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Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg (Bayern), 3. März 1871.

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Allgemeine Zeitung.
Nr. 62.
Augsburg, Freitag, 3 März 1871.


Verlag der J. G. Cotta' schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen.
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Das Abonnement beträgt vierteljährlich: bei den Postämtern des deutsch-
   österreichischen Postvereins fl. 4. -- oder Rthlr. 2. 8 Sgr. 7 Pf. excl. Stempelsteuer,
bei den Postämtern der Schweiz.... Fr. 12. 40 Cts. ( halbjährl. Fr. 24. 20 Cts. )
" dem preuss. Postamt in Köln für die Vereinigten Staaten
   von Nord-Amerika.................   Rthlr. 9. 14 Sgr.
" demselben für England * ) .............. Rthlr. 3.22 1 / 2 Sgr.
" dem k. k. Postamt in Triest für Konstantinopel...... Oe. W. fl. 5. 62 Nkr.
" den Herren A. Detken u. Rocholl in Neapel, H. Löscher in Turin,
   Florenz und Rom, H. F. Münster in Verona und Venedig, Giusto
    [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Bbhardt, in Venedig, Valentiner und Mues, U. Hoepli in Mailand,
   J. Spithoever in Rom für Italien ** ) .......... ( in Papier ) Fr. 16.

[Spaltenumbruch]

bei Hrn. G. Alexandre *** ) ( Paris, Cour du Commerce, St.-Andre-
   des-Arts, 2, Strassburg, rue braulee, 5 ) für Frankreich und
    Algerien ganz franco...............   Fr. 18. -- Cts.
" demselben für Spanien und Portugal frankirt bis zur franz.
   Austrittsgränze.............   Fr. 18. -- Cts.
"   "   für England über Belgien, franco bis z. Bestimmungsort   Fr. 14. -- Cts.
"   "   franco wie oben für Aegypten, Konstantinopel
   und Griechenland...........   Fr. 21. 25 Cts.
"   "   für Amerika frankirt bis zum Landungshafen..   Fr. 24. 50 Cts.
"   "   für die französischen und englischen über-
   seeischen Colonien, Brasilien, Mexico
und
    China frankirt bis zum Landungshafen.....   Fr. 27. 75 Cts.

[Ende Spaltensatz]

Kreuzbandsendungen befördert auf Bestellung die Expedition der "Allgemeinen Zeitung."

[Beginn Spaltensatz]

Die Francatur hiefür beträgt innerhalb des ganzen deutsch-österreichi-
   schen Postvereins
für eine gewöhnliche Nummer mit Beilage == 2 Loth 1 kr. p. N.

[Spaltenumbruch]

nach andern Ländern, und zwar nach Belgien und Italien.... 2 kr. p. N.,
    Frankreich und Niederlande
.. 3 " " "

[Ende Spaltensatz]


Preis der einzelnen Nummer mit Beilage 6 kr. oder 2 Ngr. für ganz Deutschland.



[Beginn Spaltensatz]
Uebersicht.

Der Friede.

Das zweite bayerische Armeecorps vor Paris.

Prinzen im Wahlkampfe.

Deutsches Reich. München: Auswechslung der bayerischen Kriegs-
gefangenen. Friedensfeier. Zu den Reichstagswahlen. Preßprocesse.
Das mittelfränkische Appellgericht. Hr. v. Arnim. Eiserne Kreuze.
Berlin: Militärconvention mit Braunschweig. Hr. v. Mühler und
die Kunstakademie. Ein neues Stück von Bauernfeld. Feldpolizeiliches.
Eindruck der Friedensnachricht. Die Friedenspräliminarien. Angebliche
Einmischungsbemühungen Englands. Graf Wimpffen.

Oesterreichtsch=ungartsche Monarchie. Wien: "Fürstenthum
Rumänien." Graz: Universitätsbau.

Schweiz. Bern: Bundesrevision.

Großbritannien. Die Friedensbedingungen und die Kriegsentschädi-
gung. England und der Papst.

Frankreich. Gehalte. Lecesne. Polizei=Agenten. Die finanzielle Lage.
Aus dem deutschen Hauptquartier. Garibaldi. Paris: Hr. Thiers.
Der Einzug. Bordeaux: Die Möglichkeit der Wiederaufnahme des
Kriegs.

Verschiedenes.

Jndustrie, Handel und Verkehr.

Außerordentliche Beilage. Nr. 35.



Telegraphische Berichte.

* Bordeaux, 1 März, Nachts. Die National-
versammlung hat die Friedenspräliminarien mit 546
gegen 107 Stimmen angenommen.

* Berlin, 2 März. ( Officiell. ) Versailles, 1 März. Der Kaiser
an die Kaiserin: So eben kehre ich von Longchamps zurück, wo ich die
Truppen des 6., 11. und 1. bayerischen Corps, 30,000 Mann, inspicirte,
die zuerst Paris besetzen. Die Truppen sahen vortrefflich aus. Die Avant-
garde ist um 8 Uhr eingerückt ohne alle und jede Störung.

( * ) Paris, 1 März, Morgens. Ein Tagsbefehl des Admirals
Chaillie befiehlt den unter seinem Commando stehenden Marinesoldaten
und Matrosen jede Berührung mit dem Feinde zu vermeiden und sich
ruhig zu verhalten. Ueber die Vorgänge in der Nacht vom 26 zum 27 Febr.
ist Untersuchung eingeleitet. Der Director des Gefängnisses Ste. Pelagie
ist seines Amtes entsetzt.

( * ) Bordeaux, 28 Febr., Nachmittags. Gambetta schlägt vor
daß die Abtheilungen morgen um 1 Uhr zusammentreten sollen, damit die
Deputirten Zeit haben die Friedensbedingungen näher durchzugehen.
Thiers bemerkt hierauf: er werde die Copien des Präliminarfriedens für
die Bureaux in zwei Stunden herstellen lassen. Schölcher wünscht daß
die Bureaux morgen um 9 Uhr zusammentreten. Thiers bemerkt: Wir
wollen daß Sie mit allem so bekannt sein sollen wie wir, die als Opfer
einer Situation dastehen die wir nicht schufen, für die wir aber einstehen
müssen. Wir bitten Sie aufs dringlichste keinen Augenblick Zeit zu ver-
lieren. Wenn unserer Bitte entsprochen wird, können wir vielleicht der
Hauptstadt einen großen Schmerz ersparen. Jch habe meine Verantwort-
[Spaltenumbruch] lichkeit eingesetzt, meine Collegen thaten dasselbe; es ist nothwendig daß
auch Sie Jhre Verantwortlichkeit einsetzen. Hier gibt's keine Enthaltung.
Jeder von uns muß seinen Theil an der Verantwortung übernehmen.
Thiers wünscht daß die Abtheilungen noch heute Abends zusammentreten,
und daß die nächste Sitzung morgen Mittag stattfinde. Die Versammlung
beschließt in Gemäßheit des Thiers'schen Wunsches. Die heutige Sitzung
war sehr stark besucht; nur wenige Deputirte fehlten. Louis Blanc,
Victor Hugo waren anwesend. Die Verlesung der Friedensbedingungen
wurde mit tiefstem Stillschweigen entgegengenommen. Um das
Sitzungsgebäude dieselben militärischen Vorbereitungen wie bisher. Die
Stadt vollkommen ruhig.

Vorstehende Depeschen aus einem Extrablatt hier wiederholt.

* Bordeaux, 1 März. Die Sitzung der Nationalversammlung be-
gann um 1 Uhr Nachmittags, zwei Mitglieder protestirten gegen jede Ge-
bietsabtretung. Hierauf erklärte der Berichterstatter der Friedenscommis-
sion, Lefranc: daß die Commissionsbeschlüsse einstimmig gefaßt worden. Es
sei Gebot des Patriotismus für die Friedenspräliminarien, wie sie sind, zu stim-
men. Alles was die Sachlage gestattete sei geschehen. Die Ehre Frankreichs sei
gerettet. Redner begründet die Annahme der Präliminarien. Die Ablehnung
derselben würde die Besetzung von Paris, die Ueberfluthung Frankreichs durch
den Feind zur Folge haben. Lefranc fordert die Versammlung auf sich
nicht der Verzweiflung zu überlassen, er bittet schließlich niemand möge
sich der Abstimmung enthalten. Edgard Quinet protestirt energisch gegen
die Annahme der Präliminarien, welche die Gegenwart und Zukunft
Frankreichs vernichten würden. Bamberger beschwört die Versammlung
die Friedensbedingungen nochmals zu prüfen. Die Sitzung dauert fort.
Man glaubt, die Sitzung werde heute nicht geschlossen, ohne daß über die
Präliminarien abgestimmt worden. Ein Extrazug steht fortwährend bereit
um das Abstimmungsprotokoll sofort nach Paris zu bringen.

