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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.

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7. November 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] schen Soldaten erweckt. Sie hatten eine ganz andere erwartet.
Einmal bot sich mir die Gelegenheit, vor den deutschen Geschütz-
positionen mit einer Schar von Gefangenen zu sprechen, die nur
ein paar Stunden vorher genommen worden waren. Sie waren
tief niedergeschlagen und fragten mich, was für ein Schicksal ihnen
nun bevorstehe. Sie zeigten ihre Wunden und sprachen mit Tränen
in den Augen von Weib und Kind.

Ich antwortete, daß das erste, was sie finden würden, ein
siedender Suppenkessel und ein Haufen von frischgebackenen Laiben
Brot wäre, sowie ein Arzt, der ihnen die Wunden pflegen und
verbinden würde. Nachher würden sie ihre Zeit in der Gefangen-
schaft nicht als Müßiggänger, sondern in Arbeit verbringen, um
endlich nach dem Friedensschluß zu den Ihrigen nach ihrem eigenen
Lande zurückzukehren. Mit Rührung sah ich ihre Gesichtszüge
sich wandeln. Ein Leuchten ging über die kleine Schar von er-
matteten Soldaten, die in ihren blauen Röcken und roten Hosen
wochenlang in kalten, feuchten Schützengräben gelegen hatten.

Mit Zweifel und Aerger hatte ich in ausländischen Zeitungen
gelesen, daß die französischen Gefangenen von den Deutschen hart
behandelt werden. Jetzt kann ich meine Ehre dafür verpfänden,
daß derartige Behauptungen lauter Lügen sind.

Hinter der deutschen Front geht kein einziges französisches
Leben verloren, soweit Menschenmacht es zu retten vermag.

Keinen einzigen deutschen Offizier traf ich, der mit Härte über
Frankreich sprach. Alle, ohne Ausnahme, hegen für jenes große
und schöne Land eine aufrichtige und ehrliche Sympathie. Draußen
in den Schützengräben liegen deutsche und französische Soldaten,
die einander mit Büchse, Maschinengewehren und Bajonetten zu
töten suchen. Hier aber, hinter den Feuerlinien, bieten die Deut-
schen ihren Gegnern Zigaretten und anderes an und zeigen ihnen
gegenüber die ritterlichste Kameradschaft. Nein, in Deutschland
herrscht kein Haß gegen Frankreich. Deutschland hätte die Hände
auf kein französisches Dorf gelegt, keine Kugel über die Grenze
gehen lassen, wäre es nicht gegen seinen Willen dazu genötigt.
Deutschland hat nie anderes und mehr verlangt, als in Frieden
mit seinem westlichen Nachbar leben zu dürfen. Frankreich wäre
einer Zeit von ruhiger Entwicklung und fester Sicherheit entgegen-
getreten, wäre es nicht von gewissenlosen Abenteurern in die
Katastrophe gejagt, die nun wie eine drohende Gewitterwolke über
seinem von der ganzen Welt geliebten Lande schwebt.

