Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] täglich größer, da ihre Anzahl täglich wuchs. Ließ man sie in
Jndian Point, so mußten sie, bis die Verhältnisse sich günstiger
gestalten würden, was voraussichtlich noch länger währen konnte,
auf Vereins Unkosten ernährt werden, wozu der Verein contract-
lich verpflichtet war. Noch kostspieliger aber war ihre Erhaltung
in Braunfels, wo auch die persönliche Ruhe des Generalcom-
missärs auf die bereits geschilderte Weise hätte gestört werden
können. Doch es mußte etwas geschehen, zum Mindesten den
Leuten Sand in die Augen gestreut werden.

Daher hatte Hr. v. M. bereits vor seiner Abreise in seine
Einsiedelei denjenigen Frachtwagen=Besitzern, die sich willig fanden,
den Transport der Emigranten und ihres Gepäckes für den, zu
jener Zeit allgemein gezahlten Preis von1 1 / 2 Doll. pro 100 P,
zu übernehmen, nur1 1 / 4 angeboten, und verbot später, sowohl
Hrn. v. Koll in Braunfels als Hrn. Müller in Jndian Point,
Fuhrleute zu einem höhern Preise zu engagiren. Eigene Wagen
und Zugvieh besaß der Verein längst nicht mehr; denn der Gene-
ralcommissär hielt es damals für zweckmäßiger, Frachtwagen zu
miethen, und verkaufte die schönen Vereinswagen und das Vieh
an vermögende Amerikaner gegen cash. Die Folge davon war,
daß vorläufig keine Wagen zu haben waren, die Emigranten
also in Jndian Point liegen bleiben mußten, hoffend, der Verein
würde Alles aufbieten, sie möglichst bald in das ihnen versprochene
Eldorado zu bringen, und sie vor den gefährlichen Gaunern und
Speculanten schützen, durch deren Kniffe und Vorspiegelungen
schon so viele Tausende von Emigranten um Geld, Zeit und Ge-
sundheit gekommen. Es vergingen darüber einige Monate, der
größere Theil des Winters war verstrichen, die Farmer, d. h. die
gewöhnlichen und einzigen Fuhrleute, deren sich der Verein be-
dienen konnte, bedurften ihres Viehes nun selbst zur Bestellung
ihres Ackers, und verlangten nun, wenn sie sich wirklich dazu
verstanden, bereits einen höhern, wenn auch nicht unangemessenen
Preis. Doch H. v. M's. Sparsamkeitssystem und Gewissen-
haftigkeit
duldete nicht, darauf einzugehen, und ließ die Emi-
granten in Jndian Point in ihren nothdürftigen Zelten und feuch-
ten Erdhütten. Die Witterung dieses Winters zeigte sich einem
solchen Leben bald nicht günstig; ungewöhnliche, von den heftigsten
Nordwinden herbeigeführte Kälte, abwechselnd mit den tropischen
Gewitterregen, wozu das schlechte Wasser der niedrigen Seeküste
als drittes Moment trat, legten jetzt schon den Grund zu den
allgemeinen Krankheitszustand und der Sterblichkeit in den Som-
mermonaten. Der Weg zwischen Jndian Point und Braunfels,
der bisher noch erträglich und passirbar war, wurde jetzt an ein-
zelnen Stellen zu einem unergründlichen Sumpf, die unbedeuten-
den Bäche schwollen zu Strömen an, die bei dem Mangel an
Brücken auf kürzere oder längere Zeit unübersteigliche Hindernisse
darboten. Auch diese ungünstige Witterung trieb den Frachtlohn
in die Höhe. Hr. v. M., der übrigens nur wenig, und dann
nichts Erfreuliches oder auch nur Tröstliches von sich hören ließ,
wollte sich mit der Natur in keinen Kampf einlassen, und entschloß
sich, diese widerwärttge Zeit vorübergehen zu lassen und bessere
Conjuncturen abzuwarten. Um jedoch seinen guten Willen an
den Tag zu legen, nahm er seine Zuflucht abermals zu Sand
( dessen Werth er in Berlin kennen zu lernen Gelegenheit genug
gehabt haben mag ) und schloß mit einem Kaufmann in Houston
einen Vertrag ab, wonach der letztere sich anheischig machte, sämmt-
liche Emigranten von Jndian Point nach der Kolonie Friedrichs-
burg für den Preis von2 1 / 4 D. zu befördern. So äußerst günstig
für den Verein dieser Contract zu sein schien, und so viel damit
geprahlt wurde, so unbedeutend zeigte er sich nach Verlauf kurzer
Zeit, denn jener Kaufmann sah bald die Unmöglichkeit des Un-
ternehmens ein, und zahlte das ausbedungene Reugeld. Der
durch diesen Vertrag für den Verein entsprungene Vortheil beschränkt
[Spaltenumbruch] sich auf den Gewinn von 1 -- 2000 D. und den Ruf eines smart
man
, den der Generalcommissär davontrug. Zu gleicher Zeit
machte letzterer die Agenten in Braunfels und Jndian Point
durch widersprechende Anordnungen verwirrt, und hinderte ihre
Thätigkeit; dem einen wurde die Beförderung der Emigranten
befohlen, dem andern streng untersagt.