* Versailles, 1 März. ( Telegraphische Nachricht an den Kriegs-
minister. ) Heute Vormittags 11 Uhr hielt der Kaiser auf der Rennbahn
zu Longchamps am Bois de Boulogne eine Parade über die zum ersten
Einmarsch in Paris bestimmten Abtheilungen aller Waffen des 6. und
11. preußischen und des 2. bayerischen Armeecorps ab. Nach dem Vorbei-
marsch rückten die Truppen in der Stärke von 30,000 Mann in Paris ein.
Sie bezogen in den Champs Elysees, im Trocadero und in den daran grän-
zenden Stadttheilen Quartiere. Der vom schönsten Wetter begünstigte
Einzug in die Hauptstadt wurde durch keinen Zwischenfall gestört.

Weitere Telegramme siehe letzte Seite.
Der Friede.

* Es ist ein süßes und ernstes, ein fröhliches und doch heiliges Wort
das wir heut aussprechen dürfen, das wir aussprechen müssen noch ehe die
Urkunde welche seinen Namen trägt gezeichnet und besiegelt ist, noch ehe
wir ihren vollen Jnhalt wissen, und ehe wir mit dem Gedanken umspannen
können was alles im Kreise jenes Wortes sich zusammenfaßt. Das Gefühl
überflügelt den Gedanken, und man überwindet die gewohnte Scheu die
Empfindung walten zu lassen wo sonst nur dem berechnenden Verstande
das Wort gegönnt ist. Vielleicht aber drücken wir gerade mit diesem Ge-

* ) Für England auch bei Hrn. A. Siegle, 110 Leadenhall Street E.-C. in London
** ) Für Italien auch bei den Herren Gebr. Becca in Florenz und Turin für Fr. 13. 70 Cent.
*** ) Für Spanien, Frankreich und Portugal abonnirt man auch bei Hrn. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille in Paris.
Allgemeine Zeitung.
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Augsburg, Freitag, 3 März 1871.


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   des-Arts, 2, Strassburg, rue brûlée, 5 ) für Frankreich und
    Algerien ganz franco...............   Fr. 18. -- Cts.
„ demselben für Spanien und Portugal frankirt bis zur franz.
   Austrittsgränze.............   Fr. 18. -- Cts.
„   „   für England über Belgien, franco bis z. Bestimmungsort   Fr. 14. -- Cts.
„   „   franco wie oben für Aegypten, Konstantinopel
   und Griechenland...........   Fr. 21. 25 Cts.
„   „   für Amerika frankirt bis zum Landungshafen..   Fr. 24. 50 Cts.
„   „   für die französischen und englischen über-
   seeischen Colonien, Brasilien, Mexico
und
    China frankirt bis zum Landungshafen.....   Fr. 27. 75 Cts.

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    Frankreich und Niederlande
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Preis der einzelnen Nummer mit Beilage 6 kr. oder 2 Ngr. für ganz Deutschland.



[Beginn Spaltensatz]
Uebersicht.

Der Friede.

Das zweite bayerische Armeecorps vor Paris.

Prinzen im Wahlkampfe.

Deutsches Reich. München: Auswechslung der bayerischen Kriegs-
gefangenen. Friedensfeier. Zu den Reichstagswahlen. Preßprocesse.
Das mittelfränkische Appellgericht. Hr. v. Arnim. Eiserne Kreuze.
Berlin: Militärconvention mit Braunschweig. Hr. v. Mühler und
die Kunstakademie. Ein neues Stück von Bauernfeld. Feldpolizeiliches.
Eindruck der Friedensnachricht. Die Friedenspräliminarien. Angebliche
Einmischungsbemühungen Englands. Graf Wimpffen.

Oesterreichtsch=ungartsche Monarchie. Wien: „Fürstenthum
Rumänien.“ Graz: Universitätsbau.

Schweiz. Bern: Bundesrevision.

