Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 35. Bremen, 30. April 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Bei einer Strafe von 75 $ für jede Person, die nicht angegeben ist,
haben die Capitäne anzuzeigen, ob unter ihren Passagieren Jrr= und Blöd-
sinnige, Taube, Stumme oder Blinde, Ungesunde oder Krüppel, Leute über
60 Jahre, Wittwen mit Familien, Frauen ohne Männer, aber mit Familie,
und Kinder unter 13 Jahren ohne Eltern sich befinden. Für alle diese
Personen können die Commissäre Caution bis zu 500 $ oder ein entspre-
chend hohes Commutationsgeld fordern. Aber nicht bloß die nähere Be-
stimmung ist ihrer Willkür überlassen; sie können auch in Betreff jedes
andern Passagiers, der ihnen zu diesen Kategorieen zu gehören, oder der
unfähig scheint, sei es aus welchem Grunde es wolle, sich selbst zu
ernähren, dieselbe Summe fordern. Ferner genügt das gewöhnliche Com-
mutationsgeld von 1 $ 50 C. nicht für alle vom 1. December bis 15. April
im Hafen von Newyork landenden, mit Schiffsfieber behafteten Passa-
giere, von denen zum Mindesten der volle Ersatz der Pflegekosten im
Marinehospitale gefordert wird.

Daß eine Behörde, welcher so umfassende Machtbefugniß zuertheilt
ist, ihr sehr saueres, dornenvolles Amt bis jetzt umsonst versehen hat,
erscheint uns in der That ein großer Mißgriff, und der gegenwärtig zur
Berathung vorliegende Entwurf, sie zu besolden, höchst wünschenswerth.
Des unendlichen Aergers wegen, der sich an dieses Amt knüpft, ist es in
die Hände von Politikern gerathen, die es zu anderweitigen Zwecken
auszubeuten und namentlich die besoldeten Unterbeamtenstellen an ihre
Parteigenossen zu vergeben trachteten. Die Jrländer, in allen politischen
Umtrieben den Deutschen weit voraus und zu solchen Zwecken eng zusam-
menhaltend, haben vollständig das Uebergewicht in dieser Commission über
die Deutschen erlangt, die nur durch den Präsidenten der "deutschen
Gesellschaft" vertreten sind. Warum diese letztere, so ehrenvolle Stellung,
doch zugleich so sehr gemieden wird und von Jahr zu Jahr in andere
Hände übergeht, erklärt sich zum Theil aus der Verbindung mit dem
Jnstitut der Commissioners. Wenn auch die letzten Jnhaber dieser Stelle
3 Tage der Woche ihrem mühsamen Commissioner=Amte opferten, so
ernteten sie wenig Dank und waren nicht einmal im Stande, den Jrlän-
dern gegenüber die Jnteressen der Deutschen zu wahren. So ist es z. B.
eine Thatsache, daß, obgleich 2 - 300 Deutsche in Wards=Jsland verpflegt
wurden, Wochen lang kein deutscher Arzt sie besuchte. Und ebenso ist
das gegenwärtige ärztliche Besuchssystem, statt eines fähigen dort
residirenden Direktors, das Werk des irländischen Einflusses.

Solche Thatsachen sind nicht erfreulich und lassen mit Ungeduld die
bereits früher besprochenen Veränderungen im Jnstitute der "Commissioners
of Emigration" erwarten. Jn Großen und Ganzen aber ist der segensreiche
Einfluß dieser Einrichtung auf Tausende von Einwanderern nicht zu verkennen.



Briefauszüge.

    Erie, 9. April.

Etwa 1500 Emigranten nach den westlichen Staaten liegen in unserm
Hafen, vom Eise eingeschlossen, in der hülflosesten Lage, indem Manchem
bereits der letzte Heller ausgegangen ist.



    London, 24. April.

Kürzlich traf hier die schreckliche Kunde ein, daß auf einem nach
Mauritius bestimmten englischen Schiffe mit 204 Emigranten in Folge
eines furchtbaren Sturms, der zum Schließen aller Eingänge des Zwischen-
decks nöthigte, fünfzig Personen wegen mangelnder Ventila-
tion erstickt sind.
Es fehlte an Schornsteinen und Röhren zum
fortwährenden Aus= und Einlassen der Luft, wie sie auf allen Passagier-
schiffen gesetzlich vorgeschrieben sein sollten, und nach amerikanischen,
bremischen und hamburgischen Gesetzen auch sind.



    St. Louis, 27. März.

Eine Menge Emigranten von Ohio, zum großen Theile nach
Californien bestimmt, kommen täglich hier an. Sachkundige versichern,
daß die Zahl Derjenigen, welche in diesem Jahre über die Plains dem
Goldlande zueilen werden, die vom letzten Jahre um 50 Procent über-
treffen wird. Jn unserer Stadt sind Emigranten in Fülle, und in den
Städten am obern Missouri haben sich Hunderte und Tausende versam-
melt, um schnellmöglichst abzureisen. Sobald das Gras erscheinen wird,
ziehen sich die großen Wellen der Auswanderer dem Eldorado zu, und
während des Frühjahrs und Sommers werden die Ebenen ein belebtes
Bild bieten. Mehrere große Cavalcaden, welche durch ihre Esel Futter
mitschaffen, werden sehr bald den andern Auswanderern vorausziehen und,
indem sie im Fort Laramie neues Futter aufnehmen, die Reise vor Eintritt
der großen Hitze vollenden.



[Spaltenumbruch]
Einwanderung in Newyork.

