Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848.[Spaltenumbruch]
gen diese dictatorische Allmacht, welche sie über Gesetz, Gerichte, mit # Paris, 15 März Abends 5 Uhr. Man kündigt ein Decret ** Mülhausen, 13 März. Die Geschäfte stocken gänzlich. Niederland. *** Vom Niederrhein. 15 März. Die Entrüstung, mit der *** Vom Niederrhein. 16 März. So eben trifft die Nach- Handels- und Börsennachrichten. Madrid, 9 März. 3proc. 241/4-1/2 G., 5proc. 143/4 P., unverz. London, 14 März. Consols 81. Paris, 15 März. 3proc. 46, 4proc. 60, 5proc. 69, Bankactien 1300, Amsterdam, 15 März. 21/2proc. 431/2, 3proc. 51, 4proc. 651/4, * München, 18 März. Die heutige Getreidschranne enthielt im ganzen Frankfurt a. M., 17 März. Oesterr. 5proc Metall. 69, 21/2proc. * Wien, 16 März. Da seit 3 Tagen alle Läden geschlossen waren, Wien, 16 März. 5proc. Metall. 89, 4proc. 751/2, 21/2proc. 44, 1834er Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart. [Spaltenumbruch]
gen dieſe dictatoriſche Allmacht, welche ſie über Geſetz, Gerichte, mit # Paris, 15 März Abends 5 Uhr. Man kündigt ein Decret ** Mülhauſen, 13 März. Die Geſchäfte ſtocken gänzlich. Niederland. *** Vom Niederrhein. 15 März. Die Entrüſtung, mit der *** Vom Niederrhein. 16 März. So eben trifft die Nach- Handels- und Börſennachrichten. Madrid, 9 März. 3proc. 24¼-½ G., 5proc. 14¾ P., unverz. London, 14 März. Conſols 81. Paris, 15 März. 3proc. 46, 4proc. 60, 5proc. 69, Bankactien 1300, Amſterdam, 15 März. 2½proc. 43½, 3proc. 51, 4proc. 65¼, * München, 18 März. Die heutige Getreidſchranne enthielt im ganzen Frankfurt a. M., 17 März. Oeſterr. 5proc Metall. 69, 2½proc. * Wien, 16 März. Da ſeit 3 Tagen alle Läden geſchloſſen waren, Wien, 16 März. 5proc. Metall. 89, 4proc. 75½, 2½proc. 44, 1834er Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jComment" n="3"> <p><pb facs="#f0008" n="1256"/><cb/> gen dieſe dictatoriſche Allmacht, welche ſie über Geſetz, Gerichte, mit<lb/> einem Wort über jede Schranke erhebt, tritt aber die öffentliche Stimme<lb/> mit weit größerer Kraft auf als zu erwarten war. Man verſichert Hr.<lb/> Ledru-Rollin habe das Rundſchreiben erlaſſen ohne erſt die proviſoriſche<lb/> Regierung als ſolche darum zu befragen. Nach dem Tone den einzelne<lb/> Stimmen der Oeffentlichkeit gegen die Regierung, und beſonders gegen<lb/> den Miniſter des Innern annehmen, ſind nur folgende Ausſichten vor-<lb/> handen: entweder die proviſoriſche Regierung ſetzt dieſer Freiheit des<lb/> Tadels, ihrem Urſprung und ihrem Grundſatze getreu, kein Hinderniß<lb/> entgegen, und in dieſem Falle muß ſie fürchten endlich der Gewalt der<lb/> öffentlichen Meinung weichen zu müſſen; oder ſie vergißt ihre Grund-<lb/> ſätze, und legt dem Ausdruck der freien Meinungsäußerung und der<lb/> Freiheit der Wahlen einen Kappzaum an, das wäre die erneuerte Herr-<lb/> ſchaft des Schreckens, aber die Ergebniſſe würden auch nicht auf ſich<lb/> warten laſſen. Hier in Paris wäre vielleicht ein ſolches Syſtem, ge-<lb/> ſtützt auf einige hunderttauſend Arme von Arbeitern, die zur Verfü-<lb/> gung der Clubs ſtehen, einen Augenblick möglich, aber nimmermehr in<lb/> den Provinzen. Im Weſten ſcheint es ſchon jetzt nicht ganz geheuer,<lb/> und auch im Süden zeigen ſich allerlei verdächtige Symptome. Sollte<lb/> Frankreich das traurige Geſchick eines neuen Bürgerkriegs vorbehalten<lb/> ſeyn? Unter den in den Tuilerien am 24 Febr. geraubten werthvollen<lb/> Gegenſtänden befanden ſich auch ein äußerſt reicher Diamantenſchmuck<lb/> und andere Kleinodien der Frau Herzogin von Orleans, deren man nun<lb/> durch das vereinigte Wirken der Gerichte und der Polizei wie der Diebe<lb/> wieder habhaft geworden iſt. Einzelne Gegenſtände, beſonders Sil-<lb/> berzeug, wurden freiwillig zurückgebracht. Dagegen wird vieles nie-<lb/> mals zurückkommen. General Jacqueminot, der als Oberbefehlshaber<lb/> der Nationalgarde gleichfalls in den Tuilerien (im Pavillon Marſan)<lb/> wohnte, wurde auch mit ausgeplündert. Heute verſpricht er durch<lb/> öffentlichen Anſchlag 5 Proc. des Werths dem der ihm oder dem Polizei-<lb/> tzelegirten Cauſſidiére 90,000 Fr. in Schatzbons zurückbringt, die ihm<lb/> nebſt andern Werthen am 24 Febr. abhanden gekommen ſind. Ich führe<lb/> dieſe Thatſachen nur an, weil es mir von vielen unſerer deutſchen<lb/> Landsleute hier ſehr verübelt wurde daß ich die Wahrheit ſagte, indem<lb/> ich gleich anfangs Ihnen die Thatſache der vorgefallenen Plünderung<lb/> meldete. Unſere Landsleute wollten dieſelbe durchaus nicht als wahr<lb/> gelten laſſen, obgleich ich mit eigenen Augen geſehen hatte, und die<lb/> Franzoſen ſelbſt ſie keineswegs in Abrede ſtellten. Michel war eben wie-<lb/> der einmal mehr Franzoſe als die Franzoſen ſelbſt, und ich maße mir<lb/> nicht an dieſe Liebhaberei ihm zu beſtreiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline># <hi rendition="#b">Paris,</hi> 15 März Abends 5 Uhr.</dateline><lb/> <p>Man kündigt ein Decret<lb/> der Regierung an, wodurch die Bank zu Ausgabe kleiner Banknoten<lb/> von 50 und 100 Fr. im Geſammtbelauf zu 100 Millionen ermächtigt<lb/> werden ſoll. Als Bürgſchaft würde der Staat ſeine Waldungen und<lb/> ſonſtigen Liegenſchaften bieten. Inzwiſchen dauert der Zudrang zu der<lb/> Bank, um für ihre Noten Geld zu erhalten, fort. Am Sonnabend hatte<lb/> ſie noch 114 Millionen baar, jetzt hat ſie bereits weit über die Hälfte<lb/> davon hinausgegeben, und gerade dieſer fortdauernde Zudrang ſoll den<lb/> Gouverneur zu Beantragung dringender Maßregeln beim Finanzmini-<lb/> ſter vermocht haben, und das vorerwähnte Decret wäre die Folge dieſes<lb/> Schrittes. Außerdem ſoll ein Decret beſchloſſen ſeyn für gezwungene<lb/> Annahme der Banknoten. Das Comptoir Ganneron hat ſeine Zahlun-<lb/> gen nun auch eingeſtellt; Gebrüder Mallet und andere Firmen liquidi-<lb/> ren. Ein Gerücht läßt Hrn. Ledru-Rollin durch Hrn. v. Cormenin als-<lb/> bald erſetzen; jener ſoll die Nationalgarde gegen ſich haben, die am<lb/> nächſten Sonntag in Maſſe ſich verſammeln wollte um zu proteſtiren<lb/> gegen Ledru-Rollin’s Maßregeln. Geſtern in einer Verſammlung von<lb/> Nationalgardiſten der zweiten Legion zur Vorbereitung der Wahl des<lb/> Obriſten und des Obriſtlieutenants ging es ſehr ſtürmiſch zu. Ein<lb/> Nationalgardiſt der einen gemäßigten Mann empfohlen hatte, erhielt,<lb/> nachdem er die Rednerbühne verlaſſen hatte, einen Meſſerſtich von einem<lb/> andern, der gegen die Gemäßigten ſich erklärte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">** Mülhauſen,</hi> 13 März.</dateline><lb/> <p>Die Geſchäfte ſtocken gänzlich.<lb/> Zahlreiche Vereinigungen von Fabricanten und Kaufleuten fanden in<lb/> den letzten Tagen dahier ſtatt, um ſich über Mittel zu berathen die Ar-<lb/> beit in allen Werkſtätten aufrechtzuerhalten und den tief erſchütterten<lb/> Credit zu heben. Ein Verein hat ſich gebildet welcher Baumwollfabri-<lb/> cate für drei Viertel ihres Werthes in Depot nimmt. Zu gleicher Zeit<lb/> ward eine Bittſchrift an die proviſoriſche Regierung gerichtet um bei<lb/> derſelben ein Darlehen von 4 Millionen gegen Hypothek nachzuſuchen.<lb/> Man erwartet daß dieſelbe Fürſorge welche zu Gunſten der Pariſer Ar-<lb/><cb/> beiter und Bevölkerung entwickelt wird auch für die übrigen gewerbli-<lb/> chen Mittelpunkte Frankreichs in Geltung kömmt. Die Arbeiter in den<lb/> hieſigen Fabriken haben unſerem Maire Hrn. Dollfus durch eine beſon-<lb/> dere Abordnung eine Dankadreſſe überreichen laſſen, in welcher ſie ihre<lb/> Erkenntlichkeit für deſſen patriotiſches Benehmen ausdrücken. Neben<lb/> den Rechten die ſie jetzt ausüben dürfen hätten ſie auch Pflichten zu er-<lb/> füllen und dieſe ſeyen von der arbeitenden Claſſe wohlgekannt. Die-<lb/> ſelben beſtänden in der Achtung vor der Behörde und der Ergebenheit für<lb/> das Gemeinweſen. Sie verſprechen alle ihre Pflichten zu erfüllen und<lb/> geduldig die Verwirklichung der verheißenen Verbeſſerungen abzuwar-<lb/> ten. Unordnungen und Störungen ſeyen von ihnen mißbilligt, indem<lb/> Achtung vor den Perſonen und dem Eigenthum die Grundlage der ge-<lb/> ſellſchaftlichen Ruhe ſey. Es ſind jetzt gerade 50 Jahre daß Mülhauſen<lb/> mit Frankreich vereinigt wurde. Man beabſichtigt deßhalb nächſten<lb/> Sonntag ein großes Erinnerungsfeſt dahier zu begehen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Niederland.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>*** <hi rendition="#b">Vom Niederrhein.</hi> 15 März.</dateline><lb/> <p>Die Entrüſtung, mit der<lb/> die „nichtswürdigen“ Vorſchläge zur Veränderung des Grundgeſetzes<lb/> aufgenommen wurden, konnte dem König unmöglich verborgen bleiben.<lb/> Schon rüſtete man ſich allgemein zu einem Petitionsſturm, der unter den<lb/> vorwaltenden Umſtänden ſchlimme Folgen hätte nach ſich ziehen können,<lb/> als ſich der König noch bei Zeiten eines andern beſann, und geſtern den<lb/> Präſidenten der zweiten Kammer der Generalſtaaten zu ſich beſchied, und<lb/> ihm erklärte, er ſey bereit im Grundgeſetz alle die Veränderungen vor-<lb/> zunehmen, welche die Generalſtaaten zum Heil des Staats rathſam fin-<lb/> den würden. Dieſer Schritt, der mit Umgehung des Miniſteriums er-<lb/> folgte, obgleich in den letzten Tagen wiederholt Staats- und Miniſter-<lb/> rath verſammelt waren, kommt einer Entlaſſung des Miniſteriums ziem-<lb/> lich gleich. Man bringt auch die Ankunft des Grafen Schimmelpenninck,<lb/> des niederländiſchen Miniſters am brittiſchen Hofe, mit dieſem Schritte<lb/> in Verbindung. Ich bezweifle faſt, ob dieß ganz richtig iſt, jedenfalls<lb/> aber können die jetzigen Miniſter nach einer ſolchen Erklärung des Kö-<lb/> nigs, die eine faktiſche Mißbilligung des miniſteriellen Verfahrens iſt,<lb/> nicht mehr am Ruder bleiben. Es iſt ſehr vorſichtig von dem König ge-<lb/> handelt, daß er die Sache ſogleich an die Sectionen der Generalſtaaten<lb/> verweist, und ſie der allgemeinen Aufregung zu entziehen ſucht, indeß<lb/> wird der „Druck von außen“ nicht ermangeln, ſeinen Einfluß auch auf<lb/> die bisher zögernden Mitglieder der Generalſtaaten auszuüben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>*** <hi rendition="#b">Vom Niederrhein.</hi> 16 März.</dateline><lb/> <p>So eben trifft die Nach-<lb/> richt ein, daß zuerſt der Miniſter Baud und nach einigem Zögern auch<lb/> alle andern Miniſter abgetreten ſind. Hr. Luzac iſt zum König ent-<lb/> boten.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid</hi>, 9 März.</dateline><lb/> <p>3proc. 24¼-½ G., 5proc. 14¾ P., unverz.<lb/> Schuld 5⅛ P., Coup. 10 P., St. Ferdinandsbank 112 G. Wechſelcurſe:<lb/> Paris 5.6 G., 5.7 P.; London 47.50 P.; Marſeille 5.9 G., 5.8 P.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 14 März.</dateline><lb/> <p>Conſols 81.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 15 März.</dateline><lb/> <p>3proc. 46, 4proc. 60, 5proc. 69, Bankactien 1300,<lb/> belg. 5proc. 66, 3proc. 22, neap. 5proc. 70, piem. 790, Verſ. E.-B. rechte<lb/> 100, linke 100, Paris-Orleans 680, Rouen 400, Lyon 287 50. Straßburg<lb/> 335, Nordbahn 328.75, Marſ.-Avignon 230, Straßb.-Baſel 80, Orl.-Vierzon<lb/> 222.50, Bordeaur 395, Boulogne-Amiens 160.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Amſterdam,</hi> 15 März.</dateline><lb/> <p>2½proc. 43½, 3proc. 51, 4proc. 65¼,<lb/> Handels-Maatſchappy 133½, port. 3proc. 15¼, Met. 2½proc. 34, Ard. 8⅞,</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 18 März.</dateline><lb/> <p>Die heutige Getreidſchranne enthielt im ganzen<lb/> 10,184 Scheffel, wovon 9317 Sch. verkauft und 867 Sch. eingeſetzt wurden.<lb/> Mittelpreiſe: Weizen 18 fl. 52 kr. (gefallen um 1 fl. 4 kr.); Korn 11 fl.<lb/> 48 kr. (gefallen um 44 kr.); Gerſte 10 fl. 34 kr. (gefallen um 13 kr.);<lb/> Haber 5 fl. 19 kr. (gefallen um 9 kr.). Die Reſte beſtunden in 440 Sch.<lb/> Weizen, 282 Sch. Korn, 97 Sch. Gerſte, 48 Sch. Haber. Umſatzſumme<lb/> 11,3599 fl.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 17 März.</dateline><lb/> <p>Oeſterr. 5proc Metall. 69, 2½proc.<lb/> 34½, preuß. 50Thlr.-Prämienſch. 86 P., Staatsſchuldſch. 83½ P., württ.<lb/> 3½proc. 74¾, 4½proc. 93, bad. 3½proc. 74¾, 35fl.-Looſe 26, darmſtädt.<lb/><gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/><formula notation="TeX">1\frac{1}{x}</formula>proc. 75, 4proc. 86, Lotto-Anleh. v. 50 fl. 58, kurheſſ. 40Thlr.-Looſe 23,<lb/> naſſ. 3½proc. 76, Frankf. 3½proc. 91½, 84, holl. 2½proc. 41, ſard. 36Fr.-<lb/> Looſe 26 P., Disconto 4 P.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">* Wien,</hi> 16 März.</dateline><lb/> <p>Da ſeit 3 Tagen alle Läden geſchloſſen waren,<lb/> ſo kamen alle Geſchäfte ins Stocken. Die oberſte Juſtizſtelle hat ein Mora-<lb/> torium vom 13 bis incl. 18 d. eintreten laſſen, für Zahlungen ſowohl als<lb/> für Acceptationen. Die wichtigſten ärarialiſchen Gebäude als Bank, Mauth,<lb/> Poſt ꝛc. ſind ganz unbeſchädigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 16 März.</dateline><lb/> <p>5proc. Metall. 89, 4proc. 75½, 2½proc. 44, 1834er<lb/> 500fl.-Looſe 144, 1839er 250fl.-Looſe 98, Bankactien 1270, Nordbahn 103,<lb/> Gloggnitz 90, Venedig-Mailand 65, Livorno 58, Peſth 70, Siena 50.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jEditorialStaff" n="1"> <head> <hi rendition="#red">Verantwortliche Redaction:<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Guſtav Kolb.</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">C. A. Mebold.</hi></hi> </head> </div><lb/> <div type="imprint" n="1"> <head>Verlag der <hi rendition="#b">J. G. Cotta’</hi>ſchen Buchhandlung in Stuttgart.</head> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [1256/0008]
gen dieſe dictatoriſche Allmacht, welche ſie über Geſetz, Gerichte, mit
einem Wort über jede Schranke erhebt, tritt aber die öffentliche Stimme
mit weit größerer Kraft auf als zu erwarten war. Man verſichert Hr.
Ledru-Rollin habe das Rundſchreiben erlaſſen ohne erſt die proviſoriſche
Regierung als ſolche darum zu befragen. Nach dem Tone den einzelne
Stimmen der Oeffentlichkeit gegen die Regierung, und beſonders gegen
den Miniſter des Innern annehmen, ſind nur folgende Ausſichten vor-
handen: entweder die proviſoriſche Regierung ſetzt dieſer Freiheit des
Tadels, ihrem Urſprung und ihrem Grundſatze getreu, kein Hinderniß
entgegen, und in dieſem Falle muß ſie fürchten endlich der Gewalt der
öffentlichen Meinung weichen zu müſſen; oder ſie vergißt ihre Grund-
ſätze, und legt dem Ausdruck der freien Meinungsäußerung und der
Freiheit der Wahlen einen Kappzaum an, das wäre die erneuerte Herr-
ſchaft des Schreckens, aber die Ergebniſſe würden auch nicht auf ſich
warten laſſen. Hier in Paris wäre vielleicht ein ſolches Syſtem, ge-
ſtützt auf einige hunderttauſend Arme von Arbeitern, die zur Verfü-
gung der Clubs ſtehen, einen Augenblick möglich, aber nimmermehr in
den Provinzen. Im Weſten ſcheint es ſchon jetzt nicht ganz geheuer,
und auch im Süden zeigen ſich allerlei verdächtige Symptome. Sollte
Frankreich das traurige Geſchick eines neuen Bürgerkriegs vorbehalten
ſeyn? Unter den in den Tuilerien am 24 Febr. geraubten werthvollen
Gegenſtänden befanden ſich auch ein äußerſt reicher Diamantenſchmuck
und andere Kleinodien der Frau Herzogin von Orleans, deren man nun
durch das vereinigte Wirken der Gerichte und der Polizei wie der Diebe
wieder habhaft geworden iſt. Einzelne Gegenſtände, beſonders Sil-
berzeug, wurden freiwillig zurückgebracht. Dagegen wird vieles nie-
mals zurückkommen. General Jacqueminot, der als Oberbefehlshaber
der Nationalgarde gleichfalls in den Tuilerien (im Pavillon Marſan)
wohnte, wurde auch mit ausgeplündert. Heute verſpricht er durch
öffentlichen Anſchlag 5 Proc. des Werths dem der ihm oder dem Polizei-
tzelegirten Cauſſidiére 90,000 Fr. in Schatzbons zurückbringt, die ihm
nebſt andern Werthen am 24 Febr. abhanden gekommen ſind. Ich führe
dieſe Thatſachen nur an, weil es mir von vielen unſerer deutſchen
Landsleute hier ſehr verübelt wurde daß ich die Wahrheit ſagte, indem
ich gleich anfangs Ihnen die Thatſache der vorgefallenen Plünderung
meldete. Unſere Landsleute wollten dieſelbe durchaus nicht als wahr
gelten laſſen, obgleich ich mit eigenen Augen geſehen hatte, und die
Franzoſen ſelbſt ſie keineswegs in Abrede ſtellten. Michel war eben wie-
der einmal mehr Franzoſe als die Franzoſen ſelbſt, und ich maße mir
nicht an dieſe Liebhaberei ihm zu beſtreiten.
# Paris, 15 März Abends 5 Uhr.
Man kündigt ein Decret
der Regierung an, wodurch die Bank zu Ausgabe kleiner Banknoten
von 50 und 100 Fr. im Geſammtbelauf zu 100 Millionen ermächtigt
werden ſoll. Als Bürgſchaft würde der Staat ſeine Waldungen und
ſonſtigen Liegenſchaften bieten. Inzwiſchen dauert der Zudrang zu der
Bank, um für ihre Noten Geld zu erhalten, fort. Am Sonnabend hatte
ſie noch 114 Millionen baar, jetzt hat ſie bereits weit über die Hälfte
davon hinausgegeben, und gerade dieſer fortdauernde Zudrang ſoll den
Gouverneur zu Beantragung dringender Maßregeln beim Finanzmini-
ſter vermocht haben, und das vorerwähnte Decret wäre die Folge dieſes
Schrittes. Außerdem ſoll ein Decret beſchloſſen ſeyn für gezwungene
Annahme der Banknoten. Das Comptoir Ganneron hat ſeine Zahlun-
gen nun auch eingeſtellt; Gebrüder Mallet und andere Firmen liquidi-
ren. Ein Gerücht läßt Hrn. Ledru-Rollin durch Hrn. v. Cormenin als-
bald erſetzen; jener ſoll die Nationalgarde gegen ſich haben, die am
nächſten Sonntag in Maſſe ſich verſammeln wollte um zu proteſtiren
gegen Ledru-Rollin’s Maßregeln. Geſtern in einer Verſammlung von
Nationalgardiſten der zweiten Legion zur Vorbereitung der Wahl des
Obriſten und des Obriſtlieutenants ging es ſehr ſtürmiſch zu. Ein
Nationalgardiſt der einen gemäßigten Mann empfohlen hatte, erhielt,
nachdem er die Rednerbühne verlaſſen hatte, einen Meſſerſtich von einem
andern, der gegen die Gemäßigten ſich erklärte.
** Mülhauſen, 13 März.
Die Geſchäfte ſtocken gänzlich.
Zahlreiche Vereinigungen von Fabricanten und Kaufleuten fanden in
den letzten Tagen dahier ſtatt, um ſich über Mittel zu berathen die Ar-
beit in allen Werkſtätten aufrechtzuerhalten und den tief erſchütterten
Credit zu heben. Ein Verein hat ſich gebildet welcher Baumwollfabri-
cate für drei Viertel ihres Werthes in Depot nimmt. Zu gleicher Zeit
ward eine Bittſchrift an die proviſoriſche Regierung gerichtet um bei
derſelben ein Darlehen von 4 Millionen gegen Hypothek nachzuſuchen.
Man erwartet daß dieſelbe Fürſorge welche zu Gunſten der Pariſer Ar-
beiter und Bevölkerung entwickelt wird auch für die übrigen gewerbli-
chen Mittelpunkte Frankreichs in Geltung kömmt. Die Arbeiter in den
hieſigen Fabriken haben unſerem Maire Hrn. Dollfus durch eine beſon-
dere Abordnung eine Dankadreſſe überreichen laſſen, in welcher ſie ihre
Erkenntlichkeit für deſſen patriotiſches Benehmen ausdrücken. Neben
den Rechten die ſie jetzt ausüben dürfen hätten ſie auch Pflichten zu er-
füllen und dieſe ſeyen von der arbeitenden Claſſe wohlgekannt. Die-
ſelben beſtänden in der Achtung vor der Behörde und der Ergebenheit für
das Gemeinweſen. Sie verſprechen alle ihre Pflichten zu erfüllen und
geduldig die Verwirklichung der verheißenen Verbeſſerungen abzuwar-
ten. Unordnungen und Störungen ſeyen von ihnen mißbilligt, indem
Achtung vor den Perſonen und dem Eigenthum die Grundlage der ge-
ſellſchaftlichen Ruhe ſey. Es ſind jetzt gerade 50 Jahre daß Mülhauſen
mit Frankreich vereinigt wurde. Man beabſichtigt deßhalb nächſten
Sonntag ein großes Erinnerungsfeſt dahier zu begehen.
Niederland.
*** Vom Niederrhein. 15 März.
Die Entrüſtung, mit der
die „nichtswürdigen“ Vorſchläge zur Veränderung des Grundgeſetzes
aufgenommen wurden, konnte dem König unmöglich verborgen bleiben.
Schon rüſtete man ſich allgemein zu einem Petitionsſturm, der unter den
vorwaltenden Umſtänden ſchlimme Folgen hätte nach ſich ziehen können,
als ſich der König noch bei Zeiten eines andern beſann, und geſtern den
Präſidenten der zweiten Kammer der Generalſtaaten zu ſich beſchied, und
ihm erklärte, er ſey bereit im Grundgeſetz alle die Veränderungen vor-
zunehmen, welche die Generalſtaaten zum Heil des Staats rathſam fin-
den würden. Dieſer Schritt, der mit Umgehung des Miniſteriums er-
folgte, obgleich in den letzten Tagen wiederholt Staats- und Miniſter-
rath verſammelt waren, kommt einer Entlaſſung des Miniſteriums ziem-
lich gleich. Man bringt auch die Ankunft des Grafen Schimmelpenninck,
des niederländiſchen Miniſters am brittiſchen Hofe, mit dieſem Schritte
in Verbindung. Ich bezweifle faſt, ob dieß ganz richtig iſt, jedenfalls
aber können die jetzigen Miniſter nach einer ſolchen Erklärung des Kö-
nigs, die eine faktiſche Mißbilligung des miniſteriellen Verfahrens iſt,
nicht mehr am Ruder bleiben. Es iſt ſehr vorſichtig von dem König ge-
handelt, daß er die Sache ſogleich an die Sectionen der Generalſtaaten
verweist, und ſie der allgemeinen Aufregung zu entziehen ſucht, indeß
wird der „Druck von außen“ nicht ermangeln, ſeinen Einfluß auch auf
die bisher zögernden Mitglieder der Generalſtaaten auszuüben.
*** Vom Niederrhein. 16 März.
So eben trifft die Nach-
richt ein, daß zuerſt der Miniſter Baud und nach einigem Zögern auch
alle andern Miniſter abgetreten ſind. Hr. Luzac iſt zum König ent-
boten.
Handels- und Börſennachrichten.
Madrid, 9 März.
3proc. 24¼-½ G., 5proc. 14¾ P., unverz.
Schuld 5⅛ P., Coup. 10 P., St. Ferdinandsbank 112 G. Wechſelcurſe:
Paris 5.6 G., 5.7 P.; London 47.50 P.; Marſeille 5.9 G., 5.8 P.
London, 14 März.
Conſols 81.
Paris, 15 März.
3proc. 46, 4proc. 60, 5proc. 69, Bankactien 1300,
belg. 5proc. 66, 3proc. 22, neap. 5proc. 70, piem. 790, Verſ. E.-B. rechte
100, linke 100, Paris-Orleans 680, Rouen 400, Lyon 287 50. Straßburg
335, Nordbahn 328.75, Marſ.-Avignon 230, Straßb.-Baſel 80, Orl.-Vierzon
222.50, Bordeaur 395, Boulogne-Amiens 160.
Amſterdam, 15 März.
2½proc. 43½, 3proc. 51, 4proc. 65¼,
Handels-Maatſchappy 133½, port. 3proc. 15¼, Met. 2½proc. 34, Ard. 8⅞,
* München, 18 März.
Die heutige Getreidſchranne enthielt im ganzen
10,184 Scheffel, wovon 9317 Sch. verkauft und 867 Sch. eingeſetzt wurden.
Mittelpreiſe: Weizen 18 fl. 52 kr. (gefallen um 1 fl. 4 kr.); Korn 11 fl.
48 kr. (gefallen um 44 kr.); Gerſte 10 fl. 34 kr. (gefallen um 13 kr.);
Haber 5 fl. 19 kr. (gefallen um 9 kr.). Die Reſte beſtunden in 440 Sch.
Weizen, 282 Sch. Korn, 97 Sch. Gerſte, 48 Sch. Haber. Umſatzſumme
11,3599 fl.
Frankfurt a. M., 17 März.
Oeſterr. 5proc Metall. 69, 2½proc.
34½, preuß. 50Thlr.-Prämienſch. 86 P., Staatsſchuldſch. 83½ P., württ.
3½proc. 74¾, 4½proc. 93, bad. 3½proc. 74¾, 35fl.-Looſe 26, darmſtädt.
_[FORMEL]proc. 75, 4proc. 86, Lotto-Anleh. v. 50 fl. 58, kurheſſ. 40Thlr.-Looſe 23,
naſſ. 3½proc. 76, Frankf. 3½proc. 91½, 84, holl. 2½proc. 41, ſard. 36Fr.-
Looſe 26 P., Disconto 4 P.
* Wien, 16 März.
Da ſeit 3 Tagen alle Läden geſchloſſen waren,
ſo kamen alle Geſchäfte ins Stocken. Die oberſte Juſtizſtelle hat ein Mora-
torium vom 13 bis incl. 18 d. eintreten laſſen, für Zahlungen ſowohl als
für Acceptationen. Die wichtigſten ärarialiſchen Gebäude als Bank, Mauth,
Poſt ꝛc. ſind ganz unbeſchädigt.
Wien, 16 März.
5proc. Metall. 89, 4proc. 75½, 2½proc. 44, 1834er
500fl.-Looſe 144, 1839er 250fl.-Looſe 98, Bankactien 1270, Nordbahn 103,
Gloggnitz 90, Venedig-Mailand 65, Livorno 58, Peſth 70, Siena 50.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |