Allgemeine Zeitung, Nr. 87, 30. März 1900.München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87. [Spaltenumbruch]
ihrer Besitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-wohnt wäre, nicht verstehen, daß ihn John Bull noch nicht annektirt hätte. Letzte Nachrichten. Verhandlung in der Budgetkommission über die Flottenvorlage. * Berlin, 29. März.Tel. Zum Protokoll der gestrigen Nach einer einstündigen Pause wird die Berathung Abg. Gröber kritisirt die Darlegungen des Vorredners, Staatssekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus- * Berlin, 29. März. Tel. Der Bundesrath über- d. Berlin, 29. März. Tel. Die dem Kaiser ge- ko Wien, 29. März. Tel. Die französische Regierung * Bern, 29. März. Tel. Wie die Schweizerische * Bern, 29. März. Tel. Der Nationalrath lehnte * Paris, 29. März. Tel. Der Senat erklärte mit d. Paris, 29. März. Tel. Der Armee-Ausschuß * Rom, 29. März. Tel. Deputirtenkammer. Das x London, 29. März. Tel. Das von der hiesigen * London, 29. März. Tel. Das Reuter'sche Bureau --?-- St. Petersburg, 29. März. Tel. Autoritativ * Athen, 29. März. Tel. In der Deputirtenkammer * Konstantinopel, 29. März. Tel. Der armenische * Kalkutta, 29. März. Tel. Die Zahl der hier an der Handel und Volkswirthschaft. * Von der Berliner Börse.Berlin, 28. März. Um 65 Proz. ist an der Börse vom Mittwoch der Kurs * Portland-Zementfabrik Hemmoor. In der am * Deutschlands Bergwerks- und Hütten-Pro- duktion. In Deutschland und Luxemburg betrug im Jahre München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87. [Spaltenumbruch]
ihrer Beſitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-wohnt wäre, nicht verſtehen, daß ihn John Bull noch nicht annektirt hätte. Letzte Nachrichten. Verhandlung in der Budgetkommiſſion über die Flottenvorlage. * Berlin, 29. März.Tel. Zum Protokoll der geſtrigen Nach einer einſtündigen Pauſe wird die Berathung Abg. Gröber kritiſirt die Darlegungen des Vorredners, Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus- * Berlin, 29. März. Tel. Der Bundesrath über- d. Berlin, 29. März. Tel. Die dem Kaiſer ge- ᑯ Wien, 29. März. Tel. Die franzöſiſche Regierung * Bern, 29. März. Tel. Wie die Schweizeriſche * Bern, 29. März. Tel. Der Nationalrath lehnte * Paris, 29. März. Tel. Der Senat erklärte mit d. Paris, 29. März. Tel. Der Armee-Ausſchuß * Rom, 29. März. Tel. Deputirtenkammer. Das × London, 29. März. Tel. Das von der hieſigen * London, 29. März. Tel. Das Reuter’ſche Bureau —?— St. Petersburg, 29. März. Tel. Autoritativ * Athen, 29. März. Tel. In der Deputirtenkammer * Konſtantinopel, 29. März. Tel. Der armeniſche * Kalkutta, 29. März. Tel. Die Zahl der hier an der Handel und Volkswirthſchaft. * Von der Berliner Börſe.Berlin, 28. März. Um 65 Proz. iſt an der Börſe vom Mittwoch der Kurs * Portland-Zementfabrik Hemmoor. In der am * Deutſchlands Bergwerks- und Hütten-Pro- duktion. In Deutſchland und Luxemburg betrug im Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">München, Freitag Allgemeine Zeitung</hi> 30. März 1900. Nr. 87.</fw><lb/><cb/> ihrer Beſitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-<lb/> wohnt wäre, nicht verſtehen, daß ihn John Bull noch<lb/> nicht annektirt hätte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letzte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Verhandlung in der Budgetkommiſſion über die Flottenvorlage.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Zum Protokoll der geſtrigen<lb/> Sitzung der Budgetkommiſſion zur Berathung der Flotten-<lb/> vorlage iſt eine Tabelle überreicht worden über die ſtetig<lb/> ſteigenden Reichseinnahmen, von 1895 ab gerechnet. — Abg.<lb/><hi rendition="#g">Gröber</hi> (Centr.) betont, es müſſe ein Weg für die Koſten-<lb/> deckung der Schiffsbauten geſucht werden, durch den eine<lb/> Anleihe vermieden werde. — Abg. <hi rendition="#g">Müller</hi>-Fulda (Centr.)<lb/> erklärt, ehe man ſich über ſo große Ausgaben für die Flotte<lb/> ſchlüſſig mache, müſſe man ein ſicheres Programm für die<lb/> Zukunft haben. — Nach einer kurzen Erwiderung des Reichs-<lb/> ſchatzſekretärs Frhrn. v. <hi rendition="#g">Thielmann</hi> bemerkt der Abg. <hi rendition="#g">Bebel</hi><lb/> (Soz.), die Ausgaben würden ſicher ſteigen; das Marine-<lb/> programm umfaſſe keineswegs alle Ausgaben, vielmehr würden<lb/> andere ſicher in hohem Maße nachkommen. Wie wolle man<lb/> das neue Geſetz mit der Klauſel des Flottengeſetzes von 1898<lb/> betreffend die indirekten Steuern in Einklang bringen? —<lb/> Staatsſekretär Frhr. v. <hi rendition="#g">Thielmann</hi> erklärt darauf, er habe<lb/> von einer Erhöhung der indirekten Steuern nicht geſprochen,<lb/> ſondern nur auf die darin liegende Reſerve für beſonders<lb/> ſchwere Fälle hingewieſen. — Staatsſekretär des Reichsmarine-<lb/> amts v. <hi rendition="#g">Tirpitz</hi> erklärt, von neuen Flottenſtützpunkten ſei<lb/> keine Rede. Das Marineprogramm umfaſſe <hi rendition="#g">ſämmtliche<lb/> im voraus erſichtliche Ausgaben.</hi> — Abg. v. <hi rendition="#g">Kardorff</hi><lb/> (Reichsp.) führt aus, man werde Objekte zur Beſteuerung<lb/> finden, die auch Bebel genehm wären. — Abg. <hi rendition="#g">Büſing</hi><lb/> (nat.-lib.) verlangt Klarheit bezüglich der Bindungsklauſel des<lb/> alteu Geſetzes. Zu Punkt 9 des Berathungsprogramms, der<lb/> von der Errichtung einer <hi rendition="#g">fiskaliſchen Panzerplatten-<lb/> fabrik</hi> handelt, verliest Abg. v. <hi rendition="#g">Kardorff</hi> einen Brief des<lb/> Frhrn. v. Stumm, in dem erklärt wird, er ſei mit der Panzer-<lb/> plattenfabrikation gar nicht beſchäftigt. Bei der Dillinger Hütte<lb/> ſei er mit einem Achtel des Kapitals betheiligt. Von den hohen<lb/> Gewinnen, von denen die Preſſe meldet, ſei keine Rede. Abg.<lb/> v. Kardorff bemerkt hiezu, die ſchleſiſchen Werke hätten von der An-<lb/> lage einer Panzerplattenfabrik wegen des hohen Riſikos abgeſehen.<lb/> — Abg. <hi rendition="#g">Müller</hi>-Fulda bemängelt die Angaben Stumms und<lb/> fragt wegen der Dauerfähigkeit der Platten an. — Staats-<lb/> ſekretär <hi rendition="#g">Tirpitz</hi> erklärt, die alten Panzerplatten habe man<lb/> bisher nicht wiederverwenden können wegen der inzwiſchen<lb/> eingetretenen Verbeſſerungen. Die Verwaltung könne das<lb/> Riſiko der <hi rendition="#g">Verſtaatlichung</hi> der Panzerplattenfabrikation<lb/><hi rendition="#g">nicht übernehmen.</hi> Die Angaben der Preſſe über Krupps<lb/> Verdienſt ſeien im höchſten Grad <hi rendition="#g">übertrieben.</hi> Wären die<lb/> Gewinne wirklich ſo hoch, ſo würden ſich Konkurrenten für<lb/> Krupp von ſelbſt finden. — Die Abgg. Graf <hi rendition="#g">zu Stolberg-<lb/> Wernigerode</hi> (konſ.) und <hi rendition="#g">Bebel</hi> ſprechen ſich <hi rendition="#g">gegen</hi> eine<lb/> fiskaliſche Panzerplattenfabrik aus, Letzterer unter der Hervor-<lb/> hebung, daß die Verſtaatlichung nur zu Mehrbewilligungen<lb/> führen würde. — Abg. <hi rendition="#g">Richter</hi> (Frſ. Volksp.) führt aus, die<lb/> einzigen Werke, die Panzerplatten lieferten, hätten ſich koalirt,<lb/> damit ſei jede Konkurrenz beſeitigt. Der Gedanke an eine<lb/> Verſtaatlichung ſei nicht von vornherein abzuweiſen. — Abg.<lb/> v. <hi rendition="#g">Kardorff</hi> und Staatsſekretär <hi rendition="#g">Tirpitz</hi> verweiſen auf<lb/> Krupps Verdienſt um die deutſche Induſtrie. — Die Abgg.<lb/> Prinz <hi rendition="#g">Arenberg</hi> (Centr.) und <hi rendition="#g">Paaſche</hi> (nat.-lib.) ſprechen<lb/> ſich <hi rendition="#g">gegen</hi> die Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation<lb/> aus. — Staatsſekretär <hi rendition="#g">Tirpitz</hi> weist auf das größere Alter<lb/> der <hi rendition="#g">engliſchen</hi> Schiffsbau-Induſtrie hin. Das Material an<lb/> Eiſen und Kohle liege derſelben bequemer zur Hand. Das<lb/> weitere Erſtarken unſrer Induſtrie werde die Preisbildung<lb/> beeinfluſſen. Weiterhin konſtatirt der Staatsſekretär, das in<lb/> England für die deutſche Marine gebaute Torpedoboot ſei<lb/><hi rendition="#g">theurer und weniger gut geweſen als die deutſchen.</hi><lb/> Laſſe man die Schiffe im Ausland bauen, ſo ſei die Ueber-<lb/> wachung des Baues nicht ſo möglich wie im Inland. —<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Paaſche</hi> (nat.-lib.) bemerkt, die niedrigeren engliſchen<lb/> Preiſe erklärten ſich theilweiſe daher, daß die deutſche Arbeit<lb/> beſſer ſei. — Abg. <hi rendition="#g">Freſe</hi> (Frſ. Vgg.) erklärt ſich für die<lb/> Privatinduſtrie. Die Regierung möge der Konkurrenz die<lb/> Wege ebnen. Hierauf wird dieſer Punkt verlaſſen.</p><lb/> <p>Nach einer <hi rendition="#g">einſtündigen Pauſe</hi> wird die Berathung<lb/> bei der Frage wegen der <hi rendition="#g">neuen Steuern</hi> wieder auf-<lb/> genommen. Staatsſekretär <hi rendition="#g">Frhr. v. Thielmann</hi> erklärt,<lb/> bis jetzt erſchienen neue Steuern <hi rendition="#g">unnöthig.</hi> Doch könne<lb/> man die Frage immerhin <hi rendition="#g">akademiſch</hi> erörtern. Zunächſt<lb/> ſcheine der <hi rendition="#g">Lotterieſtempel</hi> ein paſſendes Objekt. Gegen<lb/> ſeine Verdoppelung würden die Regierungen nichts ein-<lb/> wenden. Maßgebende Juriſten erachteten das Spielverbot<lb/> in fremden Lotterien nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch für<lb/> wegfällig. Die Erhöhung des Lotterieſtempels werde alſo<lb/> die Freizügigkeit der Looſe nach ſich ziehen. Daß die Spiel-<lb/> luſt darunter leide, ſei wohl nicht zu befürchten. Dieſer<lb/> Stempel ſcheine demnach eine gute Reſerve. Ein zweites<lb/> Objekt ſei das <hi rendition="#g">Saccharin.</hi> Seine Beſteuerung erſcheine ſo-<lb/> gar wünſchenswerth, das Erträgniß vermöge er nicht zu<lb/> ſchätzen. Wahrſcheinlich werde ſich dadurch der Zuckerver-<lb/> brauch erhöhen. Dieſe beiden Objekte deckten einſtweilen den<lb/> Mehrverbrauch. Weitere Vorſchläge könne er gegenwärtig<lb/> nicht machen, auch techniſche Gründe ſprächen gegen die Aus-<lb/> arbeitung neuer Steuerobjekte, weil deren Erträgniß ohne<lb/> ſtatiſtiſches Material gar nicht überſehbar. — Abg. <hi rendition="#g">Graf<lb/> zu Stolberg-Wernigerode</hi> empfiehlt die Ausarbeitung<lb/> eines Geſetzentwurfs betr. die <hi rendition="#g">Erhöhung des Lotterie-<lb/> ſtempels</hi> und die <hi rendition="#g">Beſteuerung des Saccharins.</hi> Die<lb/> ganze Deckungsfrage möge der <hi rendition="#g">Subkommiſſion</hi> überwieſen<lb/> werden. Abg. v. <hi rendition="#g">Kardorff</hi> führt aus, er werde gegen neue<lb/> indirekte Steuern nichts einwenden, doch ſehe er von Vor-<lb/> ſchlägen ab, da er die Stimmung im Reichstag kenne. Er<lb/> ſchlage eventuell einen <hi rendition="#g">Fahrkartenſtempel</hi> für die erſte und<lb/> zweite Klaſſe der Eiſenbahnen vor. Derſelbe würde 25<lb/> Millionen bringen. Die Einzelſtaaten würden ſich fügen<lb/> können und müſſen. Abg. <hi rendition="#g">Müller-</hi>Fulda meint, eine <hi rendition="#g">Fahr-<lb/> kartenſtener</hi> werde man beim Widerſtande der Bundes-<lb/> ſtaaten nicht durchführen können. Gegen eine <hi rendition="#g">Lotterie-<lb/> und Saccharinſteuer</hi> habe er nichts. Auch eine <hi rendition="#g">Conoſſe-<lb/> mentſteuer</hi> könne man ausarbeiten. Der Handel könne<lb/> dieſe leicht tragen. Auch ein Schiffahrtskartenſtempel ſei ein<lb/> gutes Steuerobjekt. Ferner könne der <hi rendition="#g">Börſenſtempel</hi> noch<lb/> beſſer ausgeſtaltet werden. Endlich ſei der Umſatz in Kuxen<lb/> immer noch ſtempelfrei. Die Lücke könne ohne weiteres aus-<lb/> gefüllt werden. Insgeſammt ſeien ſo 36 Millionen mehr<lb/> leicht zu erzielen. Abg. <hi rendition="#g">Büſing</hi> erklärt, da die ganze Nation<lb/> an der Flottenvorlage betheiligt ſei, ſolle man die Steuern<lb/> den beſonderen Intereſſenten aufzulegen verſuchen. <hi rendition="#g">Die<lb/> nationalliberale Partei behalte ſich die Stellung-<lb/><cb/> nahme zu den einzelnen Steuerprojekten vor.</hi> Er<lb/> ſei gegen jede Erſchwerung des Handels. Man würde durch<lb/> eine ſchwere Beſteuerung den Seehandel von Deutſchland ab-<lb/> lenken. Für einen <hi rendition="#g">Fahrkartenſtempel</hi> zur See und zu<lb/> Lande ſei er durchaus zu haben. Ein <hi rendition="#g">Börſenſtempel</hi> ent-<lb/> ſpreche <hi rendition="#g">nicht</hi> ſeinen Auffaſſungen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Gröber</hi> kritiſirt die Darlegungen des Vorredners,<lb/> betont die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Bin-<lb/> dungsklauſel des alten Geſetzes und erklärt, <hi rendition="#g">für Anleihe-<lb/> pläne ſei das Centrum unter keinen Umſtänden zu<lb/> haben.</hi> Redner lehnt ſeinerſeits den Fahrkartenſtempel ab,<lb/> der beiſpielsweiſe in Württemberg keinen Sympathien be-<lb/> gegnen würde. Bezüglich des Börſenſtempels ſei er der An-<lb/> ſicht von Müller-Fulda. Auch gäbe es noch <hi rendition="#g">Luxusartikel,</hi><lb/> die einen höheren Zoll vertragen, aber alle dieſe Steuern<lb/> würden dem Bedürfniſſe nicht entſprechen, man brauche eine<lb/> große Ergänzungsſteuer, als welche ſich eine <hi rendition="#g">Reichserb-<lb/> ſchaftsſteuer</hi> empfehle.</p><lb/> <p>Staatsſekretär Frhr. v. <hi rendition="#g">Thielmann</hi> bemerkt, ohne aus-<lb/> reichendes ſtatiſtiſches Material könne die Verwaltung keine<lb/> zuverläſſigen Steuerprojekte ausarbeiten. Der Reichstag würde<lb/> für derart vorbereitete Projekte kaum zu haben ſein. Die<lb/> Regierungen würden außer auf die von ihm genannten Pro-<lb/> jekte auch auf einen Stempel auf die Seepaſſage eingehen.<lb/> Ein Stempel auf Landpaſſage ſei ihm neu. Eine Reichs-<lb/> erbſchaftsſteuer wurde vielfach erwogen, habe jedoch wenig<lb/> Zuſtimmung gefunden; dem Reiche fehle die Organiſation für<lb/> ihre Erhebung und ſie würde die Landwirthſchaft am ſchwerſten<lb/> treſſen. Der Erbe würde Geld für die Steuer aufnehmen<lb/> müſſen, namentlich deßhalb wolle Preußen nicht darauf ein-<lb/> gehen. Abg. <hi rendition="#g">Freſe</hi> ſagt, Vermögens- und Erbſchaftsſteuer<lb/> ſeien für ihn nicht unannehmbar. Die Deckungsfrage ſei für<lb/> ihn nicht Vorausſetzung für die Annahme der Vorlage.<lb/> Gegen eine Connoſſementſteuer ſei man in Bremen ſchon<lb/> deßhalb nicht, damit man nicht ſagen könne, der Handel<lb/> wolle nur die Vortheile, aber nicht die Laſten der Flotte<lb/> tragen. Abg. <hi rendition="#g">Bebel</hi> führt aus, wie die Laſt der Armee,<lb/> müßte auch die der Flotte von der Geſammtheit getragen<lb/> werden; dem ſtehe nicht entgegen, daß die Beſitzenden pro-<lb/> greſſiv ſtärker herauzuziehen ſind. Redner ſpricht ſich dann<lb/> für eine <hi rendition="#g">Vermögensſteuer</hi> aus entſprechend der preußi-<lb/> ſchen Ergänzungsſteuer. Auslandsſteuern wie die Connoſſe-<lb/> mentſteuer könne er nicht gutheißen. Die Intereſſentenſteuern<lb/> würden bald abgewälzt. Vor einem Lotterieſtempel warne<lb/> er. Ein Fahrkartenſtempel ſei ungerecht. Abg. <hi rendition="#g">Paaſche</hi><lb/> ſpricht ſich gegen Anleihepläne aus und votirt ſeinerſeits für<lb/> eine Connoſſement- und Börſenſteuer, einen Seefahrkarien-<lb/> ſtempel und eine Sektſteuer, welch letztere 5 Millionen er-<lb/> bringen würde. Graf <hi rendition="#g">Klinckowſtroem</hi> ſpricht ſich gegen<lb/> direkte Reichsſteuern, beſonders gegen eine Erbſchaftsſteuer<lb/> aus, während er gegen die übrigen Projekte nichts einzu-<lb/> wenden habe. Abg. <hi rendition="#g">Richter</hi> meint, die heutige Debatte<lb/> werde dem Lande die Augen öffnen über die wahre Be-<lb/> deutung der Vorlage. Redner beſpricht die einzelnen Vor-<lb/> ſchläge und empfiehlt eine Reichsvermögensſteuer. Prinz<lb/><hi rendition="#g">Arenberg</hi> erklärt, die Bindungsklauſel ſei eine <hi rendition="#aq">conditio<lb/> sine qua non</hi> für die Annahme des Geſetzes, und ſagt, eine<lb/> Erbſchaftsſteuer habe große pſychologiſche Vorzüge. Schließ-<lb/> lich plaidirt noch Abg. <hi rendition="#g">Singer</hi> für eine <hi rendition="#g">Reichseinkommen-<lb/> ſteuer.</hi> An der Subkommiſſion für Berathung der Deckungs-<lb/> frage werde ſich ſeine Partei nicht betheiligen, da ſie die<lb/> ganze Vorlage ablehne. Abg. <hi rendition="#g">Gröber</hi> iſt ebenfalls gegen<lb/> eine Subkommiſſion. Die Regierung habe die Pflicht, Steuer-<lb/> pläne auszuarbeiten. — Die Fortſetzung der Berathung wird<lb/> dann auf den 25. <hi rendition="#g">April</hi> vertagt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der <hi rendition="#g">Bundesrath</hi> über-<lb/> wies in ſeiner Sitzung die Mittheilungen des Präſidenten<lb/> des Reichstags über die Beſchlüſſe des Reichstags zu den<lb/> Ueberſichten über die Einnahmen und Ausgaben der afrikani-<lb/> ſchen Schutzgebiete dem zuſtändigen Ausſchuſſe. Dem Ent-<lb/> wurf des Geſetzes betreffend die Beſtrafung wegen Entziehung<lb/> elektriſcher Arbeit wurde nach den Beſchlüſſen des Reichstags zu-<lb/> geſtimmt. Den Geſetzen wegen der Feſtſtellung des Reichs-<lb/> haushalts- und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf<lb/> das Jahr 1900 in der vom Reichstag beſchloſſenen Faſſung<lb/> wurde gleichfalls zugeſtimmt; ebenſo der Verwendung über-<lb/> ſchüſſiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung in der Faſſung<lb/> der Reichstagsbeſchlüſſe; ferner den Protokollen des dritten<lb/> und vierten Ausſchuſſes betreffend die Erweiterung des<lb/> Hamburgiſchen Freihafengebiets und zum Schluß dem Antrage<lb/> des dritten und ſiebenten Ausſchuſſes, betreffend den Zoll-<lb/> verwaltungskoſtenetat für Lübeck.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die dem <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> ge-<lb/> ſchenkte <hi rendition="#g">Burg Hoh-Königsburg</hi> bei Schlettſtadt iſt, wie<lb/> die „Nat.-Ztg.“ erſährt, zur Aufnahme eines <hi rendition="#g">hiſtoriſchen<lb/> Muſeums</hi> beſtimmt, welches die Geſchichte und Vergangen-<lb/> heit, Volkskunde und Eigenart des <hi rendition="#g">Elſaß</hi> veranſchanlichen<lb/> ſoll. Die Wiederherſtellung der gewaltigen Burgruine wird<lb/> bald in Angriff genommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>ᑯ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die franzöſiſche Regierung<lb/> ſchlug dem deutſchen und dem öſterreichiſchen Kabinet vor,<lb/> daß ſie alle offenen und ein Viertel der verſteckten <hi rendition="#g">Zucker-<lb/> prämien</hi> aufheben ſollen. Die deutſche und die öſterreichiſche<lb/> Regierung werden antworten, daß dieſer Vorſchlag als Baſis<lb/> weiterer Verhandlungen unzureichend ſei. Frankreich müſſe<lb/> weitergehen, damit in weitere Diskuſſion getreten werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bern,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Wie die Schweizeriſche<lb/> Telegraphen-Agentur meldet, lautet das <hi rendition="#g">Urtheil des<lb/> Schiedsgerichts in der Delagoa-Bahn-Frage</hi><lb/> dahin, daß Portugal 15,314,000 Fr. zu zahlen hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bern,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der <hi rendition="#g">Nationalrath</hi> lehnte<lb/> mit großer Mehrheit einen Antrag auf <hi rendition="#g">Einführung der<lb/> Goldwährung</hi> ab, nachdem der Bundesrath erklärt hat,<lb/> der Antrag ſei inopportun. Ein Geſetzentwurf, betreffend die<lb/> Einführung der Goldwährung, ſei vorbereitet, werde aber nur<lb/> vorgelegt werden, wenn die Schweiz aus dem lateiniſchen<lb/> Münzbunde austreten wolle, wozu heute kein Anlaß vorliege.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der <hi rendition="#g">Senat</hi> erklärte mit<lb/> 127 gegen 125 Stimmen die Wahl des in Lyon gegen den<lb/> früheren Miniſter Th<hi rendition="#aq">é</hi>venet gewählten Senators Repiquet<lb/> für ungültig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#b">Paris,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der <hi rendition="#g">Armee-Ausſchuß<lb/> der Kammer</hi> beſchloß, die <hi rendition="#g">Präſenzſtärke des Heeres</hi><lb/> auf 550,000 Mann feſtzuſetzen, wenn die Vorlage zur Ein-<lb/> führung der <hi rendition="#g">zweijährigen Dienſtzeit</hi> durchgehen ſollte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Rom,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel. Deputirtenkammer.</hi> Das<lb/> Haus nimmt die Debatte über den <hi rendition="#g">Antrag Cambray-<lb/> Digny</hi> wieder auf. Durch Aufftehen und Sitzenbleiben unter<lb/> dem Beifall der Mehrheit, unter Lärm und Widerſpruch der<lb/> äußerſten Linken wird ein von <hi rendition="#g">Pelloux</hi> geſtellter Antrag au-<lb/> genommen, wonach der Geſchäftsordnungsausſchuß beauftragt<lb/><cb/> werden ſoll, Vorſchläge zur Reform der Geſchäftsordnung zu<lb/> unterbreiten, über die am Dienſtag debattelos abgeſtimmt<lb/> werden ſoll und die am Samſtag in der Kammer einzu-<lb/> bringen ſind. Der Verlauf der Sitzung geſtaltet ſich äußerſt<lb/> ſtürmiſch. Nach Annahme des Antrags des Miniſterpräſidenten<lb/> Pelloux entſteht auf der äußerſten Linken ein heſtiger Lärm.<lb/> Der Kammerpräſident bedeckt ſich und hebt die Sitzung unter<lb/> dem Beifall der Rechten und des Centrums auf. — Nach<lb/> der Sitzung faßte die äußerſte Linke eine <hi rendition="#g">Reſolution,</hi> worin<lb/> ſie in heftigſter Weiſe Einſpruch erhebt gegen das Verhalten<lb/> des Präſidenten, der Ferri und Denicolo über die Erklärung<lb/> des Miniſterpräſidenten zu ſprechen verhinderte. Auch eine<lb/> Anzahl von Abgeordneten der Linken faßte eine ähnliche aber<lb/> mildere Reſolution. Pelloux lud die Mitglieder der Kammer-<lb/> majorität zu einer Verſammlung ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>× <hi rendition="#b">London,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Das von der hieſigen<lb/> Flottenliga geſtern veranſtaltete <hi rendition="#g">Maſſenmeeting</hi> nahm<lb/> Reſolutionen an, die eine <hi rendition="#g">bedeutende Vermehrung<lb/> der Flotte</hi> befürworten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Das Reuter’ſche Bureau<lb/> meldet aus <hi rendition="#g">Peking</hi> von heute: In den erſten Berichten über<lb/> das Gefecht zwiſchen den „Boxers“ und den kaiſerlichen<lb/> Truppen war die Bedeutung des Gefechts offenbar über-<lb/> trieben. Die Boxers wurden zerſtreut. Auf ihrer Seite<lb/> wurden 8, bei den Kaiſerlichen 2 Mann getödtet. Aus Tientſin<lb/> meldet Reuters Bureau: Eine große Zahl hieſiger Kulis be-<lb/> geben ſich nach Niu-tſchwang, um an der Mandſchurei-Eiſen-<lb/> bahn zu arbeiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>—?— <hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Autoritativ<lb/> wird verſichert, daß der <hi rendition="#g">Beſuch</hi> des morgen hier er-<lb/> warteten <hi rendition="#g">bulgariſchen Kriegsminiſters</hi> nur ein<lb/><hi rendition="#g">Höflichkeitsakt</hi> als eine Erwiderung des Beſuchs des<lb/> ruſſiſchen Generalſtabsoberſten <hi rendition="#g">Jepantſchin</hi> ſei, und<lb/> daß keinerlei militäriſche oder politiſche Verhandlungen<lb/> gepflogen werden würden, wie ſolche von der öſterreichi-<lb/> ſchen Preſſe mit dem Beſuch des bulgariſchen Kriegs-<lb/> miniſters in Beziehung gebracht worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Athen,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> In der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi><lb/> legte der Miniſterpräſident einen Vertrag hinſichtlich des Baues<lb/> einer <hi rendition="#g">Eiſenbahn vom Piräus über Lariſſa nach der<lb/> Grenze</hi> vor. Die Konzeſſionäre werden ſich als <hi rendition="#aq">„Société<lb/> hellénique de construction et exploitation“</hi> mit einem Kapital<lb/> von 10 Millionen konſtituiren. Die Regierung wird zur Be-<lb/> zahlung der Arbeiten eine in 88 Jahren zu amortiſirende,<lb/> von der internationalen Kontrole nicht garantirte Anleihe von<lb/> 43 Millionen in Gold aufnehmen. Eine engliſch-franzöſiſche<lb/> Gruppe hat bereits das ganze Kapital gezeichnet und alle<lb/> Obligationen erworben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der <hi rendition="#g">armeniſche<lb/> Patriarch</hi> beharrt auf ſeiner <hi rendition="#g">Demiſſion.</hi> Inzwiſchen iſt<lb/> die Wahl des Katholikos von Sis, die die Urſache ſeiner<lb/> Demiſſion bildete, auf den 5. April vertagt worden. — Die<lb/> Frage wegen der <hi rendition="#g">Abgrenzung und Bezeichnung des<lb/> Gebietes der ruſſiſchen Vorzugsrechte</hi> für den Bau<lb/> von Eiſenbahnen in der an Rußland grenzenden kleinafiati-<lb/> ſchen Territorien iſt noch nicht geregelt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Kalkutta,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die Zahl der hier an der<lb/><hi rendition="#g">Peſt</hi> Geſtorbenen beträgt 217. Am Dienſtag kamen 157 Neu-<lb/> erkrankungen vor. An dieſem Tage betrug die Geſammtzahl<lb/> der an der Seuche Erkrankten 301.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Handel und Volkswirthſchaft.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Von der Berliner Börſe.</hi></head> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 28. März.</dateline><lb/> <p>Um 65 Proz. iſt an der Börſe vom Mittwoch der Kurs<lb/> der Arenberger Bergbaugeſellſchaftsaktien durch eine un-<lb/> limitirte Kaufordre von 6000 M. geſteigert worden. Die<lb/> Thatſache zeigt die Bedenklichkeit der unlimitirten Ordres,<lb/> infolge deren ein Auftrag unter Umſtänden zu einem<lb/> den Auftraggeber ſehr peinlich überraſchenden Kurſe aus-<lb/> geführt werden kann. Was in dem vorliegenden Fall<lb/> auf eine ungewöhnliche Steigerung des Kurſes hinaus-<lb/> läuft, kann in einem anderen zu einer ebenſolchen Herab-<lb/> ſetzung des Kurſes führen. Und auch in dieſem Falle<lb/> wird ſich der Auftraggeber nicht mit der Geringfügigkeit<lb/> ſeiner Ordre beruhigen dürfen. Denn wie in Bezug auf<lb/> die Arenberger Aktie der Kurs durch eine geringfügige<lb/> Nachfrage derart geſteigert wurde, weil das ihr gegenüber-<lb/> ſtehende Angebot noch dahinter zurückblieb, ſo begegnet<lb/> leicht auch der umgekehrte Fall. Auf denjenigen Märkten,<lb/> die gegenwärtig bei unſern feſtverzinslichen Papieren von<lb/> der Kaufluſt vernachläſſigt ſind, kann dieſe Wahrnehmung<lb/> gegenwärtig oft genug gemacht werden. Die 3½ proz.<lb/> Obligationen der Rheinprovinz ſind an der Börſe vom<lb/> Dienſtag auf eine unbedeutende Verkaufsordre hin nicht<lb/> weniger als 2½ Proz. gefallen; für ein derartiges Papier<lb/> eine kaum weniger rapide Bewegung als die Steigerung<lb/> der Arenberger Aktie. Allerdings macht ſich auf dem<lb/> Markte der feſtverzinslichen Papiere eine noch beklagens-<lb/> werthere Erſcheinung, als es ein relativ ſtarker Rückgang<lb/> infolge mäßiger Verkaufsordres iſt, bemerkbar. Eine<lb/> Reihe dieſer Papiere erweist ſich nämlich geradezu als<lb/> unverkäuflich. Insbeſondere gilt das von Anleihen mittlerer<lb/> und kleinerer Gemeinden, betreffs deren man für eine<lb/> Verkaufsordre lange Zeit warten kann, ehe man einen<lb/> Abnehmer dafür findet, ja in manchen Fällen gelingt das<lb/> letztere ebenfalls nur, wenn man in den Kommunen ſelbſt<lb/> die Titres wieder anzubringen Gelegenheit hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Portland-Zementfabrik Hemmoor.</hi></dateline> <p>In der am<lb/> 28. März d. J. in Hannover ſtattgehabten Generalverſamm-<lb/> lung, in welcher ein Aktienkapital von 1,854,000 M. vertreten<lb/> war, wurde die Bilanz nebſt Gewinn- und Verluſtrechnung<lb/> pro 1899 genehmigt und die <hi rendition="#g">Dividende</hi> auf 15 Proz. feſt-<lb/> geſetzt. Dieſelbe iſt am 15. April d. J. zahlbar. Auf Anfrage aus<lb/> der Verſammlung erklärte die Direktion, daß die Verhältniſſe<lb/> des Unternehmens günſtige ſeien, da bisher nicht nur etwa<lb/> 20,000 Faß Portland-Zement mehr verladen ſeien als in der<lb/> gleichen Periode des Vorjahres, ſondern auch die bisherigen<lb/> Abſchlüſſe zu theils gleichen, theils etwas billigeren Preiſen ſo<lb/> umfangreich ſeien, daß trotz der erhöhten Produktion nur noch<lb/> verhältnißmäßig geringe Quantitäten zur freien Verfügung<lb/> der Verwaltung ſtänden. Die Betheiligung der Portland-<lb/> Zementfabrik Hemmoor an den German American Portland<lb/> Cement Works in Chicago biete auf abſehbare Zeit abſolut<lb/> günſtige Ausfichten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Deutſchlands Bergwerks- und Hütten-Pro-<lb/> duktion.</hi></head> <p>In Deutſchland und Luxemburg betrug im Jahre<lb/> 1899 die <hi rendition="#g">Steinkohlenproduktion</hi> 101,621,866 <hi rendition="#aq">t</hi> (i. V.<lb/> 96,309,652 <hi rendition="#aq">t</hi>) im Werthe von 789,632,676 M. (i. V. 710,232,676<lb/> Mark) mit einem Durchſchnittswerthe pro Tonne von M. 7.77<lb/> (i. V. M. 7.37) Die <hi rendition="#g">Braunkohlenerzeugung</hi> ſtellte<lb/> ſich auf 34,202,561 <hi rendition="#aq">t</hi> (i. V. 31,648,898 <hi rendition="#aq">t</hi>), deren Werth<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
München, Freitag Allgemeine Zeitung 30. März 1900. Nr. 87.
ihrer Beſitzer. Uebrigens würde er, wenn der Mond be-
wohnt wäre, nicht verſtehen, daß ihn John Bull noch
nicht annektirt hätte.
Letzte Nachrichten.
Verhandlung in der Budgetkommiſſion über die Flottenvorlage.
* Berlin, 29. März.Tel. Zum Protokoll der geſtrigen
Sitzung der Budgetkommiſſion zur Berathung der Flotten-
vorlage iſt eine Tabelle überreicht worden über die ſtetig
ſteigenden Reichseinnahmen, von 1895 ab gerechnet. — Abg.
Gröber (Centr.) betont, es müſſe ein Weg für die Koſten-
deckung der Schiffsbauten geſucht werden, durch den eine
Anleihe vermieden werde. — Abg. Müller-Fulda (Centr.)
erklärt, ehe man ſich über ſo große Ausgaben für die Flotte
ſchlüſſig mache, müſſe man ein ſicheres Programm für die
Zukunft haben. — Nach einer kurzen Erwiderung des Reichs-
ſchatzſekretärs Frhrn. v. Thielmann bemerkt der Abg. Bebel
(Soz.), die Ausgaben würden ſicher ſteigen; das Marine-
programm umfaſſe keineswegs alle Ausgaben, vielmehr würden
andere ſicher in hohem Maße nachkommen. Wie wolle man
das neue Geſetz mit der Klauſel des Flottengeſetzes von 1898
betreffend die indirekten Steuern in Einklang bringen? —
Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt darauf, er habe
von einer Erhöhung der indirekten Steuern nicht geſprochen,
ſondern nur auf die darin liegende Reſerve für beſonders
ſchwere Fälle hingewieſen. — Staatsſekretär des Reichsmarine-
amts v. Tirpitz erklärt, von neuen Flottenſtützpunkten ſei
keine Rede. Das Marineprogramm umfaſſe ſämmtliche
im voraus erſichtliche Ausgaben. — Abg. v. Kardorff
(Reichsp.) führt aus, man werde Objekte zur Beſteuerung
finden, die auch Bebel genehm wären. — Abg. Büſing
(nat.-lib.) verlangt Klarheit bezüglich der Bindungsklauſel des
alteu Geſetzes. Zu Punkt 9 des Berathungsprogramms, der
von der Errichtung einer fiskaliſchen Panzerplatten-
fabrik handelt, verliest Abg. v. Kardorff einen Brief des
Frhrn. v. Stumm, in dem erklärt wird, er ſei mit der Panzer-
plattenfabrikation gar nicht beſchäftigt. Bei der Dillinger Hütte
ſei er mit einem Achtel des Kapitals betheiligt. Von den hohen
Gewinnen, von denen die Preſſe meldet, ſei keine Rede. Abg.
v. Kardorff bemerkt hiezu, die ſchleſiſchen Werke hätten von der An-
lage einer Panzerplattenfabrik wegen des hohen Riſikos abgeſehen.
— Abg. Müller-Fulda bemängelt die Angaben Stumms und
fragt wegen der Dauerfähigkeit der Platten an. — Staats-
ſekretär Tirpitz erklärt, die alten Panzerplatten habe man
bisher nicht wiederverwenden können wegen der inzwiſchen
eingetretenen Verbeſſerungen. Die Verwaltung könne das
Riſiko der Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation
nicht übernehmen. Die Angaben der Preſſe über Krupps
Verdienſt ſeien im höchſten Grad übertrieben. Wären die
Gewinne wirklich ſo hoch, ſo würden ſich Konkurrenten für
Krupp von ſelbſt finden. — Die Abgg. Graf zu Stolberg-
Wernigerode (konſ.) und Bebel ſprechen ſich gegen eine
fiskaliſche Panzerplattenfabrik aus, Letzterer unter der Hervor-
hebung, daß die Verſtaatlichung nur zu Mehrbewilligungen
führen würde. — Abg. Richter (Frſ. Volksp.) führt aus, die
einzigen Werke, die Panzerplatten lieferten, hätten ſich koalirt,
damit ſei jede Konkurrenz beſeitigt. Der Gedanke an eine
Verſtaatlichung ſei nicht von vornherein abzuweiſen. — Abg.
v. Kardorff und Staatsſekretär Tirpitz verweiſen auf
Krupps Verdienſt um die deutſche Induſtrie. — Die Abgg.
Prinz Arenberg (Centr.) und Paaſche (nat.-lib.) ſprechen
ſich gegen die Verſtaatlichung der Panzerplattenfabrikation
aus. — Staatsſekretär Tirpitz weist auf das größere Alter
der engliſchen Schiffsbau-Induſtrie hin. Das Material an
Eiſen und Kohle liege derſelben bequemer zur Hand. Das
weitere Erſtarken unſrer Induſtrie werde die Preisbildung
beeinfluſſen. Weiterhin konſtatirt der Staatsſekretär, das in
England für die deutſche Marine gebaute Torpedoboot ſei
theurer und weniger gut geweſen als die deutſchen.
Laſſe man die Schiffe im Ausland bauen, ſo ſei die Ueber-
wachung des Baues nicht ſo möglich wie im Inland. —
Abg. Paaſche (nat.-lib.) bemerkt, die niedrigeren engliſchen
Preiſe erklärten ſich theilweiſe daher, daß die deutſche Arbeit
beſſer ſei. — Abg. Freſe (Frſ. Vgg.) erklärt ſich für die
Privatinduſtrie. Die Regierung möge der Konkurrenz die
Wege ebnen. Hierauf wird dieſer Punkt verlaſſen.
Nach einer einſtündigen Pauſe wird die Berathung
bei der Frage wegen der neuen Steuern wieder auf-
genommen. Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt,
bis jetzt erſchienen neue Steuern unnöthig. Doch könne
man die Frage immerhin akademiſch erörtern. Zunächſt
ſcheine der Lotterieſtempel ein paſſendes Objekt. Gegen
ſeine Verdoppelung würden die Regierungen nichts ein-
wenden. Maßgebende Juriſten erachteten das Spielverbot
in fremden Lotterien nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch für
wegfällig. Die Erhöhung des Lotterieſtempels werde alſo
die Freizügigkeit der Looſe nach ſich ziehen. Daß die Spiel-
luſt darunter leide, ſei wohl nicht zu befürchten. Dieſer
Stempel ſcheine demnach eine gute Reſerve. Ein zweites
Objekt ſei das Saccharin. Seine Beſteuerung erſcheine ſo-
gar wünſchenswerth, das Erträgniß vermöge er nicht zu
ſchätzen. Wahrſcheinlich werde ſich dadurch der Zuckerver-
brauch erhöhen. Dieſe beiden Objekte deckten einſtweilen den
Mehrverbrauch. Weitere Vorſchläge könne er gegenwärtig
nicht machen, auch techniſche Gründe ſprächen gegen die Aus-
arbeitung neuer Steuerobjekte, weil deren Erträgniß ohne
ſtatiſtiſches Material gar nicht überſehbar. — Abg. Graf
zu Stolberg-Wernigerode empfiehlt die Ausarbeitung
eines Geſetzentwurfs betr. die Erhöhung des Lotterie-
ſtempels und die Beſteuerung des Saccharins. Die
ganze Deckungsfrage möge der Subkommiſſion überwieſen
werden. Abg. v. Kardorff führt aus, er werde gegen neue
indirekte Steuern nichts einwenden, doch ſehe er von Vor-
ſchlägen ab, da er die Stimmung im Reichstag kenne. Er
ſchlage eventuell einen Fahrkartenſtempel für die erſte und
zweite Klaſſe der Eiſenbahnen vor. Derſelbe würde 25
Millionen bringen. Die Einzelſtaaten würden ſich fügen
können und müſſen. Abg. Müller-Fulda meint, eine Fahr-
kartenſtener werde man beim Widerſtande der Bundes-
ſtaaten nicht durchführen können. Gegen eine Lotterie-
und Saccharinſteuer habe er nichts. Auch eine Conoſſe-
mentſteuer könne man ausarbeiten. Der Handel könne
dieſe leicht tragen. Auch ein Schiffahrtskartenſtempel ſei ein
gutes Steuerobjekt. Ferner könne der Börſenſtempel noch
beſſer ausgeſtaltet werden. Endlich ſei der Umſatz in Kuxen
immer noch ſtempelfrei. Die Lücke könne ohne weiteres aus-
gefüllt werden. Insgeſammt ſeien ſo 36 Millionen mehr
leicht zu erzielen. Abg. Büſing erklärt, da die ganze Nation
an der Flottenvorlage betheiligt ſei, ſolle man die Steuern
den beſonderen Intereſſenten aufzulegen verſuchen. Die
nationalliberale Partei behalte ſich die Stellung-
nahme zu den einzelnen Steuerprojekten vor. Er
ſei gegen jede Erſchwerung des Handels. Man würde durch
eine ſchwere Beſteuerung den Seehandel von Deutſchland ab-
lenken. Für einen Fahrkartenſtempel zur See und zu
Lande ſei er durchaus zu haben. Ein Börſenſtempel ent-
ſpreche nicht ſeinen Auffaſſungen.
Abg. Gröber kritiſirt die Darlegungen des Vorredners,
betont die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Bin-
dungsklauſel des alten Geſetzes und erklärt, für Anleihe-
pläne ſei das Centrum unter keinen Umſtänden zu
haben. Redner lehnt ſeinerſeits den Fahrkartenſtempel ab,
der beiſpielsweiſe in Württemberg keinen Sympathien be-
gegnen würde. Bezüglich des Börſenſtempels ſei er der An-
ſicht von Müller-Fulda. Auch gäbe es noch Luxusartikel,
die einen höheren Zoll vertragen, aber alle dieſe Steuern
würden dem Bedürfniſſe nicht entſprechen, man brauche eine
große Ergänzungsſteuer, als welche ſich eine Reichserb-
ſchaftsſteuer empfehle.
Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann bemerkt, ohne aus-
reichendes ſtatiſtiſches Material könne die Verwaltung keine
zuverläſſigen Steuerprojekte ausarbeiten. Der Reichstag würde
für derart vorbereitete Projekte kaum zu haben ſein. Die
Regierungen würden außer auf die von ihm genannten Pro-
jekte auch auf einen Stempel auf die Seepaſſage eingehen.
