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Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870.

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* Aus Frankreich ausgewiesene Arbeiter. Der Vorstand des
deutschen Gewerbe=Museums in Berlin hat einen Aufruf zur Heran-
ziehung der aus Frankreich ausgewiesenen deutschen Arbeiter für die
heimische Kunstindustrie erlassen, dem wir folgendes entnehmen: Ohne
Zweifel wird ein großer Theil dieser tüchtigen, von [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Frankreich in
thörichter Verblendung verstoßenen Kräfte bemüht und im Stande
sein, in England, Belgien und der Schweiz lohnende Arbeit zu fin-
den, und nicht minder werden Jtalien und ganz besonders Oestreich
es sich angelegen sein lassen, dieselben an sich zu ziehen. Um so
dringlicher erscheint uns die Nothwendigkeit, dies auch für Deutsch-
land zu thun, dem die gerechte Erbitterung über die erlittenen Miß-
handlungen, und das gehobene Gefühl der nationalen Angehörigkeit
unsere vertriebenen Landsleute doch in erster Linie zuführen wird.
Das deutsche Gewerbe=Museum glaubt durch seine vielfachen Ver-
bindungen mit ähnlichen Jnstituten, Behörden und Jndustriellen vor-
zugsweise im Stande zu sein, einen solchen Mittelpunkt darzubieten.
Wir eröffnen deshalb in unserm Museum eine Nachweisestelle für
Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem ganzen Felde der Kunstindustrie
und fordern die deutschen Gewerbetreibenden und Fabrikanten dringend
auf, sich die noch niemals so günstige Gelegenheit zur Erwerbung
ausgezeichneter Arbeitskräfte nicht entgehen zu lassen! Bezüglich der
Arbeitsuchenden ist Auskunft über folgende Punkte nöthig: 1 ) Name,
2 ) Alter, 3 ) ob verheirathet oder nicht, 4 ) Fach, Beruf, 5 ) bisherige
Arbeitsstellung, ob Geselle, Werkführer oder dergl., 6 ) beanspruchter
Lohn, 7 ) möglichst genaue Adresse, und im Fall der Veränderung er-
neuete Mittheilung derselben, 8 ) Zeugnisse oder sonstige Legitimationen,
zunächst in Privat=Abschrift. Arbeitgeber jeder Art ersuchen wir in
gleicher Weise uns 1 ) ihre genaue Adresse, 2 ) Fach und Stellung,
für die sie geeignete Kräfte suchen, 3 ) die ungefähren Bedingungen,
die sie zu bieten bereit sind, zukommen zu lassen. Briefe und son-
stige Zusendungen werden unter der Adresse: "Deutsches Gewerbe-
Museum, Berlin, Stallstraße 7" frankirt erbeten; im Uebrigen er-
folgen alle Auskünfte und Vermittelungen unentgeltlich.

-- Angemeldet ist bei uns Arbeit für Graveure, Müller,
Schuhmacher, Schreiner, Filzhutzurichter, Sattler ( viele ) , Bandagen-
macher, Maschinenschlosser ( sehr viele ) , Lingeriearbeiterinnen, Wagen-
garnierer, Wagenschlosser, Federrichter, Lederzurichter, Zuschneider,
Gouvernanten, Seidenfärber, Band=, Tressen= oder Bordenweber,
Arbeiter, die auf künstliche Blumen und Federn eingeübt sind,
Messingdreher, Arbeiter für Herrenkragen und Manschetten, Chirur-
gische Jnstrumentenmacher, Metallgießer, Zimmerleute, Kupferschmiede,
Asphaltarbeiter, Mühlsteinschärfer, Drechsler, Holländerführer, Papier-
schneider, Filz= und Seidenzurichter, Spengler, Steindrucker, Setzer,
Mechaniker, Maschinenbauer, Schweißer, Puddler, Bildhauer, Eisen-
hobler, Maschinenschmiede, Zuschläger, Modelltischler, Eisendreher,
Xylographen, Ciseleure, Gerber, Hanfhechler, Bediente, Portefeuiller,
Lederlackirer, Handschuhschneider, Lackarbeiter, Häfner, Uhrkettenver-
golder, Uhrmachergehilfen, Drucker, Arbeiter, die in Stärkefabriken,
in Porzellanknopffabriken beschäftigt waren, Schirmmachergehilfen, Par-
fümeriearbeiter ec.

