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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 24. Bremen, 23. März 1852.

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[Beginn Spaltensatz] Derselbe kam zu dem Resultate, daß nach dem Urtheile der zuverlässigsten
Beobachter die europäischen Auswanderer meistentheils in ihrem Vaterlande
ebenso gut, wie in Nordamerika fortkommen würden, wenn sie hier diesel-
ben Anstrengungen, denselben Fleiß und dieselbe Sparsamkeit aufwendeten,
die sie dort aufwenden müssen, wenn sie nicht sicher verhungen wollen ) .
Der Vorsitzende fügte dem Vortrage noch einige bestätigende Beispiele bei.
Hiermit wurde die Sitzung geschlossen.

Die Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands.

    Aus Süddeutschland, im März.

Bereits haben unsere Auswandererzüge angefangen, sich in Bewe-
gung zu setzen. Den längst bei den Auswanderungsagenten eingegange-
nen Bestellungen gemäß wird dieses Jahr die Zahl der nach Nordamerika
Auswandernden aus Württemberg, Baden, Hessendarmstadt und Rhein-
baiern die aller früheren Jahre weitaus übersteigen. Ja man besorgt
nicht ganz ohne Grund, daß in Folge der von Jahr zu Jahr sich stei-
gernden Armenunterstützungspflicht, welche den Gemeinden auferlegt ist,
und welche hauptsächlich den Bürger in mittleren Vermögensumständen
am härtesten drückt, die Zahl der Auswanderungslustigen in einer Weise
überhand nehmen werde, welche am Ende die Regierungen zu Maßregeln
veranlassen dürfte, durch die die Auswanderung direkt und indirekt erschwert
und derselben entgegen gewirkt werden soll. Denn sosehr bis zur Stunde
den Regierungen der deutschen Kleinstaaten die Uebersiedlung der armen
vermögens= und erwerbslosen Gemeindeangehörigen, sowie die der politisch
Mißliebigen und Verdächtigen erwünscht ist, so übel wird das Auswandern
der vermöglichen und politisch nicht compromittirten Bürger vermerkt, da
man sich für die Länge nicht verbergen kann, welche bedeutende Geld= und
Arbeitskräfte dadurch aus dem Lande gezogen werden. Wie wünschens-
werth es sowohl für die Auswandernden selbst, als für die deutsche
Rhederei sein muß, daß bei der für den Augenblick gesteigerten Anzahl der
aus Süddeutschland Auswandernden und in solange als dieser zahlreichen
Auswanderung keine Hindernisse bereitet werden, die Hauptmasse der
Auswanderer die Route über die deutschen Häfen einschlage, ist bei der
Lage der Sachen einleuchtend, und ebensosehr, wie viel mehr für diesen
Zweck von der Bremer und Hamburger Rhederei geschehen könnte und sollte.

Wir haben in Württemberg zahlreiche Agenturen, welche über alle
Seehäfen nach Nordamerika spediren. Außer der Beförderungsanstalt
des resignirten Notar Stähler in Heilbronn und der Hauptagentur der
Gebr. Hübler in Stuttgart, welche nach allen Orten Amerikas jede Woche
über Havre, Rotterdam, Bremen und Antwerpen spedirt, sind
es hauptsächlich Stuttgardter Handlungshäuser, welche theils auf eigene
Rechnung dieses Geschäft betreiben, theils als Agenten englischer, franzö-
sischer und holländischer Häuser die Auswanderungscontrakte abschließen.
Das Geschäft wird zwar mit aller Loyalität und mit anerkennenswerther
Vollziehung aller Verbindlichkeiten der Programme, soweit diese von
diesen Agenturen und Handlungshäusern abhängt, betrieben; allein ein-
mal fehlt es an einer Agentur, welche ausschließlich und im Dienste der
nationalen Zwecke selbst,
sich die Auswanderung in der Richtung
über Bremen und Hamburg angelegen sein ließe. Denn von dem nächst-
liegenden blos kaufmännischen Gesichtspunkte aus wird in jeder Richtung,
gleichviel ob über die deutschen oder die ausländischen Häfen, spedirt.
Dann aber sind der Zeit noch diejenigen Einrichtungen mit den Agenturen
nicht verbunden, welche ein wesentliches Erforderniß sind, um die Aus-
wanderer mit allen denjenigen Verhaltungsmaßregeln, Anweisungen und
Rathschlägen auf's genaueste bekannt zu machen, durch deren Befolgung
dieselben nicht nur vor Betrug und Benachtheiligung aller Art am sichersten
bewahrt, sondern auch in ihrem Fortkommen in Nordamerika soviel möglich
gefördert würden. Wir rechnen dahin das Anerbieten der zweckmäßigsten
Hülfsmittel zur Erleichterung des Erlernens der englischen Sprache, zur
Bekanntschaft mit den nordamerikanischen Zuständen, die Fürsorge für
gute Adressen zur Eröffnung von Arbeitsgelegenheit je nach den mancherlei
Berufsarten, u. s. w. So wie die Verhältnisse vorliegen, dürfte es im
namhaften Jnteresse der Bremer Rhederei liegen, ein den ausschließlich
nationalen Gesichtspunkt festhaltendes Geschäft zur Beförderung der Aus-
wanderer über Bremen in Württemberg ins Leben zu rufen, für dessen
wohlthätige Wirksamkeit gerade jetzt sehr günstige Chancen vorhanden sind.