Der Einfluß, den der Aufenthalt von 3000 nicht acclima-
tisirten Menschen, die zum größten Theil den untern Ständen
angehörten, -- an der, an sich ungesunden, niedrigen Seeküste,
auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum in erbärmlichen Hütten
und Zelten, bei schlechter Witterung, zeitweise auch schlechter
Nahrung und gänzlich ohne Beschäftigung, auf den Gesundheits-
zustand und nach und nach auf die Moralität derselben haben
mußte, wurde bald sichtbar. Kranke und Sterbende, Verzwei-
felnde, Trunkene, Betrüger und Betrogene uildeten den größten
Theil der Bevölkerung der improvisirten Hafenstadt. Wessen
Mittel es erlaubten, der suchte sich auf eigne Rechnung, wenn
auch mit bedeutenden Opfern fortzuschaffen, wozu ihm jedoch von
Seiten des Vereins nicht einmal hülfreiche Hand gereicht wurde.
Das Frühjahr war indessen herangekommen, die Wege wurden
allmählich wieder fahrbar, und die von Hrn. v. M. abgewartete
Zeit wäre dagewesen, doch zum Unglück seiner Schutzbefohlenen
brach der Krieg der Ver. St. mit Meriko aus. Da dieser Theil
der teranischen Küste Mexiko zunächst gelegen, und allein von
hieraus die amerikanische Armee mit Provisionen versorgt werden
konnte, requirirte das Gouvernement alle disponibeln Wagen zu
jedem Preise, und machte es nun wirklich der Vereinsverwaltung
unmöglich, die Ansiedler von der gefährlichen Küste zu entfernen.
Leider zeichnete sich der darauf folgende Sommer in ganz Texas
durch Krankheit und Sterblichkeit aus, die, bei den bereits ge-
schilderten Umständen in Jndian Point, den fruchtbarsten Boden
fanden. Zudem war von Seiten des Vereins weder für Arzt
noch Apotheke gesorgt; Fieber, Ruhr, Wassersucht und andere
Krankheiten rafften an diesem Platze, sowie auf dem ganzen Wege
nach Braunfels, wohin ein großer Theil der Verlassenen auf-
brach, um dem Elend, daß sie täglich vor Augen sahen, zu ent-
gehen, viele Hunderte weg. Ganze Familien starben aus; der
ganze Weg von der Küste nach der Kolonie war bezeichnet durch
Gräber, durch schleichende Gestalten, die Gespenstern ähnlicher
waren als Menschen, ohne Rath und Hülfe, selbst ohne Lebens-
mittel in dem fremden Lande umherirrend, dem Verein und seinem
Stellvertreter fluchten. Selbst in den sogenannten Dörfern Vi-
ctoria und Gonzales, und endlich in Braunfels fanden die neuen
Emigranten wenig Hülfe und Trost. Um namentlich von dem
damaligen Zustande von New = Braunfels, dem Sitze der Ver-
waltung, zu sprechen, so war für die Verpflegung der neuen
Emigranten, die meist in dem kläglichsten Zustande ankamen, wenig
oder gar nicht gesorgt. Zwei Aerzte übernahmen zwar die Be-
handlung der Kranken; Mangel an den nöthigsten Medicamenten
jedoch, an Obdach gegen Wind und Wetter und zweckmäßigen
Lebensmitteln, machten ihre Bemühungen zum großen Theil ver-
geblich. Daß dieser traurige Zustand, die große Zahl der Krank-
heits = und Sterbefälle, weniger dem Klima als dem durch den
Verein gewährten Schutze zuzumessen ist, scheint ziemlich klar
daraus hervorzugehen, daß von den in New=Braunfels Ansässi-
gen und nicht mehr auf Schutz Berechtigten eine verhältnißmäßig
sehr kleine Zahl erkrankt und noch weniger gestorben ist. Unter-
dessen war die zweite Kolonie Friedrichsburg begründet worden,
und wer von den neuen Emigranten noch Ansprüche und Unter-
stützung von Seiten des Vereins machen wollte, mußte es sich
gefallen lassen, daß er dahin gebracht wurde, obgleich nur die
betrübendsten Nachrichten von da einliefen. Dieselben Krankheiten
herrschten dort wie an den andern Plätzen, Arzt und Apotheker

[Spaltenumbruch] täglich größer, da ihre Anzahl täglich wuchs. Ließ man sie in
Jndian Point, so mußten sie, bis die Verhältnisse sich günstiger
gestalten würden, was voraussichtlich noch länger währen konnte,
auf Vereins Unkosten ernährt werden, wozu der Verein contract-
lich verpflichtet war. Noch kostspieliger aber war ihre Erhaltung
in Braunfels, wo auch die persönliche Ruhe des Generalcom-
missärs auf die bereits geschilderte Weise hätte gestört werden
können. Doch es mußte etwas geschehen, zum Mindesten den
Leuten Sand in die Augen gestreut werden.

Daher hatte Hr. v. M. bereits vor seiner Abreise in seine
Einsiedelei denjenigen Frachtwagen=Besitzern, die sich willig fanden,
den Transport der Emigranten und ihres Gepäckes für den, zu
jener Zeit allgemein gezahlten Preis von1 1 / 2 Doll. pro 100 P,
zu übernehmen, nur1 1 / 4 angeboten, und verbot später, sowohl
Hrn. v. Koll in Braunfels als Hrn. Müller in Jndian Point,
Fuhrleute zu einem höhern Preise zu engagiren. Eigene Wagen
und Zugvieh besaß der Verein längst nicht mehr; denn der Gene-
ralcommissär hielt es damals für zweckmäßiger, Frachtwagen zu
miethen, und verkaufte die schönen Vereinswagen und das Vieh
an vermögende Amerikaner gegen cash. Die Folge davon war,
daß vorläufig keine Wagen zu haben waren, die Emigranten
also in Jndian Point liegen bleiben mußten, hoffend, der Verein
würde Alles aufbieten, sie möglichst bald in das ihnen versprochene
Eldorado zu bringen, und sie vor den gefährlichen Gaunern und
Speculanten schützen, durch deren Kniffe und Vorspiegelungen
schon so viele Tausende von Emigranten um Geld, Zeit und Ge-
sundheit gekommen. Es vergingen darüber einige Monate, der
größere Theil des Winters war verstrichen, die Farmer, d. h. die
gewöhnlichen und einzigen Fuhrleute, deren sich der Verein be-
dienen konnte, bedurften ihres Viehes nun selbst zur Bestellung
ihres Ackers, und verlangten nun, wenn sie sich wirklich dazu
verstanden, bereits einen höhern, wenn auch nicht unangemessenen
Preis. Doch H. v. M's. Sparsamkeitssystem und Gewissen-
haftigkeit
duldete nicht, darauf einzugehen, und ließ die Emi-
granten in Jndian Point in ihren nothdürftigen Zelten und feuch-
ten Erdhütten. Die Witterung dieses Winters zeigte sich einem
solchen Leben bald nicht günstig; ungewöhnliche, von den heftigsten
Nordwinden herbeigeführte Kälte, abwechselnd mit den tropischen
Gewitterregen, wozu das schlechte Wasser der niedrigen Seeküste
als drittes Moment trat, legten jetzt schon den Grund zu den
allgemeinen Krankheitszustand und der Sterblichkeit in den Som-
mermonaten. Der Weg zwischen Jndian Point und Braunfels,
der bisher noch erträglich und passirbar war, wurde jetzt an ein-
zelnen Stellen zu einem unergründlichen Sumpf, die unbedeuten-
den Bäche schwollen zu Strömen an, die bei dem Mangel an
Brücken auf kürzere oder längere Zeit unübersteigliche Hindernisse
darboten. Auch diese ungünstige Witterung trieb den Frachtlohn
in die Höhe. Hr. v. M., der übrigens nur wenig, und dann
nichts Erfreuliches oder auch nur Tröstliches von sich hören ließ,
wollte sich mit der Natur in keinen Kampf einlassen, und entschloß
sich, diese widerwärttge Zeit vorübergehen zu lassen und bessere
Conjuncturen abzuwarten. Um jedoch seinen guten Willen an
den Tag zu legen, nahm er seine Zuflucht abermals zu Sand
( dessen Werth er in Berlin kennen zu lernen Gelegenheit genug
gehabt haben mag ) und schloß mit einem Kaufmann in Houston
einen Vertrag ab, wonach der letztere sich anheischig machte, sämmt-
liche Emigranten von Jndian Point nach der Kolonie Friedrichs-
burg für den Preis von2 1 / 4 D. zu befördern. So äußerst günstig
für den Verein dieser Contract zu sein schien, und so viel damit
geprahlt wurde, so unbedeutend zeigte er sich nach Verlauf kurzer
Zeit, denn jener Kaufmann sah bald die Unmöglichkeit des Un-
ternehmens ein, und zahlte das ausbedungene Reugeld. Der
durch diesen Vertrag für den Verein entsprungene Vortheil beschränkt
[Spaltenumbruch] sich auf den Gewinn von 1 -- 2000 D. und den Ruf eines smart
man
, den der Generalcommissär davontrug. Zu gleicher Zeit
machte letzterer die Agenten in Braunfels und Jndian Point
durch widersprechende Anordnungen verwirrt, und hinderte ihre
Thätigkeit; dem einen wurde die Beförderung der Emigranten
befohlen, dem andern streng untersagt.

Der Einfluß, den der Aufenthalt von 3000 nicht acclima-
tisirten Menschen, die zum größten Theil den untern Ständen
angehörten, -- an der, an sich ungesunden, niedrigen Seeküste,
auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum in erbärmlichen Hütten
und Zelten, bei schlechter Witterung, zeitweise auch schlechter
Nahrung und gänzlich ohne Beschäftigung, auf den Gesundheits-
zustand und nach und nach auf die Moralität derselben haben
mußte, wurde bald sichtbar. Kranke und Sterbende, Verzwei-
felnde, Trunkene, Betrüger und Betrogene uildeten den größten
Theil der Bevölkerung der improvisirten Hafenstadt. Wessen
Mittel es erlaubten, der suchte sich auf eigne Rechnung, wenn
auch mit bedeutenden Opfern fortzuschaffen, wozu ihm jedoch von
Seiten des Vereins nicht einmal hülfreiche Hand gereicht wurde.
Das Frühjahr war indessen herangekommen, die Wege wurden
allmählich wieder fahrbar, und die von Hrn. v. M. abgewartete
Zeit wäre dagewesen, doch zum Unglück seiner Schutzbefohlenen
brach der Krieg der Ver. St. mit Meriko aus. Da dieser Theil
der teranischen Küste Mexiko zunächst gelegen, und allein von
hieraus die amerikanische Armee mit Provisionen versorgt werden
konnte, requirirte das Gouvernement alle disponibeln Wagen zu
jedem Preise, und machte es nun wirklich der Vereinsverwaltung
unmöglich, die Ansiedler von der gefährlichen Küste zu entfernen.
Leider zeichnete sich der darauf folgende Sommer in ganz Texas
durch Krankheit und Sterblichkeit aus, die, bei den bereits ge-
schilderten Umständen in Jndian Point, den fruchtbarsten Boden
fanden. Zudem war von Seiten des Vereins weder für Arzt
noch Apotheke gesorgt; Fieber, Ruhr, Wassersucht und andere
Krankheiten rafften an diesem Platze, sowie auf dem ganzen Wege
nach Braunfels, wohin ein großer Theil der Verlassenen auf-
brach, um dem Elend, daß sie täglich vor Augen sahen, zu ent-
gehen, viele Hunderte weg. Ganze Familien starben aus; der
ganze Weg von der Küste nach der Kolonie war bezeichnet durch
Gräber, durch schleichende Gestalten, die Gespenstern ähnlicher
waren als Menschen, ohne Rath und Hülfe, selbst ohne Lebens-
mittel in dem fremden Lande umherirrend, dem Verein und seinem
Stellvertreter fluchten. Selbst in den sogenannten Dörfern Vi-
ctoria und Gonzales, und endlich in Braunfels fanden die neuen
Emigranten wenig Hülfe und Trost. Um namentlich von dem
damaligen Zustande von New = Braunfels, dem Sitze der Ver-
waltung, zu sprechen, so war für die Verpflegung der neuen
Emigranten, die meist in dem kläglichsten Zustande ankamen, wenig
oder gar nicht gesorgt. Zwei Aerzte übernahmen zwar die Be-
handlung der Kranken; Mangel an den nöthigsten Medicamenten
jedoch, an Obdach gegen Wind und Wetter und zweckmäßigen
Lebensmitteln, machten ihre Bemühungen zum großen Theil ver-
geblich. Daß dieser traurige Zustand, die große Zahl der Krank-
heits = und Sterbefälle, weniger dem Klima als dem durch den
Verein gewährten Schutze zuzumessen ist, scheint ziemlich klar
daraus hervorzugehen, daß von den in New=Braunfels Ansässi-
gen und nicht mehr auf Schutz Berechtigten eine verhältnißmäßig
sehr kleine Zahl erkrankt und noch weniger gestorben ist. Unter-
dessen war die zweite Kolonie Friedrichsburg begründet worden,
und wer von den neuen Emigranten noch Ansprüche und Unter-
stützung von Seiten des Vereins machen wollte, mußte es sich
gefallen lassen, daß er dahin gebracht wurde, obgleich nur die
betrübendsten Nachrichten von da einliefen. Dieselben Krankheiten
herrschten dort wie an den andern Plätzen, Arzt und Apotheker

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0004" n="330"/><cb/>
täglich größer, da ihre Anzahl täglich wuchs. Ließ man sie in<lb/>
Jndian Point, so mußten sie, bis die Verhältnisse sich günstiger<lb/>
gestalten würden, was voraussichtlich noch länger währen konnte,<lb/>
auf Vereins Unkosten ernährt werden, wozu der Verein contract-<lb/>
lich verpflichtet war. Noch kostspieliger aber war ihre Erhaltung<lb/>
in Braunfels, wo auch die persönliche Ruhe des Generalcom-<lb/>
missärs auf die bereits geschilderte Weise hätte gestört werden<lb/>
können. Doch es mußte etwas geschehen, zum Mindesten den<lb/>
Leuten Sand in die Augen gestreut werden.</p><lb/>
        <p>Daher hatte Hr. v. M. bereits vor seiner Abreise in seine<lb/>
Einsiedelei denjenigen Frachtwagen=Besitzern, die sich willig fanden,<lb/>
den Transport der Emigranten und ihres Gepäckes für den, zu<lb/>
jener Zeit allgemein gezahlten Preis von1 1 / 2 Doll. pro 100 <abbr>P</abbr>,<lb/>
zu übernehmen, nur1 1 / 4 angeboten, und verbot später, sowohl<lb/>
Hrn. v. Koll in Braunfels als Hrn. Müller in Jndian Point,<lb/>
Fuhrleute zu einem höhern Preise zu engagiren. Eigene Wagen<lb/>
und Zugvieh besaß der Verein längst nicht mehr; denn der Gene-<lb/>
ralcommissär hielt es damals für zweckmäßiger, Frachtwagen zu<lb/>
miethen, und verkaufte die schönen Vereinswagen und das Vieh<lb/>
an vermögende Amerikaner gegen <hi rendition="#aq">cash</hi>. Die Folge davon war,<lb/>
daß vorläufig keine Wagen zu haben waren, die Emigranten<lb/>
also in Jndian Point liegen bleiben mußten, hoffend, der Verein<lb/>
würde Alles aufbieten, sie möglichst bald in das ihnen versprochene<lb/>
Eldorado zu bringen, und sie vor den gefährlichen Gaunern und<lb/>
Speculanten schützen, durch deren Kniffe und Vorspiegelungen<lb/>
schon so viele Tausende von Emigranten um Geld, Zeit und Ge-<lb/>
sundheit gekommen. Es vergingen darüber einige Monate, der<lb/>
größere Theil des Winters war verstrichen, die Farmer, d. h. die<lb/>
gewöhnlichen und einzigen Fuhrleute, deren sich der Verein be-<lb/>
dienen konnte, bedurften ihres Viehes nun selbst zur Bestellung<lb/>
ihres Ackers, und verlangten nun, wenn sie sich wirklich dazu<lb/>
verstanden, bereits einen höhern, wenn auch nicht unangemessenen<lb/>
Preis. Doch H. v. M's. Sparsamkeitssystem und <hi rendition="#g">Gewissen-<lb/>
haftigkeit </hi> duldete nicht, darauf einzugehen, und ließ die Emi-<lb/>
granten in Jndian Point in ihren nothdürftigen Zelten und feuch-<lb/>
ten Erdhütten. Die Witterung dieses Winters zeigte sich einem<lb/>
solchen Leben bald nicht günstig; ungewöhnliche, von den heftigsten<lb/>
Nordwinden herbeigeführte Kälte, abwechselnd mit den tropischen<lb/>
Gewitterregen, wozu das schlechte Wasser der niedrigen Seeküste<lb/>
als drittes Moment trat, legten jetzt schon den Grund zu den<lb/>
allgemeinen Krankheitszustand und der Sterblichkeit in den Som-<lb/>
mermonaten. Der Weg zwischen Jndian Point und Braunfels,<lb/>
der bisher noch erträglich und passirbar war, wurde jetzt an ein-<lb/>
zelnen Stellen zu einem unergründlichen Sumpf, die unbedeuten-<lb/>
den Bäche schwollen zu Strömen an, die bei dem Mangel an<lb/>
Brücken auf kürzere oder längere Zeit unübersteigliche Hindernisse<lb/>
darboten. Auch diese ungünstige Witterung trieb den Frachtlohn<lb/>
in die Höhe. Hr. v. M., der übrigens nur wenig, und dann<lb/>
nichts Erfreuliches oder auch nur Tröstliches von sich hören ließ,<lb/>
wollte sich mit der Natur in keinen Kampf einlassen, und entschloß<lb/>
sich, diese widerwärttge Zeit vorübergehen zu lassen und bessere<lb/>
Conjuncturen abzuwarten. Um jedoch seinen guten Willen an<lb/>
den Tag zu legen, nahm er seine Zuflucht abermals zu Sand<lb/>
( dessen Werth er in Berlin kennen zu lernen Gelegenheit genug<lb/>
gehabt haben mag ) und schloß mit einem Kaufmann in Houston<lb/>
einen Vertrag ab, wonach der letztere sich anheischig machte, sämmt-<lb/>
liche Emigranten von Jndian Point nach der Kolonie Friedrichs-<lb/>
burg für den Preis von2 1 / 4 D. zu befördern. So äußerst günstig<lb/>
für den Verein dieser Contract zu sein schien, und so viel damit<lb/>
geprahlt wurde, so unbedeutend zeigte er sich nach Verlauf kurzer<lb/>
Zeit, denn jener Kaufmann sah bald die Unmöglichkeit des Un-<lb/>
ternehmens ein, und zahlte das ausbedungene Reugeld. Der<lb/>
durch diesen Vertrag für den Verein entsprungene Vortheil beschränkt<lb/><cb/>
sich auf den Gewinn von 1 -- 2000 D. und den Ruf eines <hi rendition="#aq">smart<lb/>
man</hi>, den der Generalcommissär davontrug. Zu gleicher Zeit<lb/>
