Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 35. Bremen, 30. April 1852.

[Beginn Spaltensatz] einigten Staaten gesehen. Lattich ( Garten=Salat ) im Frühjahr gepflanzt,
kann zweimal geschnitten werden. Mr. Thompson hat gegenwärtig in
seinem Garten Erbsen mit schön gefüllten Schoten, wozu er den Samen
von Erbsen erhielt, die er im Frühjahr auf dem nämlichen Stücke Land gezogen.

Nehmen wir das Factum in Betracht, daß alle diese Dinge in Oregon
in Ueberflusse und mit nicht der halben Arbeit und Mühe, die in den
Vereinigten Staaten auf ihre Bebauung verwendet werden muß, erzeugt
werden können, mögen wir dann nicht in Wahrheit ausrufen:

„Oregon ist, wenn auch noch kein großes, doch ein gewächsreiches Land.“

Felder und Ebenen prangen selbst bei dieser späten Jahreszeit noch
in dem schönsten Grün und Alles hat mehr das Ansehen des aufblühenden
Frühlings als das des trauernden Winters.

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Auswanderung über Bremen.

Bremen, 30. April. Für den Expeditionstag des 1. Mai sind bis
heute Morgen per Eisenbahn und Dampfschiff circa 2600 Auswanderer
hier eingetroffen. Eine bedeutende Anzahl wird noch erwartet.

Erfordernisse zur Erwerbung des Bürgerrechts in den
Vereinigten Staaten.
( Nach dem „Anzeiger des Westens“. )

Kein Ausländer kann Bürger der Vereinigten Staaten werden, wenn
er nicht wenigstens fünf Jahre ohne Unterbrechung sich in ihnen aufgehal-
ten. Er muß wenigstens zwei Jahre vor Anmeldung zum Bürgereid bei
einem Gerichtshofe der Union oder bei einem der höhern Gerichtshöfe der
einzelnen Staaten, seine Absicht eidlich erklärt haben, Bürger der Vereinigten
Staaten werden und sich dem Unterthansverband mit jedem fremden Für-
sten oder Staat entziehen zu wollen. Jm Falle von Gerichtsferien kann
diese Erklärung vor den betreffenden Gerichtsschreibern abgelegt werden.

Von höchster Wichtigkeit ist, daß, wenn Jemand stirbt, nachdem er die
Erklärung, Bürger werden zu wollen, abgegeben, ehe er aber wirklich den
Bürgereid geschworen hat, die Wittwen und Kinder als Bürger der Ver-
einigten Staaten betrachtet werden und alle Rechte von Bürgern beanspruchen
können, sobald sie den vorgeschriebenen Bürgereid leisten.

Jm Falle der Vater wirklich Bürger der Vereinigten Staaten gewor-
den ist, zur Zeit, wo dessen Kinder noch nicht 21 Jahre alt waren, wer-
den sie, wenn sie in der Union wohnen, als Bürger betrachtet.

Der wirkliche Bürgereid kann nur vor einem Gerichtshof in dessen
Sitzung abgelegt werden. Es muß dem Gericht bewiesen werden, daß
man wenigstens zwei Jahre vorher sich zum Bürgerwerden angemeldet,
ferner, daß man ein Jahr lang im Staate gewohnt hat, in welchem das
Gericht seine Sitzung hält, dann, daß man wenigstens fünf Jahre unmit-
telbar vor der Zulassung zur Eidesablegung ununterbrochen in den Verei-
nigten Staaten gelebt, sich tadellos betragen, und den Grundsätzen der
Verfassung, sowie der Ordnung und dem Wohlsein der Vereinigten Staaten
zugethan erwiesen hat. Ein Zeuge ist zum wenigsten beizubringen, die
erforderliche Aufenthaltszeit zu beweisen; der Eid des Bürger werden
Wollenden aber wird dazu nicht angenommen.

Der eigentliche Bürgereid lautet, wie folgt:

„Jch schwöre, daß ich die Verfassung der Vereinigten Staaten aufrecht
erhalten will, und daß ich unbedingt alle Unterthansverbindung und
Unterthanstreue mit jedem fremden Fürsten, Potentaten,
Staat oder Souverainität, wie sie auch heißen mögen, aufhebe
und ihnen abschwöre, ganz besonders aber dem Fürsten N. N., dessen
Unterthan ich gewesen.“

Die Eidesleistung wird zu Protokoll genommen und darüber eine
Bescheinigung ausgestellt, welche später das Bürgerrecht erweist.

