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Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870.

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[Spaltenumbruch] das endlose Drahtseil, das sich auf den Anwänden über 2 horizontale
Seilscheiben legt, von welchen die eine unter der Maschine ( das soge-
nannte Clipdrum ) den Balancirpflug in Bewegung setzte, das Hin-
und Hergehen desselben zwischen Anker und Maschine, welche beide
auf den Anwänden sich langsam fortbewegen, alles das sind fast seit
einem Jahrzehnt mannigfach beschriebene Details und wohl Vielen
aus eigener Anschauung bekannt. -- Fast zu gleicher Zeit mit dem
Clipdrumapparate entwickelte sich das sogenannte Umkreisungssystem,
dessen Vorkämpfer vor allen Smith von Bolton und später nament-
lich Howard wurde. Was diesem Apparate hauptsächlich Eingang
verschaffte, war die Verwendung der gewöhnlichen Lokomobile, welche
stationär an einer Ecke des Feldes stehen bleibt und zwei Winde-
trommeln auf einem getrennten Wagen in Thätigkeit setzt. -- Das
3. Hauptsystem endlich ist das der Doppelmaschine. Angeregt durch
Savorys eigenthümliche Jdee baute im Jahre 1862 Fowler seine
ersten Doppelapparate, in welchen zwei einfache mit horizontalen
Windetrommeln versehene Straßenlocomobilen den Pflug zwischen den
Anwänden hin= und herziehen. Das System fand einen fast unge-
hofften Anklang, es ermöglichte das Miethpflügen in England und
brach namentlich in tropischen Ländern dem Dampfpflug Bahn. Es
wurden für die speziellen Arbeiten besondere Apparate konstruirt, z. B.
Kultivatoren, Dampfeggen, Dampfwalzen, Dampfsäemaschinen ec. Zu
den neuesten Erscheinungen gehört eine Kombination von Pflug und
Kultivator, für speziell tiefe Kultur in schlechtem Boden, bei welchen
hinter jedem 8--10 // tief gehenden Pflug ein Kultivator oder Unter-
grundzinken die Pflugsohle noch weitere 6--8 // tief aufreißt, ohne
den todten Boden an die Oberfläche zu bringen. Mit jedem Jahr
dehnte sich nun die Anwendung des Dampfpfluges mehr aus, trotz-
dem daß England keineswegs ein absolut günstiger Boden für den
Dampfpflug war. Ein volles Jahrzehnt wurde die Frage mit wahrer
Leidenschaft erörtert, ob Dampfpflügen wirklich billiger sei, als das
entsprechende Pferdepflügen. Die Schwierigkeit, die genauen Kosten
des letzteren zu bestimmen, und die Nothwendigkeit auf der anderen
Seite, die Art der Bewirthschaftung dem Dampfpfluge einigermaßen
anzupassen, ehe er seine Wirkung auf das Ganze zeigen konnte, trugen
viel zu der allgemeinen Unsicherheit bei, und oft genug war der
Dampfpflüger genöthigt, sich auf die bessere Qualität seiner Leistung,
auf seinen unbestreitbar erhöhten Ernteertrag zu berufen. Eine ge-
wissenhafte und unparteiische Zusammenstellung von jahrelangen Er-
fahrungen auf mehreren hundert Gütern, welche vor etlichen Jahren
durch die Royal Agricultur Society veranlaßt wurde, und die glän-
zenden Erfolge, welche seit den letzten 3 Jahren das Miethsystem
erzielte, haben die Frage jedoch auch im rein pekuniären Sinne über
allen Zweifel gestellt. -- Dann kam der Kapitalpunkt. Der mehr
industrielle, fabrikmäßige Betrieb, der durch die Einführung von Ma-
schinen in die Landwirthschaft tritt, muß nothwendig zur Anlage
größerer Kapitalien führen. Besonders aber kommt hier das allge-
meine Gesetz zur Geltung, daß die Dampfkraft um so billiger auf-
tritt, in je größerem Maßstabe sie angewendet werden kann. Die
Tendenz der weiteren Entwicklung des Dampfpflugs wird deshalb,
nachdem die mechanischen Schwierigkeiten nahezu überwunden sind,
in dem nächsten Dezennium unzweifelhaft die sein, daß derselbe von
Jahr zu Jahr an Größe und Kraft wachsen muß. Daß auf diese
Weise dem kleineren Grundbesitzer das Dampfpflügen mit jedem Jahre
unmöglicher wird, scheint eine unausbleibliche Folge dieser Richtung.
Dies ist jedoch nicht der Fall, seit eben durch die Einführung der
großen leichtbeweglichen Doppelmaschinen, welche trotz ihres hohen
Preises billiger arbeiten, als alle anderen Systeme, das miethweise
Pflügen zu einem geregelten Geschäft geworden ist. Zur Zeit sind
in England über 100 Apparate in Händen von Miethpflügern oder
Gesellschaften dieser Gattung, von welchen die größten 10 Apparate
und die kleinsten 1 bis 2 im Betrieb haben. Bis jetzt mögen über-
haupt 2000 Dampfpflüge auf der ganzen Welt in Thätigkeit sein.
Die Fabrik von Fowler in England hat 1000 Arbeiter und fertigt
wöchentlich 4--5 Dampfpflüge, in den Herbstmonaten sogar 5--6.
Jn Deutschland macht die Einführung des Dampfpfluges etwas lang-
samere Fortschritte. Daß sie sich schließlich und in nicht zu langer
Zeit dennoch Bahn brechen muß, steht fest, und die beste Art, dieselbe
unserer vaterländischen Landwirthschaft näher zu bringen, ist ohne
Zweifel die praktische Demonstration der Sache. Dieß versuchte die
Fowler'sche Fabrik zunächst in den Distrikten der großen Zuckerfabri-
kation Magdeburg=Halberstadt ec. durch Miethpflügen. Jn Folge
dessen wurden denn auch für die Provinz Sachsen mehrere Dampf-
[Spaltenumbruch] pflüge fest bestellt, welche dieses Frühjahr ihre Arbeit beginnen
werden.

* Schwarze Farbe zum Signiren von Fässern, Kisten, Collis.
Die gewöhnlich hierzu angewendete Farbe besteht aus Leinölfirniß
und Kienruß, welche jedoch schwer trocknet. Weit besser eignet sich
zu dem Zwecke eine Auflösung von Asphalt ( Judenpech ) in Photo-
gene, gereinigten Schiefer= oder Mineralölen. Diese trocknet rasch
und ist glänzend.

Vermischtes.

* Vorlesungen von Bogumil Goltz über die Ehe, Charak-
teristik der Männer und Frauen, Shakespeare's Genius, Kindheit,
Jugend und Alter, das deutsche Volksmährchen und sein Humor.
2 Bände ( Verlag von O. Janke in Berlin ) . Goltz erfreut uns mit
einer Sammlung geistreicher Aufsätze über Ehe und Ehekandidaten
u. dgl., letztere besonders sehr gelungener Art, und für unerfahrene
Junggesellen beherzigenswerth. Goltz geht von dem Grundsatz aus,
daß das Weib nur zur Ehe und der durch diese hervorgebrachten
Verschönerung des Lebens geschaffen sei. Er hat mit manchen herz-
erfreuenden Sentenzen eine Apologie derselben gegeben, obwohl es
uns scheint, daß er der äußeren körperlichen Schönheit und Art der
Erscheinung dabei zu viel Werth einräumt. Von vielem Unterrichte
bei der weiblichen Welt will er im Gegensatz zur Volkswirthschaft
indeß nichts wissen, behauptend, daß derselbe in den meisten Fällen
die natürliche Liebenswürdigkeit zerstöre. -- Sind die Kenntnisse nicht
zur Bildung des Gemüthes erworben, so möchte dies allerdings der
Fall sein, aber es gibt doch noch genug liebenswürdige Frauen, deren
heller Verstand und Kenntnisse ihrem Herzen nur noch zur besseren
Folie dienen. Und die armen Unverheiratheten, wo sollen sie ihren
Schaffenstrieb hinwenden? An diese denkt Herr Bogumil nur sehr
wenig, und leider ist ihre Zahl nicht gering.