Großbritannien. Die Friedensbedingungen und die Kriegsentschädi-
gung. England und der Papst.

Frankreich. Gehalte. Lecesne. Polizei=Agenten. Die finanzielle Lage.
Aus dem deutschen Hauptquartier. Garibaldi. Paris: Hr. Thiers.
Der Einzug. Bordeaux: Die Möglichkeit der Wiederaufnahme des
Kriegs.

Verschiedenes.

Jndustrie, Handel und Verkehr.

Außerordentliche Beilage. Nr. 35.



Telegraphische Berichte.

* Bordeaux, 1 März, Nachts. Die National-
versammlung hat die Friedenspräliminarien mit 546
gegen 107 Stimmen angenommen.

* Berlin, 2 März. ( Officiell. ) Versailles, 1 März. Der Kaiser
an die Kaiserin: So eben kehre ich von Longchamps zurück, wo ich die
Truppen des 6., 11. und 1. bayerischen Corps, 30,000 Mann, inspicirte,
die zuerst Paris besetzen. Die Truppen sahen vortrefflich aus. Die Avant-
garde ist um 8 Uhr eingerückt ohne alle und jede Störung.

( * ) Paris, 1 März, Morgens. Ein Tagsbefehl des Admirals
Chaillie befiehlt den unter seinem Commando stehenden Marinesoldaten
und Matrosen jede Berührung mit dem Feinde zu vermeiden und sich
ruhig zu verhalten. Ueber die Vorgänge in der Nacht vom 26 zum 27 Febr.
ist Untersuchung eingeleitet. Der Director des Gefängnisses Ste. Pélagie
ist seines Amtes entsetzt.

( * ) Bordeaux, 28 Febr., Nachmittags. Gambetta schlägt vor
daß die Abtheilungen morgen um 1 Uhr zusammentreten sollen, damit die
Deputirten Zeit haben die Friedensbedingungen näher durchzugehen.
Thiers bemerkt hierauf: er werde die Copien des Präliminarfriedens für
die Bureaux in zwei Stunden herstellen lassen. Schölcher wünscht daß
die Bureaux morgen um 9 Uhr zusammentreten. Thiers bemerkt: Wir
wollen daß Sie mit allem so bekannt sein sollen wie wir, die als Opfer
einer Situation dastehen die wir nicht schufen, für die wir aber einstehen
müssen. Wir bitten Sie aufs dringlichste keinen Augenblick Zeit zu ver-
lieren. Wenn unserer Bitte entsprochen wird, können wir vielleicht der
Hauptstadt einen großen Schmerz ersparen. Jch habe meine Verantwort-
[Spaltenumbruch] lichkeit eingesetzt, meine Collegen thaten dasselbe; es ist nothwendig daß
auch Sie Jhre Verantwortlichkeit einsetzen. Hier gibt's keine Enthaltung.
Jeder von uns muß seinen Theil an der Verantwortung übernehmen.
Thiers wünscht daß die Abtheilungen noch heute Abends zusammentreten,
und daß die nächste Sitzung morgen Mittag stattfinde. Die Versammlung
beschließt in Gemäßheit des Thiers'schen Wunsches. Die heutige Sitzung
war sehr stark besucht; nur wenige Deputirte fehlten. Louis Blanc,
Victor Hugo waren anwesend. Die Verlesung der Friedensbedingungen
wurde mit tiefstem Stillschweigen entgegengenommen. Um das
Sitzungsgebäude dieselben militärischen Vorbereitungen wie bisher. Die
Stadt vollkommen ruhig.

Vorstehende Depeschen aus einem Extrablatt hier wiederholt.

* Bordeaux, 1 März. Die Sitzung der Nationalversammlung be-
gann um 1 Uhr Nachmittags, zwei Mitglieder protestirten gegen jede Ge-
bietsabtretung. Hierauf erklärte der Berichterstatter der Friedenscommis-
sion, Lefranc: daß die Commissionsbeschlüsse einstimmig gefaßt worden. Es
sei Gebot des Patriotismus für die Friedenspräliminarien, wie sie sind, zu stim-
men. Alles was die Sachlage gestattete sei geschehen. Die Ehre Frankreichs sei
gerettet. Redner begründet die Annahme der Präliminarien. Die Ablehnung
derselben würde die Besetzung von Paris, die Ueberfluthung Frankreichs durch
den Feind zur Folge haben. Lefranc fordert die Versammlung auf sich
nicht der Verzweiflung zu überlassen, er bittet schließlich niemand möge
sich der Abstimmung enthalten. Edgard Quinet protestirt energisch gegen
die Annahme der Präliminarien, welche die Gegenwart und Zukunft
Frankreichs vernichten würden. Bamberger beschwört die Versammlung
die Friedensbedingungen nochmals zu prüfen. Die Sitzung dauert fort.
Man glaubt, die Sitzung werde heute nicht geschlossen, ohne daß über die
Präliminarien abgestimmt worden. Ein Extrazug steht fortwährend bereit
um das Abstimmungsprotokoll sofort nach Paris zu bringen.

* Versailles, 1 März. ( Telegraphische Nachricht an den Kriegs-
minister. ) Heute Vormittags 11 Uhr hielt der Kaiser auf der Rennbahn
zu Longchamps am Bois de Boulogne eine Parade über die zum ersten
Einmarsch in Paris bestimmten Abtheilungen aller Waffen des 6. und
11. preußischen und des 2. bayerischen Armeecorps ab. Nach dem Vorbei-
marsch rückten die Truppen in der Stärke von 30,000 Mann in Paris ein.
Sie bezogen in den Champs Elysées, im Trocadero und in den daran grän-
zenden Stadttheilen Quartiere. Der vom schönsten Wetter begünstigte
Einzug in die Hauptstadt wurde durch keinen Zwischenfall gestört.

Weitere Telegramme siehe letzte Seite.
Der Friede.

* Es ist ein süßes und ernstes, ein fröhliches und doch heiliges Wort
das wir heut aussprechen dürfen, das wir aussprechen müssen noch ehe die
Urkunde welche seinen Namen trägt gezeichnet und besiegelt ist, noch ehe
wir ihren vollen Jnhalt wissen, und ehe wir mit dem Gedanken umspannen
können was alles im Kreise jenes Wortes sich zusammenfaßt. Das Gefühl
überflügelt den Gedanken, und man überwindet die gewohnte Scheu die
Empfindung walten zu lassen wo sonst nur dem berechnenden Verstande
das Wort gegönnt ist. Vielleicht aber drücken wir gerade mit diesem Ge-

* ) Für England auch bei Hrn. A. Siegle, 110 Leadenhall Street E.-C. in London
** ) Für Italien auch bei den Herren Gebr. Becca in Florenz und Turin für Fr. 13. 70 Cent.
*** ) Für Spanien, Frankreich und Portugal abonnirt man auch bei Hrn. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille in Paris.
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[0001] Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, Freitag, 3 März 1871. Verlag der J. G. Cotta' schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. Das Abonnement beträgt vierteljährlich: bei den Postämtern des deutsch- österreichischen Postvereins fl. 4. -- oder Rthlr. 2. 8 Sgr. 7 Pf. excl. Stempelsteuer, bei den Postämtern der Schweiz.... Fr. 12. 40 Cts. ( halbjährl. Fr. 24. 20 Cts. ) „ dem preuss. Postamt in Köln für die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika................. Rthlr. 9. 14 Sgr. „ demselben für England * ) .............. Rthlr. 3.22 1 / 2 Sgr. „ dem k. k. Postamt in Triest für Konstantinopel...... Oe. W. fl. 5. 62 Nkr. „ den Herren A. Detken u. Rocholl in Neapel, H. Löscher in Turin, Florenz und Rom, H. F. Münster in Verona und Venedig, Giusto _______Bbhardt, in Venedig, Valentiner und Mues, U. Hoepli in Mailand, J. Spithoever in Rom für Italien ** ) .......... ( in Papier ) Fr. 16. bei Hrn. G. Alexandre *** ) ( Paris, Cour du Commerce, St.-André- des-Arts, 2, Strassburg, rue brûlée, 5 ) für Frankreich und Algerien ganz franco............... Fr. 18. -- Cts. „ demselben für Spanien und Portugal frankirt bis zur franz. Austrittsgränze............. Fr. 18. -- Cts. „ „ für England über Belgien, franco bis z. Bestimmungsort Fr. 14. -- Cts. „ „ franco wie oben für Aegypten, Konstantinopel und Griechenland........... Fr. 21. 25 Cts. „ „ für Amerika frankirt bis zum Landungshafen.. Fr. 24. 50 Cts. „ „ für die französischen und englischen über- seeischen Colonien, Brasilien, Mexico und China frankirt bis zum Landungshafen..... Fr. 27. 75 Cts. Kreuzbandsendungen befördert auf Bestellung die Expedition der „Allgemeinen Zeitung.“ Die Francatur hiefür beträgt innerhalb des ganzen deutsch-österreichi- schen Postvereins für eine gewöhnliche Nummer mit Beilage == 2 Loth 1 kr. p. N. nach andern Ländern, und zwar nach Belgien und Italien.... 2 kr. p. N., Frankreich und Niederlande .. 3 „ „ „ Preis der einzelnen Nummer mit Beilage 6 kr. oder 2 Ngr. für ganz Deutschland. Uebersicht. Der Friede. Das zweite bayerische Armeecorps vor Paris. Prinzen im Wahlkampfe. Deutsches Reich. München: Auswechslung der bayerischen Kriegs- gefangenen. Friedensfeier. Zu den Reichstagswahlen. Preßprocesse. Das mittelfränkische Appellgericht. Hr. v. Arnim. Eiserne Kreuze. Berlin: Militärconvention mit Braunschweig. Hr. v. Mühler und die Kunstakademie. Ein neues Stück von Bauernfeld. Feldpolizeiliches. Eindruck der Friedensnachricht. Die Friedenspräliminarien. Angebliche Einmischungsbemühungen Englands. Graf Wimpffen. Oesterreichtsch=ungartsche Monarchie. Wien: „Fürstenthum Rumänien.“ Graz: Universitätsbau. Schweiz. Bern: Bundesrevision. Großbritannien. Die Friedensbedingungen und die Kriegsentschädi- gung. England und der Papst. Frankreich. Gehalte. Lecesne. Polizei=Agenten. Die finanzielle Lage. Aus dem deutschen Hauptquartier. Garibaldi. Paris: Hr. Thiers. Der Einzug. Bordeaux: Die Möglichkeit der Wiederaufnahme des Kriegs. Verschiedenes. Jndustrie, Handel und Verkehr. Außerordentliche Beilage. Nr. 35. Telegraphische Berichte. * Bordeaux, 1 März, Nachts. Die National- versammlung hat die Friedenspräliminarien mit 546 gegen 107 Stimmen angenommen. * Berlin, 2 März. ( Officiell. ) Versailles, 1 März. Der Kaiser an die Kaiserin: So eben kehre ich von Longchamps zurück, wo ich die Truppen des 6., 11. und 1. bayerischen Corps, 30,000 Mann, inspicirte, die zuerst Paris besetzen. Die Truppen sahen vortrefflich aus. Die Avant- garde ist um 8 Uhr eingerückt ohne alle und jede Störung. ( * ) Paris, 1 März, Morgens. Ein Tagsbefehl des Admirals Chaillie befiehlt den unter seinem Commando stehenden Marinesoldaten und Matrosen jede Berührung mit dem Feinde zu vermeiden und sich ruhig zu verhalten. Ueber die Vorgänge in der Nacht vom 26 zum 27 Febr. ist Untersuchung eingeleitet. Der Director des Gefängnisses Ste. Pélagie ist seines Amtes entsetzt. ( * ) Bordeaux, 28 Febr., Nachmittags. Gambetta schlägt vor daß die Abtheilungen morgen um 1 Uhr zusammentreten sollen, damit die Deputirten Zeit haben die Friedensbedingungen näher durchzugehen. Thiers bemerkt hierauf: er werde die Copien des Präliminarfriedens für die Bureaux in zwei Stunden herstellen lassen. Schölcher wünscht daß die Bureaux morgen um 9 Uhr zusammentreten. Thiers bemerkt: Wir wollen daß Sie mit allem so bekannt sein sollen wie wir, die als Opfer einer Situation dastehen die wir nicht schufen, für die wir aber einstehen müssen. Wir bitten Sie aufs dringlichste keinen Augenblick Zeit zu ver- lieren. Wenn unserer Bitte entsprochen wird, können wir vielleicht der Hauptstadt einen großen Schmerz ersparen. Jch habe meine Verantwort- lichkeit eingesetzt, meine Collegen thaten dasselbe; es ist nothwendig daß auch Sie Jhre Verantwortlichkeit einsetzen. Hier gibt's keine Enthaltung. Jeder von uns muß seinen Theil an der Verantwortung übernehmen. Thiers wünscht daß die Abtheilungen noch heute Abends zusammentreten, und daß die nächste Sitzung morgen Mittag stattfinde. Die Versammlung beschließt in Gemäßheit des Thiers'schen Wunsches. Die heutige Sitzung war sehr stark besucht; nur wenige Deputirte fehlten. Louis Blanc, Victor Hugo waren anwesend. Die Verlesung der Friedensbedingungen wurde mit tiefstem Stillschweigen entgegengenommen. Um das Sitzungsgebäude dieselben militärischen Vorbereitungen wie bisher. Die Stadt vollkommen ruhig. Vorstehende Depeschen aus einem Extrablatt hier wiederholt. * Bordeaux, 1 März. Die Sitzung der Nationalversammlung be- gann um 1 Uhr Nachmittags, zwei Mitglieder protestirten gegen jede Ge- bietsabtretung. Hierauf erklärte der Berichterstatter der Friedenscommis- sion, Lefranc: daß die Commissionsbeschlüsse einstimmig gefaßt worden. Es sei Gebot des Patriotismus für die Friedenspräliminarien, wie sie sind, zu stim- men. Alles was die Sachlage gestattete sei geschehen. Die Ehre Frankreichs sei gerettet. Redner begründet die Annahme der Präliminarien. Die Ablehnung derselben würde die Besetzung von Paris, die Ueberfluthung Frankreichs durch den Feind zur Folge haben. Lefranc fordert die Versammlung auf sich nicht der Verzweiflung zu überlassen, er bittet schließlich niemand möge sich der Abstimmung enthalten. Edgard Quinet protestirt energisch gegen die Annahme der Präliminarien, welche die Gegenwart und Zukunft Frankreichs vernichten würden. Bamberger beschwört die Versammlung die Friedensbedingungen nochmals zu prüfen. Die Sitzung dauert fort. Man glaubt, die Sitzung werde heute nicht geschlossen, ohne daß über die Präliminarien abgestimmt worden. Ein Extrazug steht fortwährend bereit um das Abstimmungsprotokoll sofort nach Paris zu bringen. * Versailles, 1 März. ( Telegraphische Nachricht an den Kriegs- minister. ) Heute Vormittags 11 Uhr hielt der Kaiser auf der Rennbahn zu Longchamps am Bois de Boulogne eine Parade über die zum ersten Einmarsch in Paris bestimmten Abtheilungen aller Waffen des 6. und 11. preußischen und des 2. bayerischen Armeecorps ab. Nach dem Vorbei- marsch rückten die Truppen in der Stärke von 30,000 Mann in Paris ein. Sie bezogen in den Champs Elysées, im Trocadero und in den daran grän- zenden Stadttheilen Quartiere. Der vom schönsten Wetter begünstigte Einzug in die Hauptstadt wurde durch keinen Zwischenfall gestört. Weitere Telegramme siehe letzte Seite. Der Friede. * Es ist ein süßes und ernstes, ein fröhliches und doch heiliges Wort das wir heut aussprechen dürfen, das wir aussprechen müssen noch ehe die Urkunde welche seinen Namen trägt gezeichnet und besiegelt ist, noch ehe wir ihren vollen Jnhalt wissen, und ehe wir mit dem Gedanken umspannen können was alles im Kreise jenes Wortes sich zusammenfaßt. Das Gefühl überflügelt den Gedanken, und man überwindet die gewohnte Scheu die Empfindung walten zu lassen wo sonst nur dem berechnenden Verstande das Wort gegönnt ist. Vielleicht aber drücken wir gerade mit diesem Ge- * ) Für England auch bei Hrn. A. Siegle, 110 Leadenhall Street E.-C. in London ** ) Für Italien auch bei den Herren Gebr. Becca in Florenz und Turin für Fr. 13. 70 Cent. *** ) Für Spanien, Frankreich und Portugal abonnirt man auch bei Hrn. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille in Paris.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg (Bayern), 3. März 1871, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_augsburg62_1871/1>, abgerufen am 24.12.2024.