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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 47. Bremen, 11. Juni 1852.

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3. Kosten der Einrichtung eines Wohnhauses für Acherbauarbeiter.

    Neu=Süd=Wales...... von £ 5 bis 30     33 3 / 4 bis202 1 / 2
    Victoria.......... " £ 5 " 30     "33 3 / 4 "202 1 / 2

je nach den Materialien; Arbeiter auf dem Lande erhalten stets freie
Wohnung von ihren Arbeitgebern.

    Süd=Australien........ von £ 10 bis 20     67 bis 135
    West=Australien........ ungefähr £ 20     135

Auch hier erhalten Arbeiter auf dem Lande freie Wohnung.

Jn Van=Diemensland kostet eine Hütte für einen Arbeiter von
£ 10 bis 15 ( 67 bis 100 ) ; eine Bretterhütte im Gebüsch für Schäfer
£ 5 ( 33 1 / 2 ) ; in den Städten ein Haus von Mauer= oder Ziegelsteinen
£ 20 bis 25 ( 135 bis 170 ) . - Jn Neu=Seeland ein Häuschen
aus Binsen, das nach einheimischer Weise sehr wohnlich eingerichtet
werden kann, £ 4 bis 6 ( 27 bis40 1 / 2 ) ; von Zimmerholz £ 20 bis 40
( 135 bis 270 ) ; von Schlacken ( scoria ) oder Ziegeln £ 30 bis 50
( 202 bis 340 ) .

4. Miethe für eine Wohnung in der Stadt für eine Handwerkerfamilie.

Neu=Süd=Wales........     4 sh. per Woche     1 1 / 3
Victoria...........     8 "     "     "     "2 2 / 3
West=Australien........     5 "     "     "     "1 2 / 3
Süd=Australien........ 6 bis 8 "     "     "     2 bis2 2 / 3
Van=Diemensland....... 2 " 5 "     "     " 20 Sgr. " 1 2 / 3
Neu=Seeland......... 3 " 5 "     "     "     1 "1 2 / 3

5. Warnung, sich nicht in den Städten aufzuhalten.

Auswanderern nach den australischen Kolonieen wird, mit Rücksicht
auf ihren eigenen Vortheil und ihre Gesundheit ernstlich gerathen, sich nicht
unnöthiger Weise in den überfüllten Wohnhäusern der Städte aufzuhalten,
sondern unmittelbar nach ihrer Ankunft sich nach Beschäftigung im Jnnern
des Landes umzusehen.

Den deutschen Auswanderern, welche ihren Weg über England nehmen,
kann schließlich nicht dringend genug empfohlen werden, bei ihrem Abkommen
mit den Agenten englischer Gesellschaften - das in der Regel schon in
Deutschland geschlossen wird - mit größtmöglichster Vorsicht zu
Werke zu gehen, und sich lediglich nur anerkannt rechtlichen und
in Deutschland gesetzlich zugelassenen
Bevollmächtigten englischer
Schiffsrheder anzuvertrauen; denn da der Aufenthalt fremder Auswanderer
in englischen Häfen in der Regel nur von kurzer Dauer ist, so würde es
ihnen in den meisten Fällen sehr schwierig und selbst - wie es die
Erfahrung nur zu häufig lehrt - thatsächlich unmöglich sein, etwaige
Beschwerden über unbillige oder ungesetzliche Behandlung geeigneten Orts
rechtzeitig zur Sprache zu bringen und Abhülfe zu erlangen, um so mehr,
als sie der Ortsverhältnisse und der Sprache mehr oder weniger unkundig
sind. Am sichersten jedoch dürften alle Unannehmlichkeiten jener Art
umgangen werden, wenn die Betheiligten, so lange es die Witterung
gestattet, sich zur Auswanderung heimathlicher Schiffe bedienen.



Die Auskunftsbureaus für Kaufleute in den Ver. Staaten.

Zu den mancherlei eigenthümlichen Jnstitutionen dieses Landes, welche
in Europa im Allgemeinen sehr wenig, in Deutschland aber, unseres Wissens,
gar nicht bekannt sind, gehören auch Mercantile Agencies, Auskunfts-
bureaus für Kaufleute, welche zum Nutzen des geschäftstreibenden Publicums
seit einigen Jahren bestehen und täglich mehr Anklang finden. Sie tragen
in ihrem Wirken den Stempel des nationalen Charakters und es dürfte
unsere Leser interessiren, wenn wir etwas näher über diese Anstalten berichten.

