[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.lichen Natur bewußt ist, die Wahrheiten der Religion, und Wenn aber gegenwärtig der Glaube an die Existenz Warum hat denn überhaupt der Staat eure Macht ge- lichen Natur bewußt iſt, die Wahrheiten der Religion, und Wenn aber gegenwärtig der Glaube an die Exiſtenz Warum hat denn überhaupt der Staat eure Macht ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="72"/> lichen Natur bewußt iſt, die Wahrheiten der Religion, und<lb/> zwar der geoffenbarten ſo gut als der Vernunftreligion, von<lb/> ihm ſo lebendig erfaßt werden können, daß ſie die Jnnigkeit<lb/> und Kraft des Glaubens erlangen.</p><lb/> <p>Wenn aber gegenwärtig der Glaube an die Exiſtenz<lb/> einer höheren ſittlichen Macht, welcher wir Ehrfurcht und<lb/> Gehorſam ſchuldig ſind, faſt allenthalben in ſo hohem Grade<lb/> erſchüttert iſt, an wem liegt die Schuld? Die Kirchenmänner<lb/> werden ſagen, die Schuld liege am Staate, welcher ihre<lb/> Macht geſchmälert, den Unglauben gegen das Einſchreiten<lb/> der Kirche in Schutz genommen, ſeine ganze Sorgfalt ande-<lb/> ren Jntereſſen als denen der Religion zugewendet habe.<lb/> Die Kirche hat das Recht, ſchwere Anklagen gegen den Staat<lb/> zu erheben, wenn ſie ſelbſt immer auf dem rechten Wege<lb/> war, wenn ſie ſelbſt ſtets vor allen Dingen darnach trach-<lb/> tete, die Grundbedingung aller Religion unter uns aufrecht<lb/> zu erhalten, wenn ſie ſelbſt in allen Dingen mit gutem Bei-<lb/> ſpiel voranging.</p><lb/> <p>Warum hat denn überhaupt der Staat eure Macht ge-<lb/> ſchmälert? Er that es in neueren Zeiten zumeiſt aus <hi rendition="#g">dem</hi><lb/> Grunde, weil es <hi rendition="#g">mehrere</hi> Kirchen gab, und weil dieſe ſich<lb/> unter einander nicht vertragen konnten, einander befchdeten<lb/> und verfolgten bis auf’s Blut. Und was war denn der<lb/> Grund und Zweck dieſer Kämpfe? Seit achtzehn hundert<lb/> Jahren hat es innerhalb der chriſtlichen Kirche unzählige<lb/> Abweichungen in der Auffaſſung der chriſtlichen Lehre und<lb/> ſehr verſchiedene Bekenntniſſe gegeben. Nicht ein einziges<lb/> dieſer Bekenntniſſe leugnete eine höchſte heilige Macht über<lb/> uns, nicht ein einziges derſelben leugnete, daß wir bei red-<lb/> lichem Streben den göttlichen Willen erkennen können, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
lichen Natur bewußt iſt, die Wahrheiten der Religion, und
zwar der geoffenbarten ſo gut als der Vernunftreligion, von
ihm ſo lebendig erfaßt werden können, daß ſie die Jnnigkeit
und Kraft des Glaubens erlangen.
Wenn aber gegenwärtig der Glaube an die Exiſtenz
einer höheren ſittlichen Macht, welcher wir Ehrfurcht und
Gehorſam ſchuldig ſind, faſt allenthalben in ſo hohem Grade
erſchüttert iſt, an wem liegt die Schuld? Die Kirchenmänner
werden ſagen, die Schuld liege am Staate, welcher ihre
Macht geſchmälert, den Unglauben gegen das Einſchreiten
der Kirche in Schutz genommen, ſeine ganze Sorgfalt ande-
ren Jntereſſen als denen der Religion zugewendet habe.
Die Kirche hat das Recht, ſchwere Anklagen gegen den Staat
zu erheben, wenn ſie ſelbſt immer auf dem rechten Wege
war, wenn ſie ſelbſt ſtets vor allen Dingen darnach trach-
tete, die Grundbedingung aller Religion unter uns aufrecht
zu erhalten, wenn ſie ſelbſt in allen Dingen mit gutem Bei-
ſpiel voranging.
Warum hat denn überhaupt der Staat eure Macht ge-
ſchmälert? Er that es in neueren Zeiten zumeiſt aus dem
Grunde, weil es mehrere Kirchen gab, und weil dieſe ſich
unter einander nicht vertragen konnten, einander befchdeten
und verfolgten bis auf’s Blut. Und was war denn der
Grund und Zweck dieſer Kämpfe? Seit achtzehn hundert
Jahren hat es innerhalb der chriſtlichen Kirche unzählige
Abweichungen in der Auffaſſung der chriſtlichen Lehre und
ſehr verſchiedene Bekenntniſſe gegeben. Nicht ein einziges
dieſer Bekenntniſſe leugnete eine höchſte heilige Macht über
uns, nicht ein einziges derſelben leugnete, daß wir bei red-
lichem Streben den göttlichen Willen erkennen können, und
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/78>, abgerufen am 16.02.2025. |