Wir bitten alle Zeitungen, hauptsächlich aber die Lokal-
blätter,
um Verbreitung dieser Mittheilungen.

-- Arbeitgeber und Arbeiter bitten wir um sofortige Mitthei-
lung sobald eine Stelle besetzt bezw. Arbeit gefunden ist. Red. d. Arb.

-- Von der Handels= und Gewerbekammer in Sonneberg
am Thüringer Wald erhalten wir bezüglich der deutschen Arbeiter
aus Frankreich folgende interessante Mittheilung, um deren Wieder-
gabe wir alle Redaktionen im Jnteresse dieser Arbeiter ersuchen:
Die Sonneberger Jndustrie, so wie die der Umgegend, bestehend in
der Fabrikation von Spielwaaren, Leder=, Papiermache-, Holz=, Zinn=,
Blech=, Glas=, Cartonage=Arbeiten, ferner in Porzellanfabrikation und
anderen verwandten Zweigen wird in ausgedehntem Maße für Frank-
reich selbst und den ganzen Kontinent, hauptsächlich aber für den
überseeischen Export, betrieben. Da nun gerade Paris in vielen
dieser Artikel mit der Sonneberger Jndustrie konkurrirt, besonders auf
den überseeischen Märkten und ohne Zweifel viele der ausgewiesenen
Deutschen in diesen Zweigen gearbeitet haben, so würde sich für ge-
schickte, fleißige und ordentliche Arbeiter in Sonneberg und der Um-
gegend vielfach gute Gelegenheit finden sich einen neuen Heerd zu bauen.

-- Die Handelskammer von Oberbayern hat im Verein
mit den Münchner gewerblichen, Arbeiter= und landwirthschaftlichen
Vereinen ein Central=Nachfrage=Büreau dahier errichtet, das die Auf-
gabe hat, den aus Frankreich vertriebenen Deutschen Arbeitsgelegenheit
[Spaltenumbruch] zu vermitteln. Es hat sich ein bedeutender Jndustrieller Münchens
bereits erboten, eine der bisher durchschnittlich von ihm beschäftigten
Arbeiterzahl entsprechende gleiche Anzahl von Ausgetriebenen zu über-
nehmen.

* Arbeiter = Angelegenheiten. Am 14. und 15. August fand
in Pest der dritte östreichisch=ungarische Buchdruckertag statt. Die
Mitgliederzahl der Krankenvereine beträgt 2874 und die der Fort-
bildungsvereine 2524. Die Sanktionirung der Verbandsstatuten ist
verweigert worden, weshalb man das Hauptgewicht auf die Ausbil-
dung der einzelnen Vereine legt; demungeachtet wurde die Errichtung
einer Centralkasse und einer Unterstützungskasse für Konditionslose be-
schlossen. Arbeitseinstellungen sollen nicht gleichzeitig an zwei Orten
vorgenommen werden, und von einem beabsichtigten Vorgehen in der
Lohnfrage soll stets die provisorische Verbandskommission unterrichtet
werden. Großartige Strikes werden nicht gebilligt, man erwartet
vielmehr die besten Erfolge von der Arbeitseinstellung in einzelnen
Officinen. Die Lehrlinge sollen abgeschafft und jeder mit den nö-
thigen Vorkenntnissen versehene junge Mensch sogleich als Hilfsarbeiter
eingestellt werden. Bei Gründung von Produktivgenossenschaften
( Vereinsdruckereien ) sollen prinzipiell Gemaßregelte beschäftigt werden.
Zur Beschränkung der Nachtarbeit soll sich eine Kommission mit den
Journal=Eigenthümern in Vernehmen setzen und auswirken, daß die
Morgenblätter zu der Zeit erscheinen, zu welcher jetzt die Abend-
blätter ausgegeben werden, und die Abendblätter zur Zeit der Aus-
gabe der Morgenblätter. Man beschloß noch, den deutschen Verbands-
tag vice versa durch Delegirte zu beschicken und wählte Prag als
nächsten Vorort.

Handel und Verkehr.

* Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 bis 1869 in
Bayern. Die Statistik der in den letzten fünf Jahren 1865 bis
1869 in Bayern vorgekommenen Münzfälschungen liefert nachstehende
Resultate. Das Hauptmünzamt hatte auf Requisition von Behörden
in 304 Fällen technische Gutachten über eingesendete falsche Münzen
abzugeben, worunter zwei von auswärtigen Behörden, nämlich:
1 ) von dem großherzoglich badischen Bezirksamt Offenburg und 2 ) von
dem k. preußischen Amt Dillenburg. Jn Bayern vertheilen sich die
Einläufe in folgender Weise: 65 auf Oberbayern, 42 auf Nieder-
bayern, 10 auf die Oberpfalz, 41 auf Mittelfranken, 35 auf Ober-
franken, 38 auf Unterfranken, 41 auf Schwaben und Neuburg, 26
auf die Pfalz. Die Zahl der zur Beurtheilung eingesendeten falschen
Münzen betrug 988, worunter 27 Goldmünzen, 823 Courant=Münzen,
als: Kronenthaler, Vereinsthaler und Gulden, 138 Scheidemünzen,
Sechser und Groschen. Jn Bezug auf die Art ihrer Fabrikation
waren davon 602 Stücke durch Gießen in Formen, die von ächten
Stücken abgenommen worden waren, hergestellt. Das dazu verwen-
dete Metall war in den meisten Fällen Zinn oder leichtflüssige Legi-
rungen davon, dann auch Messing und Glockenmetall, bei den Gold-
münzfälschungen auch Silber. -- 116 Stücke waren mit falschen,
gravirten Stempeln geprägt. -- 11 Stücke waren mit den von ächten
Stücken abgenommenen dünnen Oberflächen des Gepräges plattirt. --
153 Stücke waren durch Abschlagen ächter Stücke zwischen Metall-
blechen und wiederholtes Abschlagen von runden Platten von Messing
oder Kupfer in der dadurch erzeugten vertieften Metallform hergestellt;
eine Fälschungsweise, welche erst in neuerer Zeit zum Vorschein ge-
kommen ist. Bei 180 Stücken war auch der Rand durch eigene
Vorrichtungen nachgemacht. Unter allen Stücken befanden sich nur
48, welche nicht auf den ersten Anblick als gefälscht zu erkennen
waren und deren Unächtheit erst durch nähere Untersuchung konstatirt
werden konnte. An französischen gefälschten Münzen kamen vor:
a ) Goldmünzen: ein 20 Frankenstück und 7 Zehnfrankenstücke, welche
aus Silber gegossen und vergoldet waren. Ein 10 Frankenstück aus
einer Mischung von Kupfer und Zink, welches mit falschen Stempeln
geprägt und vergoldet war. b ) Silbermünzen: 4 Fünffrankenstücke,
2 Zweifrankenstücke, 2 Einfrankenstücke, welche alle aus Zinn und
leichtflüssigen Metallen bestanden und in Formen ächter Stücke ge-
gossen waren. Jn 61 Fällen wurden gerichtliche Untersuchungen
eingeleitet.

* Bundes=Darlehenskassen. Die Erwartung, daß die Bundes-
Darlehenskassen in außerordentlichem Maße in Anspruch genommen
werden, und die ihnen zur Disposition gestellten 30 Millionen Thlr.

[Spaltenumbruch]