Vom 28. bis zum 30. v. M. kamen im Hafen von Newyork 10,386
Einwanderer an, und zwar

    von Liverpool................... 6827
    " London..................... 743
    " Havre....................... 2309
    " Antwerpen................... 372
    " Bremen...................... 135
    -----
    10,386

Die Zahl der während des Monats März hier eingetroffenen Ein-
wanderer ist größer, als sie in demselben Monat eines frühern Jahres
war. Die folgende Tabelle zeigt die Zahl und das Geburtsland der
Einwanderer:

    Jrland............... 13213     Deutschland............ 3816
    England.............. 3,162     Schottland............. 294
    Wales..............     87     Frankreich............... 542
    Spanien..............     25     Schweiz................ 405
    Holland.............     98     Schweden.............     2
    Jtalien..............     35     Belgien...............     1
    Westindien...........     10     Nova Scotia............     6
    Südamerika...........     2     Canada...............     2
    Sicilien..............     10     Rußland................     2
    Ostindien............     2     Polen..................     12
    -----
    Total...... 21,726
    Letztes Jahr. 16,055
    -----
    Zuwachs.. 5,671

Die folgende Tabelle giebt eine Vergleichung der Einwanderung wäh-
rend der ersten drei Monate des laufenden und des vergangenen Jahres:

    1851.     1852.
    Januar......... 14,709......... 11,592
    Februar........ 8,171.......... 5,342
    März.......... 16,055.......... 21,726
    -----     -----
    38,935     38,660

Der Gesundheitszustand der Emigranten war im Allgemeinen gut.
Während der letzten Woche wurden vom Bord der Schiffe nur 6 Kranke
in das Marinehospital auf Staaten=Jsland gebracht, eine außergewöhnlich
kleine Zahl. Auch sind die Emigranten dieses Jahr meist besser mit Mitteln
versehen, als in früheren Jahren.     ( N. Y. St.=Z. )

Das Gebiet Oregon.

St. Louis. Es ist bekannt, daß sich in Missouri wie anderwärts
für diesen Frühling eine starke Auswanderung nach Californien und
Oregon vorbereitet. Sie wird namentlich in Oregon willkommen sein.
General Lane, der Delegat von Oregon im Congreß, hat ein Rund-
schreiben erlassen, worin er nähere Aufschlüsse über den Zustand seines
ferngelegenen Landes ertheilt. Er schlägt die Bevölkerung von Oregon
auf 20,000 Seelen an und sagt, daß die Einwanderung in rascher Zunahme
begriffen ist, nicht bloß wegen der natürlichen Vortheile, welche das Land
darbietet, sondern auch der liberalen Bewilligungen, die ein Gesetz den
Ansiedlern sichert. Unter diesem Gesetz erhalten die, welche sich vor dem
1. December 1853 dort ansiedeln, eine beträchtliche Strecke Landes
unentgeldlich. Jeder Unverheirathete bekommt 160 Acker, jeder Ver-
heirathete 320 Acker, nämlich 160 auf seinen eigenen Namen und 160 auf
den Namen seiner Frau, mit der Bedingung, daß sie das Land bebauen
und 4 Jahre darauf wohnen. Die Bevölkerung Oregons erfreut sich eines
guten Rufes; es sind meistens arbeitsame, nüchterne Leute, die ein gemüth-
liches Völkchen bilden, das in moralischer Beziehung sehr hoch über den
zusammengelaufenen Glücklichen steht, welche zum großen Theil die Bevöl-
kerung Californiens ausmachen.

Auswanderungslustige sollten St. Joseph am Missouri, mit den
nöthigen Reisebedürfnissen gehörig versehen, vom 1. Mai an verlassen.
Ochsengespanne verdienen bei weitem den Vorzug. Lebensmittel, Bettzeug
und zum Ausbessern der Fuhrwerke nöthige Geräthschaften dürfen nicht
vergessen werden. Ellenwaaren, Specereien, Ackergeräthschaften aller Art
sind in Oregon reichlich zu haben, und Niemand sollte sich mit dergleichen
auf der Reise beschweren, da es im Verlauf derselben nur hinderlich, also
lästig wird.

Ueber den Produktenreichthum des Landes sagt der "Pittsburger
Courier" vom 3. März Folgendes: Vor etlichen Tagen sandte Mr. Mills
eine Art Kartoffeln in unsere Druckerei, die er in dem Columbia Bottom
gezogen, von welchen zwei jede 24 bei 17 Zoll im Umfange maßen. Mehrere
andere prächtige Kartoffelarten sind uns von andern Herren zugeschickt
worden, darunter das Produkt einer einzigen Knolle, welche 32 Pfund wog.

Von Lieut. Woods, Ver. St. Armee, erhielten wir etliche Haferähren,
welche alles übertreffen, was wir in dieser Getraideart noch je gesehen
haben; die Aehren sind über einen Fuß lang, alle gut gefüllt und die
Körner groß und schwer; diese Haferart ist unter dem Namen "schwarzer
englischer Hafer" bekannt.

Wir haben von Bauern gehört, welche 60 Bushel Weizen vom Acker
ernteten; das Land zur Aussaat war nur einmal gepflügt, ohne irgend eine
Art von Dünger darauf zu thun. Wir sahen und hatten auf unserem
eigenen Tische Krautköpfe, welche in offenem Felde gezogen waren und
4 Fuß 9 Zoll Umfang hatten, und Rüben von 9 Pfund Gewicht. Rothe
Rüben, Pastinaken, Zwiebeln besser und größer, als wir je in den Ver-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Bei einer Strafe von 75 $ für jede Person, die nicht angegeben ist,
haben die Capitäne anzuzeigen, ob unter ihren Passagieren Jrr= und Blöd-
sinnige, Taube, Stumme oder Blinde, Ungesunde oder Krüppel, Leute über
60 Jahre, Wittwen mit Familien, Frauen ohne Männer, aber mit Familie,
und Kinder unter 13 Jahren ohne Eltern sich befinden. Für alle diese
Personen können die Commissäre Caution bis zu 500 $ oder ein entspre-
chend hohes Commutationsgeld fordern. Aber nicht bloß die nähere Be-
stimmung ist ihrer Willkür überlassen; sie können auch in Betreff jedes
andern Passagiers, der ihnen zu diesen Kategorieen zu gehören, oder der
unfähig scheint, sei es aus welchem Grunde es wolle, sich selbst zu
ernähren, dieselbe Summe fordern. Ferner genügt das gewöhnliche Com-
mutationsgeld von 1 $ 50 C. nicht für alle vom 1. December bis 15. April
im Hafen von Newyork landenden, mit Schiffsfieber behafteten Passa-
giere, von denen zum Mindesten der volle Ersatz der Pflegekosten im
Marinehospitale gefordert wird.

Daß eine Behörde, welcher so umfassende Machtbefugniß zuertheilt
ist, ihr sehr saueres, dornenvolles Amt bis jetzt umsonst versehen hat,
erscheint uns in der That ein großer Mißgriff, und der gegenwärtig zur
Berathung vorliegende Entwurf, sie zu besolden, höchst wünschenswerth.
Des unendlichen Aergers wegen, der sich an dieses Amt knüpft, ist es in
die Hände von Politikern gerathen, die es zu anderweitigen Zwecken
auszubeuten und namentlich die besoldeten Unterbeamtenstellen an ihre
Parteigenossen zu vergeben trachteten. Die Jrländer, in allen politischen
Umtrieben den Deutschen weit voraus und zu solchen Zwecken eng zusam-
menhaltend, haben vollständig das Uebergewicht in dieser Commission über
die Deutschen erlangt, die nur durch den Präsidenten der „deutschen
Gesellschaft“ vertreten sind. Warum diese letztere, so ehrenvolle Stellung,
doch zugleich so sehr gemieden wird und von Jahr zu Jahr in andere
Hände übergeht, erklärt sich zum Theil aus der Verbindung mit dem
Jnstitut der Commissioners. Wenn auch die letzten Jnhaber dieser Stelle
3 Tage der Woche ihrem mühsamen Commissioner=Amte opferten, so
ernteten sie wenig Dank und waren nicht einmal im Stande, den Jrlän-
dern gegenüber die Jnteressen der Deutschen zu wahren. So ist es z. B.
eine Thatsache, daß, obgleich 2 – 300 Deutsche in Wards=Jsland verpflegt
wurden, Wochen lang kein deutscher Arzt sie besuchte. Und ebenso ist
das gegenwärtige ärztliche Besuchssystem, statt eines fähigen dort
residirenden Direktors, das Werk des irländischen Einflusses.

Solche Thatsachen sind nicht erfreulich und lassen mit Ungeduld die
bereits früher besprochenen Veränderungen im Jnstitute der „Commissioners
of Emigration“ erwarten. Jn Großen und Ganzen aber ist der segensreiche
Einfluß dieser Einrichtung auf Tausende von Einwanderern nicht zu verkennen.



Briefauszüge.

    Erie, 9. April.

Etwa 1500 Emigranten nach den westlichen Staaten liegen in unserm
Hafen, vom Eise eingeschlossen, in der hülflosesten Lage, indem Manchem
bereits der letzte Heller ausgegangen ist.



    London, 24. April.

Kürzlich traf hier die schreckliche Kunde ein, daß auf einem nach
Mauritius bestimmten englischen Schiffe mit 204 Emigranten in Folge
eines furchtbaren Sturms, der zum Schließen aller Eingänge des Zwischen-
decks nöthigte, fünfzig Personen wegen mangelnder Ventila-
tion erstickt sind.
Es fehlte an Schornsteinen und Röhren zum
fortwährenden Aus= und Einlassen der Luft, wie sie auf allen Passagier-
schiffen gesetzlich vorgeschrieben sein sollten, und nach amerikanischen,
bremischen und hamburgischen Gesetzen auch sind.



    St. Louis, 27. März.

Eine Menge Emigranten von Ohio, zum großen Theile nach
Californien bestimmt, kommen täglich hier an. Sachkundige versichern,
daß die Zahl Derjenigen, welche in diesem Jahre über die Plains dem
Goldlande zueilen werden, die vom letzten Jahre um 50 Procent über-
treffen wird. Jn unserer Stadt sind Emigranten in Fülle, und in den
Städten am obern Missouri haben sich Hunderte und Tausende versam-
melt, um schnellmöglichst abzureisen. Sobald das Gras erscheinen wird,
ziehen sich die großen Wellen der Auswanderer dem Eldorado zu, und
während des Frühjahrs und Sommers werden die Ebenen ein belebtes
Bild bieten. Mehrere große Cavalcaden, welche durch ihre Esel Futter
mitschaffen, werden sehr bald den andern Auswanderern vorausziehen und,
indem sie im Fort Laramie neues Futter aufnehmen, die Reise vor Eintritt
der großen Hitze vollenden.



[Spaltenumbruch]
Einwanderung in Newyork.

Vom 28. bis zum 30. v. M. kamen im Hafen von Newyork 10,386
Einwanderer an, und zwar

    von Liverpool................... 6827
    „ London..................... 743
    „ Havre....................... 2309
    „ Antwerpen................... 372
    „ Bremen...................... 135
    –––––
    10,386

Die Zahl der während des Monats März hier eingetroffenen Ein-
wanderer ist größer, als sie in demselben Monat eines frühern Jahres
war. Die folgende Tabelle zeigt die Zahl und das Geburtsland der
Einwanderer:

    Jrland............... 13213     Deutschland............ 3816
    England.............. 3,162     Schottland............. 294
    Wales..............     87     Frankreich............... 542
    Spanien..............     25     Schweiz................ 405
    Holland.............     98     Schweden.............     2
    Jtalien..............     35     Belgien...............     1
    Westindien...........     10     Nova Scotia............     6
    Südamerika...........     2     Canada...............     2
    Sicilien..............     10     Rußland................     2
    Ostindien............     2     Polen..................     12
    –––––
    Total...... 21,726
    Letztes Jahr. 16,055
    –––––
    Zuwachs.. 5,671

Die folgende Tabelle giebt eine Vergleichung der Einwanderung wäh-
rend der ersten drei Monate des laufenden und des vergangenen Jahres:

    1851.     1852.
    Januar......... 14,709......... 11,592
    Februar........ 8,171.......... 5,342
    März.......... 16,055.......... 21,726
    –––––     –––––
    38,935     38,660

Der Gesundheitszustand der Emigranten war im Allgemeinen gut.
Während der letzten Woche wurden vom Bord der Schiffe nur 6 Kranke
in das Marinehospital auf Staaten=Jsland gebracht, eine außergewöhnlich
kleine Zahl. Auch sind die Emigranten dieses Jahr meist besser mit Mitteln
versehen, als in früheren Jahren.     ( N. Y. St.=Z. )

Das Gebiet Oregon.