Eine "Mercantile Agency" ist ein Comptoir, welches über die pecuniären
Verhältnisse, wie über den moralischen Charakter der Geschäftstreibenden in
allen Theilen der Union genaue Erkundigungen einzieht, um in Fällen, wo
diese Kredit verlangen, dem Verkäufer auf Anfrage solche Auskunft zu
ertheilen, daß dieser selbst im Stande ist, zu entscheiden, ob und in welchem
Grade das beanspruchte Vertrauen zu gewähren ist.

Solche Jnstitute haben ihr Central=Bureau in Newyork, während sie
Agenturen in allen bedeutenden Plätzen der Union halten und durch ihre
Correspondenten in fast allen Städten fortwährend Mittheilungen über die
wechselnden Verhältnisse der Kaufleute empfangen.

Die auf solchem Wege eingehenden Berichte werden sogleich im Central-
Bureau der Art classificirt, daß der anfragende Verkäufer stets aufs
Genaueste unterrichtet wird.

Die Kosten dieser Anstalten, unseres Erachtens sehr bedeutend, werden
von hiesigen Kaufleuten durch jährliche Beiträge bestritten, deren Höhe sich
je nach dem Umfange des Geschäfts der Abonnenten richtet. Nur diesen
[Spaltenumbruch] Abonnenten wird Auskunft ertheilt, und auch diese selbst versichern auf
Ehrenwort, nur für ihr eigenes Jnteresse anzufragen.

Wir haben in Newyork vier derartige Jnstitute, welche vom größten
Theil der hiesigen Kaufleute benutzt werden; einzelne zahlen jährlich bis zu
1000 $, andere nur 50 $, alle aber finden für diese Ausgabe eine reich-
liche Entschädigung.

Den Europäer und ganz besonders den Deutschen muß eine derartige
Einrichtung befremden, welche in der That den Geschäftsgang in den Ver-
einigten Staaten charakterisirt und darlegt, wie fast alle Transactionen
auf Credit und dieser wieder nur auf Capital oder auf anerkannte Ehrlich-
keit oder auf beides basirt sind.

Unzählige Jndividuen ergreifen hier täglich den einen oder andern
Geschäftszweig und Jeder sucht so schnell als möglich festen Boden zu
fassen; langes Bestehen, angehäufter Reichthum und sehr ausgedehnte
Bekanntschaften sind Vorzüge, welche verhältnißmäßig selten anzutreffen
sind. Bei dem schnellen Wechsel der Verhältnisse ist selbst die jüngste
Vergangenheit kaum zu berücksichtigen, die Gegenwart und die nächste
Zukunft sind die Punkte, welche hier den Kredit bestimmen. Es ist hier
ein anerkanntes Recht des Verkäufers, diese Erkundigungen einzuziehen und
zu den ersten Fragen, welche er demjenigen, der um Kredit anhält, vor-
legt, gehören folgende:

"Wie viel sind Sie schuldig?

"Wie viel eigenes Vermögen besitzen Sie?

"Wem geben Sie Kredit?

"Wie viel haben Sie in dem letzten Jahre gewonnen oder verloren?"

Jn Deutschland würde der Fragesteller in demselben Grade erröthen,
als der Gefragte dadurch beleidigt wäre. Hier ist, wie oben erwähnt,
die Frage ein Recht, die Antwort Pflicht und Ehrensache. Zu den wenigen
Fällen, welche hier als ein Falsum gelten, gehört die unrichtige Beant-
wortung dieser Fragen. Der Käufer weiß übrigens sehr wohl, daß dies
Examen allein noch nicht entscheidet, vielmehr noch anderweite Erkundigungen
über ihn eingezogen werden.

Eine "Mercantile Agency" besorgt demnach für den Abonnenten das,
was er mit Mühe und großem Zeitverluste auch dann kaum erfahren
könnte, wenn er selbst eine sehr ausgedehnte Bekanntschaft besäße. Das
Bureau richtet dieselben Fragen, vielleicht zuweilen auf indirectem Wege,
an Verschiedene, vergleicht die Antwort mit der Meinung der Geschäftswelt
und stellt die eingezogenen Erkundigungen in solcher Weise zusammen, daß
der Kreditgeber schnell eine Meinung über die Verhältnisse des Kreditbean-
spruchenden fassen kann. Das Wirken solcher Anstalten ist vortheilhaft für
alle Klassen; sie erzielen eine Zeitersparniß für viele und Wahrheit kömmt
in der Regel mehr zu Tage; der Verkäufer wird genauer über die Sicher-
heit seiner Kunden unterrichtet und dieser ist im Stande, unter günstigeren
Bedingungen zu kaufen, während in Fällen, wo die Erkundigung ein
schlechtes Resultat ergiebt, der Verkäufer gegen Verlust geschützt wird, der
Käufer aber sieht, daß Kredit eine höhere Basis, als die haben muß, auf
welcher sein Unternehmen ruht.

Die Popularität, welche die "Mercantile Agencies" bereits gewonnen,
zeigen ihren Werth für die Geschäftswelt; vor ihrem scharfen Blick giebt
es kein Geheimniß und um nach ihren Begriffen zum Anspruch auf Ver-
trauen berechtigt zu sein, muß der Kaufmann außer Capital und einem
ehrlichen Charakter auch sonst die Fähigkeit besitzen, welche ein Gelingen
seiner Unternehmungen in Aussicht stellt. Die Vereinigung dieser Eigen-
schaften aber wird von ihnen als eine volle Berechtigung zum Genusse des
Kredits anerkannt.     ( N. Y. H. Z. )



Chinesen in Amerika.

Jn Californien, dem "neuen Lande," wo noch keine Rück= und Vor-
sichten wegen "überlieferter Zustände" der Ausführung des als praktisch
und nützlich Erkannten in den Weg treten, hat man ein Mittel gefunden,
der Negersclaverei entbehren zu können, das bei weiterer Anwendung sich
vielleicht wirksamer gegen diese Jnstitutionen erweisen wird, als alle aboli-
tionistischen Principienreitereien zusammengenommen: man schafft dort
billige Arbeit freier Arbeiter. Bereits mehrere Male theilten
wir Nachrichten mit, aus denen hervorging, daß ganze Schiffsladungen
von Chinesen in San Francisco gelandet werden, und eben diese Proletarier
des "Reiches der Mitte" sind es, welche in Californien schon jetzt das
Bedürfniß nach Negern fast gänzlich zum Schweigen gebracht haben. Jn
der That haben die chinesischen Kulis die entschiedensten Vorzüge vor den
Schwarzen. Sie sind nüchtern, mäßig, reinlich, vollständig an ein heißes
Klima gewöhnt und arbeiten wie die Pferde. Außerdem sind sie nur äußerst
selten Krankheiten unterworfen, unverwüstlich in allen Körperanstrengungen,
willig und fleißig, gelehrig und schlau, endlich aber, worauf es hier am
meisten ankommt, die billigsten Arbeiter von der Welt. Für 4 $ monatlich
sind die Stärksten und Besten zu bekommen. Jhre Bedürfnisse sind leicht
befriedigt; die Nahrungsmittel, welche sie am meisten lieben, werden ihnen
von Niemand streitig gemacht, es sind die - Ratten, ihr größter Lecker-
bissen, und an dem sie in Californien am allerwenigsten Mangel zu
leiden brauchen.

Daß sie unter solchen Umständen außerordentlich gesucht werden, läßt
sich leicht denken. Bereits ist der Jmport von Chinesen, mit denen man
an Ort und Stelle Arbeitskontrakte abschließt, zu einer umfangreichen
Spekulation geworden und Tausende lassen sich bereit finden, das himmlische
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3. Kosten der Einrichtung eines Wohnhauses für Acherbauarbeiter.

    Neu=Süd=Wales...... von £ 5 bis 30     33 3 / 4 bis202 1 / 2
    Victoria.......... „ £ 5 „ 30     „33 3 / 4 „202 1 / 2

je nach den Materialien; Arbeiter auf dem Lande erhalten stets freie
Wohnung von ihren Arbeitgebern.

    Süd=Australien........ von £ 10 bis 20     67 bis 135
    West=Australien........ ungefähr £ 20     135

Auch hier erhalten Arbeiter auf dem Lande freie Wohnung.

Jn Van=Diemensland kostet eine Hütte für einen Arbeiter von
£ 10 bis 15 ( 67 bis 100 ) ; eine Bretterhütte im Gebüsch für Schäfer
£ 5 ( 33 1 / 2 ) ; in den Städten ein Haus von Mauer= oder Ziegelsteinen
£ 20 bis 25 ( 135 bis 170 ) . – Jn Neu=Seeland ein Häuschen
aus Binsen, das nach einheimischer Weise sehr wohnlich eingerichtet
werden kann, £ 4 bis 6 ( 27 bis40 1 / 2 ) ; von Zimmerholz £ 20 bis 40
( 135 bis 270 ) ; von Schlacken ( scoria ) oder Ziegeln £ 30 bis 50
( 202 bis 340 ) .

