Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849.[Spaltenumbruch]
welche die Berichte und die Nachweisung ihres Bedarfs zum Behuf der Daß unter den Auspicien einer wohlwollenden Regierung, eines Kö- Seit unserer letzten öffentlichen Sitzung hat die Akademie durch den Was der öffentliche Unterricht und was die Akademie durch den Tod Hr. Professor Georg Martin Thomas hielt hierauf eine Rede über Der ungarische Krieg. ** Von der March, 29. März.So ist denn neues Elend, Paris. . Paris, 21 März. Der Proceß in Bourges hat vor Eröffnung *) Nach unseren gestrigen Wienerberichten war Welden bereits nach Com-
morn ahgegangen. [Spaltenumbruch]
welche die Berichte und die Nachweiſung ihres Bedarfs zum Behuf der Daß unter den Auſpicien einer wohlwollenden Regierung, eines Kö- Seit unſerer letzten öffentlichen Sitzung hat die Akademie durch den Was der öffentliche Unterricht und was die Akademie durch den Tod Hr. Profeſſor Georg Martin Thomas hielt hierauf eine Rede über Der ungariſche Krieg. ** Von der March, 29. März.So iſt denn neues Elend, Paris. . Paris, 21 März. Der Proceß in Bourges hat vor Eröffnung *) Nach unſeren geſtrigen Wienerberichten war Welden bereits nach Com-
morn ahgegangen. <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jVarious" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0010" n="1426"/><cb/> welche die Berichte und die Nachweiſung ihres Bedarfs zum Behuf der<lb/> Berückſichtigung bei der nächſten Finanzperiode im Laufe des letzten Jahrs<lb/> erſtattet worden.</p><lb/> <p>Daß unter den Auſpicien einer wohlwollenden Regierung, eines Kö-<lb/> nigs welcher Förderung der Wiſſenſchaft zu den heiligen Pflichten, zu den<lb/> größten Zierden ſeiner Krone rechnet, ihr jene reichern Mittel und eine<lb/> ihrer Aufgabe würdige Stellung nicht vorenthalten bleiben werden, davon<lb/> hat ſie im Lauf der letzten Monate mehr als einen Beweis empfangen.<lb/> Durch allerhöchſte Entſcheidung vom 26 Febr. I. J. iſt unſer Manheimer-<lb/> Reſerve-Fonds einer jährlichen Leiſtung von 1200 fl. für fremde Zwecke<lb/> mit der Beſtimmung entlaſtet worden daß die dadurch gewonnenen Mittel<lb/> auf die naturwiſſenſchaftliche Erforſchung des Königreichs ſollen verwendet<lb/> werden, und vor zwei Tagen hat das neue Staatsminiſterium des Innern<lb/> für Kirchen- und Schulangelegenheiten ſeine Wiederherſtellung, die wir<lb/> mit der höchſten Freude als eine den Wiſſenſchaften erwieſene Wohlthat<lb/> begrüßen, den Anfang ſeiner Thätigkeit durch die Kundgabe der allerhöch-<lb/> ſten Entſcheidung vom 25 März zu uns gelangen laſſen daß der Eintritt<lb/> in dieſen gelehrten Verein als ordentliches Mitglied fortan nur auf den<lb/> Grund einer freien Wahl der Akademie und erfolgter königl. Beſtätigung<lb/> ſtattfinden ſolle. Erſt dadurch iſt unſerer Akademie die ihr gebührende<lb/> Ebenbürtigkeit zurückgegeben worden, welche ſie in Folge trauriger Er-<lb/> eigniſſe vor 8 Jahren dadurch verlor daß die oberſte Staatsbehörde ſich<lb/> vorbehielt einer jeden Claſſe ſechs Mitglieder eigner Wahl zuzuweiſen.</p><lb/> <p>Seit unſerer letzten öffentlichen Sitzung hat die Akademie durch den<lb/> Tod verdienter Mitglieder, wie Letronne in Paris, Gottfried Hermann<lb/> in Leipzig und Fröhlich in München bedeutende Verluſte erlitten. Letronne<lb/> erfreute, ſich als vorzüglichſter Vertreter und Pfleger der Alterthumswiſſen-<lb/> ſchaft in Frankreich eines europäiſchen Rufes, und vorzüglich ſeine Werke<lb/> über Aegypten und über griechiſche und römiſche Inſchriften in Aegypten<lb/> werden ſeinem Namen unvergängliche Achtung ſichern. In Gottfried<lb/> Hermann verlor Deutſchland nach Heine und Wolf den größten und ge-<lb/> feiertſten Gründer der claſſiſchen Studien, deſſen Ruhm vorzüglich durch<lb/> die ihm vor allem verdankte Gründung der griechiſchen und römiſchen<lb/> Metrik, durch ſeine kritiſchen und exegetiſchen Arbeiten über die griechiſche<lb/> Grammatik, über Homer, Orpheus, die Tragiker, Ariſtophanes und Plau-<lb/> tus, endlich durch die Bildung einer großen philologiſchen Schule und<lb/> Genoſſenſchaft über alle die Völker verbreitet wurde von denen der Betrieb<lb/> und der Nutzen der claſſiſchen Studien in verdienten Ehren gehalten<lb/> werden.