichem Gebiete iſt abſolut
nichts geſchehen und nicht einmal die Gewerbe-
novelle, die ſich nun ſchon ſeit Jahren hinzieht,
konnte einer meritoriſchen Erledigung zugeführt
werden.
Die Regierung hat es außerordentlich eilig
gehabt mit dem Nachhauſeſchicken des Reichs-
rathes. Das Miniſterium hat ſein Rekrutengeſetz,
es hat auch die Delegationswahlen und es macht
einen nichts weniger als erfreulichen Eindruck,
jetzt, da das Parlament wieder flott gemacht iſt
und arbeiten möchte, es unter allerlei Vorgeben
nach Hauſe zu ſenden. Das iſt die Aufgabe des
Parlamentes nicht, nur in entgegenkommender
Weiſe für die ſogenannten Staatsnothwendig-
keiten zu ſorgen, um dann, wenn nach beſchei-
dentlichem Erwarten auch die Volksnothwendig-
keiten an die Reihe kommen ſollten, das Haus zu
ſchließen und die Volksvertreter nach Hauſe zu
ſenden. Der Mohr hat ſeine Schuldigkeit gethan,
der Mohr kann jetzt gehen. Nicht einmal eine
Woche erübrigt man noch für die dringendſten
Anliegen der Völker; dabei möchte man ſich auch
noch von einer gewiſſen Seite luſtig machen über
die Abgeordneten, die jetzt durch ein paar Tage
mit Dampfkraft anſchieben wollten und ein Wett-
rennen in volksthümlichen Anträgen eröffneten.
Die Volksboten haben wahrlich keine Eile, die
Regierung hat ſie und damit macht ſie umſoweniger
eine gute Figur, weil man von mehreren Seiten
argwöhnt, daſs hinter dieſem Schnellzuge unter
anderem auch die brennende Frage der Sanction
des ungeheuerlichen Wiener Wahlreformgeſetzes
einherfährt, mit der ſich die moderne unparteiiſche
Regierung nicht hervorgetraut, ſo lange der Reichs-
rath beiſammenſitzt.
Was ſonſt noch zu retten war, um es nämlich
noch vor Thorſchluſs zur Verhandlung zu bringen
und damit den Wählerſchaften wenigſtens etwas
bieten zu können, iſt zumal ſeitens der deutſchen
Fortſchrittspartei nicht verabſäumt worden. Ueber
Anregung des Abgeordneten Funke wurde be-
ſchloſſen, alle vom Nothſtandsausſchuſſe erledigten
Anträge und Vorlagen in einer letzten Sitzung
zu verhandeln; auch Abgeordneter Pergelt ſtellte,
leider ohne Erfolg, an den Oberczechen des Budget-
ausſchuſſes, Zacek, das Erſuchen, einige dringliche
Anträge, darunter das Geſetz über die Trieſter
Hafenanlagen und Anträge betreffend Aufbeſſerung
der Lehrergehalte noch in einer letzten Sitzung
des Ausſchuſſes vorzunehmen. Aber die Herren
Czechen haben keine Freude daran, wenn der
Reichsrath etwas leiſtet. Derlei Vorgänge müſſen
aber der Bevölkerung die Ueberzeugung beibringen,
die Volksvertretung ſei zu nichts anderem da,
als wegen der jeweiligen Schmerzen der Regierung
und deren Gutmachung in Verbindung mit einem
eigenen fetten Geſchäftchen. Zacek kam wieder mit
ſeinen gewöhnlichen Ausflüchten, weshalb ihm
auch Abgeordneter Pergelt ziemlich deutlich ins
Geſicht ſagte, er habe weder Gewiſſen noch Pflicht-
gefühl.
Man kann es begreifen, daſs die deutſche
Volkspartei ſich für die Verſchiebung der Dele-
gationswahlen einſetzte; thatſächlich wäre zu deren
Vornahme auch noch im Mai Zeit genug geweſen.
Allein andererſeits iſt denn doch auch feſtzuſtellen,
daſs die Regierung die Delegationswahlen ohne
Zugeſtändnis an die Czechen erzielt hat und man
iſt nicht ganz ſicher, ob im Mai ebenfalls ohne
Trinkgeld die Delegationswahlen hätten vor ſich
gehen können. Uebrigens hat der Miniſterpräſident
Körber durch ſeine Erklärungen, die Regierung
denke gar nicht an eine Anwendung des § 14
und der Reichsrath werde am 10. Mai jedenfalls
zu einer längeren Seſſion einberufen werden,
zwar nicht alle Bedenken zerſtreut, allein wenigſtens
ſo viel erreicht, daſs die Fortſchrittspartei keinen
Anlaſs fand, ſich der Vornahme der Delegations-
wahlen zu widerſetzen, nachdem der Miniſter ſich
durch ſo beſtimmte Erklärungen öffentlich gebunden
hat. Der beſten Gefallen würde aber mit dem
Widerſtande gegen die Vornahme dieſer Wahlen den
Czechen und den Chriſtlichſocialen geſchehen ſein,
die auch wirklich in dem Begehren der Volks-
partei einen Hebel erblickten, um gegen Körber
betreffs Sanctionierung der Wiener Wahlreform
einen Druck auszuüben. Was in der folgenden
zweimaligen Beſprechung des Miniſterpräſidenten
mit Dr. Lueger ausgekocht worden ſein mag,
werden wir ja wohl in ein paar Tagen zu ver-
ſpüren bekommen. Für die Czechen und die
Chriſtlichſocialen etwa die Kaſtanien aus dem
Feuilleton.
Die deutſche Geſellſchaft der Stadt
New-York.
Die mächtigſte Vereinigung der Deutſchen in
Amerika, die „deutſche Geſellſchaft der Stadt New-
York“, verſendet ſoeben ihren Jahresbericht, aus dem
wir uns ein überſichtliches Bild über das wohlthätige
Wirken derſelben machen können. Dieſe Vereinigung,
welche 1784 gegründet wurde, alſo 116 Jahre beſteht
und ca. 1200 Mitglieder zählt, iſt eifrig beſtrebt,
den deutſchen Einwanderern und deren Nachkommen
ein treuer Rathgeber zu ſein nnd findet in dieſem
ihren Beſtreben ein weites Feld ihrer Thätigkeit. Die
Summen, die dieſe Geſellſchaft zu Wohlthätigkeits-
zwecken widmet, beweiſen uns am ſchlagendſten die
Nothwendigkeit dieſer Inſtitution; 14.895 Dollars
ſind hiefür im abgelaufenen Jahre verausgabt worden,
und zwar wurden baar verabfolgt 8.696 Dollars, für
ärztliche Behandlung, Krankenkoſt und Medicamente
wurden 2.515, für Kohlen 1.634 Dollars verausgabt;
außerdem wurden 3798 koſtenfreie Beſuche durch die
angeſtellten Aerzte gemacht, 1037 freie Mahlzeiten
verabfolgt, 3646 Stellen vermittelt u. ſ. w. Leider
klagt der Bericht auch über die Theilnahmsloſigkeit
der deutſchen Bevölkerung New-Yorks dieſer humanen
Inſtitution gegenüber. Bei der nach Hunderttauſenden
zählenden Bevölkerung iſt die Mitgliederzahl von 1200
eine verſchwindend kleine zu nennen und nur durch
Schenkungen, Zinſen und durch den Gewinn der
Bank-Abtheilung des Vereines war es möglich, dennoch
ſo viel zu leiſten. Unter den Spendern figuriert in
erſter Linie der deutſche Kaiſer, die königliche bayriſche
Regierung, die Städte Hamburg und Bremen und
die Würtenbergiſche Regierung.
Intereſſant iſt die dem Berichte beigegebene Ein-
wanderungsſtatiſtik. Im Jahre 1899 landeten im
Hafen von New-York 411.177 Perſonen; nach Racen
vertheilen ſich dieſelben wie folgt: Deutſche 21.893,
Böhmen, Ungarn, Croaten etc. 18.515, aus dem
Königreiche Großbritannien 27.986, Italiener 81.632,
Polen 28.710, Slovaken 18.740, Franzoſen 2045,
Iſrealiten 33 548 u. ſ. w.
Aus dem Berichte iſt auch zu erſehen, daſs die
wiederholten Warnungen an Auswanderungsluſtige
auf fruchtbaren Boden fielen, denn noch im Jahre 1890
betrug die Zahl der ausgewanderten Deutſchen 68.058
und ſank bis zum Jahre 1899 auf die ſchon erwähnte
Zahl von 21.893. Insgeſammt betrug die Einwan-
derung im Hafen von New-York im Jahre 1890
419.980, im Jahre 1999 dagegen nur mehr 278.896.
Als Anhang bringt der Jahresbericht Rathſchläge für
Einwanderer, welche wir hier in ihrer Gänze ab-
drucken, weil ſie treffend genug die ſocialen Zuſtände
von drüben beleuchten. Der Bericht ſagt:
„Niemand laſſe ſich durch übertriebene Berichte
über die günſtigen Verhältniſſe und die Leichtigkeit,
in Amerika Geld zu verdienen, zur Auswanderung
verleiten. Der Entſchluſs ſollte nur nach reiflichem
Ueberlegen und Einziehen verläſslicher Auskunft
gefaſst werden.
Paſſage-Agenten ſind in der Regel unzuverläſſige
Rathgeber, ſie haben gewöhnlich nur ihr eigenes In-
terreſſe im Auge und empfehlen diejenigen Linien,
welche ihnen die größten Vortheile gewähren.
Der Onkel, der vor 10 oder 20 Jahren nach
Amerika ausgewandert iſt und dem es ſehr gut gehen
ſoll, deſſen Adreſſe man aber nicht weiß, da er nie
von ſich hat hören laſſen, exiſtiert gewöhnlich nur in
der Einbildung. In der Regel iſt er nicht aufzufinden,
oder er will von den unwillkommenen Verwandten
nichts wiſſen; häufig ſtellt es ſich heraus, daſs der
„Hotelbeſitzer“ nur Kellner, der „Kaufmann“ nur
Hausknecht und der „Eigenthümer einer blühenden
Farm“ nur Taglöhner iſt u. ſ. w.
Niemand ſollte ohne ſein Gepäck aus dem Hafen
abreiſen. Das Verſprechen der Agenten oder Wirte,
das Gepäck „mit dem nächſten Dampfer“ nachzu-
ſenden, wird häufig nicht gehalten und ſelbſt im
günſtigſten Falle erwachſen dem Beſitzer große und
oft unerſchwingliche Unkoſten, größer als der ver-
längerte Aufenthalt im Abfahrtshafen verurſachen
würde. Wer ſich aber dennoch zur Abreiſe beſtimmen
läſst, ſollte ſofort bei ſeiner Ankunft in New-York
dem dortigen Agenten der betreffenden Linie Anzeige
machen und bei ihm ſeine Adreſſe notieren laſſen.
Auch ſollte er vor ſeiner Abreiſe aus dem europäiſchen
Hafen an ſeine Verwandten oder Freunde in ſeinem
Heimatsorte ſchreiben und ſie von dem Fehlen des
Gepäcks in Kenntnis ſetzen, da ſolches häufig auf
irgend einer Eiſenbahnſtation liegen geblieben iſt und
der Agent im Hafen nur die Verpflichtung über-
nimmt, das Gepäck nach Ankunft weiterzubefördern.
Als Reiſegepäck ſollte nur das Nothwendigſte und
Unentbehrlichſte mitgenommen und gut verpackt werden.
Unnützer Kram verurſacht nur bedeutende Koſten für
Uebergewicht und iſt in der Regel nicht des Mit-
nehmens wert.
Bemittelte ſollten nur ſoviel baares Geld bei ſich
führen, als ſie während der Seereiſe und für die
erſten Tage nach ihrer Ankunft brauchen, weitere
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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