Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848.[Spaltenumbruch]
werde. Das durch Subscription aufzubringende Drittheil des Capitals Der Moniteur enthält eine lange Liste von Abberufungen im Unter den Mitgliedern der provisorischen Regierung ist der Minister [Spaltenumbruch]
werde. Das durch Subſcription aufzubringende Drittheil des Capitals Der Moniteur enthält eine lange Liſte von Abberufungen im Unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung iſt der Miniſter <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0007" n="1159"/><cb/> werde. Das durch Subſcription aufzubringende Drittheil des Capitals<lb/> iſt in Actien von je 500 Fr. eingetheilt. Die Leitung ſteht unter einem<lb/> Verwaltungsrath von fünfzehn Mitgliedern der aus den Actionnären<lb/> gewählt, und einem Director und Unterdirector die von dem Finanzmini-<lb/> ſter ernannt werden. Hr. Garnier-Pages, der neue Finanzminiſter,<lb/> glaubt ohne außerordentliche Opfer allen Anforderungen die man gegen-<lb/> wärtig an die Verwaltung macht, genügen zu können. Nur wendet er<lb/> ſich an den Patriotismus der Bürger und fordert ſie in einer Proclama-<lb/> tion vom 7 zu Vorausentrichtung der laufenden Abgaben entweder des<lb/> ganzen Steuerjahrs oder doch des erſten Semeſters auf. Es iſt jedoch<lb/> vorauszuſehen daß die Bedürfniſſe des Schatzes in dem Maß wachſen<lb/> als die Regierung getrieben wird das Problem der Organiſation der<lb/> Arbeit weiter zu verfolgen. Einen Erſatz für dieſes ganz neue Ausgabe-<lb/> capital ſcheint man in Erſparniſſen an dem bisherigen Verwaltungsauf-<lb/> wand zu ſuchen, und der <hi rendition="#g">National</hi> hat ſchon vorgerechnet daß wenn<lb/> man in dieſer Beziehung auf die Budgetſätze nur von 1831 zurückgeht,<lb/> ſchon eine Erſparniß von 65 Mill. erzielt wird. Die Regierung hat jetzt<lb/> in Paris in jeder Mairie Anzeigebureaux errichtet, wo die Arbeitſuchen-<lb/> den wie die welche Arbeiter brauchen ſich melden können und unentgelt-<lb/> liche Antwort bekommen. Ohne Zweifel wird man genöthigt ſeyn dieſe<lb/> Einrichtung auf andere Städte auszudehnen. Zu Vereinfachung der<lb/> Verwaltung möchten dieſe verſchiedenen neuen Obliegenheiten die der<lb/> Staat zu übernehmen hat nicht eben beitragen, und im <hi rendition="#g">Moniteur</hi> ſteht<lb/> auch ſchon ein Decret durch welches die Errichtung einer Verwaltungs-<lb/> ſchule, nach Analogie der polytechniſchen, verfügt wird. Ein anderes<lb/> Decret zeigt an daß die Organiſation der Pariſer Nationalgarde vollen-<lb/> det iſt und daß vom 18 an die Wahlen der Officiere und Unterofficiere<lb/> ſtattfinden ſollen. Nach der jetzigen Ordnung iſt jeder Bürger von 21<lb/> bis 55 Jahren, der im Genuß ſeiner bürgerlichen Rechte iſt, zugleich zur<lb/> Nationalgarde verpflichtet. Endlich iſt auch einer alten Beſchwerde der<lb/> Preſſe abgeholfen, die gerichtlichen Anzeigen ſind freigegeben.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Moniteur</hi> enthält eine lange Liſte von Abberufungen im<lb/> diplomatiſchen Corps. Es ſind folgende Namen: die HH. v. Roſſi,<lb/> Botſchafter in Rom; v. Flahault, Botſchafter in Wien; v. Mares-<lb/> calchi, erſter Botſchaftsſecretär in Wien; v. Bourgoing, außerordent-<lb/> licher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in München; v. Lafreſ-<lb/> ſange, Geſandtſchaftsſecretär in Brüſſel; v. Broglie, außerordentlicher<lb/> Botſchafter in London; Louis v. Noailles, zweiter Botſchaftsſecretär in<lb/> London; Heinrich v. Béarn, beſoldeter Attaché in London; v. Chateau-<lb/> Renard, beſoldeter Attaché in Karlsruhe; v. Béarn, außerordentlicher<lb/> Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Hannover; v. Lavalette in<lb/> derſelben Eigenſchaft in Kaſſel; v. Baſſano, interimiſtiſch bevollmäch-<lb/> tigter Miniſter in Kaſſel; v. Glücksberg in dieſer Eigenſchaft in Liſſa-<lb/> bon; v. Talleyrand, Legationsſecretär in Liſſabon; v. Dalmatie, au-<lb/> ßerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Berlin; v.