Allgemeine Zeitung, Nr. 83, 26. März 1900.München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83. [Spaltenumbruch]
schuß schon seit einiger Zeit beschäftigt und wir haben imDezember v. J. ein neues Organisationsstatut be- rathen und beschlossen, was nach unsrer Meinung dazu führen könnte, daß wir diese nothwendige Organisation erreichen. Unsre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn ihre Anhänger sich eng zusammenschließen und ein reges Vereinsleben bethätigen. Eine stramme energische Vereins- leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, ist geboten. Ferner muß in der Partei Zucht und Disciplin herrschen und sich der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müssen bei einer Zentralstelle zusammenlaufen, wo man über alles unterrichtet sein muß. Diese Richtpunkte hat der Landesaus- schuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt und genehmigt. Redner legte im Anschluß hieran und an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden "Organi- sationsstatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh." in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine stramme Organisation herbeizuführen hoffen, die unsrer Partei neues Leben einflößen soll, und schloß mit der dringenden Aufforde- rung, sich der Landespartei anzuschließen. Einigkeit, fester Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge- lingen der Partei, die mit gutem Grund von sich behaupten darf, daß sie die nationalste im Reich ist, der Partei, die so opferwillig an der Gründung des Deutschen Reichs und seiner Verfassung mitgewirkt hat und unentbehrlich ist, den alten Einfluß wieder zurückzuerobern. "Sorgen Sie dafür, Der brausende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die * Nationalliberale Landespartei. Gestern Vor- Bayerische Chronik. München, 26. März.* Hof- und Personalnachrichten. Se. kgl. Hoh. t. Ministerrath. Gestern, Sonntag, Vormittag fand l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie- werkstätten. Am Samstag Abend fand im großen Saale Gestern Nachmittag vereinigte ein Festmahl im Russischen hd. Oeffentliche Bürgerversammlung. Um gegen- "Die am 24. März im Saale der Schwabinger * Post- und Telegraphenpersonal - Verband. Aehnlich dem Eifenbahnerverbande soll nunmehr auch für * Der diesjährige Salvator-Ausschank der d. Diebstahl. Bei der Firma Schwarz u. Weigl, * Sonntagsverkehr. Die Isarthalbahn beförderte * Alpenvereinssektion München (E. V.). Am Mittwoch, * XII. Kaim-Konzert. Das letzte Kaim-Konzert dieser * Im Volkstheater geht morgen, Dienstag, "Epidemisch", * Stranbing, 24. März. Ueber das Baunnglück, * Regensburg, 23. März. Die Auswanderung ("R. Tgbl.") * Aus Oberfranken, 23. März. Ein interessantes Bild C. H. Nürnberg, 26. März. Tel. Der kgl. Ober- * Rürnberg, 24. März. Bezüglich der großen in München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83. [Spaltenumbruch]
ſchuß ſchon ſeit einiger Zeit beſchäftigt und wir haben imDezember v. J. ein neues Organiſationsſtatut be- rathen und beſchloſſen, was nach unſrer Meinung dazu führen könnte, daß wir dieſe nothwendige Organiſation erreichen. Unſre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn ihre Anhänger ſich eng zuſammenſchließen und ein reges Vereinsleben bethätigen. Eine ſtramme energiſche Vereins- leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, iſt geboten. Ferner muß in der Partei Zucht und Diſciplin herrſchen und ſich der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müſſen bei einer Zentralſtelle zuſammenlaufen, wo man über alles unterrichtet ſein muß. Dieſe Richtpunkte hat der Landesaus- ſchuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt und genehmigt. Redner legte im Anſchluß hieran und an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden „Organi- ſationsſtatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.“ in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine ſtramme Organiſation herbeizuführen hoffen, die unſrer Partei neues Leben einflößen ſoll, und ſchloß mit der dringenden Aufforde- rung, ſich der Landespartei anzuſchließen. Einigkeit, feſter Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge- lingen der Partei, die mit gutem Grund von ſich behaupten darf, daß ſie die nationalſte im Reich iſt, der Partei, die ſo opferwillig an der Gründung des Deutſchen Reichs und ſeiner Verfaſſung mitgewirkt hat und unentbehrlich iſt, den alten Einfluß wieder zurückzuerobern. „Sorgen Sie dafür, Der brauſende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die * Nationalliberale Landespartei. Geſtern Vor- Bayeriſche Chronik. München, 26. März.* Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh. t. Miniſterrath. Geſtern, Sonntag, Vormittag fand l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie- werkſtätten. Am Samſtag Abend fand im großen Saale Geſtern Nachmittag vereinigte ein Feſtmahl im Ruſſiſchen hd. Oeffentliche Bürgerverſammlung. Um gegen- „Die am 24. März im Saale der Schwabinger * Poſt- und Telegraphenperſonal – Verband. Aehnlich dem Eifenbahnerverbande ſoll nunmehr auch für * Der diesjährige Salvator-Ausſchank der d. Diebſtahl. Bei der Firma Schwarz u. Weigl, * Sonntagsverkehr. Die Iſarthalbahn beförderte * Alpenvereinsſektion München (E. V.). Am Mittwoch, * XII. Kaim-Konzert. Das letzte Kaim-Konzert dieſer * Im Volkstheater geht morgen, Dienſtag, „Epidemiſch“, * Stranbing, 24. März. Ueber das Baunnglück, * Regensburg, 23. März. Die Auswanderung („R. Tgbl.“) * Aus Oberfranken, 23. März. Ein intereſſantes Bild C. H. Nürnberg, 26. März. Tel. Der kgl. Ober- * Rürnberg, 24. März. Bezüglich der großen in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">München, Montag Allgemeine Zeitung</hi> 26. März 1900. Nr. 83.</fw><lb/><cb/> ſchuß ſchon ſeit einiger Zeit beſchäftigt und wir haben im<lb/> Dezember v. J. ein <hi rendition="#g">neues Organiſationsſtatut</hi> be-<lb/> rathen und beſchloſſen, was nach unſrer Meinung dazu führen<lb/> könnte, daß wir dieſe nothwendige Organiſation erreichen.<lb/> Unſre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn<lb/> ihre Anhänger ſich eng zuſammenſchließen und ein reges<lb/> Vereinsleben bethätigen. Eine ſtramme energiſche Vereins-<lb/> leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, iſt geboten. Ferner<lb/> muß in der Partei Zucht und Diſciplin herrſchen und ſich<lb/> der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müſſen<lb/> bei einer Zentralſtelle zuſammenlaufen, wo man über alles<lb/> unterrichtet ſein muß. Dieſe Richtpunkte hat der Landesaus-<lb/> ſchuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt<lb/> und genehmigt. Redner legte im Anſchluß hieran und<lb/> an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden „Organi-<lb/> ſationsſtatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.“<lb/> in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine ſtramme<lb/> Organiſation herbeizuführen hoffen, die unſrer Partei neues<lb/> Leben einflößen ſoll, und ſchloß mit der dringenden Aufforde-<lb/> rung, ſich der Landespartei anzuſchließen. Einigkeit, feſter<lb/> Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge-<lb/> lingen der Partei, die mit gutem Grund von ſich behaupten<lb/> darf, daß ſie die <hi rendition="#g">nationalſte im Reich</hi> iſt, der Partei, die<lb/> ſo opferwillig an der Gründung des Deutſchen Reichs und<lb/> ſeiner Verfaſſung mitgewirkt hat und unentbehrlich iſt, den<lb/> alten Einfluß wieder zurückzuerobern. <cit><quote>„Sorgen Sie dafür,<lb/> daß die Fehler, die gemacht worden ſind, wieder gut gemacht<lb/> werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht<lb/> nur zum Segen der Partei, ſondern zum Segen unſres Vater-<lb/> landes ſein.“</quote></cit></p><lb/> <p>Der brauſende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die<lb/> liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen<lb/> aus dem Herzen geredet habe. Vorſitzender <hi rendition="#g">Schön</hi> dankte<lb/> auch dieſem Redner herzlichſt für ſeine Ausführungen, mit<lb/> denen er die Anweſenden in die Neuorganiſation der Partei<lb/> eingeweiht, und ſchloß hierauf den in allen ſeinen Theilen<lb/> wirklich ſchön verlaufenen politiſchen Abend, der bei jedem<lb/> Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und<lb/> einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft unſrer Partei<lb/> zurückließ.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#b">Nationalliberale Landespartei.</hi></head> <p>Geſtern Vor-<lb/> mittag trat der <hi rendition="#g">geſchäftsführende Ausſchuß</hi> der<lb/> nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel<lb/> Trefler zu einer Sitzung zuſammen, in der mehr interne<lb/> Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden.<lb/> Der Vorſitzende, Hr. Juſtizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte<lb/> die Ausſchußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe-<lb/> ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten<lb/> Kettler, führte die neuen Ausſchußmitglieder, Buchdruckerei-<lb/> beſitzer Schön, München, Fabrikbeſitzer und Magiſtrats-<lb/> rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein-<lb/> furt, Erſten Bürgermeiſter Wolfram, Augsburg, und den Ge-<lb/> ſchäftsführer der Landespartei, A. Baiſt, Nürnberg, ein<lb/> und empfahl die Kooptation des Redakteurs <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Büchl,<lb/> Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Beſchlüſſe durch-<lb/> geführt wurden und welche Thätigkeit die Geſchäftsſtelle<lb/> ſchon entfalten konnte. In ſehr eingehender Weiſe wurden<lb/> die Verhältniſſe in den einzelnen Wahlkreiſen (Amberg,<lb/><hi rendition="#g">Bayreuth,</hi> Kaufbeuren, Straubing ꝛc.) und die künftige<lb/> Thätigkeit der Geſchäftsſtelle beſprochen. Die Vorſchläge<lb/> des Vorſitzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen<lb/> und auf weitere Anregungen entſprechende Beſchlüſſe gefaßt.<lb/> Den herzlichſten Dank für das treue und erfolgreiche<lb/> Wirken, den nie erlahmenden Eifer ſprach dem Vorſitzenden<lb/> Baron Kreß Bürgermeiſter Wolfram aus.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#b">München,</hi> 26. März.</hi> </dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Hof- und Perſonalnachrichten.</hi></head> <p>Se. kgl. Hoh.<lb/> der <hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> wohnte geſtern, Sonntag Vormittag,<lb/> dem Gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und be-<lb/> ſuchte ſpäter die Wochenausſtellung des Kunſtvereins. In<lb/> Abſchiedsandienz empfing geſtern der Regent den k. k. öſter-<lb/> reichiſch-ungariſchen interimiſtiſchen Geſchäftsträger, Legations-<lb/> rath Frhrn. <hi rendition="#g">Kuhn v. Kuhnenfeld</hi> und verlieh ihm das<lb/> Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in <hi rendition="#g">Andienz</hi><lb/> empfaugen: Wilhelm Frhr. v. <hi rendition="#g">Hertling,</hi> General-<lb/> major z. D.; Max <hi rendition="#g">Sand,</hi> Senatspräſident am Oberlandes-<lb/> gerichte München; Karl <hi rendition="#g">Arnold,</hi> Oberlandesgerichtsrath;<lb/> Oberlandesgerichtsrath Michael <hi rendition="#g">Schuſter,</hi> Oberamtsrichter<lb/> in Lindau; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Rudolf <hi rendition="#g">Emmerich,</hi> kgl. Univerſitätsprofeſſor<lb/> Karl <hi rendition="#g">Erhard,</hi> erſter Staatsanwalt bei dem Landgericht<lb/> München <hi rendition="#aq">II,</hi> und Maler Prof. Lonis <hi rendition="#g">Braun.</hi> Zur <hi rendition="#g">Tafel</hi><lb/> waren geſtern geladen: Otto Frhr. v. <hi rendition="#g">Kuhn von Kuhnen-<lb/> feld,</hi> k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Ow,</hi> biſchöfl. geiſtlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich<lb/> Frhr. <hi rendition="#g">Kreß von Kreßenſtein,</hi> Major und Bataillonskomman-<lb/> deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. <hi rendition="#g">Red-<lb/> witz,</hi> Rittmeiſter <hi rendition="#aq">à l. s.</hi> des 1. Ulanen-Regts., perſ. Adjutant<lb/> des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. — Prinz<lb/><hi rendition="#g">Ludwig</hi> wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz-<lb/> ausſchuſſes der Kammer der Reichsräthe an. Geſtern und<lb/> vorgeſtern beſichtigten Prinz <hi rendition="#g">Ludwig,</hi> ſowie die Prinzeſſinnen<lb/><hi rendition="#g">Giſela</hi> und <hi rendition="#g">Ludwig Ferdinand</hi> die Frühjahrsausſtellung<lb/> der „Seceſſion“. — Geh. Hofrath Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Brentano</hi> iſt<lb/> ſeit einigen Tagen an Geſichtsroſe bedenklich erkrankt. —<lb/> In Regensburg iſt der fürſtl. Thurn und Taxis’ſche Bau-<lb/> rath a. D. Friedrich <hi rendition="#g">Sauer,</hi> Ehrenbürger von Regensburg,<lb/> im 90. Lebensjahre geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>t. <hi rendition="#b">Miniſterrath.</hi></head><lb/> <p>Geſtern, Sonntag, Vormittag fand<lb/> im Miniſterium des Aeußern ein Miniſterrath ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>l. <hi rendition="#b">Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-<lb/> werkſtätten.</hi></head> <p>Am Samſtag Abend fand im großen Saale<lb/> des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich<lb/> des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerkſtätten ge-<lb/> gebene <hi rendition="#g">Feſt</hi> ſtatt, das ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches<lb/> erſrente. Vom königlichen Hauſe war Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> er-<lb/> ſchienen. Auch der Inſpekteur der Fußartillerie, General-<lb/> leutnant v. <hi rendition="#g">Keller,</hi> und der ehemalige Inſpekteur der Fuß-<lb/> artillerie, Generalleutnant z. D. v. <hi rendition="#g">Reinhard,</hi> Sektionschef<lb/> Oberſt <hi rendition="#g">Straßner,</hi> Oberſt <hi rendition="#g">Vogel,</hi> früherer Direktor der<lb/> Artilleriewerlſtätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor-<lb/> nehmlich der Artilleriewaffe, ſowie die Offiziere, Beamten<lb/> und Angeſtellten des Inſtituts waren der Einladung gefolgt.<lb/> Der Feſtſaal war prächtig dekorirt. In der Mitte der<lb/> rechten Wandſeite erhob ſich auf hohem, von zwei auf-<lb/> gerichteten Löwen flankirten Sockel die Büſte Sr. kgl. Hoheit<lb/> des <hi rendition="#g">Prinz-Regenten</hi> in einem Haine von Blattpflauzen<lb/> and Zierbäumen. Der Orcheſterraum, der als Bühne diente,<lb/><cb/> zeigte eine Feldſchmiede in Winterlandſchaft. Das Feſt wurde<lb/> durch den Prinz-Regent Luitpold-Marſch von Dietrich ein-<lb/> geleitet. Der Vorſtand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers,<lb/> Obermeiſter der Artilleriewerkſtätten <hi rendition="#g">Huber,</hi> hieß die er-<lb/> ſchienenen Feſtgäſte willkommen und betonte die treue An-<lb/> hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werkſtätten. Seine<lb/> herzliche Anſprache klang aus in ein dreifaches Hoch auf<lb/> Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Feſtverſamm-<lb/> lung begeiſterten Wiederhall fand. Der Direktor der<lb/> Artilleriewerkſtätten, Hauptmann <hi rendition="#g">Ries,</hi> hob in ſeiner Er-<lb/> widerung insbeſondere die Theilnahme der alten Veteranen<lb/> der Artilleriewerkſtätten, der alten Ouvriers, an dem<lb/> Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie-<lb/> werkſtätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren-<lb/> volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum<lb/> Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be-<lb/> kundet hätten, wie ſehr ſie an ihre Thätigkeit in den Werk-<lb/> ſtätten ſich erinnert und wie treue Kameradſchaft ſie mit den<lb/> jetzigen Angſtellten der Artillerie-Werkſtätten hielten, die ſie<lb/> zu ihrem Feſt eingeladen hätten, wofür er namens derſelben<lb/> herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kameradſchaft<lb/> und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um<lb/> 9 ½ Uhr das Feſt. Reichen Beifall fand das von dem<lb/> Kunſtmaler A. <hi rendition="#g">Hoffmann</hi> im Verein mit dem ehemaligen<lb/> Ouvrier, Hofinſtallateur <hi rendition="#g">Schnitzler</hi> arrangirte lebende Bild,<lb/> das eine Epiſode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers<lb/> aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 darſtellte. Auch die<lb/> von dem Nechnungsrath <hi rendition="#g">Uebelacker</hi> vorgeſührten Projektions-<lb/> bilder aus dem militäriſchen Leben wurden lebhaft acclamirt.<lb/> Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und<lb/> der Sängerbund „Arion“ verſchönten den Abend durch ihre<lb/> köſtlichen Männerchöre, während den inſtrumentalen Theil<lb/> des Programms das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi-<lb/> ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens-<lb/> werther Weiſe durchführte. Erſt ſpät nach Mitternacht endete<lb/> das ſchön verlaufene Feſt.</p><lb/> <p>Geſtern Nachmittag vereinigte ein <hi rendition="#g">Feſtmahl</hi> im Ruſſiſchen<lb/> Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werkſtätten<lb/> mit den geladenen Herren von der Inſpektion der Fuß-<lb/> artillerie, Generalleutnant v. <hi rendition="#g">Keller</hi> an der Spitze, dem<lb/> früheren Inſpekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D.<lb/> v. <hi rendition="#g">Reinhard,</hi> den Herren des Fußartillerie-Detachements,<lb/> dem Profeſſor <hi rendition="#g">Manuel,</hi> Bildhauer <hi rendition="#g">Wünſche</hi> und Kunſt-<lb/> maler <hi rendition="#g">Hoffmann,</hi> welch letztere beim Arrangement des Feſtes<lb/> in liebenswürdigſter Weiſe behülflich waren. Um 2 Uhr<lb/> erſchienen die Prinzen <hi rendition="#g">Ludwig, Leopold</hi> und <hi rendition="#g">Arunlf.</hi><lb/> Während der Tafel erhob ſich Hauptmann <hi rendition="#g">Ries,</hi> um den<lb/> Prinzen den tiefgefühlten Dank auszuſprechen. Er wies dann<lb/> darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Feſtakt beiwohnte<lb/> und dieſem durch ſeine Worte die höchſte Weihe gab. Es<lb/> wäre dies ein hoher Anſporn für die Angehörigen des<lb/> Inſtituts, ihre ganze Kraft dem Dienſt zu weihen. Schließlich<lb/> betonte er, daß die Artillerie-Werkſtätten hinter keiner Ab-<lb/> theilung der Armee zurückſtehen werden. Sein Hoch<lb/> galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in<lb/> der Feſtverſammlung fand. Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> erwiderte,<lb/> indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom-<lb/> pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerkſtätten hervorgiugen,<lb/> in eine Zeit fiel, wie ſie ſchwerer Bayern noch nie geſehen.<lb/> Seit dieſer Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde,<lb/> theils in den Werkſtätten mitgeholfen, das Anſehen und die<lb/> Schlagfertigkeit des bayeriſchen Heeres zu erhöhen. Im<lb/> weiteren Verlauf ſeiner Rede wies er darauf hin, daß in den<lb/> jetzigen Artilleriewerkſtätten bürgerliche Arbeiter unter mili-<lb/> täriſcher Leitung thätig ſind und daß dieſe Arbeiter an-<lb/> ſcheinend zuſrieden ſind, wobei er bemerkte, daß es bedauer-<lb/> lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu-<lb/> frieden wären. Zum Schluſſe wünſche er, daß die Artillerie-<lb/> werkſtätten in 100 Jahren ebenſo freudig und ſtolz auf das<lb/> heutige Feſt zurückblicken mögen, wie ſie jetzt auf den Verlauf<lb/> der vergangenen 100 Jahre zurückſehen. Sein Trinkſpruch<lb/> klang in ein Hoch auf die Artilleriewerkſtätten aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">hd.</hi> <hi rendition="#b">Oeffentliche Bürgerverſammlung.</hi> </head> <p>Um gegen-<lb/> über den Mißſtänden des „<hi rendition="#g">Nangirbahnhofs</hi>“ in der Lud-<lb/> wigſtraße Stellung zu nehmen, fand am Samſtag auf Ver-<lb/> aulaſſung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing)<lb/> bei Petuel in Schwabing eine Verſammlung von Bürgern<lb/> aller Parteiſchattirungen ſtatt. Das Referat hatte Hr. Rechts-<lb/> anwalt <hi rendition="#g">Kohl</hi> übernommen. Redner ging von der Erregung<lb/> aus, die ſich in der Magiſtratsſitzung vom 22. März ge-<lb/> legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngeleiſeführung<lb/> in der Maximilianſtraße betreffenden Miniſterialentſchließung<lb/> kundgab und meinte, ſie ſei ſo groß geweſen und es ſeien ſo<lb/> draſtiſche Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß-<lb/> ſtände, wie ſie im Trambahnbetrieb der Ludwigſtraße zutage<lb/> getreten ſind, könnten in der Maximilianſtraße ihre Wieder-<lb/> holung ſinden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum<lb/> ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven-<lb/> Vorſpannbetrieb unzufrieden zu ſein, erklärte Redner, ein<lb/> modernes Verkehrsmittel müſſe vier Bedingungen erfüllen:<lb/> es müſſe 1. <hi rendition="#g">billig, 2. raſch, 3. zuverläſſig</hi> arbeiten<lb/> und es müſſe 4. ſich dem wechſelnd ſtarken Verkehr einzelner<lb/> Tage und Stunden aupaſſen können. Billig für das <hi rendition="#g">Publi-<lb/> kum</hi> ſei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt;<lb/> bei Durchführung der <hi rendition="#g">oberirdiſchen</hi> Stromzuleitung hätten<lb/> die Betriebskoſten 9000 M. pro Jahr betragen, während ſie<lb/> bei Accumulatorlokomotiven-Vorſpannbetrieb das Vierfache aus-<lb/> machten. Raſch ſei dieſer Betrieb auch nicht, ſondern lang-<lb/> ſamer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverläſſig ſei<lb/> der Betrieb ebenſowenig; denn ſobald eine Störung einge-<lb/> treten ſei, ſo verbreite ſich die Verſchleppung auf die ganze<lb/> Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, ſei<lb/> keiner da, andrerſeits kämen ſie dann wieder in mehreren<lb/> Exemplaren hintereinander. Endlich ſei dieſer Betrieb ganz<lb/> ſelbſtverſtändlich auch nicht anpaſſungsfähig, er könne einem<lb/> momentan anſchwellenden Bedarf, wie dies mittags und<lb/> abends, ſowie während der Badeſaiſon nachmittags der Fall<lb/> ſei, nicht gerecht werden, weil keine Reſervewagen befördert<lb/> werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des<lb/> Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr.<lb/><hi rendition="#g">Zulaſſung der oberirdiſchen Stromzuführung</hi><lb/> auch auf der Theilſtrecke Schiller- Monument-Gallerieſtraße<lb/> zu ſprechen, wobei er ſich eifrigſt für den Inhalt dieſes An-<lb/> trags ausſprach. Die weiter naheliegende Frage: Was<lb/> hindert die Einführung des oberirdiſchen Stromzuleitungs-<lb/> ſyſtems, gab dem Referenten Anlaß, zu konſtatiren, die Ueber-<lb/> ſpannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom<lb/><hi rendition="#g">künſtleriſchen</hi> Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das<lb/> Publikum wirke ſie aber keineswegs auffallend, und ſchließ-<lb/> lich überwiege das Verkehrs- doch das äſtheliſche Intereſſe.<lb/> Uebrigens würden Ludwigſtraße und Odeonsplatz durch die<lb/> fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in<lb/><cb/> ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch faſt unſicht-<lb/> bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der<lb/> Magiſtrat ſelbſt jüngſt gezeigt habe (Nachſuchung einer<lb/> Audienz für das Magiſtratsdirektorium an Allerhöchſter<lb/> Stelle) ſchloß Rechtsanwalt Kohl ſein Referat. Nach kurzer<lb/> Debatte wurde einſtimmig folgende <hi rendition="#g">Reſolution</hi> ange-<lb/> nommen: <floatingText><body><div n="1"><p>„Die am 24. März im Saale der Schwabinger<lb/> Brauerei tagende öffentliche Bürgerverſammlung mit der<lb/> Tagesordnung: „Die Zuſtände beim Trambahubetrieb auf dem<lb/> Odeonsplatz“ richtet an den Magiſtrat das ergebenſte Erſuchen,<lb/> dieſer möge mit allen zuläſſigen Mitteln beim hohen<lb/> Miniſterium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß<lb/><hi rendition="#g">zur Einführung der proviſoriſchen oberirdiſchen<lb/> Stromzuführung</hi> auf der Theilſtrecke Gallerieſtraße-<lb/> Schiller-Monument <hi rendition="#g">ſo bald als möglich ertheilt<lb/> werde.</hi> Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider<lb/> Erwarten verſagt würde, <hi rendition="#g">möge der Magiſtrat durch<lb/> ſein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-<lb/> Regenten vorſtellig werden</hi> und die Wünſche der Be-<lb/> völkerung zur Kenntniß bringen.“</p></div></body></floatingText></p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Poſt- und Telegraphenperſonal – Verband.</hi></head><lb/> <p>Aehnlich dem Eifenbahnerverbande ſoll nunmehr auch für<lb/> das Poſtperſonal ein Verband gegründet werden, der, unter<lb/> der Herrſchaft des Centrums ſtehend, bei den zukünftigen<lb/> Wahlen gute Dienſte leiſten ſoll. Zu dieſem Zwecke iſt laut<lb/> „Augsb. Abdztg.“ für Donnerſtag, den 5. April, abends<lb/> 8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Verſammlung einberufen<lb/> worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den<lb/> nennen Verband des Poſt- und Telegraphenperſonals ſprechen<lb/> wird. Nur Angehörige der Poſt und Telegraphie können an<lb/> der Verſammlung theilnehmen. Wie weit das Poſt- und<lb/> Telegraphenperſonal geneigt iſt, dieſem neuen Verbande bei-<lb/> zutreten, wiſſen wir nicht, aber die eine Thatſache ſollte doch<lb/> das Verkehrsperſonal im Auge behalten, daß es gerade das<lb/> Centrum iſt, das faſt immer gegen die Aufbeſſerung der<lb/> Gehälter ſtimmt. Das Centrum möchte am liebſten die Aeude-<lb/> rung des Gehaltsregulatios möglichſt lauge hinausſchieben<lb/> und man wird ja ſehen, wie ſich das Centrum gegen den<lb/> Wohnungsgeldzuſchuß verhalten wird. In Verſprechungen<lb/> leiſtet das Centrum allerdings ſehr viel.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Der diesjährige Salvator-Ausſchank</hi> der<lb/> Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am geſtrigen<lb/> Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, ſein <hi rendition="#g">Ende</hi><lb/> erreicht. Der Beſuch am letzten Tage war koloſſal.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">d.</hi> <hi rendition="#b">Diebſtahl.</hi> </head> <p>Bei der Firma <hi rendition="#g">Schwarz u. Weigl,</hi><lb/> Lüſterfabrik dahier, ſind durch angeſtellte Arbeiterinnen be-<lb/> deutende <hi rendition="#g">Metalldiebſtähle</hi> längere Zeit hindurch verübt<lb/> worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, iſt ziemlich<lb/> beträchtlich. In die bereits eingeleitete ſtrafrechtliche Unter-<lb/> ſuchung iſt auch ein hieſiger Altmetallwaarenhändler verwickelt,<lb/> der das geſtohlene Gut zu Schleuderpreiſen ankaufte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Sonntagsverkehr.</hi></head> <p>Die <hi rendition="#g">Iſarthalbahn</hi> beförderte<lb/> geſtern 2429 Perſonen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Alpenvereinsſektion München (E. V.).</hi></head> <p>Am Mittwoch,<lb/> 28. März, wird im Vereinsſaale, Mathildenſtr. 4, Hr. Gott-<lb/> fried <hi rendition="#g">Merzbacher</hi> einen Vortrag über „<hi rendition="#g">Gebirgswande-<lb/> rungen in Kaſchmir</hi>“ halten mit Projektion von 80 photographi-<lb/> ſchen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher<lb/> wird der erſte Bericht über ſeine ſchon vor längerer Zeit ſo er-<lb/> folgreich ausgeführte Reiſe in Kaſchmir ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#aq">XII.</hi> <hi rendition="#b">Kaim-Konzert.</hi></head> <p>Das letzte Kaim-Konzert dieſer<lb/> Saiſon findes Mittwoch, den 28. März ſtatt. Den Abſchluß wird<lb/> auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von<lb/> Beethoven unter Leitung Felix <hi rendition="#g">Weingartners</hi> bilden. Die<lb/> Soli im Schlußſatz werden von den Damen Marie <hi rendition="#g">Berg</hi> (Sopran),<lb/> Eliſabeth <hi rendition="#g">Exter</hi> (Alt), den HH. Richard <hi rendition="#g">Fiſcher</hi> (Tenor), Eduard<lb/><hi rendition="#g">Schuegraf</hi> (Baß) geſungen. Dieſer letzten Symphonie des<lb/> Meiſters gehen die Wiedergabe einer erſten in C und als Ein-<lb/> leitung die Ouvertüre zu „Coriolan“ voraus. Den Kartenverkauf<lb/> beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. <hi rendition="#g">Schmid</hi> Nachf., Theatiner-<lb/> ſtraße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Im Volkstheater</hi> geht morgen, Dienſtag, „<hi rendition="#g">Epidemiſch</hi>“,<lb/> Schwank in vier Akten von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. B. v. Schweitzer, zum erſten-<lb/> mal in Scene. Nachdem erſt jüngſt desſelben Verſaſſers „<hi rendition="#g">Groß-<lb/> ſtädtiſch</hi>“ und „<hi rendition="#g">Drei Staatsverbrecher</hi>“ im Volkstheater<lb/> vielen Beifall fanden, iſt es ſicher kein Mißgriff, auch „<hi rendition="#g">Epidemiſch</hi>“<lb/> zu bringen, das beſte und luſtigſte Stück von Schweitzer, das<lb/> früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner-<lb/> platz viele Wiederholungen erlebte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Stranbing,</hi> 24. März.</dateline> <p>Ueber das <hi rendition="#g">Baunnglück,</hi><lb/> das ſich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der „Niederb.<lb/> Anz.“ noch folgendes: Am Neubau des Zuchthauſes waren<lb/> 18 Maurer damit beſchäftigt, die Wandelgänge im oberſten<lb/> Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck ſie auf einem<lb/> vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerüſt ſtanden.<lb/> Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich dieſes<lb/> und brach in ſich zuſammen, ſämmtliche Arbeiter mit ſich<lb/> in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 meiſtens<lb/> ſchwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver-<lb/> wundeten iſt bereits einer in vergangener Nacht geſtorben.<lb/> Ueber die Urſache des Unglücksfalls gehen verſchiedene Ge-<lb/> rüchte, u. a., daß das Gerüſt überlaſtet war, allein Näheres<lb/> wird erſt die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Seit Beginn<lb/> des Zuchthausbaues war der geſtrige, bisher ſchwerſte, der<lb/> 18. Unglücksfall, der ſich dort ereiguete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Regensburg,</hi> 23. März.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Auswanderung<lb/> jüngerer Lehrer</hi> aus der Oberpfalz in andere Kreiſe,<lb/> namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach-<lb/> gerade Dimenſionen an, die auch im oberpfälziſchen Landrath<lb/> Bedeuken erregen müſſen. Seit Neujahr haben bereits ſechs<lb/> Hülfslehrer ihrem Heimathkreiſe den Rücken gekehrt.</p><lb/> <p>(„R. Tgbl.“)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* Aus <hi rendition="#b">Oberfranken,</hi> 23. März.</dateline> <p>Ein intereſſantes Bild<lb/> über den <hi rendition="#g">bäuerlichen Großgrundbeſitz</hi> in Oberfranken<lb/> gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerliſte der<lb/> wahlberechtigten großen Grundbeſitzer. Es ſind deren im<lb/> ganzen Kreiſe 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hauſe<lb/> und dem höchſten und höheren Adel des Landes an. Das<lb/> bayeriſche Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in<lb/> Banz im Beſitz; ihm reihen ſich an die Crailsheim, Feilitzſch,<lb/> Caſtell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Aufſeß,<lb/> Giech u. ſ. w. Es beſinden ſich darunter ſieben Mitglieder<lb/> der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern-<lb/> ſtand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in<lb/> Seibelsdorf, A.-G. Stadtſteinach; Beide nennen ſich noch<lb/> Bauern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">C. H.</hi><hi rendition="#b">Nürnberg,</hi> 26. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der kgl. Ober-<lb/> landesgerichtsrath Heinrich <hi rendition="#g">Papellier</hi> iſt geſtern hier im<lb/> Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit <hi rendition="#g">geſtorben,</hi><lb/> nachdem ſeine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran-<lb/> gegangen war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Rürnberg,</hi> 24. März.</dateline> <p>Bezüglich der großen in<lb/> München anhängigen, hierher nach Nürnberg ſpielenden <hi rendition="#g">Unter-<lb/> ſuchungsſache</hi> wegen Verbrechens gegen das keimende<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83.
ſchuß ſchon ſeit einiger Zeit beſchäftigt und wir haben im
Dezember v. J. ein neues Organiſationsſtatut be-
rathen und beſchloſſen, was nach unſrer Meinung dazu führen
könnte, daß wir dieſe nothwendige Organiſation erreichen.
Unſre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn
ihre Anhänger ſich eng zuſammenſchließen und ein reges
Vereinsleben bethätigen. Eine ſtramme energiſche Vereins-
leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, iſt geboten. Ferner
muß in der Partei Zucht und Diſciplin herrſchen und ſich
der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müſſen
bei einer Zentralſtelle zuſammenlaufen, wo man über alles
unterrichtet ſein muß. Dieſe Richtpunkte hat der Landesaus-
ſchuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt
und genehmigt. Redner legte im Anſchluß hieran und
an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden „Organi-
ſationsſtatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.“
in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine ſtramme
Organiſation herbeizuführen hoffen, die unſrer Partei neues
Leben einflößen ſoll, und ſchloß mit der dringenden Aufforde-
rung, ſich der Landespartei anzuſchließen. Einigkeit, feſter
Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge-
lingen der Partei, die mit gutem Grund von ſich behaupten
darf, daß ſie die nationalſte im Reich iſt, der Partei, die
ſo opferwillig an der Gründung des Deutſchen Reichs und
ſeiner Verfaſſung mitgewirkt hat und unentbehrlich iſt, den
alten Einfluß wieder zurückzuerobern. „Sorgen Sie dafür,
daß die Fehler, die gemacht worden ſind, wieder gut gemacht
werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht
nur zum Segen der Partei, ſondern zum Segen unſres Vater-
landes ſein.“
Der brauſende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die
liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen
aus dem Herzen geredet habe. Vorſitzender Schön dankte
auch dieſem Redner herzlichſt für ſeine Ausführungen, mit
denen er die Anweſenden in die Neuorganiſation der Partei
eingeweiht, und ſchloß hierauf den in allen ſeinen Theilen
wirklich ſchön verlaufenen politiſchen Abend, der bei jedem
Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und
einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft unſrer Partei
zurückließ.
* Nationalliberale Landespartei. Geſtern Vor-
mittag trat der geſchäftsführende Ausſchuß der
nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel
Trefler zu einer Sitzung zuſammen, in der mehr interne
Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden.
Der Vorſitzende, Hr. Juſtizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte
die Ausſchußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe-
ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten
Kettler, führte die neuen Ausſchußmitglieder, Buchdruckerei-
beſitzer Schön, München, Fabrikbeſitzer und Magiſtrats-
rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein-
furt, Erſten Bürgermeiſter Wolfram, Augsburg, und den Ge-
ſchäftsführer der Landespartei, A. Baiſt, Nürnberg, ein
und empfahl die Kooptation des Redakteurs Dr. Büchl,
Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Beſchlüſſe durch-
geführt wurden und welche Thätigkeit die Geſchäftsſtelle
ſchon entfalten konnte. In ſehr eingehender Weiſe wurden
die Verhältniſſe in den einzelnen Wahlkreiſen (Amberg,
Bayreuth, Kaufbeuren, Straubing ꝛc.) und die künftige
Thätigkeit der Geſchäftsſtelle beſprochen. Die Vorſchläge
des Vorſitzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen
und auf weitere Anregungen entſprechende Beſchlüſſe gefaßt.
Den herzlichſten Dank für das treue und erfolgreiche
Wirken, den nie erlahmenden Eifer ſprach dem Vorſitzenden
Baron Kreß Bürgermeiſter Wolfram aus.
Bayeriſche Chronik.
München, 26. März.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent wohnte geſtern, Sonntag Vormittag,
dem Gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und be-
ſuchte ſpäter die Wochenausſtellung des Kunſtvereins. In
Abſchiedsandienz empfing geſtern der Regent den k. k. öſter-
reichiſch-ungariſchen interimiſtiſchen Geſchäftsträger, Legations-
rath Frhrn. Kuhn v. Kuhnenfeld und verlieh ihm das
Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in Andienz
empfaugen: Wilhelm Frhr. v. Hertling, General-
major z. D.; Max Sand, Senatspräſident am Oberlandes-
gerichte München; Karl Arnold, Oberlandesgerichtsrath;
Oberlandesgerichtsrath Michael Schuſter, Oberamtsrichter
in Lindau; Dr. Rudolf Emmerich, kgl. Univerſitätsprofeſſor
Karl Erhard, erſter Staatsanwalt bei dem Landgericht
München II, und Maler Prof. Lonis Braun. Zur Tafel
waren geſtern geladen: Otto Frhr. v. Kuhn von Kuhnen-
feld, k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr.
v. Ow, biſchöfl. geiſtlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich
Frhr. Kreß von Kreßenſtein, Major und Bataillonskomman-
deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. Red-
witz, Rittmeiſter à l. s. des 1. Ulanen-Regts., perſ. Adjutant
des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. — Prinz
Ludwig wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz-
ausſchuſſes der Kammer der Reichsräthe an. Geſtern und
vorgeſtern beſichtigten Prinz Ludwig, ſowie die Prinzeſſinnen
Giſela und Ludwig Ferdinand die Frühjahrsausſtellung
der „Seceſſion“. — Geh. Hofrath Prof. Dr. Brentano iſt
ſeit einigen Tagen an Geſichtsroſe bedenklich erkrankt. —
In Regensburg iſt der fürſtl. Thurn und Taxis’ſche Bau-
rath a. D. Friedrich Sauer, Ehrenbürger von Regensburg,
im 90. Lebensjahre geſtorben.
t. Miniſterrath.
Geſtern, Sonntag, Vormittag fand
im Miniſterium des Aeußern ein Miniſterrath ſtatt.
l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-
werkſtätten. Am Samſtag Abend fand im großen Saale
des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich
des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerkſtätten ge-
gebene Feſt ſtatt, das ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches
erſrente. Vom königlichen Hauſe war Prinz Ludwig er-
ſchienen. Auch der Inſpekteur der Fußartillerie, General-
leutnant v. Keller, und der ehemalige Inſpekteur der Fuß-
artillerie, Generalleutnant z. D. v. Reinhard, Sektionschef
Oberſt Straßner, Oberſt Vogel, früherer Direktor der
Artilleriewerlſtätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor-
nehmlich der Artilleriewaffe, ſowie die Offiziere, Beamten
und Angeſtellten des Inſtituts waren der Einladung gefolgt.
Der Feſtſaal war prächtig dekorirt. In der Mitte der
rechten Wandſeite erhob ſich auf hohem, von zwei auf-
gerichteten Löwen flankirten Sockel die Büſte Sr. kgl. Hoheit
des Prinz-Regenten in einem Haine von Blattpflauzen
and Zierbäumen. Der Orcheſterraum, der als Bühne diente,
zeigte eine Feldſchmiede in Winterlandſchaft. Das Feſt wurde
durch den Prinz-Regent Luitpold-Marſch von Dietrich ein-
geleitet. Der Vorſtand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers,
Obermeiſter der Artilleriewerkſtätten Huber, hieß die er-
ſchienenen Feſtgäſte willkommen und betonte die treue An-
hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werkſtätten. Seine
herzliche Anſprache klang aus in ein dreifaches Hoch auf
Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Feſtverſamm-
lung begeiſterten Wiederhall fand. Der Direktor der
Artilleriewerkſtätten, Hauptmann Ries, hob in ſeiner Er-
widerung insbeſondere die Theilnahme der alten Veteranen
der Artilleriewerkſtätten, der alten Ouvriers, an dem
Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie-
werkſtätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren-
volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum
Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be-
kundet hätten, wie ſehr ſie an ihre Thätigkeit in den Werk-
ſtätten ſich erinnert und wie treue Kameradſchaft ſie mit den
jetzigen Angſtellten der Artillerie-Werkſtätten hielten, die ſie
zu ihrem Feſt eingeladen hätten, wofür er namens derſelben
herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kameradſchaft
und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um
9 ½ Uhr das Feſt. Reichen Beifall fand das von dem
Kunſtmaler A. Hoffmann im Verein mit dem ehemaligen
Ouvrier, Hofinſtallateur Schnitzler arrangirte lebende Bild,
das eine Epiſode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers
aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 darſtellte. Auch die
von dem Nechnungsrath Uebelacker vorgeſührten Projektions-
bilder aus dem militäriſchen Leben wurden lebhaft acclamirt.
Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und
der Sängerbund „Arion“ verſchönten den Abend durch ihre
köſtlichen Männerchöre, während den inſtrumentalen Theil
des Programms das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi-
ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens-
werther Weiſe durchführte. Erſt ſpät nach Mitternacht endete
das ſchön verlaufene Feſt.
Geſtern Nachmittag vereinigte ein Feſtmahl im Ruſſiſchen
Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werkſtätten
mit den geladenen Herren von der Inſpektion der Fuß-
artillerie, Generalleutnant v. Keller an der Spitze, dem
früheren Inſpekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D.
v. Reinhard, den Herren des Fußartillerie-Detachements,
dem Profeſſor Manuel, Bildhauer Wünſche und Kunſt-
maler Hoffmann, welch letztere beim Arrangement des Feſtes
in liebenswürdigſter Weiſe behülflich waren. Um 2 Uhr
erſchienen die Prinzen Ludwig, Leopold und Arunlf.
Während der Tafel erhob ſich Hauptmann Ries, um den
Prinzen den tiefgefühlten Dank auszuſprechen. Er wies dann
darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Feſtakt beiwohnte
und dieſem durch ſeine Worte die höchſte Weihe gab. Es
wäre dies ein hoher Anſporn für die Angehörigen des
Inſtituts, ihre ganze Kraft dem Dienſt zu weihen. Schließlich
betonte er, daß die Artillerie-Werkſtätten hinter keiner Ab-
theilung der Armee zurückſtehen werden. Sein Hoch
galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in
der Feſtverſammlung fand. Prinz Ludwig erwiderte,
indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom-
pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerkſtätten hervorgiugen,
in eine Zeit fiel, wie ſie ſchwerer Bayern noch nie geſehen.
Seit dieſer Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde,
theils in den Werkſtätten mitgeholfen, das Anſehen und die
Schlagfertigkeit des bayeriſchen Heeres zu erhöhen. Im
weiteren Verlauf ſeiner Rede wies er darauf hin, daß in den
jetzigen Artilleriewerkſtätten bürgerliche Arbeiter unter mili-
täriſcher Leitung thätig ſind und daß dieſe Arbeiter an-
ſcheinend zuſrieden ſind, wobei er bemerkte, daß es bedauer-
lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu-
frieden wären. Zum Schluſſe wünſche er, daß die Artillerie-
werkſtätten in 100 Jahren ebenſo freudig und ſtolz auf das
heutige Feſt zurückblicken mögen, wie ſie jetzt auf den Verlauf
der vergangenen 100 Jahre zurückſehen. Sein Trinkſpruch
klang in ein Hoch auf die Artilleriewerkſtätten aus.
hd. Oeffentliche Bürgerverſammlung. Um gegen-
über den Mißſtänden des „Nangirbahnhofs“ in der Lud-
wigſtraße Stellung zu nehmen, fand am Samſtag auf Ver-
aulaſſung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing)
bei Petuel in Schwabing eine Verſammlung von Bürgern
aller Parteiſchattirungen ſtatt. Das Referat hatte Hr. Rechts-
anwalt Kohl übernommen. Redner ging von der Erregung
aus, die ſich in der Magiſtratsſitzung vom 22. März ge-
legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngeleiſeführung
in der Maximilianſtraße betreffenden Miniſterialentſchließung
kundgab und meinte, ſie ſei ſo groß geweſen und es ſeien ſo
draſtiſche Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß-
ſtände, wie ſie im Trambahnbetrieb der Ludwigſtraße zutage
getreten ſind, könnten in der Maximilianſtraße ihre Wieder-
holung ſinden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum
ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven-
Vorſpannbetrieb unzufrieden zu ſein, erklärte Redner, ein
modernes Verkehrsmittel müſſe vier Bedingungen erfüllen:
es müſſe 1. billig, 2. raſch, 3. zuverläſſig arbeiten
und es müſſe 4. ſich dem wechſelnd ſtarken Verkehr einzelner
Tage und Stunden aupaſſen können. Billig für das Publi-
kum ſei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt;
bei Durchführung der oberirdiſchen Stromzuleitung hätten
die Betriebskoſten 9000 M. pro Jahr betragen, während ſie
bei Accumulatorlokomotiven-Vorſpannbetrieb das Vierfache aus-
machten. Raſch ſei dieſer Betrieb auch nicht, ſondern lang-
ſamer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverläſſig ſei
der Betrieb ebenſowenig; denn ſobald eine Störung einge-
treten ſei, ſo verbreite ſich die Verſchleppung auf die ganze
Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, ſei
keiner da, andrerſeits kämen ſie dann wieder in mehreren
Exemplaren hintereinander. Endlich ſei dieſer Betrieb ganz
ſelbſtverſtändlich auch nicht anpaſſungsfähig, er könne einem
momentan anſchwellenden Bedarf, wie dies mittags und
abends, ſowie während der Badeſaiſon nachmittags der Fall
ſei, nicht gerecht werden, weil keine Reſervewagen befördert
werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des
Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr.
Zulaſſung der oberirdiſchen Stromzuführung
auch auf der Theilſtrecke Schiller- Monument-Gallerieſtraße
zu ſprechen, wobei er ſich eifrigſt für den Inhalt dieſes An-
trags ausſprach. Die weiter naheliegende Frage: Was
hindert die Einführung des oberirdiſchen Stromzuleitungs-
ſyſtems, gab dem Referenten Anlaß, zu konſtatiren, die Ueber-
ſpannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom
künſtleriſchen Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das
Publikum wirke ſie aber keineswegs auffallend, und ſchließ-
lich überwiege das Verkehrs- doch das äſtheliſche Intereſſe.
Uebrigens würden Ludwigſtraße und Odeonsplatz durch die
fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in
ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch faſt unſicht-
bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der
Magiſtrat ſelbſt jüngſt gezeigt habe (Nachſuchung einer
Audienz für das Magiſtratsdirektorium an Allerhöchſter
Stelle) ſchloß Rechtsanwalt Kohl ſein Referat. Nach kurzer
Debatte wurde einſtimmig folgende Reſolution ange-
nommen: „Die am 24. März im Saale der Schwabinger
Brauerei tagende öffentliche Bürgerverſammlung mit der
Tagesordnung: „Die Zuſtände beim Trambahubetrieb auf dem
Odeonsplatz“ richtet an den Magiſtrat das ergebenſte Erſuchen,
dieſer möge mit allen zuläſſigen Mitteln beim hohen
Miniſterium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß
zur Einführung der proviſoriſchen oberirdiſchen
Stromzuführung auf der Theilſtrecke Gallerieſtraße-
Schiller-Monument ſo bald als möglich ertheilt
werde. Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider
Erwarten verſagt würde, möge der Magiſtrat durch
ſein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-
Regenten vorſtellig werden und die Wünſche der Be-
völkerung zur Kenntniß bringen.“
* Poſt- und Telegraphenperſonal – Verband.
Aehnlich dem Eifenbahnerverbande ſoll nunmehr auch für
das Poſtperſonal ein Verband gegründet werden, der, unter
der Herrſchaft des Centrums ſtehend, bei den zukünftigen
Wahlen gute Dienſte leiſten ſoll. Zu dieſem Zwecke iſt laut
„Augsb. Abdztg.“ für Donnerſtag, den 5. April, abends
8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Verſammlung einberufen
worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den
nennen Verband des Poſt- und Telegraphenperſonals ſprechen
wird. Nur Angehörige der Poſt und Telegraphie können an
der Verſammlung theilnehmen. Wie weit das Poſt- und
Telegraphenperſonal geneigt iſt, dieſem neuen Verbande bei-
zutreten, wiſſen wir nicht, aber die eine Thatſache ſollte doch
das Verkehrsperſonal im Auge behalten, daß es gerade das
Centrum iſt, das faſt immer gegen die Aufbeſſerung der
Gehälter ſtimmt. Das Centrum möchte am liebſten die Aeude-
rung des Gehaltsregulatios möglichſt lauge hinausſchieben
und man wird ja ſehen, wie ſich das Centrum gegen den
Wohnungsgeldzuſchuß verhalten wird. In Verſprechungen
leiſtet das Centrum allerdings ſehr viel.
* Der diesjährige Salvator-Ausſchank der
Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am geſtrigen
Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, ſein Ende
erreicht. Der Beſuch am letzten Tage war koloſſal.
d. Diebſtahl. Bei der Firma Schwarz u. Weigl,
Lüſterfabrik dahier, ſind durch angeſtellte Arbeiterinnen be-
deutende Metalldiebſtähle längere Zeit hindurch verübt
worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, iſt ziemlich
beträchtlich. In die bereits eingeleitete ſtrafrechtliche Unter-
ſuchung iſt auch ein hieſiger Altmetallwaarenhändler verwickelt,
der das geſtohlene Gut zu Schleuderpreiſen ankaufte.
* Sonntagsverkehr. Die Iſarthalbahn beförderte
geſtern 2429 Perſonen.
* Alpenvereinsſektion München (E. V.). Am Mittwoch,
28. März, wird im Vereinsſaale, Mathildenſtr. 4, Hr. Gott-
fried Merzbacher einen Vortrag über „Gebirgswande-
rungen in Kaſchmir“ halten mit Projektion von 80 photographi-
ſchen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher
wird der erſte Bericht über ſeine ſchon vor längerer Zeit ſo er-
folgreich ausgeführte Reiſe in Kaſchmir ſein.
* XII. Kaim-Konzert. Das letzte Kaim-Konzert dieſer
Saiſon findes Mittwoch, den 28. März ſtatt. Den Abſchluß wird
auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von
Beethoven unter Leitung Felix Weingartners bilden. Die
Soli im Schlußſatz werden von den Damen Marie Berg (Sopran),
Eliſabeth Exter (Alt), den HH. Richard Fiſcher (Tenor), Eduard
Schuegraf (Baß) geſungen. Dieſer letzten Symphonie des
Meiſters gehen die Wiedergabe einer erſten in C und als Ein-
leitung die Ouvertüre zu „Coriolan“ voraus. Den Kartenverkauf
beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. Schmid Nachf., Theatiner-
ſtraße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz.
* Im Volkstheater geht morgen, Dienſtag, „Epidemiſch“,
Schwank in vier Akten von Dr. J. B. v. Schweitzer, zum erſten-
mal in Scene. Nachdem erſt jüngſt desſelben Verſaſſers „Groß-
ſtädtiſch“ und „Drei Staatsverbrecher“ im Volkstheater
vielen Beifall fanden, iſt es ſicher kein Mißgriff, auch „Epidemiſch“
zu bringen, das beſte und luſtigſte Stück von Schweitzer, das
früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner-
platz viele Wiederholungen erlebte.
* Stranbing, 24. März. Ueber das Baunnglück,
das ſich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der „Niederb.
Anz.“ noch folgendes: Am Neubau des Zuchthauſes waren
18 Maurer damit beſchäftigt, die Wandelgänge im oberſten
Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck ſie auf einem
vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerüſt ſtanden.
Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich dieſes
und brach in ſich zuſammen, ſämmtliche Arbeiter mit ſich
in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 meiſtens
ſchwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver-
wundeten iſt bereits einer in vergangener Nacht geſtorben.
Ueber die Urſache des Unglücksfalls gehen verſchiedene Ge-
rüchte, u. a., daß das Gerüſt überlaſtet war, allein Näheres
wird erſt die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Seit Beginn
des Zuchthausbaues war der geſtrige, bisher ſchwerſte, der
18. Unglücksfall, der ſich dort ereiguete.
* Regensburg, 23. März. Die Auswanderung
jüngerer Lehrer aus der Oberpfalz in andere Kreiſe,
namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach-
gerade Dimenſionen an, die auch im oberpfälziſchen Landrath
Bedeuken erregen müſſen. Seit Neujahr haben bereits ſechs
Hülfslehrer ihrem Heimathkreiſe den Rücken gekehrt.
(„R. Tgbl.“)
* Aus Oberfranken, 23. März. Ein intereſſantes Bild
über den bäuerlichen Großgrundbeſitz in Oberfranken
gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerliſte der
wahlberechtigten großen Grundbeſitzer. Es ſind deren im
ganzen Kreiſe 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hauſe
und dem höchſten und höheren Adel des Landes an. Das
bayeriſche Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in
Banz im Beſitz; ihm reihen ſich an die Crailsheim, Feilitzſch,
Caſtell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Aufſeß,
Giech u. ſ. w. Es beſinden ſich darunter ſieben Mitglieder
der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern-
ſtand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in
Seibelsdorf, A.-G. Stadtſteinach; Beide nennen ſich noch
Bauern.
C. H. Nürnberg, 26. März. Tel. Der kgl. Ober-
landesgerichtsrath Heinrich Papellier iſt geſtern hier im
Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit geſtorben,
nachdem ſeine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran-
gegangen war.
* Rürnberg, 24. März. Bezüglich der großen in
München anhängigen, hierher nach Nürnberg ſpielenden Unter-
ſuchungsſache wegen Verbrechens gegen das keimende
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |