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Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848.

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[Spaltenumbruch] tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre-
ner Geschäftsmann; Inneres: Eberhard, und bis zu seiner Ankunft
der bisherige Polizeidirector Morchutt, ein ausgezeichneter Kopf und
ein Ehrenmann. Finanzen: der bisherige Oberberg - und Salzwerk-
director Schwedes, ein praktischer Geschäftsmann und seit Jahren
zu diplomatischen Sendungen im Finanzfache gebraucht. Sein Cha-
rakter ist ohne Tadel, sein Name rein; aber der laute Markt des Ta-
ges dürfte ihn bei seiner nicht starken Gesundheit über kurz oder lang
ermüden. Kriegswesen: der bisherige Oberstlieutenant Weiß von
tüchtiger Gesinnung. Aeußeres: Vacat.

Rheinpreußen.

Eine Anzahl rheinischer Ständemit-
glieder hat gestern in Bonn nachstehende Adresse beschlossen und heute
an den König abgehen lassen:

"Allerdurchlauchtigster u. s. w. Unter
dem Einruck einer ungeheuren Thatsache, im Angesicht der Gefahren mit
welchen sie uns bedroht, treten wir unterzeichnete rheinische Mitglieder
des Vereinigten Landtags vor Ew. königl. Maj. um der heiligen Pflicht
der Treue mit der von der unermeßlichen Wichtigkeit des Augenblicks ge-
botenen Offenheit zu genügen. Ein mächtiges Nachbarvolk hat sich, die beste-
hende Staatsordnung und einen Königsthron vernichtend, neue Formen
des Daseyns geschaffen. Deutschland, gegenüber diesem erschütternden
Ereigniß von dem Gefühl der Nationalität tief durchdrungen, erkennt
klar daß auch auf dem Boden der Nationalität nur in der Lebensluft der
Freiheit die Kraft gedeihen kann die unter den Stürmen einer solchen
Zeit das Vaterland zu retten vermag. Nationale Freiheit und Einheit,
festbegründet durch eine das ganze Volk umfassende Vertretung, ist der
Ruf der aus allen deutschen Landen im Volke wie auf Thronen ertönt:
es ist der Ruf mit dem wir deutsche Männer unserm deutschen König
nahen. In der innigen Verschmelzung des Königthums mit der Volks-
freiheit liegt die einzige Abwehr der wachsenden Gefahren, die einzige
Bürgschaft daß die große Errungenschaft unserer Geschichte nicht in in-
neren zerrüttenden Kämpfen untergehe; in dieser Verschmelzung endlich,
und nicht in fremder Hülfe, am wenigsten in einem Bündnisse mit jener
nordischen Macht die der Deutsche als den Feind seiner Nationalität
und Freiheit betrachtet, liegt die Siegesgewißheit gegenüber jedem An-
griffe von außen. Vergebens hat die deutsche Nation drei Jahrzehnde
lang nach Freiheit und Einheit gestrebt; die Schwäche der Bundesver-
fassung, die traurigen Wirkungen der Ausnahmsgesetze unter welchen
unser Vaterland zu leiden hatte, sind an das hellste Licht getreten:
möge die unabweisbar gewordene Erkenntniß des Uebels mit dem that-
kräftigen Entschluß der Heilung zusammenfallen! Preußen hat einen
hohen Beruf empfangen, die Zeit drängt ihn zu erfüllen. Was alle
deutschen Stämme, mehr noch als Kriegsgefahr von außen, Zwiespalt
im Jnnern ahnend, wie mit einer Stimme fordern: es ist das große
Werk zu welchem die Vorsehung Preußens Herrscher berufen hat, es ist
der Gegenstand unserer Bitte -- Vertretung des Volks beim deutschen
Bunde. Nur die sofortige Lösung dieser großen nationalen Frage ver-
mag in unserem Volke jenes Selbstvertrauen, jenes stolze Gefühl der
Sicherheit und der Kraft zu begründen welches der Augenblick so gebie-
terisch erheischt. Aber der Einheit würde die Lebensbedingung fehlen
wenn nicht die preußische Verfassung diejenige organische Entwickelung
erlangt welche dieselbe mit den freien Verfassungen anderer Bundes-
staaten in größere Uebereinstimmung bringt, und welche der machtvolle
Drang der Zeit nunmehr zu einem unabweisbaren Bedürfniß macht.
Eine Bitte um Gewährung der Preßfreiheit wird es nach dem Erlaß
der hohen Bundesversammlung vom 4 d. M., wie wir der Gerechtigkeit
Cw. Maj. vertrauen, nicht mehr bedürfen, sowie wir uns auch über-
zeugt halten daß die Ausübung des unbeschränkten Petitionsrechts und
des Rechts Petitionen in Versammlungen zu berathen fortan nirgend-
wo wird gehindert werden. Wir bitten aber im Hinblick auf den Gang
der Ereignisse, und insbesondere auf die gefahrvolle Lage unserer Pro-
vinz Ew. k. Maj. ehrfuchtsvoll den Vereinigten Landtag sofort einzube-
rufen, und demselben Gesetzentwürf nachfolgenden Jnhalts vorlegen zu
lassen: 1) Abänderung des Wahlsystems in der Art daß die verschiede-
nen Volksclassen in richtigem Verhältniß vertreten werden. 2) Zeit-
gemäße Umgestaltung der Herrenkurie. 3) Beschließende Mitwirkung
des in vorgedachter Weise umgestalteten Vereinigten Landtags in der ge-
sammten Gesetzgebung und im Staatshaushalt mit einfacher Majorität.
4) Gleichheit der staatsbürgerlichen Rechte ohne Rücksicht auf das reli-
[Spaltenumbruch] giöse Bekenntniß. Wir hegen die Ueberzeugung daß die Gewährung
dieser Bitten vlle edlen Kräfte der Nation wecken, und sie befähigen
wird nicht nur den Gefahren des Augenblicks zu begegnen, sondern auch
im Zusammenwirken mit den Regierungen an der Lösung der großen
Aufgabe zu arbeiten welche die Lage der handarbeitenden Volksclassen
allen civilisirten Staaten der Gegenwart gestellt hat. Der materielle
und moralische Fortschritt, das Vertrauen des Volks zu den Regierun-
gen ist durch seine Institutionen bedingt. Jndem wir für deren Gewäh-
rung und für ein volksthümlicheres Regierungssystem unsere Stimme
zu Ew. Maj. erheben, können wir in Wahrheit hinzufügen daß sie aus
dem tiefften Bedürfnisse einer Provinz hervorgeht welche rings von
freien Staaten umgeben ist, und deren Bewohner sich des Anspruchs
bewußt find nicht weniger Rechte zu befitzen als ihre deutschen Bruder-
stämme. In tiefster Ehrfurcht verharren u. s. w." (Deutsche Z.)



Hamburg.

(Wahl der Reformdeputation.)

So
eben (6 Uhr) ist der heutige entscheidende Rath - und Bürgerconvent
beendigt. Die Abhaltung des Convents hat ohne die mindeste Stö-
rung stattgefunden. Ein bedeutender Theil der Bürgergarde war von
Morgens früh unter den Waffen; besonders bot die Admiralitäts-
straße, wo sich das interimistische Rathhaus befindet, einen für un-
fere friedliche Handelsstadt auffallenden kriegerischen Anblick da. Es
leidet keinen Zweifel daß jeder Versuch einer tumultuarischen Demon-
stration sofort auf das ernstlichste unterdrückt worden wäre. Die Bür-
gerschaft, welche außerordentlich stark besucht war, hat sich fast ein-
stimmig für die Niedersetzung der von dem Senat beantragten ge-
mischten Deputation zur Revision unserer Verfassung erklärt. Auch
ist die Wahl der Mitglieder dieser Deputation im Ganzen allgemein
zufriedenstellend ausgefallen. Die verschiedenen Ansichten welche sich
in letzterer Zeit über die Principien und die Modalität einer Reform
der Verfassung mehr oder minder Geltung zu verschaffen gewußt haben,
sind in der Deputation ziemlich vollständig vertreten, und mehrere
der dazu gewählten Mitglieder haben sich bereits in andern wichtigen
Deputationen unseres Staats bewährt und find auch sonst als fähige
Köpfe und tüchtige Arbeiter anerkannt. Abseiten des Senats find
deputirt die Syndici Amsinck und Banks und die Senatoren Hudt-
walker, Haller und Geffcken. Die Mitglieder welche die Bürgerschaft
ernannt hat, und welche alle, ungeachtet der nachträglich hinzugekom-
menen Wahlfreiheit aus sämmtlichen Bürgern, nur aus Mitgliedern
der erbgesessenen Bürgerschaft selbst gewählt wurden, find die HH.
Sasse, H. Dreyer, Ed. Johns, Roosen - Runge, Johannes Amsinck,
O. R. Schröder, Fried. und G. F. Stammann, Wex, Ami de Cha-
peaurouge, Dr. jur. Baumeister und Dr. jur. Voigt und noch drei
andere Bürger. Unsere freie Presse wird nun eine gründliche und viel-
seitige Besprechung unserer politischen Bedürfnisse, sowie einen fort-
gesetzten Einfluß auf die zeitgemäße und gemeinnützige Gestaltung der
Reformarbeit als erste Aufgabe versuchen können. Durch die der
Deputation auferlegte wöchentliche Veröffentlichung ihrer Protokolle
wird der Presse hierzu das beste Material und eine fortdauernde Ver-
anlassung gegeben, während dagegen nicht zu verkennen ist daß die
Deputation durch diese Publication in ihren Berathungen nicht wenig
genirt seyn wird. Die verschiedenen politischen Vereine, deren Zahl
sich wahrscheinlich noch vermehren dürfte, werden nun in den nächsten
Wochen, oder selbst Monaten, ihre Verhandlungen gewiß eifrigst fortsetzen,
bis die Deputation mit ihren Vorschlägen fertig ist, oder bis viel-
leicht vorher schon das Interesse an diesen Angelegenheiten sich all-
mählich verliert. Die Wiederkehr einer solchen allgemeinen Aufregung
wie sie in der vorigen Woche hier herrschte, wird aber für die nächste
Zeit nicht zu besorgen seyn, noch weniger irgendeine ernsthafte Ruhe-
störung.



Waldeck.

Der Fürstin-Regentin wurde
am gestrigen Tage von unserer und der Stadt Rhoden durch eine De-
putation eine Petition überreicht, worin folgende Bitten ausgesprochen
wurden: 1) freie Presse; 2) Vertretung des Volkes beim Bundestage;
3) allgemeine Volksbewaffnung; 4) Einberufung der Stände behufs
Reform der Verfassung; 5) Verantwortlichkeit der Regierungs-Mit-

[Spaltenumbruch] tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre-
ner Geſchäftsmann; Inneres: Eberhard, und bis zu ſeiner Ankunft
der bisherige Polizeidirector Morchutt, ein ausgezeichneter Kopf und
ein Ehrenmann. Finanzen: der bisherige Oberberg – und Salzwerk-
director Schwedes, ein praktiſcher Geſchäftsmann und ſeit Jahren
zu diplomatiſchen Sendungen im Finanzfache gebraucht. Sein Cha-
rakter iſt ohne Tadel, ſein Name rein; aber der laute Markt des Ta-
ges dürfte ihn bei ſeiner nicht ſtarken Geſundheit über kurz oder lang
ermüden. Kriegsweſen: der bisherige Oberſtlieutenant Weiß von
tüchtiger Geſinnung. Aeußeres: Vacat.

Rheinpreußen.

Eine Anzahl rheiniſcher Ständemit-
glieder hat geſtern in Bonn nachſtehende Adreſſe beſchloſſen und heute
an den König abgehen laſſen:

„Allerdurchlauchtigſter u. ſ. w. Unter
dem Einruck einer ungeheuren Thatſache, im Angeſicht der Gefahren mit
welchen ſie uns bedroht, treten wir unterzeichnete rheiniſche Mitglieder
des Vereinigten Landtags vor Ew. königl. Maj. um der heiligen Pflicht
der Treue mit der von der unermeßlichen Wichtigkeit des Augenblicks ge-
botenen Offenheit zu genügen. Ein mächtiges Nachbarvolk hat ſich, die beſte-
hende Staatsordnung und einen Königsthron vernichtend, neue Formen
des Daſeyns geſchaffen. Deutſchland, gegenüber dieſem erſchütternden
Ereigniß von dem Gefühl der Nationalität tief durchdrungen, erkennt
klar daß auch auf dem Boden der Nationalität nur in der Lebensluft der
Freiheit die Kraft gedeihen kann die unter den Stürmen einer ſolchen
Zeit das Vaterland zu retten vermag. Nationale Freiheit und Einheit,
feſtbegründet durch eine das ganze Volk umfaſſende Vertretung, iſt der
Ruf der aus allen deutſchen Landen im Volke wie auf Thronen ertönt:
es iſt der Ruf mit dem wir deutſche Männer unſerm deutſchen König
nahen. In der innigen Verſchmelzung des Königthums mit der Volks-
freiheit liegt die einzige Abwehr der wachſenden Gefahren, die einzige
Bürgſchaft daß die große Errungenſchaft unſerer Geſchichte nicht in in-
neren zerrüttenden Kämpfen untergehe; in dieſer Verſchmelzung endlich,
und nicht in fremder Hülfe, am wenigſten in einem Bündniſſe mit jener
nordiſchen Macht die der Deutſche als den Feind ſeiner Nationalität
und Freiheit betrachtet, liegt die Siegesgewißheit gegenüber jedem An-
griffe von außen. Vergebens hat die deutſche Nation drei Jahrzehnde
lang nach Freiheit und Einheit geſtrebt; die Schwäche der Bundesver-
faſſung, die traurigen Wirkungen der Ausnahmsgeſetze unter welchen
unſer Vaterland zu leiden hatte, ſind an das hellſte Licht getreten:
möge die unabweisbar gewordene Erkenntniß des Uebels mit dem that-
kräftigen Entſchluß der Heilung zuſammenfallen! Preußen hat einen
hohen Beruf empfangen, die Zeit drängt ihn zu erfüllen. Was alle
deutſchen Stämme, mehr noch als Kriegsgefahr von außen, Zwieſpalt
im Jnnern ahnend, wie mit einer Stimme fordern: es iſt das große
Werk zu welchem die Vorſehung Preußens Herrſcher berufen hat, es iſt
der Gegenſtand unſerer Bitte — Vertretung des Volks beim deutſchen
Bunde. Nur die ſofortige Löſung dieſer großen nationalen Frage ver-
mag in unſerem Volke jenes Selbſtvertrauen, jenes ſtolze Gefühl der
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teriſch erheiſcht. Aber der Einheit würde die Lebensbedingung fehlen
wenn nicht die preußiſche Verfaſſung diejenige organiſche Entwickelung
erlangt welche dieſelbe mit den freien Verfaſſungen anderer Bundes-
ſtaaten in größere Uebereinſtimmung bringt, und welche der machtvolle
Drang der Zeit nunmehr zu einem unabweisbaren Bedürfniß macht.
Eine Bitte um Gewährung der Preßfreiheit wird es nach dem Erlaß
der hohen Bundesverſammlung vom 4 d. M., wie wir der Gerechtigkeit
Cw. Maj. vertrauen, nicht mehr bedürfen, ſowie wir uns auch über-
zeugt halten daß die Ausübung des unbeſchränkten Petitionsrechts und
des Rechts Petitionen in Verſammlungen zu berathen fortan nirgend-
wo wird gehindert werden. Wir bitten aber im Hinblick auf den Gang
der Ereigniſſe, und insbeſondere auf die gefahrvolle Lage unſerer Pro-
vinz Ew. k. Maj. ehrfuchtsvoll den Vereinigten Landtag ſofort einzube-
rufen, und demſelben Geſetzentwürf nachfolgenden Jnhalts vorlegen zu
laſſen: 1) Abänderung des Wahlſyſtems in der Art daß die verſchiede-
nen Volksclaſſen in richtigem Verhältniß vertreten werden. 2) Zeit-
gemäße Umgeſtaltung der Herrenkurie. 3) Beſchließende Mitwirkung
des in vorgedachter Weiſe umgeſtalteten Vereinigten Landtags in der ge-
ſammten Geſetzgebung und im Staatshaushalt mit einfacher Majorität.
4) Gleichheit der ſtaatsbürgerlichen Rechte ohne Rückſicht auf das reli-
[Spaltenumbruch] giöſe Bekenntniß. Wir hegen die Ueberzeugung daß die Gewährung
dieſer Bitten vlle edlen Kräfte der Nation wecken, und ſie befähigen
wird nicht nur den Gefahren des Augenblicks zu begegnen, ſondern auch
im Zuſammenwirken mit den Regierungen an der Löſung der großen
Aufgabe zu arbeiten welche die Lage der handarbeitenden Volksclaſſen
allen civiliſirten Staaten der Gegenwart geſtellt hat. Der materielle
und moraliſche Fortſchritt, das Vertrauen des Volks zu den Regierun-
gen iſt durch ſeine Inſtitutionen bedingt. Jndem wir für deren Gewäh-
rung und für ein volksthümlicheres Regierungsſyſtem unſere Stimme
zu Ew. Maj. erheben, können wir in Wahrheit hinzufügen daß ſie aus
dem tiefften Bedürfniſſe einer Provinz hervorgeht welche rings von
freien Staaten umgeben iſt, und deren Bewohner ſich des Anſpruchs
bewußt find nicht weniger Rechte zu befitzen als ihre deutſchen Bruder-
ſtämme. In tiefſter Ehrfurcht verharren u. ſ. w.“ (Deutſche Z.)



Hamburg.

(Wahl der Reformdeputation.)

So
eben (6 Uhr) iſt der heutige entſcheidende Rath – und Bürgerconvent
beendigt. Die Abhaltung des Convents hat ohne die mindeſte Stö-
rung ſtattgefunden. Ein bedeutender Theil der Bürgergarde war von
Morgens früh unter den Waffen; beſonders bot die Admiralitäts-
ſtraße, wo ſich das interimiſtiſche Rathhaus befindet, einen für un-
fere friedliche Handelsſtadt auffallenden kriegeriſchen Anblick da. Es
leidet keinen Zweifel daß jeder Verſuch einer tumultuariſchen Demon-
ſtration ſofort auf das ernſtlichſte unterdrückt worden wäre. Die Bür-
gerſchaft, welche außerordentlich ſtark beſucht war, hat ſich faſt ein-
ſtimmig für die Niederſetzung der von dem Senat beantragten ge-
miſchten Deputation zur Reviſion unſerer Verfaſſung erklärt. Auch
iſt die Wahl der Mitglieder dieſer Deputation im Ganzen allgemein
zufriedenſtellend ausgefallen. Die verſchiedenen Anſichten welche ſich
in letzterer Zeit über die Principien und die Modalität einer Reform
der Verfaſſung mehr oder minder Geltung zu verſchaffen gewußt haben,
ſind in der Deputation ziemlich vollſtändig vertreten, und mehrere
der dazu gewählten Mitglieder haben ſich bereits in andern wichtigen
Deputationen unſeres Staats bewährt und find auch ſonſt als fähige
Köpfe und tüchtige Arbeiter anerkannt. Abſeiten des Senats find
deputirt die Syndici Amſinck und Banks und die Senatoren Hudt-
walker, Haller und Geffcken. Die Mitglieder welche die Bürgerſchaft
ernannt hat, und welche alle, ungeachtet der nachträglich hinzugekom-
menen Wahlfreiheit aus ſämmtlichen Bürgern, nur aus Mitgliedern
der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft ſelbſt gewählt wurden, find die HH.
Saſſe, H. Dreyer, Ed. Johns, Rooſen – Runge, Johannes Amſinck,
O. R. Schröder, Fried. und G. F. Stammann, Wex, Ami de Cha-
peaurouge, Dr. jur. Baumeiſter und Dr. jur. Voigt und noch drei
andere Bürger. Unſere freie Preſſe wird nun eine gründliche und viel-
ſeitige Beſprechung unſerer politiſchen Bedürfniſſe, ſowie einen fort-
geſetzten Einfluß auf die zeitgemäße und gemeinnützige Geſtaltung der
Reformarbeit als erſte Aufgabe verſuchen können. Durch die der
Deputation auferlegte wöchentliche Veröffentlichung ihrer Protokolle
wird der Preſſe hierzu das beſte Material und eine fortdauernde Ver-
anlaſſung gegeben, während dagegen nicht zu verkennen iſt daß die
Deputation durch dieſe Publication in ihren Berathungen nicht wenig
genirt ſeyn wird. Die verſchiedenen politiſchen Vereine, deren Zahl
ſich wahrſcheinlich noch vermehren dürfte, werden nun in den nächſten
Wochen, oder ſelbſt Monaten, ihre Verhandlungen gewiß eifrigſt fortſetzen,
bis die Deputation mit ihren Vorſchlägen fertig iſt, oder bis viel-
leicht vorher ſchon das Intereſſe an dieſen Angelegenheiten ſich all-
mählich verliert. Die Wiederkehr einer ſolchen allgemeinen Aufregung
wie ſie in der vorigen Woche hier herrſchte, wird aber für die nächſte
Zeit nicht zu beſorgen ſeyn, noch weniger irgendeine ernſthafte Ruhe-
ſtörung.



Waldeck.

Der Fürſtin-Regentin wurde
am geſtrigen Tage von unſerer und der Stadt Rhoden durch eine De-
putation eine Petition überreicht, worin folgende Bitten ausgeſprochen
wurden: 1) freie Preſſe; 2) Vertretung des Volkes beim Bundestage;
3) allgemeine Volksbewaffnung; 4) Einberufung der Stände behufs
Reform der Verfaſſung; 5) Verantwortlichkeit der Regierungs-Mit-

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[1260/0012] tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre- ner Geſchäftsmann; Inneres: Eberhard, und bis zu ſeiner Ankunft der bisherige Polizeidirector Morchutt, ein ausgezeichneter Kopf und ein Ehrenmann. Finanzen: der bisherige Oberberg – und Salzwerk- director Schwedes, ein praktiſcher Geſchäftsmann und ſeit Jahren zu diplomatiſchen Sendungen im Finanzfache gebraucht. Sein Cha- rakter iſt ohne Tadel, ſein Name rein; aber der laute Markt des Ta- ges dürfte ihn bei ſeiner nicht ſtarken Geſundheit über kurz oder lang ermüden. Kriegsweſen: der bisherige Oberſtlieutenant Weiß von tüchtiger Geſinnung. Aeußeres: Vacat. Rheinpreußen. Vom Rhein, 12 März. Eine Anzahl rheiniſcher Ständemit- glieder hat geſtern in Bonn nachſtehende Adreſſe beſchloſſen und heute an den König abgehen laſſen: „Allerdurchlauchtigſter u. ſ. w. Unter dem Einruck einer ungeheuren Thatſache, im Angeſicht der Gefahren mit welchen ſie uns bedroht, treten wir unterzeichnete rheiniſche Mitglieder des Vereinigten Landtags vor Ew. königl. Maj. um der heiligen Pflicht der Treue mit der von der unermeßlichen Wichtigkeit des Augenblicks ge- botenen Offenheit zu genügen. Ein mächtiges Nachbarvolk hat ſich, die beſte- hende Staatsordnung und einen Königsthron vernichtend, neue Formen des Daſeyns geſchaffen. Deutſchland, gegenüber dieſem erſchütternden Ereigniß von dem Gefühl der Nationalität tief durchdrungen, erkennt klar daß auch auf dem Boden der Nationalität nur in der Lebensluft der Freiheit die Kraft gedeihen kann die unter den Stürmen einer ſolchen Zeit das Vaterland zu retten vermag. Nationale Freiheit und Einheit, feſtbegründet durch eine das ganze Volk umfaſſende Vertretung, iſt der Ruf der aus allen deutſchen Landen im Volke wie auf Thronen ertönt: es iſt der Ruf mit dem wir deutſche Männer unſerm deutſchen König nahen. In der innigen Verſchmelzung des Königthums mit der Volks- freiheit liegt die einzige Abwehr der wachſenden Gefahren, die einzige Bürgſchaft daß die große Errungenſchaft unſerer Geſchichte nicht in in- neren zerrüttenden Kämpfen untergehe; in dieſer Verſchmelzung endlich, und nicht in fremder Hülfe, am wenigſten in einem Bündniſſe mit jener nordiſchen Macht die der Deutſche als den Feind ſeiner Nationalität und Freiheit betrachtet, liegt die Siegesgewißheit gegenüber jedem An- griffe von außen. Vergebens hat die deutſche Nation drei Jahrzehnde lang nach Freiheit und Einheit geſtrebt; die Schwäche der Bundesver- faſſung, die traurigen Wirkungen der Ausnahmsgeſetze unter welchen unſer Vaterland zu leiden hatte, ſind an das hellſte Licht getreten: möge die unabweisbar gewordene Erkenntniß des Uebels mit dem that- kräftigen Entſchluß der Heilung zuſammenfallen! Preußen hat einen hohen Beruf empfangen, die Zeit drängt ihn zu erfüllen. Was alle deutſchen Stämme, mehr noch als Kriegsgefahr von außen, Zwieſpalt im Jnnern ahnend, wie mit einer Stimme fordern: es iſt das große Werk zu welchem die Vorſehung Preußens Herrſcher berufen hat, es iſt der Gegenſtand unſerer Bitte — Vertretung des Volks beim deutſchen Bunde. Nur die ſofortige Löſung dieſer großen nationalen Frage ver- mag in unſerem Volke jenes Selbſtvertrauen, jenes ſtolze Gefühl der Sicherheit und der Kraft zu begründen welches der Augenblick ſo gebie- teriſch erheiſcht. Aber der Einheit würde die Lebensbedingung fehlen wenn nicht die preußiſche Verfaſſung diejenige organiſche Entwickelung erlangt welche dieſelbe mit den freien Verfaſſungen anderer Bundes- ſtaaten in größere Uebereinſtimmung bringt, und welche der machtvolle Drang der Zeit nunmehr zu einem unabweisbaren Bedürfniß macht. Eine Bitte um Gewährung der Preßfreiheit wird es nach dem Erlaß der hohen Bundesverſammlung vom 4 d. M., wie wir der Gerechtigkeit Cw. Maj. vertrauen, nicht mehr bedürfen, ſowie wir uns auch über- zeugt halten daß die Ausübung des unbeſchränkten Petitionsrechts und des Rechts Petitionen in Verſammlungen zu berathen fortan nirgend- wo wird gehindert werden. Wir bitten aber im Hinblick auf den Gang der Ereigniſſe, und insbeſondere auf die gefahrvolle Lage unſerer Pro- vinz Ew. k. Maj. ehrfuchtsvoll den Vereinigten Landtag ſofort einzube- rufen, und demſelben Geſetzentwürf nachfolgenden Jnhalts vorlegen zu laſſen: 1) Abänderung des Wahlſyſtems in der Art daß die verſchiede- nen Volksclaſſen in richtigem Verhältniß vertreten werden. 2) Zeit- gemäße Umgeſtaltung der Herrenkurie. 3) Beſchließende Mitwirkung des in vorgedachter Weiſe umgeſtalteten Vereinigten Landtags in der ge- ſammten Geſetzgebung und im Staatshaushalt mit einfacher Majorität. 4) Gleichheit der ſtaatsbürgerlichen Rechte ohne Rückſicht auf das reli- giöſe Bekenntniß. Wir hegen die Ueberzeugung daß die Gewährung dieſer Bitten vlle edlen Kräfte der Nation wecken, und ſie befähigen wird nicht nur den Gefahren des Augenblicks zu begegnen, ſondern auch im Zuſammenwirken mit den Regierungen an der Löſung der großen Aufgabe zu arbeiten welche die Lage der handarbeitenden Volksclaſſen allen civiliſirten Staaten der Gegenwart geſtellt hat. Der materielle und moraliſche Fortſchritt, das Vertrauen des Volks zu den Regierun- gen iſt durch ſeine Inſtitutionen bedingt. Jndem wir für deren Gewäh- rung und für ein volksthümlicheres Regierungsſyſtem unſere Stimme zu Ew. Maj. erheben, können wir in Wahrheit hinzufügen daß ſie aus dem tiefften Bedürfniſſe einer Provinz hervorgeht welche rings von freien Staaten umgeben iſt, und deren Bewohner ſich des Anſpruchs bewußt find nicht weniger Rechte zu befitzen als ihre deutſchen Bruder- ſtämme. In tiefſter Ehrfurcht verharren u. ſ. w.“ (Deutſche Z.) Hamburg. ** Hamburg. (Wahl der Reformdeputation.) So eben (6 Uhr) iſt der heutige entſcheidende Rath – und Bürgerconvent beendigt. Die Abhaltung des Convents hat ohne die mindeſte Stö- rung ſtattgefunden. Ein bedeutender Theil der Bürgergarde war von Morgens früh unter den Waffen; beſonders bot die Admiralitäts- ſtraße, wo ſich das interimiſtiſche Rathhaus befindet, einen für un- fere friedliche Handelsſtadt auffallenden kriegeriſchen Anblick da. Es leidet keinen Zweifel daß jeder Verſuch einer tumultuariſchen Demon- ſtration ſofort auf das ernſtlichſte unterdrückt worden wäre. Die Bür- gerſchaft, welche außerordentlich ſtark beſucht war, hat ſich faſt ein- ſtimmig für die Niederſetzung der von dem Senat beantragten ge- miſchten Deputation zur Reviſion unſerer Verfaſſung erklärt. Auch iſt die Wahl der Mitglieder dieſer Deputation im Ganzen allgemein zufriedenſtellend ausgefallen. Die verſchiedenen Anſichten welche ſich in letzterer Zeit über die Principien und die Modalität einer Reform der Verfaſſung mehr oder minder Geltung zu verſchaffen gewußt haben, ſind in der Deputation ziemlich vollſtändig vertreten, und mehrere der dazu gewählten Mitglieder haben ſich bereits in andern wichtigen Deputationen unſeres Staats bewährt und find auch ſonſt als fähige Köpfe und tüchtige Arbeiter anerkannt. Abſeiten des Senats find deputirt die Syndici Amſinck und Banks und die Senatoren Hudt- walker, Haller und Geffcken. Die Mitglieder welche die Bürgerſchaft ernannt hat, und welche alle, ungeachtet der nachträglich hinzugekom- menen Wahlfreiheit aus ſämmtlichen Bürgern, nur aus Mitgliedern der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft ſelbſt gewählt wurden, find die HH. Saſſe, H. Dreyer, Ed. Johns, Rooſen – Runge, Johannes Amſinck, O. R. Schröder, Fried. und G. F. Stammann, Wex, Ami de Cha- peaurouge, Dr. jur. Baumeiſter und Dr. jur. Voigt und noch drei andere Bürger. Unſere freie Preſſe wird nun eine gründliche und viel- ſeitige Beſprechung unſerer politiſchen Bedürfniſſe, ſowie einen fort- geſetzten Einfluß auf die zeitgemäße und gemeinnützige Geſtaltung der Reformarbeit als erſte Aufgabe verſuchen können. Durch die der Deputation auferlegte wöchentliche Veröffentlichung ihrer Protokolle wird der Preſſe hierzu das beſte Material und eine fortdauernde Ver- anlaſſung gegeben, während dagegen nicht zu verkennen iſt daß die Deputation durch dieſe Publication in ihren Berathungen nicht wenig genirt ſeyn wird. Die verſchiedenen politiſchen Vereine, deren Zahl ſich wahrſcheinlich noch vermehren dürfte, werden nun in den nächſten Wochen, oder ſelbſt Monaten, ihre Verhandlungen gewiß eifrigſt fortſetzen, bis die Deputation mit ihren Vorſchlägen fertig iſt, oder bis viel- leicht vorher ſchon das Intereſſe an dieſen Angelegenheiten ſich all- mählich verliert. Die Wiederkehr einer ſolchen allgemeinen Aufregung wie ſie in der vorigen Woche hier herrſchte, wird aber für die nächſte Zeit nicht zu beſorgen ſeyn, noch weniger irgendeine ernſthafte Ruhe- ſtörung. Waldeck. Waldeck. (Arolſen, 10 März.) Der Fürſtin-Regentin wurde am geſtrigen Tage von unſerer und der Stadt Rhoden durch eine De- putation eine Petition überreicht, worin folgende Bitten ausgeſprochen wurden: 1) freie Preſſe; 2) Vertretung des Volkes beim Bundestage; 3) allgemeine Volksbewaffnung; 4) Einberufung der Stände behufs Reform der Verfaſſung; 5) Verantwortlichkeit der Regierungs-Mit-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848, S. 1260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine79_1848/12>, abgerufen am 27.11.2024.