4. Miethe für eine Wohnung in der Stadt für eine Handwerkerfamilie.

Neu=Süd=Wales........     4 sh. per Woche     1 1 / 3
Victoria...........     8 „     „     „     „2 2 / 3
West=Australien........     5 „     „     „     „1 2 / 3
Süd=Australien........ 6 bis 8 „     „     „     2 bis2 2 / 3
Van=Diemensland....... 2 „ 5 „     „     „ 20 Sgr. „ 1 2 / 3
Neu=Seeland......... 3 „ 5 „     „     „     1 „1 2 / 3

5. Warnung, sich nicht in den Städten aufzuhalten.

Auswanderern nach den australischen Kolonieen wird, mit Rücksicht
auf ihren eigenen Vortheil und ihre Gesundheit ernstlich gerathen, sich nicht
unnöthiger Weise in den überfüllten Wohnhäusern der Städte aufzuhalten,
sondern unmittelbar nach ihrer Ankunft sich nach Beschäftigung im Jnnern
des Landes umzusehen.

Den deutschen Auswanderern, welche ihren Weg über England nehmen,
kann schließlich nicht dringend genug empfohlen werden, bei ihrem Abkommen
mit den Agenten englischer Gesellschaften – das in der Regel schon in
Deutschland geschlossen wird – mit größtmöglichster Vorsicht zu
Werke zu gehen, und sich lediglich nur anerkannt rechtlichen und
in Deutschland gesetzlich zugelassenen
Bevollmächtigten englischer
Schiffsrheder anzuvertrauen; denn da der Aufenthalt fremder Auswanderer
in englischen Häfen in der Regel nur von kurzer Dauer ist, so würde es
ihnen in den meisten Fällen sehr schwierig und selbst – wie es die
Erfahrung nur zu häufig lehrt – thatsächlich unmöglich sein, etwaige
Beschwerden über unbillige oder ungesetzliche Behandlung geeigneten Orts
rechtzeitig zur Sprache zu bringen und Abhülfe zu erlangen, um so mehr,
als sie der Ortsverhältnisse und der Sprache mehr oder weniger unkundig
sind. Am sichersten jedoch dürften alle Unannehmlichkeiten jener Art
umgangen werden, wenn die Betheiligten, so lange es die Witterung
gestattet, sich zur Auswanderung heimathlicher Schiffe bedienen.



Die Auskunftsbureaus für Kaufleute in den Ver. Staaten.

Zu den mancherlei eigenthümlichen Jnstitutionen dieses Landes, welche
in Europa im Allgemeinen sehr wenig, in Deutschland aber, unseres Wissens,
gar nicht bekannt sind, gehören auch Mercantile Agencies, Auskunfts-
bureaus für Kaufleute, welche zum Nutzen des geschäftstreibenden Publicums
seit einigen Jahren bestehen und täglich mehr Anklang finden. Sie tragen
in ihrem Wirken den Stempel des nationalen Charakters und es dürfte
unsere Leser interessiren, wenn wir etwas näher über diese Anstalten berichten.

Eine „Mercantile Agency“ ist ein Comptoir, welches über die pecuniären
Verhältnisse, wie über den moralischen Charakter der Geschäftstreibenden in
allen Theilen der Union genaue Erkundigungen einzieht, um in Fällen, wo
diese Kredit verlangen, dem Verkäufer auf Anfrage solche Auskunft zu
ertheilen, daß dieser selbst im Stande ist, zu entscheiden, ob und in welchem
Grade das beanspruchte Vertrauen zu gewähren ist.

Solche Jnstitute haben ihr Central=Bureau in Newyork, während sie
Agenturen in allen bedeutenden Plätzen der Union halten und durch ihre
Correspondenten in fast allen Städten fortwährend Mittheilungen über die
wechselnden Verhältnisse der Kaufleute empfangen.

Die auf solchem Wege eingehenden Berichte werden sogleich im Central-
Bureau der Art classificirt, daß der anfragende Verkäufer stets aufs
Genaueste unterrichtet wird.

Die Kosten dieser Anstalten, unseres Erachtens sehr bedeutend, werden
von hiesigen Kaufleuten durch jährliche Beiträge bestritten, deren Höhe sich
je nach dem Umfange des Geschäfts der Abonnenten richtet. Nur diesen
[Spaltenumbruch] Abonnenten wird Auskunft ertheilt, und auch diese selbst versichern auf
Ehrenwort, nur für ihr eigenes Jnteresse anzufragen.

