[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.dadurch veranlaßt werden, wieder in seine natürlichen Gren- V. Der Glaube. Die Grundbedingung aller Religion beruht in dem dadurch veranlaßt werden, wieder in ſeine natürlichen Gren- V. Der Glaube. Die Grundbedingung aller Religion beruht in dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="71"/> dadurch veranlaßt werden, wieder in ſeine natürlichen Gren-<lb/> zen, in die Grenzen des geſunden Menſchenverſtandes zurück-<lb/> zukehren, wo Klarheit des Denkens, nicht Begriffsverwir-<lb/> rung herrſcht. Statt in thörichtem Uebermuth ſeine Waſſer<lb/> weit über ſeine Ufer auszudehnen und Flur und Wald ver-<lb/> heerend zu überziehen, würde der herrliche Strom unſeres<lb/> Denkens auf ſeinen edlen Wogen das Schifflein unſeres<lb/> Lebens wieder wie ſonſt in ſicherer Fahrt zwiſchen blumigen<lb/> Wieſen und reichen Feldern dahintragen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Der Glaube.</hi> </head><lb/> <p>Die Grundbedingung aller Religion beruht in dem<lb/> Glauben an die Exiſtenz einer über uns waltenden höchſten<lb/> ſittlichen Macht und an unſere eigene Verpflichtung, ihren<lb/> Willen zu ehren und zu befolgen. Der bloße Glaube an unſere<lb/> Abhängigkeit von einer höchſten <hi rendition="#g">Macht</hi> iſt kein Quell der<lb/> Religion, ſondern der Furcht. Furcht haben aber auch die<lb/> Thiere. Erſt der Glaube an eine höchſte <hi rendition="#g">ſittliche</hi> Macht<lb/> iſt die Grundbedingung der Religion, und nur ein ſittliches<lb/> Weſen vermag einen höchſten heiligen Willen zu erkennen, zu<lb/> ehren und zu lieben. Wenn wir nicht ſelbſt ſittlicher Natur<lb/> und durch dieſelbe mit jener höchſten ſittlichen Macht verwandt<lb/> wären, ſo würden wir weder zu dieſem Verhältniß ſittlicher<lb/> Abhängigkeit, noch zu allen anderen Empfindungen, welche in<lb/> ihm ihre Quelle haben, befähigt ſein. Wenn aber ſo die<lb/> Befähigung des Menſchen zur Religion ihrem letzten Grunde<lb/> nach auf unſerer ſittlichen Natur beruht, ſo ergibt ſich<lb/> daraus, daß nur in ſo weit, als der Menſch ſich ſeiner ſitt-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
dadurch veranlaßt werden, wieder in ſeine natürlichen Gren-
zen, in die Grenzen des geſunden Menſchenverſtandes zurück-
zukehren, wo Klarheit des Denkens, nicht Begriffsverwir-
rung herrſcht. Statt in thörichtem Uebermuth ſeine Waſſer
weit über ſeine Ufer auszudehnen und Flur und Wald ver-
heerend zu überziehen, würde der herrliche Strom unſeres
Denkens auf ſeinen edlen Wogen das Schifflein unſeres
Lebens wieder wie ſonſt in ſicherer Fahrt zwiſchen blumigen
Wieſen und reichen Feldern dahintragen.
V. Der Glaube.
Die Grundbedingung aller Religion beruht in dem
Glauben an die Exiſtenz einer über uns waltenden höchſten
ſittlichen Macht und an unſere eigene Verpflichtung, ihren
Willen zu ehren und zu befolgen. Der bloße Glaube an unſere
Abhängigkeit von einer höchſten Macht iſt kein Quell der
Religion, ſondern der Furcht. Furcht haben aber auch die
Thiere. Erſt der Glaube an eine höchſte ſittliche Macht
iſt die Grundbedingung der Religion, und nur ein ſittliches
Weſen vermag einen höchſten heiligen Willen zu erkennen, zu
ehren und zu lieben. Wenn wir nicht ſelbſt ſittlicher Natur
und durch dieſelbe mit jener höchſten ſittlichen Macht verwandt
wären, ſo würden wir weder zu dieſem Verhältniß ſittlicher
Abhängigkeit, noch zu allen anderen Empfindungen, welche in
ihm ihre Quelle haben, befähigt ſein. Wenn aber ſo die
Befähigung des Menſchen zur Religion ihrem letzten Grunde
nach auf unſerer ſittlichen Natur beruht, ſo ergibt ſich
daraus, daß nur in ſo weit, als der Menſch ſich ſeiner ſitt-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |