Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.7. November 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
31. Oktober: Nächst der galizisch-bukowinischen Grenze, nördlich Kuty, 1. November: In Russisch-Polen entwickeln sich neue Kämpfe. Angriffe 2. November: Unsere Offensive durch die Macva schreitet siegreich vor- Einen schweren Verlust haben unsere Balkanstreitkräfte zu be- Die Kämpfe in Russisch-Polen dauern an. In den 3. November: In Russisch-Polen brachen unsere Streitkräfte, als sie Die Lage in Galizien ist unverändert. Aus den Kämpfen Gestern früh überfielen Husaren bei Eybnik im Stryjtale eine Erst jetzt läßt sich der in der Macva errungene Erfolg voll 4. November: Die Bewegungen unserer Truppen in Russisch-Polen Die bei Kuty sowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik * Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich ge- Den Montenegrinern wurden über tausend Stück Vieh, Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug- Die Erfolge unserer Truppen, die bei ihrem seiner- * Ueber die wachsende Spannung zwischen Bul- Türkei. Ueber die Eröffnung der Feindseligkeiten durch Während ein kleiner Teil der ottomanischen Flotte am Die kaiserliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei * 7. November 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
31. Oktober: Nächſt der galiziſch-bukowiniſchen Grenze, nördlich Kuty, 1. November: In Ruſſiſch-Polen entwickeln ſich neue Kämpfe. Angriffe 2. November: Unſere Offenſive durch die Macva ſchreitet ſiegreich vor- Einen ſchweren Verluſt haben unſere Balkanſtreitkräfte zu be- Die Kämpfe in Ruſſiſch-Polen dauern an. In den 3. November: In Ruſſiſch-Polen brachen unſere Streitkräfte, als ſie Die Lage in Galizien iſt unverändert. Aus den Kämpfen Geſtern früh überfielen Huſaren bei Eybnik im Stryjtale eine Erſt jetzt läßt ſich der in der Macva errungene Erfolg voll 4. November: Die Bewegungen unſerer Truppen in Ruſſiſch-Polen Die bei Kuty ſowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik * Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz wird amtlich ge- Den Montenegrinern wurden über tauſend Stück Vieh, Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug- Die Erfolge unſerer Truppen, die bei ihrem ſeiner- * Ueber die wachſende Spannung zwiſchen Bul- Türkei. Ueber die Eröffnung der Feindſeligkeiten durch Während ein kleiner Teil der ottomaniſchen Flotte am Die kaiſerliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei * <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <pb facs="#f0003" n="647"/> <fw place="top" type="header">7. November 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <p>31. Oktober:</p><lb/> <cit> <quote>Nächſt der galiziſch-bukowiniſchen Grenze, nördlich <hi rendition="#g">Kuty</hi>,<lb/> wurde geſtern eine ruſſiſche Kolonne aller Truppen geſchlagen. In<lb/> Mittelgalizien behaupten unſere Truppen die gewonnenen Stellun-<lb/> gen nordöſtlich <hi rendition="#g">Turka</hi>, bei Stary-Sambor, öſtlich Przemysl und<lb/> am <hi rendition="#g">unteren San</hi>. Mehrere feindliche Angriffe im Raum von<lb/> Nisko wurden abgewieſen. Dort ſowohl, wie auch bei Skole und<lb/> Stary-Sambor wurden Hunderte von Ruſſen gefangen genommen.<lb/> Die Operationen in <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> verliefen auch geſtern<lb/> ohne Kampf.