Allgemeine Zeitung, Nr. 97, 7. April 1849.
Turin, 2 April. Die erwartete Auflösung der Deputirten- * Chambery, 2 April. Diese Zeilen schreibe ich Ihnen unter Handels- und Börsennachrichten. New-York, 20 März. Treasury Notes 1093/4. Curs auf England London, 3 April, 1 Uhr Rachmittags. Consols 92 5/8 . Span. 3proc. Paris, 3 April. 3proc. 56.80; 5proc. 88.70; Bankatien 2405; belg. Amsterdam, 3 April. 21/2proc. 491/2; 3proc. 581/2; 4proc. 771/2; ost. Frankfurt a. M., 5 April. Oesterr. 5proc. Met. 763/4; Bankactien Wien, 4 April. 5proc. Met. 853/4; Bankactien 1125; Nordbahn 951/2. Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart. Das Register der Allgemeinen Zeitung 1848 ist durch alle Postämter und den Buchhandel a 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.
⟶ Turin, 2 April. Die erwartete Auflöſung der Deputirten- * Chambery, 2 April. Dieſe Zeilen ſchreibe ich Ihnen unter Handels- und Börſennachrichten. New-York, 20 März. Treaſury Notes 109¾. Curs auf England London, 3 April, 1 Uhr Rachmittags. Conſols 92⅝. Span. 3proc. Paris, 3 April. 3proc. 56.80; 5proc. 88.70; Bankatien 2405; belg. Amſterdam, 3 April. 2½proc. 49½; 3proc. 58½; 4proc. 77½; oſt. Frankfurt a. M., 5 April. Oeſterr. 5proc. Met. 76¾; Bankactien Wien, 4 April. 5proc. Met. 85¾; Bankactien 1125; Nordbahn 95½. Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848 iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><cit><quote><pb facs="#f0008" n="1488"/><cb/> ner, welche ich aus Verona hatte nachrücken laſſen, dann eine aus Mantua<lb/> geſendete Mörſerbatterie in Brescia eingetroffen. Das Gränzbataillon<lb/> wurde ſogleich verwendet, und dadurch die Beendigung des Kampfs be-<lb/> ſchleunigt. Allmählich ließ der Widerſtand der Rebellen nach, und um<lb/> 6 Uhr Abends waren unſere Truppen nicht nur im Beſitz der ganzen Stadt,<lb/> ſondern auch die Ruhe in derſelben hergeſtellt. Unſer Verluſt in dieſem<lb/> hartnäckigen und mörderiſchen Kampf, welcher — mit Unterbrechnng von<lb/> wenigen Stunden in der Nacht — von halb 4 Uhr Nachmittags des<lb/> 31 März bis 5 Uhr Nachmittags des 1 Aprils wüthete, war bedeutend.<lb/> Noch vermag ich keine genaue Verluſteingabe zu ſenden; doch muß ich vor-<lb/> läufig gehorſamſt melden daß Generalmajor Graf Nugent am Knöchel ei-<lb/> nes Fußes derart verwundet wurde, daß der Fuß amputirt werden mußte,<lb/> daß ferner der an Generalmajor Nugents Stelle das Commando führende<lb/> Oberſt Graf Favancourt von Baden-Infanterie an der Spitze ſeiner Trup-<lb/> pen einen Schuß durch die Bruſt erhielt und in kurzer Zeit darauf ſtarb,<lb/> daß Oberſtlieutenant Miletz desſelben Regiments ſchwer verwundet ſiel,<lb/> und von den Inſurgenten auf gräßliche Weiſe ermordet und ſein Leichnam<lb/> verſtümmelt wurde. Im ganzen dürfte der Verluſt betragen an Todten<lb/> 5—6 Officiere und 80 Mann, an Verwundeten aber 10—12 Officiere und<lb/> mehr als 150 Mann. Die genaue Angabe dieſer Verluſte werde ich nach-<lb/> zutragen die Ehre haben. Den Verluſt der Inſurgenten vermag ich noch<lb/> nicht zu ſchätzen, doch kann ich anführen daß aller Orten eine bedeutende<lb/> Anzahl Leichen gefunden wurde. Alle Truppen, ihre braven Officiere an<lb/> der Spitze, haben mit außerordentlicher Tapferkeit und Hingebung ge-<lb/> kämpft, und ihr Benehmen verdient die größte Anerkennung. Wenn die-<lb/> ſer lange und erbitterte Straßenkampf nicht ohne Exceſſe verlief, ſo iſt<lb/> dieß unter ſolchen Umſtänden ſelbſt bei der beſtdisciplinirten Truppe nicht<lb/> zu verhindern. Ich werde nun auf das eifrigſte bemüht ſeyn Ordnung<lb/> und Geſetz in der Stadt ſchnell hezuſtellen, und werde den Rückmarſch meiner<lb/> Truppen erſt dann anordnen wenn ich die Stadt an Feldmarſchalllieute-<lb/> nant Baron Appel übergeben haben werde, welcher laut einer erhaltenen<lb/> Mittheilung mit einem Theil ſeines Armeecorps heute den 2 April in<lb/> Brescia eintreffen wird. Vorläufig halte ich alle Thore ſtark beſetzt, und<lb/> laſſe niemanden ans der Stadt ſich entfernen, um wo möglich der Haupt-<lb/> rädelsführer habhaft zü werden. Zum Beweis welcher Geiſt in der Stadt<lb/> Brescia herrſchte, habe ich die Ehre anliegend einige von der Behörde der<lb/> Stadt hinausgegebene Proclamationen und Kundmachungen zu unter-<lb/> legen.</quote></cit> (Wir tragen das morgen nach.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>⟶ <hi rendition="#b">Turin,</hi> 2 April.</dateline><lb/> <p>Die erwartete Auflöſung der Deputirten-<lb/> kammer iſt geſtern publicirt worden. 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Bei der Nachricht der Annäherung der Di-<lb/> viſion des Generals La Marmora ſoll die fanatiſirte Menge, der die Bür-<lb/> gerwehr, wenn ſie nicht zum Theil gemeinſame Sache mit ihr macht, ſich<lb/> doch nicht zu widerſetzen wagt, den Gouverneur, nach andern Berichten<lb/> ſeine Familie gefangen genommen und als Geiſeln in Verwahrung haben.<lb/> Selbſt die genueſiſchen Prieſter werden kriegsmuthig, und etwa hundert<lb/> von ihnen, wie die Democrazia Italiana erzählt, ſollen Waffen verlangt<lb/> haben um ſich an die Spitze des Volkes zu ſtellen und Krieg zu führen ge-<lb/> gen die Oeſterreicher, oder, was minder gefährlich iſt, gegen den Waffen-<lb/> ſtillſtand von Novara. Die Beſtätigung desſelben iſt von Wien oder viel-<lb/> mehr Olmütz noch nicht zurück. Geſtern Abends kamen die beiden Mi-<lb/> niſter von Frankreich und England hier an, die Hoffnung machen daß auf<lb/> Radetzky’s eigene Verwendung bei dem öſterreichiſchen Cabinet die Be-<lb/><cb/> ſetzung Aleſſandria’s vielleicht unterbleiben werde. — Der Prinz von Sa-<lb/> voyen-Carignan hat den Titel „königliche Hoheit“ erhalten, und iſt zum<lb/> Commandeur en Chef der geſammten Nationalgarde des Königreichs er-<lb/> nannt worden. Vor ihm bekleidete der jetzige König dieſe Würde. —<lb/> Geſtern haben wir Ihre Zeitung vom 27 März erhalten, heute fehlt ſie<lb/> wieder.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Chambery,</hi> 2 April.</dateline><lb/> <p>Dieſe Zeilen ſchreibe ich Ihnen unter<lb/> dem Wetterleuchten der Republik. 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Die Kammer<lb/> weigerte ſich bekanntlich den Waffenſtillſtand von Biella anzuerkennen,<lb/> wenn nicht die vom Feldmarſchall ausgeſprochenen harten Bedingungen<lb/> erleichtert würden; ſie gab dem engliſchen und franzöſiſchen Geſandten<lb/> Deputirte bei, um des Siegers Sinn in ſeinem Hauptquartier darum zu<lb/> erweichen. In demſelben Augenblick aber wo nur deſſen Wohlwollen zu<lb/> entſcheiden hatte, häuft dieſe Kammer die lächerlichſten Behauptungen ge-<lb/> gen Radetzky und reizt ihn zu Zorn und Vergeltung. Dadurch wurde der<lb/> König veranlaßt am 29 März die Kammern bis zum 5 d. zu vertagen,<lb/> eine Maßregel welche die hier durchaus nöthige Auflöſung einleitet. Man<lb/> hörte bei dieſer Erklärung Pinelli’s (Miniſter des Innern) das verſchie-<lb/> denſte Geſchrei von den Tribünen: <hi rendition="#aq">Viva l’Italia! Viva la Camera! Viva<lb/> la Repubblica!</hi> Manche behaupten daß bereits öſterreichiſche Truppen in<lb/> Aleſſandria eingerückt ſeyen. Sie wiſſen durch die Zeitungen daß Gio-<lb/> berti wieder ins Miniſterium getreten iſt, als Staatsſecretär ohne Porte-<lb/> feuille, einſtweilen mit dem öffentlichen Unterricht beauftragt. Er gehört<lb/> zu denjenigen welche ihre frühern Meinungen nach der verlorenen Schlacht<lb/> bei Novara bedeutend geändert haben. — Er-König Karl Albert iſt nicht<lb/> an den Comer-See zu gegangen, ſondern nach Nizza, und von da über den<lb/> Var nach Frankreich. Er wohnt jetzt in Antibes. Dort wird ihn die<lb/> Nachricht von der ihm durch die Kammern votirten Dankadreſſe ſehr glück-<lb/> lich machen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">New-York,</hi> 20 März.</dateline><lb/> <p>Treaſury Notes 109¾. 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ner, welche ich aus Verona hatte nachrücken laſſen, dann eine aus Mantua
geſendete Mörſerbatterie in Brescia eingetroffen. Das Gränzbataillon
wurde ſogleich verwendet, und dadurch die Beendigung des Kampfs be-
ſchleunigt. Allmählich ließ der Widerſtand der Rebellen nach, und um
6 Uhr Abends waren unſere Truppen nicht nur im Beſitz der ganzen Stadt,
ſondern auch die Ruhe in derſelben hergeſtellt. Unſer Verluſt in dieſem
hartnäckigen und mörderiſchen Kampf, welcher — mit Unterbrechnng von
wenigen Stunden in der Nacht — von halb 4 Uhr Nachmittags des
31 März bis 5 Uhr Nachmittags des 1 Aprils wüthete, war bedeutend.
Noch vermag ich keine genaue Verluſteingabe zu ſenden; doch muß ich vor-
läufig gehorſamſt melden daß Generalmajor Graf Nugent am Knöchel ei-
nes Fußes derart verwundet wurde, daß der Fuß amputirt werden mußte,
daß ferner der an Generalmajor Nugents Stelle das Commando führende
Oberſt Graf Favancourt von Baden-Infanterie an der Spitze ſeiner Trup-
pen einen Schuß durch die Bruſt erhielt und in kurzer Zeit darauf ſtarb,
daß Oberſtlieutenant Miletz desſelben Regiments ſchwer verwundet ſiel,
und von den Inſurgenten auf gräßliche Weiſe ermordet und ſein Leichnam
verſtümmelt wurde. Im ganzen dürfte der Verluſt betragen an Todten
5—6 Officiere und 80 Mann, an Verwundeten aber 10—12 Officiere und
mehr als 150 Mann. Die genaue Angabe dieſer Verluſte werde ich nach-
zutragen die Ehre haben. Den Verluſt der Inſurgenten vermag ich noch
nicht zu ſchätzen, doch kann ich anführen daß aller Orten eine bedeutende
Anzahl Leichen gefunden wurde. Alle Truppen, ihre braven Officiere an
der Spitze, haben mit außerordentlicher Tapferkeit und Hingebung ge-
kämpft, und ihr Benehmen verdient die größte Anerkennung. Wenn die-
ſer lange und erbitterte Straßenkampf nicht ohne Exceſſe verlief, ſo iſt
dieß unter ſolchen Umſtänden ſelbſt bei der beſtdisciplinirten Truppe nicht
zu verhindern. Ich werde nun auf das eifrigſte bemüht ſeyn Ordnung
und Geſetz in der Stadt ſchnell hezuſtellen, und werde den Rückmarſch meiner
Truppen erſt dann anordnen wenn ich die Stadt an Feldmarſchalllieute-
nant Baron Appel übergeben haben werde, welcher laut einer erhaltenen
Mittheilung mit einem Theil ſeines Armeecorps heute den 2 April in
Brescia eintreffen wird. Vorläufig halte ich alle Thore ſtark beſetzt, und
laſſe niemanden ans der Stadt ſich entfernen, um wo möglich der Haupt-
rädelsführer habhaft zü werden. Zum Beweis welcher Geiſt in der Stadt
Brescia herrſchte, habe ich die Ehre anliegend einige von der Behörde der
Stadt hinausgegebene Proclamationen und Kundmachungen zu unter-
legen. (Wir tragen das morgen nach.)
⟶ Turin, 2 April.
Die erwartete Auflöſung der Deputirten-
kammer iſt geſtern publicirt worden. Die Italianiſſimi, wie man hier die
Exaltirten nennt, fluchen und verwünſchen das neue Codini-Miniſterium
und den neuen König, und ſenden ſehnſüchtige Seufzer dem gefallenen Mi-
niſterium und König nach, deſſen Sohn weniger Luſt zu haben ſcheint den
Nachgiebigen zu ſpielen als der Vater. Dieſen beabſichtigen unſre Demo-
kraten als Märtyrer der italieniſchen Freiheit zu canoniſiren, und man
könnte ſie alle für begeiſterte Royaliſten halten, wenn man die Lobprei-
ſungen hört und liest mit denen ſie ihn überſchütten. Doch bis voriges
Jahr, wo die ſtraffen Zügel des Abſolutismus plötzlich die überraſchendſte
Elaſticität annahmen, hatte man ganz andere Urtheile gehört. — Karl
Albert hat ſich unter dem Namen eines Grafen v. Bard (ſo heißt ein kö-
nigliches Schloß) in Nizza eingeſchifft, ſoll am 31 März in Cannes an-
gelangt ſeyn, und von da aus nach Portugal zu gehen beabſichtigen, um
in Oporto ſeinen dauernden Wohnſitz aufzuſchlagen. Man wollte ſogar
wiſſen daß der Ex-König daſelbſt ein Militärhoſpital gründen, und deſſen
Leitung übernehmen wolle. — Von Genua kommen uns noch immer die
verworrenſten Gerüchte zu. Bei der Nachricht der Annäherung der Di-
viſion des Generals La Marmora ſoll die fanatiſirte Menge, der die Bür-
gerwehr, wenn ſie nicht zum Theil gemeinſame Sache mit ihr macht, ſich
doch nicht zu widerſetzen wagt, den Gouverneur, nach andern Berichten
ſeine Familie gefangen genommen und als Geiſeln in Verwahrung haben.
Selbſt die genueſiſchen Prieſter werden kriegsmuthig, und etwa hundert
von ihnen, wie die Democrazia Italiana erzählt, ſollen Waffen verlangt
haben um ſich an die Spitze des Volkes zu ſtellen und Krieg zu führen ge-
gen die Oeſterreicher, oder, was minder gefährlich iſt, gegen den Waffen-
ſtillſtand von Novara. Die Beſtätigung desſelben iſt von Wien oder viel-
mehr Olmütz noch nicht zurück. Geſtern Abends kamen die beiden Mi-
niſter von Frankreich und England hier an, die Hoffnung machen daß auf
Radetzky’s eigene Verwendung bei dem öſterreichiſchen Cabinet die Be-
ſetzung Aleſſandria’s vielleicht unterbleiben werde. — Der Prinz von Sa-
voyen-Carignan hat den Titel „königliche Hoheit“ erhalten, und iſt zum
Commandeur en Chef der geſammten Nationalgarde des Königreichs er-
nannt worden. Vor ihm bekleidete der jetzige König dieſe Würde. —
Geſtern haben wir Ihre Zeitung vom 27 März erhalten, heute fehlt ſie
wieder.
* Chambery, 2 April.
Dieſe Zeilen ſchreibe ich Ihnen unter
dem Wetterleuchten der Republik. Inneres, noch nicht aufgegebenes Ge-
lüſten von 1848, Zureden und Antreiben von Genf her, und das laute Ge-
rede in der franzöſiſchen Nationalverſammlung über die räthliche Be-
ſetzung Savoyens als Präventivmaßregel gegen Oeſterreich, alles dieß
wirkt bei dem republicaniſchen Gelüſten zuſammen. Wer kann wiſſen
was uns in den nächſten Tagen bevorſteht! Von Turin lauten die Nach-
richten beruhigender. Nachdem die Kammer ſich unter Vortritt des Joſti,
Lanza und einiger anderer Schlammvulcane durch Renommiren, Schimpfen
und Drohen gegen Feldmarſchall Radetzky unſäglich lächerlich gemacht
hatte, da ſie doch wiſſen mußte daß er nur einen Tagmarſch von Turin
ſteht und daß er bereits mit ſeinem ſiegreichen Heer da eingerückt wäre,
wenn er nicht der dringend verwendenden Bitte der Erzberzogin Adelheid,
der jetzigen Königin, freundlich nachgegeben und ſeine Truppen fürs erſte
vom Einmarſch in der Hauptſtadt zurückgehalten hätte. Die Kammer
weigerte ſich bekanntlich den Waffenſtillſtand von Biella anzuerkennen,
wenn nicht die vom Feldmarſchall ausgeſprochenen harten Bedingungen
erleichtert würden; ſie gab dem engliſchen und franzöſiſchen Geſandten
Deputirte bei, um des Siegers Sinn in ſeinem Hauptquartier darum zu
erweichen. In demſelben Augenblick aber wo nur deſſen Wohlwollen zu
entſcheiden hatte, häuft dieſe Kammer die lächerlichſten Behauptungen ge-
gen Radetzky und reizt ihn zu Zorn und Vergeltung. Dadurch wurde der
König veranlaßt am 29 März die Kammern bis zum 5 d. zu vertagen,
eine Maßregel welche die hier durchaus nöthige Auflöſung einleitet. Man
hörte bei dieſer Erklärung Pinelli’s (Miniſter des Innern) das verſchie-
denſte Geſchrei von den Tribünen: Viva l’Italia! Viva la Camera! Viva
la Repubblica! Manche behaupten daß bereits öſterreichiſche Truppen in
Aleſſandria eingerückt ſeyen. Sie wiſſen durch die Zeitungen daß Gio-
berti wieder ins Miniſterium getreten iſt, als Staatsſecretär ohne Porte-
feuille, einſtweilen mit dem öffentlichen Unterricht beauftragt. Er gehört
zu denjenigen welche ihre frühern Meinungen nach der verlorenen Schlacht
bei Novara bedeutend geändert haben. — Er-König Karl Albert iſt nicht
an den Comer-See zu gegangen, ſondern nach Nizza, und von da über den
Var nach Frankreich. Er wohnt jetzt in Antibes. Dort wird ihn die
Nachricht von der ihm durch die Kammern votirten Dankadreſſe ſehr glück-
lich machen.
Handels- und Börſennachrichten.
New-York, 20 März.
Treaſury Notes 109¾. Curs auf England
107, 107¼; Paris 5.35.
London, 3 April, 1 Uhr Rachmittags.
Conſols 92⅝. Span. 3proc.
30⅜; 5proc. 16⅞.
Paris, 3 April.
3proc. 56.80; 5proc. 88.70; Bankatien 2405; belg.
5proc. 92¼; Anleh. v. 1842 92; öſterr. Looſe v. 1834 310; neap. 5proc.
80.80; röm. 76½; ſpan. 3proc. 30¼; piem. 900; St. Germain E.-B. 430;
Verſ. rechte 230; linke 185; Paris-Orleans 877.50; Rouen 555; Straßburg
375; Nordbahn 465; Rouen Havre 290; Marſ.-Avignon 228.75; Straßb.-
Baſel 106.25; Orl.-Vierzon 360; Bordeaur 415; Tours-Nantes 333.75;
Dieppe-Fecamp 180; Montereau-Troyes 125.
Amſterdam, 3 April.
2½proc. 49½; 3proc. 58½; 4proc. 77½; oſt.
4proc. 76¼; Synd. 3½proc. 79½; port. 5proc. 28⅛; Met. 5proc. 74¼;
belg. 2½proc. 56⅜; Ard. [FORMEL]-½. Curs auf London 12.02½ k. G.
Frankfurt a. M., 5 April.
Oeſterr. 5proc. Met. 76¾; Bankactien
1194; preuß. 3½proc. Staatsſchuldſcheine 80½; bayer. Oblig. 3½proc. 79;
Ludwigsh. Berbach 73⅜; württ. 4½proc. 94⅝; 3½proc. 78⅞; bad. 5proc.
95⅞; 3½proc. 77; darmſt. 3½proc. 78½; 4proc. 86¼; naſſ. 5proc. 99⅞;
3½proc. 80¾; Frankf. 3proc. 77¼; 3½proc. 92; 88½; Disc. 1.
Wien, 4 April.
5proc. Met. 85¾; Bankactien 1125; Nordbahn 95½.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848
iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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