* Aus Frankreich ausgewiesene Arbeiter. Der Vorstand des
deutschen Gewerbe=Museums in Berlin hat einen Aufruf zur Heran-
ziehung der aus Frankreich ausgewiesenen deutschen Arbeiter für die
heimische Kunstindustrie erlassen, dem wir folgendes entnehmen: Ohne
Zweifel wird ein großer Theil dieser tüchtigen, von [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Frankreich in
thörichter Verblendung verstoßenen Kräfte bemüht und im Stande
sein, in England, Belgien und der Schweiz lohnende Arbeit zu fin-
den, und nicht minder werden Jtalien und ganz besonders Oestreich
es sich angelegen sein lassen, dieselben an sich zu ziehen. Um so
dringlicher erscheint uns die Nothwendigkeit, dies auch für Deutsch-
land zu thun, dem die gerechte Erbitterung über die erlittenen Miß-
handlungen, und das gehobene Gefühl der nationalen Angehörigkeit
unsere vertriebenen Landsleute doch in erster Linie zuführen wird.
Das deutsche Gewerbe=Museum glaubt durch seine vielfachen Ver-
bindungen mit ähnlichen Jnstituten, Behörden und Jndustriellen vor-
zugsweise im Stande zu sein, einen solchen Mittelpunkt darzubieten.
Wir eröffnen deshalb in unserm Museum eine Nachweisestelle für
Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem ganzen Felde der Kunstindustrie
und fordern die deutschen Gewerbetreibenden und Fabrikanten dringend
auf, sich die noch niemals so günstige Gelegenheit zur Erwerbung
ausgezeichneter Arbeitskräfte nicht entgehen zu lassen! Bezüglich der
Arbeitsuchenden ist Auskunft über folgende Punkte nöthig: 1 ) Name,
2 ) Alter, 3 ) ob verheirathet oder nicht, 4 ) Fach, Beruf, 5 ) bisherige
Arbeitsstellung, ob Geselle, Werkführer oder dergl., 6 ) beanspruchter
Lohn, 7 ) möglichst genaue Adresse, und im Fall der Veränderung er-
neuete Mittheilung derselben, 8 ) Zeugnisse oder sonstige Legitimationen,
zunächst in Privat=Abschrift. Arbeitgeber jeder Art ersuchen wir in
gleicher Weise uns 1 ) ihre genaue Adresse, 2 ) Fach und Stellung,
für die sie geeignete Kräfte suchen, 3 ) die ungefähren Bedingungen,
die sie zu bieten bereit sind, zukommen zu lassen. Briefe und son-
stige Zusendungen werden unter der Adresse: „Deutsches Gewerbe-
Museum, Berlin, Stallstraße 7“ frankirt erbeten; im Uebrigen er-
folgen alle Auskünfte und Vermittelungen unentgeltlich.

-- Angemeldet ist bei uns Arbeit für Graveure, Müller,
Schuhmacher, Schreiner, Filzhutzurichter, Sattler ( viele ) , Bandagen-
macher, Maschinenschlosser ( sehr viele ) , Lingeriearbeiterinnen, Wagen-
garnierer, Wagenschlosser, Federrichter, Lederzurichter, Zuschneider,
Gouvernanten, Seidenfärber, Band=, Tressen= oder Bordenweber,
Arbeiter, die auf künstliche Blumen und Federn eingeübt sind,
Messingdreher, Arbeiter für Herrenkragen und Manschetten, Chirur-
gische Jnstrumentenmacher, Metallgießer, Zimmerleute, Kupferschmiede,
Asphaltarbeiter, Mühlsteinschärfer, Drechsler, Holländerführer, Papier-
schneider, Filz= und Seidenzurichter, Spengler, Steindrucker, Setzer,
Mechaniker, Maschinenbauer, Schweißer, Puddler, Bildhauer, Eisen-
hobler, Maschinenschmiede, Zuschläger, Modelltischler, Eisendreher,
Xylographen, Ciseleure, Gerber, Hanfhechler, Bediente, Portefeuiller,
Lederlackirer, Handschuhschneider, Lackarbeiter, Häfner, Uhrkettenver-
golder, Uhrmachergehilfen, Drucker, Arbeiter, die in Stärkefabriken,
in Porzellanknopffabriken beschäftigt waren, Schirmmachergehilfen, Par-
fümeriearbeiter ec.

Wir bitten alle Zeitungen, hauptsächlich aber die Lokal-
blätter,
um Verbreitung dieser Mittheilungen.

-- Arbeitgeber und Arbeiter bitten wir um sofortige Mitthei-
lung sobald eine Stelle besetzt bezw. Arbeit gefunden ist. Red. d. Arb.

-- Von der Handels= und Gewerbekammer in Sonneberg
am Thüringer Wald erhalten wir bezüglich der deutschen Arbeiter
aus Frankreich folgende interessante Mittheilung, um deren Wieder-
gabe wir alle Redaktionen im Jnteresse dieser Arbeiter ersuchen:
Die Sonneberger Jndustrie, so wie die der Umgegend, bestehend in
der Fabrikation von Spielwaaren, Leder=, Papiermaché-, Holz=, Zinn=,
Blech=, Glas=, Cartonage=Arbeiten, ferner in Porzellanfabrikation und
anderen verwandten Zweigen wird in ausgedehntem Maße für Frank-
reich selbst und den ganzen Kontinent, hauptsächlich aber für den
überseeischen Export, betrieben. Da nun gerade Paris in vielen
dieser Artikel mit der Sonneberger Jndustrie konkurrirt, besonders auf
den überseeischen Märkten und ohne Zweifel viele der ausgewiesenen
Deutschen in diesen Zweigen gearbeitet haben, so würde sich für ge-
schickte, fleißige und ordentliche Arbeiter in Sonneberg und der Um-
gegend vielfach gute Gelegenheit finden sich einen neuen Heerd zu bauen.

