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Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848.

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[Spaltenumbruch] kreich, wie diese vor allem an sein Recht. Und das würde nie zur Lö-
sung dieser Frage führen. Das Heil der Völker hängt von ihrer Lö-
sung im Jnteresse aller Classen der Gesellschaft ab. Möge Deutschland
auch hier von Frankreich lernen, nicht warten bis es zu spät ist, und
im Bewußtseyn der Pflicht gegen das Ganze die Rechte der Ein-
zelnen thatsächlich anerkennen und verwirklichen! So allein ist Ret-
tung möglich.



Italien.

Ich kann Jhnen die Versicherung geben
daß die Constitution bereits seit fast acht Tagen als Manuscript ge-
druckt worden ist, zunächst um sie an diejenigen zu vertheilen welche
um Randbemerkungen ersucht worden find. Sie setzt nur Eine
Kammer ein. Von politischen Geschäften sollen sich die Cardinäle
ganz ferne halten. Man versichert, der P. Ventura habe seine Schrift,
worin er die Idee einer cardinalizischen Pairskammer ausführt, im
Auftrag des Papstes verfaßt um auf diese Weise die öffentliche
Meinung zu prüfen. Da sich dieselbe so entschieden gegen eine solche
Jdee ausgesprochen hat, so hat man sie ganz fallen lassen und die
Gedanken einer zweiten Kammer vollkommen aufgegeben. -- Viele
unsrer Landsleute wurden durch ein Gerücht beunruhigt, dem zufolge
es am Moccoliabend auf Unruhen abgesehen seyn sollte, bei denen die
Deutschen Dolchstiche erhalten oder gar in ihren Häusern beraubt werden
könnten. Niemand würde demselben haben Glauben schenken mögen, hätte
sich nicht in mehreren Flugblättern eine den Deutschen in der That feind-
liche Gesinnung ausgesprochen gefunden. Daß das römische Volk an
eine Barbarei nicht denkt, versichern alle die es kennen hoch und
theuer. Ja man behauptet als gewiß daß solche Gedanken nur von
denjenigen ausgestreut worden seyn könnten die dem Geist der Ordnung
und der Tagesbestrebungen durchaus fremd geblieben seyen. Diesen Nach-
mittag tritt die gesammte Civica unter das Gewehr, auch deßhalb um sich
der Ruhe vollkommen zu versichern. Während der Magistrat durch einen
Anschlag das Zeichen verkündet welches der Moccotellifreude Gränzen
setzen soll, scheinen viele entschlossen zu seyn derselben in Rücksicht auf
die Zustände der Lombardei, die sie mit tiefer Trauer erfüllen müß-
ten, ganz zu entsagen. Fliegende Blätter, die darauf hinweisen und
dazu auffordern, werden in Menge ausgestreut. Eins derselben macht
auch auf die Ungebühr aufmerksam an dem Mummenschanz in Ci-
vicauniform und mit Tricolorabzeichen theilzunehmen. Außerdem
enthält es Aufforderungen auch an die Damen die patriotischen Ge-
sinnungen durch allerlei Opfer zu bethätigen.

Adresse des römischen Senats und Gemeinderaths
an Se. Heiligkeit.
Die Weisheit welche Eure Werke leitet und
in Euren Worten weht, hatte uns dermaßen der Vollendung der
[Spaltenumbruch] begonnenen Reformen vergewissert daß es uns bis dahin mit der
treuen Erkenntlichkeit, welche wir einstimmig bekennen, unverträglich
schien sie durch Suppliken zu beschleunigen. Das Herz Ew. Heilig-
keit aber, welches seit der Besteigung des päpstlichen Stuhls un-
sern Wünschen in allem Guten zuvorkam, erwartet vielleicht unter
so vielen Völkern die eine festere Ordnung des Gemeinwesens er-
flehen, auch eine Stimme des Senats und Raths von Rom zu ver-
nehmen. Du siehst daher, o Vater und Herr der Seelen, vor Dir
jenes Rom, welches vor vielen Jahrhunderten unter dem Panzer
des apostolischen Schutzes die bürgerlichen Zwiste einstellte und die
barbarischen Streifzüge. Heute, getrieben durch seine Bedrüfnisse und
ermuthigt durch Eure Wohlthaten, bittet es daß sein Gouvernement
fortan unter repräsentativer Form und auf eine der gegenwärtigen
Bildungsstufe durchaus gemäße Weise, die nicht bloß so lange als
Euer Leben, sondern so lange als Euer Name und Euer Ruhm
dauern möge, constituirt werde. Jhr habt in unerhörter Weise
die Fürsten mit den Unterthanen zu Freundschaft verbunden, sie zu
einer neuen Mäßigung der Herrschergewalt eingeladen: Jhr habt es
nicht bis zum Ziele führen wollen, damit ein jeder nach freier Wahl
es erreichen oder zurückbleiben könnte. Den römischen Fürsten hat
das gefallen wovon sie wußten daß es Euch, Vater, nicht mißfallen
werde, und Euer Wort hat in einem Augenblick den Mißbrauch der
Gewalt, die Gefahren des Aufruhrs hinweggeräumt. Befestigt und
heiligt nun das was Jhr begonnen habt! Die päpstliche Macht ist
nicht auf die Gränzen des Staats beschränkt den Jhr regiert; Euch
sind ergeben, Euch find Söhne so viel da glauben in der Welt. Nie-
mand wird das anzufeinden wagen was die Kirche gewährt, was
der heil. Petrus gesegnet hat; die Freunde der Freiheit können die
Kirche nicht hassen, die Gläubigen werden die Freiheit nicht fürchten.
Dieser Wunsch ist mit dem Gehorsam nicht in Widerspruch den wir
Euch geschworen haben, nicht mit dem apostolischen Glauben den
wir festhalten und lieben; sondern in geheiligten Herzen glüht für
Euch ein unaussprechlicher Wunsch Euch allezeit als den Urheber des
Glücks und den Gründer des Friedens von Jtalien verehrt zu sehn.
Das wahrhaft römische Volk vertraut und überläßt sich Euch ganz,
Euch allein, Eurem erhabenen Verstand, Eurem wohlthätigen und
rechtlich gesinnten Geist; von Euch erwartet es daß die italienischen
Völker sich schnell vereinigen mögen um die innere Sicherheit und
die nationale Würde aufrechtzuerhalten und zu vertheidigen; und
wenn in einigen Städten die Gränzscheiden des Rechts nicht streng
eingehalten worden sind, so legen wir, die wir nicht allein der Au-
torität des Fürsten untergeben, sondern auch die Wächter und Ver-
theidiger der theuersten Person eines solchen Vaters sind, in die Hand
der Gerechtigkeit, des Gesetzes, der geordneten Ruhe, die Sicherheit
und die Ehre des Vaterlandes.

[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] kreich, wie dieſe vor allem an ſein Recht. Und das würde nie zur Lö-
ſung dieſer Frage führen. Das Heil der Völker hängt von ihrer Lö-
ſung im Jntereſſe aller Claſſen der Geſellſchaft ab. Möge Deutſchland
auch hier von Frankreich lernen, nicht warten bis es zu ſpät iſt, und
im Bewußtſeyn der Pflicht gegen das Ganze die Rechte der Ein-
zelnen thatſächlich anerkennen und verwirklichen! So allein iſt Ret-
tung möglich.



Italien.

Ich kann Jhnen die Verſicherung geben
daß die Conſtitution bereits ſeit faſt acht Tagen als Manuſcript ge-
druckt worden iſt, zunächſt um ſie an diejenigen zu vertheilen welche
um Randbemerkungen erſucht worden find. Sie ſetzt nur Eine
Kammer ein. Von politiſchen Geſchäften ſollen ſich die Cardinäle
ganz ferne halten. Man verſichert, der P. Ventura habe ſeine Schrift,
worin er die Idee einer cardinaliziſchen Pairskammer ausführt, im
Auftrag des Papſtes verfaßt um auf dieſe Weiſe die öffentliche
Meinung zu prüfen. Da ſich dieſelbe ſo entſchieden gegen eine ſolche
Jdee ausgeſprochen hat, ſo hat man ſie ganz fallen laſſen und die
Gedanken einer zweiten Kammer vollkommen aufgegeben. — Viele
unſrer Landsleute wurden durch ein Gerücht beunruhigt, dem zufolge
es am Moccoliabend auf Unruhen abgeſehen ſeyn ſollte, bei denen die
Deutſchen Dolchſtiche erhalten oder gar in ihren Häuſern beraubt werden
könnten. Niemand würde demſelben haben Glauben ſchenken mögen, hätte
ſich nicht in mehreren Flugblättern eine den Deutſchen in der That feind-
liche Geſinnung ausgeſprochen gefunden. Daß das römiſche Volk an
eine Barbarei nicht denkt, verſichern alle die es kennen hoch und
theuer. Ja man behauptet als gewiß daß ſolche Gedanken nur von
denjenigen ausgeſtreut worden ſeyn könnten die dem Geiſt der Ordnung
und der Tagesbeſtrebungen durchaus fremd geblieben ſeyen. Dieſen Nach-
mittag tritt die geſammte Civica unter das Gewehr, auch deßhalb um ſich
der Ruhe vollkommen zu verſichern. Während der Magiſtrat durch einen
Anſchlag das Zeichen verkündet welches der Moccotellifreude Gränzen
ſetzen ſoll, ſcheinen viele entſchloſſen zu ſeyn derſelben in Rückſicht auf
die Zuſtände der Lombardei, die ſie mit tiefer Trauer erfüllen müß-
ten, ganz zu entſagen. Fliegende Blätter, die darauf hinweiſen und
dazu auffordern, werden in Menge ausgeſtreut. Eins derſelben macht
auch auf die Ungebühr aufmerkſam an dem Mummenſchanz in Ci-
vicauniform und mit Tricolorabzeichen theilzunehmen. Außerdem
enthält es Aufforderungen auch an die Damen die patriotiſchen Ge-
ſinnungen durch allerlei Opfer zu bethätigen.

Adreſſe des römiſchen Senats und Gemeinderaths
an Se. Heiligkeit.
Die Weisheit welche Eure Werke leitet und
in Euren Worten weht, hatte uns dermaßen der Vollendung der
[Spaltenumbruch] begonnenen Reformen vergewiſſert daß es uns bis dahin mit der
treuen Erkenntlichkeit, welche wir einſtimmig bekennen, unverträglich
ſchien ſie durch Suppliken zu beſchleunigen. Das Herz Ew. Heilig-
keit aber, welches ſeit der Beſteigung des päpſtlichen Stuhls un-
ſern Wünſchen in allem Guten zuvorkam, erwartet vielleicht unter
ſo vielen Völkern die eine feſtere Ordnung des Gemeinweſens er-
flehen, auch eine Stimme des Senats und Raths von Rom zu ver-
nehmen. Du ſiehſt daher, o Vater und Herr der Seelen, vor Dir
jenes Rom, welches vor vielen Jahrhunderten unter dem Panzer
des apoſtoliſchen Schutzes die bürgerlichen Zwiſte einſtellte und die
barbariſchen Streifzüge. Heute, getrieben durch ſeine Bedrüfniſſe und
ermuthigt durch Eure Wohlthaten, bittet es daß ſein Gouvernement
fortan unter repräſentativer Form und auf eine der gegenwärtigen
Bildungsſtufe durchaus gemäße Weiſe, die nicht bloß ſo lange als
Euer Leben, ſondern ſo lange als Euer Name und Euer Ruhm
dauern möge, conſtituirt werde. Jhr habt in unerhörter Weiſe
die Fürſten mit den Unterthanen zu Freundſchaft verbunden, ſie zu
einer neuen Mäßigung der Herrſchergewalt eingeladen: Jhr habt es
nicht bis zum Ziele führen wollen, damit ein jeder nach freier Wahl
es erreichen oder zurückbleiben könnte. Den römiſchen Fürſten hat
das gefallen wovon ſie wußten daß es Euch, Vater, nicht mißfallen
werde, und Euer Wort hat in einem Augenblick den Mißbrauch der
Gewalt, die Gefahren des Aufruhrs hinweggeräumt. Befeſtigt und
heiligt nun das was Jhr begonnen habt! Die päpſtliche Macht iſt
nicht auf die Gränzen des Staats beſchränkt den Jhr regiert; Euch
ſind ergeben, Euch find Söhne ſo viel da glauben in der Welt. Nie-
mand wird das anzufeinden wagen was die Kirche gewährt, was
der heil. Petrus geſegnet hat; die Freunde der Freiheit können die
Kirche nicht haſſen, die Gläubigen werden die Freiheit nicht fürchten.
Dieſer Wunſch iſt mit dem Gehorſam nicht in Widerſpruch den wir
Euch geſchworen haben, nicht mit dem apoſtoliſchen Glauben den
wir feſthalten und lieben; ſondern in geheiligten Herzen glüht für
Euch ein unausſprechlicher Wunſch Euch allezeit als den Urheber des
Glücks und den Gründer des Friedens von Jtalien verehrt zu ſehn.
Das wahrhaft römiſche Volk vertraut und überläßt ſich Euch ganz,
Euch allein, Eurem erhabenen Verſtand, Eurem wohlthätigen und
rechtlich geſinnten Geiſt; von Euch erwartet es daß die italieniſchen
Völker ſich ſchnell vereinigen mögen um die innere Sicherheit und
die nationale Würde aufrechtzuerhalten und zu vertheidigen; und
wenn in einigen Städten die Gränzſcheiden des Rechts nicht ſtreng
eingehalten worden ſind, ſo legen wir, die wir nicht allein der Au-
torität des Fürſten untergeben, ſondern auch die Wächter und Ver-
theidiger der theuerſten Perſon eines ſolchen Vaters ſind, in die Hand
der Gerechtigkeit, des Geſetzes, der geordneten Ruhe, die Sicherheit
und die Ehre des Vaterlandes.

[irrelevantes Material]
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[1213/0013] kreich, wie dieſe vor allem an ſein Recht. Und das würde nie zur Lö- ſung dieſer Frage führen. Das Heil der Völker hängt von ihrer Lö- ſung im Jntereſſe aller Claſſen der Geſellſchaft ab. Möge Deutſchland auch hier von Frankreich lernen, nicht warten bis es zu ſpät iſt, und im Bewußtſeyn der Pflicht gegen das Ganze die Rechte der Ein- zelnen thatſächlich anerkennen und verwirklichen! So allein iſt Ret- tung möglich. Italien. ▽ Rom, 7 März. Ich kann Jhnen die Verſicherung geben daß die Conſtitution bereits ſeit faſt acht Tagen als Manuſcript ge- druckt worden iſt, zunächſt um ſie an diejenigen zu vertheilen welche um Randbemerkungen erſucht worden find. Sie ſetzt nur Eine Kammer ein. Von politiſchen Geſchäften ſollen ſich die Cardinäle ganz ferne halten. Man verſichert, der P. Ventura habe ſeine Schrift, worin er die Idee einer cardinaliziſchen Pairskammer ausführt, im Auftrag des Papſtes verfaßt um auf dieſe Weiſe die öffentliche Meinung zu prüfen. 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Heilig- keit aber, welches ſeit der Beſteigung des päpſtlichen Stuhls un- ſern Wünſchen in allem Guten zuvorkam, erwartet vielleicht unter ſo vielen Völkern die eine feſtere Ordnung des Gemeinweſens er- flehen, auch eine Stimme des Senats und Raths von Rom zu ver- nehmen. Du ſiehſt daher, o Vater und Herr der Seelen, vor Dir jenes Rom, welches vor vielen Jahrhunderten unter dem Panzer des apoſtoliſchen Schutzes die bürgerlichen Zwiſte einſtellte und die barbariſchen Streifzüge. Heute, getrieben durch ſeine Bedrüfniſſe und ermuthigt durch Eure Wohlthaten, bittet es daß ſein Gouvernement fortan unter repräſentativer Form und auf eine der gegenwärtigen Bildungsſtufe durchaus gemäße Weiſe, die nicht bloß ſo lange als Euer Leben, ſondern ſo lange als Euer Name und Euer Ruhm dauern möge, conſtituirt werde. Jhr habt in unerhörter Weiſe die Fürſten mit den Unterthanen zu Freundſchaft verbunden, ſie zu einer neuen Mäßigung der Herrſchergewalt eingeladen: Jhr habt es nicht bis zum Ziele führen wollen, damit ein jeder nach freier Wahl es erreichen oder zurückbleiben könnte. Den römiſchen Fürſten hat das gefallen wovon ſie wußten daß es Euch, Vater, nicht mißfallen werde, und Euer Wort hat in einem Augenblick den Mißbrauch der Gewalt, die Gefahren des Aufruhrs hinweggeräumt. Befeſtigt und heiligt nun das was Jhr begonnen habt! Die päpſtliche Macht iſt nicht auf die Gränzen des Staats beſchränkt den Jhr regiert; Euch ſind ergeben, Euch find Söhne ſo viel da glauben in der Welt. Nie- mand wird das anzufeinden wagen was die Kirche gewährt, was der heil. Petrus geſegnet hat; die Freunde der Freiheit können die Kirche nicht haſſen, die Gläubigen werden die Freiheit nicht fürchten. Dieſer Wunſch iſt mit dem Gehorſam nicht in Widerſpruch den wir Euch geſchworen haben, nicht mit dem apoſtoliſchen Glauben den wir feſthalten und lieben; ſondern in geheiligten Herzen glüht für Euch ein unausſprechlicher Wunſch Euch allezeit als den Urheber des Glücks und den Gründer des Friedens von Jtalien verehrt zu ſehn. Das wahrhaft römiſche Volk vertraut und überläßt ſich Euch ganz, Euch allein, Eurem erhabenen Verſtand, Eurem wohlthätigen und rechtlich geſinnten Geiſt; von Euch erwartet es daß die italieniſchen Völker ſich ſchnell vereinigen mögen um die innere Sicherheit und die nationale Würde aufrechtzuerhalten und zu vertheidigen; und wenn in einigen Städten die Gränzſcheiden des Rechts nicht ſtreng eingehalten worden ſind, ſo legen wir, die wir nicht allein der Au- torität des Fürſten untergeben, ſondern auch die Wächter und Ver- theidiger der theuerſten Perſon eines ſolchen Vaters ſind, in die Hand der Gerechtigkeit, des Geſetzes, der geordneten Ruhe, die Sicherheit und die Ehre des Vaterlandes. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848, S. 1213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine76_1848/13>, abgerufen am 27.11.2024.