* "Der soziale Friede" ist der Titel eines neuen, vom 1. April
an in Neuwied erscheinenden Sonntagsblattes für Arbeitgeber und
Arbeiter, Organ zur Verbreitung sittlich sozialer Lehren und volks-
wirthschaftlicher Einrichtungen. Es kostet nur 1 Thlr. per Jahr,
scheint also außer dem Abonnement durch milde Beiträge erhalten zu
werden; auch das Motto des Blattes: "Bildung, Sittlichkeit und
Religion sichern den sozialen Frieden" deutet auf eine mehr kirchliche
Richtung hin.

* Jtalienische Lebensmittel nach Oestreich, Deutschland
und Rußland.
Dieser Tage ging der erste Zug mit Obst, Ge-
müsen, Eiern und verschiedenen anderen Lebensmitteln von Neapel
nach dem Norden ab. Es war ein Extrazug, mit welchem andere
von Florenz, Mailand und Turin zusammentrafen. Damit ist nur
der kleine Anfang eines großartigen Handels=Unternehmens gemacht,
welches von Jtalien aus die bezeichneten Länder mit den verschie-
densten Lebensmitteln zu versehen vom 1. Juni an jede Woche regel-
mäßig 50 Waggons abgehen lassen wird.

* Kosten einer englischen Parlamentswahl. Einem amtlichen
Ausweis zu Folge betrugen die gesetzlich erlaubten Kosten der letzten
Parlamentswahlen zusammen 1,382,252 L. St.

* Wirkung der Kälte. Jn Folge der großen Kälte sind auf
der k. preuß. Ostbahn 19 Lokomotivführer erkrankt und 14 Ma-
schinen defekt geworden.

* Bücher. Neu eingegangen: Die Naturkräfte in
ihrer Wechselbeziehung.
Populäre Vorträge von Adolph Fick, Pro-
fessor der Physiologie in Würzburg. Würzburg. Druck und Verlag der
Stahel'schen Buch= und Kunsthandlung. 1869.

-- Die mechanische Tischlerwerkstätte. Praktisches Lehr-
buch zur Selbstherstellung und vortheilhaften Benützung der in jetziger Zeit
unerläßlich nöthigen kleineren Holzbearbeitungsmaschinen zum Handbetrieb.
Herausgegeben von W. Schmidt in Trier, Holzbildhauer. Nebst Atlas ent-
haltend 15 Tafeln und 140 Abbildungen. Weimar 1870. B. F. Voigt.

-- Die deutsche Wurstfabrikation oder gründliche Anwei-
sung alle im Handel gebräuchlichen Feischerwaaren zu bereiten, zu pöckeln, zu
räuchern und aufzubewahren. Von F. Eppner. Weimar. B. F. Voigt.

-- Die Stärkefabrikation oder praktische Anleitung Stärke
aus Getreide, Gräsern, Früchten ec. zu gewinnen. Von A. Fischer. Berlin
1869. S. Mode's Verlag.

-- Kalk, Gyps und Cement, Handbuch für Anlage und Betrieb
von Kalkwerken, Gypsmühlen und Cementfabriken. Von Emil Böhmer und
Friedrich Neumann. Vierte Auflage mit Atlas. Weimar 1870. B. F. Voigt.

[Spaltenumbruch] das endlose Drahtseil, das sich auf den Anwänden über 2 horizontale
Seilscheiben legt, von welchen die eine unter der Maschine ( das soge-
nannte Clipdrum ) den Balancirpflug in Bewegung setzte, das Hin-
und Hergehen desselben zwischen Anker und Maschine, welche beide
auf den Anwänden sich langsam fortbewegen, alles das sind fast seit
einem Jahrzehnt mannigfach beschriebene Details und wohl Vielen
aus eigener Anschauung bekannt. -- Fast zu gleicher Zeit mit dem
Clipdrumapparate entwickelte sich das sogenannte Umkreisungssystem,
dessen Vorkämpfer vor allen Smith von Bolton und später nament-
lich Howard wurde. Was diesem Apparate hauptsächlich Eingang
verschaffte, war die Verwendung der gewöhnlichen Lokomobile, welche
stationär an einer Ecke des Feldes stehen bleibt und zwei Winde-
trommeln auf einem getrennten Wagen in Thätigkeit setzt. -- Das
3. Hauptsystem endlich ist das der Doppelmaschine. Angeregt durch
Savorys eigenthümliche Jdee baute im Jahre 1862 Fowler seine
ersten Doppelapparate, in welchen zwei einfache mit horizontalen
Windetrommeln versehene Straßenlocomobilen den Pflug zwischen den
Anwänden hin= und herziehen. Das System fand einen fast unge-
hofften Anklang, es ermöglichte das Miethpflügen in England und
brach namentlich in tropischen Ländern dem Dampfpflug Bahn. Es
wurden für die speziellen Arbeiten besondere Apparate konstruirt, z. B.
Kultivatoren, Dampfeggen, Dampfwalzen, Dampfsäemaschinen ec. Zu
den neuesten Erscheinungen gehört eine Kombination von Pflug und
Kultivator, für speziell tiefe Kultur in schlechtem Boden, bei welchen
hinter jedem 8--10 // tief gehenden Pflug ein Kultivator oder Unter-
grundzinken die Pflugsohle noch weitere 6--8 // tief aufreißt, ohne
den todten Boden an die Oberfläche zu bringen. Mit jedem Jahr
dehnte sich nun die Anwendung des Dampfpfluges mehr aus, trotz-
dem daß England keineswegs ein absolut günstiger Boden für den
Dampfpflug war. Ein volles Jahrzehnt wurde die Frage mit wahrer
Leidenschaft erörtert, ob Dampfpflügen wirklich billiger sei, als das
entsprechende Pferdepflügen. Die Schwierigkeit, die genauen Kosten
des letzteren zu bestimmen, und die Nothwendigkeit auf der anderen
Seite, die Art der Bewirthschaftung dem Dampfpfluge einigermaßen
anzupassen, ehe er seine Wirkung auf das Ganze zeigen konnte, trugen
viel zu der allgemeinen Unsicherheit bei, und oft genug war der
Dampfpflüger genöthigt, sich auf die bessere Qualität seiner Leistung,
auf seinen unbestreitbar erhöhten Ernteertrag zu berufen. Eine ge-
wissenhafte und unparteiische Zusammenstellung von jahrelangen Er-
fahrungen auf mehreren hundert Gütern, welche vor etlichen Jahren
durch die Royal Agricultur Society veranlaßt wurde, und die glän-
zenden Erfolge, welche seit den letzten 3 Jahren das Miethsystem
erzielte, haben die Frage jedoch auch im rein pekuniären Sinne über
allen Zweifel gestellt. -- Dann kam der Kapitalpunkt. Der mehr
industrielle, fabrikmäßige Betrieb, der durch die Einführung von Ma-
schinen in die Landwirthschaft tritt, muß nothwendig zur Anlage
größerer Kapitalien führen. Besonders aber kommt hier das allge-
meine Gesetz zur Geltung, daß die Dampfkraft um so billiger auf-
tritt, in je größerem Maßstabe sie angewendet werden kann. Die
Tendenz der weiteren Entwicklung des Dampfpflugs wird deshalb,
nachdem die mechanischen Schwierigkeiten nahezu überwunden sind,
in dem nächsten Dezennium unzweifelhaft die sein, daß derselbe von
Jahr zu Jahr an Größe und Kraft wachsen muß. Daß auf diese
Weise dem kleineren Grundbesitzer das Dampfpflügen mit jedem Jahre
unmöglicher wird, scheint eine unausbleibliche Folge dieser Richtung.
Dies ist jedoch nicht der Fall, seit eben durch die Einführung der
großen leichtbeweglichen Doppelmaschinen, welche trotz ihres hohen
Preises billiger arbeiten, als alle anderen Systeme, das miethweise
Pflügen zu einem geregelten Geschäft geworden ist. Zur Zeit sind
in England über 100 Apparate in Händen von Miethpflügern oder
Gesellschaften dieser Gattung, von welchen die größten 10 Apparate
und die kleinsten 1 bis 2 im Betrieb haben. Bis jetzt mögen über-
haupt 2000 Dampfpflüge auf der ganzen Welt in Thätigkeit sein.
Die Fabrik von Fowler in England hat 1000 Arbeiter und fertigt
wöchentlich 4--5 Dampfpflüge, in den Herbstmonaten sogar 5--6.
Jn Deutschland macht die Einführung des Dampfpfluges etwas lang-
samere Fortschritte. Daß sie sich schließlich und in nicht zu langer
Zeit dennoch Bahn brechen muß, steht fest, und die beste Art, dieselbe
unserer vaterländischen Landwirthschaft näher zu bringen, ist ohne
Zweifel die praktische Demonstration der Sache. Dieß versuchte die
Fowler'sche Fabrik zunächst in den Distrikten der großen Zuckerfabri-
kation Magdeburg=Halberstadt ec. durch Miethpflügen. Jn Folge
dessen wurden denn auch für die Provinz Sachsen mehrere Dampf-
[Spaltenumbruch] pflüge fest bestellt, welche dieses Frühjahr ihre Arbeit beginnen
werden.

* Schwarze Farbe zum Signiren von Fässern, Kisten, Collis.
Die gewöhnlich hierzu angewendete Farbe besteht aus Leinölfirniß
und Kienruß, welche jedoch schwer trocknet. Weit besser eignet sich
zu dem Zwecke eine Auflösung von Asphalt ( Judenpech ) in Photo-
gene, gereinigten Schiefer= oder Mineralölen. Diese trocknet rasch
und ist glänzend.

Vermischtes.

* Vorlesungen von Bogumil Goltz über die Ehe, Charak-
teristik der Männer und Frauen, Shakespeare's Genius, Kindheit,
Jugend und Alter, das deutsche Volksmährchen und sein Humor.
2 Bände ( Verlag von O. Janke in Berlin ) . Goltz erfreut uns mit
einer Sammlung geistreicher Aufsätze über Ehe und Ehekandidaten
u. dgl., letztere besonders sehr gelungener Art, und für unerfahrene
Junggesellen beherzigenswerth. Goltz geht von dem Grundsatz aus,
daß das Weib nur zur Ehe und der durch diese hervorgebrachten
Verschönerung des Lebens geschaffen sei. Er hat mit manchen herz-
erfreuenden Sentenzen eine Apologie derselben gegeben, obwohl es
uns scheint, daß er der äußeren körperlichen Schönheit und Art der
Erscheinung dabei zu viel Werth einräumt. Von vielem Unterrichte
bei der weiblichen Welt will er im Gegensatz zur Volkswirthschaft
indeß nichts wissen, behauptend, daß derselbe in den meisten Fällen
die natürliche Liebenswürdigkeit zerstöre. -- Sind die Kenntnisse nicht
zur Bildung des Gemüthes erworben, so möchte dies allerdings der
Fall sein, aber es gibt doch noch genug liebenswürdige Frauen, deren
heller Verstand und Kenntnisse ihrem Herzen nur noch zur besseren
Folie dienen. Und die armen Unverheiratheten, wo sollen sie ihren
Schaffenstrieb hinwenden? An diese denkt Herr Bogumil nur sehr
wenig, und leider ist ihre Zahl nicht gering.

* „Der soziale Friede“ ist der Titel eines neuen, vom 1. April
an in Neuwied erscheinenden Sonntagsblattes für Arbeitgeber und
Arbeiter, Organ zur Verbreitung sittlich sozialer Lehren und volks-
wirthschaftlicher Einrichtungen. Es kostet nur 1 Thlr. per Jahr,
scheint also außer dem Abonnement durch milde Beiträge erhalten zu
werden; auch das Motto des Blattes: „Bildung, Sittlichkeit und
Religion sichern den sozialen Frieden“ deutet auf eine mehr kirchliche
Richtung hin.

* Jtalienische Lebensmittel nach Oestreich, Deutschland
und Rußland.
Dieser Tage ging der erste Zug mit Obst, Ge-
müsen, Eiern und verschiedenen anderen Lebensmitteln von Neapel
nach dem Norden ab. Es war ein Extrazug, mit welchem andere
von Florenz, Mailand und Turin zusammentrafen. Damit ist nur
der kleine Anfang eines großartigen Handels=Unternehmens gemacht,
welches von Jtalien aus die bezeichneten Länder mit den verschie-
densten Lebensmitteln zu versehen vom 1. Juni an jede Woche regel-
mäßig 50 Waggons abgehen lassen wird.

* Kosten einer englischen Parlamentswahl. Einem amtlichen
Ausweis zu Folge betrugen die gesetzlich erlaubten Kosten der letzten
Parlamentswahlen zusammen 1,382,252 L. St.

* Wirkung der Kälte. Jn Folge der großen Kälte sind auf
der k. preuß. Ostbahn 19 Lokomotivführer erkrankt und 14 Ma-
schinen defekt geworden.