St. Louis. Es ist bekannt, daß sich in Missouri wie anderwärts
für diesen Frühling eine starke Auswanderung nach Californien und
Oregon vorbereitet. Sie wird namentlich in Oregon willkommen sein.
General Lane, der Delegat von Oregon im Congreß, hat ein Rund-
schreiben erlassen, worin er nähere Aufschlüsse über den Zustand seines
ferngelegenen Landes ertheilt. Er schlägt die Bevölkerung von Oregon
auf 20,000 Seelen an und sagt, daß die Einwanderung in rascher Zunahme
begriffen ist, nicht bloß wegen der natürlichen Vortheile, welche das Land
darbietet, sondern auch der liberalen Bewilligungen, die ein Gesetz den
Ansiedlern sichert. Unter diesem Gesetz erhalten die, welche sich vor dem
1. December 1853 dort ansiedeln, eine beträchtliche Strecke Landes
unentgeldlich. Jeder Unverheirathete bekommt 160 Acker, jeder Ver-
heirathete 320 Acker, nämlich 160 auf seinen eigenen Namen und 160 auf
den Namen seiner Frau, mit der Bedingung, daß sie das Land bebauen
und 4 Jahre darauf wohnen. Die Bevölkerung Oregons erfreut sich eines
guten Rufes; es sind meistens arbeitsame, nüchterne Leute, die ein gemüth-
liches Völkchen bilden, das in moralischer Beziehung sehr hoch über den
zusammengelaufenen Glücklichen steht, welche zum großen Theil die Bevöl-
kerung Californiens ausmachen.

Auswanderungslustige sollten St. Joseph am Missouri, mit den
nöthigen Reisebedürfnissen gehörig versehen, vom 1. Mai an verlassen.
Ochsengespanne verdienen bei weitem den Vorzug. Lebensmittel, Bettzeug
und zum Ausbessern der Fuhrwerke nöthige Geräthschaften dürfen nicht
vergessen werden. Ellenwaaren, Specereien, Ackergeräthschaften aller Art
sind in Oregon reichlich zu haben, und Niemand sollte sich mit dergleichen
auf der Reise beschweren, da es im Verlauf derselben nur hinderlich, also
lästig wird.

Ueber den Produktenreichthum des Landes sagt der „Pittsburger
Courier“ vom 3. März Folgendes: Vor etlichen Tagen sandte Mr. Mills
eine Art Kartoffeln in unsere Druckerei, die er in dem Columbia Bottom
gezogen, von welchen zwei jede 24 bei 17 Zoll im Umfange maßen. Mehrere
andere prächtige Kartoffelarten sind uns von andern Herren zugeschickt
worden, darunter das Produkt einer einzigen Knolle, welche 32 Pfund wog.

Von Lieut. Woods, Ver. St. Armee, erhielten wir etliche Haferähren,
welche alles übertreffen, was wir in dieser Getraideart noch je gesehen
haben; die Aehren sind über einen Fuß lang, alle gut gefüllt und die
Körner groß und schwer; diese Haferart ist unter dem Namen „schwarzer
englischer Hafer“ bekannt.

Wir haben von Bauern gehört, welche 60 Bushel Weizen vom Acker
ernteten; das Land zur Aussaat war nur einmal gepflügt, ohne irgend eine
Art von Dünger darauf zu thun. Wir sahen und hatten auf unserem
eigenen Tische Krautköpfe, welche in offenem Felde gezogen waren und
4 Fuß 9 Zoll Umfang hatten, und Rüben von 9 Pfund Gewicht. Rothe
Rüben, Pastinaken, Zwiebeln besser und größer, als wir je in den Ver-
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <pb facs="#f0002" n="138"/>
        <fw type="pageNum" place="top">138</fw>
        <cb type="start"/>
        <p>Bei einer Strafe von 75 $ für jede Person, die nicht angegeben ist,<lb/>
haben die Capitäne anzuzeigen, ob unter ihren Passagieren Jrr= und Blöd-<lb/>
sinnige, Taube, Stumme oder Blinde, Ungesunde oder Krüppel, Leute über<lb/>
60 Jahre, Wittwen mit Familien, Frauen ohne Männer, aber mit Familie,<lb/>
und Kinder unter 13 Jahren ohne Eltern sich befinden. Für alle diese<lb/>
Personen können die Commissäre Caution bis zu 500 $ oder ein entspre-<lb/>
chend hohes Commutationsgeld fordern. Aber nicht bloß die nähere Be-<lb/>
stimmung ist ihrer Willkür überlassen; sie können auch in Betreff jedes<lb/>
andern Passagiers, der ihnen zu diesen Kategorieen zu gehören, oder der<lb/>
unfähig <hi rendition="#g">scheint,</hi> sei es aus welchem Grunde es wolle, sich selbst zu<lb/>
ernähren, dieselbe Summe fordern. Ferner genügt das gewöhnliche Com-<lb/>
mutationsgeld von 1 $ 50 C. nicht für alle vom 1. December bis 15. April<lb/>
im Hafen von Newyork landenden, mit <hi rendition="#g">Schiffsfieber</hi> behafteten Passa-<lb/>
giere, von denen <hi rendition="#g">zum Mindesten</hi> der volle Ersatz der Pflegekosten im<lb/>
Marinehospitale gefordert wird.</p><lb/>
        <p>Daß eine Behörde, welcher so umfassende Machtbefugniß zuertheilt<lb/>
ist, ihr sehr saueres, dornenvolles Amt bis jetzt <hi rendition="#g">umsonst</hi> versehen hat,<lb/>
erscheint uns in der That ein großer Mißgriff, und der gegenwärtig zur<lb/>
Berathung vorliegende Entwurf, sie zu <hi rendition="#g">besolden,</hi> höchst wünschenswerth.<lb/>
Des unendlichen Aergers wegen, der sich an dieses Amt knüpft, ist es in<lb/>
die Hände von <hi rendition="#g">Politikern</hi> gerathen, die es zu anderweitigen Zwecken<lb/>
auszubeuten und namentlich die besoldeten Unterbeamtenstellen an ihre<lb/>
Parteigenossen zu vergeben trachteten. Die <hi rendition="#g">Jrländer,</hi> in allen politischen<lb/>
Umtrieben den Deutschen weit voraus und zu solchen Zwecken eng zusam-<lb/>
menhaltend, haben vollständig das Uebergewicht in dieser Commission über<lb/>
die <hi rendition="#g">Deutschen</hi> erlangt, die nur durch den Präsidenten der &#x201E;deutschen<lb/>
Gesellschaft&#x201C; vertreten sind. Warum diese letztere, so ehrenvolle Stellung,<lb/>
doch zugleich so sehr gemieden wird und von Jahr zu Jahr in andere<lb/>
Hände übergeht, erklärt sich zum Theil aus der Verbindung mit dem<lb/>
Jnstitut der Commissioners. Wenn auch die letzten Jnhaber dieser Stelle<lb/>
3 Tage der Woche ihrem mühsamen Commissioner=Amte opferten, so<lb/>
ernteten sie wenig Dank und waren nicht einmal im Stande, den Jrlän-<lb/>
dern gegenüber die Jnteressen der Deutschen zu wahren. So ist es z. B.<lb/>
eine Thatsache, daß, obgleich 2 &#x2013; 300 Deutsche in Wards=Jsland verpflegt<lb/>
wurden, <hi rendition="#g">Wochen lang</hi> kein deutscher Arzt sie besuchte. Und ebenso ist<lb/>
das gegenwärtige ärztliche <hi rendition="#g">Besuchssystem,</hi> statt eines fähigen dort<lb/>
residirenden Direktors, das Werk des irländischen Einflusses.</p><lb/>
        <p>Solche Thatsachen sind nicht erfreulich und lassen mit Ungeduld die<lb/>
bereits früher besprochenen Veränderungen im Jnstitute der &#x201E;Commissioners<lb/>
of Emigration&#x201C; erwarten. Jn Großen und Ganzen aber ist der segensreiche<lb/>
Einfluß dieser Einrichtung auf Tausende von Einwanderern nicht zu verkennen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Briefauszüge</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><space dim="horizontal"/>  Erie, 9. April.</p><lb/>
          <p>Etwa 1500 Emigranten nach den westlichen Staaten liegen in unserm<lb/>
Hafen, vom <hi rendition="#g">Eise</hi> eingeschlossen, in der hülflosesten Lage, indem Manchem<lb/>
bereits der letzte Heller ausgegangen ist.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><space dim="horizontal"/>  London, 24. April.</p><lb/>
          <p>Kürzlich traf hier die schreckliche Kunde ein, daß auf einem nach<lb/><hi rendition="#g">Mauritius</hi> bestimmten englischen Schiffe mit 204 Emigranten in Folge<lb/>
eines furchtbaren Sturms, der zum Schließen aller Eingänge des Zwischen-<lb/>
decks nöthigte, <hi rendition="#g">fünfzig Personen wegen mangelnder Ventila-<lb/>
tion erstickt sind.</hi> Es fehlte an Schornsteinen und Röhren zum<lb/>
fortwährenden Aus= und Einlassen der Luft, wie sie auf allen Passagier-<lb/>
schiffen gesetzlich vorgeschrieben sein sollten, und nach amerikanischen,<lb/>
bremischen und hamburgischen Gesetzen auch sind.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><space dim="horizontal"/>  St. Louis, 27. März.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Eine Menge Emigranten</hi> von Ohio, zum großen Theile nach<lb/><hi rendition="#g">Californien</hi> bestimmt, kommen täglich hier an. Sachkundige versichern,<lb/>
daß die Zahl Derjenigen, welche in diesem Jahre über die Plains dem<lb/>
Goldlande zueilen werden, die vom letzten Jahre um 50 Procent über-<lb/>
treffen wird. Jn unserer Stadt sind Emigranten in Fülle, und in den<lb/>
Städten am obern Missouri haben sich Hunderte und Tausende versam-<lb/>
melt, um schnellmöglichst abzureisen. Sobald das Gras erscheinen wird,<lb/>
ziehen sich die großen Wellen der Auswanderer dem Eldorado zu, und<lb/>
während des Frühjahrs und Sommers werden die Ebenen ein belebtes<lb/>
Bild bieten. Mehrere große Cavalcaden, welche durch ihre Esel Futter<lb/>
mitschaffen, werden sehr bald den andern Auswanderern vorausziehen und,<lb/>
indem sie im Fort Laramie neues Futter aufnehmen, die Reise vor Eintritt<lb/>
der großen Hitze vollenden.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb n="2"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Einwanderung in Newyork.</hi> </head><lb/>
        <p>Vom 28. bis zum 30. v. M. kamen im Hafen von Newyork 10,386<lb/>
Einwanderer an, und zwar</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  von Liverpool................... 6827<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x201E; London..................... 743<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x201E; Havre....................... 2309<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x201E; Antwerpen................... 372<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x201E; Bremen...................... 135<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;<lb/><space dim="horizontal"/>  10,386</p><lb/>
        <p>Die Zahl der während des Monats <hi rendition="#g">März</hi> hier eingetroffenen Ein-<lb/>
wanderer ist größer, als sie in demselben Monat eines frühern Jahres<lb/>
war. Die folgende Tabelle zeigt die Zahl und das Geburtsland der<lb/>
Einwanderer:</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  Jrland............... 13213  <space dim="horizontal"/>  Deutschland............ 3816<lb/><space dim="horizontal"/>  England.............. 3,162  <space dim="horizontal"/>  Schottland............. 294<lb/><space dim="horizontal"/>  Wales..............  <space dim="horizontal"/>  87  <space dim="horizontal"/>  Frankreich............... 542<lb/><space dim="horizontal"/>  Spanien..............  <space dim="horizontal"/>  25  <space dim="horizontal"/>  Schweiz................ 405<lb/><space dim="horizontal"/>  Holland.............  <space dim="horizontal"/>  98  <space dim="horizontal"/>  Schweden.............  <space dim="horizontal"/>  2<lb/><space dim="horizontal"/>  Jtalien..............  <space dim="horizontal"/>  35  <space dim="horizontal"/>  Belgien...............  <space dim="horizontal"/>  1<lb/><space dim="horizontal"/>  Westindien...........  <space dim="horizontal"/>  10  <space dim="horizontal"/>  Nova Scotia............  <space dim="horizontal"/>  6<lb/><space dim="horizontal"/>  Südamerika...........  <space dim="horizontal"/>  2  <space dim="horizontal"/>  Canada...............  <space dim="horizontal"/>  2<lb/><space dim="horizontal"/>  Sicilien..............  <space dim="horizontal"/>  10  <space dim="horizontal"/>  Rußland................  <space dim="horizontal"/>  2<lb/><space dim="horizontal"/>  Ostindien............  <space dim="horizontal"/>  2  <space dim="horizontal"/>  Polen..................  <space dim="horizontal"/>  12<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;<lb/><space dim="horizontal"/>  Total...... 21,726<lb/><space dim="horizontal"/>  Letztes Jahr. 16,055<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;<lb/><space dim="horizontal"/>  Zuwachs.. 5,671</p><lb/>
        <p>Die folgende Tabelle giebt eine Vergleichung der Einwanderung wäh-<lb/>
rend der ersten drei Monate des laufenden und des vergangenen Jahres:</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  1851.  <space dim="horizontal"/>  1852.<lb/><space dim="horizontal"/>  Januar......... 14,709......... 11,592<lb/><space dim="horizontal"/>  Februar........ 8,171.......... 5,342<lb/><space dim="horizontal"/>  März.......... 16,055.......... 21,726<lb/><space dim="horizontal"/>  &#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;  <space dim="horizontal"/>  &#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;&#x2013;<lb/><space dim="horizontal"/>  38,935  <space dim="horizontal"/>  38,660</p><lb/>
        <p>Der Gesundheitszustand der Emigranten war im Allgemeinen gut.<lb/>
Während der letzten Woche wurden vom Bord der Schiffe nur 6 Kranke<lb/>
in das Marinehospital auf Staaten=Jsland gebracht, eine außergewöhnlich<lb/>
kleine Zahl. Auch sind die Emigranten dieses Jahr meist besser mit Mitteln<lb/>
versehen, als in früheren Jahren.  <space dim="horizontal"/>   ( N. Y. St.=Z. ) </p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Das Gebiet Oregon</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>St. Louis. Es ist bekannt, daß sich in Missouri wie anderwärts<lb/>
für diesen Frühling eine starke Auswanderung nach <hi rendition="#g">Californien</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Oregon</hi> vorbereitet. Sie wird namentlich in <hi rendition="#g">Oregon</hi> willkommen sein.<lb/><hi rendition="#g">General Lane,</hi> der Delegat von Oregon im Congreß, hat ein Rund-<lb/>
schreiben erlassen, worin er nähere Aufschlüsse über den Zustand seines<lb/>
ferngelegenen Landes ertheilt. Er schlägt die Bevölkerung von Oregon<lb/>
auf 20,000 Seelen an und sagt, daß die Einwanderung in rascher Zunahme<lb/>
begriffen ist, nicht bloß wegen der natürlichen Vortheile, welche das Land<lb/>
darbietet, sondern auch der liberalen Bewilligungen, die ein Gesetz den<lb/>
Ansiedlern sichert. Unter diesem Gesetz erhalten die, welche sich <hi rendition="#g">vor dem</hi><lb/>
1. <hi rendition="#g">December</hi> 1853 dort ansiedeln, eine beträchtliche Strecke Landes<lb/><hi rendition="#g">unentgeldlich.</hi> Jeder Unverheirathete bekommt 160 Acker, jeder Ver-<lb/>
heirathete 320 Acker, nämlich 160 auf seinen eigenen Namen und 160 auf<lb/>
den Namen seiner Frau, mit der Bedingung, daß sie das Land bebauen<lb/>
und 4 Jahre darauf wohnen. Die Bevölkerung Oregons erfreut sich eines<lb/>
guten Rufes; es sind meistens arbeitsame, nüchterne Leute, die ein gemüth-<lb/>
liches Völkchen bilden, das in moralischer Beziehung sehr hoch über den<lb/>
zusammengelaufenen Glücklichen steht, welche zum großen Theil die Bevöl-<lb/>
kerung Californiens ausmachen.</p><lb/>
        <p>Auswanderungslustige sollten St. <hi rendition="#g">Joseph am Missouri,</hi> mit den<lb/>
nöthigen Reisebedürfnissen gehörig versehen, vom 1. Mai an verlassen.<lb/>
Ochsengespanne verdienen bei weitem den Vorzug. Lebensmittel, Bettzeug<lb/>
und zum Ausbessern der Fuhrwerke nöthige Geräthschaften dürfen nicht<lb/>
vergessen werden. Ellenwaaren, Specereien, Ackergeräthschaften aller Art<lb/>
sind in Oregon reichlich zu haben, und Niemand sollte sich mit dergleichen<lb/>
auf der Reise beschweren, da es im Verlauf derselben nur hinderlich, also<lb/>
lästig wird.</p><lb/>
        <p>Ueber den Produktenreichthum des Landes sagt der &#x201E;Pittsburger<lb/>
Courier&#x201C; vom 3. März Folgendes: Vor etlichen Tagen sandte Mr. Mills<lb/>
eine Art Kartoffeln in unsere Druckerei, die er in dem Columbia Bottom<lb/>
gezogen, von welchen zwei jede 24 bei 17 Zoll im Umfange maßen. Mehrere<lb/>
andere prächtige Kartoffelarten sind uns von andern Herren zugeschickt<lb/>
worden, darunter das Produkt einer einzigen Knolle, welche 32 Pfund wog.</p><lb/>
        <p>Von Lieut. Woods, Ver. St. Armee, erhielten wir etliche Haferähren,<lb/>
welche alles übertreffen, was wir in dieser Getraideart noch je gesehen<lb/>
haben; die Aehren sind über einen Fuß lang, alle gut gefüllt und die<lb/>
Körner groß und schwer; diese Haferart ist unter dem Namen &#x201E;schwarzer<lb/>
englischer Hafer&#x201C; bekannt.</p><lb/>
        <p>Wir haben von Bauern gehört, welche 60 Bushel Weizen vom Acker<lb/>
ernteten; das Land zur Aussaat war nur einmal gepflügt, ohne irgend eine<lb/>
Art von Dünger darauf zu thun. Wir sahen und hatten auf unserem<lb/>
eigenen Tische Krautköpfe, welche in offenem Felde gezogen waren und<lb/>
4 Fuß 9 Zoll Umfang hatten, und Rüben von 9 Pfund Gewicht. Rothe<lb/>
Rüben, Pastinaken, Zwiebeln <choice><abbr>ec.</abbr></choice> besser und größer, als wir je in den Ver-<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0002] 138 Bei einer Strafe von 75 $ für jede Person, die nicht angegeben ist, haben die Capitäne anzuzeigen, ob unter ihren Passagieren Jrr= und Blöd- sinnige, Taube, Stumme oder Blinde, Ungesunde oder Krüppel, Leute über 60 Jahre, Wittwen mit Familien, Frauen ohne Männer, aber mit Familie, und Kinder unter 13 Jahren ohne Eltern sich befinden. Für alle diese Personen können die Commissäre Caution bis zu 500 $ oder ein entspre- chend hohes Commutationsgeld fordern. Aber nicht bloß die nähere Be- stimmung ist ihrer Willkür überlassen; sie können auch in Betreff jedes andern Passagiers, der ihnen zu diesen Kategorieen zu gehören, oder der unfähig scheint, sei es aus welchem Grunde es wolle, sich selbst zu ernähren, dieselbe Summe fordern. Ferner genügt das gewöhnliche Com- mutationsgeld von 1 $ 50 C. nicht für alle vom 1. December bis 15. April im Hafen von Newyork landenden, mit Schiffsfieber behafteten Passa- giere, von denen zum Mindesten der volle Ersatz der Pflegekosten im Marinehospitale gefordert wird. Daß eine Behörde, welcher so umfassende Machtbefugniß zuertheilt ist, ihr sehr saueres, dornenvolles Amt bis jetzt umsonst versehen hat, erscheint uns in der That ein großer Mißgriff, und der gegenwärtig zur Berathung vorliegende Entwurf, sie zu besolden, höchst wünschenswerth. Des unendlichen Aergers wegen, der sich an dieses Amt knüpft, ist es in die Hände von Politikern gerathen, die es zu anderweitigen Zwecken auszubeuten und namentlich die besoldeten Unterbeamtenstellen an ihre Parteigenossen zu vergeben trachteten. Die Jrländer, in allen politischen Umtrieben den Deutschen weit voraus und zu solchen Zwecken eng zusam- menhaltend, haben vollständig das Uebergewicht in dieser Commission über die Deutschen erlangt, die nur durch den Präsidenten der „deutschen Gesellschaft“ vertreten sind. Warum diese letztere, so ehrenvolle Stellung, doch zugleich so sehr gemieden wird und von Jahr zu Jahr in andere Hände übergeht, erklärt sich zum Theil aus der Verbindung mit dem Jnstitut der Commissioners. Wenn auch die letzten Jnhaber dieser Stelle 3 Tage der Woche ihrem mühsamen Commissioner=Amte opferten, so ernteten sie wenig Dank und waren nicht einmal im Stande, den Jrlän- dern gegenüber die Jnteressen der Deutschen zu wahren. So ist es z. B. eine Thatsache, daß, obgleich 2 – 300 Deutsche in Wards=Jsland verpflegt wurden, Wochen lang kein deutscher Arzt sie besuchte. Und ebenso ist das gegenwärtige ärztliche Besuchssystem, statt eines fähigen dort residirenden Direktors, das Werk des irländischen Einflusses. Solche Thatsachen sind nicht erfreulich und lassen mit Ungeduld die bereits früher besprochenen Veränderungen im Jnstitute der „Commissioners of Emigration“ erwarten. Jn Großen und Ganzen aber ist der segensreiche Einfluß dieser Einrichtung auf Tausende von Einwanderern nicht zu verkennen. Briefauszüge. Erie, 9. April. Etwa 1500 Emigranten nach den westlichen Staaten liegen in unserm Hafen, vom Eise eingeschlossen, in der hülflosesten Lage, indem Manchem bereits der letzte Heller ausgegangen ist. London, 24. April. Kürzlich traf hier die schreckliche Kunde ein, daß auf einem nach Mauritius bestimmten englischen Schiffe mit 204 Emigranten in Folge eines furchtbaren Sturms, der zum Schließen aller Eingänge des Zwischen- decks nöthigte, fünfzig Personen wegen mangelnder Ventila- tion erstickt sind. Es fehlte an Schornsteinen und Röhren zum fortwährenden Aus= und Einlassen der Luft, wie sie auf allen Passagier- schiffen gesetzlich vorgeschrieben sein sollten, und nach amerikanischen, bremischen und hamburgischen Gesetzen auch sind. St. Louis, 27. März. Eine Menge Emigranten von Ohio, zum großen Theile nach Californien bestimmt, kommen täglich hier an. Sachkundige versichern, daß die Zahl Derjenigen, welche in diesem Jahre über die Plains dem Goldlande zueilen werden, die vom letzten Jahre um 50 Procent über- treffen wird. Jn unserer Stadt sind Emigranten in Fülle, und in den Städten am obern Missouri haben sich Hunderte und Tausende versam- melt, um schnellmöglichst abzureisen. Sobald das Gras erscheinen wird, ziehen sich die großen Wellen der Auswanderer dem Eldorado zu, und während des Frühjahrs und Sommers werden die Ebenen ein belebtes Bild bieten. Mehrere große Cavalcaden, welche durch ihre Esel Futter mitschaffen, werden sehr bald den andern Auswanderern vorausziehen und, indem sie im Fort Laramie neues Futter aufnehmen, die Reise vor Eintritt der großen Hitze vollenden. Einwanderung in Newyork. Vom 28. bis zum 30. v. M. kamen im Hafen von Newyork 10,386 Einwanderer an, und zwar von Liverpool................... 6827 „ London..................... 743 „ Havre....................... 2309 „ Antwerpen................... 372 „ Bremen...................... 135 ––––– 10,386 Die Zahl der während des Monats März hier eingetroffenen Ein- wanderer ist größer, als sie in demselben Monat eines frühern Jahres war. Die folgende Tabelle zeigt die Zahl und das Geburtsland der Einwanderer: Jrland............... 13213 Deutschland............ 3816 England.............. 3,162 Schottland............. 294 Wales.............. 87 Frankreich............... 542 Spanien.............. 25 Schweiz................ 405 Holland............. 98 Schweden............. 2 Jtalien.............. 35 Belgien............... 1 Westindien........... 10 Nova Scotia............ 6 Südamerika........... 2 Canada............... 2 Sicilien.............. 10 Rußland................ 2 Ostindien............ 2 Polen.................. 12 ––––– Total...... 21,726 Letztes Jahr. 16,055 ––––– Zuwachs.. 5,671 Die folgende Tabelle giebt eine Vergleichung der Einwanderung wäh- rend der ersten drei Monate des laufenden und des vergangenen Jahres: 1851. 1852. Januar......... 14,709......... 11,592 Februar........ 8,171.......... 5,342 März.......... 16,055.......... 21,726 ––––– ––––– 38,935 38,660 Der Gesundheitszustand der Emigranten war im Allgemeinen gut. Während der letzten Woche wurden vom Bord der Schiffe nur 6 Kranke in das Marinehospital auf Staaten=Jsland gebracht, eine außergewöhnlich kleine Zahl. Auch sind die Emigranten dieses Jahr meist besser mit Mitteln versehen, als in früheren Jahren. ( N. Y. St.=Z. ) Das Gebiet Oregon. St. Louis. Es ist bekannt, daß sich in Missouri wie anderwärts für diesen Frühling eine starke Auswanderung nach Californien und Oregon vorbereitet. Sie wird namentlich in Oregon willkommen sein. General Lane, der Delegat von Oregon im Congreß, hat ein Rund- schreiben erlassen, worin er nähere Aufschlüsse über den Zustand seines ferngelegenen Landes ertheilt. Er schlägt die Bevölkerung von Oregon auf 20,000 Seelen an und sagt, daß die Einwanderung in rascher Zunahme begriffen ist, nicht bloß wegen der natürlichen Vortheile, welche das Land darbietet, sondern auch der liberalen Bewilligungen, die ein Gesetz den Ansiedlern sichert. Unter diesem Gesetz erhalten die, welche sich vor dem 1. December 1853 dort ansiedeln, eine beträchtliche Strecke Landes unentgeldlich. Jeder Unverheirathete bekommt 160 Acker, jeder Ver- heirathete 320 Acker, nämlich 160 auf seinen eigenen Namen und 160 auf den Namen seiner Frau, mit der Bedingung, daß sie das Land bebauen und 4 Jahre darauf wohnen. Die Bevölkerung Oregons erfreut sich eines guten Rufes; es sind meistens arbeitsame, nüchterne Leute, die ein gemüth- liches Völkchen bilden, das in moralischer Beziehung sehr hoch über den zusammengelaufenen Glücklichen steht, welche zum großen Theil die Bevöl- kerung Californiens ausmachen. Auswanderungslustige sollten St. Joseph am Missouri, mit den nöthigen Reisebedürfnissen gehörig versehen, vom 1. Mai an verlassen. Ochsengespanne verdienen bei weitem den Vorzug. Lebensmittel, Bettzeug und zum Ausbessern der Fuhrwerke nöthige Geräthschaften dürfen nicht vergessen werden. Ellenwaaren, Specereien, Ackergeräthschaften aller Art sind in Oregon reichlich zu haben, und Niemand sollte sich mit dergleichen auf der Reise beschweren, da es im Verlauf derselben nur hinderlich, also lästig wird. Ueber den Produktenreichthum des Landes sagt der „Pittsburger Courier“ vom 3. März Folgendes: Vor etlichen Tagen sandte Mr. Mills eine Art Kartoffeln in unsere Druckerei, die er in dem Columbia Bottom gezogen, von welchen zwei jede 24 bei 17 Zoll im Umfange maßen. Mehrere andere prächtige Kartoffelarten sind uns von andern Herren zugeschickt worden, darunter das Produkt einer einzigen Knolle, welche 32 Pfund wog. Von Lieut. Woods, Ver. St. Armee, erhielten wir etliche Haferähren, welche alles übertreffen, was wir in dieser Getraideart noch je gesehen haben; die Aehren sind über einen Fuß lang, alle gut gefüllt und die Körner groß und schwer; diese Haferart ist unter dem Namen „schwarzer englischer Hafer“ bekannt. Wir haben von Bauern gehört, welche 60 Bushel Weizen vom Acker ernteten; das Land zur Aussaat war nur einmal gepflügt, ohne irgend eine Art von Dünger darauf zu thun. Wir sahen und hatten auf unserem eigenen Tische Krautköpfe, welche in offenem Felde gezogen waren und 4 Fuß 9 Zoll Umfang hatten, und Rüben von 9 Pfund Gewicht. Rothe Rüben, Pastinaken, Zwiebeln besser und größer, als wir je in den Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung035_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung035_1852/2
Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 35. Bremen, 30. April 1852, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung035_1852/2>, abgerufen am 24.11.2024.