</quote> </cit><lb/> <p>1. November:</p><lb/> <cit> <quote>In <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> entwickeln ſich neue Kämpfe. Angriffe<lb/> auf unſere Stellungen wurden zurückgeſchlagen und einige feind-<lb/> liche Detachements zerſprengt. Die mehrtätige erbitterte Schlacht<lb/> im Raume nordöſtlich von Turka und ſüdlich Stary-Sambor führte<lb/> geſtern zu einem vollſtändigen Siege unſerer Waffen. Der hier<lb/> vorgebrochene Feind — zwei Infanterie-Diviſionen und eine<lb/> Schützenbrigade — wurde aus allen ſeinen Stellungen geworfen.<lb/><hi rendition="#g">Czernowitz</hi> wird von unſeren Truppen <hi rendition="#g">behauptet</hi>. Das<lb/> namentlich auf die Reſidenz des griechiſch-orientaliſchen Erzbiſchofs<lb/> gerichtete Artilleriefeuer der Ruſſen blieb ohne nennenswerte<lb/> Wirkung.</quote> </cit><lb/> <p>2. November:</p><lb/> <cit> <quote>Unſere Offenſive durch die <hi rendition="#g">Macva</hi> ſchreitet ſiegreich vor-<lb/> wärts. Aus ſeinen befeſtigten Stellungen vertrieben, hat der<lb/> Gegner bisher nur wenig Widerſtand geleiſtet. Nur an der Nord-<lb/> linie von Sabac mußten ſtark verſchanzte Poſitionen im Sturm<lb/> genommen werden. Auch Sabac ſelbſt wurde heute nacht geſtürmt.<lb/> Unſere durch die Macva vorgerückten Kolonnen haben die Bahn-<lb/> linie Sabac-Ljesnica bereits überſchritten. Kavallerie iſt am Feind<lb/> und hat auch Gefangene gemacht.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Einen ſchweren Verluſt haben unſere Balkanſtreitkräfte zu be-<lb/> klagen. 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In<lb/> dieſem Raume und nordöſtlich <hi rendition="#g">Turka</hi> machte unſere Vorrückung<lb/> weitere Fortſchritte.</quote> </cit><lb/> <p>3. November:</p><lb/> <cit> <quote>In <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> brachen unſere Streitkräfte, als ſie<lb/> eine ſtarke feindliche Armee zur Entwicklung gezwungen hatten,<lb/> die Gefechte auf Lyſa-Gora ab, um die nach den Kämpfen vor<lb/> Iwangorod befohlenen Bewegungen fortzuſetzen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Die Lage in <hi rendition="#g">Galizien</hi> iſt unverändert. Aus den Kämpfen<lb/> der letzten Tage ſüdlich Stary-Sambor und nordweſtlich Turka<lb/> wurden bisher 2500 gefangene Ruſſen eingebracht.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Geſtern früh überfielen Huſaren bei Eybnik im Stryjtale eine<lb/> feindliche Munitionskolonne und erbeuteten viele Wagen mit<lb/> Artilleriemunition.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Erſt jetzt läßt ſich der in der <hi rendition="#g">Macva</hi> errungene Erfolg voll<lb/> überblicken. Die dort geſtandene 2. ſerbiſche Armee unter General<lb/><hi rendition="#g">Stepanowic</hi> mit 4 bis 5 Diviſionen konnte ſich nur durch<lb/> einen <hi rendition="#g">übereiligen Rückzug</hi>, bei dem ſie Vorräte aller Art<lb/> im Stich laſſen mußte und zahlreiche Gefangene verlor, aus der<lb/> bedrohlichen Situation retten. Der Feind iſt, um in den vor-<lb/> bereiteten rückwärtigen Stellungen neuerdings Widerſtand zu<lb/> leiſten, in einem Zug bis in das Hügelland ſüdlich <hi rendition="#g">Sabac</hi> zurück-<lb/> gewichen und leiſtete nur noch bei Sabac, welches in der Nacht<lb/> vom 1. auf 2. November von unſeren tapferen Truppen erſtürmt<lb/> wurde, hartnäckig, aber vergeblich Widerſtand.</quote> </cit><lb/> <p>4. November:</p><lb/> <cit> <quote>Die Bewegungen unſerer Truppen in <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi><lb/> wurden geſtern vom Feinde nicht geſtört. Eines unſerer Korps<lb/> nimmt aus den Kämpfen auf Lyſa-Gora 20 Offiziere und 2200<lb/> Mann als Gefangene mit. An der galiziſchen Front ergaben ſich<lb/><cb/> bei Podbuz ſüdlich Sambor über 200, heute früh bei Jaroslaw<lb/> 300 Ruſſen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Die bei <hi rendition="#g">Kuty</hi> ſowie nördlich von Czernowitz bei <hi rendition="#g">Kootyrnik</hi><lb/> geſchlagenen ruſſiſchen Abteilungen zogen ſich gegen Sniatyn zu-<lb/> rück. Sie verſuchten ſich dort zu verteidigen, was jedoch mißlang.<lb/> Die Verluſte der Ruſſen ſind ſehr bedeutend. Sniatyn wurde von<lb/> uns wieder beſetzt. Vor Czernowitz bleiben die Ruſſen ruhig.</quote> </cit><lb/> <p>*</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Vom <hi rendition="#g">ſüdlichen Kriegsſchauplatz</hi> wird amtlich ge-<lb/> meldet: <cit><quote>Im weiteren Vorrücken ſtießen unſere Truppen ſüdlich<lb/> und ſüdweſtlich von Sabac neuerdings auf den Feind. Der ſofort<lb/> angeſetzte Angriff ſchreitet günſtig fort. Während der Kämpfe<lb/> auf Komanja wurden insgeſamt 7 Offiziere und 647 Mann ge-<lb/> fangen genommen, 5 Geſchütze, 3 Munitionswagen, 2 Maſchinen-<lb/> gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.</quote></cit></p><lb/> <p>Den <hi rendition="#g">Montenegrinern</hi> wurden über tauſend Stück Vieh,<lb/> das ſie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen.</p><lb/> <p>Ueber die <hi rendition="#g">Kämpfegegen die Serben</hi> meldet Feldzeug-<lb/> meiſter Potiorek amtlich unterm 31. Oktober:</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Erfolge unſerer Truppen</hi>, die bei ihrem ſeiner-<lb/> zeitigen Einbruch in die Macva dort auf ſtarke mit Drahthinderniſſen<lb/> geſchützte Befeſtigungen ſtießen und in dieſe erſt vor zwei Tagen<lb/> nach langen ſchwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Breſche ſchlagen<lb/> konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortſetzung erfahren.<lb/> Trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der<lb/> ſchwierigen Paſſierbarkeit der zum Teil ſumpfigen Macva drangen<lb/> heute unſere ſämtlichen über die Save und Drina vorgedrungenen<lb/> Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte<lb/> Crnabara, Banavopolje, Radernkovic, Gloglusci und Tabanovic.</p><lb/> <p>*</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Ueber die <hi rendition="#g">wachſende Spannung zwiſchen Bul-<lb/> garien und Serbien</hi> ſchreibt die „Südſlawiſche Korreſpon-<lb/> denz“ aus <hi rendition="#g">Sofia</hi>: <cit><quote>Die <hi rendition="#g">Spannung zwiſchen Bul-<lb/> garien und Serbien</hi> ſcheint ſich in allerletzter Zeit <hi rendition="#g">ver-<lb/> ſchärft</hi> zu haben. Die Sprache der offiziöſen Blätter gegen<lb/> Serbien iſt überaus heftig. Man verlangt an dieſen Stellen<lb/> immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den<lb/> Leiden der Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu bereiten. Es iſt<lb/> bemerkenswert, daß hierbei immer darauf hingewieſen wird, daß<lb/> auch die mohammedaniſche Bevölkerung in gleicher Weiſe wie<lb/> die bulgariſche von dem ſerbiſchen Terror betroffen wird, und daß<lb/> auch die Türkei gezwungen ſein würde, gegen die ſerbiſche Willkür-<lb/> herrſchaft aufzutreten. Die Stimmung der bulgariſchen Oeffent-<lb/> lichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten Balkankrieges.</quote></cit></p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Ueber die <hi rendition="#g">Eröffnung der Feindſeligkeiten durch<lb/> die Ruſſen</hi> teilt die türkiſche Regierung amtlich mit:</p><lb/> <cit> <quote>Während ein kleiner Teil der ottomaniſchen Flotte am<lb/> 28. Oktober im Schwarzen Meer Uebungen vornahm, eröffnete die<lb/> ruſſiſche Flotte, nachdem ſie längere Zeit dieſen Uebungen folgte<lb/> und ſie zu ſtören ſuchte, am Donnerstag die Feindſeligkeiten, indem<lb/> ſie die ottomaniſchen Schiffe angriff. Im Verlaufe des ſich nun-<lb/> mehr entſpinnenden Kampfes gelang es unſerer Flotte durch die<lb/> Gnade des Allmächtigen, den Minendampfer „Prut“, der 5000 Ton-<lb/> nen verdrängte und ungefähr 700 Minen trug, zu verſenken, einem<lb/> der ruſſiſchen Torpedoboote ſchwere Beſchädigungen beizubringen<lb/> und einen Kohlendampfer zu kapern. Ein vom türkiſchen Torpedo-<lb/> boot „Heiret Millie“ abgeſchoſſener Torpedo hat dem ruſſiſchen<lb/> Torpedojäger „Kubanez“, der 1100 Tonnen Waſſer verdrängte,<lb/> und ein anderer vom Torpedoboot „Monavenet Millie“ abge-<lb/> ſchoſſener Torpedo hat einem anderen ruſſiſchen Küſtenwachtſchiff<lb/> ſehr ſchweren Schaden zugefügt. Drei ruſſiſche Offiziere und<lb/> 72 Matroſen wurden von den Unſeren gerettet und, da ſie zur Be-<lb/> mannung der verſenkten und zerſtörten Schiffe gehörten, gefangen<lb/> genommen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Die kaiſerliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei<lb/> Schaden erlitten und der Kampf geht günſtig für unſere Flotte<lb/> weiter. Die kaiſerliche Regierung wird ohne Zweifel mit äußerſtem<lb/> Nachdruck gegen dieſe feindſelige Handlung Einſpruch erheben, die<lb/> von der ruſſiſchen Flotte gegen einen geringfügigen Teil unſerer<lb/> Flotte unternommen worden iſt.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [647/0003]
7. November 1914. Allgemeine Zeitung
31. Oktober:
Nächſt der galiziſch-bukowiniſchen Grenze, nördlich Kuty,
wurde geſtern eine ruſſiſche Kolonne aller Truppen geſchlagen. In
Mittelgalizien behaupten unſere Truppen die gewonnenen Stellun-
gen nordöſtlich Turka, bei Stary-Sambor, öſtlich Przemysl und
am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raum von
Nisko wurden abgewieſen. Dort ſowohl, wie auch bei Skole und
Stary-Sambor wurden Hunderte von Ruſſen gefangen genommen.
Die Operationen in Ruſſiſch-Polen verliefen auch geſtern
ohne Kampf.
1. November:
In Ruſſiſch-Polen entwickeln ſich neue Kämpfe. Angriffe
auf unſere Stellungen wurden zurückgeſchlagen und einige feind-
liche Detachements zerſprengt. Die mehrtätige erbitterte Schlacht
im Raume nordöſtlich von Turka und ſüdlich Stary-Sambor führte
geſtern zu einem vollſtändigen Siege unſerer Waffen. Der hier
vorgebrochene Feind — zwei Infanterie-Diviſionen und eine
Schützenbrigade — wurde aus allen ſeinen Stellungen geworfen.
Czernowitz wird von unſeren Truppen behauptet. Das
namentlich auf die Reſidenz des griechiſch-orientaliſchen Erzbiſchofs
gerichtete Artilleriefeuer der Ruſſen blieb ohne nennenswerte
Wirkung.
2. November:
Unſere Offenſive durch die Macva ſchreitet ſiegreich vor-
wärts. Aus ſeinen befeſtigten Stellungen vertrieben, hat der
Gegner bisher nur wenig Widerſtand geleiſtet. Nur an der Nord-
linie von Sabac mußten ſtark verſchanzte Poſitionen im Sturm
genommen werden. Auch Sabac ſelbſt wurde heute nacht geſtürmt.
Unſere durch die Macva vorgerückten Kolonnen haben die Bahn-
linie Sabac-Ljesnica bereits überſchritten. Kavallerie iſt am Feind
und hat auch Gefangene gemacht.
Einen ſchweren Verluſt haben unſere Balkanſtreitkräfte zu be-
klagen. Der Feldpilot Oberleutnant Sanchez wurde durch
ein feindliches Geſchoß, welches auch ſeinen Beobachter verletzte,
ſchwer verwundet. Trotz furchtbarer Schmerzen und mit Auf-
bietung ſeiner letzten Kräfte vermochte der wackere Pilot ſeinen
Apparat noch auf den etwa 70 Kilometer entfernten Flugplatz zu
ſteuern und dort glatt zu landen. Oberleutnant Sanchez iſt geſtern
ſeinen Wunden erlegen. Vor ſeinem Tode erhielt er noch das ihm
von Seiner Majeſtät telegraphiſch verliehene Militärverdienſtkreuz.
Die Kämpfe in Ruſſiſch-Polen dauern an. In den
Gefechten am San hatten die Ruſſen namentlich bei Rozwadow
ſchwere Verluſte. Wir brachten dort 400 Gefangene ein und er-
beuteten drei Maſchinengewehre. Südlich Stary Sambor
nahm eine Gefechtsgruppe gleichfalls 400 Ruſſen gefangen. In
dieſem Raume und nordöſtlich Turka machte unſere Vorrückung
weitere Fortſchritte.
3. November:
In Ruſſiſch-Polen brachen unſere Streitkräfte, als ſie
eine ſtarke feindliche Armee zur Entwicklung gezwungen hatten,
die Gefechte auf Lyſa-Gora ab, um die nach den Kämpfen vor
Iwangorod befohlenen Bewegungen fortzuſetzen.
Die Lage in Galizien iſt unverändert. Aus den Kämpfen
der letzten Tage ſüdlich Stary-Sambor und nordweſtlich Turka
wurden bisher 2500 gefangene Ruſſen eingebracht.
Geſtern früh überfielen Huſaren bei Eybnik im Stryjtale eine
feindliche Munitionskolonne und erbeuteten viele Wagen mit
Artilleriemunition.
Erſt jetzt läßt ſich der in der Macva errungene Erfolg voll
überblicken. Die dort geſtandene 2. ſerbiſche Armee unter General
Stepanowic mit 4 bis 5 Diviſionen konnte ſich nur durch
einen übereiligen Rückzug, bei dem ſie Vorräte aller Art
im Stich laſſen mußte und zahlreiche Gefangene verlor, aus der
bedrohlichen Situation retten. Der Feind iſt, um in den vor-
bereiteten rückwärtigen Stellungen neuerdings Widerſtand zu
leiſten, in einem Zug bis in das Hügelland ſüdlich Sabac zurück-
gewichen und leiſtete nur noch bei Sabac, welches in der Nacht
vom 1. auf 2. November von unſeren tapferen Truppen erſtürmt
wurde, hartnäckig, aber vergeblich Widerſtand.
4. November:
Die Bewegungen unſerer Truppen in Ruſſiſch-Polen
wurden geſtern vom Feinde nicht geſtört. Eines unſerer Korps
nimmt aus den Kämpfen auf Lyſa-Gora 20 Offiziere und 2200
Mann als Gefangene mit. An der galiziſchen Front ergaben ſich
bei Podbuz ſüdlich Sambor über 200, heute früh bei Jaroslaw
300 Ruſſen.
Die bei Kuty ſowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik
geſchlagenen ruſſiſchen Abteilungen zogen ſich gegen Sniatyn zu-
rück. Sie verſuchten ſich dort zu verteidigen, was jedoch mißlang.
Die Verluſte der Ruſſen ſind ſehr bedeutend. Sniatyn wurde von
uns wieder beſetzt. Vor Czernowitz bleiben die Ruſſen ruhig.
