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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 16. März 1847.

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[Spaltenumbruch] mittel als die Entfernung von der ungesunden Küste unmöglich
wurden, somit ungewohnte Nahrungsmittel, schlechtes Trinkwasser,
Mangel an Reinlichkeit, Wohnungen, die gegen derartig anhal-
tendes Regenwetter nicht hinlänglich schützen, Körperabspannung
nach der Seereise, Unthätigkeit und geistige Niedergeschlagenheit.
Ferner bei Vielen Neigung zum Trunk und Ansteckung durch Krank-
heiten, die erst durch das Zusammenleben so vieler Schwacher
einen so hohen Grad erreicht hatte.

Daß auch der Krieg gegen Meriko, die durchziehenden Trup-
pen eine Veranlassung zur Verbreitung von Krankheiten gegeben
haben, ist nicht zu bezweifeln. Das Klima in Teras ist mit
Ausnahme der Küste und der hie und da sumpfigen Flußniede-
rungen sehr gesund, und beziehe ich mich auf Hrn. v. Roß und
besonders meinen lieben Freund, Hrn. Dr. de Witt, der Jahre
lang dort lebte und in der Zeit Jemanden weder an Rheumatis-
mus leiden sah, noch Jemand husten oder räuspern hörte, der
von Lungenkrankheiten, die bei uns so Vielen den Tod geben,
keine Spur fand.

Viele Klagen, die aus Teras über den Verein hierher kom-
men, sind von Leuten, die nicht zum Verein gehören, und da
man in Teras keinen Adel kennt, so sieht man den Verein mit
großem Mißtrauen an, und bei der Bedeutung, die seine Kolonie
dort erreichen wird, mag manches Wort des Neides und der
Mißgunst mit unterlaufen; aber diese Mißgunst wird den Strom
der Deutschen nicht aufhalten, es wird Teras ein Land werden,
wo deutsche Sitte und Gewohnheiten, deutsche Sprache und Recht-
lichkeit ihren Sitz aufschlagen, wozu in der neuern Zeit schon da-
durch ein bedeutender Schritt geschehen ist, daß durch Beschluß
des Congresses das Vereinsgebiet zur County d. h. Provinz
erhoben und in Neubraunfels ein Gerichtshof eingesetzt worden
ist, der fast aus lauter Deutschen besteht und wo die
Verhandlungen in deutscher Sprache gepflogen werden.

( Das bis jetzt einzige Beispiel in den Vereinigten Staaten. )

Jch lasse die Namen der am 13. Juli 1846 Gewählten folgen,
da es Manchem von Jnteresse. Der Oberrichter: Dooley aus
Pennsilvanien, wo fast lauter Deutsche; Vormundschaftsrichter:
Ervendberg. Cantons = Commissaire: Klein, Kreuz aus
Röttgen bei Aachen, Sacherer und Bewenrott. Canton-
schreiber: Seubaug, pennsilvanischer Deutscher. Districtgerichts-
schreiber: Seele und Bracht aus Düsseldorf. Cheriff: Heinr.
Gervin
aus dem Arensbergischen. Friedensrichter: Lehrer Wen-
zel
und Rennert. Constabler: Mellmer und Luck. Land-
vermesser: Lieut. Willke aus Berlin. Leichenbeschauer: Dr. Remer.

So wäre denn der Anfang gemacht, die Deutschen in Nord-
amerika deutsch bleiben zu lassen. Möge es noch lange das Ziel
der unaufhaltsamen Auswanderung bleiben; mögen die dortigen
deutschen Brüder am Missisippi, Ohio, Missouri und Teras
sich vereinigen, und dem deutschen Element auch in Washington
die Geltung verschaffen, die ihm zukömmt; möge der Verein, dieses
Ziel im Auge, sich stets weiter ausdehnen und segensreiche Früchte
bringen auch für unser Vaterland!

[Spaltenumbruch]
Fragmente aus Briefen.
   
Lieber Schwager und Schwester!