-- Die Handelskammer von Oberbayern hat im Verein
mit den Münchner gewerblichen, Arbeiter= und landwirthschaftlichen
Vereinen ein Central=Nachfrage=Büreau dahier errichtet, das die Auf-
gabe hat, den aus Frankreich vertriebenen Deutschen Arbeitsgelegenheit
[Spaltenumbruch] zu vermitteln. Es hat sich ein bedeutender Jndustrieller Münchens
bereits erboten, eine der bisher durchschnittlich von ihm beschäftigten
Arbeiterzahl entsprechende gleiche Anzahl von Ausgetriebenen zu über-
nehmen.

* Arbeiter = Angelegenheiten. Am 14. und 15. August fand
in Pest der dritte östreichisch=ungarische Buchdruckertag statt. Die
Mitgliederzahl der Krankenvereine beträgt 2874 und die der Fort-
bildungsvereine 2524. Die Sanktionirung der Verbandsstatuten ist
verweigert worden, weshalb man das Hauptgewicht auf die Ausbil-
dung der einzelnen Vereine legt; demungeachtet wurde die Errichtung
einer Centralkasse und einer Unterstützungskasse für Konditionslose be-
schlossen. Arbeitseinstellungen sollen nicht gleichzeitig an zwei Orten
vorgenommen werden, und von einem beabsichtigten Vorgehen in der
Lohnfrage soll stets die provisorische Verbandskommission unterrichtet
werden. Großartige Strikes werden nicht gebilligt, man erwartet
vielmehr die besten Erfolge von der Arbeitseinstellung in einzelnen
Officinen. Die Lehrlinge sollen abgeschafft und jeder mit den nö-
thigen Vorkenntnissen versehene junge Mensch sogleich als Hilfsarbeiter
eingestellt werden. Bei Gründung von Produktivgenossenschaften
( Vereinsdruckereien ) sollen prinzipiell Gemaßregelte beschäftigt werden.
Zur Beschränkung der Nachtarbeit soll sich eine Kommission mit den
Journal=Eigenthümern in Vernehmen setzen und auswirken, daß die
Morgenblätter zu der Zeit erscheinen, zu welcher jetzt die Abend-
blätter ausgegeben werden, und die Abendblätter zur Zeit der Aus-
gabe der Morgenblätter. Man beschloß noch, den deutschen Verbands-
tag vice versa durch Delegirte zu beschicken und wählte Prag als
nächsten Vorort.

Handel und Verkehr.

* Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 bis 1869 in
Bayern. Die Statistik der in den letzten fünf Jahren 1865 bis
1869 in Bayern vorgekommenen Münzfälschungen liefert nachstehende
Resultate. Das Hauptmünzamt hatte auf Requisition von Behörden
in 304 Fällen technische Gutachten über eingesendete falsche Münzen
abzugeben, worunter zwei von auswärtigen Behörden, nämlich:
1 ) von dem großherzoglich badischen Bezirksamt Offenburg und 2 ) von
dem k. preußischen Amt Dillenburg. Jn Bayern vertheilen sich die
Einläufe in folgender Weise: 65 auf Oberbayern, 42 auf Nieder-
bayern, 10 auf die Oberpfalz, 41 auf Mittelfranken, 35 auf Ober-
franken, 38 auf Unterfranken, 41 auf Schwaben und Neuburg, 26
auf die Pfalz. Die Zahl der zur Beurtheilung eingesendeten falschen
Münzen betrug 988, worunter 27 Goldmünzen, 823 Courant=Münzen,
als: Kronenthaler, Vereinsthaler und Gulden, 138 Scheidemünzen,
Sechser und Groschen. Jn Bezug auf die Art ihrer Fabrikation
waren davon 602 Stücke durch Gießen in Formen, die von ächten
Stücken abgenommen worden waren, hergestellt. Das dazu verwen-
dete Metall war in den meisten Fällen Zinn oder leichtflüssige Legi-
rungen davon, dann auch Messing und Glockenmetall, bei den Gold-
münzfälschungen auch Silber. -- 116 Stücke waren mit falschen,
gravirten Stempeln geprägt. -- 11 Stücke waren mit den von ächten
Stücken abgenommenen dünnen Oberflächen des Gepräges plattirt. --
153 Stücke waren durch Abschlagen ächter Stücke zwischen Metall-
blechen und wiederholtes Abschlagen von runden Platten von Messing
oder Kupfer in der dadurch erzeugten vertieften Metallform hergestellt;
eine Fälschungsweise, welche erst in neuerer Zeit zum Vorschein ge-
kommen ist. Bei 180 Stücken war auch der Rand durch eigene
Vorrichtungen nachgemacht. Unter allen Stücken befanden sich nur
48, welche nicht auf den ersten Anblick als gefälscht zu erkennen
waren und deren Unächtheit erst durch nähere Untersuchung konstatirt
werden konnte. An französischen gefälschten Münzen kamen vor:
a ) Goldmünzen: ein 20 Frankenstück und 7 Zehnfrankenstücke, welche
aus Silber gegossen und vergoldet waren. Ein 10 Frankenstück aus
einer Mischung von Kupfer und Zink, welches mit falschen Stempeln
geprägt und vergoldet war. b ) Silbermünzen: 4 Fünffrankenstücke,
2 Zweifrankenstücke, 2 Einfrankenstücke, welche alle aus Zinn und
leichtflüssigen Metallen bestanden und in Formen ächter Stücke ge-
gossen waren. Jn 61 Fällen wurden gerichtliche Untersuchungen
eingeleitet.

* Bundes=Darlehenskassen. Die Erwartung, daß die Bundes-
Darlehenskassen in außerordentlichem Maße in Anspruch genommen
werden, und die ihnen zur Disposition gestellten 30 Millionen Thlr.

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[0003] * Aus Frankreich ausgewiesene Arbeiter. Der Vorstand des deutschen Gewerbe=Museums in Berlin hat einen Aufruf zur Heran- ziehung der aus Frankreich ausgewiesenen deutschen Arbeiter für die heimische Kunstindustrie erlassen, dem wir folgendes entnehmen: Ohne Zweifel wird ein großer Theil dieser tüchtigen, von __________Frankreich in thörichter Verblendung verstoßenen Kräfte bemüht und im Stande sein, in England, Belgien und der Schweiz lohnende Arbeit zu fin- den, und nicht minder werden Jtalien und ganz besonders Oestreich es sich angelegen sein lassen, dieselben an sich zu ziehen. Um so dringlicher erscheint uns die Nothwendigkeit, dies auch für Deutsch- land zu thun, dem die gerechte Erbitterung über die erlittenen Miß- handlungen, und das gehobene Gefühl der nationalen Angehörigkeit unsere vertriebenen Landsleute doch in erster Linie zuführen wird. Das deutsche Gewerbe=Museum glaubt durch seine vielfachen Ver- bindungen mit ähnlichen Jnstituten, Behörden und Jndustriellen vor- zugsweise im Stande zu sein, einen solchen Mittelpunkt darzubieten. Wir eröffnen deshalb in unserm Museum eine Nachweisestelle für Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem ganzen Felde der Kunstindustrie und fordern die deutschen Gewerbetreibenden und Fabrikanten dringend auf, sich die noch niemals so günstige Gelegenheit zur Erwerbung ausgezeichneter Arbeitskräfte nicht entgehen zu lassen! Bezüglich der Arbeitsuchenden ist Auskunft über folgende Punkte nöthig: 1 ) Name, 2 ) Alter, 3 ) ob verheirathet oder nicht, 4 ) Fach, Beruf, 5 ) bisherige Arbeitsstellung, ob Geselle, Werkführer oder dergl., 6 ) beanspruchter Lohn, 7 ) möglichst genaue Adresse, und im Fall der Veränderung er- neuete Mittheilung derselben, 8 ) Zeugnisse oder sonstige Legitimationen, zunächst in Privat=Abschrift. Arbeitgeber jeder Art ersuchen wir in gleicher Weise uns 1 ) ihre genaue Adresse, 2 ) Fach und Stellung, für die sie geeignete Kräfte suchen, 3 ) die ungefähren Bedingungen, die sie zu bieten bereit sind, zukommen zu lassen. Briefe und son- stige Zusendungen werden unter der Adresse: „Deutsches Gewerbe- Museum, Berlin, Stallstraße 7“ frankirt erbeten; im Uebrigen er- folgen alle Auskünfte und Vermittelungen unentgeltlich. -- Angemeldet ist bei uns Arbeit für Graveure, Müller, Schuhmacher, Schreiner, Filzhutzurichter, Sattler ( viele ) , Bandagen- macher, Maschinenschlosser ( sehr viele ) , Lingeriearbeiterinnen, Wagen- garnierer, Wagenschlosser, Federrichter, Lederzurichter, Zuschneider, Gouvernanten, Seidenfärber, Band=, Tressen= oder Bordenweber, Arbeiter, die auf künstliche Blumen und Federn eingeübt sind, Messingdreher, Arbeiter für Herrenkragen und Manschetten, Chirur- gische Jnstrumentenmacher, Metallgießer, Zimmerleute, Kupferschmiede, Asphaltarbeiter, Mühlsteinschärfer, Drechsler, Holländerführer, Papier- schneider, Filz= und Seidenzurichter, Spengler, Steindrucker, Setzer, Mechaniker, Maschinenbauer, Schweißer, Puddler, Bildhauer, Eisen- hobler, Maschinenschmiede, Zuschläger, Modelltischler, Eisendreher, Xylographen, Ciseleure, Gerber, Hanfhechler, Bediente, Portefeuiller, Lederlackirer, Handschuhschneider, Lackarbeiter, Häfner, Uhrkettenver- golder, Uhrmachergehilfen, Drucker, Arbeiter, die in Stärkefabriken, in Porzellanknopffabriken beschäftigt waren, Schirmmachergehilfen, Par- fümeriearbeiter ec. Wir bitten alle Zeitungen, hauptsächlich aber die Lokal- blätter, um Verbreitung dieser Mittheilungen. -- Arbeitgeber und Arbeiter bitten wir um sofortige Mitthei- lung sobald eine Stelle besetzt bezw. Arbeit gefunden ist. Red. d. Arb. -- Von der Handels= und Gewerbekammer in Sonneberg am Thüringer Wald erhalten wir bezüglich der deutschen Arbeiter aus Frankreich folgende interessante Mittheilung, um deren Wieder- gabe wir alle Redaktionen im Jnteresse dieser Arbeiter ersuchen: Die Sonneberger Jndustrie, so wie die der Umgegend, bestehend in der Fabrikation von Spielwaaren, Leder=, Papiermaché-, Holz=, Zinn=, Blech=, Glas=, Cartonage=Arbeiten, ferner in Porzellanfabrikation und anderen verwandten Zweigen wird in ausgedehntem Maße für Frank- reich selbst und den ganzen Kontinent, hauptsächlich aber für den überseeischen Export, betrieben. Da nun gerade Paris in vielen dieser Artikel mit der Sonneberger Jndustrie konkurrirt, besonders auf den überseeischen Märkten und ohne Zweifel viele der ausgewiesenen Deutschen in diesen Zweigen gearbeitet haben, so würde sich für ge- schickte, fleißige und ordentliche Arbeiter in Sonneberg und der Um- gegend vielfach gute Gelegenheit finden sich einen neuen Heerd zu bauen. -- Die Handelskammer von Oberbayern hat im Verein mit den Münchner gewerblichen, Arbeiter= und landwirthschaftlichen Vereinen ein Central=Nachfrage=Büreau dahier errichtet, das die Auf- gabe hat, den aus Frankreich vertriebenen Deutschen Arbeitsgelegenheit zu vermitteln. Es hat sich ein bedeutender Jndustrieller Münchens bereits erboten, eine der bisher durchschnittlich von ihm beschäftigten Arbeiterzahl entsprechende gleiche Anzahl von Ausgetriebenen zu über- nehmen. * Arbeiter = Angelegenheiten. Am 14. und 15. August fand in Pest der dritte östreichisch=ungarische Buchdruckertag statt. Die Mitgliederzahl der Krankenvereine beträgt 2874 und die der Fort- bildungsvereine 2524. Die Sanktionirung der Verbandsstatuten ist verweigert worden, weshalb man das Hauptgewicht auf die Ausbil- dung der einzelnen Vereine legt; demungeachtet wurde die Errichtung einer Centralkasse und einer Unterstützungskasse für Konditionslose be- schlossen. Arbeitseinstellungen sollen nicht gleichzeitig an zwei Orten vorgenommen werden, und von einem beabsichtigten Vorgehen in der Lohnfrage soll stets die provisorische Verbandskommission unterrichtet werden. Großartige Strikes werden nicht gebilligt, man erwartet vielmehr die besten Erfolge von der Arbeitseinstellung in einzelnen Officinen. Die Lehrlinge sollen abgeschafft und jeder mit den nö- thigen Vorkenntnissen versehene junge Mensch sogleich als Hilfsarbeiter eingestellt werden. Bei Gründung von Produktivgenossenschaften ( Vereinsdruckereien ) sollen prinzipiell Gemaßregelte beschäftigt werden. Zur