<lb/> Barante, Botſchafter in St. Petersburg; v. Bacourt, Botſchafter in<lb/> Turin; v. André, Botſchaftsſecretär daſelbſt; v. Eyragues, außeror-<lb/> dentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Dresden; Polydor<lb/> v. la Rochefoucauld, bevollmächtigter Miniſter in Weimar; v. Bois-le-<lb/> Comte, Botſchafter in der Schweiz; Hippol. v. la Rochefoucauld, au-<lb/> ßerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Florenz;<lb/> v. Bonneville, Legationsſecretär in München; v. Bourqueney, Botſchaf-<lb/> ter in Konſtantinopel; Ernſt v. Barante, erſter Botſchaftsſecretär da-<lb/> ſelbſt; Edmond v. Bourqueney, beſoldeter Attaché daſelbſt; v. Mornay,<lb/> außerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Stockholm.</p><lb/> <p>Unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung iſt der Miniſter<lb/> des Innern Hr. <hi rendition="#g">Ledru-Rollin</hi> derjenige der am wenigſten Reden hält.<lb/> Ihm liegt aber auch eine der rieſenhafteſten Arbeiten ob, die Verwaltung<lb/> des centraliſirten Frankreichs republicaniſch zu ordnen. Er hat nun auch<lb/> im geſtrigen <hi rendition="#g">Moniteur</hi> in einem Umlaufſchreiben an die Departemens-<lb/> commiſſäre, welches ſeine Inſtructionen an dieſelben enthält, die leitenden<lb/> Grundſätze der Verwaltung veröffentlicht. Am bemerkenswertheſten ſind<lb/> folgende Vorſchriften oder Ermahnungen: <cit><quote>„An die Spitze jedes Bezirks,<lb/> jeder Municipalität ſtellet geſinnungsverwandte und entſchloſſene Män-<lb/> ner. Seyd nicht karg mit Anweiſungen, beſeelt ihren Eifer. Durch die<lb/> Wahlen die im Werk ſind halten ſie die Geſchicke Frankreichs in der Hand.<lb/> Mögen ſie uns eine Nationalverſammlung geben welche fähig iſt das<lb/> Werk des Volks zu begreifen und zu vollenden. Mit einem Wort Män-<lb/> ner der Nachtwache und nicht des andern Tags. Weniger Strenge in Be-<lb/><cb/> zug auf Beamte deren Rolle rein adminiſtrativ iſt. Ihr ſollt die beibe-<lb/> halten welche, jeder politiſchen Wirkſamkeit fremd, ihre Stellung durch<lb/> nützliche Dienſte gewonnen haben. Indem Ihr befliſſen ſeyd gegen die<lb/> euren Befehlen untergebenen Agenten feſt und gerecht zu bleiben, werdet<lb/> Ihr von ihnen eine thätige und ergebene Mitwirkung fordern. Dieſe Mit-<lb/> wirkung ſoll zum Zweck haben die furchtſamen Geiſter zu beruhigen, die<lb/> ungeduldigen zu ſtillen. Die welche ſich für das Eigenthum oder die Fa-<lb/> milie beſorgt zeigen, ſind wenig aufrichtig oder ſehr unwiſſend. Beraubt<lb/> ſeines Charakters egoiſtiſcher Perſönlichkeit, gewährleiſtet und beſchränkt<lb/> durch das Intereſſe und das Recht aller, wird das Eigenthum die aus-<lb/> ſchließliche Frucht der Arbeit. Wer ſollte es wagen ſeine Unverletzlich-<lb/> keit zu beſtreiten? Ebenſo iſt, durch eine allen jungen Bürgern gemein-<lb/> ſchaftliche Erziehung wiedergeboren, jede Familie ein heiliger Herd von<lb/> welchem ebenſo viele Feuerſtrahlen der Vaterlandsliebe ausgehen. Ihr Loos<lb/> iſt verknüpft mit dem der Geſellſchaft deren Ab- und Vorbild ſie zumal iſt.<lb/> Was uns anlangt, die Begrüßten durch den Volkszuruf um die endliche<lb/> Gründung der Demokratie vorzubereiten, ſo ſind wir mehr als alle beeilt in<lb/> die Hände der oberherrlichen Nation die Gewalt niederzulegen welche der<lb/> Aufſtand und das öffentliche Wohl uns übertragen haben. Unſere An-<lb/> ſtrengungen gehen dahin daß keine Stunde verloren werde, und daß<lb/> aufs ſchleunigſte, dießmal ohne Fiction, aus dem Schooß des ganzen Volks<lb/> entſprungen, die Repräſentanten des Landes ſich verſammeln um ſeinen<lb/> Willen kundzuthun und die Verhängniſſe der Zukunft zu regeln. Dieſer<lb/> Verſammlung iſt das große Werk vorbehalten. Das unſere wird vollbracht<lb/> ſeyn, wenn wir während des nothwendigen Uebergangs unſerm Vater-<lb/> land geben was es von uns erwartet, Ordnung, Sicherheit, Vertrauen in<lb/> die republicaniſche Regierung. Von dieſer Wahrheit durchdrungen wer-<lb/> det Ihr die beſtehenden Geſetze vollziehen laſſen, ſoweit ſie nicht der neuen<lb/> Staatsordnung entgegen ſind. Um Euch werden ſich zahlreiche Recla-<lb/> mationen aller Art erheben, ſammelt ſie ſorgfältig. Es iſt Zeit daß das<lb/> Volk ſeine Stimme frei vernehmen laſſe. Die Regierung kann gegen<lb/> keinen Wunſch gleichgültig bleiben. Wenn der Ausdruck davon feurig<lb/> iſt, ſo erſchrecket nicht darüber. Es wäre gefährlich ſelbſt die rechtmäßi-<lb/> gen Leidenſchaften aufzureizen, es wäre noch gefährlicher ſich über einige<lb/> unvermeidliche Uebertreibungen und einige irrige Lehren zu beunruhi-<lb/> gen. Die Zuſammendrückung verunſtaltet und verderbt den öffentlichen<lb/> Gedanken, die Freiheit läutert und vergrößert ihn. Indeß wenn die<lb/> Kühnheiten der Einbildungskraft, die Vermeſſenheiten der Sprache, ſtatt<lb/> ſich den allgemeinen Ideen, dem Gang der Regierung anzubequemen, die<lb/> Perſonen träfen, ſo wäre es Eure Pflicht die Dazwiſchenkunft der Magi-<lb/> ſtrate nachzuſuchen um einem ſolchen Mißbrauch ein Ende zu machen.<lb/> Ich habe nicht nöthig Euch zu ſagen daß Eure Aufmerkſamkeit ganz be-<lb/> ſonders auf die Organiſation der Nationalgarde gerichtet ſeyn muß.<lb/> Beſtehend aus allen Bürgern, wie ſie ſoll, iſt ſie die Kraft und der Ruhm<lb/> des Landes, die Gewährſchaft unſerer Freiheiten. Laßt Euch endlich an-<lb/> gelegen ſeyn alles was das Loos der Arbeiter Eures Departements be-<lb/> rührt, klar und beſtimmt aufzufaſſen. Durch ſie und für ſie wurde die<lb/> Republik gegründet, deren Aufgabe iſt ihren Leiden zu helfen und ihre<lb/> Rechte zu weihen. Kläret die auf welche ein vorübergehender Umge-<lb/> ſtüm auf Irrwege führen könnte. Durch Zerbrechen der Maſchinen ge-<lb/> fährden die Arbeiter nur ihre Sache und rufen Noth und Elend herbei.<lb/> Noch eine kurze Zeit, und dieſe Wunder des menſchlichen Genius, welche<lb/> die Zerſtümmelung nicht verdient haben, werden, durch Capitalien und<lb/> Arbeit befruchtet, all die bereichern die ſie heute verwünſchen. Durch Ver-<lb/> einsbande umſchlungen werden die Arbeiter und die Meiſter künftig nur<lb/> eine Familie bilden, deren Intereſſen die gleichen ſind.“</quote></cit> Dieß geht alles<lb/> ſchon auf die Vorbereitung der Wahlen, darauf bezieht ſich auch ein Um-<lb/> ſchreiben des Unterrichtsminiſters an die Rectoren der Akademien vom<lb/> 6 März. Darin ſagt Hr. <hi rendition="#g">Carnot</hi> unter anderm: <cit><quote>„Der größte Irrthum<lb/> gegen den man unſere Landbevölkerungen verwahren muß, iſt daß um<lb/> Repräſentant zu werden, Erziehung oder Vermögen nothwendig ſey.<lb/> Offenbar wird ein rechtſchaffener Bauer mit geſundem Sinn und Erfah-<lb/> rung die Intereſſen ſeines Standes in der Verſammlung unendlich beſ-<lb/> ſer vertreten als ein reicher wiſſenſchaftlich gebildeter Bürger, der aber<lb/> dem Landleben fremd und gegen die verſchiedenen Intereſſen der Maſſe<lb/> der Bauern blind iſt.“</quote></cit> Dieß will nun doch dem J. <hi rendition="#g">des Débats</hi> nicht<lb/> einleuchten, es findet daß der Unterrichtsminiſter ſich einen ſehr unvoll-<lb/> ſtändigen Begriff von ſeinem Beruf mache, wenn er einen ſolchen<lb/><hi rendition="#g">Oſtracismus der Bildung</hi> ausſprechen und dem Landvolk grund-<lb/> ſätzlich anempfehlen könne.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1159/0007]
werde. Das durch Subſcription aufzubringende Drittheil des Capitals
iſt in Actien von je 500 Fr. eingetheilt. Die Leitung ſteht unter einem
Verwaltungsrath von fünfzehn Mitgliedern der aus den Actionnären
gewählt, und einem Director und Unterdirector die von dem Finanzmini-
ſter ernannt werden. Hr. Garnier-Pages, der neue Finanzminiſter,
glaubt ohne außerordentliche Opfer allen Anforderungen die man gegen-
wärtig an die Verwaltung macht, genügen zu können. Nur wendet er
ſich an den Patriotismus der Bürger und fordert ſie in einer Proclama-
tion vom 7 zu Vorausentrichtung der laufenden Abgaben entweder des
ganzen Steuerjahrs oder doch des erſten Semeſters auf. Es iſt jedoch
vorauszuſehen daß die Bedürfniſſe des Schatzes in dem Maß wachſen
als die Regierung getrieben wird das Problem der Organiſation der
Arbeit weiter zu verfolgen. Einen Erſatz für dieſes ganz neue Ausgabe-
capital ſcheint man in Erſparniſſen an dem bisherigen Verwaltungsauf-
wand zu ſuchen, und der National hat ſchon vorgerechnet daß wenn
man in dieſer Beziehung auf die Budgetſätze nur von 1831 zurückgeht,
ſchon eine Erſparniß von 65 Mill. erzielt wird. Die Regierung hat jetzt
in Paris in jeder Mairie Anzeigebureaux errichtet, wo die Arbeitſuchen-
den wie die welche Arbeiter brauchen ſich melden können und unentgelt-
liche Antwort bekommen. Ohne Zweifel wird man genöthigt ſeyn dieſe
Einrichtung auf andere Städte auszudehnen. Zu Vereinfachung der
Verwaltung möchten dieſe verſchiedenen neuen Obliegenheiten die der
Staat zu übernehmen hat nicht eben beitragen, und im Moniteur ſteht
auch ſchon ein Decret durch welches die Errichtung einer Verwaltungs-
ſchule, nach Analogie der polytechniſchen, verfügt wird. Ein anderes
Decret zeigt an daß die Organiſation der Pariſer Nationalgarde vollen-
det iſt und daß vom 18 an die Wahlen der Officiere und Unterofficiere
ſtattfinden ſollen. Nach der jetzigen Ordnung iſt jeder Bürger von 21
bis 55 Jahren, der im Genuß ſeiner bürgerlichen Rechte iſt, zugleich zur
Nationalgarde verpflichtet. Endlich iſt auch einer alten Beſchwerde der
Preſſe abgeholfen, die gerichtlichen Anzeigen ſind freigegeben.
Der Moniteur enthält eine lange Liſte von Abberufungen im
diplomatiſchen Corps. Es ſind folgende Namen: die HH. v. Roſſi,
Botſchafter in Rom; v. Flahault, Botſchafter in Wien; v. Mares-
calchi, erſter Botſchaftsſecretär in Wien; v. Bourgoing, außerordent-
licher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in München; v. Lafreſ-
ſange, Geſandtſchaftsſecretär in Brüſſel; v. Broglie, außerordentlicher
Botſchafter in London; Louis v. Noailles, zweiter Botſchaftsſecretär in
London; Heinrich v. Béarn, beſoldeter Attaché in London; v. Chateau-
Renard, beſoldeter Attaché in Karlsruhe; v. Béarn, außerordentlicher
Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Hannover; v. Lavalette in
derſelben Eigenſchaft in Kaſſel; v. Baſſano, interimiſtiſch bevollmäch-
tigter Miniſter in Kaſſel; v. Glücksberg in dieſer Eigenſchaft in Liſſa-
bon; v. Talleyrand, Legationsſecretär in Liſſabon; v. Dalmatie, au-
ßerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Berlin; v.
Barante, Botſchafter in St. Petersburg; v. Bacourt, Botſchafter in
Turin; v. André, Botſchaftsſecretär daſelbſt; v. Eyragues, außeror-
dentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Dresden; Polydor
v. la Rochefoucauld, bevollmächtigter Miniſter in Weimar; v. Bois-le-
Comte, Botſchafter in der Schweiz; Hippol. v. la Rochefoucauld, au-
ßerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Florenz;
v. Bonneville, Legationsſecretär in München; v. Bourqueney, Botſchaf-
ter in Konſtantinopel; Ernſt v. Barante, erſter Botſchaftsſecretär da-
ſelbſt; Edmond v. Bourqueney, beſoldeter Attaché daſelbſt; v. Mornay,
außerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter in Stockholm.
Unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung iſt der Miniſter
des Innern Hr. Ledru-Rollin derjenige der am wenigſten Reden hält.
Ihm liegt aber auch eine der rieſenhafteſten Arbeiten ob, die Verwaltung
des centraliſirten Frankreichs republicaniſch zu ordnen. Er hat nun auch
im geſtrigen Moniteur in einem Umlaufſchreiben an die Departemens-
commiſſäre, welches ſeine Inſtructionen an dieſelben enthält, die leitenden
Grundſätze der Verwaltung veröffentlicht. Am bemerkenswertheſten ſind
folgende Vorſchriften oder Ermahnungen: „An die Spitze jedes Bezirks,
jeder Municipalität ſtellet geſinnungsverwandte und entſchloſſene Män-
ner. Seyd nicht karg mit Anweiſungen, beſeelt ihren Eifer. Durch die
Wahlen die im Werk ſind halten ſie die Geſchicke Frankreichs in der Hand.
Mögen ſie uns eine Nationalverſammlung geben welche fähig iſt das
Werk des Volks zu begreifen und zu vollenden. Mit einem Wort Män-
ner der Nachtwache und nicht des andern Tags. Weniger Strenge in Be-
zug auf Beamte deren Rolle rein adminiſtrativ iſt. Ihr ſollt die beibe-
halten welche, jeder politiſchen Wirkſamkeit fremd, ihre Stellung durch
nützliche Dienſte gewonnen haben. Indem Ihr befliſſen ſeyd gegen die
euren Befehlen untergebenen Agenten feſt und gerecht zu bleiben, werdet
Ihr von ihnen eine thätige und ergebene Mitwirkung fordern. Dieſe Mit-
wirkung ſoll zum Zweck haben die furchtſamen Geiſter zu beruhigen, die
ungeduldigen zu ſtillen. Die welche ſich für das Eigenthum oder die Fa-
milie beſorgt zeigen, ſind wenig aufrichtig oder ſehr unwiſſend. Beraubt
ſeines Charakters egoiſtiſcher Perſönlichkeit, gewährleiſtet und beſchränkt
durch das Intereſſe und das Recht aller, wird das Eigenthum die aus-
ſchließliche Frucht der Arbeit. Wer ſollte es wagen ſeine Unverletzlich-
keit zu beſtreiten? Ebenſo iſt, durch eine allen jungen Bürgern gemein-
ſchaftliche Erziehung wiedergeboren, jede Familie ein heiliger Herd von
welchem ebenſo viele Feuerſtrahlen der Vaterlandsliebe ausgehen. Ihr Loos
iſt verknüpft mit dem der Geſellſchaft deren Ab- und Vorbild ſie zumal iſt.
Was uns anlangt, die Begrüßten durch den Volkszuruf um die endliche
Gründung der Demokratie vorzubereiten, ſo ſind wir mehr als alle beeilt in
die Hände der oberherrlichen Nation die Gewalt niederzulegen welche der
Aufſtand und das öffentliche Wohl uns übertragen haben. Unſere An-
ſtrengungen gehen dahin daß keine Stunde verloren werde, und daß
aufs ſchleunigſte, dießmal ohne Fiction, aus dem Schooß des ganzen Volks
entſprungen, die Repräſentanten des Landes ſich verſammeln um ſeinen
Willen kundzuthun und die Verhängniſſe der Zukunft zu regeln. Dieſer
Verſammlung iſt das große Werk vorbehalten. Das unſere wird vollbracht
ſeyn, wenn wir während des nothwendigen Uebergangs unſerm Vater-
land geben was es von uns erwartet, Ordnung, Sicherheit, Vertrauen in
die republicaniſche Regierung. Von dieſer Wahrheit durchdrungen wer-
det Ihr die beſtehenden Geſetze vollziehen laſſen, ſoweit ſie nicht der neuen
Staatsordnung entgegen ſind. Um Euch werden ſich zahlreiche Recla-
mationen aller Art erheben, ſammelt ſie ſorgfältig. Es iſt Zeit daß das
Volk ſeine Stimme frei vernehmen laſſe. Die Regierung kann gegen
keinen Wunſch gleichgültig bleiben. Wenn der Ausdruck davon feurig
iſt, ſo erſchrecket nicht darüber. Es wäre gefährlich ſelbſt die rechtmäßi-
gen Leidenſchaften aufzureizen, es wäre noch gefährlicher ſich über einige
unvermeidliche Uebertreibungen und einige irrige Lehren zu beunruhi-
gen. Die Zuſammendrückung verunſtaltet und verderbt den öffentlichen
Gedanken, die Freiheit läutert und vergrößert ihn. Indeß wenn die
Kühnheiten der Einbildungskraft, die Vermeſſenheiten der Sprache, ſtatt
ſich den allgemeinen Ideen, dem Gang der Regierung anzubequemen, die
Perſonen träfen, ſo wäre es Eure Pflicht die Dazwiſchenkunft der Magi-
ſtrate nachzuſuchen um einem ſolchen Mißbrauch ein Ende zu machen.
Ich habe nicht nöthig Euch zu ſagen daß Eure Aufmerkſamkeit ganz be-
ſonders auf die Organiſation der Nationalgarde gerichtet ſeyn muß.
Beſtehend aus allen Bürgern, wie ſie ſoll, iſt ſie die Kraft und der Ruhm
des Landes, die Gewährſchaft unſerer Freiheiten. Laßt Euch endlich an-
gelegen ſeyn alles was das Loos der Arbeiter Eures Departements be-
rührt, klar und beſtimmt aufzufaſſen. Durch ſie und für ſie wurde die
Republik gegründet, deren Aufgabe iſt ihren Leiden zu helfen und ihre
Rechte zu weihen. Kläret die auf welche ein vorübergehender Umge-
ſtüm auf Irrwege führen könnte. Durch Zerbrechen der Maſchinen ge-
fährden die Arbeiter nur ihre Sache und rufen Noth und Elend herbei.
Noch eine kurze Zeit, und dieſe Wunder des menſchlichen Genius, welche
die Zerſtümmelung nicht verdient haben, werden, durch Capitalien und
Arbeit befruchtet, all die bereichern die ſie heute verwünſchen. Durch Ver-
einsbande umſchlungen werden die Arbeiter und die Meiſter künftig nur
eine Familie bilden, deren Intereſſen die gleichen ſind.“ Dieß geht alles
ſchon auf die Vorbereitung der Wahlen, darauf bezieht ſich auch ein Um-
ſchreiben des Unterrichtsminiſters an die Rectoren der Akademien vom
6 März. Darin ſagt Hr. Carnot unter anderm: „Der größte Irrthum
gegen den man unſere Landbevölkerungen verwahren muß, iſt daß um
Repräſentant zu werden, Erziehung oder Vermögen nothwendig ſey.
Offenbar wird ein rechtſchaffener Bauer mit geſundem Sinn und Erfah-
rung die Intereſſen ſeines Standes in der Verſammlung unendlich beſ-
ſer vertreten als ein reicher wiſſenſchaftlich gebildeter Bürger, der aber
dem Landleben fremd und gegen die verſchiedenen Intereſſen der Maſſe
der Bauern blind iſt.“ Dieß will nun doch dem J. des Débats nicht
einleuchten, es findet daß der Unterrichtsminiſter ſich einen ſehr unvoll-
ſtändigen Begriff von ſeinem Beruf mache, wenn er einen ſolchen
Oſtracismus der Bildung ausſprechen und dem Landvolk grund-
ſätzlich anempfehlen könne.
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(2021-08-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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