* Bücher. Neu eingegangen: Die Naturkräfte in
ihrer Wechselbeziehung.
Populäre Vorträge von Adolph Fick, Pro-
fessor der Physiologie in Würzburg. Würzburg. Druck und Verlag der
Stahel'schen Buch= und Kunsthandlung. 1869.

-- Die mechanische Tischlerwerkstätte. Praktisches Lehr-
buch zur Selbstherstellung und vortheilhaften Benützung der in jetziger Zeit
unerläßlich nöthigen kleineren Holzbearbeitungsmaschinen zum Handbetrieb.
Herausgegeben von W. Schmidt in Trier, Holzbildhauer. Nebst Atlas ent-
haltend 15 Tafeln und 140 Abbildungen. Weimar 1870. B. F. Voigt.

-- Die deutsche Wurstfabrikation oder gründliche Anwei-
sung alle im Handel gebräuchlichen Feischerwaaren zu bereiten, zu pöckeln, zu
räuchern und aufzubewahren. Von F. Eppner. Weimar. B. F. Voigt.

-- Die Stärkefabrikation oder praktische Anleitung Stärke
aus Getreide, Gräsern, Früchten ec. zu gewinnen. Von A. Fischer. Berlin
1869. S. Mode's Verlag.

-- Kalk, Gyps und Cement, Handbuch für Anlage und Betrieb
von Kalkwerken, Gypsmühlen und Cementfabriken. Von Emil Böhmer und
Friedrich Neumann. Vierte Auflage mit Atlas. Weimar 1870. B. F. Voigt.

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[0006] das endlose Drahtseil, das sich auf den Anwänden über 2 horizontale Seilscheiben legt, von welchen die eine unter der Maschine ( das soge- nannte Clipdrum ) den Balancirpflug in Bewegung setzte, das Hin- und Hergehen desselben zwischen Anker und Maschine, welche beide auf den Anwänden sich langsam fortbewegen, alles das sind fast seit einem Jahrzehnt mannigfach beschriebene Details und wohl Vielen aus eigener Anschauung bekannt. -- Fast zu gleicher Zeit mit dem Clipdrumapparate entwickelte sich das sogenannte Umkreisungssystem, dessen Vorkämpfer vor allen Smith von Bolton und später nament- lich Howard wurde. Was diesem Apparate hauptsächlich Eingang verschaffte, war die Verwendung der gewöhnlichen Lokomobile, welche stationär an einer Ecke des Feldes stehen bleibt und zwei Winde- trommeln auf einem getrennten Wagen in Thätigkeit setzt. -- Das 3. Hauptsystem endlich ist das der Doppelmaschine. Angeregt durch Savorys eigenthümliche Jdee baute im Jahre 1862 Fowler seine ersten Doppelapparate, in welchen zwei einfache mit horizontalen Windetrommeln versehene Straßenlocomobilen den Pflug zwischen den Anwänden hin= und herziehen. Das System fand einen fast unge- hofften Anklang, es ermöglichte das Miethpflügen in England und brach namentlich in tropischen Ländern dem Dampfpflug Bahn. Es wurden für die speziellen Arbeiten besondere Apparate konstruirt, z. B. Kultivatoren, Dampfeggen, Dampfwalzen, Dampfsäemaschinen ec. Zu den neuesten Erscheinungen gehört eine Kombination von Pflug und Kultivator, für speziell tiefe Kultur in schlechtem Boden, bei welchen hinter jedem 8--10 // tief gehenden Pflug ein Kultivator oder Unter- grundzinken die Pflugsohle noch weitere 6--8 // tief aufreißt, ohne den todten Boden an die Oberfläche zu bringen. Mit jedem Jahr dehnte sich nun die Anwendung des Dampfpfluges mehr aus, trotz- dem daß England keineswegs ein absolut günstiger Boden für den Dampfpflug war. Ein volles Jahrzehnt wurde die Frage mit wahrer Leidenschaft erörtert, ob Dampfpflügen wirklich billiger sei, als das entsprechende Pferdepflügen. Die Schwierigkeit, die genauen Kosten des letzteren zu bestimmen, und die Nothwendigkeit auf der anderen Seite, die Art der Bewirthschaftung dem Dampfpfluge einigermaßen anzupassen, ehe er seine Wirkung auf das Ganze zeigen konnte, trugen viel zu der allgemeinen Unsicherheit bei, und oft genug war der Dampfpflüger genöthigt, sich auf die bessere Qualität seiner Leistung, auf seinen unbestreitbar erhöhten Ernteertrag zu berufen. Eine ge- wissenhafte und unparteiische Zusammenstellung von jahrelangen Er- fahrungen auf mehreren hundert Gütern, welche vor etlichen Jahren durch die Royal Agricultur Society veranlaßt wurde, und die glän- zenden Erfolge, welche seit den letzten 3 Jahren das Miethsystem erzielte, haben die Frage jedoch auch im rein pekuniären Sinne über allen Zweifel gestellt. -- Dann kam der Kapitalpunkt. Der mehr industrielle, fabrikmäßige Betrieb, der durch die Einführung von Ma- schinen in die Landwirthschaft tritt, muß nothwendig zur Anlage größerer Kapitalien führen. Besonders aber kommt hier das allge- meine Gesetz zur Geltung, daß die Dampfkraft um so billiger auf- tritt, in je größerem Maßstabe sie angewendet werden kann. Die Tendenz der weiteren Entwicklung des Dampfpflugs wird deshalb, nachdem die mechanischen Schwierigkeiten nahezu überwunden sind, in dem nächsten Dezennium unzweifelhaft die sein, daß derselbe von Jahr zu Jahr an Größe und Kraft wachsen muß. Daß auf diese Weise dem kleineren Grundbesitzer das Dampfpflügen mit jedem Jahre unmöglicher wird, scheint eine unausbleibliche Folge dieser Richtung. Dies ist jedoch nicht der Fall, seit eben durch die Einführung der großen leichtbeweglichen Doppelmaschinen, welche trotz ihres hohen Preises billiger arbeiten, als alle anderen Systeme, das miethweise Pflügen zu einem geregelten Geschäft geworden ist. Zur Zeit sind in England über 100 Apparate in Händen von Miethpflügern oder Gesellschaften dieser Gattung, von welchen die größten 10 Apparate und die kleinsten 1 bis 2 im Betrieb haben. Bis jetzt mögen über- haupt 2000 Dampfpflüge auf der ganzen Welt in Thätigkeit sein. Die Fabrik von Fowler in England hat 1000 Arbeiter und fertigt wöchentlich 4--5 Dampfpflüge, in den Herbstmonaten sogar 5--6. Jn Deutschland macht die Einführung des Dampfpfluges etwas lang- samere Fortschritte. Daß sie sich schließlich und in nicht zu langer Zeit dennoch Bahn brechen muß, steht fest, und die beste Art, dieselbe unserer vaterländischen Landwirthschaft näher zu