</p><lb/> <p>Was der öffentliche Unterricht und was die Akademie durch den Tod<lb/> von Fröhlich verloren hat, darüber wird unſer College Hr. Profeſſor<lb/> Spengel zunächſt Bericht erſtatten. Hr. Profeſſor Spengel behandelte<lb/> in ſeinem Vortrag nicht nur die äußern Lebensverhältniſſe, den Bildungs-<lb/> gang und die litterariſchen Leiſtungen des verdienſtvollen Mannes, ſon-<lb/> dern auch die pädagogiſchen Leiſtungen desſelben, und die Leiden die er<lb/> als Schulmann und Vorſteher einer der erſten Lehranſtalten zu ertragen<lb/> hatte, ſeitdem die 1829 gegründete beſſere und Gedeihen verheißende Ein-<lb/> richtung der Mittelſchulen nach kurzem Beſtand gebrochen wurde, und durch<lb/> Vorkehrungen und Maßnahmen nicht berathener Behörden die Gymna-<lb/> ſten auf den Punkt herabgedrückt wurden wo das gegenwärtige Miniſte-<lb/> rium ſie findet.</p><lb/> <p>Hr. Profeſſor Georg Martin Thomas hielt hierauf eine Rede über<lb/> die ſtaatliche Entwicklung bei den Völkern der alten und neuen Zeit, und<lb/> erläuterte die auffallende Verſchiedenheit welche in dem politiſchen Ent-<lb/> wicklungsgang der Culturvölker des Alterthums und der neuern Zeit ob-<lb/> waltet — eine Verſchiedenheit die Glauben machen könnte jenes Men-<lb/> ſchengeſchlecht, wie es ſich in näherem Verkehr und gleichſam in ſichtbarer<lb/> Gemeinſchaft mit ſeinen Göttern dachte und ſelig fühlte, ſey ein anderes<lb/> höheres und glücklicheres Geſchlecht geweſen, es habe eben deßhalb den<lb/> Uebergang von einer Stufe der Geſammtentwicklung in die andere, den<lb/> das Leben bedingenden Fortſchritt leichter und ſchmerzloſer gefunden als<lb/> die Erben und Nachfolger in ihrem Beſitz, denen jener Weg erſt nach<lb/> langem Irrſal und furchtbarer Heimſuchung ſich aufſchließt. 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Feldmar-<lb/> ſchalllieutenant Puchner, der greiſe Thereſienritter, kann trotz ſeiner Um-<lb/><cb/> ſicht und ſeines Heldenmuthes, mit der kleinen Schaar die ihm zu Ge-<lb/> bote ſteht, Siebenbürgen nicht gegen den fünfmahl ſtärkern Feind ver-<lb/> theidigen. Fürſt Windiſchgrätz kann ſeine Armee, von der er ohnehin be-<lb/> deutende Abtheilungen als Cernirungscorps vor den verſchiedenen Feſtun-<lb/> gen belaſſen muß, nicht noch mehr zerſplittern, und iſt nicht in der Lage<lb/> dem Commandirenden in Siebenbürgen Verſtärkungen zuzuſenden. Der<lb/> Schluß dieſer Rechnung iſt leicht zu ziehen, ja vielleicht wartet Rußland<lb/> nicht einmal eine Aufforderung von Seiten Oeſterreichs ab, um mit Kraft<lb/> und Entſchiedenheit einzuſchreiten. Kaiſer Nikolaus iſt nicht der Mann<lb/> der ſich über die Bedeutung des in Ungarn und ſeinen Nebenlande ent-<lb/> flammten Kampfes täuſchen könnte; hinter der vorgehaltenen Nationali-<lb/> tätsmaske erblickt er das Meduſenantlitz des Radicalismus, und niemand<lb/> weiß beſſer als er, in welcher engen Beziehung das magyariſche Rebellen-<lb/> thum zu den großen polniſchen Verſchwörungen, der, wenn ich ſagen darf,<lb/> perennirenden in ſeinen eigenen Staaten ſteht. Durch ſeine eigene Lage<lb/> wird Rußland gezwungen die ungariſche Empörung um jeden Preis zu<lb/> erſticken. Darum hege ich, obwohl unſre Angelegenheiten für den Augen-<lb/> blick nicht am beſten ſtehen, nicht den geringſten Zweifel über den end-<lb/> lichen Ausgang des Kampfes den Oeſterreich gegen die ungariſchen In-<lb/> ſurgenten führt: wenn nicht durch ſeine eigene Kraft, wird es ſie mit<lb/> Hülfe ruſſiſcher Bajonnette unterwerfen. Welche Folgen aber eine ſolche<lb/> Allianz, welchen unſeligen Einfluß ſie auf unſere Verhältniſſe, auf die<lb/> Entwicklung unſers ſtaatlichen Lebens haben wird, iſt eine jener Fragen<lb/> die man lieber nicht thun möchte, weil ihre bittere Antwort ſchon in<lb/> ihr enthalten iſt. — Ein Gerücht, das ich Ihnen aber auch nur als ſol-<lb/> ches mittheile, behauptet: man gehe in Olmütz mit dem Gedanken um<lb/> Fürſt Windiſchgräz abzurufen und Welden das Commando über die in<lb/> Ungarn operirende Armee zu übergeben.<note place="foot" n="*)">Nach unſeren geſtrigen Wienerberichten war Welden bereits nach Com-<lb/> morn ahgegangen.</note> Die nächſte Zukunft muß<lb/> uns lehren ob und wie viel Wahres an dieſem Gerücht, das in gewöhn-<lb/> lich wohlunterichteten Kreiſen circulirt. 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Um wieder auf<lb/> meinen Gegenſtand zurückzukommen, ſcheint mir’s allerdings noch ſehr<lb/> zweifelhaft, ob der Familienzwiſt zwiſchen dem Miniſterium und Fürſt<lb/> Windiſchgrätz bis zum offenen Bruch, d. h. bis zur Abberufung des letz-<lb/> teren gehen werde; daß es aber, wenn es geſchähe, den öſterreichiſchen<lb/> Waffen nicht zum Nachtheil gereichen werde, glaube ich verbürgen zu kön-<lb/> nen. Welden hat im vorigen Jahr und zwar unter ſehr mißlichen Um-<lb/> ſtänden glänzende Proben ſeiner militäriſchen Tüchtigkeit abgelegt; die<lb/> Fehler die er in Wien beging, fallen denen zur Laſt deren ſtaatsmän-<lb/> niſche Weisheit einen Soldaten mit der Miſſion eines Staatsmannes<lb/> betraute. <hi rendition="#g">Sein</hi> Platz iſt an der Spitze eines Heers; ein ſolcher Wech-<lb/> ſel ſeiner Lage wäre ſowohl ihm als den Wienern zu gönnen und die<lb/> Ungarn gelangten dabei wahrſcheinlich auch zu dem was ihnen gebührt,<lb/> nämlich zu Schlägen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Paris.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>. <hi rendition="#b">Paris,</hi> 21 März.</dateline><lb/> <p>Der Proceß in Bourges hat vor Eröffnung<lb/> der Debatten aus allen Departements Vertreter zuſammengeführt, die wie<lb/> die Mitglieder der Nationalverſammlung, wenn auch nicht mit einem rein<lb/> politiſchen Mandat durch das allgemeine Stimmrecht, aber zu einer Zeit<lb/> „in die Generalconſeils“ gewählt worden ſind wo der Schrecken welchen<lb/> der 24 Februar in den Provinzen hervorgebracht, vorüber war, und die ein-<lb/> ſchüchternden Bülletins die George Sand unter der Firma Ledru-Rollins her-<lb/> ausgegeben hatte ebenfalls keine Wirkung mehr übten. Frankreich hatte<lb/> damals bereits ein klares Einſehen in das was geſchehen, wie in das was<lb/> noch zu erwarten war. Die als Geſchworne nach Bourges durch die Laune<lb/> des Zufalls geſchickten Mitglieder aller Generalconſeils bilden ſomit einen<lb/> richtigeren Ausdruck der Wünſche und der gegenwärtigen Stimmung des<lb/> Landes als die unter den erſten Eindrücken der Revolution und dem Ein-<lb/> fluſſe Ledru - Rollins und ſeiner Commiſſäre gewählte Nationalverſamm-<lb/> lung. Es war daher natürlich daß die alſo aus allen Gegenden Frank-<lb/> reichs hier vereinten Vertreter gegenſeitig über die wichtigſten Fragen ihre<lb/> perſönlichen Anſichten wie das was jeder von ihnen über die Simmung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1426/0010]
welche die Berichte und die Nachweiſung ihres Bedarfs zum Behuf der
Berückſichtigung bei der nächſten Finanzperiode im Laufe des letzten Jahrs
erſtattet worden.
Daß unter den Auſpicien einer wohlwollenden Regierung, eines Kö-
nigs welcher Förderung der Wiſſenſchaft zu den heiligen Pflichten, zu den
größten Zierden ſeiner Krone rechnet, ihr jene reichern Mittel und eine
ihrer Aufgabe würdige Stellung nicht vorenthalten bleiben werden, davon
hat ſie im Lauf der letzten Monate mehr als einen Beweis empfangen.
Durch allerhöchſte Entſcheidung vom 26 Febr. I. J. iſt unſer Manheimer-
Reſerve-Fonds einer jährlichen Leiſtung von 1200 fl. für fremde Zwecke
mit der Beſtimmung entlaſtet worden daß die dadurch gewonnenen Mittel
auf die naturwiſſenſchaftliche Erforſchung des Königreichs ſollen verwendet
werden, und vor zwei Tagen hat das neue Staatsminiſterium des Innern
für Kirchen- und Schulangelegenheiten ſeine Wiederherſtellung, die wir
mit der höchſten Freude als eine den Wiſſenſchaften erwieſene Wohlthat
begrüßen, den Anfang ſeiner Thätigkeit durch die Kundgabe der allerhöch-
ſten Entſcheidung vom 25 März zu uns gelangen laſſen daß der Eintritt
in dieſen gelehrten Verein als ordentliches Mitglied fortan nur auf den
Grund einer freien Wahl der Akademie und erfolgter königl. Beſtätigung
ſtattfinden ſolle. Erſt dadurch iſt unſerer Akademie die ihr gebührende
Ebenbürtigkeit zurückgegeben worden, welche ſie in Folge trauriger Er-
eigniſſe vor 8 Jahren dadurch verlor daß die oberſte Staatsbehörde ſich
vorbehielt einer jeden Claſſe ſechs Mitglieder eigner Wahl zuzuweiſen.
Seit unſerer letzten öffentlichen Sitzung hat die Akademie durch den
Tod verdienter Mitglieder, wie Letronne in Paris, Gottfried Hermann
in Leipzig und Fröhlich in München bedeutende Verluſte erlitten. Letronne
erfreute, ſich als vorzüglichſter Vertreter und Pfleger der Alterthumswiſſen-
ſchaft in Frankreich eines europäiſchen Rufes, und vorzüglich ſeine Werke
über Aegypten und über griechiſche und römiſche Inſchriften in Aegypten
werden ſeinem Namen unvergängliche Achtung ſichern. In Gottfried
Hermann verlor Deutſchland nach Heine und Wolf den größten und ge-
feiertſten Gründer der claſſiſchen Studien, deſſen Ruhm vorzüglich durch
die ihm vor allem verdankte Gründung der griechiſchen und römiſchen
Metrik, durch ſeine kritiſchen und exegetiſchen Arbeiten über die griechiſche
Grammatik, über Homer, Orpheus, die Tragiker, Ariſtophanes und Plau-
tus, endlich durch die Bildung einer großen philologiſchen Schule und
Genoſſenſchaft über alle die Völker verbreitet wurde von denen der Betrieb
und der Nutzen der claſſiſchen Studien in verdienten Ehren gehalten
werden.
Was der öffentliche Unterricht und was die Akademie durch den Tod
von Fröhlich verloren hat, darüber wird unſer College Hr. Profeſſor
Spengel zunächſt Bericht erſtatten. Hr. Profeſſor Spengel behandelte
in ſeinem Vortrag nicht nur die äußern Lebensverhältniſſe, den Bildungs-
gang und die litterariſchen Leiſtungen des verdienſtvollen Mannes, ſon-
dern auch die pädagogiſchen Leiſtungen desſelben, und die Leiden die er
als Schulmann und Vorſteher einer der erſten Lehranſtalten zu ertragen
hatte, ſeitdem die 1829 gegründete beſſere und Gedeihen verheißende Ein-
richtung der Mittelſchulen nach kurzem Beſtand gebrochen wurde, und durch
Vorkehrungen und Maßnahmen nicht berathener Behörden die Gymna-
ſten auf den Punkt herabgedrückt wurden wo das gegenwärtige Miniſte-
rium ſie findet.
Hr. Profeſſor Georg Martin Thomas hielt hierauf eine Rede über
die ſtaatliche Entwicklung bei den Völkern der alten und neuen Zeit, und
erläuterte die auffallende Verſchiedenheit welche in dem politiſchen Ent-
wicklungsgang der Culturvölker des Alterthums und der neuern Zeit ob-
waltet — eine Verſchiedenheit die Glauben machen könnte jenes Men-
ſchengeſchlecht, wie es ſich in näherem Verkehr und gleichſam in ſichtbarer
Gemeinſchaft mit ſeinen Göttern dachte und ſelig fühlte, ſey ein anderes
höheres und glücklicheres Geſchlecht geweſen, es habe eben deßhalb den
Uebergang von einer Stufe der Geſammtentwicklung in die andere, den
das Leben bedingenden Fortſchritt leichter und ſchmerzloſer gefunden als
die Erben und Nachfolger in ihrem Beſitz, denen jener Weg erſt nach
langem Irrſal und furchtbarer Heimſuchung ſich aufſchließt. (Wir be-
halten uns vor auf beide Reden zurückzukommen.)
Der ungariſche Krieg.
** Von der March, 29. März.
So iſt denn neues Elend,
neuer Jammer über das unglückliche Hermannſtadt hereingebrochen!
Wir haben aber nicht allein über dieſe città dolente, wir haben
auch über uns ſelbſt zu trauern, denn es iſt vorherzuſehen daß die ſchreck-
lichen Vorfälle in Siebenbürgen die Allianz mit Rußland unvermeidlich
machen und uns ſtatt der einzelnen Truppenkörper, die ſich als unzurei-
chend erwieſen, eine ruſſiſche Armee ins Land bringen werden. Feldmar-
ſchalllieutenant Puchner, der greiſe Thereſienritter, kann trotz ſeiner Um-
ſicht und ſeines Heldenmuthes, mit der kleinen Schaar die ihm zu Ge-
bote ſteht, Siebenbürgen nicht gegen den fünfmahl ſtärkern Feind ver-
theidigen. Fürſt Windiſchgrätz kann ſeine Armee, von der er ohnehin be-
deutende Abtheilungen als Cernirungscorps vor den verſchiedenen Feſtun-
gen belaſſen muß, nicht noch mehr zerſplittern, und iſt nicht in der Lage
dem Commandirenden in Siebenbürgen Verſtärkungen zuzuſenden. Der
Schluß dieſer Rechnung iſt leicht zu ziehen, ja vielleicht wartet Rußland
nicht einmal eine Aufforderung von Seiten Oeſterreichs ab, um mit Kraft
und Entſchiedenheit einzuſchreiten. Kaiſer Nikolaus iſt nicht der Mann
der ſich über die Bedeutung des in Ungarn und ſeinen Nebenlande ent-
flammten Kampfes täuſchen könnte; hinter der vorgehaltenen Nationali-
tätsmaske erblickt er das Meduſenantlitz des Radicalismus, und niemand
weiß beſſer als er, in welcher engen Beziehung das magyariſche Rebellen-
thum zu den großen polniſchen Verſchwörungen, der, wenn ich ſagen darf,
perennirenden in ſeinen eigenen Staaten ſteht. Durch ſeine eigene Lage
wird Rußland gezwungen die ungariſche Empörung um jeden Preis zu
erſticken. Darum hege ich, obwohl unſre Angelegenheiten für den Augen-
blick nicht am beſten ſtehen, nicht den geringſten Zweifel über den end-
lichen Ausgang des Kampfes den Oeſterreich gegen die ungariſchen In-
ſurgenten führt: wenn nicht durch ſeine eigene Kraft, wird es ſie mit
Hülfe ruſſiſcher Bajonnette unterwerfen. Welche Folgen aber eine ſolche
Allianz, welchen unſeligen Einfluß ſie auf unſere Verhältniſſe, auf die
Entwicklung unſers ſtaatlichen Lebens haben wird, iſt eine jener Fragen
die man lieber nicht thun möchte, weil ihre bittere Antwort ſchon in
ihr enthalten iſt. — Ein Gerücht, das ich Ihnen aber auch nur als ſol-
ches mittheile, behauptet: man gehe in Olmütz mit dem Gedanken um
Fürſt Windiſchgräz abzurufen und Welden das Commando über die in
Ungarn operirende Armee zu übergeben. *) Die nächſte Zukunft muß
uns lehren ob und wie viel Wahres an dieſem Gerücht, das in gewöhn-
lich wohlunterichteten Kreiſen circulirt. Daß die entente cordiale zwi-
ſchen dem Miniſterium und dem Feldmarſchall bedeutende Trübun-
gen erlitten, iſt längſt für nimand ein Geheimniß; Beweiſe genug
dafür finden ſich in der Sprache welche die einer ſehr ſtrengen Controle
unterliegenden Wiener Journale jetzt gegen Fürſt Windiſchgrätz führen
dürfen, während die leiſeſte Rüge der von ihm getroffenen Maßregeln
noch vor wenigen Monaten als ein ungleich größerer Frevel gegol-
ten hätte denn ein Zweifel an der Unfehlbarkeit des Papſtes Pio Nono,
dem das ſeltſame Loos beſchieden ward gerade in den Reihen der ortho-
doxeſten Katholiken auf die meiſten Ketzer zu ſtoßen. Um wieder auf
meinen Gegenſtand zurückzukommen, ſcheint mir’s allerdings noch ſehr
zweifelhaft, ob der Familienzwiſt zwiſchen dem Miniſterium und Fürſt
Windiſchgrätz bis zum offenen Bruch, d. h. bis zur Abberufung des letz-
teren gehen werde; daß es aber, wenn es geſchähe, den öſterreichiſchen
Waffen nicht zum Nachtheil gereichen werde, glaube ich verbürgen zu kön-
nen. Welden hat im vorigen Jahr und zwar unter ſehr mißlichen Um-
ſtänden glänzende Proben ſeiner militäriſchen Tüchtigkeit abgelegt; die
Fehler die er in Wien beging, fallen denen zur Laſt deren ſtaatsmän-
niſche Weisheit einen Soldaten mit der Miſſion eines Staatsmannes
betraute. Sein Platz iſt an der Spitze eines Heers; ein ſolcher Wech-
ſel ſeiner Lage wäre ſowohl ihm als den Wienern zu gönnen und die
Ungarn gelangten dabei wahrſcheinlich auch zu dem was ihnen gebührt,
nämlich zu Schlägen.
Paris.
. Paris, 21 März.
Der Proceß in Bourges hat vor Eröffnung
der Debatten aus allen Departements Vertreter zuſammengeführt, die wie
die Mitglieder der Nationalverſammlung, wenn auch nicht mit einem rein
politiſchen Mandat durch das allgemeine Stimmrecht, aber zu einer Zeit
„in die Generalconſeils“ gewählt worden ſind wo der Schrecken welchen
der 24 Februar in den Provinzen hervorgebracht, vorüber war, und die ein-
ſchüchternden Bülletins die George Sand unter der Firma Ledru-Rollins her-
ausgegeben hatte ebenfalls keine Wirkung mehr übten. Frankreich hatte
damals bereits ein klares Einſehen in das was geſchehen, wie in das was
noch zu erwarten war. Die als Geſchworne nach Bourges durch die Laune
des Zufalls geſchickten Mitglieder aller Generalconſeils bilden ſomit einen
richtigeren Ausdruck der Wünſche und der gegenwärtigen Stimmung des
Landes als die unter den erſten Eindrücken der Revolution und dem Ein-
fluſſe Ledru - Rollins und ſeiner Commiſſäre gewählte Nationalverſamm-
lung. Es war daher natürlich daß die alſo aus allen Gegenden Frank-
reichs hier vereinten Vertreter gegenſeitig über die wichtigſten Fragen ihre
perſönlichen Anſichten wie das was jeder von ihnen über die Simmung
*) Nach unſeren geſtrigen Wienerberichten war Welden bereits nach Com-
morn ahgegangen.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2021-08-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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