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Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 25. März 1848.

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[Spaltenumbruch] hat -- nachdem es mit der Liquidation schon vor einiger Zeit begonnen
-- vorläusig seine Zahlungen eingestellt. Die Gläubiger desselben sind
nicht mit dem geringsten Verluste an ihren Forderungen bedroht. Die
Rückwirkung der Pariser Handelskrise ist auch für das Elsaß sehr fühl-
bar, doch lauten die Berichte aus der Hauptstadt heute beruhigender.

Schweiz.

Auf Anstiften des
Centralcomite des Volksvereins zu Bern erließ am 18 d. M. ein pro-
pisorisches Comite des "deutschen Handwerkervereins" einen öffentlichen
Aufruf "an die deutschen Arbeiter in Bern und seinen Umgebungen" zu
einer Versammlung aller Deutschen bei der Linde auf den 19 zur Be-
rathung und Unterzeichnung einer Adresse, "um damit unsern Willen
und unsere Interessen in die Wagschale der deutschen Einheit zu legen."
Es war damit offenbar auf die gleichzeitige Volksversammlung in
Offenburg abgesehen. Es versammelten sich wirklich um 1 Uhr ungefähr
150 bis 200 Menschen, zu einem Theil aus Berner Studenten, Sol-
daten und andern Schweizern, zum größern Theil aus deutschen Hand-
werkern bestehend. Ein Mitglied des provisorischen Comite hielt eine
Anrede und forderte zur Wahl eines Präsidenten und definitiven Comi-
te's auf. Der zum Präsidenten erwählte Handwerker Frölich lehnte
die Wahl ab und forderte daß man die Versammlung mit ihrem Zweck
bekannt mache. Es ward nun eine bereits vor 8 Tagen entworfene
Adresse an den deutschen Bundestag vorgelesen, in welcher unter andern
auch auf "Befreiung vom Pfaffenthum" und auf "Einführung der Civil-
ehe" angetragen wurde. Der Vorleser, ein Handwerker, setzte aber selbst
hinzu: mit dieser Adresse sey es bereits zu spät, weil der deutsche Bun-
destag schon nirgends mehr anerkannt werde. Darauf ward der der-
zeitige Redacteur des (Ochsenbein'schen Verfassungsfreunds, Dr. Pol,
ein hessischer, aber nicht politischer Flüchtling, zum Präsidenten und
im definitiven Comite gewählt. Dr. Pol hielt sodann eine längere Rede
darüber: warum es sich handle; "was wir wollen, und wie? Was man
wolle sey weder ein deutscher Bundestag, noch ein deutsches Parlament,
sondern eine deutsche Republik. Dieß ward von einem Theil, ungefähr
40 Stimmen, mit lautem Bravo aufgenommen. Was das Wie? be-
treffe, so könne man vorläufig nichts thun als dem deutschen Volk seine
Wünsche und Sympathien kundgeben und für jeden Augenblick sich bereit
erklären mit Gut und Blut ihm zu Hülfe zu kommen. Denn der Staat
Bern wolle die ihm garantirte Neutralität festhalten und den dürfe man
nicht compromittiren. Einige Stimmen forderten bewaffnetes Ein-
schreiten, der Präfident erwiderte aber: dazu werde die Zeit schon
kommen; und ein Mitglied des Comite's erklärte: es sey bereits ein zu-
verlässiger Mann nach Offenburg abgesendet um sofort Kunde zu geben,
ob und wann ein bewaffneter Zuzug geeignet sey; das provisorische Comite
habe sich auch mit den deutschen Arbeitern in Paris und London in Verbin-
dung gesetzt, "um mit ihnen gemeinsam dem Vaterland zu Hülfe zu
kommen." Darauf las der Präsident ein "Programm an das deutsche
Volk" vor, das, von ihm bereits vorher entworfen, jetzt berathen und
morgen zur Unterschrift vorgelegt, und dann durch die Zeitungen be-
kannt gemacht werden solle. Mehrere Stimmen forderten das Comite
auf für Waffen und Organisation der Bewaffnung zu sorgen. Der
Präsident rieth aber: es möge jeder selbst für Waffen sorgen. Die Ver-
sammlung ging ruhig auseinander. Sie sehen was man treibt; wir
hoffen die Offenburger Versammlung ist, wie wir hören, ganz anders
ausgefallen als die Fickler und ihre Verbindungen sich dachten; es waren
übrigens von den Berner Radicalen noch mehrere Agenten nach Offen-
burg gesendet. Unsere Nachbarn mögen sich übrigens wahren; auf der
ganzen Gränze von Schaffhausen bis Basel sind bestellte Leute unheim-
lichen Schlages bereit über die Gränze einzufallen.