Ein Stempel auf Landpaſſage ſei ihm neu. Eine Reichs-
erbſchaftsſteuer wurde vielfach erwogen, habe jedoch wenig
Zuſtimmung gefunden; dem Reiche fehle die Organiſation für
ihre Erhebung und ſie würde die Landwirthſchaft am ſchwerſten
treſſen. Der Erbe würde Geld für die Steuer aufnehmen
müſſen, namentlich deßhalb wolle Preußen nicht darauf ein-
gehen. Abg. Freſe ſagt, Vermögens- und Erbſchaftsſteuer
ſeien für ihn nicht unannehmbar. Die Deckungsfrage ſei für
ihn nicht Vorausſetzung für die Annahme der Vorlage.
Gegen eine Connoſſementſteuer ſei man in Bremen ſchon
deßhalb nicht, damit man nicht ſagen könne, der Handel
wolle nur die Vortheile, aber nicht die Laſten der Flotte
tragen. Abg. Bebel führt aus, wie die Laſt der Armee,
müßte auch die der Flotte von der Geſammtheit getragen
werden; dem ſtehe nicht entgegen, daß die Beſitzenden pro-
greſſiv ſtärker herauzuziehen ſind. Redner ſpricht ſich dann
für eine Vermögensſteuer aus entſprechend der preußi-
ſchen Ergänzungsſteuer. Auslandsſteuern wie die Connoſſe-
mentſteuer könne er nicht gutheißen. Die Intereſſentenſteuern
würden bald abgewälzt. Vor einem Lotterieſtempel warne
er. Ein Fahrkartenſtempel ſei ungerecht. Abg. Paaſche
ſpricht ſich gegen Anleihepläne aus und votirt ſeinerſeits für
eine Connoſſement- und Börſenſteuer, einen Seefahrkarien-
ſtempel und eine Sektſteuer, welch letztere 5 Millionen er-
bringen würde. Graf Klinckowſtroem ſpricht ſich gegen
direkte Reichsſteuern, beſonders gegen eine Erbſchaftsſteuer
aus, während er gegen die übrigen Projekte nichts einzu-
wenden habe. Abg. Richter meint, die heutige Debatte
werde dem Lande die Augen öffnen über die wahre Be-
deutung der Vorlage. Redner beſpricht die einzelnen Vor-
ſchläge und empfiehlt eine Reichsvermögensſteuer. Prinz
Arenberg erklärt, die Bindungsklauſel ſei eine conditio
sine qua non für die Annahme des Geſetzes, und ſagt, eine
Erbſchaftsſteuer habe große pſychologiſche Vorzüge. Schließ-
lich plaidirt noch Abg. Singer für eine Reichseinkommen-
ſteuer. An der Subkommiſſion für Berathung der Deckungs-
frage werde ſich ſeine Partei nicht betheiligen, da ſie die
ganze Vorlage ablehne. Abg. Gröber iſt ebenfalls gegen
eine Subkommiſſion. Die Regierung habe die Pflicht, Steuer-
pläne auszuarbeiten. — Die Fortſetzung der Berathung wird
dann auf den 25. April vertagt.
* Berlin, 29. März.Tel. Der Bundesrath über-
wies in ſeiner Sitzung die Mittheilungen des Präſidenten
des Reichstags über die Beſchlüſſe des Reichstags zu den
Ueberſichten über die Einnahmen und Ausgaben der afrikani-
ſchen Schutzgebiete dem zuſtändigen Ausſchuſſe. Dem Ent-
wurf des Geſetzes betreffend die Beſtrafung wegen Entziehung
elektriſcher Arbeit wurde nach den Beſchlüſſen des Reichstags zu-
geſtimmt. Den Geſetzen wegen der Feſtſtellung des Reichs-
haushalts- und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf
das Jahr 1900 in der vom Reichstag beſchloſſenen Faſſung
wurde gleichfalls zugeſtimmt; ebenſo der Verwendung über-
ſchüſſiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung in der Faſſung
der Reichstagsbeſchlüſſe; ferner den Protokollen des dritten
und vierten Ausſchuſſes betreffend die Erweiterung des
Hamburgiſchen Freihafengebiets und zum Schluß dem Antrage
des dritten und ſiebenten Ausſchuſſes, betreffend den Zoll-
verwaltungskoſtenetat für Lübeck.
d. Berlin, 29. März.Tel. Die dem Kaiſer ge-
ſchenkte Burg Hoh-Königsburg bei Schlettſtadt iſt, wie
die „Nat.-Ztg.“ erſährt, zur Aufnahme eines hiſtoriſchen
Muſeums beſtimmt, welches die Geſchichte und Vergangen-
heit, Volkskunde und Eigenart des Elſaß veranſchanlichen
ſoll. Die Wiederherſtellung der gewaltigen Burgruine wird
bald in Angriff genommen werden.
ᑯ Wien, 29. März.Tel. Die franzöſiſche Regierung
ſchlug dem deutſchen und dem öſterreichiſchen Kabinet vor,
daß ſie alle offenen und ein Viertel der verſteckten Zucker-
prämien aufheben ſollen. Die deutſche und die öſterreichiſche
Regierung werden antworten, daß dieſer Vorſchlag als Baſis
weiterer Verhandlungen unzureichend ſei. Frankreich müſſe
weitergehen, damit in weitere Diskuſſion getreten werde.
* Bern, 29. März.Tel. Wie die Schweizeriſche
Telegraphen-Agentur meldet, lautet das Urtheil des
Schiedsgerichts in der Delagoa-Bahn-Frage
dahin, daß Portugal 15,314,000 Fr. zu zahlen hat.
* Bern, 29. März.Tel. Der Nationalrath lehnte
mit großer Mehrheit einen Antrag auf Einführung der
Goldwährung ab, nachdem der Bundesrath erklärt hat,
der Antrag ſei inopportun. Ein Geſetzentwurf, betreffend die
Einführung der Goldwährung, ſei vorbereitet, werde aber nur
vorgelegt werden, wenn die Schweiz aus dem lateiniſchen
Münzbunde austreten wolle, wozu heute kein Anlaß vorliege.
* Paris, 29. März.Tel. Der Senat erklärte mit
127 gegen 125 Stimmen die Wahl des in Lyon gegen den
früheren Miniſter Thévenet gewählten Senators Repiquet
für ungültig.
d. Paris, 29. März.Tel. Der Armee-Ausſchuß
der Kammer beſchloß, die Präſenzſtärke des Heeres
auf 550,000 Mann feſtzuſetzen, wenn die Vorlage zur Ein-
führung der zweijährigen Dienſtzeit durchgehen ſollte.
* Rom, 29. März.Tel. Deputirtenkammer. Das
Haus nimmt die Debatte über den Antrag Cambray-
Digny wieder auf. Durch Aufftehen und Sitzenbleiben unter
dem Beifall der Mehrheit, unter Lärm und Widerſpruch der
äußerſten Linken wird ein von Pelloux geſtellter Antrag au-
genommen, wonach der Geſchäftsordnungsausſchuß beauftragt
werden ſoll, Vorſchläge zur Reform der Geſchäftsordnung zu
unterbreiten, über die am Dienſtag debattelos abgeſtimmt
werden ſoll und die am Samſtag in der Kammer einzu-
bringen ſind. Der Verlauf der Sitzung geſtaltet ſich äußerſt
ſtürmiſch. Nach Annahme des Antrags des Miniſterpräſidenten
Pelloux entſteht auf der äußerſten Linken ein heſtiger Lärm.
Der Kammerpräſident bedeckt ſich und hebt die Sitzung unter
dem Beifall der Rechten und des Centrums auf. — Nach
der Sitzung faßte die äußerſte Linke eine Reſolution, worin
ſie in heftigſter Weiſe Einſpruch erhebt gegen das Verhalten
des Präſidenten, der Ferri und Denicolo über die Erklärung
des Miniſterpräſidenten zu ſprechen verhinderte. Auch eine
Anzahl von Abgeordneten der Linken faßte eine ähnliche aber
mildere Reſolution. Pelloux lud die Mitglieder der Kammer-
majorität zu einer Verſammlung ein.
× London, 29. März.Tel. Das von der hieſigen
Flottenliga geſtern veranſtaltete Maſſenmeeting nahm
Reſolutionen an, die eine bedeutende Vermehrung
der Flotte befürworten.
* London, 29. März.Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Peking von heute: In den erſten Berichten über
das Gefecht zwiſchen den „Boxers“ und den kaiſerlichen
Truppen war die Bedeutung des Gefechts offenbar über-
trieben. Die Boxers wurden zerſtreut. Auf ihrer Seite
wurden 8, bei den Kaiſerlichen 2 Mann getödtet. Aus Tientſin
meldet Reuters Bureau: Eine große Zahl hieſiger Kulis be-
geben ſich nach Niu-tſchwang, um an der Mandſchurei-Eiſen-
bahn zu arbeiten.
—?— St. Petersburg, 29. März.Tel. Autoritativ
wird verſichert, daß der Beſuch des morgen hier er-
warteten bulgariſchen Kriegsminiſters nur ein
Höflichkeitsakt als eine Erwiderung des Beſuchs des
ruſſiſchen Generalſtabsoberſten Jepantſchin ſei, und
daß keinerlei militäriſche oder politiſche Verhandlungen
gepflogen werden würden, wie ſolche von der öſterreichi-
ſchen Preſſe mit dem Beſuch des bulgariſchen Kriegs-
miniſters in Beziehung gebracht worden.
* Athen, 29. März.Tel. In der Deputirtenkammer
legte der Miniſterpräſident einen Vertrag hinſichtlich des Baues
einer Eiſenbahn vom Piräus über Lariſſa nach der
Grenze vor. Die Konzeſſionäre werden ſich als „Société
hellénique de construction et exploitation“ mit einem Kapital
von 10 Millionen konſtituiren. Die Regierung wird zur Be-
zahlung der Arbeiten eine in 88 Jahren zu amortiſirende,
von der internationalen Kontrole nicht garantirte Anleihe von
43 Millionen in Gold aufnehmen. Eine engliſch-franzöſiſche
Gruppe hat bereits das ganze Kapital gezeichnet und alle
Obligationen erworben.
* Konſtantinopel, 29. März.Tel. Der armeniſche
Patriarch beharrt auf ſeiner Demiſſion. Inzwiſchen iſt
die Wahl des Katholikos von Sis, die die Urſache ſeiner
Demiſſion bildete, auf den 5. April vertagt worden. — Die
Frage wegen der Abgrenzung und Bezeichnung des
Gebietes der ruſſiſchen Vorzugsrechte für den Bau
von Eiſenbahnen in der an Rußland grenzenden kleinafiati-
ſchen Territorien iſt noch nicht geregelt.
* Kalkutta, 29. März.Tel. Die Zahl der hier an der
Peſt Geſtorbenen beträgt 217. Am Dienſtag kamen 157 Neu-
erkrankungen vor. An dieſem Tage betrug die Geſammtzahl
der an der Seuche Erkrankten 301.
Handel und Volkswirthſchaft.
* Von der Berliner Börſe.Berlin, 28. März.
Um 65 Proz. iſt an der Börſe vom Mittwoch der Kurs
der Arenberger Bergbaugeſellſchaftsaktien durch eine un-
limitirte Kaufordre von 6000 M. geſteigert worden. Die
Thatſache zeigt die Bedenklichkeit der unlimitirten Ordres,
infolge deren ein Auftrag unter Umſtänden zu einem
den Auftraggeber ſehr peinlich überraſchenden Kurſe aus-
geführt werden kann. Was in dem vorliegenden Fall
auf eine ungewöhnliche Steigerung des Kurſes hinaus-
läuft, kann in einem anderen zu einer ebenſolchen Herab-
ſetzung des Kurſes führen. Und auch in dieſem Falle
wird ſich der Auftraggeber nicht mit der Geringfügigkeit
ſeiner Ordre beruhigen dürfen. Denn wie in Bezug auf
die Arenberger Aktie der Kurs durch eine geringfügige
Nachfrage derart geſteigert wurde, weil das ihr gegenüber-
ſtehende Angebot noch dahinter zurückblieb, ſo begegnet
leicht auch der umgekehrte Fall. Auf denjenigen Märkten,
die gegenwärtig bei unſern feſtverzinslichen Papieren von
der Kaufluſt vernachläſſigt ſind, kann dieſe Wahrnehmung
gegenwärtig oft genug gemacht werden. Die 3½ proz.
Obligationen der Rheinprovinz ſind an der Börſe vom
Dienſtag auf eine unbedeutende Verkaufsordre hin nicht
weniger als 2½ Proz. gefallen; für ein derartiges Papier
eine kaum weniger rapide Bewegung als die Steigerung
der Arenberger Aktie. Allerdings macht ſich auf dem
Markte der feſtverzinslichen Papiere eine noch beklagens-
werthere Erſcheinung, als es ein relativ ſtarker Rückgang
infolge mäßiger Verkaufsordres iſt, bemerkbar. Eine
Reihe dieſer Papiere erweist ſich nämlich geradezu als
unverkäuflich. Insbeſondere gilt das von Anleihen mittlerer
und kleinerer Gemeinden, betreffs deren man für eine
Verkaufsordre lange Zeit warten kann, ehe man einen
Abnehmer dafür findet, ja in manchen Fällen gelingt das
letztere ebenfalls nur, wenn man in den Kommunen ſelbſt
die Titres wieder anzubringen Gelegenheit hat.
* Portland-Zementfabrik Hemmoor.In der am
28. März d. J. in Hannover ſtattgehabten Generalverſamm-
lung, in welcher ein Aktienkapital von 1,854,000 M. vertreten
war, wurde die Bilanz nebſt Gewinn- und Verluſtrechnung
pro 1899 genehmigt und die Dividende auf 15 Proz. feſt-
geſetzt. Dieſelbe iſt am 15. April d. J. zahlbar. Auf Anfrage aus
der Verſammlung erklärte die Direktion, daß die Verhältniſſe
des Unternehmens günſtige ſeien, da bisher nicht nur etwa
20,000 Faß Portland-Zement mehr verladen ſeien als in der
gleichen Periode des Vorjahres, ſondern auch die bisherigen
Abſchlüſſe zu theils gleichen, theils etwas billigeren Preiſen ſo
umfangreich ſeien, daß trotz der erhöhten Produktion nur noch
verhältnißmäßig geringe Quantitäten zur freien Verfügung
der Verwaltung ſtänden. Die Betheiligung der Portland-
Zementfabrik Hemmoor an den German American Portland
Cement Works in Chicago biete auf abſehbare Zeit abſolut
günſtige Ausfichten.
* Deutſchlands Bergwerks- und Hütten-Pro-
duktion.In Deutſchland und Luxemburg betrug im Jahre
1899 die Steinkohlenproduktion 101,621,866 t (i. V.
96,309,652 t) im Werthe von 789,632,676 M. (i. V. 710,232,676
Mark) mit einem Durchſchnittswerthe pro Tonne von M. 7.77
(i. V. M. 7.37) Die Braunkohlenerzeugung ſtellte
ſich auf 34,202,561 t (i. V. 31,648,898 t), deren Werth
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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