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Allgemeine Zeitung, Nr. 87, 30. März 1900.

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München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87.
[Spaltenumbruch] ihrer Besitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-
wohnt wäre, nicht verstehen, daß ihn John Bull noch
nicht annektirt hätte.



Letzte Nachrichten.
Verhandlung in der Budgetkommission über die Flottenvorlage.

Tel. Zum Protokoll der gestrigen
Sitzung der Budgetkommission zur Berathung der Flotten-
vorlage ist eine Tabelle überreicht worden über die stetig
steigenden Reichseinnahmen, von 1895 ab gerechnet. -- Abg.
Gröber (Centr.) betont, es müsse ein Weg für die Kosten-
deckung der Schiffsbauten gesucht werden, durch den eine
Anleihe vermieden werde. -- Abg. Müller-Fulda (Centr.)
erklärt, ehe man sich über so große Ausgaben für die Flotte
schlüssig mache, müsse man ein sicheres Programm für die
Zukunft haben. -- Nach einer kurzen Erwiderung des Reichs-
schatzsekretärs Frhrn. v. Thielmann bemerkt der Abg. Bebel
(Soz.), die Ausgaben würden sicher steigen; das Marine-
programm umfasse keineswegs alle Ausgaben, vielmehr würden
andere sicher in hohem Maße nachkommen. Wie wolle man
das neue Gesetz mit der Klausel des Flottengesetzes von 1898
betreffend die indirekten Steuern in Einklang bringen? --
Staatssekretär Frhr. v. Thielmann erklärt darauf, er habe
von einer Erhöhung der indirekten Steuern nicht gesprochen,
sondern nur auf die darin liegende Reserve für besonders
schwere Fälle hingewiesen. -- Staatssekretär des Reichsmarine-
amts v. Tirpitz erklärt, von neuen Flottenstützpunkten sei
keine Rede. Das Marineprogramm umfasse sämmtliche
im voraus ersichtliche Ausgaben.
-- Abg. v. Kardorff
(Reichsp.) führt aus, man werde Objekte zur Besteuerung
finden, die auch Bebel genehm wären. -- Abg. Büsing
(nat.-lib.) verlangt Klarheit bezüglich der Bindungsklausel des
alteu Gesetzes. Zu Punkt 9 des Berathungsprogramms, der
von der Errichtung einer fiskalischen Panzerplatten-
fabrik
handelt, verliest Abg. v. Kardorff einen Brief des
Frhrn. v. Stumm, in dem erklärt wird, er sei mit der Panzer-
plattenfabrikation gar nicht beschäftigt. Bei der Dillinger Hütte
sei er mit einem Achtel des Kapitals betheiligt. Von den hohen
Gewinnen, von denen die Presse meldet, sei keine Rede. Abg.
v. Kardorff bemerkt hiezu, die schlesischen Werke hätten von der An-
lage einer Panzerplattenfabrik wegen des hohen Risikos abgesehen.
-- Abg. Müller-Fulda bemängelt die Angaben Stumms und
fragt wegen der Dauerfähigkeit der Platten an. -- Staats-
sekretär Tirpitz erklärt, die alten Panzerplatten habe man
bisher nicht wiederverwenden können wegen der inzwischen
eingetretenen Verbesserungen. Die Verwaltung könne das
Risiko der Verstaatlichung der Panzerplattenfabrikation
nicht übernehmen. Die Angaben der Presse über Krupps
Verdienst seien im höchsten Grad übertrieben. Wären die
Gewinne wirklich so hoch, so würden sich Konkurrenten für
Krupp von selbst finden. -- Die Abgg. Graf zu Stolberg-
Wernigerode
(kons.) und Bebel sprechen sich gegen eine
fiskalische Panzerplattenfabrik aus, Letzterer unter der Hervor-
hebung, daß die Verstaatlichung nur zu Mehrbewilligungen
führen würde. -- Abg. Richter (Frs. Volksp.) führt aus, die
einzigen Werke, die Panzerplatten lieferten, hätten sich koalirt,
damit sei jede Konkurrenz beseitigt. Der Gedanke an eine
Verstaatlichung sei nicht von vornherein abzuweisen. -- Abg.
v. Kardorff und Staatssekretär Tirpitz verweisen auf
Krupps Verdienst um die deutsche Industrie. -- Die Abgg.
Prinz Arenberg (Centr.) und Paasche (nat.-lib.) sprechen
sich gegen die Verstaatlichung der Panzerplattenfabrikation
aus. -- Staatssekretär Tirpitz weist auf das größere Alter
der englischen Schiffsbau-Industrie hin. Das Material an
Eisen und Kohle liege derselben bequemer zur Hand. Das
weitere Erstarken unsrer Industrie werde die Preisbildung
beeinflussen. Weiterhin konstatirt der Staatssekretär, das in
England für die deutsche Marine gebaute Torpedoboot sei
theurer und weniger gut gewesen als die deutschen.
Lasse man die Schiffe im Ausland bauen, so sei die Ueber-
wachung des Baues nicht so möglich wie im Inland. --
Abg. Paasche (nat.-lib.) bemerkt, die niedrigeren englischen
Preise erklärten sich theilweise daher, daß die deutsche Arbeit
besser sei. -- Abg. Frese (Frs. Vgg.) erklärt sich für die
Privatindustrie. Die Regierung möge der Konkurrenz die
Wege ebnen. Hierauf wird dieser Punkt verlassen.

Nach einer einstündigen Pause wird die Berathung
bei der Frage wegen der neuen Steuern wieder auf-
genommen. Staatssekretär Frhr. v. Thielmann erklärt,
bis jetzt erschienen neue Steuern unnöthig. Doch könne
man die Frage immerhin akademisch erörtern. Zunächst
scheine der Lotteriestempel ein passendes Objekt. Gegen
seine Verdoppelung würden die Regierungen nichts ein-
wenden. Maßgebende Juristen erachteten das Spielverbot
in fremden Lotterien nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch für
wegfällig. Die Erhöhung des Lotteriestempels werde also
die Freizügigkeit der Loose nach sich ziehen. Daß die Spiel-
lust darunter leide, sei wohl nicht zu befürchten. Dieser
Stempel scheine demnach eine gute Reserve. Ein zweites
Objekt sei das Saccharin. Seine Besteuerung erscheine so-
gar wünschenswerth, das Erträgniß vermöge er nicht zu
schätzen. Wahrscheinlich werde sich dadurch der Zuckerver-
brauch erhöhen. Diese beiden Objekte deckten einstweilen den
Mehrverbrauch. Weitere Vorschläge könne er gegenwärtig
nicht machen, auch technische Gründe sprächen gegen die Aus-
arbeitung neuer Steuerobjekte, weil deren Erträgniß ohne
statistisches Material gar nicht übersehbar. -- Abg. Graf
zu Stolberg-Wernigerode
empfiehlt die Ausarbeitung
eines Gesetzentwurfs betr. die Erhöhung des Lotterie-
stempels
und die Besteuerung des Saccharins. Die
ganze Deckungsfrage möge der Subkommission überwiesen
werden. Abg. v. Kardorff führt aus, er werde gegen neue
indirekte Steuern nichts einwenden, doch sehe er von Vor-
schlägen ab, da er die Stimmung im Reichstag kenne. Er
schlage eventuell einen Fahrkartenstempel für die erste und
zweite Klasse der Eisenbahnen vor. Derselbe würde 25
Millionen bringen. Die Einzelstaaten würden sich fügen
können und müssen. Abg. Müller-Fulda meint, eine Fahr-
kartenstener
werde man beim Widerstande der Bundes-
staaten nicht durchführen können. Gegen eine Lotterie-
und Saccharinsteuer
habe er nichts. Auch eine Conosse-
mentsteuer
könne man ausarbeiten. Der Handel könne
diese leicht tragen. Auch ein Schiffahrtskartenstempel sei ein
gutes Steuerobjekt. Ferner könne der Börsenstempel noch
besser ausgestaltet werden. Endlich sei der Umsatz in Kuxen
immer noch stempelfrei. Die Lücke könne ohne weiteres aus-
gefüllt werden. Insgesammt seien so 36 Millionen mehr
leicht zu erzielen. Abg. Büsing erklärt, da die ganze Nation
an der Flottenvorlage betheiligt sei, solle man die Steuern
den besonderen Interessenten aufzulegen versuchen. Die
nationalliberale Partei behalte sich die Stellung-
[Spaltenumbruch] nahme zu den einzelnen Steuerprojekten vor.
Er
sei gegen jede Erschwerung des Handels. Man würde durch
eine schwere Besteuerung den Seehandel von Deutschland ab-
lenken. Für einen Fahrkartenstempel zur See und zu
Lande sei er durchaus zu haben. Ein Börsenstempel ent-
spreche nicht seinen Auffassungen.

Abg. Gröber kritisirt die Darlegungen des Vorredners,
betont die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Bin-
dungsklausel des alten Gesetzes und erklärt, für Anleihe-
pläne sei das Centrum unter keinen Umständen zu
haben.
Redner lehnt seinerseits den Fahrkartenstempel ab,
der beispielsweise in Württemberg keinen Sympathien be-
gegnen würde. Bezüglich des Börsenstempels sei er der An-
sicht von Müller-Fulda. Auch gäbe es noch Luxusartikel,
die einen höheren Zoll vertragen, aber alle diese Steuern
würden dem Bedürfnisse nicht entsprechen, man brauche eine
große Ergänzungssteuer, als welche sich eine Reichserb-
schaftssteuer
empfehle.

Staatssekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus-
reichendes statistisches Material könne die Verwaltung keine
zuverlässigen Steuerprojekte ausarbeiten. Der Reichstag würde
für derart vorbereitete Projekte kaum zu haben sein. Die
Regierungen würden außer auf die von ihm genannten Pro-
jekte auch auf einen Stempel auf die Seepassage eingehen.
Ein Stempel auf Landpassage sei ihm neu. Eine Reichs-
erbschaftssteuer wurde vielfach erwogen, habe jedoch wenig
Zustimmung gefunden; dem Reiche fehle die Organisation für
ihre Erhebung und sie würde die Landwirthschaft am schwersten
tressen. Der Erbe würde Geld für die Steuer aufnehmen
müssen, namentlich deßhalb wolle Preußen nicht darauf ein-
gehen. Abg. Frese sagt, Vermögens- und Erbschaftssteuer
seien für ihn nicht unannehmbar. Die Deckungsfrage sei für
ihn nicht Voraussetzung für die Annahme der Vorlage.
Gegen eine Connossementsteuer sei man in Bremen schon
deßhalb nicht, damit man nicht sagen könne, der Handel
wolle nur die Vortheile, aber nicht die Lasten der Flotte
tragen. Abg. Bebel führt aus, wie die Last der Armee,
müßte auch die der Flotte von der Gesammtheit getragen
werden; dem stehe nicht entgegen, daß die Besitzenden pro-
gressiv stärker herauzuziehen sind. Redner spricht sich dann
für eine Vermögenssteuer aus entsprechend der preußi-
schen Ergänzungssteuer. Auslandssteuern wie die Connosse-
mentsteuer könne er nicht gutheißen. Die Interessentensteuern
würden bald abgewälzt. Vor einem Lotteriestempel warne
er. Ein Fahrkartenstempel sei ungerecht. Abg. Paasche
spricht sich gegen Anleihepläne aus und votirt seinerseits für
eine Connossement- und Börsensteuer, einen Seefahrkarien-
stempel und eine Sektsteuer, welch letztere 5 Millionen er-
bringen würde. Graf Klinckowstroem spricht sich gegen
direkte Reichssteuern, besonders gegen eine Erbschaftssteuer
aus, während er gegen die übrigen Projekte nichts einzu-
wenden habe. Abg. Richter meint, die heutige Debatte
werde dem Lande die Augen öffnen über die wahre Be-
deutung der Vorlage. Redner bespricht die einzelnen Vor-
schläge und empfiehlt eine Reichsvermögenssteuer. Prinz
Arenberg erklärt, die Bindungsklausel sei eine conditio
sine qua non
für die Annahme des Gesetzes, und sagt, eine
Erbschaftssteuer habe große psychologische Vorzüge. Schließ-
lich plaidirt noch Abg. Singer für eine Reichseinkommen-
steuer.
An der Subkommission für Berathung der Deckungs-
frage werde sich seine Partei nicht betheiligen, da sie die
ganze Vorlage ablehne. Abg. Gröber ist ebenfalls gegen
eine Subkommission. Die Regierung habe die Pflicht, Steuer-
pläne auszuarbeiten. -- Die Fortsetzung der Berathung wird
dann auf den 25. April vertagt.



Tel. Der Bundesrath über-
wies in seiner Sitzung die Mittheilungen des Präsidenten
des Reichstags über die Beschlüsse des Reichstags zu den
Uebersichten über die Einnahmen und Ausgaben der afrikani-
schen Schutzgebiete dem zuständigen Ausschusse. Dem Ent-
wurf des Gesetzes betreffend die Bestrafung wegen Entziehung
elektrischer Arbeit wurde nach den Beschlüssen des Reichstags zu-
gestimmt. Den Gesetzen wegen der Feststellung des Reichs-
haushalts- und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf
das Jahr 1900 in der vom Reichstag beschlossenen Fassung
wurde gleichfalls zugestimmt; ebenso der Verwendung über-
schüssiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung in der Fassung
der Reichstagsbeschlüsse; ferner den Protokollen des dritten
und vierten Ausschusses betreffend die Erweiterung des
Hamburgischen Freihafengebiets und zum Schluß dem Antrage
des dritten und siebenten Ausschusses, betreffend den Zoll-
verwaltungskostenetat für Lübeck.

Tel. Die dem Kaiser ge-
schenkte Burg Hoh-Königsburg bei Schlettstadt ist, wie
die "Nat.-Ztg." ersährt, zur Aufnahme eines historischen
Museums
bestimmt, welches die Geschichte und Vergangen-
heit, Volkskunde und Eigenart des Elsaß veranschanlichen
soll. Die Wiederherstellung der gewaltigen Burgruine wird
bald in Angriff genommen werden.

Tel. Die französische Regierung
schlug dem deutschen und dem österreichischen Kabinet vor,
daß sie alle offenen und ein Viertel der versteckten Zucker-
prämien
aufheben sollen. Die deutsche und die österreichische
Regierung werden antworten, daß dieser Vorschlag als Basis
weiterer Verhandlungen unzureichend sei. Frankreich müsse
weitergehen, damit in weitere Diskussion getreten werde.

Tel. Wie die Schweizerische
Telegraphen-Agentur meldet, lautet das Urtheil des
Schiedsgerichts in der Delagoa-Bahn-Frage

dahin, daß Portugal 15,314,000 Fr. zu zahlen hat.

Tel. Der Nationalrath lehnte
mit großer Mehrheit einen Antrag auf Einführung der
Goldwährung
ab, nachdem der Bundesrath erklärt hat,
der Antrag sei inopportun. Ein Gesetzentwurf, betreffend die
Einführung der Goldwährung, sei vorbereitet, werde aber nur
vorgelegt werden, wenn die Schweiz aus dem lateinischen
Münzbunde austreten wolle, wozu heute kein Anlaß vorliege.

Tel. Der Senat erklärte mit
127 gegen 125 Stimmen die Wahl des in Lyon gegen den
früheren Minister Thevenet gewählten Senators Repiquet
für ungültig.

Tel. Der Armee-Ausschuß
der Kammer
beschloß, die Präsenzstärke des Heeres
auf 550,000 Mann festzusetzen, wenn die Vorlage zur Ein-
führung der zweijährigen Dienstzeit durchgehen sollte.

Tel. Deputirtenkammer. Das
Haus nimmt die Debatte über den Antrag Cambray-
Digny
wieder auf. Durch Aufftehen und Sitzenbleiben unter
dem Beifall der Mehrheit, unter Lärm und Widerspruch der
äußersten Linken wird ein von Pelloux gestellter Antrag au-
genommen, wonach der Geschäftsordnungsausschuß beauftragt
[Spaltenumbruch] werden soll, Vorschläge zur Reform der Geschäftsordnung zu
unterbreiten, über die am Dienstag debattelos abgestimmt
werden soll und die am Samstag in der Kammer einzu-
bringen sind. Der Verlauf der Sitzung gestaltet sich äußerst
stürmisch. Nach Annahme des Antrags des Ministerpräsidenten
Pelloux entsteht auf der äußersten Linken ein hestiger Lärm.
Der Kammerpräsident bedeckt sich und hebt die Sitzung unter
dem Beifall der Rechten und des Centrums auf. -- Nach
der Sitzung faßte die äußerste Linke eine Resolution, worin
sie in heftigster Weise Einspruch erhebt gegen das Verhalten
des Präsidenten, der Ferri und Denicolo über die Erklärung
des Ministerpräsidenten zu sprechen verhinderte. Auch eine
Anzahl von Abgeordneten der Linken faßte eine ähnliche aber
mildere Resolution. Pelloux lud die Mitglieder der Kammer-
majorität zu einer Versammlung ein.

Tel. Das von der hiesigen
Flottenliga gestern veranstaltete Massenmeeting nahm
Resolutionen an, die eine bedeutende Vermehrung
der Flotte
befürworten.

Tel. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Peking von heute: In den ersten Berichten über
das Gefecht zwischen den "Boxers" und den kaiserlichen
Truppen war die Bedeutung des Gefechts offenbar über-
trieben. Die Boxers wurden zerstreut. Auf ihrer Seite
wurden 8, bei den Kaiserlichen 2 Mann getödtet. Aus Tientsin
meldet Reuters Bureau: Eine große Zahl hiesiger Kulis be-
geben sich nach Niu-tschwang, um an der Mandschurei-Eisen-
bahn zu arbeiten.

Tel. Autoritativ
wird versichert, daß der Besuch des morgen hier er-
warteten bulgarischen Kriegsministers nur ein
Höflichkeitsakt als eine Erwiderung des Besuchs des
russischen Generalstabsobersten Jepantschin sei, und
daß keinerlei militärische oder politische Verhandlungen
gepflogen werden würden, wie solche von der österreichi-
schen Presse mit dem Besuch des bulgarischen Kriegs-
ministers in Beziehung gebracht worden.