Auch bei uns nehmen die Dinge wieder
eine ernstere Wendung. Wie ich Ihnen bereits geschrieben, wurde Re-
gierungsrath Funk vom Vorort nach Uri geschickt um von der dortigen
Regierung die Aushändigung der aufgefundenen, auf den früher be-
standenen Sonderbund Bezug habenden Protocolle und Schriften welche
sich in den Händen der Regierung befinden, zu verlangen. In seiner
Sitzung vom 18 März beschloß der Landrath mit Stimmenmehrheit
den Vorort mit seinem Gesuch abzuweisen und die fraglichen Aeten als
Eigenthum des Kantons Uri zu erklären. Gestern erstattete Hr. Funk
dem Vorort Bericht, und dieser beschloß, der Kanton Uri sey sofort mit
[Spaltenumbruch] vier Bataillonen Infanterie, einer Batterie Artillerie und einer Com-
pagnie Scharfschützen zu besetzen, wenn die fraglichen Protocolle und
Acten des Sonderbunds nicht binnen 48 Stunden an die eidgenössischen
Commissäre, die HH. Funk und Meyer, abgeliefert würden. Der heu-
tige Verfassungsfreund theilt eines der aufgefundenen Actenstücke mit
welches eine Vertheilung der Schweiz enthält. Diesem zufolge wäre
von Bern losgetrennt worden: der Jura als Kanton Pruntrut, das
Oberland zum Theil an Unterwalden, zum Theil an Wallis; Seftigen,
Schwarzenburg und Laupen an Freiburg. Als Mitglieder der provisorischen
Regierung von Bern waren bestimmt folgende Häupter der conservativen
Partei: Hr. Blösch und Hr. Knechtenhofer. Ebenso sollte der Kanton Zürich
vertheilt und Bluntschli an die Spitze gebracht werden. Von der den radi-
calen Kantonen aufzulegenden Kriegssteuer hat eine Million Franken
zur Errichtung einer katholischen Universität in Luzern verwendet werden
sollen. Gestern brachte ein Courier der Regierung des Kantons Tessin
an den Vorort die Nachricht daß die Lombardei sich in vollem Aufstand
befinde, und der Staatsrath zum Schutz der Gränze zwei Bataillone mit
Artillerie aufgestellt habe. Nach dieser Depesche sind die Insurgenten
mit Waffen und Munition wohl versehen, selbst mit Kanonen, und die
an die Schweiz gränzenden Städte seyen in ihrer Hand. -- Die Bundes-
revisionscommission wird sich in dieser Woche mit der Organisation der
Bundesbehörden befassen. Nach dem Entwurf welcher von der hiefür
niedergesetzten Section vorgelegt wird, werden als Bundesbehörden
aufgestellt: die Bundesversammlung welche in einen Repräsentanten-
rath (Nationalvertretung) und die Tagsatzung (Kantonsvertretung) zer-
fällt, der Bundesrath und das Bundesgericht.

Ostindien. China.

* Eine Ueberlandpost hat uns neue angloindische und anglochine-
sische Zeitungen gebracht: dd. Bombay 15, Calcutta 8, Singapur
7 Febr.; Victoria (auf Hongkong) 29 Jan. Sie enthalten indessen
ungemein wenig von politischer Bedeutung; das sonst so kriegerisch be-
wegte Indien scheint seine Rolle mit Europa vertauscht zu haben, und
ist, die unerheblichen Händel in Gumsur abgerechnet, in tiefer Ruhe;
ebenso das Pendschab und Sind, welche letztere Provinz nun der Präsi-
dentschaft Bombay definitiv einverleibt ist. Der Geldmarkt war fort-
während sehr gedrückt, neue Fallimente aber scheinen nicht vorgekommen
zu seyn. -- In China scheinen sich die Verhältnisse der Engländer zu
Canton und Süd-China überhaupt immer mehr zu verwirren und zu
trüben. Die Bevölkerung von Canton war gegen die Fremden gereizter
als je, und die Bewohner der benachbarten Dörfer erklärten, trotz des
neuerdings abgeschlossenen Vertrags, daß sie keine Fremden an ihren
Ufern würden landen lassen. Die englischen Blätter betrachten den Be-
vollmächtigten und Statthalter von Hongkong, Sir John Davis, als
seiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachsen, und fordern wegen der
neulichen Ermordung von sechs Engländern*) strengere Genugthuung,
kurz eine kriegerische Demonstration.

Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico.

Eine New-Yorker Post vom 29 Febr., die am 19 März in
Liverpool eingelausen, läßt die Hoffnungen auf einen nahen Friedens-
schluß mit Merico, welchen die letzten Nachrichten beinahe als gewiß
in Aussicht stellten, fast wieder verschwinden. Der New-York He-
rald
sagt geradezu: "der Friede mit Mexico ist wieder in unbestimmte
Ferne gerückt." Sonstige Neuigkeiten fehlen. Das genannte. Blatt
sagt über den unlängst zu seinen Vätern versammelten John Quin-
cey Adams: "Hr. Adams war ein offener und fleckenlos reiner Cha-
rakter, einfältigen Herzens wie ein Kind oder ein Engel. Als seine
Seele sich aus dem Repäsentantenhaus in Washington entschwang, war
es ein reiner Geist der aus einer Höhle von Dieben, Plün-
derern und Räubern
in die leuchtenden Wohnungen der Ewigkeit
abschied. Welche glückliche Veränderung! Welch ein glorreiches Ent-
weichen!" Adams war ein Whig, und der New-York Herald ist ein
Whigblatt; dadurch erklärt sich dieses Compliment gegen den vor-
wiegend demokratischen Congreß. Im amerikanischen Geldmarkt war
keine wesentliche Aenderung vorgegangen. (Engl. Bl.)



*) Aus welchen ein namhaftes deutsches Blatt wundersamerweise 600 durch
die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut-
sche Blätter gedankenlos copirt wurde.

[Spaltenumbruch] hat — nachdem es mit der Liquidation ſchon vor einiger Zeit begonnen
— vorläuſig ſeine Zahlungen eingeſtellt. Die Gläubiger desſelben ſind
nicht mit dem geringſten Verluſte an ihren Forderungen bedroht. Die
Rückwirkung der Pariſer Handelskriſe iſt auch für das Elſaß ſehr fühl-
bar, doch lauten die Berichte aus der Hauptſtadt heute beruhigender.

Schweiz.

Auf Anſtiften des
Centralcomité des Volksvereins zu Bern erließ am 18 d. M. ein pro-
piſoriſches Comité des „deutſchen Handwerkervereins“ einen öffentlichen
Aufruf „an die deutſchen Arbeiter in Bern und ſeinen Umgebungen“ zu
einer Verſammlung aller Deutſchen bei der Linde auf den 19 zur Be-
rathung und Unterzeichnung einer Adreſſe, „um damit unſern Willen
und unſere Intereſſen in die Wagſchale der deutſchen Einheit zu legen.“
Es war damit offenbar auf die gleichzeitige Volksverſammlung in
Offenburg abgeſehen. Es verſammelten ſich wirklich um 1 Uhr ungefähr
150 bis 200 Menſchen, zu einem Theil aus Berner Studenten, Sol-
daten und andern Schweizern, zum größern Theil aus deutſchen Hand-
werkern beſtehend. Ein Mitglied des proviſoriſchen Comité hielt eine
Anrede und forderte zur Wahl eines Präſidenten und definitiven Comi-
té’s auf. Der zum Präſidenten erwählte Handwerker Frölich lehnte
die Wahl ab und forderte daß man die Verſammlung mit ihrem Zweck
bekannt mache. Es ward nun eine bereits vor 8 Tagen entworfene
Adreſſe an den deutſchen Bundestag vorgeleſen, in welcher unter andern
auch auf „Befreiung vom Pfaffenthum“ und auf „Einführung der Civil-
ehe“ angetragen wurde. Der Vorleſer, ein Handwerker, ſetzte aber ſelbſt
hinzu: mit dieſer Adreſſe ſey es bereits zu ſpät, weil der deutſche Bun-
destag ſchon nirgends mehr anerkannt werde. Darauf ward der der-
zeitige Redacteur des (Ochſenbein’ſchen Verfaſſungsfreunds, Dr. Pol,
ein heſſiſcher, aber nicht politiſcher Flüchtling, zum Präſidenten und
im definitiven Comité gewählt. Dr. Pol hielt ſodann eine längere Rede
darüber: warum es ſich handle; „was wir wollen, und wie? Was man
wolle ſey weder ein deutſcher Bundestag, noch ein deutſches Parlament,
ſondern eine deutſche Republik. Dieß ward von einem Theil, ungefähr
40 Stimmen, mit lautem Bravo aufgenommen. Was das Wie? be-
treffe, ſo könne man vorläufig nichts thun als dem deutſchen Volk ſeine
Wünſche und Sympathien kundgeben und für jeden Augenblick ſich bereit
erklären mit Gut und Blut ihm zu Hülfe zu kommen. Denn der Staat
Bern wolle die ihm garantirte Neutralität feſthalten und den dürfe man
nicht compromittiren. Einige Stimmen forderten bewaffnetes Ein-
ſchreiten, der Präfident erwiderte aber: dazu werde die Zeit ſchon
kommen; und ein Mitglied des Comité’s erklärte: es ſey bereits ein zu-
verläſſiger Mann nach Offenburg abgeſendet um ſofort Kunde zu geben,
ob und wann ein bewaffneter Zuzug geeignet ſey; das proviſoriſche Comité
habe ſich auch mit den deutſchen Arbeitern in Paris und London in Verbin-
dung geſetzt, „um mit ihnen gemeinſam dem Vaterland zu Hülfe zu
kommen.“ Darauf las der Präſident ein „Programm an das deutſche
Volk“ vor, das, von ihm bereits vorher entworfen, jetzt berathen und
morgen zur Unterſchrift vorgelegt, und dann durch die Zeitungen be-
kannt gemacht werden ſolle. Mehrere Stimmen forderten das Comité
auf für Waffen und Organiſation der Bewaffnung zu ſorgen. Der
Präſident rieth aber: es möge jeder ſelbſt für Waffen ſorgen. Die Ver-
ſammlung ging ruhig auseinander. Sie ſehen was man treibt; wir
hoffen die Offenburger Verſammlung iſt, wie wir hören, ganz anders
ausgefallen als die Fickler und ihre Verbindungen ſich dachten; es waren
übrigens von den Berner Radicalen noch mehrere Agenten nach Offen-
burg geſendet. Unſere Nachbarn mögen ſich übrigens wahren; auf der
ganzen Gränze von Schaffhauſen bis Baſel ſind beſtellte Leute unheim-
lichen Schlages bereit über die Gränze einzufallen.

Auch bei uns nehmen die Dinge wieder
eine ernſtere Wendung. Wie ich Ihnen bereits geſchrieben, wurde Re-
gierungsrath Funk vom Vorort nach Uri geſchickt um von der dortigen
Regierung die Aushändigung der aufgefundenen, auf den früher be-
ſtandenen Sonderbund Bezug habenden Protocolle und Schriften welche
ſich in den Händen der Regierung befinden, zu verlangen. In ſeiner
Sitzung vom 18 März beſchloß der Landrath mit Stimmenmehrheit
den Vorort mit ſeinem Geſuch abzuweiſen und die fraglichen Aeten als
Eigenthum des Kantons Uri zu erklären. Geſtern erſtattete Hr. Funk
dem Vorort Bericht, und dieſer beſchloß, der Kanton Uri ſey ſofort mit
[Spaltenumbruch] vier Bataillonen Infanterie, einer Batterie Artillerie und einer Com-
pagnie Scharfſchützen zu beſetzen, wenn die fraglichen Protocolle und
Acten des Sonderbunds nicht binnen 48 Stunden an die eidgenöſſiſchen
Commiſſäre, die HH. Funk und Meyer, abgeliefert würden. Der heu-
tige Verfaſſungsfreund theilt eines der aufgefundenen Actenſtücke mit
welches eine Vertheilung der Schweiz enthält. Dieſem zufolge wäre
von Bern losgetrennt worden: der Jura als Kanton Pruntrut, das
Oberland zum Theil an Unterwalden, zum Theil an Wallis; Seftigen,
Schwarzenburg und Laupen an Freiburg. Als Mitglieder der proviſoriſchen
Regierung von Bern waren beſtimmt folgende Häupter der conſervativen
Partei: Hr. Blöſch und Hr. Knechtenhofer. Ebenſo ſollte der Kanton Zürich
vertheilt und Bluntſchli an die Spitze gebracht werden. Von der den radi-
calen Kantonen aufzulegenden Kriegsſteuer hat eine Million Franken
zur Errichtung einer katholiſchen Univerſität in Luzern verwendet werden
ſollen. Geſtern brachte ein Courier der Regierung des Kantons Teſſin
an den Vorort die Nachricht daß die Lombardei ſich in vollem Aufſtand
befinde, und der Staatsrath zum Schutz der Gränze zwei Bataillone mit
Artillerie aufgeſtellt habe. Nach dieſer Depeſche ſind die Inſurgenten
mit Waffen und Munition wohl verſehen, ſelbſt mit Kanonen, und die
an die Schweiz gränzenden Städte ſeyen in ihrer Hand. — Die Bundes-
reviſionscommiſſion wird ſich in dieſer Woche mit der Organiſation der
Bundesbehörden befaſſen. Nach dem Entwurf welcher von der hiefür
niedergeſetzten Section vorgelegt wird, werden als Bundesbehörden
aufgeſtellt: die Bundesverſammlung welche in einen Repräſentanten-
rath (Nationalvertretung) und die Tagſatzung (Kantonsvertretung) zer-
fällt, der Bundesrath und das Bundesgericht.

Oſtindien. China.

* Eine Ueberlandpoſt hat uns neue angloindiſche und anglochine-
ſiſche Zeitungen gebracht: dd. Bombay 15, Calcutta 8, Singapur
7 Febr.; Victoria (auf Hongkong) 29 Jan. Sie enthalten indeſſen
ungemein wenig von politiſcher Bedeutung; das ſonſt ſo kriegeriſch be-
wegte Indien ſcheint ſeine Rolle mit Europa vertauſcht zu haben, und
iſt, die unerheblichen Händel in Gumſur abgerechnet, in tiefer Ruhe;
ebenſo das Pendſchab und Sind, welche letztere Provinz nun der Präſi-
dentſchaft Bombay definitiv einverleibt iſt. Der Geldmarkt war fort-
während ſehr gedrückt, neue Fallimente aber ſcheinen nicht vorgekommen
zu ſeyn. — In China ſcheinen ſich die Verhältniſſe der Engländer zu
Canton und Süd-China überhaupt immer mehr zu verwirren und zu
trüben. Die Bevölkerung von Canton war gegen die Fremden gereizter
als je, und die Bewohner der benachbarten Dörfer erklärten, trotz des
neuerdings abgeſchloſſenen Vertrags, daß ſie keine Fremden an ihren
Ufern würden landen laſſen. Die engliſchen Blätter betrachten den Be-
vollmächtigten und Statthalter von Hongkong, Sir John Davis, als
ſeiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachſen, und fordern wegen der
neulichen Ermordung von ſechs Engländern*) ſtrengere Genugthuung,
kurz eine kriegeriſche Demonſtration.

Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico.

Eine New-Yorker Poſt vom 29 Febr., die am 19 März in
Liverpool eingelauſen, läßt die Hoffnungen auf einen nahen Friedens-
ſchluß mit Merico, welchen die letzten Nachrichten beinahe als gewiß
in Ausſicht ſtellten, faſt wieder verſchwinden. Der New-York He-
rald
ſagt geradezu: „der Friede mit Mexico iſt wieder in unbeſtimmte
Ferne gerückt.“ Sonſtige Neuigkeiten fehlen. Das genannte. Blatt
ſagt über den unlängſt zu ſeinen Vätern verſammelten John Quin-
cey Adams: „Hr. Adams war ein offener und fleckenlos reiner Cha-
rakter, einfältigen Herzens wie ein Kind oder ein Engel. Als ſeine
Seele ſich aus dem Repäſentantenhaus in Waſhington entſchwang, war
es ein reiner Geiſt der aus einer Höhle von Dieben, Plün-
derern und Räubern
in die leuchtenden Wohnungen der Ewigkeit
abſchied. Welche glückliche Veränderung! Welch ein glorreiches Ent-
weichen!“ Adams war ein Whig, und der New-York Herald iſt ein
Whigblatt; dadurch erklärt ſich dieſes Compliment gegen den vor-
wiegend demokratiſchen Congreß. Im amerikaniſchen Geldmarkt war
keine weſentliche Aenderung vorgegangen. (Engl. Bl.)



*) Aus welchen ein namhaftes deutſches Blatt wunderſamerweiſe 600 durch
die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut-
ſche Blätter gedankenlos copirt wurde.
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[4/0020] hat — nachdem es mit der Liquidation ſchon vor einiger Zeit begonnen — vorläuſig ſeine Zahlungen eingeſtellt. Die Gläubiger desſelben ſind nicht mit dem geringſten Verluſte an ihren Forderungen bedroht. Die Rückwirkung der Pariſer Handelskriſe iſt auch für das Elſaß ſehr fühl- bar, doch lauten die Berichte aus der Hauptſtadt heute beruhigender. Schweiz. * Von der Schweizer Gränze, 21 März.Auf Anſtiften des Centralcomité des Volksvereins zu Bern erließ am 18 d. M. ein pro- piſoriſches Comité des „deutſchen Handwerkervereins“ einen öffentlichen Aufruf „an die deutſchen Arbeiter in Bern und ſeinen Umgebungen“ zu einer Verſammlung aller Deutſchen bei der Linde auf den 19 zur Be- rathung und Unterzeichnung einer Adreſſe, „um damit unſern Willen und unſere Intereſſen in die Wagſchale der deutſchen Einheit zu legen.“ Es war damit offenbar auf die gleichzeitige Volksverſammlung in Offenburg abgeſehen. Es verſammelten ſich wirklich um 1 Uhr ungefähr 150 bis 200 Menſchen, zu einem Theil aus Berner Studenten, Sol- daten und andern Schweizern, zum größern Theil aus deutſchen Hand- werkern beſtehend. Ein Mitglied des proviſoriſchen Comité hielt eine Anrede und forderte zur Wahl eines Präſidenten und definitiven Comi- té’s auf. Der zum Präſidenten erwählte Handwerker Frölich lehnte die Wahl ab und forderte daß man die Verſammlung mit ihrem Zweck bekannt mache. Es ward nun eine bereits vor 8 Tagen entworfene Adreſſe an den deutſchen Bundestag vorgeleſen, in welcher unter andern auch auf „Befreiung vom Pfaffenthum“ und auf „Einführung der Civil- ehe“ angetragen wurde. Der Vorleſer, ein Handwerker, ſetzte aber ſelbſt hinzu: mit dieſer Adreſſe ſey es bereits zu ſpät, weil der deutſche Bun- destag ſchon nirgends mehr anerkannt werde. Darauf ward der der- zeitige Redacteur des (Ochſenbein’ſchen Verfaſſungsfreunds, Dr. Pol, ein heſſiſcher, aber nicht politiſcher Flüchtling, zum Präſidenten und im definitiven Comité gewählt. Dr. Pol hielt ſodann eine längere Rede darüber: warum es ſich handle; „was wir wollen, und wie? Was man wolle ſey weder ein deutſcher Bundestag, noch ein deutſches Parlament, ſondern eine deutſche Republik. Dieß ward von einem Theil, ungefähr 40 Stimmen, mit lautem Bravo aufgenommen. Was das Wie? be- treffe, ſo könne man vorläufig nichts thun als dem deutſchen Volk ſeine Wünſche und Sympathien kundgeben und für jeden Augenblick ſich bereit erklären mit Gut und Blut ihm zu Hülfe zu kommen. Denn der Staat Bern wolle die ihm garantirte Neutralität feſthalten und den dürfe man nicht compromittiren. Einige Stimmen forderten bewaffnetes Ein- ſchreiten, der Präfident erwiderte aber: dazu werde die Zeit ſchon kommen; und ein Mitglied des Comité’s erklärte: es ſey bereits ein zu- verläſſiger Mann nach Offenburg abgeſendet um ſofort Kunde zu geben, ob und wann ein bewaffneter Zuzug geeignet ſey; das proviſoriſche Comité habe ſich auch mit den deutſchen Arbeitern in Paris und London in Verbin- dung geſetzt, „um mit ihnen gemeinſam dem Vaterland zu Hülfe zu kommen.“ Darauf las der Präſident ein „Programm an das deutſche Volk“ vor, das, von ihm bereits vorher entworfen, jetzt berathen und morgen zur Unterſchrift vorgelegt, und dann durch die Zeitungen be- kannt gemacht werden ſolle. Mehrere Stimmen forderten das Comité auf für Waffen und Organiſation der Bewaffnung zu ſorgen. Der Präſident rieth aber: es möge jeder ſelbſt für Waffen ſorgen. Die Ver- ſammlung ging ruhig auseinander. Sie ſehen was man treibt; wir hoffen die Offenburger Verſammlung iſt, wie wir hören, ganz anders ausgefallen als die Fickler und ihre Verbindungen ſich dachten; es waren übrigens von den Berner Radicalen noch mehrere Agenten nach Offen- burg geſendet. Unſere Nachbarn mögen ſich übrigens wahren; auf der ganzen Gränze von Schaffhauſen bis Baſel ſind beſtellte Leute unheim- lichen Schlages bereit über die Gränze einzufallen. △ Bern, 21 März.Auch bei uns nehmen die Dinge wieder eine ernſtere Wendung. Wie ich Ihnen bereits geſchrieben, wurde Re- gierungsrath Funk vom Vorort nach Uri geſchickt um von der dortigen Regierung die Aushändigung der aufgefundenen, auf den früher be- ſtandenen Sonderbund Bezug habenden Protocolle und Schriften welche ſich in den Händen der Regierung befinden, zu verlangen. In ſeiner Sitzung vom 18 März beſchloß der Landrath mit Stimmenmehrheit den Vorort mit ſeinem Geſuch abzuweiſen und die fraglichen Aeten als Eigenthum des Kantons Uri zu erklären. Geſtern erſtattete Hr. Funk dem Vorort Bericht, und dieſer beſchloß, der Kanton Uri ſey ſofort mit vier Bataillonen Infanterie, einer Batterie Artillerie und einer Com- pagnie Scharfſchützen zu beſetzen, wenn die fraglichen Protocolle und Acten des Sonderbunds nicht binnen 48 Stunden an die eidgenöſſiſchen Commiſſäre, die HH. Funk und Meyer, abgeliefert würden. Der heu- tige Verfaſſungsfreund theilt eines der aufgefundenen Actenſtücke mit welches eine Vertheilung der Schweiz enthält. Dieſem zufolge wäre von Bern losgetrennt worden: der Jura als Kanton Pruntrut, das Oberland zum Theil an Unterwalden, zum Theil an Wallis; Seftigen, Schwarzenburg und Laupen an Freiburg. Als Mitglieder der proviſoriſchen Regierung von Bern waren beſtimmt folgende Häupter der conſervativen Partei: Hr. Blöſch und Hr. Knechtenhofer. Ebenſo ſollte der Kanton Zürich vertheilt und Bluntſchli an die Spitze gebracht werden. Von der den radi- calen Kantonen aufzulegenden Kriegsſteuer hat eine Million Franken zur Errichtung einer katholiſchen Univerſität in Luzern verwendet werden ſollen. Geſtern brachte ein Courier der Regierung des Kantons Teſſin an den Vorort die Nachricht daß die Lombardei ſich in vollem Aufſtand befinde, und der Staatsrath zum Schutz der Gränze zwei Bataillone mit Artillerie aufgeſtellt habe. Nach dieſer Depeſche ſind die Inſurgenten mit Waffen und Munition wohl verſehen, ſelbſt mit Kanonen, und die an die Schweiz gränzenden Städte ſeyen in ihrer Hand. — Die Bundes- reviſionscommiſſion wird ſich in dieſer Woche mit der Organiſation der Bundesbehörden befaſſen. Nach dem Entwurf welcher von der hiefür niedergeſetzten Section vorgelegt wird, werden als Bundesbehörden aufgeſtellt: die Bundesverſammlung welche in einen Repräſentanten- rath (Nationalvertretung) und die Tagſatzung (Kantonsvertretung) zer- fällt, der Bundesrath und das Bundesgericht. Oſtindien. China. * Eine Ueberlandpoſt hat uns neue angloindiſche und anglochine- ſiſche Zeitungen gebracht: dd. Bombay 15, Calcutta 8, Singapur 7 Febr.; Victoria (auf Hongkong) 29 Jan. Sie enthalten indeſſen ungemein wenig von politiſcher Bedeutung; das ſonſt ſo kriegeriſch be- wegte Indien ſcheint ſeine Rolle mit Europa vertauſcht zu haben, und iſt, die unerheblichen Händel in Gumſur abgerechnet, in tiefer Ruhe; ebenſo das Pendſchab und Sind, welche letztere Provinz nun der Präſi- dentſchaft Bombay definitiv einverleibt iſt. Der Geldmarkt war fort- während ſehr gedrückt, neue Fallimente aber ſcheinen nicht vorgekommen zu ſeyn. — In China ſcheinen ſich die Verhältniſſe der Engländer zu Canton und Süd-China überhaupt immer mehr zu verwirren und zu trüben. Die Bevölkerung von Canton war gegen die Fremden gereizter als je, und die Bewohner der benachbarten Dörfer erklärten, trotz des neuerdings abgeſchloſſenen Vertrags, daß ſie keine Fremden an ihren Ufern würden landen laſſen. Die engliſchen Blätter betrachten den Be- vollmächtigten und Statthalter von Hongkong, Sir John Davis, als ſeiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachſen, und fordern wegen der neulichen Ermordung von ſechs Engländern *) ſtrengere Genugthuung, kurz eine kriegeriſche Demonſtration. Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico. Eine New-Yorker Poſt vom 29 Febr., die am 19 März in Liverpool eingelauſen, läßt die Hoffnungen auf einen nahen Friedens- ſchluß mit Merico, welchen die letzten Nachrichten beinahe als gewiß in Ausſicht ſtellten, faſt wieder verſchwinden. Der New-York He- rald ſagt geradezu: „der Friede mit Mexico iſt wieder in unbeſtimmte Ferne gerückt.“ Sonſtige Neuigkeiten fehlen. Das genannte. Blatt ſagt über den unlängſt zu ſeinen Vätern verſammelten John Quin- cey Adams: „Hr. Adams war ein offener und fleckenlos reiner Cha- rakter, einfältigen Herzens wie ein Kind oder ein Engel. Als ſeine Seele ſich aus dem Repäſentantenhaus in Waſhington entſchwang, war es ein reiner Geiſt der aus einer Höhle von Dieben, Plün- derern und Räubern in die leuchtenden Wohnungen der Ewigkeit abſchied. Welche glückliche Veränderung! Welch ein glorreiches Ent- weichen!“ Adams war ein Whig, und der New-York Herald iſt ein Whigblatt; dadurch erklärt ſich dieſes Compliment gegen den vor- wiegend demokratiſchen Congreß. Im amerikaniſchen Geldmarkt war keine weſentliche Aenderung vorgegangen. (Engl. Bl.) *) Aus welchen ein namhaftes deutſches Blatt wunderſamerweiſe 600 durch die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut- ſche Blätter gedankenlos copirt wurde.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 25. März 1848, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine85_1848/20>, abgerufen am 27.11.2024.