Eine neue Verordnung gegen die Belästigung der in Bremen
ankommenden Reisenden.

* Den in jüngster Zeit Schlag auf Schlag sich folgenden Verordnun-
gen im Jnteresse des Auswanderungswesens in Bremen haben wir die
Anzeige einer neuen am 22. März erlassenen anzureihen. Ungeachtet der
bereits im Herbst 1850 dawider erlassenen Bestimmungen wiederholten sich
noch immer die argen Belästigungen der auf der Eisenbahn und den
Dampfschiffen ankommenden Reisenden durch die auf dem Bahnhofe oder
Landungsplatze postirten Wirthe, Kutscher oder deren Agenten Fortan
ist denselben jede Art von Behelligung bis zur einfachen Anfrage hinab
bei strenger Gefängniß= und Geldstrafe, und im Wiederholungsfalle bei
Strafe der Entziehung der Concession verboten worden. Bei Strafe ist
ferner auch jedes Ausbedingen einer Vergütung beim Zuweisen und

[Spaltenumbruch] Zuführen der Reisenden zu Handel= oder Gewerbetreibenden, um deren
Geschäfte Abnehmer zu verschaffen, verboten worden. Der ankommende
Auswanderer ist darum aber nicht rathlos, da natürlich die Beamte des
Nachweisungsbureaus und andere, diesem geeignet scheinende Per-
sonen zu seiner Berathung und Zurechtweisung gegenwärtig sind. Zugleich
ist in der nämlichen Verordnung noch einmal auf das frühere Verbot der
unerlaubten Zuweisung von Schiffspassagieren und desfallsigen Vergütungen
aufmerksam gemacht worden.

Zeitungsschau.

Hamburg, 18. März. Es sind hier sehr trübe Nachrichten ein-
gelaufen über das Schicksal der deutschen Legion in Brasilien.
Desertionen sind in solcher Menge bei derselben vorgekommen, daß sie
ihrer Auflösung nahe war. Wie es schon früher hier gerüchtsweise hieß,
daß mehrere Officiere erschossen wurden, bestätigt sich. Der Oberstlieute-
nant v. d. Heyde, in arge Differenzen mit dem brasilianischen Kriegs-
ministerium gerathen, soll sich, um Schutz nachsuchend, an Bord eines
britischen Kriegsschiffes auf der Rhede von Rio begeben haben. Ein ehe-
maliger schleswig=holsteinscher Officier, welcher in Buenos Ayres eine Civil-
anstellung gefunden, erhielt die obigen Nachrichten durch einige Deserteure
der deutsch=brasilianischen Legion; es mag nun möglich sein, daß diese
sich Uebertreibungen haben zu Schulden kommen lassen. Das Schreiben
des erwähnten Officiers, worauf wir uns hier beziehen, datirt vom 2. Febr.,
also um einen Tag vor der blutigen Schlacht zwischen Rosas und Urquiza.
Einem hiesigen Blatte zufolge wäre auch ein früherer Soldat der Hambur-
ger Garnison, welcher brasilianische Dienste genommen, nach kriegsrechtlich
erfolgtem Spruche erschossen worden.     ( K. Z. )

Die unglücklichen Auswanderer, deren Zahl sich jeden Tag mehrt,
gehen in vielen Fällen einer dunkeln und trostlosen Zukunft entgegen.
Voll von diesem Gefühle sprang am 6. März ein solcher unglücklicher
Mensch, aus der Gegend von Mainz gebürtig, verheirathet und Vater
von zwei Kindern, bei Wesel über Bord des von Holland rheinaufwärts
fahrenden Dampfschiffes, und obgleich ihm auf der Stelle zwei im Schwim-
men sehr geübte Matrosen nachsprangen und ihn auch im Wasser auffan-
den, so war der Unglückliche doch schon nach einigen Minuten ganz leblos,
und es blieben die angewandten Belebungsversuche ohne allen Erfolg. Er
war nach den Mittheilungen seiner Mitreisenden von Mainz bis Amsterdam
gefahren, kehrte hier jedoch um, weil ihm sein Entschluß leid that und
er wahrscheinlich keine hinlänglichen Mittel besaß, um die Kosten der
Ueberfahrt zu bestreiten.     ( K. Z. )

Am 10. März passirten abermals 706 Personen Mainz, welche
aus Baden und Württemberg nach den Vereinigten Staaten von
Amerika auswandern. Für den nächsten Monat werden wieder einige
Hundert aus dem Großherzogthum Baden auf Staatskosten nach
Amerika befördert werden.     ( K. Z. )

Mit dem Dampfschiff "Eldorado" waren aus Chagres Nachrichten aus
San Francisco vom 21. Januar in Newyork eingegangen; dieselben hatten
den 5000 Miles weiten Weg aus Californien, der bisher 30 Tage Zeit raubte,
in 25 Tagen zurückgelegt. Sie lauten durchweg günstig. Die Witterung
war gut, und sowohl die Goldgräber als die Landleute waren guten
Muthes. Der lange anhaltende Regen und das Steigen der Gewässer
hatte zwar die Minenarbeiten in dem Flußbette gestört; dagegen waren
die Arbeiten auf den trocken gelegenen, höheren Gegenden um so ergiebiger
gewesen. An der Westgrenze von Chihuaha und an der Ostgrenze von
Sonora waren mehrere werthvolle Silberminen entdeckt worden. ( B.=H. )

Neworleans, 15. Febr. Die Schifffahrt auf dem Mississippi
ist wieder in vollster Thätigkeit, und das Leben in unserm Hafen verspricht
außergewöhnlich rege zu werden. Eine außerordentliche Menge deutscher
Einwandererr
ist hier schon eingetroffen und noch mehrere sind ange-
sagt, welche sich stromaufwärts ansiedeln oder nach Texas gehen. -
Nach dem in Jamaika erscheinenden "Daily Advertiser" haben 500 ame-
rikanische Rekruten, welche der "Falcon" nach Chagres bringen sollte
und in Kingston ausgesetzt hatte, dort durch Excesse die öffentliche Ruhe
gestört, sind aber von den Engländern mit blutigen Köpfen zur Ruhe und
an Bord des "Falcon" gebracht worden. Der spanische Gouverneur wollte
die Bande, meist Jrländer, anfangs nicht in Chagres landen lassen, gab
es aber endlich zu; doch wurden alle Vorsichtsmaßregeln gebraucht, um
Excessen vorzubeugen. - Der "Picayune" bringt heute die Nachricht,
Rosas sei von Urquiza geschlagen und völlig geworfen worden.
Mit despotischer Strenge zwingt der Dictator alle Männer, selbst Fremde,
sich in seine Reihen aufnehnen zu lassen.     ( K. Z. )

Aus Copiapo in Chili sind in Newyork Nachrichten vom 30. Dec.
eingegangen, denen zufolge am 26. December Copiapo von den Jnsur-
genten überfallen, und die dortige Regierung gestürzt worden ist, ein
Ereigniß, das mit Jllumnation und Freudenfeuer begangen wurde. Die
im Bau begriffene Eisenbahn zwischen Caldero und Copiapo war von
den Rebellen besetzt worden. Auch Coquimbo befand sich noch in ihren
Händen. Jn Ovallo haben sich etwa 20 Einwohner mit Erfolg eines
Angriffes von Minenarbeitern erwehrt, welche in die Stadt eingedrungen
waren, um zu morden und zu plündern. Ein Theil derselben wurde
getödtet, der Rest entfloh. Jm Süden von Chili ist die Ruhe völlig her-
gestellt. Jn dem Treffen von Longomilla sollen 600 Jnsurgenten im
Flusse ihren Tod gefunden haben.     ( B. H. )

[Ende Spaltensatz]
* ) Uns dünkt, ein großer Nachtheil würde darin liegen, nicht bloß für
Hamburg und Bremen selbst, sondern für alle der Auswanderung zugewendeten
nationalen Bestrebungen, wenn die in den zwei Hauptauswanderungshäfen
Deutschlands erscheinenden Auswanderungszeitungen durch gegenseitige Eifer-
süchteleien nnd Verdächtigungen einen falschen und gehässigen Schein auf die
Thätigkeit und die Einrichtungen beider Häfen würfen. Wir haben deßhalb
mit Freuden die in Nr. 6 der "Hansa" enthaltene offene und ehrliche Berichtigung
der in Nr. 2 desselben Blattes gebrachten irrthümlichen Nachricht aus Bremer-
haven
begrüßt, erkennnen in Folge davon gern den nur bedingungsweise
gemachten Vorwurf der Mißgunst gegen Bremen als ungegründet an und
werden um so zuversichtlicher unsere den deutschen Häfen, und nicht Bremen
allein gewidmeten Bestrebungen verfolgen, als uns die "Hansa" die Aussicht
bietet, in ihr eine Bundesgenossin hierfür zu finden.     D. Red.
* ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen
Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort
vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten
Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen.     D. Red.
* ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen
Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort
vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten
Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen.     D. Red.

[Beginn Spaltensatz] Derselbe kam zu dem Resultate, daß nach dem Urtheile der zuverlässigsten
Beobachter die europäischen Auswanderer meistentheils in ihrem Vaterlande
ebenso gut, wie in Nordamerika fortkommen würden, wenn sie hier diesel-
ben Anstrengungen, denselben Fleiß und dieselbe Sparsamkeit aufwendeten,
die sie dort aufwenden müssen, wenn sie nicht sicher verhungen wollen ) .
Der Vorsitzende fügte dem Vortrage noch einige bestätigende Beispiele bei.
Hiermit wurde die Sitzung geschlossen.

Die Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands.

    Aus Süddeutschland, im März.

Bereits haben unsere Auswandererzüge angefangen, sich in Bewe-
gung zu setzen. Den längst bei den Auswanderungsagenten eingegange-
nen Bestellungen gemäß wird dieses Jahr die Zahl der nach Nordamerika
Auswandernden aus Württemberg, Baden, Hessendarmstadt und Rhein-
baiern die aller früheren Jahre weitaus übersteigen. Ja man besorgt
nicht ganz ohne Grund, daß in Folge der von Jahr zu Jahr sich stei-
gernden Armenunterstützungspflicht, welche den Gemeinden auferlegt ist,
und welche hauptsächlich den Bürger in mittleren Vermögensumständen
am härtesten drückt, die Zahl der Auswanderungslustigen in einer Weise
überhand nehmen werde, welche am Ende die Regierungen zu Maßregeln
veranlassen dürfte, durch die die Auswanderung direkt und indirekt erschwert
und derselben entgegen gewirkt werden soll. Denn sosehr bis zur Stunde
den Regierungen der deutschen Kleinstaaten die Uebersiedlung der armen
vermögens= und erwerbslosen Gemeindeangehörigen, sowie die der politisch
Mißliebigen und Verdächtigen erwünscht ist, so übel wird das Auswandern
der vermöglichen und politisch nicht compromittirten Bürger vermerkt, da
man sich für die Länge nicht verbergen kann, welche bedeutende Geld= und
Arbeitskräfte dadurch aus dem Lande gezogen werden. Wie wünschens-
werth es sowohl für die Auswandernden selbst, als für die deutsche
Rhederei sein muß, daß bei der für den Augenblick gesteigerten Anzahl der
aus Süddeutschland Auswandernden und in solange als dieser zahlreichen
Auswanderung keine Hindernisse bereitet werden, die Hauptmasse der
Auswanderer die Route über die deutschen Häfen einschlage, ist bei der
Lage der Sachen einleuchtend, und ebensosehr, wie viel mehr für diesen
Zweck von der Bremer und Hamburger Rhederei geschehen könnte und sollte.

Wir haben in Württemberg zahlreiche Agenturen, welche über alle
Seehäfen nach Nordamerika spediren. Außer der Beförderungsanstalt
des resignirten Notar Stähler in Heilbronn und der Hauptagentur der
Gebr. Hübler in Stuttgart, welche nach allen Orten Amerikas jede Woche
über Havre, Rotterdam, Bremen und Antwerpen spedirt, sind
es hauptsächlich Stuttgardter Handlungshäuser, welche theils auf eigene
Rechnung dieses Geschäft betreiben, theils als Agenten englischer, franzö-
sischer und holländischer Häuser die Auswanderungscontrakte abschließen.
Das Geschäft wird zwar mit aller Loyalität und mit anerkennenswerther
Vollziehung aller Verbindlichkeiten der Programme, soweit diese von
diesen Agenturen und Handlungshäusern abhängt, betrieben; allein ein-
mal fehlt es an einer Agentur, welche ausschließlich und im Dienste der
nationalen Zwecke selbst,
sich die Auswanderung in der Richtung
über Bremen und Hamburg angelegen sein ließe. Denn von dem nächst-
liegenden blos kaufmännischen Gesichtspunkte aus wird in jeder Richtung,
gleichviel ob über die deutschen oder die ausländischen Häfen, spedirt.
Dann aber sind der Zeit noch diejenigen Einrichtungen mit den Agenturen
nicht verbunden, welche ein wesentliches Erforderniß sind, um die Aus-
wanderer mit allen denjenigen Verhaltungsmaßregeln, Anweisungen und
Rathschlägen auf's genaueste bekannt zu machen, durch deren Befolgung
dieselben nicht nur vor Betrug und Benachtheiligung aller Art am sichersten
bewahrt, sondern auch in ihrem Fortkommen in Nordamerika soviel möglich
gefördert würden. Wir rechnen dahin das Anerbieten der zweckmäßigsten
Hülfsmittel zur Erleichterung des Erlernens der englischen Sprache, zur
Bekanntschaft mit den nordamerikanischen Zuständen, die Fürsorge für
gute Adressen zur Eröffnung von Arbeitsgelegenheit je nach den mancherlei
Berufsarten, u. s. w. So wie die Verhältnisse vorliegen, dürfte es im
namhaften Jnteresse der Bremer Rhederei liegen, ein den ausschließlich
nationalen Gesichtspunkt festhaltendes Geschäft zur Beförderung der Aus-
wanderer über Bremen in Württemberg ins Leben zu rufen, für dessen
wohlthätige Wirksamkeit gerade jetzt sehr günstige Chancen vorhanden sind.

Eine neue Verordnung gegen die Belästigung der in Bremen
ankommenden Reisenden.

* Den in jüngster Zeit Schlag auf Schlag sich folgenden Verordnun-
gen im Jnteresse des Auswanderungswesens in Bremen haben wir die
Anzeige einer neuen am 22. März erlassenen anzureihen. Ungeachtet der
bereits im Herbst 1850 dawider erlassenen Bestimmungen wiederholten sich
noch immer die argen Belästigungen der auf der Eisenbahn und den
Dampfschiffen ankommenden Reisenden durch die auf dem Bahnhofe oder
Landungsplatze postirten Wirthe, Kutscher oder deren Agenten Fortan
ist denselben jede Art von Behelligung bis zur einfachen Anfrage hinab
bei strenger Gefängniß= und Geldstrafe, und im Wiederholungsfalle bei
Strafe der Entziehung der Concession verboten worden. Bei Strafe ist
ferner auch jedes Ausbedingen einer Vergütung beim Zuweisen und

[Spaltenumbruch] Zuführen der Reisenden zu Handel= oder Gewerbetreibenden, um deren
Geschäfte Abnehmer zu verschaffen, verboten worden. Der ankommende
Auswanderer ist darum aber nicht rathlos, da natürlich die Beamte des
Nachweisungsbureaus und andere, diesem geeignet scheinende Per-
sonen zu seiner Berathung und Zurechtweisung gegenwärtig sind. Zugleich
ist in der nämlichen Verordnung noch einmal auf das frühere Verbot der
unerlaubten Zuweisung von Schiffspassagieren und desfallsigen Vergütungen
aufmerksam gemacht worden.

Zeitungsschau.

