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Allgemeine Zeitung, Nr. 46, 15. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] die Truppen materiell und moralisch schwächten, und deren schlimme Wir-
kung sicherlich von den Führern bei den Soldaten, bei den Bürgern und
der Regierung übertrieben wurde."
Die "Unita Italiana" bleibt indessen
doch nur in ihrer Rolle wenn sie solches Zeug auskramt. Aber kennt die
"Opinione" nicht andere italienische Organe, denen sie gewiß mehr Ernst-
haftigkeit zutraut, und deren Urtheile über den deutsch-französischen Krieg
doch auf ebenso problematischem Fundament stehen wie die Hallucinatio-
nen des Mazzini'schen Orakels? Das neueste Heft der "Antologia" ent-
hält einen Aufsatz aus der unermüdlichen Feder Bonghi's, "II Bismar-
ckismo,"
in welchem der Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs prag-
matisch hergeleitet wird aus den Versprechungen welche der Erzschelm
Bismarck einst in Biarritz dem unschuldigen Tropf Napoleon machte, und
dann nicht hielt. Es ist doch ein wunderbares Ding um die Feinheit des
Gehörs solcher leidenschafts- und vorurtheilslosen Publicisten. -- Die Kam-
mer hat wieder in zwei langen Sitzungen zwei Artikel des sogenannten
"Garantien-Gesetzes" votirt. (Es fragt sich nur: wen man mit dem Gesetz
zu garantiren hofft, den Papst gegen die Uebergriffe Italiens? oder Italien
gegen das Dreinsprechen des Auslandes?) Der Art. 3 ist in folgender
Form angenommen worden: "Die italienische Regierung erweist dem
Papst im Gebiete des Königreichs die souveränen Ehren, und bewahrt
ihm den Ehrenvorrang der ihm von den katholischen Souveränen eingeräumt
worden ist. Der Papst hat die Befugniß auch fernerhin die gewohnte An-
zahl Schweizergarden und Nobelgarden, wie sie bisher für seine Person
und für die Bewachung seiner Paläste bestimmt waren, beizubehalten,
jedoch vorbehaltlich der Verbindlichkeiten und Pflichten welche sich für diese
Wachen aus den bestehenden Gesetzen des Königreichs ergeben." Der erste
Theil des Artikels wurde nicht beanstandet, der zweite Theil aber veran-
laßte lange Discussionen, welche nicht dazu beitrugen die rednerischen und
stylistischen Talente des Ministerpräsidenten Lanza in dem vortheilhafte-
sten Licht erscheinen zu lassen. Schließlich wurde der zweite Theil nicht
in der ursprünglichen Fassung der Commission, sondern in der Form die
dafür ein Amendement des Römers Ruspoli und anderer beantragte, ge-
nehmigt. Der Art. 4 handelt von der dem Papste zu gewährenden Do-
tation einer jährlichen Rente von 31/4 Millionen Lire. In dem Artikel
ist ausdrücklich gesagt für welche Zwecke diese Summe mitbestimmt ist, nämlich
für die verschiedenen kirchlichen Ausgaben des Papstes, für die Instand-
haltung der apostolischen Paläste, für die Besoldung der Palastwachen
und Hofbediensteten, für die mit dem Hofe verbundenen Museen und Bi-
bliotheken. Die Dotation wird auf den Namen des heil. Stuhls als
ewige unveräußerliche Rente in das große Schuldbuch eingetragen; sie ist
von jeder Staats- und Gemeindesteuer frei und kann niemals vermindert
werden. Ein weiterer Zusatz, welchen der Artikel in der Fassung der
Commission enthielt, wurde nicht gutgeheißen, oder vielmehr der Beschluß
wurde ausgesetzt; dieser Zusatz besagte: daß bei der definitiven Ordnung
des Kirchenvermögens die Dotation durch ein Gesetz und im Einverständ-
niß mit dem heil. Stuhl in ein entsprechendes fruchttragendes, unver-
äußerliches, von der Staatsschuld unabhängiges Capital verwandelt wer-
den könnte.

Die Adresse der italienischen Partei in Nizza
an Garibaldi, welche Anlaß zu den Tumulten gab von welchen der Telegraph
bereits berichtete, lautet:

"General! In diesen feierlichen Augenblicken
allgemeiner Aufregung beschlossen die in großer Versammlung vereinigten
Nizzarden einstimmig gegenwärtige Adresse, um Ihnen ihre Gesinnung
und Herzensgefühle öffentlich auszusprechen. General! Traurig ist die
Gegenwart, noch trauriger die Zukunft, und Sie wissen so gut wie wir
wie betrübt und niedergeschlagen Ihre Vaterstadt über eine Regierung ist
welche die Bürgschaft aller Rechte und Freiheiten sein sollte. Wir, General,
begeben uns unter den Schutz Ihres großen Namens, da das Unglück des
gemeinschaftlichen Vaterlandes, wenn nicht aufhören, uns doch einen Augen-
blick der Ruhe gönnen sollte. General! Wir sind nicht erst von heut' Ihre
Freunde; wir zählen Ihre Freunde unter unseren Kindern, unter der
glühenden Jugend, welche mehr als einmal Ihnen auf das Feld der Ehre
folgte, angethan mit dem rothen Hemde, und all unsere Greise sind Ver-
ehrer Ihres Namens, Ihrer Haltung. Und wir erinnern Sie daran,
General, damit Sie uns nicht mit denen zusammenwerfen welche, gestern
noch Ihre größten Gegner, heut' Ihren Namen benützen um ihr Vaterland
besser unterdrücken zu können, aber dabei sich vorbehalten morgen die
Principien der Republik zu verläugnen und zum alten Despotismus zurück-
zukehren. Das grausame Geschick einer erbärmlichen Politik hinderte uns
zahlreich Ihren Schritten zu folgen, an Ihrer Seite zu kämpfen; Sie ver-
stehen uns, General, und unser Schweigen vermag mehr als unsere
[Spaltenumbruch] Beredsamkeit Ihnen unser Inneres zu enthüllen, Ihnen all unseren Schmerz
zu zeigen daß wir bloß Zuschauer bleiben mußten eines so fürchterlichen
Kampfes, auf dessen Schlachtfeldern Sie Ihrer Ruhmesstrahlenkrone neue
Lorbeeren zugefügt haben. General! Die Nizzarden haben einstimmig,
noch ehe die Municipal-Commission Ihnen das Mandat gab, Sie als ihren
Vertreter für die neue Nationalversammlung ins Auge gefaßt. Sie kennen
unsere Gefühle; aber wir wenden uns gleichwohl an Ihr Herz, damit Sie,
angesichts des Unglücks jhres Vaterlandes, mitten in der Nationalver-
sammlung den Schmerzensschrei Nizza's ertönen lassen. Ein Mann des
Krieges, benützen Sie jede Gelegenheit gegen den Krieg zu protestiren, und
wenn Sie groß waren in den Schlachten Amerika's und Italiens, waren
Sie es nicht minder als Vorsitzender des Friedenscongresses in Genf. Wie
Sie auch über den gegenwärtigen Krieg denken mögen, wir bitten Sie der
Nationalversammlung anzuzeigen daß Nizza im Namen der Menschlichkeit
und im Interesse der Republik selber den Frieden wünsche; wir bitten Sie
Ihre Collegen an unser heiliges Nationalitätsrecht zu erinnern, dem Sie
Ihr ganzes ruhm- und entbehrungsvolles Leben gewidmet haben."

Industrie, Handel und Verkehr.

Productenmarkt. Die wieder eingetretene strenge
Kälte hat die Marktzufuhren fast gänzlich zurückgehalten. Das wenige was heute
zum Augebot gekommen, fand zu vorwöchigen Preisen leicht Verwendung. Weizen per
Scheffel 84--86 Pfund 72--78 Thlr. per Wispel. Roggen pr. Sch. 82--83 Pfd.
59--62 Thlr. pr. W. Gerste pr. Sch. 69--74 Pfd. 42--46 Thlr. pr. W.,
gute Brauwaare 69--74 Pfd. 47--53 Thlr. pr. W. Hafer pr. Sch. 47--49 Pfd.
281/2--30 Thlr. pr. W. Erbsen 100 Pfd. 23/4--33/4 Thlr. pr. W.


Das Postdampfschiff "Thuringia" (von der Linie der Ham-
burg-Amerikanischen Paketfahrt-Actiengesellschaft), welches am 26 Jan. von Hamburg
abgieng, ist in New-York angekommen.


Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd "Deutschland,"
welches am 28 Jan. von New-York nach Bremen abgegangen war, ist heute
Morgens 9 Uhr hier eingetroffen und wird, nachdem der heftige Südost-Sturm
etwas nachgelassen, die Reise nach Bremen fortsetzen.


Handelsübersicht der Woche. Auf dem Geld-
markte hat sich seit heute vor acht Tagrn nur wenig verändert. Der Bankfuß ist
nicht verändert worden, und auch die Marktrate für feinstes Bankpapier blieb
stationär auf 21/2 Proc. Der Ton muß als durchaus fest bezeichnet werden, und
Ende der Woche wurde der Geldftand außer dem commerciellen Begehr, welcher
ziemlich stark war, noch durch den Bedarf der Börse für die Liquidation in Actien
und auswärtigen Staatspapieren beeinflußt, während andrerseits der continentale Gold-
begehr fast gänzlich nachgelassen hat. Die Fondsbörfe setzte mit flauer Haltung
ein, als aber am Mittwoch die Kunde kam daß Gambetta den gescheidten Einfall
gehabt habe abzudanken, besserte die Stimmung sich etwas, und gedachte auswärtige
Staatspapiere nahmen an der allgemeinen Avance kaum einen nennenswerthen Autheil,
da die herannahende Regulirung zu vielfachen Realifationen seitens der Speculau-
ten führte. Die Cursschwankungen waren unbedeutend: nur Türken erlitten an-
gesichts der unerquicklichen Enthüllungen über die türkischen Finanzverhältnisse eine
schärfere Reduction von 1--11/2 Proc. Russen andrerseits zogen 1/2 an, während
amerikanische Bundesobligationen, trotz der sehr beschränkten Umsätze, Avancen von
1/8 --1/4 etablirten. An der Wechselbörse hat sich seit unserm letzten keine bemer-
kenswerthe Veränderung ergeben. Auf dem Geldmarkte hat nunmehr der Export-
begehr für den Continent, wie bereits erwähnt, fast ganz aufgehört, und von den
eingetroffenen Baarfrachten im Gesammtbetrage von 95,500 Pf. St. giengen 25,000
Pf. St. in die Bank; doch waren andrerseits Sovereigns für Aegypten gefragt,
und 165,000 Pf. St. wurden dorthin ausgeführt. Der gesteigerte Exportbegehr
für Holland hat auf dem Silbermarkte größere Festigkeit hervorgerufen, und bei
einer Einfuhr von 41,800 Pf. St. gieng die Notirung auf 60 P. per Ume
hinauf. -- Der Getreidemarkt war diese Woche trotz der Ankäufe für Frankreich
still, wenn auch fest. Nur für amerikanisches Faßmehl entwickelte sich eine unge-
wöhnliche Lebhaftigkeit zu anziehenden Notirungen, während Weizen, Gerste, Rog-
gen und Hafer unverändert blieben. Die Einfuhr der Woche umfaßte 9050 O.
Weizen, 3000 Gerste, 960 Sack und 2960 Faß Mehl. -- Auf dem Liverpooler
Baumwollmarkt herrschte eine geradezu gedrückte Stimmung, und bei sehr be-
schränktem Umsatz wichen die Notirungen 1/8 zurück. Absatz der Auctionen 59,160
B., wovon 14,930 B. für Speculation und Export. Einfuhr der Woche 92,250
B., wirkl. Ausfuhr 17,152 B., Lagervorrath 610,390 B.

