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Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908.

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Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. Nr. 5.

[Spaltenumbruch]

war nur ein Zeichen des Beifalls, das von allen in
gleicher Weise dem Redner gebracht wurde. Zur
Illustration, welche Begeisterung die Rede entfachte,
möge nur das gesagt sein, daß in wenigen Minuten
die in großer Zahl angebotenen Wehrschutzmarken,
Ansichtskarten und Lose der "Südmark" vorgriffen
waren.

Und ein weiterer Erfolg lag darin, daß sich an
demselben Abende 31 neue Mitglieder anmeldeten.

Es würde hier zu weit führen, den Aus-
führungen Herrn Schneider's in der Gänze zu folgen
und seien dieselben daher in aller Kürze auszugs-
weise gebracht.

Einleitend betonte Redner, welch schwerem Kampfe
das deutsche Volk in Oesterreich ausgesetzt sei und
daß leider die Staatsmänner den richtigen staats-
männischen Blick nicht aufgewiesen haben, um dem
Volke zu helfen. Ungarn sei ein Beispiel, wie durch
eine nationale Politik der Staat auf eine feste Grund-
lage gebracht werde und mit der Zeit eine solche
Mächtigkeit erlange, um schon 40 Jahre nach dem
Ausgleich vom Jahre 1867 diktierend seine Forde-
rungen an Oesterreich bekanntzugeben.

Schuld daran sei auch das deutsche Volk selbst.
Unsere Eltern und Großeltern verstanden es wohl,
uns wirtschaftlich zu erziehen, aber dies auch im
nationalen Sinne zu tun, vergaßen sie. Andere
Völker haben sich immer zusammengeschlossen und auf
Kosten des Deutschtums Politik getrieben.

Redner gibt dann an der Hand einiger Daten
Aufschluß über die Steuerleistung der Deutschen und
anderer Nationen. So zahlen die Deutschen pro Kopf
an Steuern 123 K, Tschechen 39, Slovenen 25,
Kroaten 17 und Rumänen 8 K, und davon bekommt
das deutsche Volk 23% und die anderen Volks-
stämme 77% zurück.

Einen gemeinsamen Arbeitsplatz zu finden, das
sei die Hauptsache und gegenüber anderen Nationen
ist der Deutsche beiweitem nicht so opferwillig. Dies
zeigt der Deutsche Schulverein. Trotz seiner 26jährigen
Arbeit bringt er es zu einer Jahreseinnahme von
einer halben Million Kronen, während der tschechische
Schulverein mit seinen fünf Millionen Tschechen es
über eine Million Kronen bringt.

Redner legte dann den Zweck des Deutschen
Schulvereines und der "Südmark" klar, betont, die
Aufgabe der "Südmark" sei hauptsächlich, auch die
Familie wirtschaftlich zu erhalten.

Eine große Aufgabe besteht in dem Wirken der
Schutzvereine und da gibt Vortragender einige Bei-
spiele, erklärt weiters die Tätigkeit anderer Vereine
uns feindlicher Nationalitäten und betont die Not-
wendigkeit eines Zusammenschließens des Volkes zu
einem wirtschaftlichen Verbande.

Dann beleuchtete Redner die Tätigkeit im letzten
Jahre, wo es gelang, die Ortsgruppenzahl von 280
auf 450, die Mitgliederzahl von 28.000 auf 40.000
zu heben, schilderte sein Wirken im Sinne des Ver-
eines, zählte die Erfolge auf, die die Südmark
bereits in reichlichem Maße erzielte und gab auch
Proben von der Tätigkeit einzelner Ortsgruppen ab.

Zum Schlusse gibt Herr Schneider noch einige
Daten der gewährten Unterstützungen an Kleinbauern
in sprachlich bedrohten Gegenden zur Kenntnis der
Versammlung und betont, es sei notwendig, dem
Bauer die Möglichkeit zu bieten, seßhaft zu bleiben,
denn dadurch erhalten wir uns die deutsche Kraft.
94.000 K sind im letzten Jahre für Grundkäufe aus-
gegeben worden, um deutschen Boden den Deutschen
zu erhalten und auch für Gewerbetreibende wurden
37.000 K niedergelegt.

Freilich ist das nicht viel, aber mehr könnte es
werden, wenn es gelingen würde, weitere Kreise zu
gewinnen, zu begeistern für die heilige nationale
Sache, seinen Brüdern beizustehen im bedrohten Land,
ihnen nur ein kleines Schärflein zu opfern von unseren
täglichen Ausgaben.

Wenn nur 10% jener, welche deutsch sind und
sich deutsch nennen, beitragen zu den Mitteln des
Vereines und diese Einnahmen nur 20 Jahre wirken
an der Sprachgrenze, so würde man staunen, welch'
große Erfolge damit erzielt würden.

Es ist unsere Pflicht, das, was unsere Väter
aufgebaut haben, nicht sinken zu lassen und müssen
helfen, daß die deutsche Kulturarbeit weiter ausge-
baut wird.

Mit dem Zitate F. Dahn's schloß der Vor-
tragende seinen von allen Seiten beifälligst aufge-
nommenen Vortrag:

Und wenn es wär' bestimmt von oben,
Daß unser Volk versinkt in Acht,
Da laßt uns einmal noch erproben
Des deutschen Schwertes alte Macht.
Brach Etzels Burg in Rauch zusammen
[Spaltenumbruch] Als er mit Nibelungen rang,
Da muß ganz Europa steh'n in Flammen
Bei der Germanen Untergang.



Kommunal-Zeitung.
Sitzung der Kurkommission.

Wie bereits
gemeldet, findet heute Mittwoch eine Sitzung der
Kurkommission statt, die sich hauptsächlich mit der
Beratung des Präliminares 1908 befassen wird.

Die Frequenz in der abgelaufenen
Saison.

Einer soeben veröffentlichten Zusammen-
stellung entnehmen wir folgende interessante Daten
über die Frequenz in den vier letzten Jahren. Dar-
nach gingen an Kur- und Musiktoxe ein:


bei einer
Parteien
Frequenz von
Personen
1904 K 123.760·50774628.038
1905" 131.130·20848129.349
1906"144.192·--921830.450
1907"154·656.6010.39630.528
Zum Neubau des Herzoghofes.

Zu der
unter diesem Schlagworte enthaltenen Notiz in unserer
letzten Nummer erhalten wir von Herrn Architekten
W. Luksch nachstehendes Schreiben: "Nachdem die
in Nummer 4 der "Badener Zeitung" vom 11. d. M.
erschienene Notiz "Zum Neubau des Herzoghofes"
nicht den Tatsachen entspricht, ersuche ich um Auf-
nahme der Richtigstellung dahin, daß vonseiten des
Stadtvorstandes Baden tatsächlich eine Konkurrenz
unter vier Architekten abgehalten wurde und daß mir
erst auf Grund dieser Konkurenz der Auftrag erteilt
wurde, ein Projekt auszuarbeiten. Unrichtig ist auch
die weitere Bemerkung, daß die in Aussichtstellung
der Kostenlosigkeit der Pläne für den Fall, als ich
die Ausführung erhalte, den Gemeindeausschuß vor
eine vollendete Tatsache stellt, da mir ausdrücklich
und in schriftlicher Form ein Honorar für diese
Arbeit zugesichert wurde. Achtungsvoll Architekt
W. Luksch". Wir erlauben uns hiezu zu bemerken,
daß es uns nicht im mindesten eingefallen ist, Herrn
Architekten W. Luksch irgendwie nahezutreten. Wir
geben ja gerne zu, daß wir in Hinsicht der Hono-
rierung für die Planausarbeitung schlecht unterrichtet
waren, was übrigens bei der kommunalen Geheimnis-
krämerei nicht wundernehmen darf; im übrigen aber
bestätigt diese Berichtigung nur unseren Bericht, denn
wenn zur Planverfassung nur 4 Architekten einge-
laden wurden, dann kann dies keineswegs "ein
allgemein üblicher Vorgang im Kon-
kurrenzwege"
genannt werden. Darunter kann
doch nur eine allgemeine und öffentliche Ausschreibung
verstanden sein. Und dagegen wendet sich der Schreiber
dieser Zeilen und nur deshalb wurde diese Notiz
geschrieben.

Zur Beleuchtungsmisere

erhalten wir
folgende Zuschrift: "Ueber Großbeleuchtung
hat sich Baden, zumal im Winter, da wir, wie ge-
bührlich, von 4 Uhr nachmittags bis 8 Uhr früh
Nacht haben, nicht zu beklagen. Schon die Palffy-
gasse zeichnet sich durch nächtlichen Lichtmangel aus,
wenn nicht der Vollmond im Zenith steht, mehr noch
die Annagasse, die man mit elektrischen Taschen-
lichtern durchwandern muß, sobald die zehnte Nacht-
stunde geschlagen hat. Wenn so ein Lampenaustilger
einen "Nachzehnling" sieht, denkt er sich gewiß:
"Wart', dir dreh' ich das Licht vor der Nase ab!"
Nun ja, er muß es tun, weil es ihm befohlen ist.
Das ist ja sein Brot! Das kann manchen ärgern;
aber er ist noch immer besser daren, als die Steuer-
und Umlagenzahler der Stadtperipherie. Je weiter
vom Mittelpunkte, desto geringer die Beleuchtung!
Und es sollte doch umgekehrt sein. Die "innere Stadt"
beleuchtet sich selbst; denn in ihr wohnen die erleuch-
tetsten Köpfe! Aber sehe man sich jetzt, im Winter,
die verlängerte Germergasse an. Dieser Schmerzens-
ausbund der Bewohner scheint -- ach, scheinen kann
sie nicht -- die Gasse, sie ist tatsächlich den
Gemeinderichtern schnuppe. Da stehen noch drei La-
ternen, an die man die Sorglosigkeit aufknüpfen
könnte! Weiter hinaus aber, wo der Pfaffstätter
"Hotter" beginnt, findet man bei Tage einen Lampen-
ständer -- ohne Lampe, sonst nichts! Wir meinen,
gerade an den Gemarkungen einer Stadt von der
beanspruchten Bedeutung Badens sollte jedem Fremden
auch bei dunkler Nachtzeit geleuchtet werden, damit
er sofort die Ueberzeugung gewinne: "Ich nähere
mich einem modernen Weltkurorte". Das ist leider
nicht der Fall und alle Klagen, die aus dieser be-
dauernswerten Gegend kommen, sind vergebens. Den
Bewohnern dieser langgestreckten Straßenanlage ist
noch nie das Unglück passiert, einem entscheidenden
"Organe" der steuerheischenden Gemeinde zu be-
[Spaltenumbruch] gegnen. Doch nun heraus! Regelt die Straße und
schafft Gehwege, beleuchtet sie anständig, denn wahr-
lich, diese geduldigen Badener Kolonisten haben jetzt
schon regelmäßig um 4--5 Uhr abends Nacht! Sind
sie so viel Parallelkreise "nördlich" der Stadt, da
sie sich doch bemühen, östlich zu sein?"

Bewilligte Subvention für den Theater-
bau.

In der Montag nachmittags stattgefundenen
Generalversammlung des Badener Trabrennvereines
wurde nach einem Antrage des Hoteliers Herrn
Sukfüll namens des Aktionskomitees eine jähr-
liche Subvention im Beirage von 7500 K für den
geplanten Theaterbau beschlossen, falls das Rein-
erträgnis nicht unter 20.000 K sinkt. Durch diese
glückliche Form dieser Widmung war es auch möglich
geworden, die in der Versammlung zahlreich an-
wesenden Wiener Rennstallbesitzer etc. für den Antrag
zu gewinnen, so daß derselbe einstimmig angenommen
wurde. Der Gedanke, einen einmaligen größeren
Betrag dem Vereinsvermögen zu entnehmen, wäre
unzweifelhaft auf starken Widerstand gerade letzterer
Gruppe gestoßen. Schließlich ist es ja nicht ausge-
schlossen, daß die Subventionsfrist nach Ablauf von
zehn Jahren erweitert wird.

Stiftungen der Stadt Baden.

Vom
Stadtvorstand Baden wird bekanntgegeben, daß mehrere
Stiftungsbeträge per 60 K aus der Johanna Seyff-
Stiftung an verarmte christliche kleine Geschäftsleute
ohne Unterschied der Nationalität und des Geschlechtes,
welche in Baden ansässig sind, verteilt werden. Un-
gestempelte, mit Nachweisen belegte Ansuchen sind
beim unterfertigten Stadivorstande bis längstens
1. Februar 1908 einzubringen.




Lokal-Nachrichten.
-- Personalnachricht.

Der Schriftsteller
Paul Tausig hat seit 1. d. M. wieder in Baden
für ständig Wohnung genommen.

-- Todesfall.

Vergangen Freitag starb hier
Frau Marie Oktavie Schneider geb. Marschall im
80. Lebensjahre. Die Verstorbene wirkte noch vor
Jahren als Lehrerin der französischen Sprache und
war eine durch ihre oft uneigennützige Tätigkeit in
weitesten Kreisen bekannte Dame.

-- Kapellmeister Wiesmanns Reen-
gagement.

Wie wir kurz vor Schluß des Blattes
aus sicherer Quelle erfahren, ist ziemliche Aussicht
vorhanden, daß Kapellmeister Wiesmann, vielleicht
nach zu Ende dieses Monats, als Kapellmeister im
Stadttheater einziehen wird. Es ist aber auch schon
die höchste Zeit, daß eine Aenderung in der
musikalischen Leitung eintritt.

-- Eine neue Kuranstalt auf dem
Semmering.

Auf dem Abhange des Wolfsberg-
kogels, der sich durch besonders milde und würzige
Luft auszeichnet, wird gegenwärtig ein Projekt ver-
wirklicht, von dem schon lang die Rede ist. Es ist
dies der Bau einer neuen Kuranstalt in großem Stile.
Die Pläne des Baues, der schon in Angriff genommen
wurde, stammen von den Architekten Kraus & Tölk
(der erstere der Verfasser des Planes unserer Arena,
letzterer, ein Badener, der Verfasser des Planes
unserer Heilanstalt) und als Chefarzt und Geschäfts-
führer der Anstalt wird Primarius Hansy (der
ehemalige Primarius des hiesigen Rath'schen Spitales)
fungieren. Durch den Bau dieser neuen Kuranstalt
wird unzweifelhaft eine weitere Anziehungskraft des
Semmerings geschaffen.

-- Das Projekt der Errichtung einer
Villenanlage auf der Haide,

von dem wir
in unserer letzten Nummer berichteten, beschäftigt
gegenwärtig unseren Gemeindeausschuß, der Montag
eine Besichtigung des Territoriums -- die sogenannte
Stierwiese nächst des Haidhofes -- vornahm. Auf
demselben ist vorerst von dem Unternehmer, einem
Wiener Zimmermeister, mit Hilfe fremden Kapitals die
Errichtung von 30 Villengeplant, die sich sämtlich um
eine hübsche Parkanlage gruppieren sollen. Gas und
Wasser sollen von derzuständigen Gemeinde Baden ge-
liefert werden, da das Gebiet, zirka 28 Joch, noch in
den Gemeinderayoneiuschlägt. Zeigt sich die Prosperität
des Unternehmens, dann soll dasselbe allmählich erweitert
werden. Insgesammt ist die Erbauung von 165
Villen geplant, die dann auch durch eine Lokalbahn
mit dem Kottingbrunner Rennplatz und mit Baden
verbunden werdensollen.

-- Wetterbericht.

Hatten wir eine Freude,
als am Freitag nachmittags schneien zu wollen schien!
Aber gegen Abend heiterte sich der Himmel aus, der
Samstag brachte nichts besonderes und der Sonntag
war ein sonnenheller Tag. Am Vormittage sandte
die Sonne ihre wärmsten Winterstrahlen hernieder

Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. Nr. 5.

[Spaltenumbruch]

war nur ein Zeichen des Beifalls, das von allen in
gleicher Weiſe dem Redner gebracht wurde. Zur
Illuſtration, welche Begeiſterung die Rede entfachte,
möge nur das geſagt ſein, daß in wenigen Minuten
die in großer Zahl angebotenen Wehrſchutzmarken,
Anſichtskarten und Loſe der „Südmark“ vorgriffen
waren.

Und ein weiterer Erfolg lag darin, daß ſich an
demſelben Abende 31 neue Mitglieder anmeldeten.

Es würde hier zu weit führen, den Aus-
führungen Herrn Schneider’s in der Gänze zu folgen
und ſeien dieſelben daher in aller Kürze auszugs-
weiſe gebracht.

Einleitend betonte Redner, welch ſchwerem Kampfe
das deutſche Volk in Oeſterreich ausgeſetzt ſei und
daß leider die Staatsmänner den richtigen ſtaats-
männiſchen Blick nicht aufgewieſen haben, um dem
Volke zu helfen. Ungarn ſei ein Beiſpiel, wie durch
eine nationale Politik der Staat auf eine feſte Grund-
lage gebracht werde und mit der Zeit eine ſolche
Mächtigkeit erlange, um ſchon 40 Jahre nach dem
Ausgleich vom Jahre 1867 diktierend ſeine Forde-
rungen an Oeſterreich bekanntzugeben.

Schuld daran ſei auch das deutſche Volk ſelbſt.
Unſere Eltern und Großeltern verſtanden es wohl,
uns wirtſchaftlich zu erziehen, aber dies auch im
nationalen Sinne zu tun, vergaßen ſie. Andere
Völker haben ſich immer zuſammengeſchloſſen und auf
Koſten des Deutſchtums Politik getrieben.

Redner gibt dann an der Hand einiger Daten
Aufſchluß über die Steuerleiſtung der Deutſchen und
anderer Nationen. So zahlen die Deutſchen pro Kopf
an Steuern 123 K, Tſchechen 39, Slovenen 25,
Kroaten 17 und Rumänen 8 K, und davon bekommt
das deutſche Volk 23% und die anderen Volks-
ſtämme 77% zurück.

Einen gemeinſamen Arbeitsplatz zu finden, das
ſei die Hauptſache und gegenüber anderen Nationen
iſt der Deutſche beiweitem nicht ſo opferwillig. Dies
zeigt der Deutſche Schulverein. Trotz ſeiner 26jährigen
Arbeit bringt er es zu einer Jahreseinnahme von
einer halben Million Kronen, während der tſchechiſche
Schulverein mit ſeinen fünf Millionen Tſchechen es
über eine Million Kronen bringt.

Redner legte dann den Zweck des Deutſchen
Schulvereines und der „Südmark“ klar, betont, die
Aufgabe der „Südmark“ ſei hauptſächlich, auch die
Familie wirtſchaftlich zu erhalten.

Eine große Aufgabe beſteht in dem Wirken der
Schutzvereine und da gibt Vortragender einige Bei-
ſpiele, erklärt weiters die Tätigkeit anderer Vereine
uns feindlicher Nationalitäten und betont die Not-
wendigkeit eines Zuſammenſchließens des Volkes zu
einem wirtſchaftlichen Verbande.

Dann beleuchtete Redner die Tätigkeit im letzten
Jahre, wo es gelang, die Ortsgruppenzahl von 280
auf 450, die Mitgliederzahl von 28.000 auf 40.000
zu heben, ſchilderte ſein Wirken im Sinne des Ver-
eines, zählte die Erfolge auf, die die Südmark
bereits in reichlichem Maße erzielte und gab auch
Proben von der Tätigkeit einzelner Ortsgruppen ab.

Zum Schluſſe gibt Herr Schneider noch einige
Daten der gewährten Unterſtützungen an Kleinbauern
in ſprachlich bedrohten Gegenden zur Kenntnis der
Verſammlung und betont, es ſei notwendig, dem
Bauer die Möglichkeit zu bieten, ſeßhaft zu bleiben,
denn dadurch erhalten wir uns die deutſche Kraft.
94.000 K ſind im letzten Jahre für Grundkäufe aus-
gegeben worden, um deutſchen Boden den Deutſchen
zu erhalten und auch für Gewerbetreibende wurden
37.000 K niedergelegt.

Freilich iſt das nicht viel, aber mehr könnte es
werden, wenn es gelingen würde, weitere Kreiſe zu
gewinnen, zu begeiſtern für die heilige nationale
Sache, ſeinen Brüdern beizuſtehen im bedrohten Land,
ihnen nur ein kleines Schärflein zu opfern von unſeren
täglichen Ausgaben.

Wenn nur 10% jener, welche deutſch ſind und
ſich deutſch nennen, beitragen zu den Mitteln des
Vereines und dieſe Einnahmen nur 20 Jahre wirken
an der Sprachgrenze, ſo würde man ſtaunen, welch’
große Erfolge damit erzielt würden.

Es iſt unſere Pflicht, das, was unſere Väter
aufgebaut haben, nicht ſinken zu laſſen und müſſen
helfen, daß die deutſche Kulturarbeit weiter ausge-
baut wird.

Mit dem Zitate F. Dahn’s ſchloß der Vor-
tragende ſeinen von allen Seiten beifälligſt aufge-
nommenen Vortrag:

Und wenn es wär’ beſtimmt von oben,
Daß unſer Volk verſinkt in Acht,
Da laßt uns einmal noch erproben
Des deutſchen Schwertes alte Macht.
Brach Etzels Burg in Rauch zuſammen
[Spaltenumbruch] Als er mit Nibelungen rang,
Da muß ganz Europa ſteh’n in Flammen
Bei der Germanen Untergang.



Kommunal-Zeitung.
Sitzung der Kurkommiſſion.

Wie bereits
gemeldet, findet heute Mittwoch eine Sitzung der
Kurkommiſſion ſtatt, die ſich hauptſächlich mit der
Beratung des Präliminares 1908 befaſſen wird.

Die Frequenz in der abgelaufenen
Saiſon.

Einer ſoeben veröffentlichten Zuſammen-
ſtellung entnehmen wir folgende intereſſante Daten
über die Frequenz in den vier letzten Jahren. Dar-
nach gingen an Kur- und Muſiktoxe ein:


bei einer
Parteien
Frequenz von
Perſonen
1904 K 123.760·50774628.038
1905„ 131.130·20848129.349
1906„144.192·—921830.450
1907„154·656.6010.39630.528
Zum Neubau des Herzoghofes.

Zu der
unter dieſem Schlagworte enthaltenen Notiz in unſerer
letzten Nummer erhalten wir von Herrn Architekten
W. Lukſch nachſtehendes Schreiben: „Nachdem die
in Nummer 4 der „Badener Zeitung“ vom 11. d. M.
erſchienene Notiz „Zum Neubau des Herzoghofes“
nicht den Tatſachen entſpricht, erſuche ich um Auf-
nahme der Richtigſtellung dahin, daß vonſeiten des
Stadtvorſtandes Baden tatſächlich eine Konkurrenz
unter vier Architekten abgehalten wurde und daß mir
erſt auf Grund dieſer Konkurenz der Auftrag erteilt
wurde, ein Projekt auszuarbeiten. Unrichtig iſt auch
die weitere Bemerkung, daß die in Ausſichtſtellung
der Koſtenloſigkeit der Pläne für den Fall, als ich
die Ausführung erhalte, den Gemeindeausſchuß vor
eine vollendete Tatſache ſtellt, da mir ausdrücklich
und in ſchriftlicher Form ein Honorar für dieſe
Arbeit zugeſichert wurde. Achtungsvoll Architekt
W. Lukſch“. Wir erlauben uns hiezu zu bemerken,
daß es uns nicht im mindeſten eingefallen iſt, Herrn
Architekten W. Lukſch irgendwie nahezutreten. Wir
geben ja gerne zu, daß wir in Hinſicht der Hono-
rierung für die Planausarbeitung ſchlecht unterrichtet
waren, was übrigens bei der kommunalen Geheimnis-
krämerei nicht wundernehmen darf; im übrigen aber
beſtätigt dieſe Berichtigung nur unſeren Bericht, denn
wenn zur Planverfaſſung nur 4 Architekten einge-
laden wurden, dann kann dies keineswegs „ein
allgemein üblicher Vorgang im Kon-
kurrenzwege“
genannt werden. Darunter kann
doch nur eine allgemeine und öffentliche Ausſchreibung
verſtanden ſein. Und dagegen wendet ſich der Schreiber
dieſer Zeilen und nur deshalb wurde dieſe Notiz
geſchrieben.

Zur Beleuchtungsmiſere

erhalten wir
folgende Zuſchrift: „Ueber Großbeleuchtung
hat ſich Baden, zumal im Winter, da wir, wie ge-
bührlich, von 4 Uhr nachmittags bis 8 Uhr früh
Nacht haben, nicht zu beklagen. Schon die Palffy-
gaſſe zeichnet ſich durch nächtlichen Lichtmangel aus,
wenn nicht der Vollmond im Zenith ſteht, mehr noch
die Annagaſſe, die man mit elektriſchen Taſchen-
lichtern durchwandern muß, ſobald die zehnte Nacht-
ſtunde geſchlagen hat. Wenn ſo ein Lampenaustilger
einen „Nachzehnling“ ſieht, denkt er ſich gewiß:
„Wart’, dir dreh’ ich das Licht vor der Naſe ab!“
Nun ja, er muß es tun, weil es ihm befohlen iſt.
Das iſt ja ſein Brot! Das kann manchen ärgern;
aber er iſt noch immer beſſer daren, als die Steuer-
und Umlagenzahler der Stadtperipherie. Je weiter
vom Mittelpunkte, deſto geringer die Beleuchtung!
Und es ſollte doch umgekehrt ſein. Die „innere Stadt“
beleuchtet ſich ſelbſt; denn in ihr wohnen die erleuch-
tetſten Köpfe! Aber ſehe man ſich jetzt, im Winter,
die verlängerte Germergaſſe an. Dieſer Schmerzens-
ausbund der Bewohner ſcheint — ach, ſcheinen kann
ſie nicht — die Gaſſe, ſie iſt tatſächlich den
Gemeinderichtern ſchnuppe. Da ſtehen noch drei La-
ternen, an die man die Sorgloſigkeit aufknüpfen
könnte! Weiter hinaus aber, wo der Pfaffſtätter
„Hotter“ beginnt, findet man bei Tage einen Lampen-
ſtänder — ohne Lampe, ſonſt nichts! Wir meinen,
gerade an den Gemarkungen einer Stadt von der
beanſpruchten Bedeutung Badens ſollte jedem Fremden
auch bei dunkler Nachtzeit geleuchtet werden, damit
er ſofort die Ueberzeugung gewinne: „Ich nähere
mich einem modernen Weltkurorte“. Das iſt leider
nicht der Fall und alle Klagen, die aus dieſer be-
dauernswerten Gegend kommen, ſind vergebens. Den
Bewohnern dieſer langgeſtreckten Straßenanlage iſt
noch nie das Unglück paſſiert, einem entſcheidenden
„Organe“ der ſteuerheiſchenden Gemeinde zu be-
[Spaltenumbruch] gegnen. Doch nun heraus! Regelt die Straße und
ſchafft Gehwege, beleuchtet ſie anſtändig, denn wahr-
lich, dieſe geduldigen Badener Koloniſten haben jetzt
ſchon regelmäßig um 4—5 Uhr abends Nacht! Sind
ſie ſo viel Parallelkreiſe „nördlich“ der Stadt, da
ſie ſich doch bemühen, öſtlich zu ſein?“

Bewilligte Subvention für den Theater-
bau.

In der Montag nachmittags ſtattgefundenen
Generalverſammlung des Badener Trabrennvereines
wurde nach einem Antrage des Hoteliers Herrn
Sukfüll namens des Aktionskomitees eine jähr-
liche Subvention im Beirage von 7500 K für den
geplanten Theaterbau beſchloſſen, falls das Rein-
erträgnis nicht unter 20.000 K ſinkt. Durch dieſe
glückliche Form dieſer Widmung war es auch möglich
geworden, die in der Verſammlung zahlreich an-
weſenden Wiener Rennſtallbeſitzer ꝛc. für den Antrag
zu gewinnen, ſo daß derſelbe einſtimmig angenommen
wurde. Der Gedanke, einen einmaligen größeren
Betrag dem Vereinsvermögen zu entnehmen, wäre
unzweifelhaft auf ſtarken Widerſtand gerade letzterer
Gruppe geſtoßen. Schließlich iſt es ja nicht ausge-
ſchloſſen, daß die Subventionsfriſt nach Ablauf von
zehn Jahren erweitert wird.

Stiftungen der Stadt Baden.

Vom
Stadtvorſtand Baden wird bekanntgegeben, daß mehrere
Stiftungsbeträge per 60 K aus der Johanna Seyff-
Stiftung an verarmte chriſtliche kleine Geſchäftsleute
ohne Unterſchied der Nationalität und des Geſchlechtes,
welche in Baden anſäſſig ſind, verteilt werden. Un-
geſtempelte, mit Nachweiſen belegte Anſuchen ſind
beim unterfertigten Stadivorſtande bis längſtens
1. Februar 1908 einzubringen.




Lokal-Nachrichten.
Perſonalnachricht.

Der Schriftſteller
Paul Tauſig hat ſeit 1. d. M. wieder in Baden
für ſtändig Wohnung genommen.

Todesfall.

Vergangen Freitag ſtarb hier
Frau Marie Oktavie Schneider geb. Marſchall im
80. Lebensjahre. Die Verſtorbene wirkte noch vor
Jahren als Lehrerin der franzöſiſchen Sprache und
war eine durch ihre oft uneigennützige Tätigkeit in
weiteſten Kreiſen bekannte Dame.

Kapellmeiſter Wiesmanns Reen-
gagement.

Wie wir kurz vor Schluß des Blattes
aus ſicherer Quelle erfahren, iſt ziemliche Ausſicht
vorhanden, daß Kapellmeiſter Wiesmann, vielleicht
nach zu Ende dieſes Monats, als Kapellmeiſter im
Stadttheater einziehen wird. Es iſt aber auch ſchon
die höchſte Zeit, daß eine Aenderung in der
muſikaliſchen Leitung eintritt.

Eine neue Kuranſtalt auf dem
Semmering.

Auf dem Abhange des Wolfsberg-
kogels, der ſich durch beſonders milde und würzige
Luft auszeichnet, wird gegenwärtig ein Projekt ver-
wirklicht, von dem ſchon lang die Rede iſt. Es iſt
dies der Bau einer neuen Kuranſtalt in großem Stile.
Die Pläne des Baues, der ſchon in Angriff genommen
wurde, ſtammen von den Architekten Kraus & Tölk
(der erſtere der Verfaſſer des Planes unſerer Arena,
letzterer, ein Badener, der Verfaſſer des Planes
unſerer Heilanſtalt) und als Chefarzt und Geſchäfts-
führer der Anſtalt wird Primarius Hanſy (der
ehemalige Primarius des hieſigen Rath’ſchen Spitales)
fungieren. Durch den Bau dieſer neuen Kuranſtalt
wird unzweifelhaft eine weitere Anziehungskraft des
Semmerings geſchaffen.

Das Projekt der Errichtung einer
Villenanlage auf der Haide,

von dem wir
in unſerer letzten Nummer berichteten, beſchäftigt
gegenwärtig unſeren Gemeindeausſchuß, der Montag
eine Beſichtigung des Territoriums — die ſogenannte
Stierwieſe nächſt des Haidhofes — vornahm. Auf
demſelben iſt vorerſt von dem Unternehmer, einem
Wiener Zimmermeiſter, mit Hilfe fremden Kapitals die
Errichtung von 30 Villengeplant, die ſich ſämtlich um
eine hübſche Parkanlage gruppieren ſollen. Gas und
Waſſer ſollen von derzuſtändigen Gemeinde Baden ge-
liefert werden, da das Gebiet, zirka 28 Joch, noch in
den Gemeinderayoneiuſchlägt. Zeigt ſich die Proſperität
des Unternehmens, dann ſoll dasſelbe allmählich erweitert
werden. Insgeſammt iſt die Erbauung von 165
Villen geplant, die dann auch durch eine Lokalbahn
mit dem Kottingbrunner Rennplatz und mit Baden
verbunden werdenſollen.

Wetterbericht.

Hatten wir eine Freude,
als am Freitag nachmittags ſchneien zu wollen ſchien!
Aber gegen Abend heiterte ſich der Himmel aus, der
Samstag brachte nichts beſonderes und der Sonntag
war ein ſonnenheller Tag. Am Vormittage ſandte
die Sonne ihre wärmſten Winterſtrahlen hernieder

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung. 15. Jänner 1908. Nr. 5. war nur ein Zeichen des Beifalls, das von allen in gleicher Weiſe dem Redner gebracht wurde. Zur Illuſtration, welche Begeiſterung die Rede entfachte, möge nur das geſagt ſein, daß in wenigen Minuten die in großer Zahl angebotenen Wehrſchutzmarken, Anſichtskarten und Loſe der „Südmark“ vorgriffen waren. Und ein weiterer Erfolg lag darin, daß ſich an demſelben Abende 31 neue Mitglieder anmeldeten. Es würde hier zu weit führen, den Aus- führungen Herrn Schneider’s in der Gänze zu folgen und ſeien dieſelben daher in aller Kürze auszugs- weiſe gebracht. Einleitend betonte Redner, welch ſchwerem Kampfe das deutſche Volk in Oeſterreich ausgeſetzt ſei und daß leider die Staatsmänner den richtigen ſtaats- männiſchen Blick nicht aufgewieſen haben, um dem Volke zu helfen. Ungarn ſei ein Beiſpiel, wie durch eine nationale Politik der Staat auf eine feſte Grund- lage gebracht werde und mit der Zeit eine ſolche Mächtigkeit erlange, um ſchon 40 Jahre nach dem Ausgleich vom Jahre 1867 diktierend ſeine Forde- rungen an Oeſterreich bekanntzugeben. Schuld daran ſei auch das deutſche Volk ſelbſt. Unſere Eltern und Großeltern verſtanden es wohl, uns wirtſchaftlich zu erziehen, aber dies auch im nationalen Sinne zu tun, vergaßen ſie. Andere Völker haben ſich immer zuſammengeſchloſſen und auf Koſten des Deutſchtums Politik getrieben. Redner gibt dann an der Hand einiger Daten Aufſchluß über die Steuerleiſtung der Deutſchen und anderer Nationen. So zahlen die Deutſchen pro Kopf an Steuern 123 K, Tſchechen 39, Slovenen 25, Kroaten 17 und Rumänen 8 K, und davon bekommt das deutſche Volk 23% und die anderen Volks- ſtämme 77% zurück. Einen gemeinſamen Arbeitsplatz zu finden, das ſei die Hauptſache und gegenüber anderen Nationen iſt der Deutſche beiweitem nicht ſo opferwillig. Dies zeigt der Deutſche Schulverein. Trotz ſeiner 26jährigen Arbeit bringt er es zu einer Jahreseinnahme von einer halben Million Kronen, während der tſchechiſche Schulverein mit ſeinen fünf Millionen Tſchechen es über eine Million Kronen bringt. Redner legte dann den Zweck des Deutſchen Schulvereines und der „Südmark“ klar, betont, die Aufgabe der „Südmark“ ſei hauptſächlich, auch die Familie wirtſchaftlich zu erhalten. Eine große Aufgabe beſteht in dem Wirken der Schutzvereine und da gibt Vortragender einige Bei- ſpiele, erklärt weiters die Tätigkeit anderer Vereine uns feindlicher Nationalitäten und betont die Not- wendigkeit eines Zuſammenſchließens des Volkes zu einem wirtſchaftlichen Verbande. Dann beleuchtete Redner die Tätigkeit im letzten Jahre, wo es gelang, die Ortsgruppenzahl von 280 auf 450, die Mitgliederzahl von 28.000 auf 40.000 zu heben, ſchilderte ſein Wirken im Sinne des Ver- eines, zählte die Erfolge auf, die die Südmark bereits in reichlichem Maße erzielte und gab auch Proben von der Tätigkeit einzelner Ortsgruppen ab. Zum Schluſſe gibt Herr Schneider noch einige Daten der gewährten Unterſtützungen an Kleinbauern in ſprachlich bedrohten Gegenden zur Kenntnis der Verſammlung und betont, es ſei notwendig, dem Bauer die Möglichkeit zu bieten, ſeßhaft zu bleiben, denn dadurch erhalten wir uns die deutſche Kraft. 94.000 K ſind im letzten Jahre für Grundkäufe aus- gegeben worden, um deutſchen Boden den Deutſchen zu erhalten und auch für Gewerbetreibende wurden 37.000 K niedergelegt. Freilich iſt das nicht viel, aber mehr könnte es werden, wenn es gelingen würde, weitere Kreiſe zu gewinnen, zu begeiſtern für die heilige nationale Sache, ſeinen Brüdern beizuſtehen im bedrohten Land, ihnen nur ein kleines Schärflein zu opfern von unſeren täglichen Ausgaben. Wenn nur 10% jener, welche deutſch ſind und ſich deutſch nennen, beitragen zu den Mitteln des Vereines und dieſe Einnahmen nur 20 Jahre wirken an der Sprachgrenze, ſo würde man ſtaunen, welch’ große Erfolge damit erzielt würden. Es iſt unſere Pflicht, das, was unſere Väter aufgebaut haben, nicht ſinken zu laſſen und müſſen helfen, daß die deutſche Kulturarbeit weiter ausge- baut wird. Mit dem Zitate F. Dahn’s ſchloß der Vor- tragende ſeinen von allen Seiten beifälligſt aufge- nommenen Vortrag: Und wenn es wär’ beſtimmt von oben, Daß unſer Volk verſinkt in Acht, Da laßt uns einmal noch erproben Des deutſchen Schwertes alte Macht. Brach Etzels Burg in Rauch zuſammen Als er mit Nibelungen rang, Da muß ganz Europa ſteh’n in Flammen Bei der Germanen Untergang. H. Kommunal-Zeitung. Sitzung der Kurkommiſſion. Wie bereits gemeldet, findet heute Mittwoch eine Sitzung der Kurkommiſſion ſtatt, die ſich hauptſächlich mit der Beratung des Präliminares 1908 befaſſen wird. Die Frequenz in der abgelaufenen Saiſon. Einer ſoeben veröffentlichten Zuſammen- ſtellung entnehmen wir folgende intereſſante Daten über die Frequenz in den vier letzten Jahren. Dar- nach gingen an Kur- und Muſiktoxe ein: bei einer Parteien Frequenz von Perſonen 1904 K 123.760·50 7746 28.038 1905 „ 131.130·20 8481 29.349 1906 „144.192·— 9218 30.450 1907 „154·656.60 10.396 30.528 Zum Neubau des Herzoghofes. Zu der unter dieſem Schlagworte enthaltenen Notiz in unſerer letzten Nummer erhalten wir von Herrn Architekten W. Lukſch nachſtehendes Schreiben: „Nachdem die in Nummer 4 der „Badener Zeitung“ vom 11. d. M. erſchienene Notiz „Zum Neubau des Herzoghofes“ nicht den Tatſachen entſpricht, erſuche ich um Auf- nahme der Richtigſtellung dahin, daß vonſeiten des Stadtvorſtandes Baden tatſächlich eine Konkurrenz unter vier Architekten abgehalten wurde und daß mir erſt auf Grund dieſer Konkurenz der Auftrag erteilt wurde, ein Projekt auszuarbeiten. Unrichtig iſt auch die weitere Bemerkung, daß die in Ausſichtſtellung der Koſtenloſigkeit der Pläne für den Fall, als ich die Ausführung erhalte, den Gemeindeausſchuß vor eine vollendete Tatſache ſtellt, da mir ausdrücklich und in ſchriftlicher Form ein Honorar für dieſe Arbeit zugeſichert wurde. Achtungsvoll Architekt W. Lukſch“. Wir erlauben uns hiezu zu bemerken, daß es uns nicht im mindeſten eingefallen iſt, Herrn Architekten W. Lukſch irgendwie nahezutreten. Wir geben ja gerne zu, daß wir in Hinſicht der Hono- rierung für die Planausarbeitung ſchlecht unterrichtet waren, was übrigens bei der kommunalen Geheimnis- krämerei nicht wundernehmen darf; im übrigen aber beſtätigt dieſe Berichtigung nur unſeren Bericht, denn wenn zur Planverfaſſung nur 4 Architekten einge- laden wurden, dann kann dies keineswegs „ein allgemein üblicher Vorgang im Kon- kurrenzwege“ genannt werden. Darunter kann doch nur eine allgemeine und öffentliche Ausſchreibung verſtanden ſein. Und dagegen wendet ſich der Schreiber dieſer Zeilen und nur deshalb wurde dieſe Notiz geſchrieben. Zur Beleuchtungsmiſere erhalten wir folgende Zuſchrift: „Ueber Großbeleuchtung hat ſich Baden, zumal im Winter, da wir, wie ge- bührlich, von 4 Uhr nachmittags bis 8 Uhr früh Nacht haben, nicht zu beklagen. Schon die Palffy- gaſſe zeichnet ſich durch nächtlichen Lichtmangel aus, wenn nicht der Vollmond im Zenith ſteht, mehr noch die Annagaſſe, die man mit elektriſchen Taſchen- lichtern durchwandern muß, ſobald die zehnte Nacht- ſtunde geſchlagen hat. Wenn ſo ein Lampenaustilger einen „Nachzehnling“ ſieht, denkt er ſich gewiß: „Wart’, dir dreh’ ich das Licht vor der Naſe ab!“ Nun ja, er muß es tun, weil es ihm befohlen iſt. Das iſt ja ſein Brot! Das kann manchen ärgern; aber er iſt noch immer beſſer daren, als die Steuer- und Umlagenzahler der Stadtperipherie. Je weiter vom Mittelpunkte, deſto geringer die Beleuchtung! Und es ſollte doch umgekehrt ſein. Die „innere Stadt“ beleuchtet ſich ſelbſt; denn in ihr wohnen die erleuch- tetſten Köpfe! Aber ſehe man ſich jetzt, im Winter, die verlängerte Germergaſſe an. Dieſer Schmerzens- ausbund der Bewohner ſcheint — ach, ſcheinen kann ſie nicht — die Gaſſe, ſie iſt tatſächlich den Gemeinderichtern ſchnuppe. Da ſtehen noch drei La- ternen, an die man die Sorgloſigkeit aufknüpfen könnte! Weiter hinaus aber, wo der Pfaffſtätter „Hotter“ beginnt, findet man bei Tage einen Lampen- ſtänder — ohne Lampe, ſonſt nichts! Wir meinen, gerade an den Gemarkungen einer Stadt von der beanſpruchten Bedeutung Badens ſollte jedem Fremden auch bei dunkler Nachtzeit geleuchtet werden, damit er ſofort die Ueberzeugung gewinne: „Ich nähere mich einem modernen Weltkurorte“. Das iſt leider nicht der Fall und alle Klagen, die aus dieſer be- dauernswerten Gegend kommen, ſind vergebens. Den Bewohnern dieſer langgeſtreckten Straßenanlage iſt noch nie das Unglück paſſiert, einem entſcheidenden „Organe“ der ſteuerheiſchenden Gemeinde zu be- gegnen. Doch nun heraus! Regelt die Straße und ſchafft Gehwege, beleuchtet ſie anſtändig, denn wahr- lich, dieſe geduldigen Badener Koloniſten haben jetzt ſchon regelmäßig um 4—5 Uhr abends Nacht! Sind ſie ſo viel Parallelkreiſe „nördlich“ der Stadt, da ſie ſich doch bemühen, öſtlich zu ſein?“ Bewilligte Subvention für den Theater- bau. In der Montag nachmittags ſtattgefundenen Generalverſammlung des Badener Trabrennvereines wurde nach einem Antrage des Hoteliers Herrn Sukfüll namens des Aktionskomitees eine jähr- liche Subvention im Beirage von 7500 K für den geplanten Theaterbau beſchloſſen, falls das Rein- erträgnis nicht unter 20.000 K ſinkt. Durch dieſe glückliche Form dieſer Widmung war es auch möglich geworden, die in der Verſammlung zahlreich an- weſenden Wiener Rennſtallbeſitzer ꝛc. für den Antrag zu gewinnen, ſo daß derſelbe einſtimmig angenommen wurde. Der Gedanke, einen einmaligen größeren Betrag dem Vereinsvermögen zu entnehmen, wäre unzweifelhaft auf ſtarken Widerſtand gerade letzterer Gruppe geſtoßen. Schließlich iſt es ja nicht ausge- ſchloſſen, daß die Subventionsfriſt nach Ablauf von zehn Jahren erweitert wird. Stiftungen der Stadt Baden. Vom Stadtvorſtand Baden wird bekanntgegeben, daß mehrere Stiftungsbeträge per 60 K aus der Johanna Seyff- Stiftung an verarmte chriſtliche kleine Geſchäftsleute ohne Unterſchied der Nationalität und des Geſchlechtes, welche in Baden anſäſſig ſind, verteilt werden. Un- geſtempelte, mit Nachweiſen belegte Anſuchen ſind beim unterfertigten Stadivorſtande bis längſtens 1. Februar 1908 einzubringen. Lokal-Nachrichten. — Perſonalnachricht. Der Schriftſteller Paul Tauſig hat ſeit 1. d. M. wieder in Baden für ſtändig Wohnung genommen. — Todesfall. Vergangen Freitag ſtarb hier Frau Marie Oktavie Schneider geb. Marſchall im 80. Lebensjahre. Die Verſtorbene wirkte noch vor Jahren als Lehrerin der franzöſiſchen Sprache und war eine durch ihre oft uneigennützige Tätigkeit in weiteſten Kreiſen bekannte Dame. — Kapellmeiſter Wiesmanns Reen- gagement. Wie wir kurz vor Schluß des Blattes aus ſicherer Quelle erfahren, iſt ziemliche Ausſicht vorhanden, daß Kapellmeiſter Wiesmann, vielleicht nach zu Ende dieſes Monats, als Kapellmeiſter im Stadttheater einziehen wird. Es iſt aber auch ſchon die höchſte Zeit, daß eine Aenderung in der muſikaliſchen Leitung eintritt. — Eine neue Kuranſtalt auf dem Semmering. Auf dem Abhange des Wolfsberg- kogels, der ſich durch beſonders milde und würzige Luft auszeichnet, wird gegenwärtig ein Projekt ver- wirklicht, von dem ſchon lang die Rede iſt. Es iſt dies der Bau einer neuen Kuranſtalt in großem Stile. Die Pläne des Baues, der ſchon in Angriff genommen wurde, ſtammen von den Architekten Kraus & Tölk (der erſtere der Verfaſſer des Planes unſerer Arena, letzterer, ein Badener, der Verfaſſer des Planes unſerer Heilanſtalt) und als Chefarzt und Geſchäfts- führer der Anſtalt wird Primarius Hanſy (der ehemalige Primarius des hieſigen Rath’ſchen Spitales) fungieren. Durch den Bau dieſer neuen Kuranſtalt wird unzweifelhaft eine weitere Anziehungskraft des Semmerings geſchaffen. — Das Projekt der Errichtung einer Villenanlage auf der Haide, von dem wir in unſerer letzten Nummer berichteten, beſchäftigt gegenwärtig unſeren Gemeindeausſchuß, der Montag eine Beſichtigung des Territoriums — die ſogenannte Stierwieſe nächſt des Haidhofes — vornahm. Auf demſelben iſt vorerſt von dem Unternehmer, einem Wiener Zimmermeiſter, mit Hilfe fremden Kapitals die Errichtung von 30 Villengeplant, die ſich ſämtlich um eine hübſche Parkanlage gruppieren ſollen. Gas und Waſſer ſollen von derzuſtändigen Gemeinde Baden ge- liefert werden, da das Gebiet, zirka 28 Joch, noch in den Gemeinderayoneiuſchlägt. Zeigt ſich die Proſperität des Unternehmens, dann ſoll dasſelbe allmählich erweitert werden. Insgeſammt iſt die Erbauung von 165 Villen geplant, die dann auch durch eine Lokalbahn mit dem Kottingbrunner Rennplatz und mit Baden verbunden werdenſollen. — Wetterbericht. Hatten wir eine Freude, als am Freitag nachmittags ſchneien zu wollen ſchien! Aber gegen Abend heiterte ſich der Himmel aus, der Samstag brachte nichts beſonderes und der Sonntag war ein ſonnenheller Tag. Am Vormittage ſandte die Sonne ihre wärmſten Winterſtrahlen hernieder

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener005_1908/4>, abgerufen am 22.11.2024.