Beschränkung der Nachtarbeit soll sich eine Kommission mit den Journal=Eigenthümern in Vernehmen setzen und auswirken, daß die Morgenblätter zu der Zeit erscheinen, zu welcher jetzt die Abend- blätter ausgegeben werden, und die Abendblätter zur Zeit der Aus- gabe der Morgenblätter. Man beschloß noch, den deutschen Verbands- tag vice versa durch Delegirte zu beschicken und wählte Prag als nächsten Vorort. Handel und Verkehr. * Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 bis 1869 in Bayern. Die Statistik der in den letzten fünf Jahren 1865 bis 1869 in Bayern vorgekommenen Münzfälschungen liefert nachstehende Resultate. Das Hauptmünzamt hatte auf Requisition von Behörden in 304 Fällen technische Gutachten über eingesendete falsche Münzen abzugeben, worunter zwei von auswärtigen Behörden, nämlich: 1 ) von dem großherzoglich badischen Bezirksamt Offenburg und 2 ) von dem k. preußischen Amt Dillenburg. Jn Bayern vertheilen sich die Einläufe in folgender Weise: 65 auf Oberbayern, 42 auf Nieder- bayern, 10 auf die Oberpfalz, 41 auf Mittelfranken, 35 auf Ober- franken, 38 auf Unterfranken, 41 auf Schwaben und Neuburg, 26 auf die Pfalz. Die Zahl der zur Beurtheilung eingesendeten falschen Münzen betrug 988, worunter 27 Goldmünzen, 823 Courant=Münzen, als: Kronenthaler, Vereinsthaler und Gulden, 138 Scheidemünzen, Sechser und Groschen. Jn Bezug auf die Art ihrer Fabrikation waren davon 602 Stücke durch Gießen in Formen, die von ächten Stücken abgenommen worden waren, hergestellt. Das dazu verwen- dete Metall war in den meisten Fällen Zinn oder leichtflüssige Legi- rungen davon, dann auch Messing und Glockenmetall, bei den Gold- münzfälschungen auch Silber. -- 116 Stücke waren mit falschen, gravirten Stempeln geprägt. -- 11 Stücke waren mit den von ächten Stücken abgenommenen dünnen Oberflächen des Gepräges plattirt. -- 153 Stücke waren durch Abschlagen ächter Stücke zwischen Metall- blechen und wiederholtes Abschlagen von runden Platten von Messing oder Kupfer in der dadurch erzeugten vertieften Metallform hergestellt; eine Fälschungsweise, welche erst in neuerer Zeit zum Vorschein ge- kommen ist. Bei 180 Stücken war auch der Rand durch eigene Vorrichtungen nachgemacht. Unter allen Stücken befanden sich nur 48, welche nicht auf den ersten Anblick als gefälscht zu erkennen waren und deren Unächtheit erst durch nähere Untersuchung konstatirt werden konnte. An französischen gefälschten Münzen kamen vor: a ) Goldmünzen: ein 20 Frankenstück und 7 Zehnfrankenstücke, welche aus Silber gegossen und vergoldet waren. Ein 10 Frankenstück aus einer Mischung von Kupfer und Zink, welches mit falschen Stempeln geprägt und vergoldet war. b ) Silbermünzen: 4 Fünffrankenstücke, 2 Zweifrankenstücke, 2 Einfrankenstücke, welche alle aus Zinn und leichtflüssigen Metallen bestanden und in Formen ächter Stücke ge- gossen waren. Jn 61 Fällen wurden gerichtliche Untersuchungen eingeleitet. * Bundes=Darlehenskassen. Die Erwartung, daß die Bundes- Darlehenskassen in außerordentlichem Maße in Anspruch genommen werden, und die ihnen zur Disposition gestellten 30 Millionen Thlr.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0698_1870/3>, abgerufen am 23.11.2024.