Englischer Handels-Ausweis. Die monatlichen Ausweise des Handels-
amtes werden in der Folge von größerem praktischen Werthe sein, da sie in Zu-
kunft am 7 jedes Monats, oder drei Wochen früher als bisher, veröffentlicht
werden sollen. Die beute vorliegenden Ausweise für Januar geben den ganzen
Exportwerth auf 11,458,039 Pf. St. an gegen 13,923,185 Pf. St. im Januar
1870, so daß sich eine Abnahme von nahezu 18 Proc. ergibt; und zwar scheint
fast jeder Geschäftszweig an dieser Stagnation Theil gehabt zu haben. Nur zwei
von den hauptsächlichsten Ausfuhrartikeln figuriren mit einem Zuwachs: Manu-
facturwaaren 1 Procent, Seidenwaaren 55 Procent. Eine Abnahme andererseits
zeigen: Leinengarne 68 Proc., Wollengarne 65 Proc., Baumwollengarne 40 Proc.,
Baumwollenzeuge 9 Proc., Kohlen 24 Proc, Steingut 40 Proc., Metallwaaren
27 Proc., Eisenwaaren 30 Proc., Leinenstoffe 31 Proc., Maschinen 82 Proc.,
Wollenstoffe 14 Proc. und Diverse 17 Proc. Die Einfuhr des Monats um-
faßt u. a. 2,035,356 Ctr. Baumwolle gegen 744,102 in 1870, und 3,025,768 Ctr.
Weizen gegen 2,910,167 im Januar 1870.

Das Register der Allgemeinen Zeitung, Jahrgang 1870,
ist erschienen. Die verehrlichen Abonnenten welche dasselbe zu erhalten wünschen, wollen ihre Bestellungen frankirt bei der Expedition der Allgemeinen Zeitung in
Augsburg machen.

