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[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.

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lage wird vereinigen lassen? Sollen wir so lange zwischen
Leben und Tod schweben? Und wenn der bevorstehende
Generalkrach, wie sehr zu besorgen steht, früher ausbrechen
sollte, als ihr mit dem Auffinden eurer neuen Grundlage
zu Stande gekommen sein werdet, wie dann? Wenn der-
selbe plötzlich, während ihr noch an den Federn kauet, auf
euch einstürmt und sich anschickt, euch und uns den Garaus
zu machen, werdet ihr ihn da wohl durch die Kraft des Be-
griffes zum Stillstand vermögen? Glaubt ihr, er werde sich
viel um euer noli turbare circulos meos bekümmern? Oder
seid ihr vielleicht mit dem Teufel Du und Du, und habt keine
Ursache, euch vor der Flamme zu scheuen? Auf welchem
Fuße stehet ihr denn eigentlich mit der Anarchie, ihr reinen
Denker? Das lasset uns doch etwas näher prüfen.

Also, wenn wir eurem Rathe folgen, so suchen wir
fortan eine völlig neue Grundlage für unsere staatlichen,
gesellschaftlichen und Glaubenszustände, und zwar durch die
Kraft des Begriffes, durch die logische Kraft des Verstandes.
An andere Rücksichten irgend einer Art sind wir bei Her-
stellung dieser völlig neuen Grundlage nicht gebunden. Vor
dem souveränen Throne des menschlichen Verstandes
muß diese neue Grundlage ihre Existenz rechtfertigen, dann
ist sie nach allen Seiten hin gerechtfertigt. Wer bei Fest-
stellung dieser neuen Grundlage sich beikommen ließe, zu
fragen, ob dieselbe auch im Einklang stehe mit einem höheren,
göttlichen Willen, der würde sich an den neuen Lebensbe-
dingungen versündigen. Denn einen höheren, göttlichen
Willen annehmen, ehe derselbe aus der Hand des Begriffes
die Anerkennung seiner Existenz empfangen hätte, das hieße
ja von einer ungerechtfertigten Herkömmlichkeit ausgehen.

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lage wird vereinigen laſſen? Sollen wir ſo lange zwiſchen
Leben und Tod ſchweben? Und wenn der bevorſtehende
Generalkrach, wie ſehr zu beſorgen ſteht, früher ausbrechen
ſollte, als ihr mit dem Auffinden eurer neuen Grundlage
zu Stande gekommen ſein werdet, wie dann? Wenn der-
ſelbe plötzlich, während ihr noch an den Federn kauet, auf
euch einſtürmt und ſich anſchickt, euch und uns den Garaus
zu machen, werdet ihr ihn da wohl durch die Kraft des Be-
griffes zum Stillſtand vermögen? Glaubt ihr, er werde ſich
viel um euer noli turbare circulos meos bekümmern? Oder
ſeid ihr vielleicht mit dem Teufel Du und Du, und habt keine
Urſache, euch vor der Flamme zu ſcheuen? Auf welchem
Fuße ſtehet ihr denn eigentlich mit der Anarchie, ihr reinen
Denker? Das laſſet uns doch etwas näher prüfen.

Alſo, wenn wir eurem Rathe folgen, ſo ſuchen wir
fortan eine völlig neue Grundlage für unſere ſtaatlichen,
geſellſchaftlichen und Glaubenszuſtände, und zwar durch die
Kraft des Begriffes, durch die logiſche Kraft des Verſtandes.
An andere Rückſichten irgend einer Art ſind wir bei Her-
ſtellung dieſer völlig neuen Grundlage nicht gebunden. Vor
dem ſouveränen Throne des menſchlichen Verſtandes
muß dieſe neue Grundlage ihre Exiſtenz rechtfertigen, dann
iſt ſie nach allen Seiten hin gerechtfertigt. Wer bei Feſt-
ſtellung dieſer neuen Grundlage ſich beikommen ließe, zu
fragen, ob dieſelbe auch im Einklang ſtehe mit einem höheren,
göttlichen Willen, der würde ſich an den neuen Lebensbe-
dingungen verſündigen. Denn einen höheren, göttlichen
Willen annehmen, ehe derſelbe aus der Hand des Begriffes
die Anerkennung ſeiner Exiſtenz empfangen hätte, das hieße
ja von einer ungerechtfertigten Herkömmlichkeit ausgehen.

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[49/0055] lage wird vereinigen laſſen? Sollen wir ſo lange zwiſchen Leben und Tod ſchweben? Und wenn der bevorſtehende Generalkrach, wie ſehr zu beſorgen ſteht, früher ausbrechen ſollte, als ihr mit dem Auffinden eurer neuen Grundlage zu Stande gekommen ſein werdet, wie dann? Wenn der- ſelbe plötzlich, während ihr noch an den Federn kauet, auf euch einſtürmt und ſich anſchickt, euch und uns den Garaus zu machen, werdet ihr ihn da wohl durch die Kraft des Be- griffes zum Stillſtand vermögen? Glaubt ihr, er werde ſich viel um euer noli turbare circulos meos bekümmern? Oder ſeid ihr vielleicht mit dem Teufel Du und Du, und habt keine Urſache, euch vor der Flamme zu ſcheuen? Auf welchem Fuße ſtehet ihr denn eigentlich mit der Anarchie, ihr reinen Denker? Das laſſet uns doch etwas näher prüfen. Alſo, wenn wir eurem Rathe folgen, ſo ſuchen wir fortan eine völlig neue Grundlage für unſere ſtaatlichen, geſellſchaftlichen und Glaubenszuſtände, und zwar durch die Kraft des Begriffes, durch die logiſche Kraft des Verſtandes. An andere Rückſichten irgend einer Art ſind wir bei Her- ſtellung dieſer völlig neuen Grundlage nicht gebunden. Vor dem ſouveränen Throne des menſchlichen Verſtandes muß dieſe neue Grundlage ihre Exiſtenz rechtfertigen, dann iſt ſie nach allen Seiten hin gerechtfertigt. Wer bei Feſt- ſtellung dieſer neuen Grundlage ſich beikommen ließe, zu fragen, ob dieſelbe auch im Einklang ſtehe mit einem höheren, göttlichen Willen, der würde ſich an den neuen Lebensbe- dingungen verſündigen. Denn einen höheren, göttlichen Willen annehmen, ehe derſelbe aus der Hand des Begriffes die Anerkennung ſeiner Exiſtenz empfangen hätte, das hieße ja von einer ungerechtfertigten Herkömmlichkeit ausgehen. 4

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Zitationshilfe: [N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/55>, abgerufen am 21.11.2024.