Wir haben schwere Zeiten durchlebt und wir gehen viel- leicht noch schwereren entgegen. Anarchische Bewegungen haben in den letzten Jahren den Staat und die Gesittung mit Ge- fahren bedroht, welche wir noch kurz vorher in diesem Umfang und in dieser Nähe nicht für möglich gehalten hatten. Es ist durch diese anarchischen Bewegungen unsäglicher Jammer über Einzelne, eine tiefe Schmach über uns Alle gekommen, und die Furcht vor der Wiederkehr ähnlicher Zustände erhält auch jetzt noch Alle in einer peinlichen, fast unerträglichen Span- nung. Wenn uns in jenen Zeiten der tiefsten Erniedrigung noch eine Hoffnung aufrecht hielt, so war es der Gedanke, daß die demüthigenden Erfahrungen, welche wir damals machten, uns mit Donnerstimme an jene Wahrheiten erinnern würden, welche so lange unter uns in Vergessenheit gerathen waren, und daß wir Alle wie ein Mann, offen unsere lange Verblendung bekennend, zu den Grundsätzen zurückkehren wür- den, welche allein den Staat und die Gesellschaft erhalten können. Diese Hoffnung blieb unerfüllt.
Ob es möglich sei, die anarchischen Grundsätze, nachdem sie einmal zu dieser Verbreitung und Stärke herangewachsen sind, auch jetzt noch mit Erfolg und auf die Dauer zu
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Einleitung.
Wir haben ſchwere Zeiten durchlebt und wir gehen viel- leicht noch ſchwereren entgegen. Anarchiſche Bewegungen haben in den letzten Jahren den Staat und die Geſittung mit Ge- fahren bedroht, welche wir noch kurz vorher in dieſem Umfang und in dieſer Nähe nicht für möglich gehalten hatten. Es iſt durch dieſe anarchiſchen Bewegungen unſäglicher Jammer über Einzelne, eine tiefe Schmach über uns Alle gekommen, und die Furcht vor der Wiederkehr ähnlicher Zuſtände erhält auch jetzt noch Alle in einer peinlichen, faſt unerträglichen Span- nung. Wenn uns in jenen Zeiten der tiefſten Erniedrigung noch eine Hoffnung aufrecht hielt, ſo war es der Gedanke, daß die demüthigenden Erfahrungen, welche wir damals machten, uns mit Donnerſtimme an jene Wahrheiten erinnern würden, welche ſo lange unter uns in Vergeſſenheit gerathen waren, und daß wir Alle wie ein Mann, offen unſere lange Verblendung bekennend, zu den Grundſätzen zurückkehren wür- den, welche allein den Staat und die Geſellſchaft erhalten können. Dieſe Hoffnung blieb unerfüllt.
Ob es möglich ſei, die anarchiſchen Grundſätze, nachdem ſie einmal zu dieſer Verbreitung und Stärke herangewachſen ſind, auch jetzt noch mit Erfolg und auf die Dauer zu
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Einleitung.
Wir haben ſchwere Zeiten durchlebt und wir gehen viel-
leicht noch ſchwereren entgegen. Anarchiſche Bewegungen haben
in den letzten Jahren den Staat und die Geſittung mit Ge-
fahren bedroht, welche wir noch kurz vorher in dieſem Umfang
und in dieſer Nähe nicht für möglich gehalten hatten. Es iſt
durch dieſe anarchiſchen Bewegungen unſäglicher Jammer über
Einzelne, eine tiefe Schmach über uns Alle gekommen, und
die Furcht vor der Wiederkehr ähnlicher Zuſtände erhält auch
jetzt noch Alle in einer peinlichen, faſt unerträglichen Span-
nung. Wenn uns in jenen Zeiten der tiefſten Erniedrigung
noch eine Hoffnung aufrecht hielt, ſo war es der Gedanke,
daß die demüthigenden Erfahrungen, welche wir damals
machten, uns mit Donnerſtimme an jene Wahrheiten erinnern
würden, welche ſo lange unter uns in Vergeſſenheit gerathen
waren, und daß wir Alle wie ein Mann, offen unſere lange
Verblendung bekennend, zu den Grundſätzen zurückkehren wür-
den, welche allein den Staat und die Geſellſchaft erhalten
können. Dieſe Hoffnung blieb unerfüllt.
Ob es möglich ſei, die anarchiſchen Grundſätze, nachdem
ſie einmal zu dieſer Verbreitung und Stärke herangewachſen
ſind, auch jetzt noch mit Erfolg und auf die Dauer zu
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[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/7>, abgerufen am 17.02.2025.
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