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Allgemeine Zeitung, Nr. 74, 14. März 1848.

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[Spaltenumbruch] wirken versprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieser übernom-
menen Verpflichtung zu entsprechen. Er hat den Legationsrath Frhrn.
v. Gagern (Bruder des neuen Ministers im Großherzogthum Hessen)
in außerordentlicher Mission an die Höfe von Darmstadt, Baden,
Württemberg und Bayern abgesandt um wo möglich zunächst an die-
sen Orten, wo die deutsche Bewegung einen gleichmäßigen Charak-
ter und die gleiche Richtung innehält, eine Vereinbarung zu überein-
stimmendem Handeln in dieser großen Angelegenheit zu Stande
zu bringen. Die Vorschläge Nassau's gehen sicherm Vernehmen nach
vorerst dahin einen Ort der Verhandlung festzusetzen, einer der Re-
gierungen der genannten fünf Lande die Leitung der Verhandlung in die
Hände zu geben bis man sich vielleicht über eine alternirende Leitung ver-
stände; mit der in der Heidelberger Versammlung ernannten Commission
in Beziehung zu treten um sie zu vermögen auch ihrerseits die Angelegen-
heit in die Hände jener Regierung zu geben; dann den Versuch zu machen
wie die erzielte Nationalvertretung mit der bestehenden oder mit der zweck-
mäßig (in ein Oberhaus) verwandelten Bundesbehörde in Verbindung zu
bringen sey, das heißt mit andern Worten die Basis einer Bundesverfassung
zu finden. Hr. v. Gagern hat am 8 seine Mission angetreten, und da
wir heute hören daß Darmstädtischerseits der Graf v. Lehrbach auf dem
Fuße nach Karlsruhe gefolgt, so zweifeln wir nicht daß Darmstadt, wie sich
schom aus der Erklärung des Erbgroßherzogs Mitregenten erwarten ließ,
auf Nassau's Vorschläge unbedingt eingegangen ist.*)

Freie Städte.

Sicherem Vernehmen
nach hat die Bundesversammlung, davon ausgehend daß eine Revision der
Bundesverfassung nothwendig ist, sich mit der Berathung der zu die-
sem Zwecke den Bundesregierungen vorzulegenden Vorschläge beschäf-
tigt. Es soll sich ihr jedoch bald die Ueberzeugung aufgedrungen ha-
ben daß, damit diese Vorschläge mehr Aussicht hätten allgemeine Be-
friedigung zu gewähren, sie der Mitberathung namentlich solcher
Männer von außerhalb der Bundesversammlung bedür-
fen welche das öffentliche Vertrauen auf ihre richtige
Würdigung der gegenwärtigen Zeitverhältnisse besitzen.

Die Bundesversammlung soll daher sämmtliche Bundesregierungen
aufgefordert haben Männer des öffentlichen Vertrauens un-
verzüglich zu diesem Zwecke hieher zu senden.

Der Nachricht daß der deutsche Bund
einen besondern Gesandten nach Kopenhagen senden werde, wird
jetzt von mehrern Seiten widersprochen, mit dem Beisatz: die Bundes-
versammlung werde anderweitig die Interessen der deutschen Herzogthü-
mer gegen die dänische Politik zu vertreten wissen.

Abends 5 Uhr. Die zwei
nach Kassel gesandten Deputirten: Obergerichtsvorsitzender Mackeldey,
früher Justizminister, und v. Schenck, Oberförster, sind von da nach
Hanau zurückgekehrt ohne andern Bescheid des Kurfürsten, als sich auf
ihren Posten zu begeben. Die Hanauer sollen sich ganz verbarricadirt
und heute sämmtliche Bürgermeister und Gemeindeälteste der Provinz
zu sich beschieden haben. -- Das Auszugsprotocoll des großen Raths er-
theilt heute Bescheid auf die "Eingaben" hiefiger Bürger vom 4 und 6
d. M. (S. unten.) Keine Frage daß dieser Bescheid ganz dem Sinn der
Bürgerschaft entspricht, so daß in Frankfurt das größte Einverständniß
zwischen den Bürgern und der Regierung besteht.

Morgens. Der Senat
hat gestern Abend den Bescheid auf die Bürgeradresse vom 4 d.
M. veröffentlicht. Außer der bereits gewährten Preßfreiheit und
Amnestie verspricht er Mitwirkung zur Aufhebung der Ausnahmsgesetze
des deutschen Bundes, zur Einführung der Nationalvertretung am
Bunde und eines gemeinsamen Strafgesetzbuchs und Strafverfahrens
für ganz Deutschland. Das Vereinigungsrecht solle alsbald wieder
hergestellt, die hier bereits bestehende allgemeine Volksbewaffnung an-
gemessen fortgebildet, die eingeleitete Einführung von Schwurgerich-
ten beschleunigt, die Verhältnisse und das Wohl der Landbewohner
eifrigst gefördert werden. Staatsbürgerliche Gleichheit ohne Unter-
schied des Glaubens bestehe hier schon für alle christlichen Confessionen.
Ausdehnung auf Nichtchriften werde, so weit es auf dem Wege der Ge-
setzgebung möglich, auch ferner angestrebt werden. Weitergehende
[Spaltenumbruch] Aenderungen in dieser Hinsicht würden so tief in das Wesen der hiesigen
Verhältnisse eingreifen daß der Senat Anstand nehme deren zu be-
antragen. Aus Hanau vernehmen wir heute daß das Militär auf er-
haltenen Befehl, nachdem es neu beeidigt worden, gestern Nachmittag
die Stadt verlassen und 2 Stunden von Hanau Posto gefaßt hat. Dieß
geschah wohl in der Absicht einem bewaffneten Zug nach Kassel,
von welchem in Hanau alles Ernstes die Rede ist, Widerstand entgegen
zusetzen. Auch Marburg ist mit den Concessionen des Kurfürsten nicht
zufrieden, und hat eine neue Deputation nach Cassel geschickt, deren
erfolglose Rückkehr eine entschiedenere Haltung herbeiführen dürfte.

Vormittags. Obwohl
heute Freischaaren von allen Seiten nach Hanau strömen, die Ha-
nauer sich und ihre Stadt so viel als möglich in Vertheidigungsstand
setzen, so bezweifeln wir doch nicht daß es nicht zum Blutvergießen
kommen wird. Die Bewegung Kurhessens hängt mit der von ganz
Deutschland zusammen, und dessen öffentliche jetzt allmächtige Meinung
wird der kurhessischen Regierung und, wie wir hoffen, auch den Ha-
nauern Gesetze vorschreiben. Doch ist der Zustand Hanau's auch so für
seine Bewohner mit manchen Uebeln verbunden. Die Officiers- und
Beamtenfamilien sind nach Frankfurt geflüchtet.

Heute früh 6 Uhr fuhren zwei
Dampfboote mit Bewaffneten von Bockenheim unter großem Hurra-
geschrei von hier nach Hanau ab, wohin auch von Offenbach, Mainz und
der ganzen Umgegend ununterbrochener Zuzug stattfand, so daß heute
wohl an 10,000 Mann in Hanau unter Waffen gestanden haben mögen.
Zum Glück waren alle diese Zurüstungen zur blutigen Gegenwehr über-
flüssig, denn der Kurfürst hat alles bewilligt. Nachdem die De-
putation von Hanau ohne Audienz erlangt zu haben bereits im Wagen
saß, erhob sich das Kasseler Volk, zog unter Jubelgeschrei vor das Schloß,
begann hier die Fenster einzuwerfen und traf Anstalt zum Stürmen.
Das Militär das zum Schutz des Schlosses herbeigerufen worden, beob-
achtete eine passive Haltung. Die Sturmglocke hatte unterdessen die
ganze Bevölkerung und eine Masse Landleute herbeigezogen, so daß die
Masse vor dem Schlosse auf 17 bis 20,000 Köpfe anwuchs. Unter diesen
drohenden Ausspicien ließ endlich der Kurfürst die Hanauer Deputirten
rufen, und gewährte nach längerer Unterredung die schon bekannten
Forderungen. Durch die Passagiere des Eilwagens welcher gestern
Abend unmittelbar nach der Entscheidung Kassel verließ, erfuhr man
die näheren Details. Das kurhessische Ministerium ist geändert: die
neuen Minister sind die HH. Schwedes, Obristlieutenant Weiß, v. Trott
und Lotz.

Preußen.

Aus unserer Stadt gehen in
diesen Tagen gleichzeitig drei verschiedene Adressen nach Berlin ab: die
Adresse der Universität, Dahlmanns Werk, ein wahres Meisterstück,
ferner die Adresse des städtischen Magistrats, und endlich eine von der
Bürgerschaft besonders abgefaßte, elf verschiedene Punkte betreffende
Petition. Reichsverfassung und baldigste Zusamenberufung des Ver-
einigten Landtags bilden, wie überall, den Kern unserer Wünsche.

Die Mitglieder des Vereinigten Ausschus-
ses haben vor ihrer Abreise noch eine besondere Audienz bei Sr. Ma-
jestät gehabt, in welcher sie dem König die Wünsche des Landes so-
wohl in den aus den Provinzen ihnen aufgetragenen Petititonen als in
mündlicher Bevorwortung durch das Organ des Landtagmarschalls, Für-
sten v. Solms-Lich, zu erkennen gaben. Der König hat, wie wir
aus bester Quelle erfahren, sowohl den einzelnen Mitgliedern, nament-
lich den HH. v. Auerswald und v. Brünneck aus Ostpreußen, als
dem der Rheinprovinz angehörenden Landtagsmarschall die besten Zu-
sicherungen in Bezug auf diese Wünsche, die sich hauptsächlich auch auf
baldige Einberufung des Vereinigten Landtages bezogen, ertheilt. Aehn-
liche Wünsche hatten bereits früher der Oberbürgermeister und der
Stadtverordnetenvorsteher von Berlin, zuerst durch den Minister v. Bodel-
schwingh und auf die demnächst erfolgte Einladung des Königs, gegen
Se. Majestät persönlich im Namen der Hauptstadt ausgesprochen, bei
welcher Gelegenheit der König ausdrücklich zu erkennen gab, wie sehr
ihn die ruhige, vertrauensvoll der weitern Entwickelung des Staats-
lebens entgegensehende Haltung der Stadt Berlin erfreue. Von Sei-
ten des ältern Theiles der Bürgerschaft wird die Ansicht zu erkennen
gegeben daß eine bewaffnete Bürgergarde und nicht bloß eine
solche mit weißen Stäben und Armbinden noththue. Namentlich

*) Wir verweisen auf unsere gestrige Correspondenz aus München und
Stuttgart.

[Spaltenumbruch] wirken verſprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieſer übernom-
menen Verpflichtung zu entſprechen. Er hat den Legationsrath Frhrn.
v. Gagern (Bruder des neuen Miniſters im Großherzogthum Heſſen)
in außerordentlicher Miſſion an die Höfe von Darmſtadt, Baden,
Württemberg und Bayern abgeſandt um wo möglich zunächſt an die-
ſen Orten, wo die deutſche Bewegung einen gleichmäßigen Charak-
ter und die gleiche Richtung innehält, eine Vereinbarung zu überein-
ſtimmendem Handeln in dieſer großen Angelegenheit zu Stande
zu bringen. Die Vorſchläge Naſſau’s gehen ſicherm Vernehmen nach
vorerſt dahin einen Ort der Verhandlung feſtzuſetzen, einer der Re-
gierungen der genannten fünf Lande die Leitung der Verhandlung in die
Hände zu geben bis man ſich vielleicht über eine alternirende Leitung ver-
ſtände; mit der in der Heidelberger Verſammlung ernannten Commiſſion
in Beziehung zu treten um ſie zu vermögen auch ihrerſeits die Angelegen-
heit in die Hände jener Regierung zu geben; dann den Verſuch zu machen
wie die erzielte Nationalvertretung mit der beſtehenden oder mit der zweck-
mäßig (in ein Oberhaus) verwandelten Bundesbehörde in Verbindung zu
bringen ſey, das heißt mit andern Worten die Baſis einer Bundesverfaſſung
zu finden. Hr. v. Gagern hat am 8 ſeine Miſſion angetreten, und da
wir heute hören daß Darmſtädtiſcherſeits der Graf v. Lehrbach auf dem
Fuße nach Karlsruhe gefolgt, ſo zweifeln wir nicht daß Darmſtadt, wie ſich
ſchom aus der Erklärung des Erbgroßherzogs Mitregenten erwarten ließ,
auf Naſſau’s Vorſchläge unbedingt eingegangen iſt.*)

Freie Städte.

Sicherem Vernehmen
nach hat die Bundesverſammlung, davon ausgehend daß eine Reviſion der
Bundesverfaſſung nothwendig iſt, ſich mit der Berathung der zu die-
ſem Zwecke den Bundesregierungen vorzulegenden Vorſchläge beſchäf-
tigt. Es ſoll ſich ihr jedoch bald die Ueberzeugung aufgedrungen ha-
ben daß, damit dieſe Vorſchläge mehr Ausſicht hätten allgemeine Be-
friedigung zu gewähren, ſie der Mitberathung namentlich ſolcher
Männer von außerhalb der Bundesverſammlung bedür-
fen welche das öffentliche Vertrauen auf ihre richtige
Würdigung der gegenwärtigen Zeitverhältniſſe beſitzen.

Die Bundesverſammlung ſoll daher ſämmtliche Bundesregierungen
aufgefordert haben Männer des öffentlichen Vertrauens un-
verzüglich zu dieſem Zwecke hieher zu ſenden.

Der Nachricht daß der deutſche Bund
einen beſondern Geſandten nach Kopenhagen ſenden werde, wird
jetzt von mehrern Seiten widerſprochen, mit dem Beiſatz: die Bundes-
verſammlung werde anderweitig die Intereſſen der deutſchen Herzogthü-
mer gegen die däniſche Politik zu vertreten wiſſen.

Abends 5 Uhr. Die zwei
nach Kaſſel geſandten Deputirten: Obergerichtsvorſitzender Mackeldey,
früher Juſtizminiſter, und v. Schenck, Oberförſter, ſind von da nach
Hanau zurückgekehrt ohne andern Beſcheid des Kurfürſten, als ſich auf
ihren Poſten zu begeben. Die Hanauer ſollen ſich ganz verbarricadirt
und heute ſämmtliche Bürgermeiſter und Gemeindeälteſte der Provinz
zu ſich beſchieden haben. — Das Auszugsprotocoll des großen Raths er-
theilt heute Beſcheid auf die „Eingaben“ hiefiger Bürger vom 4 und 6
d. M. (S. unten.) Keine Frage daß dieſer Beſcheid ganz dem Sinn der
Bürgerſchaft entſpricht, ſo daß in Frankfurt das größte Einverſtändniß
zwiſchen den Bürgern und der Regierung beſteht.

Morgens. Der Senat
hat geſtern Abend den Beſcheid auf die Bürgeradreſſe vom 4 d.
M. veröffentlicht. Außer der bereits gewährten Preßfreiheit und
Amneſtie verſpricht er Mitwirkung zur Aufhebung der Ausnahmsgeſetze
des deutſchen Bundes, zur Einführung der Nationalvertretung am
Bunde und eines gemeinſamen Strafgeſetzbuchs und Strafverfahrens
für ganz Deutſchland. Das Vereinigungsrecht ſolle alsbald wieder
hergeſtellt, die hier bereits beſtehende allgemeine Volksbewaffnung an-
gemeſſen fortgebildet, die eingeleitete Einführung von Schwurgerich-
ten beſchleunigt, die Verhältniſſe und das Wohl der Landbewohner
eifrigſt gefördert werden. Staatsbürgerliche Gleichheit ohne Unter-
ſchied des Glaubens beſtehe hier ſchon für alle chriſtlichen Confeſſionen.
Ausdehnung auf Nichtchriften werde, ſo weit es auf dem Wege der Ge-
ſetzgebung möglich, auch ferner angeſtrebt werden. Weitergehende
[Spaltenumbruch] Aenderungen in dieſer Hinſicht würden ſo tief in das Weſen der hieſigen
Verhältniſſe eingreifen daß der Senat Anſtand nehme deren zu be-
antragen. Aus Hanau vernehmen wir heute daß das Militär auf er-
haltenen Befehl, nachdem es neu beeidigt worden, geſtern Nachmittag
die Stadt verlaſſen und 2 Stunden von Hanau Poſto gefaßt hat. Dieß
geſchah wohl in der Abſicht einem bewaffneten Zug nach Kaſſel,
von welchem in Hanau alles Ernſtes die Rede iſt, Widerſtand entgegen
zuſetzen. Auch Marburg iſt mit den Conceſſionen des Kurfürſten nicht
zufrieden, und hat eine neue Deputation nach Caſſel geſchickt, deren
erfolgloſe Rückkehr eine entſchiedenere Haltung herbeiführen dürfte.

Vormittags. Obwohl
heute Freiſchaaren von allen Seiten nach Hanau ſtrömen, die Ha-
nauer ſich und ihre Stadt ſo viel als möglich in Vertheidigungsſtand
ſetzen, ſo bezweifeln wir doch nicht daß es nicht zum Blutvergießen
kommen wird. Die Bewegung Kurheſſens hängt mit der von ganz
Deutſchland zuſammen, und deſſen öffentliche jetzt allmächtige Meinung
wird der kurheſſiſchen Regierung und, wie wir hoffen, auch den Ha-
nauern Geſetze vorſchreiben. Doch iſt der Zuſtand Hanau’s auch ſo für
ſeine Bewohner mit manchen Uebeln verbunden. Die Officiers- und
Beamtenfamilien ſind nach Frankfurt geflüchtet.

Heute früh 6 Uhr fuhren zwei
Dampfboote mit Bewaffneten von Bockenheim unter großem Hurra-
geſchrei von hier nach Hanau ab, wohin auch von Offenbach, Mainz und
der ganzen Umgegend ununterbrochener Zuzug ſtattfand, ſo daß heute
wohl an 10,000 Mann in Hanau unter Waffen geſtanden haben mögen.
Zum Glück waren alle dieſe Zurüſtungen zur blutigen Gegenwehr über-
flüſſig, denn der Kurfürſt hat alles bewilligt. Nachdem die De-
putation von Hanau ohne Audienz erlangt zu haben bereits im Wagen
ſaß, erhob ſich das Kaſſeler Volk, zog unter Jubelgeſchrei vor das Schloß,
begann hier die Fenſter einzuwerfen und traf Anſtalt zum Stürmen.
Das Militär das zum Schutz des Schloſſes herbeigerufen worden, beob-
achtete eine paſſive Haltung. Die Sturmglocke hatte unterdeſſen die
ganze Bevölkerung und eine Maſſe Landleute herbeigezogen, ſo daß die
Maſſe vor dem Schloſſe auf 17 bis 20,000 Köpfe anwuchs. Unter dieſen
drohenden Ausſpicien ließ endlich der Kurfürſt die Hanauer Deputirten
rufen, und gewährte nach längerer Unterredung die ſchon bekannten
Forderungen. Durch die Paſſagiere des Eilwagens welcher geſtern
Abend unmittelbar nach der Entſcheidung Kaſſel verließ, erfuhr man
die näheren Details. Das kurheſſiſche Miniſterium iſt geändert: die
neuen Miniſter ſind die HH. Schwedes, Obriſtlieutenant Weiß, v. Trott
und Lotz.

Preußen.

Aus unſerer Stadt gehen in
dieſen Tagen gleichzeitig drei verſchiedene Adreſſen nach Berlin ab: die
Adreſſe der Univerſität, Dahlmanns Werk, ein wahres Meiſterſtück,
ferner die Adreſſe des ſtädtiſchen Magiſtrats, und endlich eine von der
Bürgerſchaft beſonders abgefaßte, elf verſchiedene Punkte betreffende
Petition. Reichsverfaſſung und baldigſte Zuſamenberufung des Ver-
einigten Landtags bilden, wie überall, den Kern unſerer Wünſche.

Die Mitglieder des Vereinigten Ausſchuſ-
ſes haben vor ihrer Abreiſe noch eine beſondere Audienz bei Sr. Ma-
jeſtät gehabt, in welcher ſie dem König die Wünſche des Landes ſo-
wohl in den aus den Provinzen ihnen aufgetragenen Petititonen als in
mündlicher Bevorwortung durch das Organ des Landtagmarſchalls, Für-
ſten v. Solms-Lich, zu erkennen gaben. Der König hat, wie wir
aus beſter Quelle erfahren, ſowohl den einzelnen Mitgliedern, nament-
lich den HH. v. Auerswald und v. Brünneck aus Oſtpreußen, als
dem der Rheinprovinz angehörenden Landtagsmarſchall die beſten Zu-
ſicherungen in Bezug auf dieſe Wünſche, die ſich hauptſächlich auch auf
baldige Einberufung des Vereinigten Landtages bezogen, ertheilt. Aehn-
liche Wünſche hatten bereits früher der Oberbürgermeiſter und der
Stadtverordnetenvorſteher von Berlin, zuerſt durch den Miniſter v. Bodel-
ſchwingh und auf die demnächſt erfolgte Einladung des Königs, gegen
Se. Majeſtät perſönlich im Namen der Hauptſtadt ausgeſprochen, bei
welcher Gelegenheit der König ausdrücklich zu erkennen gab, wie ſehr
ihn die ruhige, vertrauensvoll der weitern Entwickelung des Staats-
lebens entgegenſehende Haltung der Stadt Berlin erfreue. Von Sei-
ten des ältern Theiles der Bürgerſchaft wird die Anſicht zu erkennen
gegeben daß eine bewaffnete Bürgergarde und nicht bloß eine
ſolche mit weißen Stäben und Armbinden noththue. Namentlich

*) Wir verweiſen auf unſere geſtrige Correſpondenz aus München und
Stuttgart.
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[1171/0003] wirken verſprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieſer übernom- menen Verpflichtung zu entſprechen. Er hat den Legationsrath Frhrn. v. Gagern (Bruder des neuen Miniſters im Großherzogthum Heſſen) in außerordentlicher Miſſion an die Höfe von Darmſtadt, Baden, Württemberg und Bayern abgeſandt um wo möglich zunächſt an die- ſen Orten, wo die deutſche Bewegung einen gleichmäßigen Charak- ter und die gleiche Richtung innehält, eine Vereinbarung zu überein- ſtimmendem Handeln in dieſer großen Angelegenheit zu Stande zu bringen. Die Vorſchläge Naſſau’s gehen ſicherm Vernehmen nach vorerſt dahin einen Ort der Verhandlung feſtzuſetzen, einer der Re- gierungen der genannten fünf Lande die Leitung der Verhandlung in die Hände zu geben bis man ſich vielleicht über eine alternirende Leitung ver- ſtände; mit der in der Heidelberger Verſammlung ernannten Commiſſion in Beziehung zu treten um ſie zu vermögen auch ihrerſeits die Angelegen- heit in die Hände jener Regierung zu geben; dann den Verſuch zu machen wie die erzielte Nationalvertretung mit der beſtehenden oder mit der zweck- mäßig (in ein Oberhaus) verwandelten Bundesbehörde in Verbindung zu bringen ſey, das heißt mit andern Worten die Baſis einer Bundesverfaſſung zu finden. Hr. v. Gagern hat am 8 ſeine Miſſion angetreten, und da wir heute hören daß Darmſtädtiſcherſeits der Graf v. Lehrbach auf dem Fuße nach Karlsruhe gefolgt, ſo zweifeln wir nicht daß Darmſtadt, wie ſich ſchom aus der Erklärung des Erbgroßherzogs Mitregenten erwarten ließ, auf Naſſau’s Vorſchläge unbedingt eingegangen iſt. *) (D. Z.) Freie Städte. Frankfurt a. M., 11 März.Sicherem Vernehmen nach hat die Bundesverſammlung, davon ausgehend daß eine Reviſion der Bundesverfaſſung nothwendig iſt, ſich mit der Berathung der zu die- ſem Zwecke den Bundesregierungen vorzulegenden Vorſchläge beſchäf- tigt. Es ſoll ſich ihr jedoch bald die Ueberzeugung aufgedrungen ha- ben daß, damit dieſe Vorſchläge mehr Ausſicht hätten allgemeine Be- friedigung zu gewähren, ſie der Mitberathung namentlich ſolcher Männer von außerhalb der Bundesverſammlung bedür- fen welche das öffentliche Vertrauen auf ihre richtige Würdigung der gegenwärtigen Zeitverhältniſſe beſitzen. Die Bundesverſammlung ſoll daher ſämmtliche Bundesregierungen aufgefordert haben Männer des öffentlichen Vertrauens un- verzüglich zu dieſem Zwecke hieher zu ſenden. (F.-O.-P.-Z.) Frankfurt a. M.Der Nachricht daß der deutſche Bund einen beſondern Geſandten nach Kopenhagen ſenden werde, wird jetzt von mehrern Seiten widerſprochen, mit dem Beiſatz: die Bundes- verſammlung werde anderweitig die Intereſſen der deutſchen Herzogthü- mer gegen die däniſche Politik zu vertreten wiſſen. *** Frankfurt a. M., 10 März.Abends 5 Uhr. Die zwei nach Kaſſel geſandten Deputirten: Obergerichtsvorſitzender Mackeldey, früher Juſtizminiſter, und v. Schenck, Oberförſter, ſind von da nach Hanau zurückgekehrt ohne andern Beſcheid des Kurfürſten, als ſich auf ihren Poſten zu begeben. Die Hanauer ſollen ſich ganz verbarricadirt und heute ſämmtliche Bürgermeiſter und Gemeindeälteſte der Provinz zu ſich beſchieden haben. — Das Auszugsprotocoll des großen Raths er- theilt heute Beſcheid auf die „Eingaben“ hiefiger Bürger vom 4 und 6 d. M. (S. unten.) Keine Frage daß dieſer Beſcheid ganz dem Sinn der Bürgerſchaft entſpricht, ſo daß in Frankfurt das größte Einverſtändniß zwiſchen den Bürgern und der Regierung beſteht. ‖ Frankfurt a. M., 11 März.Morgens. Der Senat hat geſtern Abend den Beſcheid auf die Bürgeradreſſe vom 4 d. M. veröffentlicht. Außer der bereits gewährten Preßfreiheit und Amneſtie verſpricht er Mitwirkung zur Aufhebung der Ausnahmsgeſetze des deutſchen Bundes, zur Einführung der Nationalvertretung am Bunde und eines gemeinſamen Strafgeſetzbuchs und Strafverfahrens für ganz Deutſchland. Das Vereinigungsrecht ſolle alsbald wieder hergeſtellt, die hier bereits beſtehende allgemeine Volksbewaffnung an- gemeſſen fortgebildet, die eingeleitete Einführung von Schwurgerich- ten beſchleunigt, die Verhältniſſe und das Wohl der Landbewohner eifrigſt gefördert werden. Staatsbürgerliche Gleichheit ohne Unter- ſchied des Glaubens beſtehe hier ſchon für alle chriſtlichen Confeſſionen. Ausdehnung auf Nichtchriften werde, ſo weit es auf dem Wege der Ge- ſetzgebung möglich, auch ferner angeſtrebt werden. Weitergehende Aenderungen in dieſer Hinſicht würden ſo tief in das Weſen der hieſigen Verhältniſſe eingreifen daß der Senat Anſtand nehme deren zu be- antragen. Aus Hanau vernehmen wir heute daß das Militär auf er- haltenen Befehl, nachdem es neu beeidigt worden, geſtern Nachmittag die Stadt verlaſſen und 2 Stunden von Hanau Poſto gefaßt hat. Dieß geſchah wohl in der Abſicht einem bewaffneten Zug nach Kaſſel, von welchem in Hanau alles Ernſtes die Rede iſt, Widerſtand entgegen zuſetzen. Auch Marburg iſt mit den Conceſſionen des Kurfürſten nicht zufrieden, und hat eine neue Deputation nach Caſſel geſchickt, deren erfolgloſe Rückkehr eine entſchiedenere Haltung herbeiführen dürfte. *** Frankfurt a. M., 11 März.Vormittags. Obwohl heute Freiſchaaren von allen Seiten nach Hanau ſtrömen, die Ha- nauer ſich und ihre Stadt ſo viel als möglich in Vertheidigungsſtand ſetzen, ſo bezweifeln wir doch nicht daß es nicht zum Blutvergießen kommen wird. Die Bewegung Kurheſſens hängt mit der von ganz Deutſchland zuſammen, und deſſen öffentliche jetzt allmächtige Meinung wird der kurheſſiſchen Regierung und, wie wir hoffen, auch den Ha- nauern Geſetze vorſchreiben. Doch iſt der Zuſtand Hanau’s auch ſo für ſeine Bewohner mit manchen Uebeln verbunden. Die Officiers- und Beamtenfamilien ſind nach Frankfurt geflüchtet. ‖ Frankfurt a. M., 12 März.Heute früh 6 Uhr fuhren zwei Dampfboote mit Bewaffneten von Bockenheim unter großem Hurra- geſchrei von hier nach Hanau ab, wohin auch von Offenbach, Mainz und der ganzen Umgegend ununterbrochener Zuzug ſtattfand, ſo daß heute wohl an 10,000 Mann in Hanau unter Waffen geſtanden haben mögen. Zum Glück waren alle dieſe Zurüſtungen zur blutigen Gegenwehr über- flüſſig, denn der Kurfürſt hat alles bewilligt. Nachdem die De- putation von Hanau ohne Audienz erlangt zu haben bereits im Wagen ſaß, erhob ſich das Kaſſeler Volk, zog unter Jubelgeſchrei vor das Schloß, begann hier die Fenſter einzuwerfen und traf Anſtalt zum Stürmen. Das Militär das zum Schutz des Schloſſes herbeigerufen worden, beob- achtete eine paſſive Haltung. Die Sturmglocke hatte unterdeſſen die ganze Bevölkerung und eine Maſſe Landleute herbeigezogen, ſo daß die Maſſe vor dem Schloſſe auf 17 bis 20,000 Köpfe anwuchs. Unter dieſen drohenden Ausſpicien ließ endlich der Kurfürſt die Hanauer Deputirten rufen, und gewährte nach längerer Unterredung die ſchon bekannten Forderungen. Durch die Paſſagiere des Eilwagens welcher geſtern Abend unmittelbar nach der Entſcheidung Kaſſel verließ, erfuhr man die näheren Details. Das kurheſſiſche Miniſterium iſt geändert: die neuen Miniſter ſind die HH. Schwedes, Obriſtlieutenant Weiß, v. Trott und Lotz. Preußen. ‖ Bonn, 10 März.Aus unſerer Stadt gehen in dieſen Tagen gleichzeitig drei verſchiedene Adreſſen nach Berlin ab: die Adreſſe der Univerſität, Dahlmanns Werk, ein wahres Meiſterſtück, ferner die Adreſſe des ſtädtiſchen Magiſtrats, und endlich eine von der Bürgerſchaft beſonders abgefaßte, elf verſchiedene Punkte betreffende Petition. Reichsverfaſſung und baldigſte Zuſamenberufung des Ver- einigten Landtags bilden, wie überall, den Kern unſerer Wünſche. &#x1D6E4; Berlin, 10 März.Die Mitglieder des Vereinigten Ausſchuſ- ſes haben vor ihrer Abreiſe noch eine beſondere Audienz bei Sr. Ma- jeſtät gehabt, in welcher ſie dem König die Wünſche des Landes ſo- wohl in den aus den Provinzen ihnen aufgetragenen Petititonen als in mündlicher Bevorwortung durch das Organ des Landtagmarſchalls, Für- ſten v. Solms-Lich, zu erkennen gaben. Der König hat, wie wir aus beſter Quelle erfahren, ſowohl den einzelnen Mitgliedern, nament- lich den HH. v. Auerswald und v. Brünneck aus Oſtpreußen, als dem der Rheinprovinz angehörenden Landtagsmarſchall die beſten Zu- ſicherungen in Bezug auf dieſe Wünſche, die ſich hauptſächlich auch auf baldige Einberufung des Vereinigten Landtages bezogen, ertheilt. Aehn- liche Wünſche hatten bereits früher der Oberbürgermeiſter und der Stadtverordnetenvorſteher von Berlin, zuerſt durch den Miniſter v. Bodel- ſchwingh und auf die demnächſt erfolgte Einladung des Königs, gegen Se. Majeſtät perſönlich im Namen der Hauptſtadt ausgeſprochen, bei welcher Gelegenheit der König ausdrücklich zu erkennen gab, wie ſehr ihn die ruhige, vertrauensvoll der weitern Entwickelung des Staats- lebens entgegenſehende Haltung der Stadt Berlin erfreue. Von Sei- ten des ältern Theiles der Bürgerſchaft wird die Anſicht zu erkennen gegeben daß eine bewaffnete Bürgergarde und nicht bloß eine ſolche mit weißen Stäben und Armbinden noththue. Namentlich *) Wir verweiſen auf unſere geſtrige Correſpondenz aus München und Stuttgart.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 74, 14. März 1848, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine74_1848/3>, abgerufen am 16.07.2024.