Meinen Brief ab Houston, worin ich Euch unsere glückliche
Ankunft meldete, werdet Jhr über Saarbrücken richtig empfangen
haben. -- Wir reisten da von Houston mit einer größern Gesell-
schaft zu Pferde ins Jnnere des Landes ab, und erreichten am 3ten
Tage nach einem forcirten Marsch von 100 engl. Meilen die Farm
des Herrn Fertsch, bei welchem Franz und Hofmann zurückblieben.
weil Hofmann, des Reitens ungewohnt, nicht im Stande war, weiter
mitzureisen. Jch ging mit mehreren Deutschen über Lagrange auf
die deutsche Kolonie los, um eine gesunde schöne Gegend für uns
aufzusuchen. Wir kamen indessen nur 6 Meilen über den Colorado
bei Lagrange, weil wir hörten, daß die Gegend weiter gegen Westen
durch die berüchtigten Comanches-Jndianer ziemlich unsicher sei,
und wir zu Dritt nur mit einer Büchse waren. Die Gegend um Lagrange,
die Hauptstadt von Fayette County, gefiel uns sehr, weil da
Berge mit Thälern abwechseln, die Luft rein und gesund ist, und es
da auch gar keine oder doch nur wenige Musquitos gibt. Rohes
Land urbar zu machen fühlten wir uns nicht gewachsen, da es eine
schwere Aufgabe für den neuen Ankömmling ist; wir wollten deshalb
einige bereits eingerichtete Farmen kaufen; der Preis, den man dafür
forderte, ist in dieser Gegend schon 4 -- 5 Dollar der Acre, also
ziemlich hoch; der Deutsche ist indessen nur zum Anbau des Maiskorn
fähig; die Behandlung, welche Baumwolle, Zucker, Tabak ec., die
da herrlich gedeihen, erfordern, sind nur für Neger, die zwischen 5
bis 600 Dollars der Mann kosten. Mais wird deßhalb so viel erzeugt,
daß der Bushel für 2 -- 3 Picts == 37 -- 56 Xr. zu kaufen ist,
was nicht rentirte.

Nach 4 wöchentlichem Herumziehen, wobei uns die Karte, welche
dem in Bremen erschienenen "Auswanderer nach Teras" beigegeben ist,
gute Dienste leistete, fanden wir und hörten es auch von allen Deutschen,
die schon länger im Lande sind, bestätigt, daß der Farmer, wenn er
ohne Neger arbeitet, bei wenig Arbeit, wenn er seine Farm einmal
im Stande hat, sein reichliches Auskommen findet, was seinen Lebens-
unterhalt betrifft; aber baares Geld für seine Artikel zu machen ist
er nicht im Stande, weil dieses besonders im Jnnern des Landes,
wie überhaupt in jedem neuen Lande, noch fehlt; denn alle Arbeiten
werden größtentheils nur mit Vieh oder Producten bezahlt und selbst
die Kaufmannsgeschäfte größtentheils mit Tauschhandel betrieben. Um
vorwärts zu kommen, ist für jetzt in Teras allein durch Handel und
Tausch und zwar nur im Jnnern etwas zu machen. Der geringste
Gewinn bei den gangbarsten Artikeln, wie Whisky, Caffee, Zucker
und Tabak ist da noch 100%, gewöhnlich auch mehre Hundert; allein
man muß dann durchaus die Sprache und Gebräuche des Landes kennen.
Jch bin deshalb hierher gekommen, um mir zur Anlegung eines kleinen
Crorerie oder Store, auf deutsch Ladens, die nöthigen Waaren zu
holen, und in Lagrange ( Stadt mit 150 H. ) ein Geschäft zu beginnen.
Jch habe mir zu diesem Behufe einen Laden gemiethet, der 8 -- 10
Doll. des Monats Miethe kostet; kochen werde ich mir einstweilen
selbst, da ich mich vorerst nur an Caffee und Maisbrod, womit man
hier recht gut leben kann, halten werde. Jch beabsichtige hauptsächlich
Spirituosen flaschenweise und auch im Kleinen zu verkaufen, das zwar
beschwerlich ist, aber seine 4 -- 500% abwirft; dabei führe ich auch
die gangbarsten Crorerien, wie Caffee, Zucker, Gewürze, Seife und
Tabak, bereite Jngber = Bier, das da über alle Maßen stark getrunken
wird, wovon mich die Flasche1 1 / 2 bis 2 Cents kommt und die mit
10 1 / 2 -- 12 Cents bezahlt wird, mache meine Cigarren, täglich 1 - 300
Stück, selbst, wovon mich das Hundert auf ca. 20 Cents zu stehen
kommt, und die ich das Hundert mit 1 Dollar, im Kleinen 6 Stück
für 10 C. abgebe. Vorerst habe ich mir zugelegt: 1 Faß [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]Whisky
ca. 40 Gallonen haltend ( die Gallone gibt 5 Flaschen, die Flasche

[Spaltenumbruch] mittel als die Entfernung von der ungesunden Küste unmöglich
wurden, somit ungewohnte Nahrungsmittel, schlechtes Trinkwasser,
Mangel an Reinlichkeit, Wohnungen, die gegen derartig anhal-
tendes Regenwetter nicht hinlänglich schützen, Körperabspannung
nach der Seereise, Unthätigkeit und geistige Niedergeschlagenheit.
Ferner bei Vielen Neigung zum Trunk und Ansteckung durch Krank-
heiten, die erst durch das Zusammenleben so vieler Schwacher
einen so hohen Grad erreicht hatte.

Daß auch der Krieg gegen Meriko, die durchziehenden Trup-
pen eine Veranlassung zur Verbreitung von Krankheiten gegeben
haben, ist nicht zu bezweifeln. Das Klima in Teras ist mit
Ausnahme der Küste und der hie und da sumpfigen Flußniede-
rungen sehr gesund, und beziehe ich mich auf Hrn. v. Roß und
besonders meinen lieben Freund, Hrn. Dr. de Witt, der Jahre
lang dort lebte und in der Zeit Jemanden weder an Rheumatis-
mus leiden sah, noch Jemand husten oder räuspern hörte, der
von Lungenkrankheiten, die bei uns so Vielen den Tod geben,
keine Spur fand.

Viele Klagen, die aus Teras über den Verein hierher kom-
men, sind von Leuten, die nicht zum Verein gehören, und da
man in Teras keinen Adel kennt, so sieht man den Verein mit
großem Mißtrauen an, und bei der Bedeutung, die seine Kolonie
dort erreichen wird, mag manches Wort des Neides und der
Mißgunst mit unterlaufen; aber diese Mißgunst wird den Strom
der Deutschen nicht aufhalten, es wird Teras ein Land werden,
wo deutsche Sitte und Gewohnheiten, deutsche Sprache und Recht-
lichkeit ihren Sitz aufschlagen, wozu in der neuern Zeit schon da-
durch ein bedeutender Schritt geschehen ist, daß durch Beschluß
des Congresses das Vereinsgebiet zur County d. h. Provinz
erhoben und in Neubraunfels ein Gerichtshof eingesetzt worden
ist, der fast aus lauter Deutschen besteht und wo die
Verhandlungen in deutscher Sprache gepflogen werden.

( Das bis jetzt einzige Beispiel in den Vereinigten Staaten. )

Jch lasse die Namen der am 13. Juli 1846 Gewählten folgen,
da es Manchem von Jnteresse. Der Oberrichter: Dooley aus
Pennsilvanien, wo fast lauter Deutsche; Vormundschaftsrichter:
Ervendberg. Cantons = Commissaire: Klein, Kreuz aus
Röttgen bei Aachen, Sacherer und Bewenrott. Canton-
schreiber: Seubaug, pennsilvanischer Deutscher. Districtgerichts-
schreiber: Seele und Bracht aus Düsseldorf. Cheriff: Heinr.
Gervin
aus dem Arensbergischen. Friedensrichter: Lehrer Wen-
zel
und Rennert. Constabler: Mellmer und Luck. Land-
vermesser: Lieut. Willke aus Berlin. Leichenbeschauer: Dr. Remer.

So wäre denn der Anfang gemacht, die Deutschen in Nord-
amerika deutsch bleiben zu lassen. Möge es noch lange das Ziel
der unaufhaltsamen Auswanderung bleiben; mögen die dortigen
deutschen Brüder am Missisippi, Ohio, Missouri und Teras
sich vereinigen, und dem deutschen Element auch in Washington
die Geltung verschaffen, die ihm zukömmt; möge der Verein, dieses
Ziel im Auge, sich stets weiter ausdehnen und segensreiche Früchte
bringen auch für unser Vaterland!

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Lieber Schwager und Schwester!

Meinen Brief ab Houston, worin ich Euch unsere glückliche
Ankunft meldete, werdet Jhr über Saarbrücken richtig empfangen
haben. -- Wir reisten da von Houston mit einer größern Gesell-
schaft zu Pferde ins Jnnere des Landes ab, und erreichten am 3ten
Tage nach einem forcirten Marsch von 100 engl. Meilen die Farm
des Herrn Fertsch, bei welchem Franz und Hofmann zurückblieben.
weil Hofmann, des Reitens ungewohnt, nicht im Stande war, weiter
mitzureisen. Jch ging mit mehreren Deutschen über Lagrange auf
die deutsche Kolonie los, um eine gesunde schöne Gegend für uns
aufzusuchen. Wir kamen indessen nur 6 Meilen über den Colorado
bei Lagrange, weil wir hörten, daß die Gegend weiter gegen Westen
durch die berüchtigten Comanches-Jndianer ziemlich unsicher sei,
und wir zu Dritt nur mit einer Büchse waren. Die Gegend um Lagrange,
die Hauptstadt von Fayette County, gefiel uns sehr, weil da
Berge mit Thälern abwechseln, die Luft rein und gesund ist, und es
da auch gar keine oder doch nur wenige Musquitos gibt. Rohes
Land urbar zu machen fühlten wir uns nicht gewachsen, da es eine
schwere Aufgabe für den neuen Ankömmling ist; wir wollten deshalb
einige bereits eingerichtete Farmen kaufen; der Preis, den man dafür
forderte, ist in dieser Gegend schon 4 -- 5 Dollar der Acre, also
ziemlich hoch; der Deutsche ist indessen nur zum Anbau des Maiskorn
fähig; die Behandlung, welche Baumwolle, Zucker, Tabak ec., die
da herrlich gedeihen, erfordern, sind nur für Neger, die zwischen 5
bis 600 Dollars der Mann kosten. Mais wird deßhalb so viel erzeugt,
daß der Bushel für 2 -- 3 Picts == 37 -- 56 Xr. zu kaufen ist,
was nicht rentirte.

Nach 4 wöchentlichem Herumziehen, wobei uns die Karte, welche
dem in Bremen erschienenen „Auswanderer nach Teras“ beigegeben ist,
gute Dienste leistete, fanden wir und hörten es auch von allen Deutschen,
die schon länger im Lande sind, bestätigt, daß der Farmer, wenn er
ohne Neger arbeitet, bei wenig Arbeit, wenn er seine Farm einmal
im Stande hat, sein reichliches Auskommen findet, was seinen Lebens-
unterhalt betrifft; aber baares Geld für seine Artikel zu machen ist
er nicht im Stande, weil dieses besonders im Jnnern des Landes,
wie überhaupt in jedem neuen Lande, noch fehlt; denn alle Arbeiten
werden größtentheils nur mit Vieh oder Producten bezahlt und selbst
die Kaufmannsgeschäfte größtentheils mit Tauschhandel betrieben. Um
vorwärts zu kommen, ist für jetzt in Teras allein durch Handel und
Tausch und zwar nur im Jnnern etwas zu machen. Der geringste
Gewinn bei den gangbarsten Artikeln, wie Whisky, Caffee, Zucker
und Tabak ist da noch 100%, gewöhnlich auch mehre Hundert; allein
man muß dann durchaus die Sprache und Gebräuche des Landes kennen.
Jch bin deshalb hierher gekommen, um mir zur Anlegung eines kleinen
Crorerie oder Store, auf deutsch Ladens, die nöthigen Waaren zu
holen, und in Lagrange ( Stadt mit 150 H. ) ein Geschäft zu beginnen.
Jch habe mir zu diesem Behufe einen Laden gemiethet, der 8 -- 10
Doll. des Monats Miethe kostet; kochen werde ich mir einstweilen
selbst, da ich mich vorerst nur an Caffee und Maisbrod, womit man
hier recht gut leben kann, halten werde. Jch beabsichtige hauptsächlich
Spirituosen flaschenweise und auch im Kleinen zu verkaufen, das zwar
beschwerlich ist, aber seine 4 -- 500% abwirft; dabei führe ich auch
die gangbarsten Crorerien, wie Caffee, Zucker, Gewürze, Seife und
Tabak, bereite Jngber = Bier, das da über alle Maßen stark getrunken
wird, wovon mich die Flasche1 1 / 2 bis 2 Cents kommt und die mit
10 1 / 2 -- 12 Cents bezahlt wird, mache meine Cigarren, täglich 1 - 300
Stück, selbst, wovon mich das Hundert auf ca. 20 Cents zu stehen
kommt, und die ich das Hundert mit 1 Dollar, im Kleinen 6 Stück
für 10 C. abgebe. Vorerst habe ich mir zugelegt: 1 Faß [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]Whisky
ca. 40 Gallonen haltend ( die Gallone gibt 5 Flaschen, die Flasche

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Dr. de Witt, der Jahre lang dort lebte und in der Zeit Jemanden weder an Rheumatis- mus leiden sah, noch Jemand husten oder räuspern hörte, der von Lungenkrankheiten, die bei uns so Vielen den Tod geben, keine Spur fand. Viele Klagen, die aus Teras über den Verein hierher kom- men, sind von Leuten, die nicht zum Verein gehören, und da man in Teras keinen Adel kennt, so sieht man den Verein mit großem Mißtrauen an, und bei der Bedeutung, die seine Kolonie dort erreichen wird, mag manches Wort des Neides und der Mißgunst mit unterlaufen; aber diese Mißgunst wird den Strom der Deutschen nicht aufhalten, es wird Teras ein Land werden, wo deutsche Sitte und Gewohnheiten, deutsche Sprache und Recht- lichkeit ihren Sitz aufschlagen, wozu in der neuern Zeit schon da- durch ein bedeutender Schritt geschehen ist, daß durch Beschluß des Congresses das Vereinsgebiet zur County d. h. Provinz erhoben und in Neubraunfels ein Gerichtshof eingesetzt worden ist, der fast aus lauter Deutschen besteht und wo die Verhandlungen in deutscher Sprache gepflogen werden. ( Das bis jetzt einzige Beispiel in den Vereinigten Staaten. ) Jch lasse die Namen der am 13. Juli 1846 Gewählten folgen, da es Manchem von Jnteresse. Der Oberrichter: Dooley aus Pennsilvanien, wo fast lauter Deutsche; Vormundschaftsrichter: Ervendberg. Cantons = Commissaire: Klein, Kreuz aus Röttgen bei Aachen, Sacherer und Bewenrott. Canton- schreiber: Seubaug, pennsilvanischer Deutscher. Districtgerichts- schreiber: Seele und Bracht aus Düsseldorf. Cheriff: Heinr. Gervin aus dem Arensbergischen. Friedensrichter: Lehrer Wen- zel und Rennert. Constabler: Mellmer und Luck. Land- vermesser: Lieut. Willke aus Berlin. Leichenbeschauer: Dr. Remer. So wäre denn der Anfang gemacht, die Deutschen in Nord- amerika deutsch bleiben zu lassen. Möge es noch lange das Ziel der unaufhaltsamen Auswanderung bleiben; mögen die dortigen deutschen Brüder am Missisippi, Ohio, Missouri und Teras sich vereinigen, und dem deutschen Element auch in Washington die Geltung verschaffen, die ihm zukömmt; möge der Verein, dieses Ziel im Auge, sich stets weiter ausdehnen und segensreiche Früchte bringen auch für unser Vaterland! Dieß wünscht Gerhardy. Fragmente aus Briefen. Galveston, den 27. Septbr. 1846. Lieber Schwager und Schwester! Meinen Brief ab Houston, worin ich Euch unsere glückliche Ankunft meldete, werdet Jhr über Saarbrücken richtig empfangen haben. -- Wir reisten da von Houston mit einer größern Gesell- schaft zu Pferde ins Jnnere des Landes ab, und erreichten am 3ten Tage nach einem forcirten Marsch von 100 engl. Meilen die Farm des Herrn Fertsch, bei welchem Franz und Hofmann zurückblieben. weil Hofmann, des Reitens ungewohnt, nicht im Stande war, weiter mitzureisen. Jch ging mit mehreren Deutschen über Lagrange auf die deutsche Kolonie los, um eine gesunde schöne Gegend für uns aufzusuchen. Wir kamen indessen nur 6 Meilen über den Colorado bei Lagrange, weil wir hörten, daß die Gegend weiter gegen Westen durch die berüchtigten Comanches-Jndianer ziemlich unsicher sei, und wir zu Dritt nur mit einer Büchse waren. Die Gegend um Lagrange, die Hauptstadt von Fayette County, gefiel uns sehr, weil da Berge mit Thälern abwechseln, die Luft rein und gesund ist, und es da auch gar keine oder doch nur wenige Musquitos gibt. Rohes Land urbar zu machen fühlten wir uns nicht gewachsen, da es eine schwere Aufgabe für den neuen Ankömmling ist; wir wollten deshalb einige bereits eingerichtete Farmen kaufen; der Preis, den man dafür forderte, ist in dieser Gegend schon 4 -- 5 Dollar der Acre, also ziemlich hoch; der Deutsche ist indessen nur zum Anbau des Maiskorn fähig; die Behandlung, welche Baumwolle, Zucker, Tabak ec., die da herrlich gedeihen, erfordern, sind nur für Neger, die zwischen 5 bis 600 Dollars der Mann kosten. Mais wird deßhalb so viel erzeugt, daß der Bushel für 2 -- 3 Picts == 37 -- 56 Xr. zu kaufen ist, was nicht rentirte. Nach 4 wöchentlichem Herumziehen, wobei uns die Karte, welche dem in Bremen erschienenen „Auswanderer nach Teras“ beigegeben ist, gute Dienste leistete, fanden wir und hörten es auch von allen Deutschen, die schon länger im Lande sind, bestätigt, daß der Farmer, wenn er ohne Neger arbeitet, bei wenig Arbeit, wenn er seine Farm einmal im Stande hat, sein reichliches Auskommen findet, was seinen Lebens- unterhalt betrifft; aber baares Geld für seine Artikel zu machen ist er nicht im Stande, weil dieses besonders im Jnnern des Landes, wie überhaupt in jedem neuen Lande, noch fehlt; denn alle Arbeiten werden größtentheils nur mit Vieh oder Producten bezahlt und selbst die Kaufmannsgeschäfte größtentheils mit Tauschhandel betrieben. Um vorwärts zu kommen, ist für jetzt in Teras allein durch Handel und Tausch und zwar nur im Jnnern etwas zu machen. Der geringste Gewinn bei den gangbarsten Artikeln, wie Whisky, Caffee, Zucker und Tabak ist da noch 100%, gewöhnlich auch mehre Hundert; allein man muß dann durchaus die Sprache und Gebräuche des Landes kennen. Jch bin deshalb hierher gekommen, um mir zur Anlegung eines kleinen Crorerie oder Store, auf deutsch Ladens, die nöthigen Waaren zu holen, und in Lagrange ( Stadt mit 150 H. ) ein Geschäft zu beginnen. Jch habe mir zu diesem Behufe einen Laden gemiethet, der 8 -- 10 Doll. des Monats Miethe kostet; kochen werde ich mir einstweilen selbst, da ich mich vorerst nur an Caffee und Maisbrod, womit man hier recht gut leben kann, halten werde. Jch beabsichtige hauptsächlich Spirituosen flaschenweise und auch im Kleinen zu verkaufen, das zwar beschwerlich ist, aber seine 4 -- 500% abwirft; dabei führe ich auch die gangbarsten Crorerien, wie Caffee, Zucker, Gewürze, Seife und Tabak, bereite Jngber = Bier, das da über alle Maßen stark getrunken wird, wovon mich die Flasche1 1 / 2 bis 2 Cents kommt und die mit 10 1 / 2 -- 12 Cents bezahlt wird, mache meine Cigarren, täglich 1 - 300 Stück, selbst, wovon mich das Hundert auf ca. 20 Cents zu stehen kommt, und die ich das Hundert mit 1 Dollar, im Kleinen 6 Stück für 10 C. abgebe. Vorerst habe ich mir zugelegt: 1 Faß ______Whisky ca. 40 Gallonen haltend ( die Gallone gibt 5 Flaschen, die Flasche

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 16. März 1847, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1847/2>, abgerufen am 24.11.2024.