bringen, ist ohne Zweifel die praktische Demonstration der Sache. Dieß versuchte die Fowler'sche Fabrik zunächst in den Distrikten der großen Zuckerfabri- kation Magdeburg=Halberstadt ec. durch Miethpflügen. Jn Folge dessen wurden denn auch für die Provinz Sachsen mehrere Dampf- pflüge fest bestellt, welche dieses Frühjahr ihre Arbeit beginnen werden. * Schwarze Farbe zum Signiren von Fässern, Kisten, Collis. Die gewöhnlich hierzu angewendete Farbe besteht aus Leinölfirniß und Kienruß, welche jedoch schwer trocknet. Weit besser eignet sich zu dem Zwecke eine Auflösung von Asphalt ( Judenpech ) in Photo- gene, gereinigten Schiefer= oder Mineralölen. Diese trocknet rasch und ist glänzend. Vermischtes. * Vorlesungen von Bogumil Goltz über die Ehe, Charak- teristik der Männer und Frauen, Shakespeare's Genius, Kindheit, Jugend und Alter, das deutsche Volksmährchen und sein Humor. 2 Bände ( Verlag von O. Janke in Berlin ) . Goltz erfreut uns mit einer Sammlung geistreicher Aufsätze über Ehe und Ehekandidaten u. dgl., letztere besonders sehr gelungener Art, und für unerfahrene Junggesellen beherzigenswerth. Goltz geht von dem Grundsatz aus, daß das Weib nur zur Ehe und der durch diese hervorgebrachten Verschönerung des Lebens geschaffen sei. Er hat mit manchen herz- erfreuenden Sentenzen eine Apologie derselben gegeben, obwohl es uns scheint, daß er der äußeren körperlichen Schönheit und Art der Erscheinung dabei zu viel Werth einräumt. Von vielem Unterrichte bei der weiblichen Welt will er im Gegensatz zur Volkswirthschaft indeß nichts wissen, behauptend, daß derselbe in den meisten Fällen die natürliche Liebenswürdigkeit zerstöre. -- Sind die Kenntnisse nicht zur Bildung des Gemüthes erworben, so möchte dies allerdings der Fall sein, aber es gibt doch noch genug liebenswürdige Frauen, deren heller Verstand und Kenntnisse ihrem Herzen nur noch zur besseren Folie dienen. Und die armen Unverheiratheten, wo sollen sie ihren Schaffenstrieb hinwenden? An diese denkt Herr Bogumil nur sehr wenig, und leider ist ihre Zahl nicht gering. * „Der soziale Friede“ ist der Titel eines neuen, vom 1. April an in Neuwied erscheinenden Sonntagsblattes für Arbeitgeber und Arbeiter, Organ zur Verbreitung sittlich sozialer Lehren und volks- wirthschaftlicher Einrichtungen. Es kostet nur 1 Thlr. per Jahr, scheint also außer dem Abonnement durch milde Beiträge erhalten zu werden; auch das Motto des Blattes: „Bildung, Sittlichkeit und Religion sichern den sozialen Frieden“ deutet auf eine mehr kirchliche Richtung hin. * Jtalienische Lebensmittel nach Oestreich, Deutschland und Rußland. Dieser Tage ging der erste Zug mit Obst, Ge- müsen, Eiern und verschiedenen anderen Lebensmitteln von Neapel nach dem Norden ab. Es war ein Extrazug, mit welchem andere von Florenz, Mailand und Turin zusammentrafen. Damit ist nur der kleine Anfang eines großartigen Handels=Unternehmens gemacht, welches von Jtalien aus die bezeichneten Länder mit den verschie- densten Lebensmitteln zu versehen vom 1. Juni an jede Woche regel- mäßig 50 Waggons abgehen lassen wird. * Kosten einer englischen Parlamentswahl. Einem amtlichen Ausweis zu Folge betrugen die gesetzlich erlaubten Kosten der letzten Parlamentswahlen zusammen 1,382,252 L. St. * Wirkung der Kälte. Jn Folge der großen Kälte sind auf der k. preuß. Ostbahn 19 Lokomotivführer erkrankt und 14 Ma- schinen defekt geworden. * Bücher. Neu eingegangen: Die Naturkräfte in ihrer Wechselbeziehung. Populäre Vorträge von Adolph Fick, Pro- fessor der Physiologie in Würzburg. Würzburg. Druck und Verlag der Stahel'schen Buch= und Kunsthandlung. 1869. -- Die mechanische Tischlerwerkstätte. Praktisches Lehr- buch zur Selbstherstellung und vortheilhaften Benützung der in jetziger Zeit unerläßlich nöthigen kleineren Holzbearbeitungsmaschinen zum Handbetrieb. Herausgegeben von W. Schmidt in Trier, Holzbildhauer. Nebst Atlas ent- haltend 15 Tafeln und 140 Abbildungen. Weimar 1870. B. F. Voigt. -- Die deutsche Wurstfabrikation oder gründliche Anwei- sung alle im Handel gebräuchlichen Feischerwaaren zu bereiten, zu pöckeln, zu räuchern und aufzubewahren. Von F. Eppner. Weimar. B. F. Voigt. -- Die Stärkefabrikation oder praktische Anleitung Stärke aus Getreide, Gräsern, Früchten ec. zu gewinnen. Von A. Fischer. Berlin 1869. S. Mode's Verlag. -- Kalk, Gyps und Cement, Handbuch für Anlage und Betrieb von Kalkwerken, Gypsmühlen und Cementfabriken. Von Emil Böhmer und Friedrich Neumann. Vierte Auflage mit Atlas. Weimar 1870. B. F. Voigt.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0669_1870/6>, abgerufen am 24.11.2024.