Hamburg, 18. März. Es sind hier sehr trübe Nachrichten ein-
gelaufen über das Schicksal der deutschen Legion in Brasilien.
Desertionen sind in solcher Menge bei derselben vorgekommen, daß sie
ihrer Auflösung nahe war. Wie es schon früher hier gerüchtsweise hieß,
daß mehrere Officiere erschossen wurden, bestätigt sich. Der Oberstlieute-
nant v. d. Heyde, in arge Differenzen mit dem brasilianischen Kriegs-
ministerium gerathen, soll sich, um Schutz nachsuchend, an Bord eines
britischen Kriegsschiffes auf der Rhede von Rio begeben haben. Ein ehe-
maliger schleswig=holsteinscher Officier, welcher in Buenos Ayres eine Civil-
anstellung gefunden, erhielt die obigen Nachrichten durch einige Deserteure
der deutsch=brasilianischen Legion; es mag nun möglich sein, daß diese
sich Uebertreibungen haben zu Schulden kommen lassen. Das Schreiben
des erwähnten Officiers, worauf wir uns hier beziehen, datirt vom 2. Febr.,
also um einen Tag vor der blutigen Schlacht zwischen Rosas und Urquiza.
Einem hiesigen Blatte zufolge wäre auch ein früherer Soldat der Hambur-
ger Garnison, welcher brasilianische Dienste genommen, nach kriegsrechtlich
erfolgtem Spruche erschossen worden.     ( K. Z. )

Die unglücklichen Auswanderer, deren Zahl sich jeden Tag mehrt,
gehen in vielen Fällen einer dunkeln und trostlosen Zukunft entgegen.
Voll von diesem Gefühle sprang am 6. März ein solcher unglücklicher
Mensch, aus der Gegend von Mainz gebürtig, verheirathet und Vater
von zwei Kindern, bei Wesel über Bord des von Holland rheinaufwärts
fahrenden Dampfschiffes, und obgleich ihm auf der Stelle zwei im Schwim-
men sehr geübte Matrosen nachsprangen und ihn auch im Wasser auffan-
den, so war der Unglückliche doch schon nach einigen Minuten ganz leblos,
und es blieben die angewandten Belebungsversuche ohne allen Erfolg. Er
war nach den Mittheilungen seiner Mitreisenden von Mainz bis Amsterdam
gefahren, kehrte hier jedoch um, weil ihm sein Entschluß leid that und
er wahrscheinlich keine hinlänglichen Mittel besaß, um die Kosten der
Ueberfahrt zu bestreiten.     ( K. Z. )

Am 10. März passirten abermals 706 Personen Mainz, welche
aus Baden und Württemberg nach den Vereinigten Staaten von
Amerika auswandern. Für den nächsten Monat werden wieder einige
Hundert aus dem Großherzogthum Baden auf Staatskosten nach
Amerika befördert werden.     ( K. Z. )

Mit dem Dampfschiff „Eldorado“ waren aus Chagres Nachrichten aus
San Francisco vom 21. Januar in Newyork eingegangen; dieselben hatten
den 5000 Miles weiten Weg aus Californien, der bisher 30 Tage Zeit raubte,
in 25 Tagen zurückgelegt. Sie lauten durchweg günstig. Die Witterung
war gut, und sowohl die Goldgräber als die Landleute waren guten
Muthes. Der lange anhaltende Regen und das Steigen der Gewässer
hatte zwar die Minenarbeiten in dem Flußbette gestört; dagegen waren
die Arbeiten auf den trocken gelegenen, höheren Gegenden um so ergiebiger
gewesen. An der Westgrenze von Chihuaha und an der Ostgrenze von
Sonora waren mehrere werthvolle Silberminen entdeckt worden. ( B.=H. )

Neworleans, 15. Febr. Die Schifffahrt auf dem Mississippi
ist wieder in vollster Thätigkeit, und das Leben in unserm Hafen verspricht
außergewöhnlich rege zu werden. Eine außerordentliche Menge deutscher
Einwandererr
ist hier schon eingetroffen und noch mehrere sind ange-
sagt, welche sich stromaufwärts ansiedeln oder nach Texas gehen. –
Nach dem in Jamaika erscheinenden „Daily Advertiser“ haben 500 ame-
rikanische Rekruten, welche der „Falcon“ nach Chagres bringen sollte
und in Kingston ausgesetzt hatte, dort durch Excesse die öffentliche Ruhe
gestört, sind aber von den Engländern mit blutigen Köpfen zur Ruhe und
an Bord des „Falcon“ gebracht worden. Der spanische Gouverneur wollte
die Bande, meist Jrländer, anfangs nicht in Chagres landen lassen, gab
es aber endlich zu; doch wurden alle Vorsichtsmaßregeln gebraucht, um
Excessen vorzubeugen. – Der „Picayune“ bringt heute die Nachricht,
Rosas sei von Urquiza geschlagen und völlig geworfen worden.
Mit despotischer Strenge zwingt der Dictator alle Männer, selbst Fremde,
sich in seine Reihen aufnehnen zu lassen.     ( K. Z. )