machte letzterer die Agenten in Braunfels und Jndian Point<lb/>
durch widersprechende Anordnungen verwirrt, und hinderte ihre<lb/>
Thätigkeit; dem einen wurde die Beförderung der Emigranten<lb/>
befohlen, dem andern streng untersagt.</p><lb/>
        <p>Der Einfluß, den der Aufenthalt von 3000 nicht acclima-<lb/>
tisirten Menschen, die zum größten Theil den untern Ständen<lb/>
angehörten, -- an der, an sich ungesunden, niedrigen Seeküste,<lb/>
auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum in erbärmlichen Hütten<lb/>
und Zelten, bei schlechter Witterung, zeitweise auch schlechter<lb/>
Nahrung und gänzlich ohne Beschäftigung, auf den Gesundheits-<lb/>
zustand und nach und nach auf die Moralität derselben haben<lb/>
mußte, wurde bald sichtbar. Kranke und Sterbende, Verzwei-<lb/>
felnde, Trunkene, Betrüger und Betrogene uildeten den größten<lb/>
Theil der Bevölkerung der improvisirten Hafenstadt. Wessen<lb/>
Mittel es erlaubten, der suchte sich auf eigne Rechnung, wenn<lb/>
auch mit bedeutenden Opfern fortzuschaffen, wozu ihm jedoch von<lb/>
Seiten des Vereins nicht einmal hülfreiche Hand gereicht wurde.<lb/>
Das Frühjahr war indessen herangekommen, die Wege wurden<lb/>
allmählich wieder fahrbar, und die von Hrn. v. M. abgewartete<lb/>
Zeit wäre dagewesen, doch zum Unglück seiner Schutzbefohlenen<lb/>
brach der Krieg der Ver. St. mit Meriko aus. Da dieser Theil<lb/>
der teranischen Küste Mexiko zunächst gelegen, und allein von<lb/>
hieraus die amerikanische Armee mit Provisionen versorgt werden<lb/>
konnte, requirirte das Gouvernement alle disponibeln Wagen zu<lb/>
jedem Preise, und machte es nun wirklich der Vereinsverwaltung<lb/>
unmöglich, die Ansiedler von der gefährlichen Küste zu entfernen.<lb/>
Leider zeichnete sich der darauf folgende Sommer in ganz Texas<lb/>
durch Krankheit und Sterblichkeit aus, die, bei den bereits ge-<lb/>
schilderten Umständen in Jndian Point, den fruchtbarsten Boden<lb/>
fanden. Zudem war von Seiten des Vereins weder für Arzt<lb/>
noch Apotheke gesorgt; Fieber, Ruhr, Wassersucht und andere<lb/>
Krankheiten rafften an diesem Platze, sowie auf dem ganzen Wege<lb/>
nach Braunfels, wohin ein großer Theil der Verlassenen auf-<lb/>
brach, um dem Elend, daß sie täglich vor Augen sahen, zu ent-<lb/>
gehen, viele Hunderte weg. Ganze Familien starben aus; der<lb/>
ganze Weg von der Küste nach der Kolonie war bezeichnet durch<lb/>
Gräber, durch schleichende Gestalten, die Gespenstern ähnlicher<lb/>
waren als Menschen, ohne Rath und Hülfe, selbst ohne Lebens-<lb/>
mittel in dem fremden Lande umherirrend, dem Verein und seinem<lb/>
Stellvertreter fluchten. Selbst in den sogenannten Dörfern Vi-<lb/>
ctoria und Gonzales, und endlich in Braunfels fanden die neuen<lb/>
Emigranten wenig Hülfe und Trost. Um namentlich von dem<lb/>
damaligen Zustande von New = Braunfels, dem Sitze der Ver-<lb/>
waltung, zu sprechen, so war für die Verpflegung der neuen<lb/>
Emigranten, die meist in dem kläglichsten Zustande ankamen, wenig<lb/>
oder gar nicht gesorgt. Zwei Aerzte übernahmen zwar die Be-<lb/>
handlung der Kranken; Mangel an den nöthigsten Medicamenten<lb/>
jedoch, an Obdach gegen Wind und Wetter und zweckmäßigen<lb/>
Lebensmitteln, machten ihre Bemühungen zum großen Theil ver-<lb/>
geblich. Daß dieser traurige Zustand, die große Zahl der Krank-<lb/>
heits = und Sterbefälle, weniger dem Klima als dem durch den<lb/>
Verein gewährten Schutze zuzumessen ist, scheint ziemlich klar<lb/>
daraus hervorzugehen, daß von den in New=Braunfels Ansässi-<lb/>
gen und nicht mehr auf Schutz Berechtigten eine verhältnißmäßig<lb/>
sehr kleine Zahl erkrankt und noch weniger gestorben ist. Unter-<lb/>
dessen war die zweite Kolonie Friedrichsburg begründet worden,<lb/>
und wer von den neuen Emigranten noch Ansprüche und Unter-<lb/>
stützung von Seiten des Vereins machen wollte, mußte es sich<lb/>
gefallen lassen, daß er dahin gebracht wurde, obgleich nur die<lb/>
betrübendsten Nachrichten von da einliefen. Dieselben Krankheiten<lb/>
herrschten dort wie an den andern Plätzen, Arzt und Apotheker<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0004] täglich größer, da ihre Anzahl täglich wuchs. Ließ man sie in Jndian Point, so mußten sie, bis die Verhältnisse sich günstiger gestalten würden, was voraussichtlich noch länger währen konnte, auf Vereins Unkosten ernährt werden, wozu der Verein contract- lich verpflichtet war. Noch kostspieliger aber war ihre Erhaltung in Braunfels, wo auch die persönliche Ruhe des Generalcom- missärs auf die bereits geschilderte Weise hätte gestört werden können. Doch es mußte etwas geschehen, zum Mindesten den Leuten Sand in die Augen gestreut werden. Daher hatte Hr. v. M. bereits vor seiner Abreise in seine Einsiedelei denjenigen Frachtwagen=Besitzern, die sich willig fanden, den Transport der Emigranten und ihres Gepäckes für den, zu jener Zeit allgemein gezahlten Preis von1 1 / 2 Doll. pro 100 P, zu übernehmen, nur1 1 / 4 angeboten, und verbot später, sowohl Hrn. v. Koll in Braunfels als Hrn. Müller in Jndian Point, Fuhrleute zu einem höhern Preise zu engagiren. Eigene Wagen und Zugvieh besaß der Verein längst nicht mehr; denn der Gene- ralcommissär hielt es damals für zweckmäßiger, Frachtwagen zu miethen, und verkaufte die schönen Vereinswagen und das Vieh an vermögende Amerikaner gegen cash. Die Folge davon war, daß vorläufig keine Wagen zu haben waren, die Emigranten also in Jndian Point liegen bleiben mußten, hoffend, der Verein würde Alles aufbieten, sie möglichst bald in das ihnen versprochene Eldorado zu bringen, und sie vor den gefährlichen Gaunern und Speculanten schützen, durch deren Kniffe und Vorspiegelungen schon so viele Tausende von Emigranten um Geld, Zeit und Ge- sundheit gekommen. Es vergingen darüber einige Monate, der größere Theil des Winters war verstrichen, die Farmer, d. h. die gewöhnlichen und einzigen Fuhrleute, deren sich der Verein be- dienen konnte, bedurften ihres Viehes nun selbst zur Bestellung ihres Ackers, und verlangten nun, wenn sie sich wirklich dazu verstanden, bereits einen höhern, wenn auch nicht unangemessenen Preis. Doch H. v. M's. Sparsamkeitssystem und Gewissen- haftigkeit duldete nicht, darauf einzugehen, und ließ die Emi- granten in Jndian Point in ihren nothdürftigen Zelten und feuch- ten Erdhütten. Die Witterung dieses Winters zeigte sich einem solchen Leben bald nicht günstig; ungewöhnliche, von den heftigsten Nordwinden herbeigeführte Kälte, abwechselnd mit den tropischen Gewitterregen, wozu das schlechte Wasser der niedrigen Seeküste als drittes Moment trat, legten jetzt schon den Grund zu den allgemeinen Krankheitszustand und der Sterblichkeit in den Som- mermonaten. Der Weg zwischen Jndian Point und Braunfels, der bisher noch erträglich und passirbar war, wurde jetzt an ein- zelnen Stellen zu einem unergründlichen Sumpf, die unbedeuten- den Bäche schwollen zu Strömen an, die bei dem Mangel an Brücken auf kürzere oder längere Zeit unübersteigliche Hindernisse darboten. Auch diese ungünstige Witterung trieb den Frachtlohn in die Höhe. Hr. v. M., der übrigens nur wenig, und dann nichts Erfreuliches oder auch nur Tröstliches von sich hören ließ, wollte sich mit der Natur in keinen Kampf einlassen, und entschloß sich, diese widerwärttge Zeit vorübergehen zu lassen und bessere Conjuncturen abzuwarten. Um jedoch seinen guten Willen an den Tag zu legen, nahm er seine Zuflucht abermals zu Sand ( dessen Werth er in Berlin kennen zu lernen Gelegenheit genug gehabt haben mag ) und schloß mit einem Kaufmann in Houston einen Vertrag ab, wonach der letztere sich anheischig machte, sämmt- liche Emigranten von Jndian Point nach der Kolonie Friedrichs- burg für den Preis von2 1 / 4 D. zu befördern. So äußerst günstig für den Verein dieser Contract zu sein schien, und so viel damit geprahlt wurde, so unbedeutend zeigte er sich nach Verlauf kurzer Zeit, denn jener Kaufmann sah bald die Unmöglichkeit des Un- ternehmens ein, und zahlte das ausbedungene Reugeld. Der durch diesen Vertrag für den Verein entsprungene Vortheil beschränkt sich auf den Gewinn von 1 -- 2000 D. und den Ruf eines smart man, den der Generalcommissär davontrug. Zu gleicher Zeit machte letzterer die Agenten in Braunfels und Jndian Point durch widersprechende Anordnungen verwirrt, und hinderte ihre Thätigkeit; dem einen wurde die Beförderung der Emigranten befohlen, dem andern streng untersagt. Der Einfluß, den der Aufenthalt von 3000 nicht acclima- tisirten Menschen, die zum größten Theil den untern Ständen angehörten, -- an der, an sich ungesunden, niedrigen Seeküste, auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum in erbärmlichen Hütten und Zelten, bei schlechter Witterung, zeitweise auch schlechter Nahrung und gänzlich ohne Beschäftigung, auf den Gesundheits- zustand und nach und nach auf die Moralität derselben haben mußte, wurde bald sichtbar. Kranke und Sterbende, Verzwei- felnde, Trunkene, Betrüger und Betrogene uildeten den größten Theil der Bevölkerung der improvisirten Hafenstadt. Wessen Mittel es erlaubten, der suchte sich auf eigne Rechnung, wenn auch mit bedeutenden Opfern fortzuschaffen, wozu ihm jedoch von Seiten des Vereins nicht einmal hülfreiche Hand gereicht wurde. Das Frühjahr war indessen herangekommen, die Wege wurden allmählich wieder fahrbar, und die von Hrn. v. M. abgewartete Zeit wäre dagewesen, doch zum Unglück seiner Schutzbefohlenen brach der Krieg der Ver. St. mit Meriko aus. Da dieser Theil der teranischen Küste Mexiko zunächst gelegen, und allein von hieraus die amerikanische Armee mit Provisionen versorgt werden konnte, requirirte das Gouvernement alle disponibeln Wagen zu jedem Preise, und machte es nun wirklich der Vereinsverwaltung unmöglich, die Ansiedler von der gefährlichen Küste zu entfernen. Leider zeichnete sich der darauf folgende Sommer in ganz Texas durch Krankheit und Sterblichkeit aus, die, bei den bereits ge- schilderten Umständen in Jndian Point, den fruchtbarsten Boden fanden. Zudem war von Seiten des Vereins weder für Arzt noch Apotheke gesorgt; Fieber, Ruhr, Wassersucht und andere Krankheiten rafften an diesem Platze, sowie auf dem ganzen Wege nach Braunfels, wohin ein großer Theil der Verlassenen auf- brach, um dem Elend, daß sie täglich vor Augen sahen, zu ent- gehen, viele Hunderte weg. Ganze Familien starben aus; der ganze Weg von der Küste nach der Kolonie war bezeichnet durch Gräber, durch schleichende Gestalten, die Gespenstern ähnlicher waren als Menschen, ohne Rath und Hülfe, selbst ohne Lebens- mittel in dem fremden Lande umherirrend, dem Verein und seinem Stellvertreter fluchten. Selbst in den sogenannten Dörfern Vi- ctoria und Gonzales, und endlich in Braunfels fanden die neuen Emigranten wenig Hülfe und Trost. Um namentlich von dem damaligen Zustande von New = Braunfels, dem Sitze der Ver- waltung, zu sprechen, so war für die Verpflegung der neuen Emigranten, die meist in dem kläglichsten Zustande ankamen, wenig oder gar nicht gesorgt. Zwei Aerzte übernahmen zwar die Be- handlung der Kranken; Mangel an den nöthigsten Medicamenten jedoch, an Obdach gegen Wind und Wetter und zweckmäßigen Lebensmitteln, machten ihre Bemühungen zum großen Theil ver- geblich. Daß dieser traurige Zustand, die große Zahl der Krank- heits = und Sterbefälle, weniger dem Klima als dem durch den Verein gewährten Schutze zuzumessen ist, scheint ziemlich klar daraus hervorzugehen, daß von den in New=Braunfels Ansässi- gen und nicht mehr auf Schutz Berechtigten eine verhältnißmäßig sehr kleine Zahl erkrankt und noch weniger gestorben ist. Unter- dessen war die zweite Kolonie Friedrichsburg begründet worden, und wer von den neuen Emigranten noch Ansprüche und Unter- stützung von Seiten des Vereins machen wollte, mußte es sich gefallen lassen, daß er dahin gebracht wurde, obgleich nur die betrübendsten Nachrichten von da einliefen. Dieselben Krankheiten herrschten dort wie an den andern Plätzen, Arzt und Apotheker

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/4
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/4>, abgerufen am 22.11.2024.