Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908. Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. [Spaltenumbruch] und wer in die Höhen strebte, mußte die Winter- kleider lüften. Die sonnenstrahlreichen Stunden von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags lockten viele Leute ins Freie und auf unsere auch im Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien konnte man die Enttäuschung, daß sie keinen Schnee fanden, vom Gesichte ablesen, aber sie erklärten offen, daß sie auch so in der herrlichen staub- und rauch- freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch wirklich ein ausnehmend schöner Tag und wer diese herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird seine Freude gehabt haben und kann sicher sein, daß ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag war ein klassisch schöner Tag, nicht wegen des Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter- gang schon ziemlich hoch erschien, sondern wegen der Strahlenfülle und wegen des schönen Unterganges der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe sank sie um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachschein den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der sich erhoben hatte, war von 1/25 bis 3/45 im Westen (eigentlich WSW) dunkelrosenrot, im Zenith blaßgelb- lichrot, im Osten schwach rosenrot bis violett, eine Färbung, die man weder mit Worten schildern, noch mit Farben festhalten könnte! Und darauf folgte eine sternenklare, mondbeleuchtete Nacht -- und ein heller, nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieser klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen Schnee bietend. -- Lichtbildervortrag und Jubiläum. Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange- -- XV. Promenade-Konzert. Es war -- Eisgewinnung. Die wintermäßige Jän- Die Wildereraffäre auf dem Mitter- berge zieht immer weitere Kreise. Vergangenen -- "Primus"-Feuerlöschprobe. Dienstag, -- Eiskostümfest. Für Sonntag, den 1. -- Abschaffung. Der in Vöslau geborene -- Beide Füße erfroren. Der Kutscher -- Vom Zuge gestürzt. Der in Mödling -- Zusammenstoß auf der Militär- Schleppbahn. In der Station Bluman der -- Vorschuß- und Kredit-Verein in Baden. Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge: -- Das Verdienst, in Oesterreich-Ungarn Wintersport. = Man möchte kaum glauben, mit welcher Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. [Spaltenumbruch] und wer in die Höhen ſtrebte, mußte die Winter- kleider lüften. Die ſonnenſtrahlreichen Stunden von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags lockten viele Leute ins Freie und auf unſere auch im Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien konnte man die Enttäuſchung, daß ſie keinen Schnee fanden, vom Geſichte ableſen, aber ſie erklärten offen, daß ſie auch ſo in der herrlichen ſtaub- und rauch- freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch wirklich ein ausnehmend ſchöner Tag und wer dieſe herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird ſeine Freude gehabt haben und kann ſicher ſein, daß ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag war ein klaſſiſch ſchöner Tag, nicht wegen des Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter- gang ſchon ziemlich hoch erſchien, ſondern wegen der Strahlenfülle und wegen des ſchönen Unterganges der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe ſank ſie um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachſchein den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der ſich erhoben hatte, war von ½5 bis ¾5 im Weſten (eigentlich WSW) dunkelroſenrot, im Zenith blaßgelb- lichrot, im Oſten ſchwach roſenrot bis violett, eine Färbung, die man weder mit Worten ſchildern, noch mit Farben feſthalten könnte! Und darauf folgte eine ſternenklare, mondbeleuchtete Nacht — und ein heller, nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieſer klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen Schnee bietend. — Lichtbildervortrag und Jubiläum. Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange- — XV. Promenade-Konzert. Es war — Eisgewinnung. Die wintermäßige Jän- Die Wildereraffäre auf dem Mitter- berge zieht immer weitere Kreiſe. Vergangenen — „Primus“-Feuerlöſchprobe. Dienstag, — Eiskoſtümfeſt. Für Sonntag, den 1. — Abſchaffung. Der in Vöslau geborene — Beide Füße erfroren. Der Kutſcher — Vom Zuge geſtürzt. Der in Mödling — Zuſammenſtoß auf der Militär- Schleppbahn. In der Station Bluman der — Vorſchuß- und Kredit-Verein in Baden. Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge: — Das Verdienſt, in Oeſterreich-Ungarn Winterſport. = Man möchte kaum glauben, mit welcher <TEI> <text> <body> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908.</hi></hi></fw><lb/><cb/> und wer in die Höhen ſtrebte, mußte die Winter-<lb/> kleider lüften. Die ſonnenſtrahlreichen Stunden<lb/> von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags<lb/> lockten viele Leute ins Freie und auf unſere auch im<lb/> Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien<lb/> konnte man die Enttäuſchung, daß ſie keinen Schnee<lb/> fanden, vom Geſichte ableſen, aber ſie erklärten offen,<lb/> daß ſie auch ſo in der herrlichen ſtaub- und rauch-<lb/> freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch<lb/> wirklich ein ausnehmend ſchöner Tag und wer dieſe<lb/> herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird<lb/> ſeine Freude gehabt haben und kann ſicher ſein, daß<lb/> ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag<lb/> war ein klaſſiſch ſchöner Tag, nicht wegen des<lb/> Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter-<lb/> gang ſchon ziemlich hoch erſchien, ſondern wegen der<lb/> Strahlenfülle und wegen des ſchönen Unterganges<lb/> der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe ſank ſie<lb/> um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachſchein<lb/> den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der<lb/> ſich erhoben hatte, war von ½5 bis ¾5 im Weſten<lb/> (eigentlich <hi rendition="#aq">WSW</hi>) dunkelroſenrot, im Zenith blaßgelb-<lb/> lichrot, im Oſten ſchwach roſenrot bis violett, eine<lb/> Färbung, die man weder mit Worten ſchildern, noch<lb/> mit Farben feſthalten könnte! Und darauf folgte eine<lb/> ſternenklare, mondbeleuchtete Nacht — und ein heller,<lb/> nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieſer<lb/> klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen<lb/> Schnee bietend.</p> </div> </div><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Lichtbildervortrag und Jubiläum.</hi> </head><lb/> <p>Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange-<lb/> nen Samstag ihr 25jähriges Beſtandsjubiläum. Der<lb/> Saal des Hotels Bruſatti fühlte ſich mit Mitgliedern<lb/> und Gäſten und der Herr Obmann Prof. <hi rendition="#g">Juſt</hi> be-<lb/> grüßte die anweſenden Damen und Herren (Dr.<lb/> Trenner, die Jubilanten, Pfarrer Frim, den Abgeſandten<lb/> der Zentrale uſw.) mit einer naturfreudigen Rede,<lb/> worauf er die Namen derjenigen Mitglieder nannte,<lb/> die 25 Jahre der Sektion treu anhängen und denen<lb/> von der Zentrale durch deren Vertreter nach<lb/> einer ſchönen Anſprache zum Andenken ſilberne Jubel-<lb/> ringe übergeben wurden. Es ſind dies die Herren:<lb/> Baron <hi rendition="#g">Laſſer,</hi> Apotheker von <hi rendition="#g">Grimburg,<lb/> Zinober</hi> <hi rendition="#aq">sen.</hi> und <hi rendition="#g">Kriſchke</hi> (die letzteren zwei<lb/> krankheitshalber abweſend). In der darauffolgenden<lb/> gediegenen, formvollendeten und inhaltsreichen Dank-<lb/> rede betonte Herr Baron <hi rendition="#g">Laſſer</hi> unter anderm die<lb/> veredelnde Wirkung der Bergliebe und die<lb/> kulturverbreitende Macht der Touriſtik und verſpricht<lb/> in ſeinem und im Namen ſeines Jubelkollegen von<lb/> Grimburg, auch weiterhin treu zur Sektion halten<lb/> zu wollen. Da nun die Zeit vorgeſchritten war, trat<lb/> Herr Direktor <hi rendition="#g">Pojmann</hi> aus Sarajevo-Ilidze an<lb/> den Vorleſetiſch, die Herren <hi rendition="#g">Schieſtl</hi> und <hi rendition="#g">Wagen-<lb/> hofer</hi> ſtellten ſich zum Projektionsapparat und zeig-<lb/> ten uns vor allem ein wohlgetroffenes Porträt des<lb/> Herrn Prof. <hi rendition="#g">Juſt,</hi> das mit Jubel und Applaus be-<lb/> grüßt wurde. Der Vortrag berührte zunächſt die<lb/> Tätigkeit der Regierung im Okkupationsgebiete im<lb/> allgemeinen, dann das Hotelweſen, deſſen Inſpektorat<lb/> eben der Vortragende hat und all die Verbeſſerungen,<lb/> die Bahn- und Straßenbauten, die die Länder mit<lb/> einem weiten und dichten Netze von Kommunikations-<lb/> wegen durchziehen. Der Vortragende ging nun auf<lb/> die Naturſchönheiten dieſer Balkanländer über und<lb/> führte den Hörern in prächtigen, fa<supplied>r</supplied>bigen Lichtbil-<lb/> dern zunächſt die Route Banjaluka nach Sarajevo<lb/> vor, von denen beſonders die alte Stadt Jajce mit<lb/> den Plitvaſchluchten und den Plitvica-Seen viel<lb/> Beifall fanden. Auch Sarajevo mit ſeinen orientaliſchen<lb/> und den modernen Bauten, den prächtigen Straßen-<lb/> bildern intereſſierte ſehr. Und nun erſt die Eiſenbahn- und<lb/> Straßenanlagen im ſüdöſtlichen Bosnien bis an die<lb/> ſerbiſche und an die Grenze von Novibazar!