Wer trägt die Verantwortlichkeit dafür, daß der unglückliche
Gedanke der Revanche schon 44 Jahre lang am Leben gehalten
wurde? Wer trägt die Schuld dafür, daß das fleißige, sparsame
französische Volk in ein immer größer werdendes Unglück gehetzt
wurde? Meint man wirklich, daß Deutschland es nun wieder ein-
mal dulden wird, einer neuen Periode von abermals 50 Jahren
entgegenzusehen, in welcher die Rüstungen und der künstlich ge-
schürte Nationalhaß in Frankreich fortdauernd bestehen werden?
Wahrscheinlich wird Deutschland diesmal mit Macht sich ein
dauerndes Gefühl der Sicherheit von Westen schaffen. Wo bleibt
denn der vaterlandsliebende Franzose, der, bevor es zu spät wird,
es wagt, hervorzutreten und seinem Volke die Wahrheit zu sagen,
daß es um seines eigenen Daseins willen die Hand Deutschland
entgegenstrecken muß? Aber Frankreich läßt sich von seinen so-
genannten "Freunden" hetzen und will es nicht bedenken und ein-
sehen, daß Deutschland, das für seine Existenz ringt, den Kampf
bis zum letzten Blutstropfen von Mann und Roß weiterführen
muß. Hier an der Front bleibt man nicht im Zweifel, wer zuerst
weichen soll. Und mit Abscheu und Entrüstung erinnert man sich,
daß hier einige ehrgeizige und kurzsichtige Männer für die Ströme
von Blut und Tränen verantwortlich sind, die sich heute über den
Boden Frankreichs ergießen. Hoffnungslos scheint dieser Kampf
für die Gegner, da man sieht, wie leicht es Deutschland war, im
eigenen Lande eine Anleihe von beinahe 5 Milliarden aufzunehmen.
Ich bin überzeugt -- und meine Ansicht wird von hervorragenden
Deutschen geteilt --, daß dieselbe Summe abermals, sobald man
sie nötig hat, aufgebracht werden kann. Deutschland wird dem
Kriege kein Ende machen, bevor es auf allen Fronten gesiegt haben
wird. Auch muß man bedenken, daß das meiste von den ungeheuren
Kriegskosten im Lande selber bleibt. Vor ein paar Tagen gab es
Löhnungsauszahlung in dem Orte, wo ich mich jetzt befinde. Am
andern Tage wurden mit der Feldpost in eingeschriebenen Briefen
rund eine Viertelmillion Mark nach Hause geschickt! Und das ist
nur eine kleine Ortschaft auf dieser riesenbreiten Front. Ich möchte
den neutralen Völkern raten, mit Kritik und Verstand die Zeitungs-
[Spaltenumbruch] berichte vom Gange des Krieges zu lesen. Niemals bis jetzt ließ
die Welt solche Hekatomben von Lügennachrichten, wie während
dieses Krieges, über sich ergehen. Deutschland ist das Ziel der
Verleumdung und des systematischen Lügenverkehrs. Kaum will
man den eigenen Augen glauben, wenn man die Nachrichten der
englischen Zeitungen liest. Sie machen sich nichts daraus, in der
schamlosesten Weise sich über die Person des Kaisers auszulassen.
Ich habe den Kaiser hier gesehen, und ich weiß, daß er als ein
Beispiel für sein ganzes Heer auf seinem Posten steht; ich weiß,
wie er von seinen Truppen vergöttert wird. Ich weiß, und ich
kann es mit meiner Ehre verbürgen, daß der Kaiser bis aufs
äußerste alle Mittel versucht hat, um diesen Krieg abzuwehren.
"Der Friedenskaiser" war der Ehrentitel, den man ihm bei seinem
silbernen Jubiläum im vorigen Jahre gab. Seine ganze Politik
hat den Zweck ins Auge gefaßt, den Frieden aufrechtzuerhalten.
Die Geschichte wird ihm recht geben, wenn auch jetzt Leute da sind,
die ihn nicht verstehen wollen oder nicht können. Es tut allen
germanischen Staaten not, jetzt fest zusammenzuhalten. Der Aus-
gang des Krieges wird das Schicksal der Germanen für alle Zeit
entscheiden. Ist Deutschland einmal zerschmettert, so werden
Schweden und Norwegen hinweggefegt und von Rußland ver-
schlungen werden. Glücklich das Volk, das in diesen Tagen mutige
und hellsehende Führer hat.

Die Deutschen müssen mit tiefstem Mißtrauen alle englischen
Nachrichten über deutsche Widerwärtigkeiten aufnehmen. Nie
hätte man geglaubt, daß ein hochkultiviertes Volk, wie das engli-
sche, wochen- und monatelang sich damit zufrieden geben würde,
von seiner Presse systematisch betrogen zu werden. Man hätte
wohl das Recht, von einer modernen Presse Verantwortlichkeits-
gefühl und Anständigkeit zu beanspruchen. Nie aber war eine
Presse so tief herabgesunken wie die englische in diesen letzten
Monaten. Was soll einmal das englische Volk denken, wenn es
zum Schluß endlich die Wahrheit erfährt? Ich fürchte, diese Wahr-
heit wird dem englischen Volke bitter, ja mehr wie bitter sein.

Hat nicht die englische Presse die Deutschen Barbaren ge-
scholten! Das Volk Goethes, Schillers, Wagners soll Barbaren
sein! Wenn aber die Engländer selber mit den serbischen Königs-
mördern, mit den slawischen Horden Bündnisse schließen und die
Japs zum Kriege gegen einen europäischen Staat auffordern;
wenn sie in Afrika das Werk der christlichen Mission unter die
Füße treten, indem sie den europäischen Krieg auf afrikanischem
Boden führen; wenn sie die Hindus nach Europa importieren und
überhaupt die farbige gegen die weiße Rasse hetzen -- dann sind
sie keine Barbaren! Die Weltgeschichte wies nie so etwas auf wie
die heutige Politik Englands.

Eine Götterdämmerung fällt über die Erde. Und es ist Eng-
land, das das Licht auslöscht. Was der Menschen Kultur Jahr-
hunderte hindurch aufbaute, das wird jetzt niedergerissen. Frank-
reich muß verbluten, damit England keine Verluste leide.

Der Krieg ist nicht zu Ende. Ich bedauere die englischen
Staatsmänner, die daran schuld sind, daß England in diesen Krieg
hineingezogen wurde, was so leicht zu vermeiden war.

Und ich besitze in England genug alte liebe Freunde, um tief
und heiß und mit Tränen über das Unglück trauern zu müssen,
das England als Lohn für seine Politik ernten wird.

Unmenschlich war der Opiumkrieg, in den die Engländer
China stürzten. Aber eine Sünde gegen den heiligen Geist ist
es, da sie heidnische, farbige Völker gegen ihre eigenen Rassen-
verwandten, gegen die weißen, christlichen Völker Europas hetzen.
Ein Makel ist es, der nie abgewaschen werden kann. Schon hegten
wir die innige Hoffnung, daß die Menschheit zu besseren Zeiten
vorwärtsschreite. Die englische Politik führte uns ins Mittelalter
zurück. Mit tiefem Mitleid denkt man an die Staatsmänner, die
die Entscheidung in ihren Händen hielten und die ihr Volk von
dem größten Unglück und der Scham hätten retten können, die
jemals eine Nation betroffen haben.

Vor Gott sollen sie Rede stehen.

Bald wird alles im Lichte des Tages vorliegen. Da sind die
Dokumente, da sind die Zeugen, da liegen die Lügen aufgehäuft
in den Archiven der Presseabteilungen. Das Material ist da; die
historische Bearbeitung kann gleich einsetzen. Sie wird zeigen,
daß die neutralen Staaten, die mit ihrer Sympathie auf der deut-
schen Seite standen, sich nicht zu schämen brauchen; sie waren auf
der gerechten Seite, und ihre Zukunft wird in Helligkeit aufblühen.

7. November 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] ſchen Soldaten erweckt. Sie hatten eine ganz andere erwartet.
Einmal bot ſich mir die Gelegenheit, vor den deutſchen Geſchütz-
poſitionen mit einer Schar von Gefangenen zu ſprechen, die nur
ein paar Stunden vorher genommen worden waren. Sie waren
tief niedergeſchlagen und fragten mich, was für ein Schickſal ihnen
nun bevorſtehe. Sie zeigten ihre Wunden und ſprachen mit Tränen
in den Augen von Weib und Kind.

Ich antwortete, daß das erſte, was ſie finden würden, ein
ſiedender Suppenkeſſel und ein Haufen von friſchgebackenen Laiben
Brot wäre, ſowie ein Arzt, der ihnen die Wunden pflegen und
verbinden würde. Nachher würden ſie ihre Zeit in der Gefangen-
ſchaft nicht als Müßiggänger, ſondern in Arbeit verbringen, um
endlich nach dem Friedensſchluß zu den Ihrigen nach ihrem eigenen
Lande zurückzukehren. Mit Rührung ſah ich ihre Geſichtszüge
ſich wandeln. Ein Leuchten ging über die kleine Schar von er-
matteten Soldaten, die in ihren blauen Röcken und roten Hoſen
wochenlang in kalten, feuchten Schützengräben gelegen hatten.

Mit Zweifel und Aerger hatte ich in ausländiſchen Zeitungen
geleſen, daß die franzöſiſchen Gefangenen von den Deutſchen hart
behandelt werden. Jetzt kann ich meine Ehre dafür verpfänden,
daß derartige Behauptungen lauter Lügen ſind.

Hinter der deutſchen Front geht kein einziges franzöſiſches
Leben verloren, ſoweit Menſchenmacht es zu retten vermag.

Keinen einzigen deutſchen Offizier traf ich, der mit Härte über
Frankreich ſprach. Alle, ohne Ausnahme, hegen für jenes große
und ſchöne Land eine aufrichtige und ehrliche Sympathie. Draußen
in den Schützengräben liegen deutſche und franzöſiſche Soldaten,
die einander mit Büchſe, Maſchinengewehren und Bajonetten zu
töten ſuchen. Hier aber, hinter den Feuerlinien, bieten die Deut-
ſchen ihren Gegnern Zigaretten und anderes an und zeigen ihnen
gegenüber die ritterlichſte Kameradſchaft. Nein, in Deutſchland
herrſcht kein Haß gegen Frankreich. Deutſchland hätte die Hände
auf kein franzöſiſches Dorf gelegt, keine Kugel über die Grenze
gehen laſſen, wäre es nicht gegen ſeinen Willen dazu genötigt.
Deutſchland hat nie anderes und mehr verlangt, als in Frieden
mit ſeinem weſtlichen Nachbar leben zu dürfen. Frankreich wäre
einer Zeit von ruhiger Entwicklung und feſter Sicherheit entgegen-
getreten, wäre es nicht von gewiſſenloſen Abenteurern in die
Kataſtrophe gejagt, die nun wie eine drohende Gewitterwolke über
ſeinem von der ganzen Welt geliebten Lande ſchwebt.

Wer trägt die Verantwortlichkeit dafür, daß der unglückliche
Gedanke der Revanche ſchon 44 Jahre lang am Leben gehalten
wurde? Wer trägt die Schuld dafür, daß das fleißige, ſparſame
franzöſiſche Volk in ein immer größer werdendes Unglück gehetzt
wurde? Meint man wirklich, daß Deutſchland es nun wieder ein-
mal dulden wird, einer neuen Periode von abermals 50 Jahren
entgegenzuſehen, in welcher die Rüſtungen und der künſtlich ge-
ſchürte Nationalhaß in Frankreich fortdauernd beſtehen werden?
Wahrſcheinlich wird Deutſchland diesmal mit Macht ſich ein
dauerndes Gefühl der Sicherheit von Weſten ſchaffen. Wo bleibt
denn der vaterlandsliebende Franzoſe, der, bevor es zu ſpät wird,
es wagt, hervorzutreten und ſeinem Volke die Wahrheit zu ſagen,
daß es um ſeines eigenen Daſeins willen die Hand Deutſchland
entgegenſtrecken muß? Aber Frankreich läßt ſich von ſeinen ſo-
genannten „Freunden“ hetzen und will es nicht bedenken und ein-
ſehen, daß Deutſchland, das für ſeine Exiſtenz ringt, den Kampf
bis zum letzten Blutstropfen von Mann und Roß weiterführen
muß. Hier an der Front bleibt man nicht im Zweifel, wer zuerſt
weichen ſoll. Und mit Abſcheu und Entrüſtung erinnert man ſich,
daß hier einige ehrgeizige und kurzſichtige Männer für die Ströme
von Blut und Tränen verantwortlich ſind, die ſich heute über den
Boden Frankreichs ergießen. Hoffnungslos ſcheint dieſer Kampf
für die Gegner, da man ſieht, wie leicht es Deutſchland war, im
eigenen Lande eine Anleihe von beinahe 5 Milliarden aufzunehmen.
Ich bin überzeugt — und meine Anſicht wird von hervorragenden
Deutſchen geteilt —, daß dieſelbe Summe abermals, ſobald man
ſie nötig hat, aufgebracht werden kann. Deutſchland wird dem
Kriege kein Ende machen, bevor es auf allen Fronten geſiegt haben
wird. Auch muß man bedenken, daß das meiſte von den ungeheuren
Kriegskoſten im Lande ſelber bleibt. Vor ein paar Tagen gab es
Löhnungsauszahlung in dem Orte, wo ich mich jetzt befinde. Am
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rund eine Viertelmillion Mark nach Hauſe geſchickt! Und das iſt
nur eine kleine Ortſchaft auf dieſer rieſenbreiten Front. Ich möchte
den neutralen Völkern raten, mit Kritik und Verſtand die Zeitungs-
[Spaltenumbruch] berichte vom Gange des Krieges zu leſen. Niemals bis jetzt ließ
die Welt ſolche Hekatomben von Lügennachrichten, wie während
dieſes Krieges, über ſich ergehen. Deutſchland iſt das Ziel der
Verleumdung und des ſyſtematiſchen Lügenverkehrs. Kaum will
man den eigenen Augen glauben, wenn man die Nachrichten der
engliſchen Zeitungen lieſt. Sie machen ſich nichts daraus, in der
ſchamloſeſten Weiſe ſich über die Perſon des Kaiſers auszulaſſen.
Ich habe den Kaiſer hier geſehen, und ich weiß, daß er als ein
Beiſpiel für ſein ganzes Heer auf ſeinem Poſten ſteht; ich weiß,
wie er von ſeinen Truppen vergöttert wird. Ich weiß, und ich
kann es mit meiner Ehre verbürgen, daß der Kaiſer bis aufs
äußerſte alle Mittel verſucht hat, um dieſen Krieg abzuwehren.
„Der Friedenskaiſer“ war der Ehrentitel, den man ihm bei ſeinem
ſilbernen Jubiläum im vorigen Jahre gab. Seine ganze Politik
hat den Zweck ins Auge gefaßt, den Frieden aufrechtzuerhalten.
Die Geſchichte wird ihm recht geben, wenn auch jetzt Leute da ſind,
die ihn nicht verſtehen wollen oder nicht können. Es tut allen
germaniſchen Staaten not, jetzt feſt zuſammenzuhalten. Der Aus-
gang des Krieges wird das Schickſal der Germanen für alle Zeit
entſcheiden. Iſt Deutſchland einmal zerſchmettert, ſo werden
Schweden und Norwegen hinweggefegt und von Rußland ver-
ſchlungen werden. Glücklich das Volk, das in dieſen Tagen mutige
und hellſehende Führer hat.

Die Deutſchen müſſen mit tiefſtem Mißtrauen alle engliſchen
Nachrichten über deutſche Widerwärtigkeiten aufnehmen. Nie
hätte man geglaubt, daß ein hochkultiviertes Volk, wie das engli-
ſche, wochen- und monatelang ſich damit zufrieden geben würde,
von ſeiner Preſſe ſyſtematiſch betrogen zu werden. Man hätte
wohl das Recht, von einer modernen Preſſe Verantwortlichkeits-
gefühl und Anſtändigkeit zu beanſpruchen. Nie aber war eine
Preſſe ſo tief herabgeſunken wie die engliſche in dieſen letzten
Monaten. Was ſoll einmal das engliſche Volk denken, wenn es
zum Schluß endlich die Wahrheit erfährt? Ich fürchte, dieſe Wahr-
heit wird dem engliſchen Volke bitter, ja mehr wie bitter ſein.

Hat nicht die engliſche Preſſe die Deutſchen Barbaren ge-
ſcholten! Das Volk Goethes, Schillers, Wagners ſoll Barbaren
ſein! Wenn aber die Engländer ſelber mit den ſerbiſchen Königs-
mördern, mit den ſlawiſchen Horden Bündniſſe ſchließen und die
Japs zum Kriege gegen einen europäiſchen Staat auffordern;
wenn ſie in Afrika das Werk der chriſtlichen Miſſion unter die
Füße treten, indem ſie den europäiſchen Krieg auf afrikaniſchem
Boden führen; wenn ſie die Hindus nach Europa importieren und
überhaupt die farbige gegen die weiße Raſſe hetzen — dann ſind
ſie keine Barbaren! Die Weltgeſchichte wies nie ſo etwas auf wie
die heutige Politik Englands.

Eine Götterdämmerung fällt über die Erde. Und es iſt Eng-
land, das das Licht auslöſcht. Was der Menſchen Kultur Jahr-
hunderte hindurch aufbaute, das wird jetzt niedergeriſſen. Frank-
reich muß verbluten, damit England keine Verluſte leide.

Der Krieg iſt nicht zu Ende. Ich bedauere die engliſchen
Staatsmänner, die daran ſchuld ſind, daß England in dieſen Krieg
hineingezogen wurde, was ſo leicht zu vermeiden war.

Und ich beſitze in England genug alte liebe Freunde, um tief
und heiß und mit Tränen über das Unglück trauern zu müſſen,
das England als Lohn für ſeine Politik ernten wird.

Unmenſchlich war der Opiumkrieg, in den die Engländer
China ſtürzten. Aber eine Sünde gegen den heiligen Geiſt iſt
es, da ſie heidniſche, farbige Völker gegen ihre eigenen Raſſen-
verwandten, gegen die weißen, chriſtlichen Völker Europas hetzen.
Ein Makel iſt es, der nie abgewaſchen werden kann. Schon hegten
wir die innige Hoffnung, daß die Menſchheit zu beſſeren Zeiten
vorwärtsſchreite. Die engliſche Politik führte uns ins Mittelalter
zurück. Mit tiefem Mitleid denkt man an die Staatsmänner, die
die Entſcheidung in ihren Händen hielten und die ihr Volk von
dem größten Unglück und der Scham hätten retten können, die
jemals eine Nation betroffen haben.

Vor Gott ſollen ſie Rede ſtehen.

Bald wird alles im Lichte des Tages vorliegen. Da ſind die
Dokumente, da ſind die Zeugen, da liegen die Lügen aufgehäuft
in den Archiven der Preſſeabteilungen. Das Material iſt da; die
hiſtoriſche Bearbeitung kann gleich einſetzen. Sie wird zeigen,
daß die neutralen Staaten, die mit ihrer Sympathie auf der deut-
ſchen Seite ſtanden, ſich nicht zu ſchämen brauchen; ſie waren auf
der gerechten Seite, und ihre Zukunft wird in Helligkeit aufblühen.