[Spaltenumbruch] die Truppen materiell und moraliſch ſchwächten, und deren ſchlimme Wir-
kung ſicherlich von den Führern bei den Soldaten, bei den Bürgern und
der Regierung übertrieben wurde.“
Die „Unità Italiana“ bleibt indeſſen
doch nur in ihrer Rolle wenn ſie ſolches Zeug auskramt. Aber kennt die
„Opinione“ nicht andere italieniſche Organe, denen ſie gewiß mehr Ernſt-
haftigkeit zutraut, und deren Urtheile über den deutſch-franzöſiſchen Krieg
doch auf ebenſo problematiſchem Fundament ſtehen wie die Hallucinatio-
nen des Mazzini’ſchen Orakels? Das neueſte Heft der „Antologia“ ent-
hält einen Aufſatz aus der unermüdlichen Feder Bonghi’s, „II Bismar-
ckismo,“
in welchem der Ausbruch des deutſch-franzöſiſchen Kriegs prag-
matiſch hergeleitet wird aus den Verſprechungen welche der Erzſchelm
Bismarck einſt in Biarritz dem unſchuldigen Tropf Napoleon machte, und
dann nicht hielt. Es iſt doch ein wunderbares Ding um die Feinheit des
Gehörs ſolcher leidenſchafts- und vorurtheilsloſen Publiciſten. — Die Kam-
mer hat wieder in zwei langen Sitzungen zwei Artikel des ſogenannten
„Garantien-Geſetzes“ votirt. (Es fragt ſich nur: wen man mit dem Geſetz
zu garantiren hofft, den Papſt gegen die Uebergriffe Italiens? oder Italien
gegen das Dreinſprechen des Auslandes?) Der Art. 3 iſt in folgender
Form angenommen worden: „Die italieniſche Regierung erweist dem
Papſt im Gebiete des Königreichs die ſouveränen Ehren, und bewahrt
ihm den Ehrenvorrang der ihm von den katholiſchen Souveränen eingeräumt
worden iſt. Der Papſt hat die Befugniß auch fernerhin die gewohnte An-
zahl Schweizergarden und Nobelgarden, wie ſie bisher für ſeine Perſon
und für die Bewachung ſeiner Paläſte beſtimmt waren, beizubehalten,
jedoch vorbehaltlich der Verbindlichkeiten und Pflichten welche ſich für dieſe
Wachen aus den beſtehenden Geſetzen des Königreichs ergeben.“ Der erſte
Theil des Artikels wurde nicht beanſtandet, der zweite Theil aber veran-
laßte lange Discuſſionen, welche nicht dazu beitrugen die redneriſchen und
ſtyliſtiſchen Talente des Miniſterpräſidenten Lanza in dem vortheilhafte-
ſten Licht erſcheinen zu laſſen. Schließlich wurde der zweite Theil nicht
in der urſprünglichen Faſſung der Commiſſion, ſondern in der Form die
dafür ein Amendement des Römers Ruſpoli und anderer beantragte, ge-
nehmigt. Der Art. 4 handelt von der dem Papſte zu gewährenden Do-
tation einer jährlichen Rente von 3¼ Millionen Lire. In dem Artikel
iſt ausdrücklich geſagt für welche Zwecke dieſe Summe mitbeſtimmt iſt, nämlich
für die verſchiedenen kirchlichen Ausgaben des Papſtes, für die Inſtand-
haltung der apoſtoliſchen Paläſte, für die Beſoldung der Palaſtwachen
und Hofbedienſteten, für die mit dem Hofe verbundenen Muſeen und Bi-
bliotheken. Die Dotation wird auf den Namen des heil. Stuhls als
ewige unveräußerliche Rente in das große Schuldbuch eingetragen; ſie iſt
von jeder Staats- und Gemeindeſteuer frei und kann niemals vermindert
werden. Ein weiterer Zuſatz, welchen der Artikel in der Faſſung der
Commiſſion enthielt, wurde nicht gutgeheißen, oder vielmehr der Beſchluß
wurde ausgeſetzt; dieſer Zuſatz beſagte: daß bei der definitiven Ordnung
des Kirchenvermögens die Dotation durch ein Geſetz und im Einverſtänd-
niß mit dem heil. Stuhl in ein entſprechendes fruchttragendes, unver-
äußerliches, von der Staatsſchuld unabhängiges Capital verwandelt wer-
den könnte.

Die Adreſſe der italieniſchen Partei in Nizza
an Garibaldi, welche Anlaß zu den Tumulten gab von welchen der Telegraph
bereits berichtete, lautet:

„General! In dieſen feierlichen Augenblicken
allgemeiner Aufregung beſchloſſen die in großer Verſammlung vereinigten
Nizzarden einſtimmig gegenwärtige Adreſſe, um Ihnen ihre Geſinnung
und Herzensgefühle öffentlich auszuſprechen. General! Traurig iſt die
Gegenwart, noch trauriger die Zukunft, und Sie wiſſen ſo gut wie wir
wie betrübt und niedergeſchlagen Ihre Vaterſtadt über eine Regierung iſt
welche die Bürgſchaft aller Rechte und Freiheiten ſein ſollte. Wir, General,
begeben uns unter den Schutz Ihres großen Namens, da das Unglück des
gemeinſchaftlichen Vaterlandes, wenn nicht aufhören, uns doch einen Augen-
blick der Ruhe gönnen ſollte. General! Wir ſind nicht erſt von heut’ Ihre
Freunde; wir zählen Ihre Freunde unter unſeren Kindern, unter der
glühenden Jugend, welche mehr als einmal Ihnen auf das Feld der Ehre
folgte, angethan mit dem rothen Hemde, und all unſere Greiſe ſind Ver-
ehrer Ihres Namens, Ihrer Haltung. Und wir erinnern Sie daran,
General, damit Sie uns nicht mit denen zuſammenwerfen welche, geſtern
noch Ihre größten Gegner, heut’ Ihren Namen benützen um ihr Vaterland
beſſer unterdrücken zu können, aber dabei ſich vorbehalten morgen die
Principien der Republik zu verläugnen und zum alten Deſpotismus zurück-
zukehren. Das grauſame Geſchick einer erbärmlichen Politik hinderte uns
zahlreich Ihren Schritten zu folgen, an Ihrer Seite zu kämpfen; Sie ver-
ſtehen uns, General, und unſer Schweigen vermag mehr als unſere
[Spaltenumbruch] Beredſamkeit Ihnen unſer Inneres zu enthüllen, Ihnen all unſeren Schmerz
zu zeigen daß wir bloß Zuſchauer bleiben mußten eines ſo fürchterlichen
Kampfes, auf deſſen Schlachtfeldern Sie Ihrer Ruhmesſtrahlenkrone neue
Lorbeeren zugefügt haben. General! Die Nizzarden haben einſtimmig,
noch ehe die Municipal-Commiſſion Ihnen das Mandat gab, Sie als ihren
Vertreter für die neue Nationalverſammlung ins Auge gefaßt. Sie kennen
unſere Gefühle; aber wir wenden uns gleichwohl an Ihr Herz, damit Sie,
angeſichts des Unglücks jhres Vaterlandes, mitten in der Nationalver-
ſammlung den Schmerzensſchrei Nizza’s ertönen laſſen. Ein Mann des
Krieges, benützen Sie jede Gelegenheit gegen den Krieg zu proteſtiren, und
wenn Sie groß waren in den Schlachten Amerika’s und Italiens, waren
Sie es nicht minder als Vorſitzender des Friedenscongreſſes in Genf. Wie
Sie auch über den gegenwärtigen Krieg denken mögen, wir bitten Sie der
Nationalverſammlung anzuzeigen daß Nizza im Namen der Menſchlichkeit
und im Intereſſe der Republik ſelber den Frieden wünſche; wir bitten Sie
Ihre Collegen an unſer heiliges Nationalitätsrecht zu erinnern, dem Sie
Ihr ganzes ruhm- und entbehrungsvolles Leben gewidmet haben.“

Induſtrie, Handel und Verkehr.

Productenmarkt. Die wieder eingetretene ſtrenge
Kälte hat die Marktzufuhren faſt gänzlich zurückgehalten. Das wenige was heute
zum Augebot gekommen, fand zu vorwöchigen Preiſen leicht Verwendung. Weizen per
Scheffel 84—86 Pfund 72—78 Thlr. per Wiſpel. Roggen pr. Sch. 82—83 Pfd.
59—62 Thlr. pr. W. Gerſte pr. Sch. 69—74 Pfd. 42—46 Thlr. pr. W.,
gute Brauwaare 69—74 Pfd. 47—53 Thlr. pr. W. Hafer pr. Sch. 47—49 Pfd.
28½—30 Thlr. pr. W. Erbſen 100 Pfd. 2¾—3¾ Thlr. pr. W.


Das Poſtdampfſchiff „Thuringia“ (von der Linie der Ham-
burg-Amerikaniſchen Paketfahrt-Actiengeſellſchaft), welches am 26 Jan. von Hamburg
abgieng, iſt in New-York angekommen.


Das Poſtdampfſchiff des Nordd. Lloyd „Deutſchland,“
welches am 28 Jan. von New-York nach Bremen abgegangen war, iſt heute
Morgens 9 Uhr hier eingetroffen und wird, nachdem der heftige Südoſt-Sturm
etwas nachgelaſſen, die Reiſe nach Bremen fortſetzen.


Handelsüberſicht der Woche. Auf dem Geld-
markte hat ſich ſeit heute vor acht Tagrn nur wenig verändert. Der Bankfuß iſt
nicht verändert worden, und auch die Marktrate für feinſtes Bankpapier blieb
ſtationär auf 2½ Proc. Der Ton muß als durchaus feſt bezeichnet werden, und
Ende der Woche wurde der Geldftand außer dem commerciellen Begehr, welcher
ziemlich ſtark war, noch durch den Bedarf der Börſe für die Liquidation in Actien
und auswärtigen Staatspapieren beeinflußt, während andrerſeits der continentale Gold-
begehr faſt gänzlich nachgelaſſen hat. Die Fondsbörfe ſetzte mit flauer Haltung
ein, als aber am Mittwoch die Kunde kam daß Gambetta den geſcheidten Einfall
gehabt habe abzudanken, beſſerte die Stimmung ſich etwas, und gedachte auswärtige
Staatspapiere nahmen an der allgemeinen Avance kaum einen nennenswerthen Autheil,
da die herannahende Regulirung zu vielfachen Realifationen ſeitens der Speculau-
ten führte. Die Cursſchwankungen waren unbedeutend: nur Türken erlitten an-
geſichts der unerquicklichen Enthüllungen über die türkiſchen Finanzverhältniſſe eine
ſchärfere Reduction von 1—1½ Proc. Ruſſen andrerſeits zogen ½ an, während
amerikaniſche Bundesobligationen, trotz der ſehr beſchränkten Umſätze, Avancen von
⅛—¼ etablirten. An der Wechſelbörſe hat ſich ſeit unſerm letzten keine bemer-
kenswerthe Veränderung ergeben. Auf dem Geldmarkte hat nunmehr der Export-
begehr für den Continent, wie bereits erwähnt, faſt ganz aufgehört, und von den
eingetroffenen Baarfrachten im Geſammtbetrage von 95,500 Pf. St. giengen 25,000
Pf. St. in die Bank; doch waren andrerſeits Sovereigns für Aegypten gefragt,
und 165,000 Pf. St. wurden dorthin ausgeführt. Der geſteigerte Exportbegehr
für Holland hat auf dem Silbermarkte größere Feſtigkeit hervorgerufen, und bei
einer Einfuhr von 41,800 Pf. St. gieng die Notirung auf 60 P. per Ume
hinauf. — Der Getreidemarkt war dieſe Woche trotz der Ankäufe für Frankreich
ſtill, wenn auch feſt. Nur für amerikaniſches Faßmehl entwickelte ſich eine unge-
wöhnliche Lebhaftigkeit zu anziehenden Notirungen, während Weizen, Gerſte, Rog-
gen und Hafer unverändert blieben. Die Einfuhr der Woche umfaßte 9050 O.
Weizen, 3000 Gerſte, 960 Sack und 2960 Faß Mehl. — Auf dem Liverpooler
Baumwollmarkt herrſchte eine geradezu gedrückte Stimmung, und bei ſehr be-
ſchränktem Umſatz wichen die Notirungen ⅛ zurück. Abſatz der Auctionen 59,160
B., wovon 14,930 B. für Speculation und Export. Einfuhr der Woche 92,250
B., wirkl. Ausfuhr 17,152 B., Lagervorrath 610,390 B.

