[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.Belehrung, Unterricht oder irgend eine ähnliche Einwirkung Und was vom Kinde gilt, das muß auch von den Er- Aber nicht blos unser Glück beruht auf der gehörigen Belehrung, Unterricht oder irgend eine ähnliche Einwirkung Und was vom Kinde gilt, das muß auch von den Er- Aber nicht blos unſer Glück beruht auf der gehörigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="40" facs="#f0046"/> Belehrung, Unterricht oder irgend eine ähnliche Einwirkung<lb/> auf die Vorſtellungen des Kindes hervorgerufen, ſie iſt ein-<lb/> zig und allein das Produkt eines Verhältniſſes der <hi rendition="#g">ſittli-<lb/> chen Abhängigkeit</hi>. Die ſittliche Einwirkung ſittlich ge-<lb/> bildeter Eltern auf das ſittliche Empfinden, auf das ſittliche<lb/> Vermögen des Kindes iſt die <hi rendition="#g">äußere Bedingung</hi> jenes<lb/> Kinderglückes, das wir ſo oft mit freudiger, aber zugleich<lb/> mit einer durch den Blick auf unſer eigenes Jnnere mit<lb/> Wehmuth gemiſchten Theilnahme beobachten. Und das red-<lb/> liche Streben des Kindes, durch treue Erfüllung der ihm<lb/> in jenem ſittlichen Geiſte von den Eltern auferlegten Pflich-<lb/> ten und Gebote die Liebe der Eltern zu verdienen, iſt die<lb/><hi rendition="#g">innere</hi> Bedingung dieſes Kinderglücks, welches in dem<lb/> Bewußtſein einer der Geſinnung der Eltern entſprechenden<lb/> Geſinnung beſteht. Dieſes Bewußtſein bildet ſein Glück,<lb/> dieſes Bewußtſein erfüllt ſein Herz mit jener inneren Freu-<lb/> digkeit, welche die Quelle jedes harmloſen Vergnügens und<lb/> die unerläßliche Vorbedingung zu jedem ungetrübten Lebens-<lb/> genuſſe iſt.</p><lb/> <p>Und was vom Kinde gilt, das muß auch von den Er-<lb/> wachſenen gelten, denn die innere Anlage und Natur des<lb/> Menſchen ändert ſich nicht mit den Lebensaltern. Das nämliche<lb/> ſittliche Element, welches im Kinde vorhanden iſt und Befrie-<lb/> digung verlangt, iſt auch in den Erwachſenen vorhanden.<lb/> So wenig wir aber in einer Luft zu leben vermögen, welche<lb/> einen zum Athemholen nothwendigen Beſtandtheil entbehrt,<lb/> ebenſo wenig vermögen wir glücklich zu ſein in Verhältniſ-<lb/> ſen, welche ein weſentliches Element unſeres Jnnern unbe-<lb/> friedigt und unberückſichtigt laſſen.</p><lb/> <p>Aber nicht blos unſer <hi rendition="#g">Glück</hi> beruht auf der gehörigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0046]
Belehrung, Unterricht oder irgend eine ähnliche Einwirkung
auf die Vorſtellungen des Kindes hervorgerufen, ſie iſt ein-
zig und allein das Produkt eines Verhältniſſes der ſittli-
chen Abhängigkeit. Die ſittliche Einwirkung ſittlich ge-
bildeter Eltern auf das ſittliche Empfinden, auf das ſittliche
Vermögen des Kindes iſt die äußere Bedingung jenes
Kinderglückes, das wir ſo oft mit freudiger, aber zugleich
mit einer durch den Blick auf unſer eigenes Jnnere mit
Wehmuth gemiſchten Theilnahme beobachten. Und das red-
liche Streben des Kindes, durch treue Erfüllung der ihm
in jenem ſittlichen Geiſte von den Eltern auferlegten Pflich-
ten und Gebote die Liebe der Eltern zu verdienen, iſt die
innere Bedingung dieſes Kinderglücks, welches in dem
Bewußtſein einer der Geſinnung der Eltern entſprechenden
Geſinnung beſteht. Dieſes Bewußtſein bildet ſein Glück,
dieſes Bewußtſein erfüllt ſein Herz mit jener inneren Freu-
digkeit, welche die Quelle jedes harmloſen Vergnügens und
die unerläßliche Vorbedingung zu jedem ungetrübten Lebens-
genuſſe iſt.
Und was vom Kinde gilt, das muß auch von den Er-
wachſenen gelten, denn die innere Anlage und Natur des
Menſchen ändert ſich nicht mit den Lebensaltern. Das nämliche
ſittliche Element, welches im Kinde vorhanden iſt und Befrie-
digung verlangt, iſt auch in den Erwachſenen vorhanden.
So wenig wir aber in einer Luft zu leben vermögen, welche
einen zum Athemholen nothwendigen Beſtandtheil entbehrt,
ebenſo wenig vermögen wir glücklich zu ſein in Verhältniſ-
ſen, welche ein weſentliches Element unſeres Jnnern unbe-
friedigt und unberückſichtigt laſſen.
Aber nicht blos unſer Glück beruht auf der gehörigen
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/46>, abgerufen am 02.03.2025. |