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Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870.

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[Spaltenumbruch] eingeführt. Die Patente dafür wurden durch die Herren Wirth u. Co.
in Frankfurt a. M. vermittelt.

^ Entschwefelung der Coaks nach dem Verfahren von
Grandidier und Rue. II. Nach demselben wird aber eine Coake
erzeugt, welche fast ganz frei von Schwefel ist und dabei physikalische
Eigenschaften hat, welche auf die reducirende Wirkung des Kohlen-
stoffs von bedeutendem günstigen Einfluß sind. Diese Coake gibt
Eisen von der besten Qualität, analog dem Holzkohleneisen, und die
Produktionskosten sind dabei viel geringer, denn die Entschwefelung
einer Ton Coaks kostet nicht mehr als 0,70 Francs.

Das Prinzip der Entschwefelung ist sehr einfach. Die Coaks
werden in einer Temperatur von beiläufig 250--300 Grad Celsius
einem Strome komprimirter Luft ausgesetzt ( Pressung etwa1 1 / 2 At-
mosphären ) . Diese Temperatur erlaubt der Luft allen Schwefel zu
oxydiren, während sie zur Verbrennung der Coaks unzureichend ist,
und während ein Theil des Schwefels als schwefliche Säure ent-
weicht geht der andere Theil als Schwefelsäure eine Verbindung mit
dem Eisen ein, und später mit der Thonerde der Coaks. Alle
Kohlensorten enthalten genug Thonerde, so daß in den meisten so
gereinigten Coaks keine schwefelsaure Eisenverbindungen mehr ge-
funden werden.

Die Verbindungen der Schwefelsäure mit der Thonerde sind
aber in den Schlacken nicht reducirbar, und es erhellt daraus, daß
auch kein Schwefel aus den so behandelten Coaks mehr ins Eisen
gelangen kann. Die minutiösesten Analysen haben auch in der That
die fast gänzliche Abwesenheit von Schwefel in den entschwefelten
Coaks nachgewiesen. Die Reaktion bei der Entschwefelung ist nicht
allein eine chemische, sondern es geht auch eine physische Umwand-
lung mit der Coake vor, unter dem Einfluß der komprimirten Luft.
Es entsteht einmal eine Verdichtung der Moleküle und das andere
Mal eine Vergrößerung der hohlen Räume.

Die Verdichtung der Moleküle verursacht eine den Metallurgen
schon bekannte Erscheinung, daß sie nämlich die reducirende Wirkung
des Kohlenstoffs vermehrt. Die Vergrößerung der leeren Räume in
der Coake aber hat zur Folge, daß die Verbrennung besser von
Statten geht, indem die Luft besser zutreten kann. Jn der That
kann man beobachten, daß, während ein kalter Luftstrom gewöhnliche
brennende Coaks dunkler glühend macht, er entschwefelte Coaks zur
Weißgluth anfacht.

Letztere besitzt auch noch die Eigenschaft, daß sie schwerer als
Wasser ist, während gewöhnliche Coake auf Wasser schwimmt. Ein
sehr wichtiger Punkt für die Metallurgie ist, daß die entschwefelte
Coaks gegen gewöhnliche ein Reducirungsvermögen von 31 gegen 27
besitzt. Die Apparate zur Entschwefelung sind sehr einfach und ziem-
lich wenig kostspielig. Sie variiren in der Form je nach den Ver-
hältnissen und lokalen Umständen, aber sie basiren auf dem Prinzipe:
Oxydation des Schwefels in der Coake unter komprimirter Luft bei
einer Temperatur, welche zur Reaktion hinreicht, aber nicht zur
Verbrennung der Kohle.

Die Apparate bestehen im Allgemeinen aus 2 Theilen: der
Luftpumpe und dem Entschwefelungsapparat. Die Kosten der An-
lage wechseln je nach der Größe des Werks, übersteigen jedoch nicht
7000--8000 Francs für einen Apparat, womit per Tag 30--
33 Tons Coaks entschwefelt werden können.

Auf Werken, welche ihren Coaks nicht selbst bereiten, werden
die Apparate durch die Gichtgase der Hochöfen erhitzt. Wo aber die
Werke selbst Coakereien besitzen ist die Manipulation der Entschwe-
felung noch weit einfacher, denn es genügt alsdann, die Coaks aus
dem Ofen direkt in den Entschwefeler zu bringen und darin eine
Stunde verweilen zu lassen.

Es sind nun noch einige Vortheile hervorzuheben, welche aus
der Anwendung solcher Coaks bei dem Hohofenbetriebe sich herausstellen.

Wir sprechen weniger von der Verbesserung der Qualität, welche
wir schon hervorgehoben, als von nachstehenden Punkten, welche sich
bei der Anwendung entschwefelter Coaks ergeben haben:

1 ) Die Vergrößerung der Reducirfähigkeit von 27 auf 31 erlaubt
eine Verringerung des Coaksverbrauchs. Wenn z. B. ein Hoh-
ofen, um eine Tonne Eisen zu produciren, 1200 Kilogramme
Coaks gebraucht, so erfordert er dazu nur 1045 Kilogr. ent-
schwefelter Coake. Setzt man voraus, daß die Tonne gewöhn-
licher Coaks 20 Frcs. kostet, so ist die für eine tägliche Pro-
duktion von 30 Tonnen Eisen nöthige Ausgabe für Coaks
720 Frcs. Sie betrüge nur 648 Frcs, wenn man entschwe-
[Spaltenumbruch] felte Coake angewendet haben würde. Daraus ergibt sich eine
jährliche Ersparniß von 26,166 Francs, d. h. mehr als das
Dreifache der Kosten zur Entschwefelung. Die Ersparnisse werden
noch größer, wo der Preis der Coaks an sich höher wird.
2 ) Die Reaktion im Hohofen geht rascher von Statten, weßhalb
die Abstiche bei gleichbleibenden Generalkosten öfter vorgenom-
men werden können.
3 ) Die Höhe der Hohöfen für so präparirte Coake kann auf die
der Holzkohlen=Hohöfen reducirt werden, wodurch an Betriebs-
kraft zur Beschickung bedeutend gespart wird.
4 ) Die größere Brennbarkeit der entschwefelten Coake erlaubt einen
geringeren Zuschlag an Flußspath, gibt eine flüssigere Schlacke,
vermindert die Gefahren der Verstopfung oder des schlechten
Ganges des Ofens und endlich übt sie auf das Jnnere der
Ofenwände keinen so schädlichen Einfluß aus.
5 ) Die höhere Brennbarkeit der Coake ergibt endlich die Möglich-
keit, Gebläsemaschinen von geringerer Mächtigkeit anzuwenden.


Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

Vermischtes.

* Ein deutscher Handwerker. Man schreibt uns aus Neu-
mühl
vom 15. September: Als Kriegsberichterstatter hier stationirt
habe ich Gelegenheit gefunden, einen anerkennungswerthen Akt
des Muthes Seitens eines braven deutschen Schlossermeisters Na-
mens Enders in Dorf Kehl zu konstatiren, dessen tapferes Ver-
halten im "Arbeitgeber" ehrenvoll erwähnt zu werden verdient.
Herr Enders und seine Söhne arbeiten heute noch, von Bomben
und Granaten umsaust, in ihrer Werkstatt zu Kehl für die verschie-
denen Batterien und andern Truppenkörper an den nöthigen Uten-
silien und Reparaturen. Ersterer ist auch zur Zeit als Dorf Kehl
von Militär nicht besetzt war, vom Militärkommando mit der Lei-
tung des Sicherheitsdienstes beauftragt worden, und hat überdieß die
Führung der, natürlich stark in Anspruch genommenen, Feuerwehr
Kehls, mit dem schönsten Erfolg übernommen. Jn dieser Eigen-
schaft vermochte er am 19. August, unter dem heftigsten Gewehr-
und Granatfeuer, ein ganzes Stadtviertel in Stadt Kehl vor der
Zerstörung durch Feuer zu retten.   O. v. B.

+ Maffei. Jn München starb der in der industriellen Welt
weit bekannte und geachtete Maschinenfabrikant Reichsrath Ritter
von Maffei im 80. Jahre. Jm Jahr 1841 baute er in Hirschau
die 1., 1852 die 100., 1864 die 500. und 1869 die 700. Loko-
motive. Bayern hat in ihm einen seiner berühmtesten und geachtet-
sten Bürger verloren.



* Neu eingegangene Bücher. Lieder zu Schutz und Trutz.
Gaben deutscher Dichter aus der Zeit des Krieges im Jahr 1870. Berlin.
Verlag von Franz Lipperscheide. Unter allen bereits erschienenen oder ange-
kündigten Sammelwerken von deutschen Kriegsliedern der Jetztzeit nimmt das
vorliegende unbestritten den ersten Rang ein, der ihm wohl auch verbleiben
wird, da es zum großen Theil Original=Beiträge unserer ersten Dichter bringt.
Das erste Heft enthält zum Eingang: "Jn Frankreich hinein" von Arndt,
dann Beiträge von Maßmann, Benedix, Brauer, Dahn, Förster, Große, Groth,
Gruppe, Hertz, Hoffmann von Fallersleben, Jensen, Kaufmann, Kladdera-
datsch, Kletke, Marbach, v. Meyern, Rittershaus, Simrock, Sturm, Taubert,
Viehoff, Waldmüller, Wolf, Zeise und Zettel. Mehrere Gedichte sind in Auto-
graphien mitgetheilt. Der ganze Reinertrag ist für die Vereine zur Pflege im Felde
verwundeter und erkrankter Krieger des gesammten deutschen Heeres bestimmt.
Wir können nach Allem die "Lieder zu Schutz und Trutz" als ein recht pa-
triotisches Werk, als einen Schmuck unserer Literatur bezeichnen und wünschen
denselben auch schon ihres edlen Zweckes willen den reichsten Erfolg.

-- Der fünfte deutsche Journalistentag zu Frank-
furt
a. M., abgehalten am 2., 3., 4. u. 5. Juli 1870. Beitrag zur Ge-
schichte des Journalistentages von Franz Rittweger. Verlag von Heller
und Rohm, in Kommission der Jäger'schen Buchhandlung. Preis 4 Sgr.
oder 12 Kr. Die Broschüre enthält: Erste Sitzung. Frankfurter Forsthaus
( Banket ) . Zweite Sitzung. Rosenau ( Banket ) . Dritte Sitzung. Rüdesheim
und Aßmannshausen. Anhang und Präsenzliste. Das Büchlein wird allen
Journalisten und Freunden derselben, welche während der genannten Tage
hier waren, als Erinnerungsgabe willkommen sein; während es denjenigen,
die durch Berufs= oder andere Geschäfte verhindert waren, den Journalistentag
zu besuchen, ein getreues Bild der Verhandlungen und Festlichkeiten gibt.



Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen
wir alle Redaktionen, namentlich auch der kleinen Blätter, um wieder-
holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be-
züglichen Gesuche und freie Arbeit zu erfahren sind.

[Spaltenumbruch] eingeführt. Die Patente dafür wurden durch die Herren Wirth u. Co.
in Frankfurt a. M. vermittelt.

△ Entschwefelung der Coaks nach dem Verfahren von
Grandidier und Rue. II. Nach demselben wird aber eine Coake
erzeugt, welche fast ganz frei von Schwefel ist und dabei physikalische
Eigenschaften hat, welche auf die reducirende Wirkung des Kohlen-
stoffs von bedeutendem günstigen Einfluß sind. Diese Coake gibt
Eisen von der besten Qualität, analog dem Holzkohleneisen, und die
Produktionskosten sind dabei viel geringer, denn die Entschwefelung
einer Ton Coaks kostet nicht mehr als 0,70 Francs.

Das Prinzip der Entschwefelung ist sehr einfach. Die Coaks
werden in einer Temperatur von beiläufig 250--300 Grad Celsius
einem Strome komprimirter Luft ausgesetzt ( Pressung etwa1 1 / 2 At-
mosphären ) . Diese Temperatur erlaubt der Luft allen Schwefel zu
oxydiren, während sie zur Verbrennung der Coaks unzureichend ist,
und während ein Theil des Schwefels als schwefliche Säure ent-
weicht geht der andere Theil als Schwefelsäure eine Verbindung mit
dem Eisen ein, und später mit der Thonerde der Coaks. Alle
Kohlensorten enthalten genug Thonerde, so daß in den meisten so
gereinigten Coaks keine schwefelsaure Eisenverbindungen mehr ge-
funden werden.

Die Verbindungen der Schwefelsäure mit der Thonerde sind
aber in den Schlacken nicht reducirbar, und es erhellt daraus, daß
auch kein Schwefel aus den so behandelten Coaks mehr ins Eisen
gelangen kann. Die minutiösesten Analysen haben auch in der That
die fast gänzliche Abwesenheit von Schwefel in den entschwefelten
Coaks nachgewiesen. Die Reaktion bei der Entschwefelung ist nicht
allein eine chemische, sondern es geht auch eine physische Umwand-
lung mit der Coake vor, unter dem Einfluß der komprimirten Luft.
Es entsteht einmal eine Verdichtung der Moleküle und das andere
Mal eine Vergrößerung der hohlen Räume.

Die Verdichtung der Moleküle verursacht eine den Metallurgen
schon bekannte Erscheinung, daß sie nämlich die reducirende Wirkung
des Kohlenstoffs vermehrt. Die Vergrößerung der leeren Räume in
der Coake aber hat zur Folge, daß die Verbrennung besser von
Statten geht, indem die Luft besser zutreten kann. Jn der That
kann man beobachten, daß, während ein kalter Luftstrom gewöhnliche
brennende Coaks dunkler glühend macht, er entschwefelte Coaks zur
Weißgluth anfacht.

Letztere besitzt auch noch die Eigenschaft, daß sie schwerer als
Wasser ist, während gewöhnliche Coake auf Wasser schwimmt. Ein
sehr wichtiger Punkt für die Metallurgie ist, daß die entschwefelte
Coaks gegen gewöhnliche ein Reducirungsvermögen von 31 gegen 27
besitzt. Die Apparate zur Entschwefelung sind sehr einfach und ziem-
lich wenig kostspielig. Sie variiren in der Form je nach den Ver-
hältnissen und lokalen Umständen, aber sie basiren auf dem Prinzipe:
Oxydation des Schwefels in der Coake unter komprimirter Luft bei
einer Temperatur, welche zur Reaktion hinreicht, aber nicht zur
Verbrennung der Kohle.

Die Apparate bestehen im Allgemeinen aus 2 Theilen: der
Luftpumpe und dem Entschwefelungsapparat. Die Kosten der An-
lage wechseln je nach der Größe des Werks, übersteigen jedoch nicht
7000--8000 Francs für einen Apparat, womit per Tag 30--
33 Tons Coaks entschwefelt werden können.

Auf Werken, welche ihren Coaks nicht selbst bereiten, werden
die Apparate durch die Gichtgase der Hochöfen erhitzt. Wo aber die
Werke selbst Coakereien besitzen ist die Manipulation der Entschwe-
felung noch weit einfacher, denn es genügt alsdann, die Coaks aus
dem Ofen direkt in den Entschwefeler zu bringen und darin eine
Stunde verweilen zu lassen.

Es sind nun noch einige Vortheile hervorzuheben, welche aus
der Anwendung solcher Coaks bei dem Hohofenbetriebe sich herausstellen.

Wir sprechen weniger von der Verbesserung der Qualität, welche
wir schon hervorgehoben, als von nachstehenden Punkten, welche sich
bei der Anwendung entschwefelter Coaks ergeben haben:

1 ) Die Vergrößerung der Reducirfähigkeit von 27 auf 31 erlaubt
eine Verringerung des Coaksverbrauchs. Wenn z. B. ein Hoh-
ofen, um eine Tonne Eisen zu produciren, 1200 Kilogramme
Coaks gebraucht, so erfordert er dazu nur 1045 Kilogr. ent-
schwefelter Coake. Setzt man voraus, daß die Tonne gewöhn-
licher Coaks 20 Frcs. kostet, so ist die für eine tägliche Pro-
duktion von 30 Tonnen Eisen nöthige Ausgabe für Coaks
720 Frcs. Sie betrüge nur 648 Frcs, wenn man entschwe-
[Spaltenumbruch] felte Coake angewendet haben würde. Daraus ergibt sich eine
jährliche Ersparniß von 26,166 Francs, d. h. mehr als das
Dreifache der Kosten zur Entschwefelung. Die Ersparnisse werden
noch größer, wo der Preis der Coaks an sich höher wird.
2 ) Die Reaktion im Hohofen geht rascher von Statten, weßhalb
die Abstiche bei gleichbleibenden Generalkosten öfter vorgenom-
men werden können.
3 ) Die Höhe der Hohöfen für so präparirte Coake kann auf die
der Holzkohlen=Hohöfen reducirt werden, wodurch an Betriebs-
kraft zur Beschickung bedeutend gespart wird.
4 ) Die größere Brennbarkeit der entschwefelten Coake erlaubt einen
geringeren Zuschlag an Flußspath, gibt eine flüssigere Schlacke,
vermindert die Gefahren der Verstopfung oder des schlechten
Ganges des Ofens und endlich übt sie auf das Jnnere der
Ofenwände keinen so schädlichen Einfluß aus.
5 ) Die höhere Brennbarkeit der Coake ergibt endlich die Möglich-
keit, Gebläsemaschinen von geringerer Mächtigkeit anzuwenden.


Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

Vermischtes.

* Ein deutscher Handwerker. Man schreibt uns aus Neu-
mühl
vom 15. September: Als Kriegsberichterstatter hier stationirt
habe ich Gelegenheit gefunden, einen anerkennungswerthen Akt
des Muthes Seitens eines braven deutschen Schlossermeisters Na-
mens Enders in Dorf Kehl zu konstatiren, dessen tapferes Ver-
halten im „Arbeitgeber“ ehrenvoll erwähnt zu werden verdient.
Herr Enders und seine Söhne arbeiten heute noch, von Bomben
und Granaten umsaust, in ihrer Werkstatt zu Kehl für die verschie-
denen Batterien und andern Truppenkörper an den nöthigen Uten-
silien und Reparaturen. Ersterer ist auch zur Zeit als Dorf Kehl
von Militär nicht besetzt war, vom Militärkommando mit der Lei-
tung des Sicherheitsdienstes beauftragt worden, und hat überdieß die
Führung der, natürlich stark in Anspruch genommenen, Feuerwehr
Kehls, mit dem schönsten Erfolg übernommen. Jn dieser Eigen-
schaft vermochte er am 19. August, unter dem heftigsten Gewehr-
und Granatfeuer, ein ganzes Stadtviertel in Stadt Kehl vor der
Zerstörung durch Feuer zu retten.   O. v. B.

† Maffei. Jn München starb der in der industriellen Welt
weit bekannte und geachtete Maschinenfabrikant Reichsrath Ritter
von Maffei im 80. Jahre. Jm Jahr 1841 baute er in Hirschau
die 1., 1852 die 100., 1864 die 500. und 1869 die 700. Loko-
motive. Bayern hat in ihm einen seiner berühmtesten und geachtet-
sten Bürger verloren.



* Neu eingegangene Bücher. Lieder zu Schutz und Trutz.
Gaben deutscher Dichter aus der Zeit des Krieges im Jahr 1870. Berlin.
Verlag von Franz Lipperscheide. Unter allen bereits erschienenen oder ange-
kündigten Sammelwerken von deutschen Kriegsliedern der Jetztzeit nimmt das
vorliegende unbestritten den ersten Rang ein, der ihm wohl auch verbleiben
wird, da es zum großen Theil Original=Beiträge unserer ersten Dichter bringt.
Das erste Heft enthält zum Eingang: „Jn Frankreich hinein“ von Arndt,
dann Beiträge von Maßmann, Benedix, Brauer, Dahn, Förster, Große, Groth,
Gruppe, Hertz, Hoffmann von Fallersleben, Jensen, Kaufmann, Kladdera-
datsch, Kletke, Marbach, v. Meyern, Rittershaus, Simrock, Sturm, Taubert,
Viehoff, Waldmüller, Wolf, Zeise und Zettel. Mehrere Gedichte sind in Auto-
graphien mitgetheilt. Der ganze Reinertrag ist für die Vereine zur Pflege im Felde
verwundeter und erkrankter Krieger des gesammten deutschen Heeres bestimmt.
Wir können nach Allem die „Lieder zu Schutz und Trutz“ als ein recht pa-
triotisches Werk, als einen Schmuck unserer Literatur bezeichnen und wünschen
denselben auch schon ihres edlen Zweckes willen den reichsten Erfolg.

-- Der fünfte deutsche Journalistentag zu Frank-
furt
a. M., abgehalten am 2., 3., 4. u. 5. Juli 1870. Beitrag zur Ge-
schichte des Journalistentages von Franz Rittweger. Verlag von Heller
und Rohm, in Kommission der Jäger'schen Buchhandlung. Preis 4 Sgr.
oder 12 Kr. Die Broschüre enthält: Erste Sitzung. Frankfurter Forsthaus
( Banket ) . Zweite Sitzung. Rosenau ( Banket ) . Dritte Sitzung. Rüdesheim
und Aßmannshausen. Anhang und Präsenzliste. Das Büchlein wird allen
Journalisten und Freunden derselben, welche während der genannten Tage
hier waren, als Erinnerungsgabe willkommen sein; während es denjenigen,
die durch Berufs= oder andere Geschäfte verhindert waren, den Journalistentag
zu besuchen, ein getreues Bild der Verhandlungen und Festlichkeiten gibt.



Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen
wir alle Redaktionen, namentlich auch der kleinen Blätter, um wieder-
holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be-
züglichen Gesuche und freie Arbeit zu erfahren sind.

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[0006] eingeführt. Die Patente dafür wurden durch die Herren Wirth u. Co. in Frankfurt a. M. vermittelt. △ Entschwefelung der Coaks nach dem Verfahren von Grandidier und Rue. II. Nach demselben wird aber eine Coake erzeugt, welche fast ganz frei von Schwefel ist und dabei physikalische Eigenschaften hat, welche auf die reducirende Wirkung des Kohlen- stoffs von bedeutendem günstigen Einfluß sind. Diese Coake gibt Eisen von der besten Qualität, analog dem Holzkohleneisen, und die Produktionskosten sind dabei viel geringer, denn die Entschwefelung einer Ton Coaks kostet nicht mehr als 0,70 Francs. Das Prinzip der Entschwefelung ist sehr einfach. Die Coaks werden in einer Temperatur von beiläufig 250--300 Grad Celsius einem Strome komprimirter Luft ausgesetzt ( Pressung etwa1 1 / 2 At- mosphären ) . Diese Temperatur erlaubt der Luft allen Schwefel zu oxydiren, während sie zur Verbrennung der Coaks unzureichend ist, und während ein Theil des Schwefels als schwefliche Säure ent- weicht geht der andere Theil als Schwefelsäure eine Verbindung mit dem Eisen ein, und später mit der Thonerde der Coaks. Alle Kohlensorten enthalten genug Thonerde, so daß in den meisten so gereinigten Coaks keine schwefelsaure Eisenverbindungen mehr ge- funden werden. Die Verbindungen der Schwefelsäure mit der Thonerde sind aber in den Schlacken nicht reducirbar, und es erhellt daraus, daß auch kein Schwefel aus den so behandelten Coaks mehr ins Eisen gelangen kann. Die minutiösesten Analysen haben auch in der That die fast gänzliche Abwesenheit von Schwefel in den entschwefelten Coaks nachgewiesen. Die Reaktion bei der Entschwefelung ist nicht allein eine chemische, sondern es geht auch eine physische Umwand- lung mit der Coake vor, unter dem Einfluß der komprimirten Luft. Es entsteht einmal eine Verdichtung der Moleküle und das andere Mal eine Vergrößerung der hohlen Räume. Die Verdichtung der Moleküle verursacht eine den Metallurgen schon bekannte Erscheinung, daß sie nämlich die reducirende Wirkung des Kohlenstoffs vermehrt. Die Vergrößerung der leeren Räume in der Coake aber hat zur Folge, daß die Verbrennung besser von Statten geht, indem die Luft besser zutreten kann. Jn der That kann man beobachten, daß, während ein kalter Luftstrom gewöhnliche brennende Coaks dunkler glühend macht, er entschwefelte Coaks zur Weißgluth anfacht. Letztere besitzt auch noch die Eigenschaft, daß sie schwerer als Wasser ist, während gewöhnliche Coake auf Wasser schwimmt. Ein sehr wichtiger Punkt für die Metallurgie ist, daß die entschwefelte Coaks gegen gewöhnliche ein Reducirungsvermögen von 31 gegen 27 besitzt. Die Apparate zur Entschwefelung sind sehr einfach und ziem- lich wenig kostspielig. Sie variiren in der Form je nach den Ver- hältnissen und lokalen Umständen, aber sie basiren auf dem Prinzipe: Oxydation des Schwefels in der Coake unter komprimirter Luft bei einer Temperatur, welche zur Reaktion hinreicht, aber nicht zur Verbrennung der Kohle. Die Apparate bestehen im Allgemeinen aus 2 Theilen: der Luftpumpe und dem Entschwefelungsapparat. Die Kosten der An- lage wechseln je nach der Größe des Werks, übersteigen jedoch nicht 7000--8000 Francs für einen Apparat, womit per Tag 30-- 33 Tons Coaks entschwefelt werden können. Auf Werken, welche ihren Coaks nicht selbst bereiten, werden die Apparate durch die Gichtgase der Hochöfen erhitzt. Wo aber die Werke selbst Coakereien besitzen ist die Manipulation der Entschwe- felung noch weit einfacher, denn es genügt alsdann, die Coaks aus dem Ofen direkt in den Entschwefeler zu bringen und darin eine Stunde verweilen zu lassen. Es sind nun noch einige Vortheile hervorzuheben, welche aus der Anwendung solcher Coaks bei dem Hohofenbetriebe sich herausstellen. Wir sprechen weniger von der Verbesserung der Qualität, welche wir schon hervorgehoben, als von nachstehenden Punkten, welche sich bei der Anwendung entschwefelter Coaks ergeben haben: 1 ) Die Vergrößerung der Reducirfähigkeit von 27 auf 31 erlaubt eine Verringerung des Coaksverbrauchs. Wenn z. B. ein Hoh- ofen, um eine Tonne Eisen zu produciren, 1200 Kilogramme Coaks gebraucht, so erfordert er dazu nur 1045 Kilogr. ent- schwefelter Coake. Setzt man voraus, daß die Tonne gewöhn- licher Coaks 20 Frcs. kostet, so ist die für eine tägliche Pro- duktion von 30 Tonnen Eisen nöthige Ausgabe für Coaks 720 Frcs. Sie betrüge nur 648 Frcs, wenn man entschwe- felte Coake angewendet haben würde. Daraus ergibt sich eine jährliche Ersparniß von 26,166 Francs, d. h. mehr als das Dreifache der Kosten zur Entschwefelung. Die Ersparnisse werden noch größer, wo der Preis der Coaks an sich höher wird. 2 ) Die Reaktion im Hohofen geht rascher von Statten, weßhalb die Abstiche bei gleichbleibenden Generalkosten öfter vorgenom- men werden können. 3 ) Die Höhe der Hohöfen für so präparirte Coake kann auf die der Holzkohlen=Hohöfen reducirt werden, wodurch an Betriebs- kraft zur Beschickung bedeutend gespart wird. 4 ) Die größere Brennbarkeit der entschwefelten Coake erlaubt einen geringeren Zuschlag an Flußspath, gibt eine flüssigere Schlacke, vermindert die Gefahren der Verstopfung oder des schlechten Ganges des Ofens und endlich übt sie auf das Jnnere der Ofenwände keinen so schädlichen Einfluß aus. 5 ) Die höhere Brennbarkeit der Coake ergibt endlich die Möglich- keit, Gebläsemaschinen von geringerer Mächtigkeit anzuwenden. Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co. in Frankfurt a. M. Vermischtes. * Ein deutscher Handwerker. Man schreibt uns aus Neu- mühl vom 15. September: Als Kriegsberichterstatter hier stationirt habe ich Gelegenheit gefunden, einen anerkennungswerthen Akt des Muthes Seitens eines braven deutschen Schlossermeisters Na- mens Enders in Dorf Kehl zu konstatiren, dessen tapferes Ver- halten im „Arbeitgeber“ ehrenvoll erwähnt zu werden verdient. Herr Enders und seine Söhne arbeiten heute noch, von Bomben und Granaten umsaust, in ihrer Werkstatt zu Kehl für die verschie- denen Batterien und andern Truppenkörper an den nöthigen Uten- silien und Reparaturen. Ersterer ist auch zur Zeit als Dorf Kehl von Militär nicht besetzt war, vom Militärkommando mit der Lei- tung des Sicherheitsdienstes beauftragt worden, und hat überdieß die Führung der, natürlich stark in Anspruch genommenen, Feuerwehr Kehls, mit dem schönsten Erfolg übernommen. Jn dieser Eigen- schaft vermochte er am 19. August, unter dem heftigsten Gewehr- und Granatfeuer, ein ganzes Stadtviertel in Stadt Kehl vor der Zerstörung durch Feuer zu retten. O. v. B. † Maffei. Jn München starb der in der industriellen Welt weit bekannte und geachtete Maschinenfabrikant Reichsrath Ritter von Maffei im 80. Jahre. Jm Jahr 1841 baute er in Hirschau die 1., 1852 die 100., 1864 die 500. und 1869 die 700. Loko- motive. Bayern hat in ihm einen seiner berühmtesten und geachtet- sten Bürger verloren. * Neu eingegangene Bücher. Lieder zu Schutz und Trutz. Gaben deutscher Dichter aus der Zeit des Krieges im Jahr 1870. Berlin. Verlag von Franz Lipperscheide. Unter allen bereits erschienenen oder ange- kündigten Sammelwerken von deutschen Kriegsliedern der Jetztzeit nimmt das vorliegende unbestritten den ersten Rang ein, der ihm wohl auch verbleiben wird, da es zum großen Theil Original=Beiträge unserer ersten Dichter bringt. Das erste Heft enthält zum Eingang: „Jn Frankreich hinein“ von Arndt, dann Beiträge von Maßmann, Benedix, Brauer, Dahn, Förster, Große, Groth, Gruppe, Hertz, Hoffmann von Fallersleben, Jensen, Kaufmann, Kladdera- datsch, Kletke, Marbach, v. Meyern, Rittershaus, Simrock, Sturm, Taubert, Viehoff, Waldmüller, Wolf, Zeise und Zettel. Mehrere Gedichte sind in Auto- graphien mitgetheilt. Der ganze Reinertrag ist für die Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger des gesammten deutschen Heeres bestimmt. Wir können nach Allem die „Lieder zu Schutz und Trutz“ als ein recht pa- triotisches Werk, als einen Schmuck unserer Literatur bezeichnen und wünschen denselben auch schon ihres edlen Zweckes willen den reichsten Erfolg. -- Der fünfte deutsche Journalistentag zu Frank- furt a. M., abgehalten am 2., 3., 4. u. 5. Juli 1870. Beitrag zur Ge- schichte des Journalistentages von Franz Rittweger. Verlag von Heller und Rohm, in Kommission der Jäger'schen Buchhandlung. Preis 4 Sgr. oder 12 Kr. Die Broschüre enthält: Erste Sitzung. Frankfurter Forsthaus ( Banket ) . Zweite Sitzung. Rosenau ( Banket ) . Dritte Sitzung. Rüdesheim und Aßmannshausen. Anhang und Präsenzliste. Das Büchlein wird allen Journalisten und Freunden derselben, welche während der genannten Tage hier waren, als Erinnerungsgabe willkommen sein; während es denjenigen, die durch Berufs= oder andere Geschäfte verhindert waren, den Journalistentag zu besuchen, ein getreues Bild der Verhandlungen und Festlichkeiten gibt. Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen wir alle Redaktionen, namentlich auch der kleinen Blätter, um wieder- holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be- züglichen Gesuche und freie Arbeit zu erfahren sind.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0699_1870/6>, abgerufen am 21.11.2024.