Wir haben in Newyork vier derartige Jnstitute, welche vom größten
Theil der hiesigen Kaufleute benutzt werden; einzelne zahlen jährlich bis zu
1000 $, andere nur 50 $, alle aber finden für diese Ausgabe eine reich-
liche Entschädigung.

Den Europäer und ganz besonders den Deutschen muß eine derartige
Einrichtung befremden, welche in der That den Geschäftsgang in den Ver-
einigten Staaten charakterisirt und darlegt, wie fast alle Transactionen
auf Credit und dieser wieder nur auf Capital oder auf anerkannte Ehrlich-
keit oder auf beides basirt sind.

Unzählige Jndividuen ergreifen hier täglich den einen oder andern
Geschäftszweig und Jeder sucht so schnell als möglich festen Boden zu
fassen; langes Bestehen, angehäufter Reichthum und sehr ausgedehnte
Bekanntschaften sind Vorzüge, welche verhältnißmäßig selten anzutreffen
sind. Bei dem schnellen Wechsel der Verhältnisse ist selbst die jüngste
Vergangenheit kaum zu berücksichtigen, die Gegenwart und die nächste
Zukunft sind die Punkte, welche hier den Kredit bestimmen. Es ist hier
ein anerkanntes Recht des Verkäufers, diese Erkundigungen einzuziehen und
zu den ersten Fragen, welche er demjenigen, der um Kredit anhält, vor-
legt, gehören folgende:

„Wie viel sind Sie schuldig?

„Wie viel eigenes Vermögen besitzen Sie?

„Wem geben Sie Kredit?

„Wie viel haben Sie in dem letzten Jahre gewonnen oder verloren?“

Jn Deutschland würde der Fragesteller in demselben Grade erröthen,
als der Gefragte dadurch beleidigt wäre. Hier ist, wie oben erwähnt,
die Frage ein Recht, die Antwort Pflicht und Ehrensache. Zu den wenigen
Fällen, welche hier als ein Falsum gelten, gehört die unrichtige Beant-
wortung dieser Fragen. Der Käufer weiß übrigens sehr wohl, daß dies
Examen allein noch nicht entscheidet, vielmehr noch anderweite Erkundigungen
über ihn eingezogen werden.

Eine „Mercantile Agency“ besorgt demnach für den Abonnenten das,
was er mit Mühe und großem Zeitverluste auch dann kaum erfahren
könnte, wenn er selbst eine sehr ausgedehnte Bekanntschaft besäße. Das
Bureau richtet dieselben Fragen, vielleicht zuweilen auf indirectem Wege,
an Verschiedene, vergleicht die Antwort mit der Meinung der Geschäftswelt
und stellt die eingezogenen Erkundigungen in solcher Weise zusammen, daß
der Kreditgeber schnell eine Meinung über die Verhältnisse des Kreditbean-
spruchenden fassen kann. Das Wirken solcher Anstalten ist vortheilhaft für
alle Klassen; sie erzielen eine Zeitersparniß für viele und Wahrheit kömmt
in der Regel mehr zu Tage; der Verkäufer wird genauer über die Sicher-
heit seiner Kunden unterrichtet und dieser ist im Stande, unter günstigeren
Bedingungen zu kaufen, während in Fällen, wo die Erkundigung ein
schlechtes Resultat ergiebt, der Verkäufer gegen Verlust geschützt wird, der
Käufer aber sieht, daß Kredit eine höhere Basis, als die haben muß, auf
welcher sein Unternehmen ruht.

Die Popularität, welche die „Mercantile Agencies“ bereits gewonnen,
zeigen ihren Werth für die Geschäftswelt; vor ihrem scharfen Blick giebt
es kein Geheimniß und um nach ihren Begriffen zum Anspruch auf Ver-
trauen berechtigt zu sein, muß der Kaufmann außer Capital und einem
ehrlichen Charakter auch sonst die Fähigkeit besitzen, welche ein Gelingen
seiner Unternehmungen in Aussicht stellt. Die Vereinigung dieser Eigen-
schaften aber wird von ihnen als eine volle Berechtigung zum Genusse des
Kredits anerkannt.     ( N. Y. H. Z. )



Chinesen in Amerika.

Jn Californien, dem „neuen Lande,“ wo noch keine Rück= und Vor-
sichten wegen „überlieferter Zustände“ der Ausführung des als praktisch
und nützlich Erkannten in den Weg treten, hat man ein Mittel gefunden,
der Negersclaverei entbehren zu können, das bei weiterer Anwendung sich
vielleicht wirksamer gegen diese Jnstitutionen erweisen wird, als alle aboli-
tionistischen Principienreitereien zusammengenommen: man schafft dort
billige Arbeit freier Arbeiter. Bereits mehrere Male theilten
wir Nachrichten mit, aus denen hervorging, daß ganze Schiffsladungen
von Chinesen in San Francisco gelandet werden, und eben diese Proletarier
des „Reiches der Mitte“ sind es, welche in Californien schon jetzt das
Bedürfniß nach Negern fast gänzlich zum Schweigen gebracht haben. Jn
der That haben die chinesischen Kulis die entschiedensten Vorzüge vor den
Schwarzen. Sie sind nüchtern, mäßig, reinlich, vollständig an ein heißes
Klima gewöhnt und arbeiten wie die Pferde. Außerdem sind sie nur äußerst
selten Krankheiten unterworfen, unverwüstlich in allen Körperanstrengungen,
willig und fleißig, gelehrig und schlau, endlich aber, worauf es hier am
meisten ankommt, die billigsten Arbeiter von der Welt. Für 4 $ monatlich
sind die Stärksten und Besten zu bekommen. Jhre Bedürfnisse sind leicht
befriedigt; die Nahrungsmittel, welche sie am meisten lieben, werden ihnen
von Niemand streitig gemacht, es sind die – Ratten, ihr größter Lecker-
bissen, und an dem sie in Californien am allerwenigsten Mangel zu
leiden brauchen.

Daß sie unter solchen Umständen außerordentlich gesucht werden, läßt
sich leicht denken. Bereits ist der Jmport von Chinesen, mit denen man
an Ort und Stelle Arbeitskontrakte abschließt, zu einer umfangreichen
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[Ende Spaltensatz]

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[188/0002] 188 3. Kosten der Einrichtung eines Wohnhauses für Acherbauarbeiter. Neu=Süd=Wales...... von £ 5 bis 30 33 3 / 4 bis202 1 / 2 Victoria.......... „ £ 5 „ 30 „33 3 / 4 „202 1 / 2 je nach den Materialien; Arbeiter auf dem Lande erhalten stets freie Wohnung von ihren Arbeitgebern. Süd=Australien........ von £ 10 bis 20 67 bis 135 West=Australien........ ungefähr £ 20 135 Auch hier erhalten Arbeiter auf dem Lande freie Wohnung. Jn Van=Diemensland kostet eine Hütte für einen Arbeiter von £ 10 bis 15 ( 67 bis 100 ) ; eine Bretterhütte im Gebüsch für Schäfer £ 5 ( 33 1 / 2 ) ; in den Städten ein Haus von Mauer= oder Ziegelsteinen £ 20 bis 25 ( 135 bis 170 ) . – Jn Neu=Seeland ein Häuschen aus Binsen, das nach einheimischer Weise sehr wohnlich eingerichtet werden kann, £ 4 bis 6 ( 27 bis40 1 / 2 ) ; von Zimmerholz £ 20 bis 40 ( 135 bis 270 ) ; von Schlacken ( scoria ) oder Ziegeln £ 30 bis 50 ( 202 bis 340 ) . 4. Miethe für eine Wohnung in der Stadt für eine Handwerkerfamilie. Neu=Süd=Wales........ 4 sh. per Woche 1 1 / 3 Victoria........... 8 „ „ „ „2 2 / 3 West=Australien........ 5 „ „ „ „1 2 / 3 Süd=Australien........ 6 bis 8 „ „ „ 2 bis2 2 / 3 Van=Diemensland....... 2 „ 5 „ „ „ 20 Sgr. „ 1 2 / 3 Neu=Seeland......... 3 „ 5 „ „ „ 1 „1 2 / 3 5. Warnung, sich nicht in den Städten aufzuhalten. Auswanderern nach den australischen Kolonieen wird, mit Rücksicht auf ihren eigenen Vortheil und ihre Gesundheit ernstlich gerathen, sich nicht unnöthiger Weise in den überfüllten Wohnhäusern der Städte aufzuhalten, sondern unmittelbar nach ihrer Ankunft sich nach Beschäftigung im Jnnern des Landes umzusehen. Den deutschen Auswanderern, welche ihren Weg über England nehmen, kann schließlich nicht dringend genug empfohlen werden, bei ihrem Abkommen mit den Agenten englischer Gesellschaften – das in der Regel schon in Deutschland geschlossen wird – mit größtmöglichster Vorsicht zu Werke zu gehen, und sich lediglich nur anerkannt rechtlichen und in Deutschland gesetzlich zugelassenen Bevollmächtigten englischer Schiffsrheder anzuvertrauen; denn da der Aufenthalt fremder Auswanderer in englischen Häfen in der Regel nur von kurzer Dauer ist, so würde es ihnen in den meisten Fällen sehr schwierig und selbst – wie es die Erfahrung nur zu häufig lehrt – thatsächlich unmöglich sein, etwaige Beschwerden über unbillige oder ungesetzliche Behandlung geeigneten Orts rechtzeitig zur Sprache zu bringen und Abhülfe zu erlangen, um so mehr, als sie der Ortsverhältnisse und der Sprache mehr oder weniger unkundig sind. Am sichersten jedoch dürften alle Unannehmlichkeiten jener Art umgangen werden, wenn die Betheiligten, so lange es die Witterung gestattet, sich zur Auswanderung heimathlicher Schiffe bedienen. Die Auskunftsbureaus für Kaufleute in den Ver. Staaten. Zu den mancherlei eigenthümlichen Jnstitutionen dieses Landes, welche in Europa im Allgemeinen sehr wenig, in Deutschland aber, unseres Wissens, gar nicht bekannt sind, gehören auch Mercantile Agencies, Auskunfts- bureaus für Kaufleute, welche zum Nutzen des geschäftstreibenden Publicums seit einigen Jahren bestehen und täglich mehr Anklang finden. Sie tragen in ihrem Wirken den Stempel des nationalen Charakters und es dürfte unsere Leser interessiren, wenn wir etwas näher über diese Anstalten berichten. Eine „Mercantile Agency“ ist ein Comptoir, welches über die pecuniären Verhältnisse, wie über den moralischen Charakter der Geschäftstreibenden in allen Theilen der Union genaue Erkundigungen einzieht, um in Fällen, wo diese Kredit verlangen, dem Verkäufer auf Anfrage solche Auskunft zu ertheilen, daß dieser selbst im Stande ist, zu entscheiden, ob und in welchem Grade das beanspruchte Vertrauen zu gewähren ist. Solche Jnstitute haben ihr Central=Bureau in Newyork, während sie Agenturen in allen bedeutenden Plätzen der Union halten und durch ihre Correspondenten in fast allen Städten fortwährend Mittheilungen über die wechselnden Verhältnisse der Kaufleute empfangen. Die auf solchem Wege eingehenden Berichte werden sogleich im Central- Bureau der Art classificirt, daß der anfragende Verkäufer stets aufs Genaueste unterrichtet wird. Die Kosten dieser Anstalten, unseres Erachtens sehr bedeutend, werden von hiesigen Kaufleuten durch jährliche Beiträge bestritten, deren Höhe sich je nach dem Umfange des Geschäfts der Abonnenten richtet. Nur diesen Abonnenten wird Auskunft ertheilt, und auch diese selbst versichern auf Ehrenwort, nur für ihr eigenes Jnteresse anzufragen. Wir haben in Newyork vier derartige Jnstitute, welche vom größten Theil der hiesigen Kaufleute benutzt werden; einzelne zahlen jährlich bis zu 1000 $, andere nur 50 $, alle aber finden für diese Ausgabe eine reich- liche Entschädigung. Den Europäer und ganz besonders den Deutschen muß eine derartige Einrichtung befremden, welche in der That den Geschäftsgang in den Ver- einigten Staaten charakterisirt und darlegt, wie fast alle Transactionen auf Credit und dieser wieder nur auf Capital oder auf anerkannte Ehrlich- keit oder auf beides basirt sind. Unzählige Jndividuen ergreifen hier täglich den einen oder andern Geschäftszweig und Jeder sucht so schnell als möglich festen Boden zu fassen; langes Bestehen, angehäufter Reichthum und sehr ausgedehnte Bekanntschaften sind Vorzüge, welche verhältnißmäßig selten anzutreffen sind. Bei dem schnellen Wechsel der Verhältnisse ist selbst die jüngste Vergangenheit kaum zu berücksichtigen, die Gegenwart und die nächste Zukunft sind die Punkte, welche hier den Kredit bestimmen. Es ist hier ein anerkanntes Recht des Verkäufers, diese Erkundigungen einzuziehen und zu den ersten Fragen, welche er demjenigen, der um Kredit anhält, vor- legt, gehören folgende: „Wie viel sind Sie schuldig? „Wie viel eigenes Vermögen besitzen Sie? „Wem geben Sie Kredit? „Wie viel haben Sie in dem letzten Jahre gewonnen oder verloren?“ Jn Deutschland würde der Fragesteller in demselben Grade erröthen, als der Gefragte dadurch beleidigt wäre. Hier ist, wie oben erwähnt, die Frage ein Recht, die Antwort Pflicht und Ehrensache. Zu den wenigen Fällen, welche hier als ein Falsum gelten, gehört die unrichtige Beant- wortung dieser Fragen. Der Käufer weiß übrigens sehr wohl, daß dies Examen allein noch nicht entscheidet, vielmehr noch anderweite Erkundigungen über ihn eingezogen werden. Eine „Mercantile Agency“ besorgt demnach für den Abonnenten das, was er mit Mühe und großem Zeitverluste auch dann kaum erfahren könnte, wenn er selbst eine sehr ausgedehnte Bekanntschaft besäße. Das Bureau richtet dieselben Fragen, vielleicht zuweilen auf indirectem Wege, an Verschiedene, vergleicht die Antwort mit der Meinung der Geschäftswelt und stellt die eingezogenen Erkundigungen in solcher Weise zusammen, daß der Kreditgeber schnell eine Meinung über die Verhältnisse des Kreditbean- spruchenden fassen kann. Das Wirken solcher Anstalten ist vortheilhaft für alle Klassen; sie erzielen eine Zeitersparniß für viele und Wahrheit kömmt in der Regel mehr zu Tage; der Verkäufer wird genauer über die Sicher- heit seiner Kunden unterrichtet und dieser ist im Stande, unter günstigeren Bedingungen zu kaufen, während in Fällen, wo die Erkundigung ein schlechtes Resultat ergiebt, der Verkäufer gegen Verlust geschützt wird, der Käufer aber sieht, daß Kredit eine höhere Basis, als die haben muß, auf welcher sein Unternehmen ruht. Die Popularität, welche die „Mercantile Agencies“ bereits gewonnen, zeigen ihren Werth für die Geschäftswelt; vor ihrem scharfen Blick giebt es kein Geheimniß und um nach ihren Begriffen zum Anspruch auf Ver- trauen berechtigt zu sein, muß der Kaufmann außer Capital und einem ehrlichen Charakter auch sonst die Fähigkeit besitzen, welche ein Gelingen seiner Unternehmungen in Aussicht stellt. Die Vereinigung dieser Eigen- schaften aber wird von ihnen als eine volle Berechtigung zum Genusse des Kredits anerkannt. ( N. Y. H. Z. ) Chinesen in Amerika. Jn Californien, dem „neuen Lande,“ wo noch keine Rück= und Vor- sichten wegen „überlieferter Zustände“ der Ausführung des als praktisch und nützlich Erkannten in den Weg treten, hat man ein Mittel gefunden, der Negersclaverei entbehren zu können, das bei weiterer Anwendung sich vielleicht wirksamer gegen diese Jnstitutionen erweisen wird, als alle aboli- tionistischen Principienreitereien zusammengenommen: man schafft dort billige Arbeit freier Arbeiter. Bereits mehrere Male theilten wir Nachrichten mit, aus denen hervorging, daß ganze Schiffsladungen von Chinesen in San Francisco gelandet werden, und eben diese Proletarier des „Reiches der Mitte“ sind es, welche in Californien schon jetzt das Bedürfniß nach Negern fast gänzlich zum Schweigen gebracht haben. Jn der That haben die chinesischen Kulis die entschiedensten Vorzüge vor den Schwarzen. Sie sind nüchtern, mäßig, reinlich, vollständig an ein heißes Klima gewöhnt und arbeiten wie die Pferde. Außerdem sind sie nur äußerst selten Krankheiten unterworfen, unverwüstlich in allen Körperanstrengungen, willig und fleißig, gelehrig und schlau, endlich aber, worauf es hier am meisten ankommt, die billigsten Arbeiter von der Welt. Für 4 $ monatlich sind die Stärksten und Besten zu bekommen. Jhre Bedürfnisse sind leicht befriedigt; die Nahrungsmittel, welche sie am meisten lieben, werden ihnen von Niemand streitig gemacht, es sind die – Ratten, ihr größter Lecker- bissen, und an dem sie in Californien am allerwenigsten Mangel zu leiden brauchen. Daß sie unter solchen Umständen außerordentlich gesucht werden, läßt sich leicht denken. Bereits ist der Jmport von Chinesen, mit denen man an Ort und Stelle Arbeitskontrakte abschließt, zu einer umfangreichen Spekulation geworden und Tausende lassen sich bereit finden, das himmlische

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 47. Bremen, 11. Juni 1852, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung047_1852/2>, abgerufen am 24.11.2024.