Tel. In der Deputirtenkammer
legte der Ministerpräsident einen Vertrag hinsichtlich des Baues
einer Eisenbahn vom Piräus über Larissa nach der
Grenze
vor. Die Konzessionäre werden sich als "Societe
hellenique de construction et exploitation"
mit einem Kapital
von 10 Millionen konstituiren. Die Regierung wird zur Be-
zahlung der Arbeiten eine in 88 Jahren zu amortisirende,
von der internationalen Kontrole nicht garantirte Anleihe von
43 Millionen in Gold aufnehmen. Eine englisch-französische
Gruppe hat bereits das ganze Kapital gezeichnet und alle
Obligationen erworben.

Tel. Der armenische
Patriarch
beharrt auf seiner Demission. Inzwischen ist
die Wahl des Katholikos von Sis, die die Ursache seiner
Demission bildete, auf den 5. April vertagt worden. -- Die
Frage wegen der Abgrenzung und Bezeichnung des
Gebietes der russischen Vorzugsrechte
für den Bau
von Eisenbahnen in der an Rußland grenzenden kleinafiati-
schen Territorien ist noch nicht geregelt.

Tel. Die Zahl der hier an der
Pest Gestorbenen beträgt 217. Am Dienstag kamen 157 Neu-
erkrankungen vor. An diesem Tage betrug die Gesammtzahl
der an der Seuche Erkrankten 301.



Handel und Volkswirthschaft.
* Von der Berliner Börse.

Um 65 Proz. ist an der Börse vom Mittwoch der Kurs
der Arenberger Bergbaugesellschaftsaktien durch eine un-
limitirte Kaufordre von 6000 M. gesteigert worden. Die
Thatsache zeigt die Bedenklichkeit der unlimitirten Ordres,
infolge deren ein Auftrag unter Umständen zu einem
den Auftraggeber sehr peinlich überraschenden Kurse aus-
geführt werden kann. Was in dem vorliegenden Fall
auf eine ungewöhnliche Steigerung des Kurses hinaus-
läuft, kann in einem anderen zu einer ebensolchen Herab-
setzung des Kurses führen. Und auch in diesem Falle
wird sich der Auftraggeber nicht mit der Geringfügigkeit
seiner Ordre beruhigen dürfen. Denn wie in Bezug auf
die Arenberger Aktie der Kurs durch eine geringfügige
Nachfrage derart gesteigert wurde, weil das ihr gegenüber-
stehende Angebot noch dahinter zurückblieb, so begegnet
leicht auch der umgekehrte Fall. Auf denjenigen Märkten,
die gegenwärtig bei unsern festverzinslichen Papieren von
der Kauflust vernachlässigt sind, kann diese Wahrnehmung
gegenwärtig oft genug gemacht werden. Die 31/2 proz.
Obligationen der Rheinprovinz sind an der Börse vom
Dienstag auf eine unbedeutende Verkaufsordre hin nicht
weniger als 21/2 Proz. gefallen; für ein derartiges Papier
eine kaum weniger rapide Bewegung als die Steigerung
der Arenberger Aktie. Allerdings macht sich auf dem
Markte der festverzinslichen Papiere eine noch beklagens-
werthere Erscheinung, als es ein relativ starker Rückgang
infolge mäßiger Verkaufsordres ist, bemerkbar. Eine
Reihe dieser Papiere erweist sich nämlich geradezu als
unverkäuflich. Insbesondere gilt das von Anleihen mittlerer
und kleinerer Gemeinden, betreffs deren man für eine
Verkaufsordre lange Zeit warten kann, ehe man einen
Abnehmer dafür findet, ja in manchen Fällen gelingt das
letztere ebenfalls nur, wenn man in den Kommunen selbst
die Titres wieder anzubringen Gelegenheit hat.

In der am
28. März d. J. in Hannover stattgehabten Generalversamm-
lung, in welcher ein Aktienkapital von 1,854,000 M. vertreten
war, wurde die Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung
pro 1899 genehmigt und die Dividende auf 15 Proz. fest-
gesetzt. Dieselbe ist am 15. April d. J. zahlbar. Auf Anfrage aus
der Versammlung erklärte die Direktion, daß die Verhältnisse
des Unternehmens günstige seien, da bisher nicht nur etwa
20,000 Faß Portland-Zement mehr verladen seien als in der
gleichen Periode des Vorjahres, sondern auch die bisherigen
Abschlüsse zu theils gleichen, theils etwas billigeren Preisen so
umfangreich seien, daß trotz der erhöhten Produktion nur noch
verhältnißmäßig geringe Quantitäten zur freien Verfügung
der Verwaltung ständen. Die Betheiligung der Portland-
Zementfabrik Hemmoor an den German American Portland
Cement Works in Chicago biete auf absehbare Zeit absolut
günstige Ausfichten.

* Deutschlands Bergwerks- und Hütten-Pro-
duktion.

In Deutschland und Luxemburg betrug im Jahre
1899 die Steinkohlenproduktion 101,621,866 t (i. V.
96,309,652 t) im Werthe von 789,632,676 M. (i. V. 710,232,676
Mark) mit einem Durchschnittswerthe pro Tonne von M. 7.77
(i. V. M. 7.37) Die Braunkohlenerzeugung stellte
sich auf 34,202,561 t (i. V. 31,648,898 t), deren Werth

München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87.
[Spaltenumbruch] ihrer Beſitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-
wohnt wäre, nicht verſtehen, daß ihn John Bull noch
nicht annektirt hätte.



Letzte Nachrichten.
Verhandlung in der Budgetkommiſſion über die Flottenvorlage.

Tel. Zum Protokoll der geſtrigen
Sitzung der Budgetkommiſſion zur Berathung der Flotten-
vorlage iſt eine Tabelle überreicht worden über die ſtetig
ſteigenden Reichseinnahmen, von 1895 ab gerechnet. — Abg.
Gröber (Centr.) betont, es müſſe ein Weg für die Koſten-
deckung der Schiffsbauten geſucht werden, durch den eine
Anleihe vermieden werde. — Abg. Müller-Fulda (Centr.)
erklärt, ehe man ſich über ſo große Ausgaben für die Flotte
ſchlüſſig mache, müſſe man ein ſicheres Programm für die
Zukunft haben. — Nach einer kurzen Erwiderung des Reichs-
ſchatzſekretärs Frhrn. v. Thielmann bemerkt der Abg. Bebel
(Soz.), die Ausgaben würden ſicher ſteigen; das Marine-
programm umfaſſe keineswegs alle Ausgaben, vielmehr würden
andere ſicher in hohem Maße nachkommen. Wie wolle man
das neue Geſetz mit der Klauſel des Flottengeſetzes von 1898
betreffend die indirekten Steuern in Einklang bringen? —
Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt darauf, er habe
von einer Erhöhung der indirekten Steuern nicht geſprochen,
ſondern nur auf die darin liegende Reſerve für beſonders
ſchwere Fälle hingewieſen. — Staatsſekretär des Reichsmarine-
amts v. Tirpitz erklärt, von neuen Flottenſtützpunkten ſei
keine Rede. Das Marineprogramm umfaſſe ſämmtliche
im voraus erſichtliche Ausgaben.
— Abg. v. Kardorff
(Reichsp.) führt aus, man werde Objekte zur Beſteuerung
finden, die auch Bebel genehm wären. — Abg. Büſing
(nat.-lib.) verlangt Klarheit bezüglich der Bindungsklauſel des
alteu Geſetzes. Zu Punkt 9 des Berathungsprogramms, der
von der Errichtung einer fiskaliſchen Panzerplatten-
fabrik
handelt, verliest Abg. v. Kardorff einen Brief des
Frhrn. v. Stumm, in dem erklärt wird, er ſei mit der Panzer-
plattenfabrikation gar nicht beſchäftigt. Bei der Dillinger Hütte
ſei er mit einem Achtel des Kapitals betheiligt. Von den hohen
Gewinnen, von denen die Preſſe meldet, ſei keine Rede. Abg.
v. Kardorff bemerkt hiezu, die ſchleſiſchen Werke hätten von der An-
lage einer Panzerplattenfabrik wegen des hohen Riſikos abgeſehen.
— Abg. Müller-Fulda bemängelt die Angaben Stumms und
fragt wegen der Dauerfähigkeit der Platten an. — Staats-
ſekretär Tirpitz erklärt, die alten Panzerplatten habe man
bisher nicht wiederverwenden können wegen der inzwiſchen
eingetretenen Verbeſſerungen. Die Verwaltung könne das
Riſiko der Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation
nicht übernehmen. Die Angaben der Preſſe über Krupps
Verdienſt ſeien im höchſten Grad übertrieben. Wären die
Gewinne wirklich ſo hoch, ſo würden ſich Konkurrenten für
Krupp von ſelbſt finden. — Die Abgg. Graf zu Stolberg-
Wernigerode
(konſ.) und Bebel ſprechen ſich gegen eine
fiskaliſche Panzerplattenfabrik aus, Letzterer unter der Hervor-
hebung, daß die Verſtaatlichung nur zu Mehrbewilligungen
führen würde. — Abg. Richter (Frſ. Volksp.) führt aus, die
einzigen Werke, die Panzerplatten lieferten, hätten ſich koalirt,
damit ſei jede Konkurrenz beſeitigt. Der Gedanke an eine
Verſtaatlichung ſei nicht von vornherein abzuweiſen. — Abg.
v. Kardorff und Staatsſekretär Tirpitz verweiſen auf
Krupps Verdienſt um die deutſche Induſtrie. — Die Abgg.
Prinz Arenberg (Centr.) und Paaſche (nat.-lib.) ſprechen
ſich gegen die Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation
aus. — Staatsſekretär Tirpitz weist auf das größere Alter
der engliſchen Schiffsbau-Induſtrie hin. Das Material an
Eiſen und Kohle liege derſelben bequemer zur Hand. Das
weitere Erſtarken unſrer Induſtrie werde die Preisbildung
beeinfluſſen. Weiterhin konſtatirt der Staatsſekretär, das in
England für die deutſche Marine gebaute Torpedoboot ſei
theurer und weniger gut geweſen als die deutſchen.
Laſſe man die Schiffe im Ausland bauen, ſo ſei die Ueber-
wachung des Baues nicht ſo möglich wie im Inland. —
Abg. Paaſche (nat.-lib.) bemerkt, die niedrigeren engliſchen
Preiſe erklärten ſich theilweiſe daher, daß die deutſche Arbeit
beſſer ſei. — Abg. Freſe (Frſ. Vgg.) erklärt ſich für die
Privatinduſtrie. Die Regierung möge der Konkurrenz die
Wege ebnen. Hierauf wird dieſer Punkt verlaſſen.

Nach einer einſtündigen Pauſe wird die Berathung
bei der Frage wegen der neuen Steuern wieder auf-
genommen. Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt,
bis jetzt erſchienen neue Steuern unnöthig. Doch könne
man die Frage immerhin akademiſch erörtern. Zunächſt
ſcheine der Lotterieſtempel ein paſſendes Objekt. Gegen
ſeine Verdoppelung würden die Regierungen nichts ein-
wenden. Maßgebende Juriſten erachteten das Spielverbot
in fremden Lotterien nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch für
wegfällig. Die Erhöhung des Lotterieſtempels werde alſo
die Freizügigkeit der Looſe nach ſich ziehen. Daß die Spiel-
luſt darunter leide, ſei wohl nicht zu befürchten. Dieſer
Stempel ſcheine demnach eine gute Reſerve. Ein zweites
Objekt ſei das Saccharin. Seine Beſteuerung erſcheine ſo-
gar wünſchenswerth, das Erträgniß vermöge er nicht zu
ſchätzen. Wahrſcheinlich werde ſich dadurch der Zuckerver-
brauch erhöhen. Dieſe beiden Objekte deckten einſtweilen den
Mehrverbrauch. Weitere Vorſchläge könne er gegenwärtig
nicht machen, auch techniſche Gründe ſprächen gegen die Aus-
arbeitung neuer Steuerobjekte, weil deren Erträgniß ohne
ſtatiſtiſches Material gar nicht überſehbar. — Abg. Graf
zu Stolberg-Wernigerode
empfiehlt die Ausarbeitung
eines Geſetzentwurfs betr. die Erhöhung des Lotterie-
ſtempels
und die Beſteuerung des Saccharins. Die
ganze Deckungsfrage möge der Subkommiſſion überwieſen
werden. Abg. v. Kardorff führt aus, er werde gegen neue
indirekte Steuern nichts einwenden, doch ſehe er von Vor-
ſchlägen ab, da er die Stimmung im Reichstag kenne. Er
ſchlage eventuell einen Fahrkartenſtempel für die erſte und
zweite Klaſſe der Eiſenbahnen vor. Derſelbe würde 25
Millionen bringen. Die Einzelſtaaten würden ſich fügen
können und müſſen. Abg. Müller-Fulda meint, eine Fahr-
kartenſtener
werde man beim Widerſtande der Bundes-
ſtaaten nicht durchführen können. Gegen eine Lotterie-
und Saccharinſteuer
habe er nichts. Auch eine Conoſſe-
mentſteuer
könne man ausarbeiten. Der Handel könne
dieſe leicht tragen. Auch ein Schiffahrtskartenſtempel ſei ein
gutes Steuerobjekt. Ferner könne der Börſenſtempel noch
beſſer ausgeſtaltet werden. Endlich ſei der Umſatz in Kuxen
immer noch ſtempelfrei. Die Lücke könne ohne weiteres aus-
gefüllt werden. Insgeſammt ſeien ſo 36 Millionen mehr
leicht zu erzielen. Abg. Büſing erklärt, da die ganze Nation
an der Flottenvorlage betheiligt ſei, ſolle man die Steuern
den beſonderen Intereſſenten aufzulegen verſuchen. Die
nationalliberale Partei behalte ſich die Stellung-
[Spaltenumbruch] nahme zu den einzelnen Steuerprojekten vor.
Er
ſei gegen jede Erſchwerung des Handels. Man würde durch
eine ſchwere Beſteuerung den Seehandel von Deutſchland ab-
lenken. Für einen Fahrkartenſtempel zur See und zu
Lande ſei er durchaus zu haben. Ein Börſenſtempel ent-
ſpreche nicht ſeinen Auffaſſungen.

Abg. Gröber kritiſirt die Darlegungen des Vorredners,
betont die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Bin-
dungsklauſel des alten Geſetzes und erklärt, für Anleihe-
pläne ſei das Centrum unter keinen Umſtänden zu
haben.
Redner lehnt ſeinerſeits den Fahrkartenſtempel ab,
der beiſpielsweiſe in Württemberg keinen Sympathien be-
gegnen würde. Bezüglich des Börſenſtempels ſei er der An-
ſicht von Müller-Fulda. Auch gäbe es noch Luxusartikel,
die einen höheren Zoll vertragen, aber alle dieſe Steuern
würden dem Bedürfniſſe nicht entſprechen, man brauche eine
große Ergänzungsſteuer, als welche ſich eine Reichserb-
ſchaftsſteuer
empfehle.

Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus-
reichendes ſtatiſtiſches Material könne die Verwaltung keine
zuverläſſigen Steuerprojekte ausarbeiten. Der Reichstag würde
für derart vorbereitete Projekte kaum zu haben ſein. Die
Regierungen würden außer auf die von ihm genannten Pro-
jekte auch auf einen Stempel auf die Seepaſſage eingehen.
Ein Stempel auf Landpaſſage ſei ihm neu. Eine Reichs-
erbſchaftsſteuer wurde vielfach erwogen, habe jedoch wenig
Zuſtimmung gefunden; dem Reiche fehle die Organiſation für
ihre Erhebung und ſie würde die Landwirthſchaft am ſchwerſten
treſſen. Der Erbe würde Geld für die Steuer aufnehmen
müſſen, namentlich deßhalb wolle Preußen nicht darauf ein-
gehen. Abg. Freſe ſagt, Vermögens- und Erbſchaftsſteuer
ſeien für ihn nicht unannehmbar. Die Deckungsfrage ſei für
ihn nicht Vorausſetzung für die Annahme der Vorlage.
Gegen eine Connoſſementſteuer ſei man in Bremen ſchon
deßhalb nicht, damit man nicht ſagen könne, der Handel
wolle nur die Vortheile, aber nicht die Laſten der Flotte
tragen. Abg. Bebel führt aus, wie die Laſt der Armee,
müßte auch die der Flotte von der Geſammtheit getragen
werden; dem ſtehe nicht entgegen, daß die Beſitzenden pro-
greſſiv ſtärker herauzuziehen ſind. Redner ſpricht ſich dann
für eine Vermögensſteuer aus entſprechend der preußi-
ſchen Ergänzungsſteuer. Auslandsſteuern wie die Connoſſe-
mentſteuer könne er nicht gutheißen. Die Intereſſentenſteuern
würden bald abgewälzt. Vor einem Lotterieſtempel warne
er. Ein Fahrkartenſtempel ſei ungerecht. Abg. Paaſche
ſpricht ſich gegen Anleihepläne aus und votirt ſeinerſeits für
eine Connoſſement- und Börſenſteuer, einen Seefahrkarien-
ſtempel und eine Sektſteuer, welch letztere 5 Millionen er-
bringen würde. Graf Klinckowſtroem ſpricht ſich gegen
direkte Reichsſteuern, beſonders gegen eine Erbſchaftsſteuer
aus, während er gegen die übrigen Projekte nichts einzu-
wenden habe. Abg. Richter meint, die heutige Debatte
werde dem Lande die Augen öffnen über die wahre Be-
deutung der Vorlage. Redner beſpricht die einzelnen Vor-
ſchläge und empfiehlt eine Reichsvermögensſteuer. Prinz
Arenberg erklärt, die Bindungsklauſel ſei eine conditio
sine qua non
für die Annahme des Geſetzes, und ſagt, eine
Erbſchaftsſteuer habe große pſychologiſche Vorzüge. Schließ-
lich plaidirt noch Abg. Singer für eine Reichseinkommen-
ſteuer.
An der Subkommiſſion für Berathung der Deckungs-
frage werde ſich ſeine Partei nicht betheiligen, da ſie die
ganze Vorlage ablehne. Abg. Gröber iſt ebenfalls gegen
eine Subkommiſſion. Die Regierung habe die Pflicht, Steuer-
pläne auszuarbeiten. — Die Fortſetzung der Berathung wird
dann auf den 25. April vertagt.



Tel. Der Bundesrath über-
wies in ſeiner Sitzung die Mittheilungen des Präſidenten
des Reichstags über die Beſchlüſſe des Reichstags zu den
Ueberſichten über die Einnahmen und Ausgaben der afrikani-
ſchen Schutzgebiete dem zuſtändigen Ausſchuſſe. Dem Ent-
wurf des Geſetzes betreffend die Beſtrafung wegen Entziehung
elektriſcher Arbeit wurde nach den Beſchlüſſen des Reichstags zu-
geſtimmt. Den Geſetzen wegen der Feſtſtellung des Reichs-
haushalts- und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf
das Jahr 1900 in der vom Reichstag beſchloſſenen Faſſung
wurde gleichfalls zugeſtimmt; ebenſo der Verwendung über-
ſchüſſiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung in der Faſſung
der Reichstagsbeſchlüſſe; ferner den Protokollen des dritten
und vierten Ausſchuſſes betreffend die Erweiterung des
Hamburgiſchen Freihafengebiets und zum Schluß dem Antrage
des dritten und ſiebenten Ausſchuſſes, betreffend den Zoll-
verwaltungskoſtenetat für Lübeck.

Tel. Die dem Kaiſer ge-
ſchenkte Burg Hoh-Königsburg bei Schlettſtadt iſt, wie
die „Nat.-Ztg.“ erſährt, zur Aufnahme eines hiſtoriſchen
Muſeums
beſtimmt, welches die Geſchichte und Vergangen-
heit, Volkskunde und Eigenart des Elſaß veranſchanlichen
ſoll. Die Wiederherſtellung der gewaltigen Burgruine wird
bald in Angriff genommen werden.

Tel. Die franzöſiſche Regierung
ſchlug dem deutſchen und dem öſterreichiſchen Kabinet vor,
daß ſie alle offenen und ein Viertel der verſteckten Zucker-
prämien
aufheben ſollen. Die deutſche und die öſterreichiſche
Regierung werden antworten, daß dieſer Vorſchlag als Baſis
weiterer Verhandlungen unzureichend ſei. Frankreich müſſe
weitergehen, damit in weitere Diskuſſion getreten werde.

Tel. Wie die Schweizeriſche
Telegraphen-Agentur meldet, lautet das Urtheil des
Schiedsgerichts in der Delagoa-Bahn-Frage

dahin, daß Portugal 15,314,000 Fr. zu zahlen hat.

Tel. Der Nationalrath lehnte
mit großer Mehrheit einen Antrag auf Einführung der
Goldwährung
ab, nachdem der Bundesrath erklärt hat,
der Antrag ſei inopportun. Ein Geſetzentwurf, betreffend die
Einführung der Goldwährung, ſei vorbereitet, werde aber nur
vorgelegt werden, wenn die Schweiz aus dem lateiniſchen
Münzbunde austreten wolle, wozu heute kein Anlaß vorliege.

Tel. Der Senat erklärte mit
127 gegen 125 Stimmen die Wahl des in Lyon gegen den
früheren Miniſter Thévenet gewählten Senators Repiquet
für ungültig.

Tel. Der Armee-Ausſchuß
der Kammer
beſchloß, die Präſenzſtärke des Heeres
auf 550,000 Mann feſtzuſetzen, wenn die Vorlage zur Ein-
führung der zweijährigen Dienſtzeit durchgehen ſollte.

Tel. Deputirtenkammer. Das
Haus nimmt die Debatte über den Antrag Cambray-
Digny
wieder auf. Durch Aufftehen und Sitzenbleiben unter
dem Beifall der Mehrheit, unter Lärm und Widerſpruch der
äußerſten Linken wird ein von Pelloux geſtellter Antrag au-
genommen, wonach der Geſchäftsordnungsausſchuß beauftragt
[Spaltenumbruch] werden ſoll, Vorſchläge zur Reform der Geſchäftsordnung zu
unterbreiten, über die am Dienſtag debattelos abgeſtimmt
werden ſoll und die am Samſtag in der Kammer einzu-
bringen ſind. Der Verlauf der Sitzung geſtaltet ſich äußerſt
ſtürmiſch. Nach Annahme des Antrags des Miniſterpräſidenten
Pelloux entſteht auf der äußerſten Linken ein heſtiger Lärm.
Der Kammerpräſident bedeckt ſich und hebt die Sitzung unter
dem Beifall der Rechten und des Centrums auf. — Nach
der Sitzung faßte die äußerſte Linke eine Reſolution, worin
ſie in heftigſter Weiſe Einſpruch erhebt gegen das Verhalten
des Präſidenten, der Ferri und Denicolo über die Erklärung
des Miniſterpräſidenten zu ſprechen verhinderte. Auch eine
Anzahl von Abgeordneten der Linken faßte eine ähnliche aber
mildere Reſolution. Pelloux lud die Mitglieder der Kammer-
majorität zu einer Verſammlung ein.

Tel. Das von der hieſigen
Flottenliga geſtern veranſtaltete Maſſenmeeting nahm
Reſolutionen an, die eine bedeutende Vermehrung
der Flotte
befürworten.

Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Peking von heute: In den erſten Berichten über
das Gefecht zwiſchen den „Boxers“ und den kaiſerlichen
Truppen war die Bedeutung des Gefechts offenbar über-
trieben. Die Boxers wurden zerſtreut. Auf ihrer Seite
wurden 8, bei den Kaiſerlichen 2 Mann getödtet. Aus Tientſin
meldet Reuters Bureau: Eine große Zahl hieſiger Kulis be-
geben ſich nach Niu-tſchwang, um an der Mandſchurei-Eiſen-
bahn zu arbeiten.

Tel. Autoritativ
wird verſichert, daß der Beſuch des morgen hier er-
warteten bulgariſchen Kriegsminiſters nur ein
Höflichkeitsakt als eine Erwiderung des Beſuchs des
ruſſiſchen Generalſtabsoberſten Jepantſchin ſei, und
daß keinerlei militäriſche oder politiſche Verhandlungen
gepflogen werden würden, wie ſolche von der öſterreichi-
ſchen Preſſe mit dem Beſuch des bulgariſchen Kriegs-
miniſters in Beziehung gebracht worden.

Tel. In der Deputirtenkammer
legte der Miniſterpräſident einen Vertrag hinſichtlich des Baues
einer Eiſenbahn vom Piräus über Lariſſa nach der
Grenze
vor. Die Konzeſſionäre werden ſich als „Société
hellénique de construction et exploitation“
mit einem Kapital
von 10 Millionen konſtituiren. Die Regierung wird zur Be-
zahlung der Arbeiten eine in 88 Jahren zu amortiſirende,
von der internationalen Kontrole nicht garantirte Anleihe von
43 Millionen in Gold aufnehmen. Eine engliſch-franzöſiſche
Gruppe hat bereits das ganze Kapital gezeichnet und alle
Obligationen erworben.

Tel. Der armeniſche
Patriarch
beharrt auf ſeiner Demiſſion. Inzwiſchen iſt
die Wahl des Katholikos von Sis, die die Urſache ſeiner
Demiſſion bildete, auf den 5. April vertagt worden. — Die
Frage wegen der Abgrenzung und Bezeichnung des
Gebietes der ruſſiſchen Vorzugsrechte
für den Bau
von Eiſenbahnen in der an Rußland grenzenden kleinafiati-
ſchen Territorien iſt noch nicht geregelt.

Tel. Die Zahl der hier an der
Peſt Geſtorbenen beträgt 217. Am Dienſtag kamen 157 Neu-
erkrankungen vor. An dieſem Tage betrug die Geſammtzahl
der an der Seuche Erkrankten 301.



Handel und Volkswirthſchaft.
* Von der Berliner Börſe.

Um 65 Proz. iſt an der Börſe vom Mittwoch der Kurs
der Arenberger Bergbaugeſellſchaftsaktien durch eine un-
limitirte Kaufordre von 6000 M. geſteigert worden. Die
Thatſache zeigt die Bedenklichkeit der unlimitirten Ordres,
infolge deren ein Auftrag unter Umſtänden zu einem
den Auftraggeber ſehr peinlich überraſchenden Kurſe aus-
geführt werden kann. Was in dem vorliegenden Fall
auf eine ungewöhnliche Steigerung des Kurſes hinaus-
läuft, kann in einem anderen zu einer ebenſolchen Herab-
ſetzung des Kurſes führen. Und auch in dieſem Falle
wird ſich der Auftraggeber nicht mit der Geringfügigkeit
ſeiner Ordre beruhigen dürfen. Denn wie in Bezug auf
die Arenberger Aktie der Kurs durch eine geringfügige
Nachfrage derart geſteigert wurde, weil das ihr gegenüber-
ſtehende Angebot noch dahinter zurückblieb, ſo begegnet
leicht auch der umgekehrte Fall. Auf denjenigen Märkten,
die gegenwärtig bei unſern feſtverzinslichen Papieren von
der Kaufluſt vernachläſſigt ſind, kann dieſe Wahrnehmung
gegenwärtig oft genug gemacht werden. Die 3½ proz.
Obligationen der Rheinprovinz ſind an der Börſe vom
Dienſtag auf eine unbedeutende Verkaufsordre hin nicht
weniger als 2½ Proz. gefallen; für ein derartiges Papier
eine kaum weniger rapide Bewegung als die Steigerung
der Arenberger Aktie. Allerdings macht ſich auf dem
Markte der feſtverzinslichen Papiere eine noch beklagens-
werthere Erſcheinung, als es ein relativ ſtarker Rückgang
infolge mäßiger Verkaufsordres iſt, bemerkbar. Eine
Reihe dieſer Papiere erweist ſich nämlich geradezu als
unverkäuflich. Insbeſondere gilt das von Anleihen mittlerer
und kleinerer Gemeinden, betreffs deren man für eine
Verkaufsordre lange Zeit warten kann, ehe man einen
Abnehmer dafür findet, ja in manchen Fällen gelingt das
letztere ebenfalls nur, wenn man in den Kommunen ſelbſt
die Titres wieder anzubringen Gelegenheit hat.

In der am
28. März d. J. in Hannover ſtattgehabten Generalverſamm-
lung, in welcher ein Aktienkapital von 1,854,000 M. vertreten
war, wurde die Bilanz nebſt Gewinn- und Verluſtrechnung
pro 1899 genehmigt und die Dividende auf 15 Proz. feſt-
geſetzt. Dieſelbe iſt am 15. April d. J. zahlbar. Auf Anfrage aus
der Verſammlung erklärte die Direktion, daß die Verhältniſſe
des Unternehmens günſtige ſeien, da bisher nicht nur etwa
20,000 Faß Portland-Zement mehr verladen ſeien als in der
gleichen Periode des Vorjahres, ſondern auch die bisherigen
Abſchlüſſe zu theils gleichen, theils etwas billigeren Preiſen ſo
umfangreich ſeien, daß trotz der erhöhten Produktion nur noch
verhältnißmäßig geringe Quantitäten zur freien Verfügung
der Verwaltung ſtänden. Die Betheiligung der Portland-
Zementfabrik Hemmoor an den German American Portland
Cement Works in Chicago biete auf abſehbare Zeit abſolut
günſtige Ausfichten.

* Deutſchlands Bergwerks- und Hütten-Pro-
duktion.

In Deutſchland und Luxemburg betrug im Jahre
1899 die Steinkohlenproduktion 101,621,866 t (i. V.
96,309,652 t) im Werthe von 789,632,676 M. (i. V. 710,232,676
Mark) mit einem Durchſchnittswerthe pro Tonne von M. 7.77
(i. V. M. 7.37) Die Braunkohlenerzeugung ſtellte
ſich auf 34,202,561 t (i. V. 31,648,898 t), deren Werth

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[6/0006] München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87. ihrer Beſitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be- wohnt wäre, nicht verſtehen, daß ihn John Bull noch nicht annektirt hätte. Letzte Nachrichten. Verhandlung in der Budgetkommiſſion über die Flottenvorlage. * Berlin, 29. März.Tel. Zum Protokoll der geſtrigen Sitzung der Budgetkommiſſion zur Berathung der Flotten- vorlage iſt eine Tabelle überreicht worden über die ſtetig ſteigenden Reichseinnahmen, von 1895 ab gerechnet. — Abg. Gröber (Centr.) betont, es müſſe ein Weg für die Koſten- deckung der Schiffsbauten geſucht werden, durch den eine Anleihe vermieden werde. — Abg. Müller-Fulda (Centr.) erklärt, ehe man ſich über ſo große Ausgaben für die Flotte ſchlüſſig mache, müſſe man ein ſicheres Programm für die Zukunft haben. — Nach einer kurzen Erwiderung des Reichs- ſchatzſekretärs Frhrn. v. Thielmann bemerkt der Abg. Bebel (Soz.), die Ausgaben würden ſicher ſteigen; das Marine- programm umfaſſe keineswegs alle Ausgaben, vielmehr würden andere ſicher in hohem Maße nachkommen. Wie wolle man das neue Geſetz mit der Klauſel des Flottengeſetzes von 1898 betreffend die indirekten Steuern in Einklang bringen? — Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt darauf, er habe von einer Erhöhung der indirekten Steuern nicht geſprochen, ſondern nur auf die darin liegende Reſerve für beſonders ſchwere Fälle hingewieſen. — Staatsſekretär des Reichsmarine- amts v. Tirpitz erklärt, von neuen Flottenſtützpunkten ſei keine Rede. Das Marineprogramm umfaſſe ſämmtliche im voraus erſichtliche Ausgaben. — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) führt aus, man werde Objekte zur Beſteuerung finden, die auch Bebel genehm wären. — Abg. Büſing (nat.-lib.) verlangt Klarheit bezüglich der Bindungsklauſel des alteu Geſetzes. Zu Punkt 9 des Berathungsprogramms, der von der Errichtung einer fiskaliſchen Panzerplatten- fabrik handelt, verliest Abg. v. Kardorff einen Brief des Frhrn. v. Stumm, in dem erklärt wird, er ſei mit der Panzer- plattenfabrikation gar nicht beſchäftigt. Bei der Dillinger Hütte ſei er mit einem Achtel des Kapitals betheiligt. Von den hohen Gewinnen, von denen die Preſſe meldet, ſei keine Rede. Abg. v. Kardorff bemerkt hiezu, die ſchleſiſchen Werke hätten von der An- lage einer Panzerplattenfabrik wegen des hohen Riſikos abgeſehen. — Abg. Müller-Fulda bemängelt die Angaben Stumms und fragt wegen der Dauerfähigkeit der Platten an. — Staats- ſekretär Tirpitz erklärt, die alten Panzerplatten habe man bisher nicht wiederverwenden können wegen der inzwiſchen eingetretenen Verbeſſerungen. Die Verwaltung könne das Riſiko der Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation nicht übernehmen. Die Angaben der Preſſe über Krupps Verdienſt ſeien im höchſten Grad übertrieben. Wären die Gewinne wirklich ſo hoch, ſo würden ſich Konkurrenten für Krupp von ſelbſt finden. — Die Abgg. Graf zu Stolberg- Wernigerode (konſ.) und Bebel ſprechen ſich gegen eine fiskaliſche Panzerplattenfabrik aus, Letzterer unter der Hervor- hebung, daß die Verſtaatlichung nur zu Mehrbewilligungen führen würde. — Abg. Richter (Frſ. Volksp.) führt aus, die einzigen Werke, die Panzerplatten lieferten, hätten ſich koalirt, damit ſei jede Konkurrenz beſeitigt. Der Gedanke an eine Verſtaatlichung ſei nicht von vornherein abzuweiſen. — Abg. v. Kardorff und Staatsſekretär Tirpitz verweiſen auf Krupps Verdienſt um die deutſche Induſtrie. — Die Abgg. Prinz Arenberg (Centr.) und Paaſche (nat.-lib.) ſprechen ſich gegen die Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation aus. — Staatsſekretär Tirpitz weist auf das größere Alter der engliſchen Schiffsbau-Induſtrie hin. Das Material an Eiſen und Kohle liege derſelben bequemer zur Hand. Das weitere Erſtarken unſrer Induſtrie werde die Preisbildung beeinfluſſen. Weiterhin konſtatirt der Staatsſekretär, das in England für die deutſche Marine gebaute Torpedoboot ſei theurer und weniger gut geweſen als die deutſchen. Laſſe man die Schiffe im Ausland bauen, ſo ſei die Ueber- wachung des Baues nicht ſo möglich wie im Inland. — Abg. Paaſche (nat.-lib.) bemerkt, die niedrigeren engliſchen Preiſe erklärten ſich theilweiſe daher, daß die deutſche Arbeit beſſer ſei. — Abg. Freſe (Frſ. Vgg.) erklärt ſich für die Privatinduſtrie. Die Regierung möge der Konkurrenz die Wege ebnen. Hierauf wird dieſer Punkt verlaſſen. Nach einer einſtündigen Pauſe wird die Berathung bei der Frage wegen der neuen Steuern wieder auf- genommen. Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt, bis jetzt erſchienen neue Steuern unnöthig. Doch könne man die Frage immerhin akademiſch erörtern. Zunächſt ſcheine der Lotterieſtempel ein paſſendes Objekt. Gegen ſeine Verdoppelung würden die Regierungen nichts ein- wenden. Maßgebende Juriſten erachteten das Spielverbot in fremden Lotterien nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch für wegfällig. Die Erhöhung des Lotterieſtempels werde alſo die Freizügigkeit der Looſe nach ſich ziehen. Daß die Spiel- luſt darunter leide, ſei wohl nicht zu befürchten. Dieſer Stempel ſcheine demnach eine gute Reſerve. Ein zweites Objekt ſei das Saccharin. Seine Beſteuerung erſcheine ſo- gar wünſchenswerth, das Erträgniß vermöge er nicht zu ſchätzen. Wahrſcheinlich werde ſich dadurch der Zuckerver- brauch erhöhen. Dieſe beiden Objekte deckten einſtweilen den Mehrverbrauch. Weitere Vorſchläge könne er gegenwärtig nicht machen, auch techniſche Gründe ſprächen gegen die Aus- arbeitung neuer Steuerobjekte, weil deren Erträgniß ohne ſtatiſtiſches Material gar nicht überſehbar. — Abg. Graf zu Stolberg-Wernigerode empfiehlt die Ausarbeitung eines Geſetzentwurfs betr. die Erhöhung des Lotterie- ſtempels und die Beſteuerung des Saccharins. Die ganze Deckungsfrage möge der Subkommiſſion überwieſen werden. Abg. v. Kardorff führt aus, er werde gegen neue indirekte Steuern nichts einwenden, doch ſehe er von Vor- ſchlägen ab, da er die Stimmung im Reichstag kenne. Er ſchlage eventuell einen Fahrkartenſtempel für die erſte und zweite Klaſſe der Eiſenbahnen vor. Derſelbe würde 25 Millionen bringen. Die Einzelſtaaten würden ſich fügen können und müſſen. Abg. Müller-Fulda meint, eine Fahr- kartenſtener werde man beim Widerſtande der Bundes- ſtaaten nicht durchführen können. Gegen eine Lotterie- und Saccharinſteuer habe er nichts. Auch eine Conoſſe- mentſteuer könne man ausarbeiten. Der Handel könne dieſe leicht tragen. Auch ein Schiffahrtskartenſtempel ſei ein gutes Steuerobjekt. Ferner könne der Börſenſtempel noch beſſer ausgeſtaltet werden. Endlich ſei der Umſatz in Kuxen immer noch ſtempelfrei. Die Lücke könne ohne weiteres aus- gefüllt werden. Insgeſammt ſeien ſo 36 Millionen mehr leicht zu erzielen. Abg. Büſing erklärt, da die ganze Nation an der Flottenvorlage betheiligt ſei, ſolle man die Steuern den beſonderen Intereſſenten aufzulegen verſuchen. Die nationalliberale Partei behalte ſich die Stellung- nahme zu den einzelnen Steuerprojekten vor. Er ſei gegen jede Erſchwerung des Handels. Man würde durch eine ſchwere Beſteuerung den Seehandel von Deutſchland ab- lenken. Für einen Fahrkartenſtempel zur See und zu Lande ſei er durchaus zu haben. Ein Börſenſtempel ent- ſpreche nicht ſeinen Auffaſſungen. Abg. Gröber kritiſirt die Darlegungen des Vorredners, betont die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Bin- dungsklauſel des alten Geſetzes und erklärt, für Anleihe- pläne ſei das Centrum unter keinen Umſtänden zu haben. Redner lehnt ſeinerſeits den Fahrkartenſtempel ab, der beiſpielsweiſe in Württemberg keinen Sympathien be- gegnen würde. Bezüglich des Börſenſtempels ſei er der An- ſicht von Müller-Fulda. Auch gäbe es noch Luxusartikel, die einen höheren Zoll vertragen, aber alle dieſe Steuern würden dem Bedürfniſſe nicht entſprechen, man brauche eine große Ergänzungsſteuer, als welche ſich eine Reichserb- ſchaftsſteuer empfehle. Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus- reichendes ſtatiſtiſches Material könne die Verwaltung keine zuverläſſigen Steuerprojekte ausarbeiten. Der Reichstag würde für derart vorbereitete Projekte kaum zu haben ſein. Die Regierungen würden außer auf die von ihm genannten Pro- jekte auch auf einen Stempel auf die Seepaſſage eingehen. Ein Stempel auf Landpaſſage ſei ihm neu. Eine Reichs- erbſchaftsſteuer wurde vielfach erwogen, habe jedoch wenig Zuſtimmung gefunden; dem Reiche fehle die Organiſation für ihre Erhebung und ſie würde die Landwirthſchaft am ſchwerſten treſſen. Der Erbe würde Geld für die Steuer aufnehmen müſſen, namentlich deßhalb wolle Preußen nicht darauf ein- gehen. Abg. Freſe ſagt, Vermögens- und Erbſchaftsſteuer ſeien für ihn nicht unannehmbar. Die Deckungsfrage ſei für ihn nicht Vorausſetzung für die Annahme der Vorlage. Gegen eine Connoſſementſteuer ſei man in Bremen ſchon deßhalb nicht, damit man nicht ſagen könne, der Handel wolle nur die Vortheile, aber nicht die Laſten der Flotte tragen. Abg. Bebel führt aus, wie die Laſt der Armee, müßte auch die der Flotte von der Geſammtheit getragen werden; dem ſtehe nicht entgegen, daß die Beſitzenden pro- greſſiv ſtärker herauzuziehen ſind. Redner ſpricht ſich dann für eine Vermögensſteuer aus entſprechend der preußi- ſchen Ergänzungsſteuer. Auslandsſteuern wie die Connoſſe- mentſteuer könne er nicht gutheißen. Die Intereſſentenſteuern würden bald abgewälzt. Vor einem Lotterieſtempel warne er. Ein Fahrkartenſtempel ſei ungerecht. Abg. Paaſche ſpricht ſich gegen Anleihepläne aus und votirt ſeinerſeits für eine Connoſſement- und Börſenſteuer, einen Seefahrkarien- ſtempel und eine Sektſteuer, welch letztere 5 Millionen er- bringen würde. Graf Klinckowſtroem ſpricht ſich gegen direkte Reichsſteuern, beſonders gegen eine Erbſchaftsſteuer aus, während er gegen die übrigen Projekte nichts einzu- wenden habe. Abg. Richter meint, die heutige Debatte werde dem Lande die Augen öffnen über die wahre Be- deutung der Vorlage. Redner beſpricht die einzelnen Vor- ſchläge und empfiehlt eine Reichsvermögensſteuer. Prinz Arenberg erklärt, die Bindungsklauſel ſei eine conditio