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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846.

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[Spaltenumbruch] erbittert, daß er einen Theil der Texaner nach Mier sandte, um
dort mit 500 Jndianern zu fechten, die eingefallen waren und
plünderten. Neuesten Nachrichten zufolge sollen sie mit denselben
zusammengetroffen sein, und 250 Mann getödtet, sowie 300 Stück
Pferde erobert haben.

Die Einführung von geistigen Getränken -- Wein ec. aus-
genommen -- wurde am 4. d. M. durch Gen. Taylor bei Strafe
von Confiscation verboten, und vom 15. an durfte diese Waare
weder in der Armee, noch sonst in dem Gebiete der Armee ver-
kauft werden, weil, wie der Commandant von Matamoros, Obrist
Clark, in seinem Tagsbefehl sagt: "die meisten Unordnungen und
Mordthaten in Folge des häufigen Genusses von Branntwein
vorgefallen seien." Gleichzeitig werden alle nicht zur Armee ge-
hörige Personen zurückgeschickt.

Vor Gericht.
Auswanderer.

Herr Richter, leben Sie glücklich und wohl!
Da's einmal nicht anders werden soll,
So greif' ich nach dem Wanderstab
Und geh' nach der neuen Welt denn ab!

Richter.
Wie? Was? Er Flegel erhält die Bescheidung!
Erst muß die Geschichte in die Zeitung,
Dann muß er bezahlen Abzugsgeld,
Dann erst den Laufpaß er erhält.

Auswanderer.
Mein Gott, aber so bedenken Sie doch,
Was bleibt denn an Geld und Zeit mir noch?
Gleichwie zum Tode treibt mich die Noth,
Und umsonst ist -- sagt man ja -- der Tod!
Richter.
Umsonst der Tod? O Albernheit!
Das kann nur sagen, wer nicht gescheidt.
Wer sein Lebtag nicht gestorben ist,
Und nichts als eine schändliche List!
Auswanderer.
Jh nun, so nehmt das Hemd vom Leib,
Behaltet auch noch Kind und Weib;
Der armen Seele halbtodt geplackt
Bleibt ja noch der Körper, wenn auch nackt!
Die deutschen Ansiedelungen
in Brasilien.

Aus der Provinz St. Paulo in Brasilien wird berich-
tet, daß die dortige Provinzial = Regierung den Beschluß gefaßt
habe, mit der Kolonisation des Landes, wie in der benachbarten
Provinz Rio de Janeiro, den Anfang zu machen. Die Ein-
[Spaltenumbruch] wanderer sollen auf der Straße zwischen Santos und der Haupt-
stadt St. Paulo, auf dem Gebirgsrücken des Cubatao un-
tergebracht werden, dessen Höhe etwa 2400 Fuß über der Mee-
resfläche beträgt. Auch hier, wie bei Petropolis und St.
Leopoldo,
können die Ansiedler bis auf wenige Stunden We-
ges zu Wasser in die Nähe ihres Bestimmungsortes gelangen;
ein Umstand, der jedenfalls sehr vortheilhaft ist.

Zum Ausschiffungsorte wird in diesem Falle der Hafen von
Santos dienen, der in neuerer Zeit viel von Hamburger Fahr-
zeugen besucht wird. St. Paulo ist im Ganzen genommen ein
großes Tafelland, sehr fruchtbar und mit einem schönen und ge-
sunden Klima begabt; die Hauptstadt der Provinz liegt ungefähr
1200 Fuß höher als die Meeresfläche bei Santos, und genießt
einer sehr milden Temperatur. Auf der ganzen Straße, von
der Höhe des Cubatao bis nach St. Paulo, können deutsche
Ansiedelungen von Strecke zu Strecke sich entwickeln, welche, in
zwei Hälften sich theilend, einen Markt in Santos und einen
zweiten in der Hauptstadt für den Verkauf ihrer Producte finden
werden. Dazu bietet die Gestalt des Bodens durch abwechselnde
Hügel und Thäler, lichte Wälder u. s. w., besonders in der
Umgebung von St. Paulo, traulich die Hand; und da die Ge-
wächse fast aller Himmelsstriche hier mit Erfolg gezogen werden
können, so kann es dem Einwanderer nicht fehlen, daß er, nach
Erzielung seines eigenen Bedarfes, an die Cultur von Handels-
gewächsen u. s. w. die Hand legen könne, welche über Santos
entweder nach Rio de Janeiro oder nach europäischen Häfen zur
Ausfuhr kommen werden. Mit Ausnahme von Rio Grande de
St. Pedro do Sul
und Santa Catharina sind kaum in Bra-
filien so gegründete Hoffnungen für die künftige Wohlfahrt der
Bewohner als in St. Paulo zu finden, wo die Natur Alles ge-
than hat, um dem Ansiedler seine Niederlassung durch günstige
Verhältnisse zu erleichtern. Die Ausdehnung der Provinz wird
im Ganzen auf etwa 17000 Quadrat = Leguas geschätzt, auf wel-
chen schwerlich mehr als 500,000 Menschen leben dürften. 1 / 3 die-
ser Grundfläche mag aus Urwäldern, der Ueberrest aus Wie-
sengrund (Campos ) bestehen, wodurch der Anbau des Bodens,
wie in den westlichen Theilen der Vereinigten Staaten sehr er-
leichtert und namentlich der Viehzucht großer Vorschub geleistet wird.

Wir erlauben uns diesen oberflächlichen Betrachtungen einige
Auszüge aus einem Privatbriefe von der deutschen Kolonie Pe-
tropolis bei Rio de Janeiro beizufügen, die nicht ganz ohne Jn-
teresse sein werden.

   Petropolis, den 5. Mai 1845.

Unter dem Schutze des Allerhöchsten traten wir am 25. Mai
1845 unsere See = Reise von Dünkirchen nach Rio de Janeiro an,
und fuhren in den dortigen Hafen am 26. Juli ein. Jm Allge-
meinen können wir diese Reise eine glückliche und angenehme nennen,
denn wir hatten meistentheils gutes Wetter und eine schnelle Fahrt,
hinreichend Essen und Trinken, bestehend aus: Caffee, Fleisch, ( Rind-
und Schweinefleisch ) , Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Fische, Bier,
Branntwein und Wein, und soviel daß ein jeder damit zufrieden sein
konnte; auch die Seekrankheit, welche unter uns entstand, war von
keiner großen Bedeutung, denn der Eine bekam solche mehr, der
Andere weniger und Einige gar nicht.

[Spaltenumbruch] erbittert, daß er einen Theil der Texaner nach Mier sandte, um
dort mit 500 Jndianern zu fechten, die eingefallen waren und
plünderten. Neuesten Nachrichten zufolge sollen sie mit denselben
zusammengetroffen sein, und 250 Mann getödtet, sowie 300 Stück
Pferde erobert haben.

Die Einführung von geistigen Getränken -- Wein ec. aus-
genommen -- wurde am 4. d. M. durch Gen. Taylor bei Strafe
von Confiscation verboten, und vom 15. an durfte diese Waare
weder in der Armee, noch sonst in dem Gebiete der Armee ver-
kauft werden, weil, wie der Commandant von Matamoros, Obrist
Clark, in seinem Tagsbefehl sagt: „die meisten Unordnungen und
Mordthaten in Folge des häufigen Genusses von Branntwein
vorgefallen seien.“ Gleichzeitig werden alle nicht zur Armee ge-
hörige Personen zurückgeschickt.

Vor Gericht.
Auswanderer.

Herr Richter, leben Sie glücklich und wohl!
Da's einmal nicht anders werden soll,
So greif' ich nach dem Wanderstab
Und geh' nach der neuen Welt denn ab!

Richter.
Wie? Was? Er Flegel erhält die Bescheidung!
Erst muß die Geschichte in die Zeitung,
Dann muß er bezahlen Abzugsgeld,
Dann erst den Laufpaß er erhält.

Auswanderer.
Mein Gott, aber so bedenken Sie doch,
Was bleibt denn an Geld und Zeit mir noch?
Gleichwie zum Tode treibt mich die Noth,
Und umsonst ist -- sagt man ja -- der Tod!
Richter.
Umsonst der Tod? O Albernheit!
Das kann nur sagen, wer nicht gescheidt.
Wer sein Lebtag nicht gestorben ist,
Und nichts als eine schändliche List!
Auswanderer.
Jh nun, so nehmt das Hemd vom Leib,
Behaltet auch noch Kind und Weib;
Der armen Seele halbtodt geplackt
Bleibt ja noch der Körper, wenn auch nackt!
Die deutschen Ansiedelungen
in Brasilien.

Aus der Provinz St. Paulo in Brasilien wird berich-
tet, daß die dortige Provinzial = Regierung den Beschluß gefaßt
habe, mit der Kolonisation des Landes, wie in der benachbarten
Provinz Rio de Janeiro, den Anfang zu machen. Die Ein-
[Spaltenumbruch] wanderer sollen auf der Straße zwischen Santos und der Haupt-
stadt St. Paulo, auf dem Gebirgsrücken des Cubatão un-
tergebracht werden, dessen Höhe etwa 2400 Fuß über der Mee-
resfläche beträgt. Auch hier, wie bei Petropolis und St.
Leopoldo,
können die Ansiedler bis auf wenige Stunden We-
ges zu Wasser in die Nähe ihres Bestimmungsortes gelangen;
ein Umstand, der jedenfalls sehr vortheilhaft ist.

Zum Ausschiffungsorte wird in diesem Falle der Hafen von
Santos dienen, der in neuerer Zeit viel von Hamburger Fahr-
zeugen besucht wird. St. Paulo ist im Ganzen genommen ein
großes Tafelland, sehr fruchtbar und mit einem schönen und ge-
sunden Klima begabt; die Hauptstadt der Provinz liegt ungefähr
1200 Fuß höher als die Meeresfläche bei Santos, und genießt
einer sehr milden Temperatur. Auf der ganzen Straße, von
der Höhe des Cubatão bis nach St. Paulo, können deutsche
Ansiedelungen von Strecke zu Strecke sich entwickeln, welche, in
zwei Hälften sich theilend, einen Markt in Santos und einen
zweiten in der Hauptstadt für den Verkauf ihrer Producte finden
werden. Dazu bietet die Gestalt des Bodens durch abwechselnde
Hügel und Thäler, lichte Wälder u. s. w., besonders in der
Umgebung von St. Paulo, traulich die Hand; und da die Ge-
wächse fast aller Himmelsstriche hier mit Erfolg gezogen werden
können, so kann es dem Einwanderer nicht fehlen, daß er, nach
Erzielung seines eigenen Bedarfes, an die Cultur von Handels-
gewächsen u. s. w. die Hand legen könne, welche über Santos
entweder nach Rio de Janeiro oder nach europäischen Häfen zur
Ausfuhr kommen werden. Mit Ausnahme von Rio Grande de
St. Pedro do Sul
und Santa Catharina sind kaum in Bra-
filien so gegründete Hoffnungen für die künftige Wohlfahrt der
Bewohner als in St. Paulo zu finden, wo die Natur Alles ge-
than hat, um dem Ansiedler seine Niederlassung durch günstige
Verhältnisse zu erleichtern. Die Ausdehnung der Provinz wird
im Ganzen auf etwa 17000 Quadrat = Leguas geschätzt, auf wel-
chen schwerlich mehr als 500,000 Menschen leben dürften. 1 / 3 die-
ser Grundfläche mag aus Urwäldern, der Ueberrest aus Wie-
sengrund (Campos ) bestehen, wodurch der Anbau des Bodens,
wie in den westlichen Theilen der Vereinigten Staaten sehr er-
leichtert und namentlich der Viehzucht großer Vorschub geleistet wird.

Wir erlauben uns diesen oberflächlichen Betrachtungen einige
Auszüge aus einem Privatbriefe von der deutschen Kolonie Pe-
tropolis bei Rio de Janeiro beizufügen, die nicht ganz ohne Jn-
teresse sein werden.

   Petropolis, den 5. Mai 1845.

Unter dem Schutze des Allerhöchsten traten wir am 25. Mai
1845 unsere See = Reise von Dünkirchen nach Rio de Janeiro an,
und fuhren in den dortigen Hafen am 26. Juli ein. Jm Allge-
meinen können wir diese Reise eine glückliche und angenehme nennen,
denn wir hatten meistentheils gutes Wetter und eine schnelle Fahrt,
hinreichend Essen und Trinken, bestehend aus: Caffee, Fleisch, ( Rind-
und Schweinefleisch ) , Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Fische, Bier,
Branntwein und Wein, und soviel daß ein jeder damit zufrieden sein
konnte; auch die Seekrankheit, welche unter uns entstand, war von
keiner großen Bedeutung, denn der Eine bekam solche mehr, der
Andere weniger und Einige gar nicht.

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Auf der ganzen Straße, von der Höhe des Cubatão bis nach St. Paulo, können deutsche Ansiedelungen von Strecke zu Strecke sich entwickeln, welche, in zwei Hälften sich theilend, einen Markt in Santos und einen zweiten in der Hauptstadt für den Verkauf ihrer Producte finden werden. Dazu bietet die Gestalt des Bodens durch abwechselnde Hügel und Thäler, lichte Wälder u. s. w., besonders in der Umgebung von St. Paulo, traulich die Hand; und da die Ge- wächse fast aller Himmelsstriche hier mit Erfolg gezogen werden können, so kann es dem Einwanderer nicht fehlen, daß er, nach Erzielung seines eigenen Bedarfes, an die Cultur von Handels- gewächsen u. s. w. die Hand legen könne, welche über Santos entweder nach Rio de Janeiro oder nach europäischen Häfen zur Ausfuhr kommen werden. Mit Ausnahme von Rio Grande de St. Pedro do Sul und Santa Catharina sind kaum in Bra- filien so gegründete Hoffnungen für die künftige Wohlfahrt der Bewohner als in St. Paulo zu finden, wo die Natur Alles ge- than hat, um dem Ansiedler seine Niederlassung durch günstige Verhältnisse zu erleichtern. Die Ausdehnung der Provinz wird im Ganzen auf etwa 17000 Quadrat = Leguas geschätzt, auf wel- chen schwerlich mehr als 500,000 Menschen leben dürften. 1 / 3 die- ser Grundfläche mag aus Urwäldern, der Ueberrest aus Wie- sengrund (Campos ) bestehen, wodurch der Anbau des Bodens, wie in den westlichen Theilen der Vereinigten Staaten sehr er- leichtert und namentlich der Viehzucht großer Vorschub geleistet wird. Wir erlauben uns diesen oberflächlichen Betrachtungen einige Auszüge aus einem Privatbriefe von der deutschen Kolonie Pe- tropolis bei Rio de Janeiro beizufügen, die nicht ganz ohne Jn- teresse sein werden. Petropolis, den 5. Mai 1845. Unter dem Schutze des Allerhöchsten traten wir am 25. Mai 1845 unsere See = Reise von Dünkirchen nach Rio de Janeiro an, und fuhren in den dortigen Hafen am 26. Juli ein. Jm Allge- meinen können wir diese Reise eine glückliche und angenehme nennen, denn wir hatten meistentheils gutes Wetter und eine schnelle Fahrt, hinreichend Essen und Trinken, bestehend aus: Caffee, Fleisch, ( Rind- und Schweinefleisch ) , Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Fische, Bier, Branntwein und Wein, und soviel daß ein jeder damit zufrieden sein konnte; auch die Seekrankheit, welche unter uns entstand, war von keiner großen Bedeutung, denn der Eine bekam solche mehr, der Andere weniger und Einige gar nicht.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer03_1846/2>, abgerufen am 24.11.2024.