<lb/> Schreiber dieſes hatte während der erſten Okkupations-<lb/> zeit dieſe Gegenden wiederholt durchwandert und in<lb/> dieſem Blatte ausführlich geſchildert. Eine ganze<lb/> Reihe der herrlichſten Bilder zogen an uns vorüber<lb/> und dem Berichterſtatter erzitterte das Herz, als er<lb/> dieſe einſt ſo ſchrecklich-wilden und ſchauerlich-intereſſanten<lb/> Gegenden der weſtlichen Kultur wiedergegeben ſah.<lb/> Denn das Land beſaß einſt, vor Ankunft der Römer<lb/> eine hohe Kultur; davon findet man überall Spuren.<lb/> Erſt ſeit dem Einfalle der Osmanen wurde es zum<lb/> großen Teile zur Wilduis. In der zweiten Abteilung<lb/> ſehen wir noch einige Teile von Sarajevo, ſodann<lb/> das Schwefelbad Ilid<hi rendition="#aq">ž</hi>e, die Eiſenbahn bis Moſtar<lb/> mit den Darſtellungen der gewaltigen Steinkoloſſe.<lb/> Moſtar intereſſierte beſonders durch die gewaltige,<lb/> einbogige Narentabrücke und die türkiſchen Bauten.<lb/> Hernach treten wir bei Gabela auf dalmatiniſchen<lb/> Boden und ſehen Gravoſa, Raguſa, die Boccche mit<lb/> Cattaro, um dann nach Cetinje in Montenegro unſern<lb/> Blick zu werfen. Intereſſant und packend waren in<lb/><cb/> der dritten Abteilung die Bilder aus dem Volksleben<lb/> des Okkupationsgebietes und die Vorführung der<lb/> prächtigen Koſtüme der ſüdlichen Schönheiten, ſowohl<lb/> die Trägerinnen mit den träumeriſchen Augen und<lb/> edlen Geſtalten, als auch die Bekleidung ſelbſt.<lb/> Lauter Befall lohnte den Vortragenden, der ſeine<lb/> trefflichen Beſchreibungen und Bilder mit feinen<lb/> Witzen zu würzen verſtand.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">XV.</hi> Promenade-Konzert.</hi> </head> <p>Es war<lb/> vom zweiten Drittel ſeiner Zeitdauer an ziemlich gut<lb/> beſucht und es herrſchte große Konverſationsluſt nicht<lb/> bloß während der Pauſen, ſondern auch — leider!<lb/> während der Aufführungen. Beſonderes gab es nichts,<lb/> außer daß Herr J. <hi rendition="#g">Weiß</hi> von der Wiener Volks-<lb/> oper ſeine Kunſt im Piſtonblaſen brillieren ließ. Mit<lb/> der ſtaunenswerten und ſicheren Behandlung des<lb/> ſchwierigen Inſtrumentes, mit den ſchillernden Modu-<lb/> lationen, die er dieſem entlockte, feſſelte er die Hörer.<lb/> Es war ein Kabinettsſtück halbungariſcher Muſik, das<lb/> von den Hörern mit großer Anerkennung aufgenommen<lb/> wurde. Für die freundliche Zugabe wurde dem Vir-<lb/> tuoſen reichſter Beifall zuteil. Aber noch ein Herr<lb/> zeichnete ſich mit ſeinem vorzüglichen Blaſen aus, das<lb/> war Herr <hi rendition="#g">Tanzler,</hi> den wir neulich ob ſeines<lb/> Poſaunenſolos zu loben uns verpflichtet fühlten und<lb/> zwar in der Oper Lortzings „Der Waffenſchmied“,<lb/> aus der er beſonders die Arie gefühlvoll und künſt-<lb/> leriſch trefflich vortrug. Dem Schrammelquartette, das<lb/> für den großen Raum doch etwas ſchwach klang,<lb/> wurde für ſeine redliche Bemühung auch redliches<lb/> Lob geſpendet. Was wir hierin beſonders hervorheben<lb/> wollen, war das feine Harmonikaſpiel des Herrn<lb/><hi rendition="#g">Olbricht,</hi> das eigentlich dem Ganzen eine annehm-<lb/> bahre Fülle gab, vielleicht noch etwas zu diskret!<lb/> Herr Wilhelm Bednarz ſtellte ſich mit ſeinem Potpourri<lb/> „Wiener Mode“ ein, nachdem wir ſchon in der erſten<lb/> Nummer „Wildſchützen-Marſch“ ſeine Orcheſtrierung<lb/> lobend zur Kenntnis genommen hatten! Zwölf<lb/> Promenade-Konzerte haben wir noch bis April vor<lb/> uns. Mögen ſie uns ſtets mit den Schätzen aus<lb/> dem reichen Borne der deutſchen Muſik erfreuen,<lb/> ohne auf die Blüten der andersvölkiſchen muſikaliſchen<lb/> Erzeugniſſe — denn ſchließlich iſt die <hi rendition="#g">Kunſt</hi> doch<lb/> international — verzichten oder vergeſſen zu wollen!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Eisgewinnung.</hi> </head> <p>Die wintermäßige Jän-<lb/> nerkälte hat uns zwar wenig Schnee, aber viel ſtarkes,<lb/> ſchönes Eis gebracht, ſo daß ſich alle Eisgrubenbe-<lb/> ſitzer mit dem beſten Materiale verſorgen können.<lb/> Und es wird tüchtig gearbeitet! Man ſieht tagsüber<lb/> und ſah auch bei Nacht einen Eiswagen nach dem<lb/> anderen durch die Straßen der Stadt fahren und<lb/> ſeine kriſtallene Laſt in die unterirdiſchen Keller ab-<lb/> geben. Derbe, abgehärtete Geſtalten beſorgen das Auf-<lb/> und Abladen der Eisblöcke, daß man ihre Ausdauer<lb/> wahrhaft bewundern muß. Doch bei dem Haſten, ſo<lb/> viel „Fuhren“ als möglich zu machen, leiden die<lb/> Zugtiere viel Ungemach! Mit dem gemütlichen Zu-<lb/> ſpruche: „Abends kriegts ſchon Futter“, iſt ihrer<lb/> bittern Not nicht genüge getan! Wer kümmert ſich<lb/> um das arme Getier?</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Die Wildereraffäre auf dem Mitter-<lb/> berge</hi> </head> <p>zieht immer weitere Kreiſe. Vergangenen<lb/> Samstag wurden noch der Taglöhner Karl <hi rendition="#g">Blam</hi><lb/> und der Stadtgartenarbeiter <hi rendition="#g">Siegmund</hi> verhaftet,<lb/> die dringend verdächtig erſcheinen, an dem Treiben<lb/> der Brüder <hi rendition="#g">Sticher</hi> teilgenommen oder doch zu-<lb/> mindeſtens davon gewußt <supplied>z</supplied>u haben. In der Wohnung<lb/> eines der Brüder <hi rendition="#g">Sticher</hi> wurde vergangenen<lb/> Montag eine neuerliche Hausdurchſuchung vorge-<lb/> nommen, die ziemlich lange andauerte und umfang-<lb/> reiches Material zutage förderte. Sie lieferte den<lb/> Beweis, daß der Wilddiebſtahl ſchon durch lange<lb/> Zeit hindurch ſyſtematiſch von einer ganzen Geſell-<lb/> ſchaft betrieben worden ſein mußte. — Vonſeite einer<lb/> Nachbarin Sticher’s, der Frau <hi rendition="#g">Kaſiovsky,</hi> werden<lb/> wir erſucht mitzuteilen, daß die von uns gemeldete<lb/> Hausdurchſuchung nicht bei ihr, der nächſten Nachbarin,<lb/> vorgenommen wurde, ſondern in einer Gaſſe nebenan,<lb/> was wir hiemit richtigſtellen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">„Primus“-Feuerlöſchprobe.</hi> </head> <p>Dienstag,<lb/> den 7. d. M., fand auf der Gemeindewieſe nächſt<lb/> der Leesdorfer Schießſtätte eine vom Stadtbau-<lb/> amte Baden und der Primus-Unternehmung, Wien <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> Naglergaſſe 21, arrangierte Feuerlöſchprobe ſtatt, wobei<lb/> die Anwendung und die Wirkung der modernſten<lb/> Handlöſch-Apparate Marke „Kupfer-Primus“ gezeigt<lb/> wurde. Dieſe nach jeder Richtung hin interreſſante<lb/> Löſchprobe verlief ſehr befriedigend und gab beſonders<lb/> den zahlreichen anweſenden Fachleuten Gelegenheit,<lb/> einen wirklich guten, vorzüglich aus Kupfer gearbeiteten<lb/> und <hi rendition="#g">unbedingt verläßlichen</hi> Handlöſch-Apparat<lb/> kennen zu lernen, was umſo wichtiger iſt, als gerade<lb/> in letzter Zeit <hi rendition="#g">zahlreiche Brände</hi> die Notwendig-<lb/> keit eines guten Exſtinkteurs erwieſen haben. Gelöſcht<lb/><cb/> wurden drei große Brandobjekte und ein brennendes<lb/> Theerfeld mit größter Leichtigkeit binnen wenigen<lb/> Minuten und überraſchte allgemein die rapide Löſch-<lb/> wirkung der Primus-Apparate. Es kann daher im<lb/> Intereſſe der Allgemeinheit und der Induſtrie die An-<lb/> ſchaffung derartiger moderner Löſch-Apparate aus<lb/> Kupfer nicht genug empfohlen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Eiskoſtümfeſt.</hi> </head> <p>Für Sonntag, den 1.<lb/> Februar, iſt ein Eiskoſtümfeſt auf dem Eislaufplatze<lb/> im Freiherr von Doblhoff’ſchen Parke geplant. Das-<lb/> ſelbe ſoll in der Zeit von 3—9 Uhr abends ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Abſchaffung.</hi> </head> <p>Der in Vöslau geborene<lb/> und dahin zuſtändige Johann <hi rendition="#g">Rath</hi> wurde mit Er-<lb/> kenntnis der Bezirkshauptmannſchaft vom 19. De-<lb/> zember v. J. für immer aus dem Kurrayon Baden<lb/> abgeſchafft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Beide Füße erfroren.</hi> </head> <p>Der Kutſcher<lb/> Heinrich <hi rendition="#g">Skallak,</hi> der am 12. d. M. mit ſeinem<lb/> Fuhrwerk nach Wien fahren wollte, mußte ſich früh<lb/> morgens hier in Spitalspflege begeben, denn er hatte<lb/> ſich beide Füße vollſtändig erfroren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Vom Zuge geſtürzt.</hi> </head> <p>Der in Mödling<lb/> bedienſtete und dort wohnhafte Tiſchlergehilfe J. K.,<lb/> der auf der Fahrt von Mödling nach Baden begriffen<lb/> war, ſtürzte am 12. d. M., gegen 10 Uhr abends,<lb/> zwiſchen Mödling und Guntramsdorf von der Platt-<lb/> form des Zuges herunter und verletzte ſich ſehr ſchwer.<lb/> Der Verletzte wurde nach der erſten Hilfeleiſtung nach<lb/> Baden gebracht und in das Rath’ſche Spital über-<lb/> führt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Zuſammenſtoß auf der Militär-<lb/> Schleppbahn.</hi> </head> <p>In der Station <hi rendition="#g">Bluman</hi> der<lb/> dortigen Militärſchleppbahn ſtieß vergangenen Mon-<lb/> tag eine Lokomotive mit mehreren mit Arbeitern be-<lb/> ſetzten Waggons zuſammen, infolgedeſſen letztere er-<lb/> heblich beſchädigt wurden. Die Arbeiter blieben un-<lb/> verletzt. Der durch falſche Weichenſtellung verurſachte<lb/> Zuſammenſtoß richtete einen Materialſchaden von<lb/> ungefähr 1000 <hi rendition="#aq">K</hi> an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Vorſchuß- und Kredit-Verein in<lb/> Baden.</hi> </head> <p>Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge:<lb/> Kr. 1,034.957·36; Ausgaben: Kr. 883.377·42; Ein-<lb/> lagen: 526.966·31; Rückzahlungen: Kr. 595.387·73.<lb/> Vorſchuß-Rückzahlungen: Kr. 155.097·17; erteilte<lb/> Vorſchüſſe: Kr. 173.148·68. Pfandleih-Anſtalt: Vor-<lb/> ſchuß-Rückzahlungen: Kr. 22.113·—; erteilte Vor-<lb/> ſchüſſe: Kr. 23.203·—.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Das Verdienſt,</hi> </head> <p>in Oeſterreich-Ungarn<lb/> eine neue Induſtrie geſchaffen und gleichzeitig dem<lb/> Bedürfnis nach einem neutralen, geſunden und wohl-<lb/> ſchmeckenden Speiſefett abgeholfen zu haben, gebührt<lb/> den Kunerolwerken Wien, deren Erzeugnis „Kunerol“,<lb/> ein garantiert reines Pflanzenfett, in den letzten<lb/> zehn Jahren zu einem beliebten Volksnahrungsmittel<lb/> wurde. In den Kunerolwerken wird ausſchließlich<lb/> reines Pflanzenfett aus Kokosnüſſen erzeugt. Seit<lb/> einiger Zeit betreiben auch Seifen- und Kerzenfabriken<lb/> die Erzeugung von Pflanzenfett; vor minderwertigen<lb/> Nachahmungen muß daher dringend gewarnt werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Winterſport.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>= Man möchte kaum glauben, mit welcher<lb/> Sehnſucht reichlicher Schneefall erwartet wird. Zumal<lb/> von denjenigen, die ſich davon erfriſchende Winter-<lb/> freuden verſprechen. Am Samstag ſchon kamen aus<lb/> Wien zahlreiche Anfragen, ob die Rodelbahnen brauch-<lb/> bar ſeien und trotz der troſtloſen Antwort, daß wir<lb/> keine genügende Schneemenge haben, kamen am Sonntag<lb/> zahlreiche Gäſte, die ſich die Bahnen auf dem Hügel<lb/> anſehen wollten und die ſchon ihre Rodeln mitbrachten,<lb/> um ſie günſtigenfalls zu benützen. Wir hörten morgens,<lb/> daß gerodelt werde und ſtiegen zur Höhe, um uns<lb/> die kaum glaubliche Sache anzuſehen. Aber von dieſem<lb/> Sporte gab es keine Spur auf unſeren Höhen. Die<lb/> neue Langſchlittenbahn, die vom Hühnerberg geht,<lb/> wurde von vielen in Augenſchein genommen und man<lb/> erkundigte ſich eifrigſt, wie es mit dem „Bobfahren“<lb/> beſtellt ſein werde. Man kann detaillierte Auskünfte<lb/> nicht erteilen, weil die Bahnfahrt ja praktiſch noch<lb/> nicht erprobt iſt. Doch eines beklagten die Fremden<lb/> vor allem: daß es verlautet, die Bobsleighbahn wäre<lb/> an Sonntagen den Rodlern freigegeben, alſo für die<lb/> Großſchlitten ausgeſchaltet. Viele hätten doch nur<lb/> Sonntags Zeit, ſich dieſes Vergnügen gönnen zu<lb/> können. Wir glauben auch, daß für die Rodler die<lb/> beſtehenden Bahnen, die ja ſo ſchön hergeſtellt worden<lb/> ſind, genügen ſollten, während die lange Bahn, die<lb/> mit großen Koſten hergerichtet worden iſt, beſonders<lb/> an Sonntagen den meiſten Ertrag zur Deckung der<lb/> Auslagen verſpricht. Wir haben mehrere Meinungs-<lb/> äußerungen gehört, die faſt alle dahin gehn, daß die<lb/> neue, für die Langſchlitten hergeſtellte Bahn auch nur<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908.
und wer in die Höhen ſtrebte, mußte die Winter-
kleider lüften. Die ſonnenſtrahlreichen Stunden
von 9 Uhr früh bis 3 und 4 Uhr nachmittags
lockten viele Leute ins Freie und auf unſere auch im
Winter lieblichen Höhen. Sogar Rodlern aus Wien
konnte man die Enttäuſchung, daß ſie keinen Schnee
fanden, vom Geſichte ableſen, aber ſie erklärten offen,
daß ſie auch ſo in der herrlichen ſtaub- und rauch-
freien Gegend großen Genuß hatten! Es war aber auch
wirklich ein ausnehmend ſchöner Tag und wer dieſe
herrlichen Stunden im Freien vollbracht hat, wird
ſeine Freude gehabt haben und kann ſicher ſein, daß
ihm die Influenza nichts anhaben kann! Der Montag
war ein klaſſiſch ſchöner Tag, nicht wegen des
Mondes, der mit halber Scheibe nach Sonnenunter-
gang ſchon ziemlich hoch erſchien, ſondern wegen der
Strahlenfülle und wegen des ſchönen Unterganges
der Sonne! Wie eine orangefarbene Scheibe ſank ſie
um 4 Uhr hinter den Lindkogel, um im Nachſchein
den ganzen Himmel zu verklären. Der Nebel, der
ſich erhoben hatte, war von ½5 bis ¾5 im Weſten
(eigentlich WSW) dunkelroſenrot, im Zenith blaßgelb-
lichrot, im Oſten ſchwach roſenrot bis violett, eine
Färbung, die man weder mit Worten ſchildern, noch
mit Farben feſthalten könnte! Und darauf folgte eine
ſternenklare, mondbeleuchtete Nacht — und ein heller,
nur bodennebliger Dienstagsmorgen folgte dieſer
klaren Winternacht, keine Hoffnung auf baldigen
Schnee bietend.
— Lichtbildervortrag und Jubiläum.
Die Sektion Baden, des Oe.-T..K. feierte vergange-
nen Samstag ihr 25jähriges Beſtandsjubiläum. Der
Saal des Hotels Bruſatti fühlte ſich mit Mitgliedern
und Gäſten und der Herr Obmann Prof. Juſt be-
grüßte die anweſenden Damen und Herren (Dr.
Trenner, die Jubilanten, Pfarrer Frim, den Abgeſandten
der Zentrale uſw.) mit einer naturfreudigen Rede,
worauf er die Namen derjenigen Mitglieder nannte,
die 25 Jahre der Sektion treu anhängen und denen
von der Zentrale durch deren Vertreter nach
einer ſchönen Anſprache zum Andenken ſilberne Jubel-
ringe übergeben wurden. Es ſind dies die Herren:
Baron Laſſer, Apotheker von Grimburg,
Zinober sen. und Kriſchke (die letzteren zwei
krankheitshalber abweſend). In der darauffolgenden
gediegenen, formvollendeten und inhaltsreichen Dank-
rede betonte Herr Baron Laſſer unter anderm die
veredelnde Wirkung der Bergliebe und die
kulturverbreitende Macht der Touriſtik und verſpricht
in ſeinem und im Namen ſeines Jubelkollegen von
Grimburg, auch weiterhin treu zur Sektion halten
zu wollen. Da nun die Zeit vorgeſchritten war, trat
Herr Direktor Pojmann aus Sarajevo-Ilidze an
den Vorleſetiſch, die Herren Schieſtl und Wagen-
hofer ſtellten ſich zum Projektionsapparat und zeig-
ten uns vor allem ein wohlgetroffenes Porträt des
Herrn Prof. Juſt, das mit Jubel und Applaus be-
grüßt wurde. Der Vortrag berührte zunächſt die
Tätigkeit der Regierung im Okkupationsgebiete im
allgemeinen, dann das Hotelweſen, deſſen Inſpektorat
eben der Vortragende hat und all die Verbeſſerungen,
die Bahn- und Straßenbauten, die die Länder mit
einem weiten und dichten Netze von Kommunikations-
wegen durchziehen. Der Vortragende ging nun auf
die Naturſchönheiten dieſer Balkanländer über und
führte den Hörern in prächtigen, farbigen Lichtbil-
dern zunächſt die Route Banjaluka nach Sarajevo
vor, von denen beſonders die alte Stadt Jajce mit
den Plitvaſchluchten und den Plitvica-Seen viel
Beifall fanden. Auch Sarajevo mit ſeinen orientaliſchen
und den modernen Bauten, den prächtigen Straßen-
bildern intereſſierte ſehr. Und nun erſt die Eiſenbahn- und
Straßenanlagen im ſüdöſtlichen Bosnien bis an die
ſerbiſche und an die Grenze von Novibazar!
Schreiber dieſes hatte während der erſten Okkupations-
zeit dieſe Gegenden wiederholt durchwandert und in
dieſem Blatte ausführlich geſchildert. Eine ganze
Reihe der herrlichſten Bilder zogen an uns vorüber
und dem Berichterſtatter erzitterte das Herz, als er
dieſe einſt ſo ſchrecklich-wilden und ſchauerlich-intereſſanten
Gegenden der weſtlichen Kultur wiedergegeben ſah.
Denn das Land beſaß einſt, vor Ankunft der Römer
eine hohe Kultur; davon findet man überall Spuren.
Erſt ſeit dem Einfalle der Osmanen wurde es zum
großen Teile zur Wilduis. In der zweiten Abteilung
ſehen wir noch einige Teile von Sarajevo, ſodann
das Schwefelbad Ilidže, die Eiſenbahn bis Moſtar
mit den Darſtellungen der gewaltigen Steinkoloſſe.
Moſtar intereſſierte beſonders durch die gewaltige,
einbogige Narentabrücke und die türkiſchen Bauten.
Hernach treten wir bei Gabela auf dalmatiniſchen
Boden und ſehen Gravoſa, Raguſa, die Boccche mit
Cattaro, um dann nach Cetinje in Montenegro unſern
Blick zu werfen. Intereſſant und packend waren in
der dritten Abteilung die Bilder aus dem Volksleben
des Okkupationsgebietes und die Vorführung der
prächtigen Koſtüme der ſüdlichen Schönheiten, ſowohl
die Trägerinnen mit den träumeriſchen Augen und
edlen Geſtalten, als auch die Bekleidung ſelbſt.
Lauter Befall lohnte den Vortragenden, der ſeine
trefflichen Beſchreibungen und Bilder mit feinen
Witzen zu würzen verſtand.
— XV. Promenade-Konzert. Es war
vom zweiten Drittel ſeiner Zeitdauer an ziemlich gut
beſucht und es herrſchte große Konverſationsluſt nicht
bloß während der Pauſen, ſondern auch — leider!
während der Aufführungen. Beſonderes gab es nichts,
außer daß Herr J. Weiß von der Wiener Volks-
oper ſeine Kunſt im Piſtonblaſen brillieren ließ. Mit
der ſtaunenswerten und ſicheren Behandlung des
ſchwierigen Inſtrumentes, mit den ſchillernden Modu-
lationen, die er dieſem entlockte, feſſelte er die Hörer.
Es war ein Kabinettsſtück halbungariſcher Muſik, das
von den Hörern mit großer Anerkennung aufgenommen
wurde. Für die freundliche Zugabe wurde dem Vir-
tuoſen reichſter Beifall zuteil. Aber noch ein Herr
zeichnete ſich mit ſeinem vorzüglichen Blaſen aus, das
war Herr Tanzler, den wir neulich ob ſeines
Poſaunenſolos zu loben uns verpflichtet fühlten und
zwar in der Oper Lortzings „Der Waffenſchmied“,
aus der er beſonders die Arie gefühlvoll und künſt-
leriſch trefflich vortrug. Dem Schrammelquartette, das
für den großen Raum doch etwas ſchwach klang,
wurde für ſeine redliche Bemühung auch redliches
Lob geſpendet. Was wir hierin beſonders hervorheben
wollen, war das feine Harmonikaſpiel des Herrn
Olbricht, das eigentlich dem Ganzen eine annehm-
bahre Fülle gab, vielleicht noch etwas zu diskret!
Herr Wilhelm Bednarz ſtellte ſich mit ſeinem Potpourri
„Wiener Mode“ ein, nachdem wir ſchon in der erſten
Nummer „Wildſchützen-Marſch“ ſeine Orcheſtrierung
lobend zur Kenntnis genommen hatten! Zwölf
Promenade-Konzerte haben wir noch bis April vor
uns. Mögen ſie uns ſtets mit den Schätzen aus
dem reichen Borne der deutſchen Muſik erfreuen,
ohne auf die Blüten der andersvölkiſchen muſikaliſchen
Erzeugniſſe — denn ſchließlich iſt die Kunſt doch
international — verzichten oder vergeſſen zu wollen!
— Eisgewinnung. Die wintermäßige Jän-
nerkälte hat uns zwar wenig Schnee, aber viel ſtarkes,
ſchönes Eis gebracht, ſo daß ſich alle Eisgrubenbe-
ſitzer mit dem beſten Materiale verſorgen können.
Und es wird tüchtig gearbeitet! Man ſieht tagsüber
und ſah auch bei Nacht einen Eiswagen nach dem
anderen durch die Straßen der Stadt fahren und
ſeine kriſtallene Laſt in die unterirdiſchen Keller ab-
geben. Derbe, abgehärtete Geſtalten beſorgen das Auf-
und Abladen der Eisblöcke, daß man ihre Ausdauer
wahrhaft bewundern muß. Doch bei dem Haſten, ſo
viel „Fuhren“ als möglich zu machen, leiden die
Zugtiere viel Ungemach! Mit dem gemütlichen Zu-
ſpruche: „Abends kriegts ſchon Futter“, iſt ihrer
bittern Not nicht genüge getan! Wer kümmert ſich
um das arme Getier?
Die Wildereraffäre auf dem Mitter-
berge zieht immer weitere Kreiſe. Vergangenen
Samstag wurden noch der Taglöhner Karl Blam
und der Stadtgartenarbeiter Siegmund verhaftet,
die dringend verdächtig erſcheinen, an dem Treiben
der Brüder Sticher teilgenommen oder doch zu-
mindeſtens davon gewußt zu haben. In der Wohnung
eines der Brüder Sticher wurde vergangenen
Montag eine neuerliche Hausdurchſuchung vorge-
nommen, die ziemlich lange andauerte und umfang-
reiches Material zutage förderte. Sie lieferte den
Beweis, daß der Wilddiebſtahl ſchon durch lange
Zeit hindurch ſyſtematiſch von einer ganzen Geſell-
ſchaft betrieben worden ſein mußte. — Vonſeite einer
Nachbarin Sticher’s, der Frau Kaſiovsky, werden
wir erſucht mitzuteilen, daß die von uns gemeldete
Hausdurchſuchung nicht bei ihr, der nächſten Nachbarin,
vorgenommen wurde, ſondern in einer Gaſſe nebenan,
was wir hiemit richtigſtellen.
— „Primus“-Feuerlöſchprobe. Dienstag,
den 7. d. M., fand auf der Gemeindewieſe nächſt
der Leesdorfer Schießſtätte eine vom Stadtbau-
amte Baden und der Primus-Unternehmung, Wien I.
Naglergaſſe 21, arrangierte Feuerlöſchprobe ſtatt, wobei
die Anwendung und die Wirkung der modernſten
Handlöſch-Apparate Marke „Kupfer-Primus“ gezeigt
wurde. Dieſe nach jeder Richtung hin interreſſante
Löſchprobe verlief ſehr befriedigend und gab beſonders
den zahlreichen anweſenden Fachleuten Gelegenheit,
einen wirklich guten, vorzüglich aus Kupfer gearbeiteten
und unbedingt verläßlichen Handlöſch-Apparat
kennen zu lernen, was umſo wichtiger iſt, als gerade
in letzter Zeit zahlreiche Brände die Notwendig-
keit eines guten Exſtinkteurs erwieſen haben. Gelöſcht
wurden drei große Brandobjekte und ein brennendes
Theerfeld mit größter Leichtigkeit binnen wenigen
Minuten und überraſchte allgemein die rapide Löſch-
wirkung der Primus-Apparate. Es kann daher im
Intereſſe der Allgemeinheit und der Induſtrie die An-
ſchaffung derartiger moderner Löſch-Apparate aus
Kupfer nicht genug empfohlen werden.
— Eiskoſtümfeſt. Für Sonntag, den 1.
Februar, iſt ein Eiskoſtümfeſt auf dem Eislaufplatze
im Freiherr von Doblhoff’ſchen Parke geplant. Das-
ſelbe ſoll in der Zeit von 3—9 Uhr abends ſtattfinden.
— Abſchaffung. Der in Vöslau geborene
und dahin zuſtändige Johann Rath wurde mit Er-
kenntnis der Bezirkshauptmannſchaft vom 19. De-
zember v. J. für immer aus dem Kurrayon Baden
abgeſchafft.
— Beide Füße erfroren. Der Kutſcher
Heinrich Skallak, der am 12. d. M. mit ſeinem
Fuhrwerk nach Wien fahren wollte, mußte ſich früh
morgens hier in Spitalspflege begeben, denn er hatte
ſich beide Füße vollſtändig erfroren.
— Vom Zuge geſtürzt. Der in Mödling
bedienſtete und dort wohnhafte Tiſchlergehilfe J. K.,
der auf der Fahrt von Mödling nach Baden begriffen
war, ſtürzte am 12. d. M., gegen 10 Uhr abends,
zwiſchen Mödling und Guntramsdorf von der Platt-
form des Zuges herunter und verletzte ſich ſehr ſchwer.
Der Verletzte wurde nach der erſten Hilfeleiſtung nach
Baden gebracht und in das Rath’ſche Spital über-
führt.
— Zuſammenſtoß auf der Militär-
Schleppbahn. In der Station Bluman der
dortigen Militärſchleppbahn ſtieß vergangenen Mon-
tag eine Lokomotive mit mehreren mit Arbeitern be-
ſetzten Waggons zuſammen, infolgedeſſen letztere er-
heblich beſchädigt wurden. Die Arbeiter blieben un-
verletzt. Der durch falſche Weichenſtellung verurſachte
Zuſammenſtoß richtete einen Materialſchaden von
ungefähr 1000 K an.
— Vorſchuß- und Kredit-Verein in
Baden. Ausweis pro Dezember 1907. Empfänge:
Kr. 1,034.957·36; Ausgaben: Kr. 883.377·42; Ein-
lagen: 526.966·31; Rückzahlungen: Kr. 595.387·73.
Vorſchuß-Rückzahlungen: Kr. 155.097·17; erteilte
Vorſchüſſe: Kr. 173.148·68. Pfandleih-Anſtalt: Vor-
ſchuß-Rückzahlungen: Kr. 22.113·—; erteilte Vor-
ſchüſſe: Kr. 23.203·—.
— Das Verdienſt, in Oeſterreich-Ungarn
eine neue Induſtrie geſchaffen und gleichzeitig dem
Bedürfnis nach einem neutralen, geſunden und wohl-
ſchmeckenden Speiſefett abgeholfen zu haben, gebührt
den Kunerolwerken Wien, deren Erzeugnis „Kunerol“,
ein garantiert reines Pflanzenfett, in den letzten
zehn Jahren zu einem beliebten Volksnahrungsmittel
wurde. In den Kunerolwerken wird ausſchließlich
reines Pflanzenfett aus Kokosnüſſen erzeugt. Seit
einiger Zeit betreiben auch Seifen- und Kerzenfabriken
die Erzeugung von Pflanzenfett; vor minderwertigen
Nachahmungen muß daher dringend gewarnt werden.
Winterſport.
= Man möchte kaum glauben, mit welcher
Sehnſucht reichlicher Schneefall erwartet wird. Zumal
von denjenigen, die ſich davon erfriſchende Winter-
freuden verſprechen. Am Samstag ſchon kamen aus
Wien zahlreiche Anfragen, ob die Rodelbahnen brauch-
bar ſeien und trotz der troſtloſen Antwort, daß wir
keine genügende Schneemenge haben, kamen am Sonntag
zahlreiche Gäſte, die ſich die Bahnen auf dem Hügel
anſehen wollten und die ſchon ihre Rodeln mitbrachten,
um ſie günſtigenfalls zu benützen. Wir hörten morgens,
daß gerodelt werde und ſtiegen zur Höhe, um uns
die kaum glaubliche Sache anzuſehen. Aber von dieſem
Sporte gab es keine Spur auf unſeren Höhen. Die
neue Langſchlittenbahn, die vom Hühnerberg geht,
wurde von vielen in Augenſchein genommen und man
erkundigte ſich eifrigſt, wie es mit dem „Bobfahren“
beſtellt ſein werde. Man kann detaillierte Auskünfte
nicht erteilen, weil die Bahnfahrt ja praktiſch noch
nicht erprobt iſt. Doch eines beklagten die Fremden
vor allem: daß es verlautet, die Bobsleighbahn wäre
an Sonntagen den Rodlern freigegeben, alſo für die
Großſchlitten ausgeſchaltet. Viele hätten doch nur
Sonntags Zeit, ſich dieſes Vergnügen gönnen zu
können. Wir glauben auch, daß für die Rodler die
beſtehenden Bahnen, die ja ſo ſchön hergeſtellt worden
ſind, genügen ſollten, während die lange Bahn, die
mit großen Koſten hergerichtet worden iſt, beſonders
an Sonntagen den meiſten Ertrag zur Deckung der
Auslagen verſpricht. Wir haben mehrere Meinungs-
äußerungen gehört, die faſt alle dahin gehn, daß die
neue, für die Langſchlitten hergeſtellte Bahn auch nur
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