[N. N.]: Kurtze Antwort auff D. Timothei Kirchners newe Buch wider die Anhalter. Zerbst, 1586.dem Munde dawider protestieren / so führen sie doch / vielleicht aber vnwissent (welchs man sich noch aus Christlicher lieb / wenn sie nicht so offt erinnert weren / gern zu jnen versehen wolte) einerley Vngründe. Vnd ist kein ander vnterscheidt / denn allein dieser / das die alten Arianer (welche freylich wol verstanden haben / das der ewigen wesentlichen Gottheit aus dürfftigkeit nichts gegeben / oder zugelegt werden könne) für gnugsam achteten / das der Sohn Marie / den sie sonst für einen blossen Menschen hielten / mit allmechtigkeit / vnd allwissenheit (an die Vbiquitet / als die gar zu grob / haben sie nicht gedacht) begabt vnd gezieret wer / machten also nuncupatiuun vnd factitium Deum aus Christo / als dessen Gottheit in der zeit angefangen / vnnd aus dürfftigkeit die ewige allmechtige Krafft vnd weisheit empfangen. Dargegen wol D. Kirchner mit seinen Consorten bekennet / das der HERr Christus kein blosser Mensch / sondern zugleich wesentlicher Gott sey. Dieweil er aber von der angenommenen menschlichen Natur gleubt / lehret / vnd schreibt / das sie zugleich mit dem ewigen Wort allmechtig / allwissend / ja auch allenthalben sey / vmb zweyer Vrsach willen / Erstlich vmb der persönlichen Vereinigung / Zum andern vmb der Erhöhung willen zur Rechten Gottes / jedoch sey das ewige Wort solches alles longe sublimiori modo: So mag ein jeder Gottfürchtiger für sich selbst vrtheilen / wie weit D. Kirchner von Arij geselschafft sey / davon Leo redet / vnd ob er nicht hiemit aus der angenommenen Menscheit einen nuncupatiuum vnd factitium Deum dichte. Daher auch die heutigen Antitrinitarier lestern / es sey gnug / das der Mitler an seiner menschlichen Natur / durch die thetliche mittheilung der Göttlichen Eigenschafften / allmechtig vnd allwissend sey / bedürffe ferner der wesentlichen ewigen Gottheit nirgend zu. Welchen man anders nicht mit bestendigem grunde begegnen kan / denn das man beweise / wie die Anhaltischen gnugsam in jren festen Argumenten bewiesen haben / das nichts / weder im Himel / noch auff Erden / allmechtig / alwissend / oder al- dem Munde dawider protestieren / so führen sie doch / vielleicht aber vnwissent (welchs man sich noch aus Christlicher lieb / weñ sie nicht so offt erinnert weren / gern zu jnen versehen wolte) einerley Vngründe. Vnd ist kein ander vnterscheidt / denn allein dieser / das die alten Arianer (welche freylich wol verstanden haben / das der ewigen wesentlichen Gottheit aus dürfftigkeit nichts gegeben / oder zugelegt werden könne) für gnugsam achteten / das der Sohn Marie / den sie sonst für einen blossen Menschen hielten / mit allmechtigkeit / vnd allwissenheit (an die Vbiquitet / als die gar zu grob / haben sie nicht gedacht) begabt vñ gezieret wer / machten also nuncupatiuũ vnd factitium Deum aus Christo / als dessen Gottheit in der zeit angefangen / vnnd aus dürfftigkeit die ewige allmechtige Krafft vnd weisheit empfangen. Dargegen wol D. Kirchner mit seinen Consorten bekeñet / das der HERr Christus kein blosser Mensch / sondern zugleich wesentlicher Gott sey. Dieweil er aber von der angenommenen menschlichen Natur gleubt / lehret / vnd schreibt / das sie zugleich mit dem ewigen Wort allmechtig / allwissend / ja auch allenthalben sey / vmb zweyer Vrsach willen / Erstlich vmb der persönlichen Vereinigung / Zum andern vmb der Erhöhung willen zur Rechten Gottes / jedoch sey das ewige Wort solches alles longè sublimiori modo: So mag ein jeder Gottfürchtiger für sich selbst vrtheilen / wie weit D. Kirchner von Arij geselschafft sey / davon Leo redet / vnd ob er nicht hiemit aus der angenom̃enen Menscheit einen nuncupatiuum vnd factitium Deum dichte. Daher auch die heutigen Antitrinitarier lestern / es sey gnug / das der Mitler an seiner menschlichẽ Natur / durch die thetliche mittheilung der Göttlichen Eigenschafften / allmechtig vnd allwissend sey / bedürffe ferner der wesentlichen ewigen Gottheit nirgend zu. Welchen man anders nicht mit bestendigem grunde begegnen kan / deñ das man beweise / wie die Anhaltischen gnugsam in jren festen Argumenten bewiesen haben / das nichts / weder im Himel / noch auff Erden / allmechtig / alwissend / oder al- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036" n="36"/> dem Munde dawider protestieren / so führen sie doch / vielleicht aber vnwissent (welchs man sich noch aus Christlicher lieb / weñ sie nicht so offt erinnert weren / gern zu jnen versehen wolte) einerley Vngründe. Vnd ist kein ander vnterscheidt / denn allein dieser / das die alten Arianer (welche freylich wol verstanden haben / das der ewigen wesentlichen Gottheit aus dürfftigkeit nichts gegeben / oder zugelegt werden könne) für gnugsam achteten / das der Sohn Marie / den sie sonst für einen blossen Menschen hielten / mit allmechtigkeit / vnd allwissenheit (an die Vbiquitet / als die gar zu grob / haben sie nicht gedacht) begabt vñ gezieret wer / machten also nuncupatiuũ vnd factitium Deum aus Christo / als dessen Gottheit in der zeit angefangen / vnnd aus dürfftigkeit die ewige allmechtige Krafft vnd weisheit empfangen. Dargegen wol D. Kirchner mit seinen Consorten bekeñet / das der HERr Christus kein blosser Mensch / sondern zugleich wesentlicher Gott sey. Dieweil er aber von der angenommenen menschlichen Natur gleubt / lehret / vnd schreibt / das sie zugleich mit dem ewigen Wort allmechtig / allwissend / ja auch allenthalben sey / vmb zweyer Vrsach willen / Erstlich vmb der persönlichen Vereinigung / Zum andern vmb der Erhöhung willen zur Rechten Gottes / jedoch sey das ewige Wort solches alles longè sublimiori modo: So mag ein jeder Gottfürchtiger für sich selbst vrtheilen / wie weit D. Kirchner von Arij geselschafft sey / davon Leo redet / vnd ob er nicht hiemit aus der angenom̃enen Menscheit einen nuncupatiuum vnd factitium Deum dichte. Daher auch die heutigen Antitrinitarier lestern / es sey gnug / das der Mitler an seiner menschlichẽ Natur / durch die thetliche mittheilung der Göttlichen Eigenschafften / allmechtig vnd allwissend sey / bedürffe ferner der wesentlichen ewigen Gottheit nirgend zu. Welchen man anders nicht mit bestendigem grunde begegnen kan / deñ das man beweise / wie die Anhaltischen gnugsam in jren festen Argumenten bewiesen haben / das nichts / weder im Himel / noch auff Erden / allmechtig / alwissend / oder al- </p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0036]
dem Munde dawider protestieren / so führen sie doch / vielleicht aber vnwissent (welchs man sich noch aus Christlicher lieb / weñ sie nicht so offt erinnert weren / gern zu jnen versehen wolte) einerley Vngründe. Vnd ist kein ander vnterscheidt / denn allein dieser / das die alten Arianer (welche freylich wol verstanden haben / das der ewigen wesentlichen Gottheit aus dürfftigkeit nichts gegeben / oder zugelegt werden könne) für gnugsam achteten / das der Sohn Marie / den sie sonst für einen blossen Menschen hielten / mit allmechtigkeit / vnd allwissenheit (an die Vbiquitet / als die gar zu grob / haben sie nicht gedacht) begabt vñ gezieret wer / machten also nuncupatiuũ vnd factitium Deum aus Christo / als dessen Gottheit in der zeit angefangen / vnnd aus dürfftigkeit die ewige allmechtige Krafft vnd weisheit empfangen. Dargegen wol D. Kirchner mit seinen Consorten bekeñet / das der HERr Christus kein blosser Mensch / sondern zugleich wesentlicher Gott sey. Dieweil er aber von der angenommenen menschlichen Natur gleubt / lehret / vnd schreibt / das sie zugleich mit dem ewigen Wort allmechtig / allwissend / ja auch allenthalben sey / vmb zweyer Vrsach willen / Erstlich vmb der persönlichen Vereinigung / Zum andern vmb der Erhöhung willen zur Rechten Gottes / jedoch sey das ewige Wort solches alles longè sublimiori modo: So mag ein jeder Gottfürchtiger für sich selbst vrtheilen / wie weit D. Kirchner von Arij geselschafft sey / davon Leo redet / vnd ob er nicht hiemit aus der angenom̃enen Menscheit einen nuncupatiuum vnd factitium Deum dichte. Daher auch die heutigen Antitrinitarier lestern / es sey gnug / das der Mitler an seiner menschlichẽ Natur / durch die thetliche mittheilung der Göttlichen Eigenschafften / allmechtig vnd allwissend sey / bedürffe ferner der wesentlichen ewigen Gottheit nirgend zu. Welchen man anders nicht mit bestendigem grunde begegnen kan / deñ das man beweise / wie die Anhaltischen gnugsam in jren festen Argumenten bewiesen haben / das nichts / weder im Himel / noch auff Erden / allmechtig / alwissend / oder al-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586/36 |
Zitationshilfe: | [N. N.]: Kurtze Antwort auff D. Timothei Kirchners newe Buch wider die Anhalter. Zerbst, 1586, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586/36>, abgerufen am 16.07.2024. |