sine qua non für die Annahme des Geſetzes, und ſagt, eine Erbſchaftsſteuer habe große pſychologiſche Vorzüge. Schließ- lich plaidirt noch Abg. Singer für eine Reichseinkommen- ſteuer. An der Subkommiſſion für Berathung der Deckungs- frage werde ſich ſeine Partei nicht betheiligen, da ſie die ganze Vorlage ablehne. Abg. Gröber iſt ebenfalls gegen eine Subkommiſſion. Die Regierung habe die Pflicht, Steuer- pläne auszuarbeiten. — Die Fortſetzung der Berathung wird dann auf den 25. April vertagt. * Berlin, 29. März.Tel. Der Bundesrath über- wies in ſeiner Sitzung die Mittheilungen des Präſidenten des Reichstags über die Beſchlüſſe des Reichstags zu den Ueberſichten über die Einnahmen und Ausgaben der afrikani- ſchen Schutzgebiete dem zuſtändigen Ausſchuſſe. Dem Ent- wurf des Geſetzes betreffend die Beſtrafung wegen Entziehung elektriſcher Arbeit wurde nach den Beſchlüſſen des Reichstags zu- geſtimmt. Den Geſetzen wegen der Feſtſtellung des Reichs- haushalts- und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf das Jahr 1900 in der vom Reichstag beſchloſſenen Faſſung wurde gleichfalls zugeſtimmt; ebenſo der Verwendung über- ſchüſſiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung in der Faſſung der Reichstagsbeſchlüſſe; ferner den Protokollen des dritten und vierten Ausſchuſſes betreffend die Erweiterung des Hamburgiſchen Freihafengebiets und zum Schluß dem Antrage des dritten und ſiebenten Ausſchuſſes, betreffend den Zoll- verwaltungskoſtenetat für Lübeck. d. Berlin, 29. März.Tel. Die dem Kaiſer ge- ſchenkte Burg Hoh-Königsburg bei Schlettſtadt iſt, wie die „Nat.-Ztg.“ erſährt, zur Aufnahme eines hiſtoriſchen Muſeums beſtimmt, welches die Geſchichte und Vergangen- heit, Volkskunde und Eigenart des Elſaß veranſchanlichen ſoll. Die Wiederherſtellung der gewaltigen Burgruine wird bald in Angriff genommen werden. ᑯ Wien, 29. März.Tel. Die franzöſiſche Regierung ſchlug dem deutſchen und dem öſterreichiſchen Kabinet vor, daß ſie alle offenen und ein Viertel der verſteckten Zucker- prämien aufheben ſollen. Die deutſche und die öſterreichiſche Regierung werden antworten, daß dieſer Vorſchlag als Baſis weiterer Verhandlungen unzureichend ſei. Frankreich müſſe weitergehen, damit in weitere Diskuſſion getreten werde. * Bern, 29. März.Tel. Wie die Schweizeriſche Telegraphen-Agentur meldet, lautet das Urtheil des Schiedsgerichts in der Delagoa-Bahn-Frage dahin, daß Portugal 15,314,000 Fr. zu zahlen hat. * Bern, 29. März.Tel. Der Nationalrath lehnte mit großer Mehrheit einen Antrag auf Einführung der Goldwährung ab, nachdem der Bundesrath erklärt hat, der Antrag ſei inopportun. Ein Geſetzentwurf, betreffend die Einführung der Goldwährung, ſei vorbereitet, werde aber nur vorgelegt werden, wenn die Schweiz aus dem lateiniſchen Münzbunde austreten wolle, wozu heute kein Anlaß vorliege. * Paris, 29. März.Tel. Der Senat erklärte mit 127 gegen 125 Stimmen die Wahl des in Lyon gegen den früheren Miniſter Thévenet gewählten Senators Repiquet für ungültig. d. Paris, 29. März.Tel. Der Armee-Ausſchuß der Kammer beſchloß, die Präſenzſtärke des Heeres auf 550,000 Mann feſtzuſetzen, wenn die Vorlage zur Ein- führung der zweijährigen Dienſtzeit durchgehen ſollte. * Rom, 29. März.Tel. Deputirtenkammer. Das Haus nimmt die Debatte über den Antrag Cambray- Digny wieder auf. Durch Aufftehen und Sitzenbleiben unter dem Beifall der Mehrheit, unter Lärm und Widerſpruch der äußerſten Linken wird ein von Pelloux geſtellter Antrag au- genommen, wonach der Geſchäftsordnungsausſchuß beauftragt werden ſoll, Vorſchläge zur Reform der Geſchäftsordnung zu unterbreiten, über die am Dienſtag debattelos abgeſtimmt werden ſoll und die am Samſtag in der Kammer einzu- bringen ſind. Der Verlauf der Sitzung geſtaltet ſich äußerſt ſtürmiſch. Nach Annahme des Antrags des Miniſterpräſidenten Pelloux entſteht auf der äußerſten Linken ein heſtiger Lärm. Der Kammerpräſident bedeckt ſich und hebt die Sitzung unter dem Beifall der Rechten und des Centrums auf. — Nach der Sitzung faßte die äußerſte Linke eine Reſolution, worin ſie in heftigſter Weiſe Einſpruch erhebt gegen das Verhalten des Präſidenten, der Ferri und Denicolo über die Erklärung des Miniſterpräſidenten zu ſprechen verhinderte. Auch eine Anzahl von Abgeordneten der Linken faßte eine ähnliche aber mildere Reſolution. Pelloux lud die Mitglieder der Kammer- majorität zu einer Verſammlung ein. × London, 29. März.Tel. Das von der hieſigen Flottenliga geſtern veranſtaltete Maſſenmeeting nahm Reſolutionen an, die eine bedeutende Vermehrung der Flotte befürworten. * London, 29. März.Tel. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Peking von heute: In den erſten Berichten über das Gefecht zwiſchen den „Boxers“ und den kaiſerlichen Truppen war die Bedeutung des Gefechts offenbar über- trieben. Die Boxers wurden zerſtreut. Auf ihrer Seite wurden 8, bei den Kaiſerlichen 2 Mann getödtet. Aus Tientſin meldet Reuters Bureau: Eine große Zahl hieſiger Kulis be- geben ſich nach Niu-tſchwang, um an der Mandſchurei-Eiſen- bahn zu arbeiten. —?— St. Petersburg, 29. März.Tel. Autoritativ wird verſichert, daß der Beſuch des morgen hier er- warteten bulgariſchen Kriegsminiſters nur ein Höflichkeitsakt als eine Erwiderung des Beſuchs des ruſſiſchen Generalſtabsoberſten Jepantſchin ſei, und daß keinerlei militäriſche oder politiſche Verhandlungen gepflogen werden würden, wie ſolche von der öſterreichi- ſchen Preſſe mit dem Beſuch des bulgariſchen Kriegs- miniſters in Beziehung gebracht worden. * Athen, 29. März.Tel. In der Deputirtenkammer legte der Miniſterpräſident einen Vertrag hinſichtlich des Baues einer Eiſenbahn vom Piräus über Lariſſa nach der Grenze vor. Die Konzeſſionäre werden ſich als „Société hellénique de construction et exploitation“ mit einem Kapital von 10 Millionen konſtituiren. Die Regierung wird zur Be- zahlung der Arbeiten eine in 88 Jahren zu amortiſirende, von der internationalen Kontrole nicht garantirte Anleihe von 43 Millionen in Gold aufnehmen. Eine engliſch-franzöſiſche Gruppe hat bereits das ganze Kapital gezeichnet und alle Obligationen erworben. * Konſtantinopel, 29. März.Tel. Der armeniſche Patriarch beharrt auf ſeiner Demiſſion. Inzwiſchen iſt die Wahl des Katholikos von Sis, die die Urſache ſeiner Demiſſion bildete, auf den 5. April vertagt worden. — Die Frage wegen der Abgrenzung und Bezeichnung des Gebietes der ruſſiſchen Vorzugsrechte für den Bau von Eiſenbahnen in der an Rußland grenzenden kleinafiati- ſchen Territorien iſt noch nicht geregelt. * Kalkutta, 29. März.Tel. Die Zahl der hier an der Peſt Geſtorbenen beträgt 217. Am Dienſtag kamen 157 Neu- erkrankungen vor. An dieſem Tage betrug die Geſammtzahl der an der Seuche Erkrankten 301. Handel und Volkswirthſchaft. * Von der Berliner Börſe.Berlin, 28. März. Um 65 Proz. iſt an der Börſe vom Mittwoch der Kurs der Arenberger Bergbaugeſellſchaftsaktien durch eine un- limitirte Kaufordre von 6000 M. geſteigert worden. Die Thatſache zeigt die Bedenklichkeit der unlimitirten Ordres, infolge deren ein Auftrag unter Umſtänden zu einem den Auftraggeber ſehr peinlich überraſchenden Kurſe aus- geführt werden kann. Was in dem vorliegenden Fall auf eine ungewöhnliche Steigerung des Kurſes hinaus- läuft, kann in einem anderen zu einer ebenſolchen Herab- ſetzung des Kurſes führen. Und auch in dieſem Falle wird ſich der Auftraggeber nicht mit der Geringfügigkeit ſeiner Ordre beruhigen dürfen. Denn wie in Bezug auf die Arenberger Aktie der Kurs durch eine geringfügige Nachfrage derart geſteigert wurde, weil das ihr gegenüber- ſtehende Angebot noch dahinter zurückblieb, ſo begegnet leicht auch der umgekehrte Fall. Auf denjenigen Märkten, die gegenwärtig bei unſern feſtverzinslichen Papieren von der Kaufluſt vernachläſſigt ſind, kann dieſe Wahrnehmung gegenwärtig oft genug gemacht werden. Die 3½ proz. Obligationen der Rheinprovinz ſind an der Börſe vom Dienſtag auf eine unbedeutende Verkaufsordre hin nicht weniger als 2½ Proz. gefallen; für ein derartiges Papier eine kaum weniger rapide Bewegung als die Steigerung der Arenberger Aktie. Allerdings macht ſich auf dem Markte der feſtverzinslichen Papiere eine noch beklagens- werthere Erſcheinung, als es ein relativ ſtarker Rückgang infolge mäßiger Verkaufsordres iſt, bemerkbar. Eine Reihe dieſer Papiere erweist ſich nämlich geradezu als unverkäuflich. Insbeſondere gilt das von Anleihen mittlerer und kleinerer Gemeinden, betreffs deren man für eine Verkaufsordre lange Zeit warten kann, ehe man einen Abnehmer dafür findet, ja in manchen Fällen gelingt das letztere ebenfalls nur, wenn man in den Kommunen ſelbſt die Titres wieder anzubringen Gelegenheit hat. * Portland-Zementfabrik Hemmoor.In der am 28. März d. J. in Hannover ſtattgehabten Generalverſamm- lung, in welcher ein Aktienkapital von 1,854,000 M. vertreten war, wurde die Bilanz nebſt Gewinn- und Verluſtrechnung pro 1899 genehmigt und die Dividende auf 15 Proz. feſt- geſetzt. Dieſelbe iſt am 15. April d. J. zahlbar. Auf Anfrage aus der Verſammlung erklärte die Direktion, daß die Verhältniſſe des Unternehmens günſtige ſeien, da bisher nicht nur etwa 20,000 Faß Portland-Zement mehr verladen ſeien als in der gleichen Periode des Vorjahres, ſondern auch die bisherigen Abſchlüſſe zu theils gleichen, theils etwas billigeren Preiſen ſo umfangreich ſeien, daß trotz der erhöhten Produktion nur noch verhältnißmäßig geringe Quantitäten zur freien Verfügung der Verwaltung ſtänden. Die Betheiligung der Portland- Zementfabrik Hemmoor an den German American Portland Cement Works in Chicago biete auf abſehbare Zeit abſolut günſtige Ausfichten. * Deutſchlands Bergwerks- und Hütten-Pro- duktion.In Deutſchland und Luxemburg betrug im Jahre 1899 die Steinkohlenproduktion 101,621,866 t (i. V. 96,309,652 t) im Werthe von 789,632,676 M. (i. V. 710,232,676 Mark) mit einem Durchſchnittswerthe pro Tonne von M. 7.77 (i. V. M. 7.37) Die Braunkohlenerzeugung ſtellte ſich auf 34,202,561 t (i. V. 31,648,898 t), deren Werth

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 87, 30. März 1900, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine87_1900/6>, abgerufen am 21.11.2024.