*
Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz wird amtlich ge-
meldet: Im weiteren Vorrücken ſtießen unſere Truppen ſüdlich
und ſüdweſtlich von Sabac neuerdings auf den Feind. Der ſofort
angeſetzte Angriff ſchreitet günſtig fort. Während der Kämpfe
auf Komanja wurden insgeſamt 7 Offiziere und 647 Mann ge-
fangen genommen, 5 Geſchütze, 3 Munitionswagen, 2 Maſchinen-
gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.
Den Montenegrinern wurden über tauſend Stück Vieh,
das ſie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen.
Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug-
meiſter Potiorek amtlich unterm 31. Oktober:
Die Erfolge unſerer Truppen, die bei ihrem ſeiner-
zeitigen Einbruch in die Macva dort auf ſtarke mit Drahthinderniſſen
geſchützte Befeſtigungen ſtießen und in dieſe erſt vor zwei Tagen
nach langen ſchwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Breſche ſchlagen
konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortſetzung erfahren.
Trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der
ſchwierigen Paſſierbarkeit der zum Teil ſumpfigen Macva drangen
heute unſere ſämtlichen über die Save und Drina vorgedrungenen
Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte
Crnabara, Banavopolje, Radernkovic, Gloglusci und Tabanovic.
*
Ueber die wachſende Spannung zwiſchen Bul-
garien und Serbien ſchreibt die „Südſlawiſche Korreſpon-
denz“ aus Sofia: Die Spannung zwiſchen Bul-
garien und Serbien ſcheint ſich in allerletzter Zeit ver-
ſchärft zu haben. Die Sprache der offiziöſen Blätter gegen
Serbien iſt überaus heftig. Man verlangt an dieſen Stellen
immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den
Leiden der Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu bereiten. Es iſt
bemerkenswert, daß hierbei immer darauf hingewieſen wird, daß
auch die mohammedaniſche Bevölkerung in gleicher Weiſe wie
die bulgariſche von dem ſerbiſchen Terror betroffen wird, und daß
auch die Türkei gezwungen ſein würde, gegen die ſerbiſche Willkür-
herrſchaft aufzutreten. Die Stimmung der bulgariſchen Oeffent-
lichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten Balkankrieges.
Türkei.
Ueber die Eröffnung der Feindſeligkeiten durch
die Ruſſen teilt die türkiſche Regierung amtlich mit:
Während ein kleiner Teil der ottomaniſchen Flotte am
28. Oktober im Schwarzen Meer Uebungen vornahm, eröffnete die
ruſſiſche Flotte, nachdem ſie längere Zeit dieſen Uebungen folgte
und ſie zu ſtören ſuchte, am Donnerstag die Feindſeligkeiten, indem
ſie die ottomaniſchen Schiffe angriff. Im Verlaufe des ſich nun-
mehr entſpinnenden Kampfes gelang es unſerer Flotte durch die
Gnade des Allmächtigen, den Minendampfer „Prut“, der 5000 Ton-
nen verdrängte und ungefähr 700 Minen trug, zu verſenken, einem
der ruſſiſchen Torpedoboote ſchwere Beſchädigungen beizubringen
und einen Kohlendampfer zu kapern. Ein vom türkiſchen Torpedo-
boot „Heiret Millie“ abgeſchoſſener Torpedo hat dem ruſſiſchen
Torpedojäger „Kubanez“, der 1100 Tonnen Waſſer verdrängte,
und ein anderer vom Torpedoboot „Monavenet Millie“ abge-
ſchoſſener Torpedo hat einem anderen ruſſiſchen Küſtenwachtſchiff
ſehr ſchweren Schaden zugefügt. Drei ruſſiſche Offiziere und
72 Matroſen wurden von den Unſeren gerettet und, da ſie zur Be-
mannung der verſenkten und zerſtörten Schiffe gehörten, gefangen
genommen.
Die kaiſerliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei
Schaden erlitten und der Kampf geht günſtig für unſere Flotte
weiter. Die kaiſerliche Regierung wird ohne Zweifel mit äußerſtem
Nachdruck gegen dieſe feindſelige Handlung Einſpruch erheben, die
von der ruſſiſchen Flotte gegen einen geringfügigen Teil unſerer
Flotte unternommen worden iſt.
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(2023-04-27T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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