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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846.

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[Spaltenumbruch] denen jedoch eine Menge arm und getäuscht zurückkehrte. Man
fand die Ländereien theuer, die Abgaben nicht gering, wenn auch
nicht drückend, die Militärpflichtigkeit lästig; und selbst Diejenigen,
welche den ersten Jmpuls zur Auswanderung dahin durch einen
zu allgemein gehaltenen Aufruf hatten ergehen lassen, erklärten
später, man könne nur Landleute, und diese auch nur dann ge-
brauchen, wenn sie geschickt und vermögend wären. Dasjenige,
was wir in mehreren, die Sache erörternden Artikeln gegen Sie-
benbürgen als Ziel deutscher Auswanderung sagten, wiesen wir
als in noch höherem Grade gegen Ungarn und Galizien geltend
nach, wo überdieß noch ein allgemein verbreiteter Haß gegen die
Deutschen und in neuester Zeit unter dem Landvolke eine bedenk-
liche, schon in Unruhen ausgebrochene Stimmung wegen Robot-
pflichtigkeit herrscht. Von manchen Seiten her ist Galizien in
jüngster Zeit wiederum zur Ansiedlung für Deutsche empfohlen
worden; wir werden daher in einer unserer nächsten Numern
nochmals ausführlich darauf zurückkommen. -- Griechenland,
das seine Befreiung vom türkischen Joche deutschem Beistande
verdankt, seine Befreier und die deutschen Ordner seines Staats-
haushaltes aber auf die schmählichste Weise aus dem Lande wies,
dieses, von jedem Deutschen mit Mißtrauen betrachtete Reich,
wurde ebenfalls, und noch dazu von einem Deutschen, zur Anlage
einer deutschen Kolonie empfohlen. Schlechtes Klima und Mangel
an Schutz gegen die Willkür derjenigen Partei der Eingebornen,
welche die Krone ihres Königs zur Dornenkrone macht, waren
jedoch Gründe genug, um der Warnung der Allg. Ausw. Ztg.
vor dem Anschlusse an ein Unternehmen Nachdruck zu geben, dessen
Plan schon so unbestimmt abgefaßt war, daß man nicht einmal
daraus ersehen konnte, ob der darin als Abgeordneter der deut-
schen Kolonisten aufgeführte Hauptmann Hütz, oder ob die grie-
chische Regierung selbst an der Spitze desselben steht. Wie wir
erfahren, ist der "Abgeordnete der Kolonisten", der Hauptmann
Hütz, bis jetzt der einzige Kolonist und wird, allem Anscheine nach,
auch wohl der einzige bleiben. Mit großer Freude wurde da-
gegen Preußens innere Kolonisation von uns begrüßt
und zu verschiedenen Malen das Beispiel dieses Staates, als der
Nachahmung werth, auch anderen deutschen Staaten dringend
empfohlen. Wir haben unser Augenmerk auf innere deutsche
Kolonisation mit besonderer Aufmerksamkeit gerichtet und werden
von den Fortschritten derselben unsere Leser stets unterrichtet halten.

Von den wiederholten Versuchen, die deutsche Auswanderung
nach

Afrika

zu lenken, hat unser Blatt keinem einzigen das Wort reden
können; es hat vielmehr eben so dringend vor Algier als vor
dem Capland gewarnt, ohne sich von den verführerischen Ver-
heißungen der Werber blenden zu lassen. Wo, wie in Algier,
beständiger Kampf wüthet, das Klima dem tropischen gleich oder
nahe kommt, da düngt der Deutsche den Boden mit dem Marke
seines Lebens ohne Bürgschaft dafür, daß die Früchte seines Flei-
ßes auch in seine Scheuer kommen. Gegen Ansiedelungen im
Caplande konnten wir des dortigen Klimas und der sonstigen
[Spaltenumbruch] Verhältnisse wegen, nicht warnen; dagegen flößten die bisher uns
zu Gesichte gekommenen Bedingungen der Kolonieen - Unterneh-
mer uns gerechtes Mißtrauen ein. Dieses Mißtrauen ist in Be-
zug auf die von Hrn. J. Bergtheil in Port Natal be-
absichtigte deutsche Niederlassung jetzt geschwunden, da die früher
von ihm veröffentlichten, ihrer undeutlichen Fassung wegen, be-
denklichen Pachtbedingungen, in Wirklichkeit die von uns vermißten
Garantieen für den Ansiedler darbieten. Wir werden diesen Gegen-
stand in einer der nächsten Numern näher beleuchten.

Asien

ist kaum noch und nur mit verzagter Stimme für die Gründung
deutscher Ansiedelungen in Vorschlag gebracht worden. Selbst
der eifrigste Lobredner dieses Welttheils könnte wohl nur das
asiatische Rutzland empfehlen; wer möchte aber wohl unter
russischer Knute leben?! Jm verflossenen Jahre wurde von Holland
für Borneo geworben; über das Schicksal der dorthin Gewan-
derten ist uns aber zur Stunde noch keine Nachricht geworden,
und wir befürchten, daß unsere damals ausgesprochene Besorgniß,
Borneo werde das Siech = und Sterbebette deutscher Ackerbauer
werden, sich gleich bei den ersten dort Angesiedelten als eine nur
zu gerechte erwiesen hat.

Australien.

Der in Deutschland seit etwa zehn Jahren ganz besonders
rege gewordene und seitdem auf überraschende Weise zugenommene
Auswanderungstrieb hat sich auch diesen Welttheil schon zum Ziele
gesetzt, wohin er namentlich von englischen und darauf auch durch
deutsche Speculanten gerichtet wurde. Vandiemensland,
Neu=Seeland
und die Chatham=Jnseln zogen auch wirk-
lich eine Anzahl Deutscher an sich, größtentheils arme Arbeiter
und Handwerker, welche die verheißenen hohen Arbeitslöhne dahin
lockten. Die von dorther aber einlaufenden Berichte sind eben
so viele Warnungen vor einer Nachahmung des gegebenen Bei-
spiels. Aus dem Theile Neu=Hollands dagegen, welcher die
Mitte seiner Südküste bildet und Süd=Australien genannt
wird, haben wir von Zeit zu Zeit erfreuliche Berichte über die
Fruchtbarkeit des Bodens, über die Zuträglichkeit des Klimas für
deutsche Ansiedler, über den Preis und die Absatzwege der land-
wirthschaftlichen Produkte ec. mitgetheilt, welche von einer glück-
lichen Lage der dorthin Gewanderten zeugen. Süd = Australien
ist jedoch eine englische Kolonie, in welcher der, von englischen
Speculanten betriebene Landwucher immer mehr überhand zu nehmen
scheint; wir haben daher schon auf die Vortheile hingewiesen,
welche deutschen Auswanderern erwachsen würden, wenn deutsche
Regierungen sich einen derjenigen Theile Neuhollands sichern würden,
welche noch von keiner Macht in Besitz genommen sind.

Amerika.

Richten wir zuerst unsern Blick auf Westindien, so sehen
wir, daß englische Philanthropie, welche die Emancipation der
Sclaven bewirkte und sich in maßlosen Schmähungen gegen die
Sclavenstaaten der nordamerikanischen Union ergeht, denen Groß-

[Spaltenumbruch] denen jedoch eine Menge arm und getäuscht zurückkehrte. Man
fand die Ländereien theuer, die Abgaben nicht gering, wenn auch
nicht drückend, die Militärpflichtigkeit lästig; und selbst Diejenigen,
welche den ersten Jmpuls zur Auswanderung dahin durch einen
zu allgemein gehaltenen Aufruf hatten ergehen lassen, erklärten
später, man könne nur Landleute, und diese auch nur dann ge-
brauchen, wenn sie geschickt und vermögend wären. Dasjenige,
was wir in mehreren, die Sache erörternden Artikeln gegen Sie-
benbürgen als Ziel deutscher Auswanderung sagten, wiesen wir
als in noch höherem Grade gegen Ungarn und Galizien geltend
nach, wo überdieß noch ein allgemein verbreiteter Haß gegen die
Deutschen und in neuester Zeit unter dem Landvolke eine bedenk-
liche, schon in Unruhen ausgebrochene Stimmung wegen Robot-
pflichtigkeit herrscht. Von manchen Seiten her ist Galizien in
jüngster Zeit wiederum zur Ansiedlung für Deutsche empfohlen
worden; wir werden daher in einer unserer nächsten Numern
nochmals ausführlich darauf zurückkommen. -- Griechenland,
das seine Befreiung vom türkischen Joche deutschem Beistande
verdankt, seine Befreier und die deutschen Ordner seines Staats-
haushaltes aber auf die schmählichste Weise aus dem Lande wies,
dieses, von jedem Deutschen mit Mißtrauen betrachtete Reich,
wurde ebenfalls, und noch dazu von einem Deutschen, zur Anlage
einer deutschen Kolonie empfohlen. Schlechtes Klima und Mangel
an Schutz gegen die Willkür derjenigen Partei der Eingebornen,
welche die Krone ihres Königs zur Dornenkrone macht, waren
jedoch Gründe genug, um der Warnung der Allg. Ausw. Ztg.
vor dem Anschlusse an ein Unternehmen Nachdruck zu geben, dessen
Plan schon so unbestimmt abgefaßt war, daß man nicht einmal
daraus ersehen konnte, ob der darin als Abgeordneter der deut-
schen Kolonisten aufgeführte Hauptmann Hütz, oder ob die grie-
chische Regierung selbst an der Spitze desselben steht. Wie wir
erfahren, ist der „Abgeordnete der Kolonisten“, der Hauptmann
Hütz, bis jetzt der einzige Kolonist und wird, allem Anscheine nach,
auch wohl der einzige bleiben. Mit großer Freude wurde da-
gegen Preußens innere Kolonisation von uns begrüßt
und zu verschiedenen Malen das Beispiel dieses Staates, als der
Nachahmung werth, auch anderen deutschen Staaten dringend
empfohlen. Wir haben unser Augenmerk auf innere deutsche
Kolonisation mit besonderer Aufmerksamkeit gerichtet und werden
von den Fortschritten derselben unsere Leser stets unterrichtet halten.

Von den wiederholten Versuchen, die deutsche Auswanderung
nach

Afrika

zu lenken, hat unser Blatt keinem einzigen das Wort reden
können; es hat vielmehr eben so dringend vor Algier als vor
dem Capland gewarnt, ohne sich von den verführerischen Ver-
heißungen der Werber blenden zu lassen. Wo, wie in Algier,
beständiger Kampf wüthet, das Klima dem tropischen gleich oder
nahe kommt, da düngt der Deutsche den Boden mit dem Marke
seines Lebens ohne Bürgschaft dafür, daß die Früchte seines Flei-
ßes auch in seine Scheuer kommen. Gegen Ansiedelungen im
Caplande konnten wir des dortigen Klimas und der sonstigen
[Spaltenumbruch] Verhältnisse wegen, nicht warnen; dagegen flößten die bisher uns
zu Gesichte gekommenen Bedingungen der Kolonieen - Unterneh-
mer uns gerechtes Mißtrauen ein. Dieses Mißtrauen ist in Be-
zug auf die von Hrn. J. Bergtheil in Port Natal be-
absichtigte deutsche Niederlassung jetzt geschwunden, da die früher
von ihm veröffentlichten, ihrer undeutlichen Fassung wegen, be-
denklichen Pachtbedingungen, in Wirklichkeit die von uns vermißten
Garantieen für den Ansiedler darbieten. Wir werden diesen Gegen-
stand in einer der nächsten Numern näher beleuchten.

Asien

ist kaum noch und nur mit verzagter Stimme für die Gründung
deutscher Ansiedelungen in Vorschlag gebracht worden. Selbst
der eifrigste Lobredner dieses Welttheils könnte wohl nur das
asiatische Rutzland empfehlen; wer möchte aber wohl unter
russischer Knute leben?! Jm verflossenen Jahre wurde von Holland
für Borneo geworben; über das Schicksal der dorthin Gewan-
derten ist uns aber zur Stunde noch keine Nachricht geworden,
und wir befürchten, daß unsere damals ausgesprochene Besorgniß,
Borneo werde das Siech = und Sterbebette deutscher Ackerbauer
werden, sich gleich bei den ersten dort Angesiedelten als eine nur
zu gerechte erwiesen hat.

Australien.

Der in Deutschland seit etwa zehn Jahren ganz besonders
rege gewordene und seitdem auf überraschende Weise zugenommene
Auswanderungstrieb hat sich auch diesen Welttheil schon zum Ziele
gesetzt, wohin er namentlich von englischen und darauf auch durch
deutsche Speculanten gerichtet wurde. Vandiemensland,
Neu=Seeland
und die Chatham=Jnseln zogen auch wirk-
lich eine Anzahl Deutscher an sich, größtentheils arme Arbeiter
und Handwerker, welche die verheißenen hohen Arbeitslöhne dahin
lockten. Die von dorther aber einlaufenden Berichte sind eben
so viele Warnungen vor einer Nachahmung des gegebenen Bei-
spiels. Aus dem Theile Neu=Hollands dagegen, welcher die
Mitte seiner Südküste bildet und Süd=Australien genannt
wird, haben wir von Zeit zu Zeit erfreuliche Berichte über die
Fruchtbarkeit des Bodens, über die Zuträglichkeit des Klimas für
deutsche Ansiedler, über den Preis und die Absatzwege der land-
wirthschaftlichen Produkte ec. mitgetheilt, welche von einer glück-
lichen Lage der dorthin Gewanderten zeugen. Süd = Australien
ist jedoch eine englische Kolonie, in welcher der, von englischen
Speculanten betriebene Landwucher immer mehr überhand zu nehmen
scheint; wir haben daher schon auf die Vortheile hingewiesen,
welche deutschen Auswanderern erwachsen würden, wenn deutsche
Regierungen sich einen derjenigen Theile Neuhollands sichern würden,
welche noch von keiner Macht in Besitz genommen sind.

Amerika.

Richten wir zuerst unsern Blick auf Westindien, so sehen
wir, daß englische Philanthropie, welche die Emancipation der
Sclaven bewirkte und sich in maßlosen Schmähungen gegen die
Sclavenstaaten der nordamerikanischen Union ergeht, denen Groß-

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Von manchen Seiten her ist Galizien in jüngster Zeit wiederum zur Ansiedlung für Deutsche empfohlen worden; wir werden daher in einer unserer nächsten Numern nochmals ausführlich darauf zurückkommen. -- Griechenland, das seine Befreiung vom türkischen Joche deutschem Beistande verdankt, seine Befreier und die deutschen Ordner seines Staats- haushaltes aber auf die schmählichste Weise aus dem Lande wies, dieses, von jedem Deutschen mit Mißtrauen betrachtete Reich, wurde ebenfalls, und noch dazu von einem Deutschen, zur Anlage einer deutschen Kolonie empfohlen. Schlechtes Klima und Mangel an Schutz gegen die Willkür derjenigen Partei der Eingebornen, welche die Krone ihres Königs zur Dornenkrone macht, waren jedoch Gründe genug, um der Warnung der Allg. Ausw. 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Von den wiederholten Versuchen, die deutsche Auswanderung nach Afrika zu lenken, hat unser Blatt keinem einzigen das Wort reden können; es hat vielmehr eben so dringend vor Algier als vor dem Capland gewarnt, ohne sich von den verführerischen Ver- heißungen der Werber blenden zu lassen. Wo, wie in Algier, beständiger Kampf wüthet, das Klima dem tropischen gleich oder nahe kommt, da düngt der Deutsche den Boden mit dem Marke seines Lebens ohne Bürgschaft dafür, daß die Früchte seines Flei- ßes auch in seine Scheuer kommen. Gegen Ansiedelungen im Caplande konnten wir des dortigen Klimas und der sonstigen Verhältnisse wegen, nicht warnen; dagegen flößten die bisher uns zu Gesichte gekommenen Bedingungen der Kolonieen - Unterneh- mer uns gerechtes Mißtrauen ein. Dieses Mißtrauen ist in Be- zug auf die von Hrn. J. 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Australien. Der in Deutschland seit etwa zehn Jahren ganz besonders rege gewordene und seitdem auf überraschende Weise zugenommene Auswanderungstrieb hat sich auch diesen Welttheil schon zum Ziele gesetzt, wohin er namentlich von englischen und darauf auch durch deutsche Speculanten gerichtet wurde. Vandiemensland, Neu=Seeland und die Chatham=Jnseln zogen auch wirk- lich eine Anzahl Deutscher an sich, größtentheils arme Arbeiter und Handwerker, welche die verheißenen hohen Arbeitslöhne dahin lockten. Die von dorther aber einlaufenden Berichte sind eben so viele Warnungen vor einer Nachahmung des gegebenen Bei- spiels. Aus dem Theile Neu=Hollands dagegen, welcher die Mitte seiner Südküste bildet und Süd=Australien genannt wird, haben wir von Zeit zu Zeit erfreuliche Berichte über die Fruchtbarkeit des Bodens, über die Zuträglichkeit des Klimas für deutsche Ansiedler, über den Preis und die Absatzwege der land- wirthschaftlichen Produkte ec. mitgetheilt, welche von einer glück- lichen Lage der dorthin Gewanderten zeugen. Süd = Australien ist jedoch eine englische Kolonie, in welcher der, von englischen Speculanten betriebene Landwucher immer mehr überhand zu nehmen scheint; wir haben daher schon auf die Vortheile hingewiesen, welche deutschen Auswanderern erwachsen würden, wenn deutsche Regierungen sich einen derjenigen Theile Neuhollands sichern würden, welche noch von keiner Macht in Besitz genommen sind. Amerika. Richten wir zuerst unsern Blick auf Westindien, so sehen wir, daß englische Philanthropie, welche die Emancipation der Sclaven bewirkte und sich in maßlosen Schmähungen gegen die Sclavenstaaten der nordamerikanischen Union ergeht, denen Groß-

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer01_1848/2>, abgerufen am 24.11.2024.