Engliſcher Handels-Ausweis. Die monatlichen Ausweiſe des Handels-
amtes werden in der Folge von größerem praktiſchen Werthe ſein, da ſie in Zu-
kunft am 7 jedes Monats, oder drei Wochen früher als bisher, veröffentlicht
werden ſollen. Die beute vorliegenden Ausweiſe für Januar geben den ganzen
Exportwerth auf 11,458,039 Pf. St. an gegen 13,923,185 Pf. St. im Januar
1870, ſo daß ſich eine Abnahme von nahezu 18 Proc. ergibt; und zwar ſcheint
faſt jeder Geſchäftszweig an dieſer Stagnation Theil gehabt zu haben. Nur zwei
von den hauptſächlichſten Ausfuhrartikeln figuriren mit einem Zuwachs: Manu-
facturwaaren 1 Procent, Seidenwaaren 55 Procent. Eine Abnahme andererſeits
zeigen: Leinengarne 68 Proc., Wollengarne 65 Proc., Baumwollengarne 40 Proc.,
Baumwollenzeuge 9 Proc., Kohlen 24 Proc, Steingut 40 Proc., Metallwaaren
27 Proc., Eiſenwaaren 30 Proc., Leinenſtoffe 31 Proc., Maſchinen 82 Proc.,
Wollenſtoffe 14 Proc. und Diverſe 17 Proc. Die Einfuhr des Monats um-
faßt u. a. 2,035,356 Ctr. Baumwolle gegen 744,102 in 1870, und 3,025,768 Ctr.
Weizen gegen 2,910,167 im Januar 1870.

Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung, Jahrgang 1870,
iſt erſchienen. Die verehrlichen Abonnenten welche dasſelbe zu erhalten wünſchen, wollen ihre Beſtellungen frankirt bei der Expedition der Allgemeinen Zeitung in
Augsburg machen.
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[768/0008] die Truppen materiell und moraliſch ſchwächten, und deren ſchlimme Wir- kung ſicherlich von den Führern bei den Soldaten, bei den Bürgern und der Regierung übertrieben wurde.“ Die „Unità Italiana“ bleibt indeſſen doch nur in ihrer Rolle wenn ſie ſolches Zeug auskramt. Aber kennt die „Opinione“ nicht andere italieniſche Organe, denen ſie gewiß mehr Ernſt- haftigkeit zutraut, und deren Urtheile über den deutſch-franzöſiſchen Krieg doch auf ebenſo problematiſchem Fundament ſtehen wie die Hallucinatio- nen des Mazzini’ſchen Orakels? Das neueſte Heft der „Antologia“ ent- hält einen Aufſatz aus der unermüdlichen Feder Bonghi’s, „II Bismar- ckismo,“ in welchem der Ausbruch des deutſch-franzöſiſchen Kriegs prag- matiſch hergeleitet wird aus den Verſprechungen welche der Erzſchelm Bismarck einſt in Biarritz dem unſchuldigen Tropf Napoleon machte, und dann nicht hielt. Es iſt doch ein wunderbares Ding um die Feinheit des Gehörs ſolcher leidenſchafts- und vorurtheilsloſen Publiciſten. — Die Kam- mer hat wieder in zwei langen Sitzungen zwei Artikel des ſogenannten „Garantien-Geſetzes“ votirt. (Es fragt ſich nur: wen man mit dem Geſetz zu garantiren hofft, den Papſt gegen die Uebergriffe Italiens? oder Italien gegen das Dreinſprechen des Auslandes?) Der Art. 3 iſt in folgender Form angenommen worden: „Die italieniſche Regierung erweist dem Papſt im Gebiete des Königreichs die ſouveränen Ehren, und bewahrt ihm den Ehrenvorrang der ihm von den katholiſchen Souveränen eingeräumt worden iſt. Der Papſt hat die Befugniß auch fernerhin die gewohnte An- zahl Schweizergarden und Nobelgarden, wie ſie bisher für ſeine Perſon und für die Bewachung ſeiner Paläſte beſtimmt waren, beizubehalten, jedoch vorbehaltlich der Verbindlichkeiten und Pflichten welche ſich für dieſe Wachen aus den beſtehenden Geſetzen des Königreichs ergeben.“ Der erſte Theil des Artikels wurde nicht beanſtandet, der zweite Theil aber veran- laßte lange Discuſſionen, welche nicht dazu beitrugen die redneriſchen und ſtyliſtiſchen Talente des Miniſterpräſidenten Lanza in dem vortheilhafte- ſten Licht erſcheinen zu laſſen. Schließlich wurde der zweite Theil nicht in der urſprünglichen Faſſung der Commiſſion, ſondern in der Form die dafür ein Amendement des Römers Ruſpoli und anderer beantragte, ge- nehmigt. Der Art. 4 handelt von der dem Papſte zu gewährenden Do- tation einer jährlichen Rente von 3¼ Millionen Lire. In dem Artikel iſt ausdrücklich geſagt für welche Zwecke dieſe Summe mitbeſtimmt iſt, nämlich für die verſchiedenen kirchlichen Ausgaben des Papſtes, für die Inſtand- haltung der apoſtoliſchen Paläſte, für die Beſoldung der Palaſtwachen und Hofbedienſteten, für die mit dem Hofe verbundenen Muſeen und Bi- bliotheken. Die Dotation wird auf den Namen des heil. Stuhls als ewige unveräußerliche Rente in das große Schuldbuch eingetragen; ſie iſt von jeder Staats- und Gemeindeſteuer frei und kann niemals vermindert werden. Ein weiterer Zuſatz, welchen der Artikel in der Faſſung der Commiſſion enthielt, wurde nicht gutgeheißen, oder vielmehr der Beſchluß wurde ausgeſetzt; dieſer Zuſatz beſagte: daß bei der definitiven Ordnung des Kirchenvermögens die Dotation durch ein Geſetz und im Einverſtänd- niß mit dem heil. Stuhl in ein entſprechendes fruchttragendes, unver- äußerliches, von der Staatsſchuld unabhängiges Capital verwandelt wer- den könnte. = Florenz, 12 Febr. Die Adreſſe der italieniſchen Partei in Nizza an Garibaldi, welche Anlaß zu den Tumulten gab von welchen der Telegraph bereits berichtete, lautet: „General! In dieſen feierlichen Augenblicken allgemeiner Aufregung beſchloſſen die in großer Verſammlung vereinigten Nizzarden einſtimmig gegenwärtige Adreſſe, um Ihnen ihre Geſinnung und Herzensgefühle öffentlich auszuſprechen. General! Traurig iſt die Gegenwart, noch trauriger die Zukunft, und Sie wiſſen ſo gut wie wir wie betrübt und niedergeſchlagen Ihre Vaterſtadt über eine Regierung iſt welche die Bürgſchaft aller Rechte und Freiheiten ſein ſollte. Wir, General, begeben uns unter den Schutz Ihres großen Namens, da das Unglück des gemeinſchaftlichen Vaterlandes, wenn nicht aufhören, uns doch einen Augen- blick der Ruhe gönnen ſollte. General! Wir ſind nicht erſt von heut’ Ihre Freunde; wir zählen Ihre Freunde unter unſeren Kindern, unter der glühenden Jugend, welche mehr als einmal Ihnen auf das Feld der Ehre folgte, angethan mit dem rothen Hemde, und all unſere Greiſe ſind Ver- ehrer Ihres Namens, Ihrer Haltung. Und wir erinnern Sie daran, General, damit Sie uns nicht mit denen zuſammenwerfen welche, geſtern noch Ihre größten Gegner, heut’ Ihren Namen benützen um ihr Vaterland beſſer unterdrücken zu können, aber dabei ſich vorbehalten morgen die Principien der Republik zu verläugnen und zum alten Deſpotismus zurück- zukehren. Das grauſame Geſchick einer erbärmlichen Politik hinderte uns zahlreich Ihren Schritten zu folgen, an Ihrer Seite zu kämpfen; Sie ver- ſtehen uns, General, und unſer Schweigen vermag mehr als unſere Beredſamkeit Ihnen unſer Inneres zu enthüllen, Ihnen all unſeren Schmerz zu