Jst der Eid einmal geleistet, so ist man Bürger, sollten
auch gleich nicht alle dazu erforderlichen Schritte wirklich stattgefunden,
oder sonst formelle Fehler zufällig sich zugetragen haben.

Jst Jemand drei Jahre vor Ende seiner, gesetzlich mit dem 24. Jahre
erlöschenden Minderjährigkeit ins Land gekommen und hat er sich nach
Erlangung der Mündigkeit so lange hier aufgehalten, daß er in Allem
fünf Jahre im Lande ist, so bedarf er keiner vorhergehenden Anmeldung,
sondern kann gleich den Bürgereid schwören, muß aber dann zugleich
schwören, daß es schon in den letzten drei Jahren seine Absicht war,
Bürger der Vereinigten Staaten zu werden.

Es ist ersichtlich, daß die gesetzlichen Bestimmungen Betreffs der
Erlangung des Bürgerrechts keineswegs verwickelt sind. Die Kosten der
ersten Anmeldung sind, wie die der Ablegung des Bürgereides selbst, mit
nur 50 Cents Auslagen verbunden.

Ein Familienvater, der Bürger wird, spart seinen Kindern dadurch
Mühe und Unkosten, welche das Bürgerwerden erheischen und erlangt für
sich selbst werthvolle politische Rechte.

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Vermischtes.

– Nach dem letzten Ver.=Staaten=Census befinden sich innerhalb der
Grenzen 418,000 Jndianer. Davon sollen in den nicht bekannten Gegen-
den etwa 30,000, in Neu=Mexico 92,130, in Texas 24,110, in Califor-
nien 32,231, in Oregon 22,782 und in Utah 11,500 leben.

[Spaltenumbruch]

– Der Schatzsekretär hat kürzlich im Auftrage des Senates der Ver-
einigten Staaten eine statistische Tabelle über die Stärke unserer Dampf-
Marine angefertigt, welche sehr zum Vortheil der Ver. Staaten allen
andern Ländern gegenüber ausgefallen ist. Wir theilen daraus Folgendes mit:

1 ) Seedampfer: Die Dampf=Marine der Ver. Staaten an der
atlantischen Küste, von Passamaquoddy Bay bis zum Cap Sable, besteht
aus 46 Oceansteamern, 274 gewöhnlichen Steamern, 65 Propellern und
80 Fahrboten. Jhr Gehalt beläuft sich auf 154,270 Tonnen.

Die Dampfmarine des Golfs von Mexico, vom Cap Sable bis zum
Rio Grande, zählt 12 Oceansteamer, 95 gewöhnliche Steamer und 2 Pro-
peller – zusammen 23,244 Tonnen.

Die Dampfmarine an der pacifischen Küste enthält 37 Oceansteamer
und 13 gewöhnliche Steamer mit 34,986 Tonnengehalt.

An der atlantischen Küste gibt es 116 Hochdruck= und 312 Unterdruck-
Boote mit einer Mannschaft von 6318 Personen. Während des mit dem
1. Juli 1851 beendeten Jahres, beförderten sie 33,114,782 Passagiere.

Jm Golf von Mexico gibt es 98 Hochdruck= und 9 Unterdruckboote
mit 3447 Mann. Sie beförderten im genannten Jahre 148,700 Passagiere.

An der pacifischen Küste zählt man 3 Hochdruck= und 47 Unterdruck-
Boote mit 1418 Mann. Sie beförderten 79,207 Passagiere.

Dies ergiebt zusammen 96 Oceansteamer, 382 gewöhnliche Steamer,
67 Propeller und 80 Fährboote.

2 ) Dämpfer auf den Binnenseen und Flüssen: Die nördliche
Grenze hat 164 Steamer mit 69,165 Tonnengehalt und 2855 Mannschaft;
das Ohio=Basin 348 Steamer mit 67,101 Tonnengehalt und 8338 Mann-
schaft; das Mississippithal 353 Steamer mit 97,966 Tonnengehalt und
6414 Mannschaft. Dies gibt zusammen 875 Steamer mit 204,613
Tonnengehalt und 17,607 Mannschaft.

– Die Passagepreise auf den von Newyork nach San Fran-
cisco fahrenden Dampfern sind für beide Routen – die über Panama
und die über Nicaragua – um 50 $ erhöht und stehen einschließlich
der Provisionen während der Seefahrt jetzt folgend:

	Panama=Route.	Nicaragua=Route.
Erste Cajüte	265 $	360 $
Zweite Cajüte	215 „	250 „
Zwischendeck	150 „	180 „

Auf der Panama=Route müssen die Passagiere die Reisekosten von
Chagres bis Panama mit 25 – 40 $ selbst zahlen, und auf der Nicaragua-
Route haben sie sich selbst zu beköstigen.

– Der Sklavenmarkt in Richmond. Die „Frederik News“
sagen: „Wir wohnten in Richmond einem großen Sklavenverkaufe bei, und
waren erstaunt, die Preise niedriger zu finden, als wir erwartet hatten.
Wir sahen einen Negermann von 30 Jahren, freilich etwas alt aussehend,
doch gesund und wohlgebaut, um 510 $ losschlagen. Ein Mädchen von
17 Jahren, schlank, artig und lieblich für 600 $.“

– Der Sklavenmarkt in Lynchburgh. Der „Lynchburgh
Virginian“ sagt: „Am letzten Samstag wurden aus der Hinterlassenschaft
des Wm. Pendleton 21 Sklaven, bestehend in alten und jungen Männern,
Frauen und Kindern, deren Werth man für einen sehr mittleren erachtete,
um den Durchschnittspreis von 523 $ verkauft. Ein Neger ohne Geschäft
wurde um 1038 $ losgeschlagen; eine Frau mit einem zehn Monate alten
Kinde zu 950 $; ein Mädchen von 11 Jahren für 600 $. Die Preise
sollen, wie wir hören, so ziemlich in diesem Markte eingehalten sein. Man
sagte vorher, daß die Compromißmaßregeln die Preise der Sklaven sehr
herabdrücken würden, ja daß diese Sorte von Eigenthum seinen Werth
verlieren müßte. Hier haben wir das Resultat? “

– Die Reise von Newyork nach Californien kann schon jetzt in
23 Tagen zurückgelegt werden.

– Laut den Cleveland=Zeitungen vom 4. März sollte die Vollendung
der Eisenbahn von jener Stadt bis Wallsville am Ohio am folgenden Tage
gefeiert werden. Diese Bahn ist98 1 / 2 Meilen lang; sie wird über Steuben-
ville bis Wheeling fortgeführt, und daselbst mit der Baltimore= und Ohio-
Eisenbahn, sowie mit der nach Columbus zu bauenden Centralbahn in
Verbindung gesetzt.

– Cincinnati. Reisende können jetzt ohne Aufenthalt über Cleve-
land und Dunkirk in 40 Stunden nach Newyork gelangen.

– Der Staat Maine bietet das seltene Beispiel einer Abnahme
der Bevölkerung in einem verhältnißmäßig neuen Staate dar. Besonders
haben die Niederungen im Nordosten bedeutend an Einwohnern verloren.
Man sagt, das Klima sei zu rauh für den Mais= und Waizenbau. Andere
wollen behaupten, die Einwohnerzahl habe erst seit Einführung des Mäßig-
keitsgesetzes abgenommen.

– Die Anzahl der Deutschen in den Ver. Staaten beläuft sich schon
jetzt auf 5 Millionen; das ist mehr, wie der fünfte Theil der ganzen
Bevölkerung der Union, die sich auf 23 Millionen beläuft.

– Aus Nord=Carolina gehen jetzt mehrere Spekulanten mit
ihren Sklaven nach Californien, um diese in den Goldminen für ihre
Befreiung arbeiten zu lassen.

– Der „Panama Star“ ermahnt nachdrücklich alle nach Californien
reisenden Personen, nicht ohne hinlängliche Reisemittel die Fahrt anzutre-
ten. Jn Panama bleiben viele Reisende wegen mangelnder Mittel liegen
und fallen, wie jenes Blatt versichert, dem schrecklichsten Elende und end-
lich dem Tode zur Beute.

[Ende Spaltensatz]