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Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908.

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Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908.

[Spaltenumbruch] und wer in die Höhen strebte, mußte die Winter-
kleider lüften. Die sonnenstrahlreichen Stunden
von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags
lockten viele Leute ins Freie und auf unsere auch im
Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien
konnte man die Enttäuschung, daß sie keinen Schnee
fanden, vom Gesichte ablesen, aber sie erklärten offen,
daß sie auch so in der herrlichen staub- und rauch-
freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch
wirklich ein ausnehmend schöner Tag und wer diese
herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird
seine Freude gehabt haben und kann sicher sein, daß
ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag
war ein klassisch schöner Tag, nicht wegen des
Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter-
gang schon ziemlich hoch erschien, sondern wegen der
Strahlenfülle und wegen des schönen Unterganges
der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe sank sie
um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachschein
den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der
sich erhoben hatte, war von 1/25 bis 3/45 im Westen
(eigentlich WSW) dunkelrosenrot, im Zenith blaßgelb-
lichrot, im Osten schwach rosenrot bis violett, eine
Färbung, die man weder mit Worten schildern, noch
mit Farben festhalten könnte! Und darauf folgte eine
sternenklare, mondbeleuchtete Nacht -- und ein heller,
nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieser
klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen
Schnee bietend.

-- Lichtbildervortrag und Jubiläum.

Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange-
nen Samstag ihr 25jähriges Bestandsjubiläum. Der
Saal des Hotels Brusatti fühlte sich mit Mitgliedern
und Gästen und der Herr Obmann Prof. Just be-
grüßte die anwesenden Damen und Herren (Dr.
Trenner, die Jubilanten, Pfarrer Frim, den Abgesandten
der Zentrale usw.) mit einer naturfreudigen Rede,
worauf er die Namen derjenigen Mitglieder nannte,
die 25 Jahre der Sektion treu anhängen und denen
von der Zentrale durch deren Vertreter nach
einer schönen Ansprache zum Andenken silberne Jubel-
ringe übergeben wurden. Es sind dies die Herren:
Baron Lasser, Apotheker von Grimburg,
Zinober
sen. und Krischke (die letzteren zwei
krankheitshalber abwesend). In der darauffolgenden
gediegenen, formvollendeten und inhaltsreichen Dank-
rede betonte Herr Baron Lasser unter anderm die
veredelnde Wirkung der Bergliebe und die
kulturverbreitende Macht der Touristik und verspricht
in seinem und im Namen seines Jubelkollegen von
Grimburg, auch weiterhin treu zur Sektion halten
zu wollen. Da nun die Zeit vorgeschritten war, trat
Herr Direktor Pojmann aus Sarajevo-Ilidze an
den Vorlesetisch, die Herren Schiestl und Wagen-
hofer
stellten sich zum Projektionsapparat und zeig-
ten uns vor allem ein wohlgetroffenes Porträt des
Herrn Prof. Just, das mit Jubel und Applaus be-
grüßt wurde. Der Vortrag berührte zunächst die
Tätigkeit der Regierung im Okkupationsgebiete im
allgemeinen, dann das Hotelwesen, dessen Inspektorat
eben der Vortragende hat und all die Verbesserungen,
die Bahn- und Straßenbauten, die die Länder mit
einem weiten und dichten Netze von Kommunikations-
wegen durchziehen. Der Vortragende ging nun auf
die Naturschönheiten dieser Balkanländer über und
führte den Hörern in prächtigen, fa[r]bigen Lichtbil-
dern zunächst die Route Banjaluka nach Sarajevo
vor, von denen besonders die alte Stadt Jajce mit
den Plitvaschluchten und den Plitvica-Seen viel
Beifall fanden. Auch Sarajevo mit seinen orientalischen
und den modernen Bauten, den prächtigen Straßen-
bildern interessierte sehr. Und nun erst die Eisenbahn- und
Straßenanlagen im südöstlichen Bosnien bis an die
serbische und an die Grenze von Novibazar!
Schreiber dieses hatte während der ersten Okkupations-
zeit diese Gegenden wiederholt durchwandert und in
diesem Blatte ausführlich geschildert. Eine ganze
Reihe der herrlichsten Bilder zogen an uns vorüber
und dem Berichterstatter erzitterte das Herz, als er
diese einst so schrecklich-wilden und schauerlich-interessanten
Gegenden der westlichen Kultur wiedergegeben sah.
Denn das Land besaß einst, vor Ankunft der Römer
eine hohe Kultur; davon findet man überall Spuren.
Erst seit dem Einfalle der Osmanen wurde es zum
großen Teile zur Wilduis. In der zweiten Abteilung
sehen wir noch einige Teile von Sarajevo, sodann
das Schwefelbad Ilidze, die Eisenbahn bis Mostar
mit den Darstellungen der gewaltigen Steinkolosse.
Mostar interessierte besonders durch die gewaltige,
einbogige Narentabrücke und die türkischen Bauten.
Hernach treten wir bei Gabela auf dalmatinischen
Boden und sehen Gravosa, Ragusa, die Boccche mit
Cattaro, um dann nach Cetinje in Montenegro unsern
Blick zu werfen. Interessant und packend waren in
[Spaltenumbruch] der dritten Abteilung die Bilder aus dem Volksleben
des Okkupationsgebietes und die Vorführung der
prächtigen Kostüme der südlichen Schönheiten, sowohl
die Trägerinnen mit den träumerischen Augen und
edlen Gestalten, als auch die Bekleidung selbst.
Lauter Befall lohnte den Vortragenden, der seine
trefflichen Beschreibungen und Bilder mit feinen
Witzen zu würzen verstand.

-- XV. Promenade-Konzert.

Es war
vom zweiten Drittel seiner Zeitdauer an ziemlich gut
besucht und es herrschte große Konversationslust nicht
bloß während der Pausen, sondern auch -- leider!
während der Aufführungen. Besonderes gab es nichts,
außer daß Herr J. Weiß von der Wiener Volks-
oper seine Kunst im Pistonblasen brillieren ließ. Mit
der staunenswerten und sicheren Behandlung des
schwierigen Instrumentes, mit den schillernden Modu-
lationen, die er diesem entlockte, fesselte er die Hörer.
Es war ein Kabinettsstück halbungarischer Musik, das
von den Hörern mit großer Anerkennung aufgenommen
wurde. Für die freundliche Zugabe wurde dem Vir-
tuosen reichster Beifall zuteil. Aber noch ein Herr
zeichnete sich mit seinem vorzüglichen Blasen aus, das
war Herr Tanzler, den wir neulich ob seines
Posaunensolos zu loben uns verpflichtet fühlten und
zwar in der Oper Lortzings "Der Waffenschmied",
aus der er besonders die Arie gefühlvoll und künst-
lerisch trefflich vortrug. Dem Schrammelquartette, das
für den großen Raum doch etwas schwach klang,
wurde für seine redliche Bemühung auch redliches
Lob gespendet. Was wir hierin besonders hervorheben
wollen, war das feine Harmonikaspiel des Herrn
Olbricht, das eigentlich dem Ganzen eine annehm-
bahre Fülle gab, vielleicht noch etwas zu diskret!
Herr Wilhelm Bednarz stellte sich mit seinem Potpourri
"Wiener Mode" ein, nachdem wir schon in der ersten
Nummer "Wildschützen-Marsch" seine Orchestrierung
lobend zur Kenntnis genommen hatten! Zwölf
Promenade-Konzerte haben wir noch bis April vor
uns. Mögen sie uns stets mit den Schätzen aus
dem reichen Borne der deutschen Musik erfreuen,
ohne auf die Blüten der andersvölkischen musikalischen
Erzeugnisse -- denn schließlich ist die Kunst doch
international -- verzichten oder vergessen zu wollen!

-- Eisgewinnung.

Die wintermäßige Jän-
nerkälte hat uns zwar wenig Schnee, aber viel starkes,
schönes Eis gebracht, so daß sich alle Eisgrubenbe-
sitzer mit dem besten Materiale versorgen können.
Und es wird tüchtig gearbeitet! Man sieht tagsüber
und sah auch bei Nacht einen Eiswagen nach dem
anderen durch die Straßen der Stadt fahren und
seine kristallene Last in die unterirdischen Keller ab-
geben. Derbe, abgehärtete Gestalten besorgen das Auf-
und Abladen der Eisblöcke, daß man ihre Ausdauer
wahrhaft bewundern muß. Doch bei dem Hasten, so
viel "Fuhren" als möglich zu machen, leiden die
Zugtiere viel Ungemach! Mit dem gemütlichen Zu-
spruche: "Abends kriegts schon Futter", ist ihrer
bittern Not nicht genüge getan! Wer kümmert sich
um das arme Getier?

Die Wildereraffäre auf dem Mitter-
berge

zieht immer weitere Kreise. Vergangenen
Samstag wurden noch der Taglöhner Karl Blam
und der Stadtgartenarbeiter Siegmund verhaftet,
die dringend verdächtig erscheinen, an dem Treiben
der Brüder Sticher teilgenommen oder doch zu-
mindestens davon gewußt [z]u haben. In der Wohnung
eines der Brüder Sticher wurde vergangenen
Montag eine neuerliche Hausdurchsuchung vorge-
nommen, die ziemlich lange andauerte und umfang-
reiches Material zutage förderte. Sie lieferte den
Beweis, daß der Wilddiebstahl schon durch lange
Zeit hindurch systematisch von einer ganzen Gesell-
schaft betrieben worden sein mußte. -- Vonseite einer
Nachbarin Sticher's, der Frau Kasiovsky, werden
wir ersucht mitzuteilen, daß die von uns gemeldete
Hausdurchsuchung nicht bei ihr, der nächsten Nachbarin,
vorgenommen wurde, sondern in einer Gasse nebenan,
was wir hiemit richtigstellen.

-- "Primus"-Feuerlöschprobe.

Dienstag,
den 7. d. M., fand auf der Gemeindewiese nächst
der Leesdorfer Schießstätte eine vom Stadtbau-
amte Baden und der Primus-Unternehmung, Wien I.
Naglergasse 21, arrangierte Feuerlöschprobe statt, wobei
die Anwendung und die Wirkung der modernsten
Handlösch-Apparate Marke "Kupfer-Primus" gezeigt
wurde. Diese nach jeder Richtung hin interressante
Löschprobe verlief sehr befriedigend und gab besonders
den zahlreichen anwesenden Fachleuten Gelegenheit,
einen wirklich guten, vorzüglich aus Kupfer gearbeiteten
und unbedingt verläßlichen Handlösch-Apparat
kennen zu lernen, was umso wichtiger ist, als gerade
in letzter Zeit zahlreiche Brände die Notwendig-
keit eines guten Exstinkteurs erwiesen haben. Gelöscht
[Spaltenumbruch] wurden drei große Brandobjekte und ein brennendes
Theerfeld mit größter Leichtigkeit binnen wenigen
Minuten und überraschte allgemein die rapide Lösch-
wirkung der Primus-Apparate. Es kann daher im
Interesse der Allgemeinheit und der Industrie die An-
schaffung derartiger moderner Lösch-Apparate aus
Kupfer nicht genug empfohlen werden.

-- Eiskostümfest.

Für Sonntag, den 1.
Februar, ist ein Eiskostümfest auf dem Eislaufplatze
im Freiherr von Doblhoff'schen Parke geplant. Das-
selbe soll in der Zeit von 3--9 Uhr abends stattfinden.

-- Abschaffung.

Der in Vöslau geborene
und dahin zuständige Johann Rath wurde mit Er-
kenntnis der Bezirkshauptmannschaft vom 19. De-
zember v. J. für immer aus dem Kurrayon Baden
abgeschafft.

-- Beide Füße erfroren.

Der Kutscher
Heinrich Skallak, der am 12. d. M. mit seinem
Fuhrwerk nach Wien fahren wollte, mußte sich früh
morgens hier in Spitalspflege begeben, denn er hatte
sich beide Füße vollständig erfroren.

-- Vom Zuge gestürzt.

Der in Mödling
bedienstete und dort wohnhafte Tischlergehilfe J. K.,
der auf der Fahrt von Mödling nach Baden begriffen
war, stürzte am 12. d. M., gegen 10 Uhr abends,
zwischen Mödling und Guntramsdorf von der Platt-
form des Zuges herunter und verletzte sich sehr schwer.
Der Verletzte wurde nach der ersten Hilfeleistung nach
Baden gebracht und in das Rath'sche Spital über-
führt.

-- Zusammenstoß auf der Militär-
Schleppbahn.

In der Station Bluman der
dortigen Militärschleppbahn stieß vergangenen Mon-
tag eine Lokomotive mit mehreren mit Arbeitern be-
setzten Waggons zusammen, infolgedessen letztere er-
heblich beschädigt wurden. Die Arbeiter blieben un-
verletzt. Der durch falsche Weichenstellung verursachte
Zusammenstoß richtete einen Materialschaden von
ungefähr 1000 K an.

-- Vorschuß- und Kredit-Verein in
Baden.

Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge:
Kr. 1,034.957·36; Ausgaben: Kr. 883.377·42; Ein-
lagen: 526.966·31; Rückzahlungen: Kr. 595.387·73.
Vorschuß-Rückzahlungen: Kr. 155.097·17; erteilte
Vorschüsse: Kr. 173.148·68. Pfandleih-Anstalt: Vor-
schuß-Rückzahlungen: Kr. 22.113·--; erteilte Vor-
schüsse: Kr. 23.203·--.

-- Das Verdienst,

in Oesterreich-Ungarn
eine neue Industrie geschaffen und gleichzeitig dem
Bedürfnis nach einem neutralen, gesunden und wohl-
schmeckenden Speisefett abgeholfen zu haben, gebührt
den Kunerolwerken Wien, deren Erzeugnis "Kunerol",
ein garantiert reines Pflanzenfett, in den letzten
zehn Jahren zu einem beliebten Volksnahrungsmittel
wurde. In den Kunerolwerken wird ausschließlich
reines Pflanzenfett aus Kokosnüssen erzeugt. Seit
einiger Zeit betreiben auch Seifen- und Kerzenfabriken
die Erzeugung von Pflanzenfett; vor minderwertigen
Nachahmungen muß daher dringend gewarnt werden.




Wintersport.

= Man möchte kaum glauben, mit welcher
Sehnsucht reichlicher Schneefall erwartet wird. Zumal
von denjenigen, die sich davon erfrischende Winter-
freuden versprechen. Am Samstag schon kamen aus
Wien zahlreiche Anfragen, ob die Rodelbahnen brauch-
bar seien und trotz der trostlosen Antwort, daß wir
keine genügende Schneemenge haben, kamen am Sonntag
zahlreiche Gäste, die sich die Bahnen auf dem Hügel
ansehen wollten und die schon ihre Rodeln mitbrachten,
um sie günstigenfalls zu benützen. Wir hörten morgens,
daß gerodelt werde und stiegen zur Höhe, um uns
die kaum glaubliche Sache anzusehen. Aber von diesem
Sporte gab es keine Spur auf unseren Höhen. Die
neue Langschlittenbahn, die vom Hühnerberg geht,
wurde von vielen in Augenschein genommen und man
erkundigte sich eifrigst, wie es mit dem "Bobfahren"
bestellt sein werde. Man kann detaillierte Auskünfte
nicht erteilen, weil die Bahnfahrt ja praktisch noch
nicht erprobt ist. Doch eines beklagten die Fremden
vor allem: daß es verlautet, die Bobsleighbahn wäre
an Sonntagen den Rodlern freigegeben, also für die
Großschlitten ausgeschaltet. Viele hätten doch nur
Sonntags Zeit, sich dieses Vergnügen gönnen zu
können. Wir glauben auch, daß für die Rodler die
bestehenden Bahnen, die ja so schön hergestellt worden
sind, genügen sollten, während die lange Bahn, die
mit großen Kosten hergerichtet worden ist, besonders
an Sonntagen den meisten Ertrag zur Deckung der
Auslagen verspricht. Wir haben mehrere Meinungs-
äußerungen gehört, die fast alle dahin gehn, daß die
neue, für die Langschlitten hergestellte Bahn auch nur

Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908.

[Spaltenumbruch] und wer in die Höhen ſtrebte, mußte die Winter-
kleider lüften. Die ſonnenſtrahlreichen Stunden
von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags
lockten viele Leute ins Freie und auf unſere auch im
Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien
konnte man die Enttäuſchung, daß ſie keinen Schnee
fanden, vom Geſichte ableſen, aber ſie erklärten offen,
daß ſie auch ſo in der herrlichen ſtaub- und rauch-
freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch
wirklich ein ausnehmend ſchöner Tag und wer dieſe
herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird
ſeine Freude gehabt haben und kann ſicher ſein, daß
ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag
war ein klaſſiſch ſchöner Tag, nicht wegen des
Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter-
gang ſchon ziemlich hoch erſchien, ſondern wegen der
Strahlenfülle und wegen des ſchönen Unterganges
der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe ſank ſie
um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachſchein
den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der
ſich erhoben hatte, war von ½5 bis ¾5 im Weſten
(eigentlich WSW) dunkelroſenrot, im Zenith blaßgelb-
lichrot, im Oſten ſchwach roſenrot bis violett, eine
Färbung, die man weder mit Worten ſchildern, noch
mit Farben feſthalten könnte! Und darauf folgte eine
ſternenklare, mondbeleuchtete Nacht — und ein heller,
nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieſer
klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen
Schnee bietend.

Lichtbildervortrag und Jubiläum.

Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange-
nen Samstag ihr 25jähriges Beſtandsjubiläum. Der
Saal des Hotels Bruſatti fühlte ſich mit Mitgliedern
und Gäſten und der Herr Obmann Prof. Juſt be-
grüßte die anweſenden Damen und Herren (Dr.
Trenner, die Jubilanten, Pfarrer Frim, den Abgeſandten
der Zentrale uſw.) mit einer naturfreudigen Rede,
worauf er die Namen derjenigen Mitglieder nannte,
die 25 Jahre der Sektion treu anhängen und denen
von der Zentrale durch deren Vertreter nach
einer ſchönen Anſprache zum Andenken ſilberne Jubel-
ringe übergeben wurden. Es ſind dies die Herren:
Baron Laſſer, Apotheker von Grimburg,
Zinober
sen. und Kriſchke (die letzteren zwei
krankheitshalber abweſend). In der darauffolgenden
gediegenen, formvollendeten und inhaltsreichen Dank-
rede betonte Herr Baron Laſſer unter anderm die
veredelnde Wirkung der Bergliebe und die
kulturverbreitende Macht der Touriſtik und verſpricht
in ſeinem und im Namen ſeines Jubelkollegen von
Grimburg, auch weiterhin treu zur Sektion halten
zu wollen. Da nun die Zeit vorgeſchritten war, trat
Herr Direktor Pojmann aus Sarajevo-Ilidze an
den Vorleſetiſch, die Herren Schieſtl und Wagen-
hofer
ſtellten ſich zum Projektionsapparat und zeig-
ten uns vor allem ein wohlgetroffenes Porträt des
Herrn Prof. Juſt, das mit Jubel und Applaus be-
grüßt wurde. Der Vortrag berührte zunächſt die
Tätigkeit der Regierung im Okkupationsgebiete im
allgemeinen, dann das Hotelweſen, deſſen Inſpektorat
eben der Vortragende hat und all die Verbeſſerungen,
die Bahn- und Straßenbauten, die die Länder mit
einem weiten und dichten Netze von Kommunikations-
wegen durchziehen. Der Vortragende ging nun auf
die Naturſchönheiten dieſer Balkanländer über und
führte den Hörern in prächtigen, fa[r]bigen Lichtbil-
dern zunächſt die Route Banjaluka nach Sarajevo
vor, von denen beſonders die alte Stadt Jajce mit
den Plitvaſchluchten und den Plitvica-Seen viel
Beifall fanden. Auch Sarajevo mit ſeinen orientaliſchen
und den modernen Bauten, den prächtigen Straßen-
bildern intereſſierte ſehr. Und nun erſt die Eiſenbahn- und
Straßenanlagen im ſüdöſtlichen Bosnien bis an die
ſerbiſche und an die Grenze von Novibazar!
Schreiber dieſes hatte während der erſten Okkupations-
zeit dieſe Gegenden wiederholt durchwandert und in
dieſem Blatte ausführlich geſchildert. Eine ganze
Reihe der herrlichſten Bilder zogen an uns vorüber
und dem Berichterſtatter erzitterte das Herz, als er
dieſe einſt ſo ſchrecklich-wilden und ſchauerlich-intereſſanten
Gegenden der weſtlichen Kultur wiedergegeben ſah.
Denn das Land beſaß einſt, vor Ankunft der Römer
eine hohe Kultur; davon findet man überall Spuren.
Erſt ſeit dem Einfalle der Osmanen wurde es zum
großen Teile zur Wilduis. In der zweiten Abteilung
ſehen wir noch einige Teile von Sarajevo, ſodann
das Schwefelbad Ilidže, die Eiſenbahn bis Moſtar
mit den Darſtellungen der gewaltigen Steinkoloſſe.
Moſtar intereſſierte beſonders durch die gewaltige,
einbogige Narentabrücke und die türkiſchen Bauten.
Hernach treten wir bei Gabela auf dalmatiniſchen
Boden und ſehen Gravoſa, Raguſa, die Boccche mit
Cattaro, um dann nach Cetinje in Montenegro unſern
Blick zu werfen. Intereſſant und packend waren in
[Spaltenumbruch] der dritten Abteilung die Bilder aus dem Volksleben
des Okkupationsgebietes und die Vorführung der
prächtigen Koſtüme der ſüdlichen Schönheiten, ſowohl
die Trägerinnen mit den träumeriſchen Augen und
edlen Geſtalten, als auch die Bekleidung ſelbſt.
Lauter Befall lohnte den Vortragenden, der ſeine
trefflichen Beſchreibungen und Bilder mit feinen
Witzen zu würzen verſtand.

XV. Promenade-Konzert.

Es war
vom zweiten Drittel ſeiner Zeitdauer an ziemlich gut
beſucht und es herrſchte große Konverſationsluſt nicht
bloß während der Pauſen, ſondern auch — leider!
während der Aufführungen. Beſonderes gab es nichts,
außer daß Herr J. Weiß von der Wiener Volks-
oper ſeine Kunſt im Piſtonblaſen brillieren ließ. Mit
der ſtaunenswerten und ſicheren Behandlung des
ſchwierigen Inſtrumentes, mit den ſchillernden Modu-
lationen, die er dieſem entlockte, feſſelte er die Hörer.
Es war ein Kabinettsſtück halbungariſcher Muſik, das
von den Hörern mit großer Anerkennung aufgenommen
wurde. Für die freundliche Zugabe wurde dem Vir-
tuoſen reichſter Beifall zuteil. Aber noch ein Herr
zeichnete ſich mit ſeinem vorzüglichen Blaſen aus, das
war Herr Tanzler, den wir neulich ob ſeines
Poſaunenſolos zu loben uns verpflichtet fühlten und
zwar in der Oper Lortzings „Der Waffenſchmied“,
aus der er beſonders die Arie gefühlvoll und künſt-
leriſch trefflich vortrug. Dem Schrammelquartette, das
für den großen Raum doch etwas ſchwach klang,
wurde für ſeine redliche Bemühung auch redliches
Lob geſpendet. Was wir hierin beſonders hervorheben
wollen, war das feine Harmonikaſpiel des Herrn
Olbricht, das eigentlich dem Ganzen eine annehm-
bahre Fülle gab, vielleicht noch etwas zu diskret!
Herr Wilhelm Bednarz ſtellte ſich mit ſeinem Potpourri
„Wiener Mode“ ein, nachdem wir ſchon in der erſten
Nummer „Wildſchützen-Marſch“ ſeine Orcheſtrierung
lobend zur Kenntnis genommen hatten! Zwölf
Promenade-Konzerte haben wir noch bis April vor
uns. Mögen ſie uns ſtets mit den Schätzen aus
dem reichen Borne der deutſchen Muſik erfreuen,
ohne auf die Blüten der andersvölkiſchen muſikaliſchen
Erzeugniſſe — denn ſchließlich iſt die Kunſt doch
international — verzichten oder vergeſſen zu wollen!

Eisgewinnung.

Die wintermäßige Jän-
nerkälte hat uns zwar wenig Schnee, aber viel ſtarkes,
ſchönes Eis gebracht, ſo daß ſich alle Eisgrubenbe-
ſitzer mit dem beſten Materiale verſorgen können.
Und es wird tüchtig gearbeitet! Man ſieht tagsüber
und ſah auch bei Nacht einen Eiswagen nach dem
anderen durch die Straßen der Stadt fahren und
ſeine kriſtallene Laſt in die unterirdiſchen Keller ab-
geben. Derbe, abgehärtete Geſtalten beſorgen das Auf-
und Abladen der Eisblöcke, daß man ihre Ausdauer
wahrhaft bewundern muß. Doch bei dem Haſten, ſo
viel „Fuhren“ als möglich zu machen, leiden die
Zugtiere viel Ungemach! Mit dem gemütlichen Zu-
ſpruche: „Abends kriegts ſchon Futter“, iſt ihrer
bittern Not nicht genüge getan! Wer kümmert ſich
um das arme Getier?

Die Wildereraffäre auf dem Mitter-
berge

zieht immer weitere Kreiſe. Vergangenen
Samstag wurden noch der Taglöhner Karl Blam
und der Stadtgartenarbeiter Siegmund verhaftet,
die dringend verdächtig erſcheinen, an dem Treiben
der Brüder Sticher teilgenommen oder doch zu-
mindeſtens davon gewußt [z]u haben. In der Wohnung
eines der Brüder Sticher wurde vergangenen
Montag eine neuerliche Hausdurchſuchung vorge-
nommen, die ziemlich lange andauerte und umfang-
reiches Material zutage förderte. Sie lieferte den
Beweis, daß der Wilddiebſtahl ſchon durch lange
Zeit hindurch ſyſtematiſch von einer ganzen Geſell-
ſchaft betrieben worden ſein mußte. — Vonſeite einer
Nachbarin Sticher’s, der Frau Kaſiovsky, werden
wir erſucht mitzuteilen, daß die von uns gemeldete
Hausdurchſuchung nicht bei ihr, der nächſten Nachbarin,
vorgenommen wurde, ſondern in einer Gaſſe nebenan,
was wir hiemit richtigſtellen.

„Primus“-Feuerlöſchprobe.

Dienstag,
den 7. d. M., fand auf der Gemeindewieſe nächſt
der Leesdorfer Schießſtätte eine vom Stadtbau-
amte Baden und der Primus-Unternehmung, Wien I.
Naglergaſſe 21, arrangierte Feuerlöſchprobe ſtatt, wobei
die Anwendung und die Wirkung der modernſten
Handlöſch-Apparate Marke „Kupfer-Primus“ gezeigt
wurde. Dieſe nach jeder Richtung hin interreſſante
Löſchprobe verlief ſehr befriedigend und gab beſonders
den zahlreichen anweſenden Fachleuten Gelegenheit,
einen wirklich guten, vorzüglich aus Kupfer gearbeiteten
und unbedingt verläßlichen Handlöſch-Apparat
kennen zu lernen, was umſo wichtiger iſt, als gerade
in letzter Zeit zahlreiche Brände die Notwendig-
keit eines guten Exſtinkteurs erwieſen haben. Gelöſcht
[Spaltenumbruch] wurden drei große Brandobjekte und ein brennendes
Theerfeld mit größter Leichtigkeit binnen wenigen
Minuten und überraſchte allgemein die rapide Löſch-
wirkung der Primus-Apparate. Es kann daher im
Intereſſe der Allgemeinheit und der Induſtrie die An-
ſchaffung derartiger moderner Löſch-Apparate aus
Kupfer nicht genug empfohlen werden.

Eiskoſtümfeſt.

Für Sonntag, den 1.
Februar, iſt ein Eiskoſtümfeſt auf dem Eislaufplatze
im Freiherr von Doblhoff’ſchen Parke geplant. Das-
ſelbe ſoll in der Zeit von 3—9 Uhr abends ſtattfinden.

Abſchaffung.

Der in Vöslau geborene
und dahin zuſtändige Johann Rath wurde mit Er-
kenntnis der Bezirkshauptmannſchaft vom 19. De-
zember v. J. für immer aus dem Kurrayon Baden
abgeſchafft.

Beide Füße erfroren.

Der Kutſcher
Heinrich Skallak, der am 12. d. M. mit ſeinem
Fuhrwerk nach Wien fahren wollte, mußte ſich früh
morgens hier in Spitalspflege begeben, denn er hatte
ſich beide Füße vollſtändig erfroren.

Vom Zuge geſtürzt.

Der in Mödling
bedienſtete und dort wohnhafte Tiſchlergehilfe J. K.,
der auf der Fahrt von Mödling nach Baden begriffen
war, ſtürzte am 12. d. M., gegen 10 Uhr abends,
zwiſchen Mödling und Guntramsdorf von der Platt-
form des Zuges herunter und verletzte ſich ſehr ſchwer.
Der Verletzte wurde nach der erſten Hilfeleiſtung nach
Baden gebracht und in das Rath’ſche Spital über-
führt.

Zuſammenſtoß auf der Militär-
Schleppbahn.

In der Station Bluman der
dortigen Militärſchleppbahn ſtieß vergangenen Mon-
tag eine Lokomotive mit mehreren mit Arbeitern be-
ſetzten Waggons zuſammen, infolgedeſſen letztere er-
heblich beſchädigt wurden. Die Arbeiter blieben un-
verletzt. Der durch falſche Weichenſtellung verurſachte
Zuſammenſtoß richtete einen Materialſchaden von
ungefähr 1000 K an.

Vorſchuß- und Kredit-Verein in
Baden.

Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge:
Kr. 1,034.957·36; Ausgaben: Kr. 883.377·42; Ein-
lagen: 526.966·31; Rückzahlungen: Kr. 595.387·73.
Vorſchuß-Rückzahlungen: Kr. 155.097·17; erteilte
Vorſchüſſe: Kr. 173.148·68. Pfandleih-Anſtalt: Vor-
ſchuß-Rückzahlungen: Kr. 22.113·—; erteilte Vor-
ſchüſſe: Kr. 23.203·—.

Das Verdienſt,

in Oeſterreich-Ungarn
eine neue Induſtrie geſchaffen und gleichzeitig dem
Bedürfnis nach einem neutralen, geſunden und wohl-
ſchmeckenden Speiſefett abgeholfen zu haben, gebührt
den Kunerolwerken Wien, deren Erzeugnis „Kunerol“,
ein garantiert reines Pflanzenfett, in den letzten
zehn Jahren zu einem beliebten Volksnahrungsmittel
wurde. In den Kunerolwerken wird ausſchließlich
reines Pflanzenfett aus Kokosnüſſen erzeugt. Seit
einiger Zeit betreiben auch Seifen- und Kerzenfabriken
die Erzeugung von Pflanzenfett; vor minderwertigen
Nachahmungen muß daher dringend gewarnt werden.




Winterſport.

= Man möchte kaum glauben, mit welcher
Sehnſucht reichlicher Schneefall erwartet wird. Zumal
von denjenigen, die ſich davon erfriſchende Winter-
freuden verſprechen. Am Samstag ſchon kamen aus
Wien zahlreiche Anfragen, ob die Rodelbahnen brauch-
bar ſeien und trotz der troſtloſen Antwort, daß wir
keine genügende Schneemenge haben, kamen am Sonntag
zahlreiche Gäſte, die ſich die Bahnen auf dem Hügel
anſehen wollten und die ſchon ihre Rodeln mitbrachten,
um ſie günſtigenfalls zu benützen. Wir hörten morgens,
daß gerodelt werde und ſtiegen zur Höhe, um uns
die kaum glaubliche Sache anzuſehen. Aber von dieſem
Sporte gab es keine Spur auf unſeren Höhen. Die
neue Langſchlittenbahn, die vom Hühnerberg geht,
wurde von vielen in Augenſchein genommen und man
erkundigte ſich eifrigſt, wie es mit dem „Bobfahren“
beſtellt ſein werde. Man kann detaillierte Auskünfte
nicht erteilen, weil die Bahnfahrt ja praktiſch noch
nicht erprobt iſt. Doch eines beklagten die Fremden
vor allem: daß es verlautet, die Bobsleighbahn wäre
an Sonntagen den Rodlern freigegeben, alſo für die
Großſchlitten ausgeſchaltet. Viele hätten doch nur
Sonntags Zeit, ſich dieſes Vergnügen gönnen zu
können. Wir glauben auch, daß für die Rodler die
beſtehenden Bahnen, die ja ſo ſchön hergeſtellt worden
ſind, genügen ſollten, während die lange Bahn, die
mit großen Koſten hergerichtet worden iſt, beſonders
an Sonntagen den meiſten Ertrag zur Deckung der
Auslagen verſpricht. Wir haben mehrere Meinungs-
äußerungen gehört, die faſt alle dahin gehn, daß die
neue, für die Langſchlitten hergeſtellte Bahn auch nur

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[5/0005] Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. und wer in die Höhen ſtrebte, mußte die Winter- kleider lüften. Die ſonnenſtrahlreichen Stunden von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags lockten viele Leute ins Freie und auf unſere auch im Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien konnte man die Enttäuſchung, daß ſie keinen Schnee fanden, vom Geſichte ableſen, aber ſie erklärten offen, daß ſie auch ſo in der herrlichen ſtaub- und rauch- freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch wirklich ein ausnehmend ſchöner Tag und wer dieſe herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird ſeine Freude gehabt haben und kann ſicher ſein, daß ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag war ein klaſſiſch ſchöner Tag, nicht wegen des Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter- gang ſchon ziemlich hoch erſchien, ſondern wegen der Strahlenfülle und wegen des ſchönen Unterganges der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe ſank ſie um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachſchein den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der ſich erhoben hatte, war von ½5 bis ¾5 im Weſten (eigentlich WSW) dunkelroſenrot, im Zenith blaßgelb- lichrot, im Oſten ſchwach roſenrot bis violett, eine Färbung, die man weder mit Worten ſchildern, noch mit Farben feſthalten könnte! Und darauf folgte eine ſternenklare, mondbeleuchtete Nacht — und ein heller, nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieſer klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen Schnee bietend. — Lichtbildervortrag und Jubiläum. Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange- nen Samstag ihr 25jähriges Beſtandsjubiläum. Der Saal des Hotels Bruſatti fühlte ſich mit Mitgliedern und Gäſten und der Herr Obmann Prof. Juſt be- grüßte die anweſenden Damen und Herren (Dr. Trenner, die Jubilanten, Pfarrer Frim, den Abgeſandten der Zentrale uſw.) mit einer naturfreudigen Rede, worauf er die Namen derjenigen Mitglieder nannte, die 25 Jahre der Sektion treu anhängen und denen von der Zentrale durch deren Vertreter nach einer ſchönen Anſprache zum Andenken ſilberne Jubel- ringe übergeben wurden. Es ſind dies die Herren: Baron Laſſer, Apotheker von Grimburg, Zinober sen. und Kriſchke (die letzteren zwei krankheitshalber abweſend). In der darauffolgenden gediegenen, formvollendeten und inhaltsreichen Dank- rede betonte Herr Baron Laſſer unter anderm die veredelnde Wirkung der Bergliebe und die kulturverbreitende Macht der Touriſtik und verſpricht in ſeinem und im Namen ſeines Jubelkollegen von Grimburg, auch weiterhin treu zur Sektion halten zu wollen. Da nun die Zeit vorgeſchritten war, trat Herr Direktor Pojmann aus Sarajevo-Ilidze an den Vorleſetiſch, die Herren Schieſtl und Wagen- hofer ſtellten ſich zum Projektionsapparat und zeig- ten uns vor allem ein wohlgetroffenes Porträt des Herrn Prof. Juſt, das mit Jubel und Applaus be- grüßt wurde. Der Vortrag berührte zunächſt die Tätigkeit der Regierung im Okkupationsgebiete im allgemeinen, dann das Hotelweſen, deſſen Inſpektorat eben der Vortragende hat und all die Verbeſſerungen, die Bahn- und Straßenbauten, die die Länder mit einem weiten und dichten Netze von Kommunikations- wegen durchziehen. Der Vortragende ging nun auf die Naturſchönheiten dieſer Balkanländer über und führte den Hörern in prächtigen, farbigen Lichtbil- dern zunächſt die Route Banjaluka nach Sarajevo vor, von denen beſonders die alte Stadt Jajce mit den Plitvaſchluchten und den Plitvica-Seen viel Beifall fanden. Auch Sarajevo mit ſeinen orientaliſchen und den modernen Bauten, den prächtigen Straßen- bildern intereſſierte ſehr. Und nun erſt die Eiſenbahn- und Straßenanlagen im ſüdöſtlichen Bosnien bis an die ſerbiſche und an die Grenze von Novibazar! Schreiber dieſes hatte während der erſten Okkupations- zeit dieſe Gegenden wiederholt durchwandert und in dieſem Blatte ausführlich geſchildert. Eine ganze Reihe der herrlichſten Bilder zogen an uns vorüber und dem Berichterſtatter erzitterte das Herz, als er dieſe einſt ſo ſchrecklich-wilden und ſchauerlich-intereſſanten Gegenden der weſtlichen Kultur wiedergegeben ſah. Denn das Land beſaß einſt, vor Ankunft der Römer eine hohe Kultur; davon findet man überall Spuren. Erſt ſeit dem Einfalle der Osmanen wurde es zum großen Teile zur Wilduis. In der zweiten Abteilung ſehen wir noch einige Teile von Sarajevo, ſodann das Schwefelbad Ilidže, die Eiſenbahn bis Moſtar mit den Darſtellungen der gewaltigen Steinkoloſſe. Moſtar intereſſierte beſonders durch die gewaltige, einbogige Narentabrücke und die türkiſchen Bauten. Hernach treten wir bei Gabela auf dalmatiniſchen Boden und ſehen Gravoſa, Raguſa, die Boccche mit Cattaro, um dann nach Cetinje in Montenegro unſern Blick zu werfen. Intereſſant und packend waren in der dritten Abteilung die Bilder aus dem Volksleben des Okkupationsgebietes und die Vorführung der prächtigen Koſtüme der ſüdlichen Schönheiten, ſowohl die Trägerinnen mit den träumeriſchen Augen und edlen Geſtalten, als auch die Bekleidung ſelbſt. Lauter Befall lohnte den Vortragenden, der ſeine trefflichen Beſchreibungen und Bilder mit feinen Witzen zu würzen verſtand. — XV. Promenade-Konzert. Es war vom zweiten Drittel ſeiner Zeitdauer an ziemlich gut beſucht und es herrſchte große Konverſationsluſt nicht bloß während der Pauſen, ſondern auch — leider! während der Aufführungen. Beſonderes gab es nichts, außer daß Herr J. Weiß von der Wiener Volks- oper ſeine Kunſt im Piſtonblaſen brillieren ließ. Mit der ſtaunenswerten und ſicheren Behandlung des ſchwierigen Inſtrumentes, mit den ſchillernden Modu- lationen, die er dieſem entlockte, feſſelte er die Hörer. Es war ein Kabinettsſtück halbungariſcher Muſik, das von den Hörern mit großer Anerkennung aufgenommen wurde. Für die freundliche Zugabe wurde dem Vir- tuoſen reichſter Beifall zuteil. Aber noch ein Herr zeichnete ſich mit ſeinem vorzüglichen Blaſen aus, das war Herr Tanzler, den wir neulich ob ſeines Poſaunenſolos zu loben uns verpflichtet fühlten und zwar in der Oper Lortzings „Der Waffenſchmied“, aus der er beſonders die Arie gefühlvoll und künſt- leriſch trefflich vortrug. Dem Schrammelquartette, das für den großen Raum doch etwas ſchwach klang, wurde für ſeine redliche Bemühung auch redliches Lob geſpendet. Was wir hierin beſonders hervorheben wollen, war das feine Harmonikaſpiel des Herrn Olbricht, das eigentlich dem Ganzen eine annehm- bahre Fülle gab, vielleicht noch etwas zu diskret! Herr Wilhelm Bednarz ſtellte ſich mit ſeinem Potpourri „Wiener Mode“ ein, nachdem wir ſchon in der erſten Nummer „Wildſchützen-Marſch“ ſeine Orcheſtrierung lobend zur Kenntnis genommen hatten! Zwölf Promenade-Konzerte haben wir noch bis April vor uns. Mögen ſie uns ſtets mit den Schätzen aus dem reichen Borne der deutſchen Muſik erfreuen, ohne auf die Blüten der andersvölkiſchen muſikaliſchen Erzeugniſſe — denn ſchließlich iſt die Kunſt doch international — verzichten oder vergeſſen zu wollen! — Eisgewinnung. Die wintermäßige Jän- nerkälte hat uns zwar wenig Schnee, aber viel ſtarkes, ſchönes Eis gebracht, ſo daß ſich alle Eisgrubenbe- ſitzer mit dem beſten Materiale verſorgen können. Und es wird tüchtig gearbeitet! Man ſieht tagsüber und ſah auch bei Nacht einen Eiswagen nach dem anderen durch die Straßen der Stadt fahren und ſeine kriſtallene Laſt in die unterirdiſchen Keller ab- geben. Derbe, abgehärtete Geſtalten beſorgen das Auf- und Abladen der Eisblöcke, daß man ihre Ausdauer wahrhaft bewundern muß. Doch bei dem Haſten, ſo viel „Fuhren“ als möglich zu machen, leiden die Zugtiere viel Ungemach! Mit dem gemütlichen Zu- ſpruche: „Abends kriegts ſchon Futter“, iſt ihrer bittern Not nicht genüge getan! Wer kümmert ſich um das arme Getier? Die Wildereraffäre auf dem Mitter- berge zieht immer weitere Kreiſe. Vergangenen Samstag wurden noch der Taglöhner Karl Blam und der Stadtgartenarbeiter Siegmund verhaftet, die dringend verdächtig erſcheinen, an dem Treiben der Brüder Sticher teilgenommen oder doch zu- mindeſtens davon gewußt zu haben. In der Wohnung eines der Brüder Sticher wurde vergangenen Montag eine neuerliche Hausdurchſuchung vorge- nommen, die ziemlich lange andauerte und umfang- reiches Material zutage förderte. Sie lieferte den Beweis, daß der Wilddiebſtahl ſchon durch lange Zeit hindurch ſyſtematiſch von einer ganzen Geſell- ſchaft betrieben worden ſein mußte. — Vonſeite einer Nachbarin Sticher’s, der Frau Kaſiovsky, werden wir erſucht mitzuteilen, daß die von uns gemeldete Hausdurchſuchung nicht bei ihr, der nächſten Nachbarin, vorgenommen wurde, ſondern in einer Gaſſe nebenan, was wir hiemit richtigſtellen. — „Primus“-Feuerlöſchprobe. Dienstag, den 7. d. M., fand auf der Gemeindewieſe nächſt der Leesdorfer Schießſtätte eine vom Stadtbau- amte Baden und der Primus-Unternehmung, Wien I. Naglergaſſe 21, arrangierte Feuerlöſchprobe ſtatt, wobei die Anwendung und die Wirkung der modernſten Handlöſch-Apparate Marke „Kupfer-Primus“ gezeigt wurde. Dieſe nach jeder Richtung hin interreſſante Löſchprobe verlief ſehr befriedigend und gab beſonders den zahlreichen anweſenden Fachleuten Gelegenheit, einen wirklich guten, vorzüglich aus Kupfer gearbeiteten und unbedingt verläßlichen Handlöſch-Apparat kennen zu lernen, was umſo wichtiger iſt, als gerade in letzter Zeit zahlreiche Brände die Notwendig- keit eines guten Exſtinkteurs erwieſen haben. Gelöſcht wurden drei große Brandobjekte und ein brennendes Theerfeld mit größter Leichtigkeit binnen wenigen Minuten und überraſchte allgemein die rapide Löſch- wirkung der Primus-Apparate. Es kann daher im Intereſſe der Allgemeinheit und der Induſtrie die An- ſchaffung derartiger moderner Löſch-Apparate aus Kupfer nicht genug empfohlen werden. — Eiskoſtümfeſt. Für Sonntag, den 1. Februar, iſt ein Eiskoſtümfeſt auf dem Eislaufplatze im Freiherr von Doblhoff’ſchen Parke geplant. Das- ſelbe ſoll in der Zeit von 3—9 Uhr abends ſtattfinden. — Abſchaffung. Der in Vöslau geborene und dahin zuſtändige Johann Rath wurde mit Er- kenntnis der Bezirkshauptmannſchaft vom 19. De- zember v. J. für immer aus dem Kurrayon Baden abgeſchafft. — Beide Füße erfroren. Der Kutſcher Heinrich Skallak, der am 12. d. M. mit ſeinem Fuhrwerk nach Wien fahren wollte, mußte ſich früh morgens hier in Spitalspflege begeben, denn er hatte ſich beide Füße vollſtändig erfroren. — Vom Zuge geſtürzt. Der in Mödling bedienſtete und dort wohnhafte Tiſchlergehilfe J. K., der auf der Fahrt von Mödling nach Baden begriffen war, ſtürzte am 12. d. M., gegen 10 Uhr abends, zwiſchen Mödling und Guntramsdorf von der Platt- form des Zuges herunter und verletzte ſich ſehr ſchwer. Der Verletzte wurde nach der erſten Hilfeleiſtung nach Baden gebracht und in das Rath’ſche Spital über- führt. — Zuſammenſtoß auf der Militär- Schleppbahn. In der Station Bluman der dortigen Militärſchleppbahn ſtieß vergangenen Mon- tag eine Lokomotive mit mehreren mit Arbeitern be- ſetzten Waggons zuſammen, infolgedeſſen letztere er- heblich beſchädigt wurden. Die Arbeiter blieben un- verletzt. Der durch falſche Weichenſtellung verurſachte Zuſammenſtoß richtete einen Materialſchaden von ungefähr 1000 K an. — Vorſchuß- und Kredit-Verein in Baden. Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge: Kr. 1,034.957·36; Ausgaben: Kr. 883.377·42; Ein- lagen: 526.966·31; Rückzahlungen: Kr. 595.387·73. Vorſchuß-Rückzahlungen: Kr. 155.097·17; erteilte Vorſchüſſe: Kr. 173.148·68. Pfandleih-Anſtalt: Vor- ſchuß-Rückzahlungen: Kr. 22.113·—; erteilte Vor- ſchüſſe: Kr. 23.203·—. — Das Verdienſt, in Oeſterreich-Ungarn eine neue Induſtrie geſchaffen und gleichzeitig dem Bedürfnis nach einem neutralen, geſunden und wohl- ſchmeckenden Speiſefett abgeholfen zu haben, gebührt den Kunerolwerken Wien, deren Erzeugnis „Kunerol“, ein garantiert reines Pflanzenfett, in den letzten zehn Jahren zu einem beliebten Volksnahrungsmittel wurde. In den Kunerolwerken wird ausſchließlich reines Pflanzenfett aus Kokosnüſſen erzeugt. Seit einiger Zeit betreiben auch Seifen- und Kerzenfabriken die Erzeugung von Pflanzenfett; vor minderwertigen Nachahmungen muß daher dringend gewarnt werden. Winterſport. = Man möchte kaum glauben, mit welcher Sehnſucht reichlicher Schneefall erwartet wird. Zumal von denjenigen, die ſich davon erfriſchende Winter- freuden verſprechen. Am Samstag ſchon kamen aus Wien zahlreiche Anfragen, ob die Rodelbahnen brauch- bar ſeien und trotz der troſtloſen Antwort, daß wir keine genügende Schneemenge haben, kamen am Sonntag zahlreiche Gäſte, die ſich die Bahnen auf dem Hügel anſehen wollten und die ſchon ihre Rodeln mitbrachten, um ſie günſtigenfalls zu benützen. Wir hörten morgens, daß gerodelt werde und ſtiegen zur Höhe, um uns die kaum glaubliche Sache anzuſehen. Aber von dieſem Sporte gab es keine Spur auf unſeren Höhen. Die neue Langſchlittenbahn, die vom Hühnerberg geht, wurde von vielen in Augenſchein genommen und man erkundigte ſich eifrigſt, wie es mit dem „Bobfahren“ beſtellt ſein werde. Man kann detaillierte Auskünfte nicht erteilen, weil die Bahnfahrt ja praktiſch noch nicht erprobt iſt. Doch eines beklagten die Fremden vor allem: daß es verlautet, die Bobsleighbahn wäre an Sonntagen den Rodlern freigegeben, alſo für die Großſchlitten ausgeſchaltet. Viele hätten doch nur Sonntags Zeit, ſich dieſes Vergnügen gönnen zu können. Wir glauben auch, daß für die Rodler die beſtehenden Bahnen, die ja ſo ſchön hergeſtellt worden ſind, genügen ſollten, während die lange Bahn, die mit großen Koſten hergerichtet worden iſt, beſonders an Sonntagen den meiſten Ertrag zur Deckung der Auslagen verſpricht. Wir haben mehrere Meinungs- äußerungen gehört, die faſt alle dahin gehn, daß die neue, für die Langſchlitten hergeſtellte Bahn auch nur

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener005_1908/5>, abgerufen am 22.11.2024.