zeigen daß wir bloß Zuſchauer bleiben mußten eines ſo fürchterlichen Kampfes, auf deſſen Schlachtfeldern Sie Ihrer Ruhmesſtrahlenkrone neue Lorbeeren zugefügt haben. General! Die Nizzarden haben einſtimmig, noch ehe die Municipal-Commiſſion Ihnen das Mandat gab, Sie als ihren Vertreter für die neue Nationalverſammlung ins Auge gefaßt. Sie kennen unſere Gefühle; aber wir wenden uns gleichwohl an Ihr Herz, damit Sie, angeſichts des Unglücks jhres Vaterlandes, mitten in der Nationalver- ſammlung den Schmerzensſchrei Nizza’s ertönen laſſen. Ein Mann des Krieges, benützen Sie jede Gelegenheit gegen den Krieg zu proteſtiren, und wenn Sie groß waren in den Schlachten Amerika’s und Italiens, waren Sie es nicht minder als Vorſitzender des Friedenscongreſſes in Genf. Wie Sie auch über den gegenwärtigen Krieg denken mögen, wir bitten Sie der Nationalverſammlung anzuzeigen daß Nizza im Namen der Menſchlichkeit und im Intereſſe der Republik ſelber den Frieden wünſche; wir bitten Sie Ihre Collegen an unſer heiliges Nationalitätsrecht zu erinnern, dem Sie Ihr ganzes ruhm- und entbehrungsvolles Leben gewidmet haben.“ Induſtrie, Handel und Verkehr. * Erfurt, 11 Febr. Productenmarkt. Die wieder eingetretene ſtrenge Kälte hat die Marktzufuhren faſt gänzlich zurückgehalten. Das wenige was heute zum Augebot gekommen, fand zu vorwöchigen Preiſen leicht Verwendung. Weizen per Scheffel 84—86 Pfund 72—78 Thlr. per Wiſpel. Roggen pr. Sch. 82—83 Pfd. 59—62 Thlr. pr. W. Gerſte pr. Sch. 69—74 Pfd. 42—46 Thlr. pr. 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Der Ton muß als durchaus feſt bezeichnet werden, und Ende der Woche wurde der Geldftand außer dem commerciellen Begehr, welcher ziemlich ſtark war, noch durch den Bedarf der Börſe für die Liquidation in Actien und auswärtigen Staatspapieren beeinflußt, während andrerſeits der continentale Gold- begehr faſt gänzlich nachgelaſſen hat. Die Fondsbörfe ſetzte mit flauer Haltung ein, als aber am Mittwoch die Kunde kam daß Gambetta den geſcheidten Einfall gehabt habe abzudanken, beſſerte die Stimmung ſich etwas, und gedachte auswärtige Staatspapiere nahmen an der allgemeinen Avance kaum einen nennenswerthen Autheil, da die herannahende Regulirung zu vielfachen Realifationen ſeitens der Speculau- ten führte. Die Cursſchwankungen waren unbedeutend: nur Türken erlitten an- geſichts der unerquicklichen Enthüllungen über die türkiſchen Finanzverhältniſſe eine ſchärfere Reduction von 1—1½ Proc. Ruſſen andrerſeits zogen ½ an, während amerikaniſche Bundesobligationen, trotz der ſehr beſchränkten Umſätze, Avancen von ⅛—¼ etablirten. An der Wechſelbörſe hat ſich ſeit unſerm letzten keine bemer- kenswerthe Veränderung ergeben. Auf dem Geldmarkte hat nunmehr der Export- begehr für den Continent, wie bereits erwähnt, faſt ganz aufgehört, und von den eingetroffenen Baarfrachten im Geſammtbetrage von 95,500 Pf. St. giengen 25,000 Pf. St. in die Bank; doch waren andrerſeits Sovereigns für Aegypten gefragt, und 165,000 Pf. St. wurden dorthin ausgeführt. Der geſteigerte Exportbegehr für Holland hat auf dem Silbermarkte größere Feſtigkeit hervorgerufen, und bei einer Einfuhr von 41,800 Pf. St. gieng die Notirung auf 60[FORMEL] P. per Ume hinauf. — Der Getreidemarkt war dieſe Woche trotz der Ankäufe für Frankreich ſtill, wenn auch feſt. Nur für amerikaniſches Faßmehl entwickelte ſich eine unge- wöhnliche Lebhaftigkeit zu anziehenden Notirungen, während Weizen, Gerſte, Rog- gen und Hafer unverändert blieben. Die Einfuhr der Woche umfaßte 9050 O. Weizen, 3000 Gerſte, 960 Sack und 2960 Faß Mehl. — Auf dem Liverpooler Baumwollmarkt herrſchte eine geradezu gedrückte Stimmung, und bei ſehr be- ſchränktem Umſatz wichen die Notirungen ⅛ zurück. Abſatz der Auctionen 59,160 B., wovon 14,930 B. für Speculation und Export. Einfuhr der Woche 92,250 B., wirkl. Ausfuhr 17,152 B., Lagervorrath 610,390 B. Engliſcher Handels-Ausweis. Die monatlichen Ausweiſe des Handels- amtes werden in der Folge von größerem praktiſchen Werthe ſein, da ſie in Zu- kunft am 7 jedes Monats, oder drei Wochen früher als bisher, veröffentlicht werden ſollen. Die beute vorliegenden Ausweiſe für Januar geben den ganzen Exportwerth auf 11,458,039 Pf. St. an gegen 13,923,185 Pf. St. im Januar 1870, ſo daß ſich eine Abnahme von nahezu 18 Proc. ergibt; und zwar ſcheint faſt jeder Geſchäftszweig an dieſer Stagnation Theil gehabt zu haben. Nur zwei von den hauptſächlichſten Ausfuhrartikeln figuriren mit einem Zuwachs: Manu- facturwaaren 1 Procent, Seidenwaaren 55 Procent. Eine Abnahme andererſeits zeigen: Leinengarne 68 Proc., Wollengarne 65 Proc., Baumwollengarne 40 Proc., Baumwollenzeuge 9 Proc., Kohlen 24 Proc, Steingut 40 Proc., Metallwaaren 27 Proc., Eiſenwaaren 30 Proc., Leinenſtoffe 31 Proc., Maſchinen 82 Proc., Wollenſtoffe 14 Proc. und Diverſe 17 Proc. Die Einfuhr des Monats um- faßt u. a. 2,035,356 Ctr. Baumwolle gegen 744,102 in 1870, und 3,025,768 Ctr. Weizen gegen 2,910,167 im Januar 1870. Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung, Jahrgang 1870, iſt erſchienen. Die verehrlichen Abonnenten welche dasſelbe zu erhalten wünſchen, wollen ihre Beſtellungen frankirt bei der Expedition der Allgemeinen Zeitung in Augsburg machen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 46, 15. Februar 1871, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine46_1871/8>, abgerufen am 24.11.2024.