Aus Copiapo in Chili sind in Newyork Nachrichten vom 30. Dec.
eingegangen, denen zufolge am 26. December Copiapo von den Jnsur-
genten überfallen, und die dortige Regierung gestürzt worden ist, ein
Ereigniß, das mit Jllumnation und Freudenfeuer begangen wurde. Die
im Bau begriffene Eisenbahn zwischen Caldero und Copiapo war von
den Rebellen besetzt worden. Auch Coquimbo befand sich noch in ihren
Händen. Jn Ovallo haben sich etwa 20 Einwohner mit Erfolg eines
Angriffes von Minenarbeitern erwehrt, welche in die Stadt eingedrungen
waren, um zu morden und zu plündern. Ein Theil derselben wurde
getödtet, der Rest entfloh. Jm Süden von Chili ist die Ruhe völlig her-
gestellt. Jn dem Treffen von Longomilla sollen 600 Jnsurgenten im
Flusse ihren Tod gefunden haben.     ( B. H. )

[Ende Spaltensatz]
* ) Uns dünkt, ein großer Nachtheil würde darin liegen, nicht bloß für
Hamburg und Bremen selbst, sondern für alle der Auswanderung zugewendeten
nationalen Bestrebungen, wenn die in den zwei Hauptauswanderungshäfen
Deutschlands erscheinenden Auswanderungszeitungen durch gegenseitige Eifer-
süchteleien nnd Verdächtigungen einen falschen und gehässigen Schein auf die
Thätigkeit und die Einrichtungen beider Häfen würfen. Wir haben deßhalb
mit Freuden die in Nr. 6 der „Hansa“ enthaltene offene und ehrliche Berichtigung
der in Nr. 2 desselben Blattes gebrachten irrthümlichen Nachricht aus Bremer-
haven
begrüßt, erkennnen in Folge davon gern den nur bedingungsweise
gemachten Vorwurf der Mißgunst gegen Bremen als ungegründet an und
werden um so zuversichtlicher unsere den deutschen Häfen, und nicht Bremen
allein gewidmeten Bestrebungen verfolgen, als uns die „Hansa“ die Aussicht
bietet, in ihr eine Bundesgenossin hierfür zu finden.     D. Red.
* ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen
Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort
vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten
Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen.     D. Red.
* ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen
Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort
vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten
Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen.     D. Red.
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[95/0003] 95 Derselbe kam zu dem Resultate, daß nach dem Urtheile der zuverlässigsten Beobachter die europäischen Auswanderer meistentheils in ihrem Vaterlande ebenso gut, wie in Nordamerika fortkommen würden, wenn sie hier diesel- ben Anstrengungen, denselben Fleiß und dieselbe Sparsamkeit aufwendeten, die sie dort aufwenden müssen, wenn sie nicht sicher verhungen wollen ) . Der Vorsitzende fügte dem Vortrage noch einige bestätigende Beispiele bei. Hiermit wurde die Sitzung geschlossen. Die Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands. Aus Süddeutschland, im März. Bereits haben unsere Auswandererzüge angefangen, sich in Bewe- gung zu setzen. Den längst bei den Auswanderungsagenten eingegange- nen Bestellungen gemäß wird dieses Jahr die Zahl der nach Nordamerika Auswandernden aus Württemberg, Baden, Hessendarmstadt und Rhein- baiern die aller früheren Jahre weitaus übersteigen. Ja man besorgt nicht ganz ohne Grund, daß in Folge der von Jahr zu Jahr sich stei- gernden Armenunterstützungspflicht, welche den Gemeinden auferlegt ist, und welche hauptsächlich den Bürger in mittleren Vermögensumständen am härtesten drückt, die Zahl der Auswanderungslustigen in einer Weise überhand nehmen werde, welche am Ende die Regierungen zu Maßregeln veranlassen dürfte, durch die die Auswanderung direkt und indirekt erschwert und derselben entgegen gewirkt werden soll. Denn sosehr bis zur Stunde den Regierungen der deutschen Kleinstaaten die Uebersiedlung der armen vermögens= und erwerbslosen Gemeindeangehörigen, sowie die der politisch Mißliebigen und Verdächtigen erwünscht ist, so übel wird das Auswandern der vermöglichen und politisch nicht compromittirten Bürger vermerkt, da man sich für die Länge nicht verbergen kann, welche bedeutende Geld= und Arbeitskräfte dadurch aus dem Lande gezogen werden. Wie wünschens- werth es sowohl für die Auswandernden selbst, als für die deutsche Rhederei sein muß, daß bei der für den Augenblick gesteigerten Anzahl der aus Süddeutschland Auswandernden und in solange als dieser zahlreichen Auswanderung keine Hindernisse bereitet werden, die Hauptmasse der Auswanderer die Route über die deutschen Häfen einschlage, ist bei der Lage der Sachen einleuchtend, und ebensosehr, wie viel mehr für diesen Zweck von der Bremer und Hamburger Rhederei geschehen könnte und sollte. Wir haben in Württemberg zahlreiche Agenturen, welche über alle Seehäfen nach Nordamerika spediren. Außer der Beförderungsanstalt des resignirten Notar Stähler in Heilbronn und der Hauptagentur der Gebr. Hübler in Stuttgart, welche nach allen Orten Amerikas jede Woche über Havre, Rotterdam, Bremen und Antwerpen spedirt, sind es hauptsächlich Stuttgardter Handlungshäuser, welche theils auf eigene Rechnung dieses Geschäft betreiben, theils als Agenten englischer, franzö- sischer und holländischer Häuser die Auswanderungscontrakte abschließen. Das Geschäft wird zwar mit aller Loyalität und mit anerkennenswerther Vollziehung aller Verbindlichkeiten der Programme, soweit diese von diesen Agenturen und Handlungshäusern abhängt, betrieben; allein ein- mal fehlt es an einer Agentur, welche ausschließlich und im Dienste der nationalen Zwecke selbst, sich die Auswanderung in der Richtung über Bremen und Hamburg angelegen sein ließe. Denn von dem nächst- liegenden blos kaufmännischen Gesichtspunkte aus wird in jeder Richtung, gleichviel ob über die deutschen oder die ausländischen Häfen, spedirt. Dann aber sind der Zeit noch diejenigen Einrichtungen mit den Agenturen nicht verbunden, welche ein wesentliches Erforderniß sind, um die Aus- wanderer mit allen denjenigen Verhaltungsmaßregeln, Anweisungen und Rathschlägen auf's genaueste bekannt zu machen, durch deren Befolgung dieselben nicht nur vor Betrug und Benachtheiligung aller Art am sichersten bewahrt, sondern auch in ihrem Fortkommen in Nordamerika soviel möglich gefördert würden. Wir rechnen dahin das Anerbieten der zweckmäßigsten Hülfsmittel zur Erleichterung des Erlernens der englischen Sprache, zur Bekanntschaft mit den nordamerikanischen Zuständen, die Fürsorge für gute Adressen zur Eröffnung von Arbeitsgelegenheit je nach den mancherlei Berufsarten, u. s. w. So wie die Verhältnisse vorliegen, dürfte es im namhaften Jnteresse der Bremer Rhederei liegen, ein den ausschließlich nationalen Gesichtspunkt festhaltendes Geschäft zur Beförderung der Aus- wanderer über Bremen in Württemberg ins Leben zu rufen, für dessen wohlthätige Wirksamkeit gerade jetzt sehr günstige Chancen vorhanden sind. Eine neue Verordnung gegen die Belästigung der in Bremen ankommenden Reisenden. * Den in jüngster Zeit Schlag auf Schlag sich folgenden Verordnun- gen im Jnteresse des Auswanderungswesens in Bremen haben wir die Anzeige einer neuen am 22. März erlassenen anzureihen. Ungeachtet der bereits im Herbst 1850 dawider erlassenen Bestimmungen wiederholten sich noch immer die argen Belästigungen der auf der Eisenbahn und den Dampfschiffen ankommenden Reisenden durch die auf dem Bahnhofe oder Landungsplatze postirten Wirthe, Kutscher oder deren Agenten Fortan ist denselben jede Art von Behelligung bis zur einfachen Anfrage hinab bei strenger Gefängniß= und Geldstrafe, und im Wiederholungsfalle bei Strafe der Entziehung der Concession verboten worden. Bei Strafe ist ferner auch jedes Ausbedingen einer Vergütung beim Zuweisen und Zuführen der Reisenden zu Handel= oder Gewerbetreibenden, um deren Geschäfte Abnehmer zu verschaffen, verboten worden. Der ankommende Auswanderer ist darum aber nicht rathlos, da natürlich die Beamte des Nachweisungsbureaus und andere, diesem geeignet scheinende Per- sonen zu seiner Berathung und Zurechtweisung gegenwärtig sind. Zugleich ist in der nämlichen Verordnung noch einmal auf das frühere Verbot der unerlaubten Zuweisung von Schiffspassagieren und desfallsigen Vergütungen aufmerksam gemacht worden. Zeitungsschau. Hamburg, 18. März. Es sind hier sehr trübe Nachrichten ein- gelaufen über das Schicksal der deutschen Legion in Brasilien. Desertionen sind in solcher Menge bei derselben vorgekommen, daß sie ihrer Auflösung nahe war. Wie es schon früher hier gerüchtsweise hieß, daß mehrere Officiere erschossen wurden, bestätigt sich. Der Oberstlieute- nant v. d. Heyde, in arge Differenzen mit dem brasilianischen Kriegs- ministerium gerathen, soll sich, um Schutz nachsuchend, an Bord eines britischen Kriegsschiffes auf der Rhede von Rio begeben haben. Ein ehe- maliger schleswig=holsteinscher Officier, welcher in Buenos Ayres eine Civil- anstellung gefunden, erhielt die obigen Nachrichten durch einige Deserteure der deutsch=brasilianischen Legion; es mag nun möglich sein, daß diese sich Uebertreibungen haben zu Schulden kommen lassen. Das Schreiben des erwähnten Officiers, worauf wir uns hier beziehen, datirt vom 2. Febr., also um einen Tag vor der blutigen Schlacht zwischen Rosas und Urquiza. Einem hiesigen Blatte zufolge wäre auch ein früherer Soldat der Hambur- ger Garnison, welcher brasilianische Dienste genommen, nach kriegsrechtlich erfolgtem Spruche erschossen worden. ( K. Z. ) Die unglücklichen Auswanderer, deren Zahl sich jeden Tag mehrt, gehen in vielen Fällen einer dunkeln und trostlosen Zukunft entgegen. Voll von diesem Gefühle sprang am 6. März ein solcher unglücklicher Mensch, aus der Gegend von Mainz gebürtig, verheirathet und Vater von zwei Kindern, bei Wesel über Bord des von Holland rheinaufwärts fahrenden Dampfschiffes, und obgleich ihm auf der Stelle zwei im Schwim- men sehr geübte Matrosen nachsprangen und ihn auch im Wasser auffan- den, so war der Unglückliche doch schon nach einigen Minuten ganz leblos, und es blieben die angewandten Belebungsversuche ohne allen Erfolg. Er war nach den Mittheilungen seiner Mitreisenden von Mainz bis Amsterdam gefahren, kehrte hier jedoch um, weil ihm sein Entschluß leid that und er wahrscheinlich keine hinlänglichen Mittel besaß, um die Kosten der Ueberfahrt zu bestreiten. ( K. Z. ) Am 10. März passirten abermals 706 Personen Mainz, welche aus Baden und Württemberg nach den Vereinigten Staaten von Amerika auswandern. Für den nächsten Monat werden wieder einige Hundert aus dem Großherzogthum Baden auf Staatskosten nach Amerika befördert werden. ( K. Z. ) Mit dem Dampfschiff „Eldorado“ waren aus Chagres Nachrichten aus San Francisco vom 21. Januar in Newyork eingegangen; dieselben hatten den 5000 Miles weiten Weg aus Californien, der bisher 30 Tage Zeit raubte, in 25 Tagen zurückgelegt. Sie lauten durchweg günstig. Die Witterung war gut, und sowohl die Goldgräber als die Landleute waren guten Muthes. Der lange anhaltende Regen und das Steigen der Gewässer hatte zwar die Minenarbeiten in dem Flußbette gestört; dagegen waren die Arbeiten auf den trocken gelegenen, höheren Gegenden um so ergiebiger gewesen. An der Westgrenze von Chihuaha und an der Ostgrenze von Sonora waren mehrere werthvolle Silberminen entdeckt worden. ( B.=H. ) Neworleans, 15. Febr. Die Schifffahrt auf dem Mississippi ist wieder in vollster Thätigkeit, und das Leben in unserm Hafen verspricht außergewöhnlich rege zu werden. Eine außerordentliche Menge deutscher Einwandererr ist hier schon eingetroffen und noch mehrere sind ange- sagt, welche sich stromaufwärts ansiedeln oder nach Texas gehen. – Nach dem in Jamaika erscheinenden „Daily Advertiser“ haben 500 ame- rikanische Rekruten, welche der „Falcon“ nach Chagres bringen sollte und in Kingston ausgesetzt hatte, dort durch Excesse die öffentliche Ruhe gestört, sind aber von den Engländern mit blutigen Köpfen zur Ruhe und an Bord des „Falcon“ gebracht worden. Der spanische Gouverneur wollte die Bande, meist Jrländer, anfangs nicht in Chagres landen lassen, gab es aber endlich zu; doch wurden alle Vorsichtsmaßregeln gebraucht, um Excessen vorzubeugen. – Der „Picayune“ bringt heute die Nachricht, Rosas sei von Urquiza geschlagen und völlig geworfen worden. Mit despotischer Strenge zwingt der Dictator alle Männer, selbst Fremde, sich in seine Reihen aufnehnen zu lassen. ( K. Z. ) Aus Copiapo in Chili sind in Newyork Nachrichten vom 30. Dec. eingegangen, denen zufolge am 26. December Copiapo von den Jnsur- genten überfallen, und die dortige Regierung gestürzt worden ist, ein Ereigniß, das mit Jllumnation und Freudenfeuer begangen wurde. Die im Bau begriffene Eisenbahn zwischen Caldero und Copiapo war von den Rebellen besetzt worden. Auch Coquimbo befand sich noch in ihren Händen. Jn Ovallo haben sich etwa 20 Einwohner mit Erfolg eines Angriffes von Minenarbeitern erwehrt, welche in die Stadt eingedrungen waren, um zu morden und zu plündern. Ein Theil derselben wurde getödtet, der Rest entfloh. Jm Süden von Chili ist die Ruhe völlig her- gestellt. Jn dem Treffen von Longomilla sollen 600 Jnsurgenten im Flusse ihren Tod gefunden haben. ( B. H. ) * ) Uns dünkt, ein großer Nachtheil würde darin liegen, nicht bloß für Hamburg und Bremen selbst, sondern für alle der Auswanderung zugewendeten nationalen Bestrebungen, wenn die in den zwei Hauptauswanderungshäfen Deutschlands erscheinenden Auswanderungszeitungen durch gegenseitige Eifer- süchteleien nnd Verdächtigungen einen falschen und gehässigen Schein auf die Thätigkeit und die Einrichtungen beider Häfen würfen. Wir haben deßhalb mit Freuden die in Nr. 6 der „Hansa“ enthaltene offene und ehrliche Berichtigung der in Nr. 2 desselben Blattes gebrachten irrthümlichen Nachricht aus Bremer- haven begrüßt, erkennnen in Folge davon gern den nur bedingungsweise gemachten Vorwurf der Mißgunst gegen Bremen als ungegründet an und werden um so zuversichtlicher unsere den deutschen Häfen, und nicht Bremen allein gewidmeten Bestrebungen verfolgen, als uns die „Hansa“ die Aussicht bietet, in ihr eine Bundesgenossin hierfür zu finden. D. Red. * ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen. D. Red. * ) Dieses Urtheil ist doch wohl nur auf die östlichen Küstenstaaten der großen Republik zu beziehen, da in den innern und westlichen Staaten sowohl der dort vielfach fühlbare Mangel an Arbeitskräften, wie die Menge noch uncultivirten Bodens dem allzuentschieden zu widersprechen scheinen. D. Red.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 24. Bremen, 23. März 1852, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung024_1852/3>, abgerufen am 21.11.2024.