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[657/0013] 7. November 1914. Allgemeine Zeitung ſchen Soldaten erweckt. Sie hatten eine ganz andere erwartet. Einmal bot ſich mir die Gelegenheit, vor den deutſchen Geſchütz- poſitionen mit einer Schar von Gefangenen zu ſprechen, die nur ein paar Stunden vorher genommen worden waren. Sie waren tief niedergeſchlagen und fragten mich, was für ein Schickſal ihnen nun bevorſtehe. Sie zeigten ihre Wunden und ſprachen mit Tränen in den Augen von Weib und Kind. Ich antwortete, daß das erſte, was ſie finden würden, ein ſiedender Suppenkeſſel und ein Haufen von friſchgebackenen Laiben Brot wäre, ſowie ein Arzt, der ihnen die Wunden pflegen und verbinden würde. Nachher würden ſie ihre Zeit in der Gefangen- ſchaft nicht als Müßiggänger, ſondern in Arbeit verbringen, um endlich nach dem Friedensſchluß zu den Ihrigen nach ihrem eigenen Lande zurückzukehren. Mit Rührung ſah ich ihre Geſichtszüge ſich wandeln. Ein Leuchten ging über die kleine Schar von er- matteten Soldaten, die in ihren blauen Röcken und roten Hoſen wochenlang in kalten, feuchten Schützengräben gelegen hatten. Mit Zweifel und Aerger hatte ich in ausländiſchen Zeitungen geleſen, daß die franzöſiſchen Gefangenen von den Deutſchen hart behandelt werden. Jetzt kann ich meine Ehre dafür verpfänden, daß derartige Behauptungen lauter Lügen ſind. Hinter der deutſchen Front geht kein einziges franzöſiſches Leben verloren, ſoweit Menſchenmacht es zu retten vermag. Keinen einzigen deutſchen Offizier traf ich, der mit Härte über Frankreich ſprach. Alle, ohne Ausnahme, hegen für jenes große und ſchöne Land eine aufrichtige und ehrliche Sympathie. Draußen in den Schützengräben liegen deutſche und franzöſiſche Soldaten, die einander mit Büchſe, Maſchinengewehren und Bajonetten zu töten ſuchen. Hier aber, hinter den Feuerlinien, bieten die Deut- ſchen ihren Gegnern Zigaretten und anderes an und zeigen ihnen gegenüber die ritterlichſte Kameradſchaft. Nein, in Deutſchland herrſcht kein Haß gegen Frankreich. Deutſchland hätte die Hände auf kein franzöſiſches Dorf gelegt, keine Kugel über die Grenze gehen laſſen, wäre es nicht gegen ſeinen Willen dazu genötigt. Deutſchland hat nie anderes und mehr verlangt, als in Frieden mit ſeinem weſtlichen Nachbar leben zu dürfen. Frankreich wäre einer Zeit von ruhiger Entwicklung und feſter Sicherheit entgegen- getreten, wäre es nicht von gewiſſenloſen Abenteurern in die Kataſtrophe gejagt, die nun wie eine drohende Gewitterwolke über ſeinem von der ganzen Welt geliebten Lande ſchwebt. Wer trägt die Verantwortlichkeit dafür, daß der unglückliche Gedanke der Revanche ſchon 44 Jahre lang am Leben gehalten wurde? Wer trägt die Schuld dafür, daß das fleißige, ſparſame franzöſiſche Volk in ein immer größer werdendes Unglück gehetzt wurde? Meint man wirklich, daß Deutſchland es nun wieder ein- mal dulden wird, einer neuen Periode von abermals 50 Jahren entgegenzuſehen, in welcher die Rüſtungen und der künſtlich ge- ſchürte Nationalhaß in Frankreich fortdauernd beſtehen werden? Wahrſcheinlich wird Deutſchland diesmal mit Macht ſich ein dauerndes Gefühl der Sicherheit von Weſten ſchaffen. Wo bleibt denn der vaterlandsliebende Franzoſe, der, bevor es zu ſpät wird, es wagt, hervorzutreten und ſeinem Volke die Wahrheit zu ſagen, daß es um ſeines eigenen Daſeins willen die Hand Deutſchland entgegenſtrecken muß? Aber Frankreich läßt ſich von ſeinen ſo- genannten „Freunden“ hetzen und will es nicht bedenken und ein- ſehen, daß Deutſchland, das für ſeine Exiſtenz ringt, den Kampf bis zum letzten Blutstropfen von Mann und Roß weiterführen muß. Hier an der Front bleibt man nicht im Zweifel, wer zuerſt weichen ſoll. Und mit Abſcheu und Entrüſtung erinnert man ſich, daß hier einige ehrgeizige und kurzſichtige Männer für die Ströme von Blut und Tränen verantwortlich ſind, die ſich heute über den Boden Frankreichs ergießen. Hoffnungslos ſcheint dieſer Kampf für die Gegner, da man ſieht, wie leicht es Deutſchland war, im eigenen Lande eine Anleihe von beinahe 5 Milliarden aufzunehmen. Ich bin überzeugt — und meine Anſicht wird von hervorragenden Deutſchen geteilt —, daß dieſelbe Summe abermals, ſobald man ſie nötig hat, aufgebracht werden kann. Deutſchland wird dem Kriege kein Ende machen, bevor es auf allen Fronten geſiegt haben wird. Auch muß man bedenken, daß das meiſte von den ungeheuren Kriegskoſten im Lande ſelber bleibt. Vor ein paar Tagen gab es Löhnungsauszahlung in dem Orte, wo ich mich jetzt befinde. Am andern Tage wurden mit der Feldpoſt in eingeſchriebenen Briefen rund eine Viertelmillion Mark nach Hauſe geſchickt! Und das iſt nur eine kleine Ortſchaft auf dieſer rieſenbreiten Front. Ich möchte den neutralen Völkern raten, mit Kritik und Verſtand die Zeitungs- berichte vom Gange des Krieges zu leſen. Niemals bis jetzt ließ die Welt ſolche Hekatomben von Lügennachrichten, wie während dieſes Krieges, über ſich ergehen. Deutſchland iſt das Ziel der Verleumdung und des ſyſtematiſchen Lügenverkehrs. Kaum will man den eigenen Augen glauben, wenn man die Nachrichten der engliſchen Zeitungen lieſt. Sie machen ſich nichts daraus, in der ſchamloſeſten Weiſe ſich über die Perſon des Kaiſers auszulaſſen. Ich habe den Kaiſer hier geſehen, und ich weiß, daß er als ein Beiſpiel für ſein ganzes Heer auf ſeinem Poſten ſteht; ich weiß, wie er von ſeinen Truppen vergöttert wird. Ich weiß, und ich kann es mit meiner Ehre verbürgen, daß der Kaiſer bis aufs äußerſte alle Mittel verſucht hat, um dieſen Krieg abzuwehren. „Der Friedenskaiſer“ war der Ehrentitel, den man ihm bei ſeinem ſilbernen Jubiläum im vorigen Jahre gab. Seine ganze Politik hat den Zweck ins Auge gefaßt, den Frieden aufrechtzuerhalten. Die Geſchichte wird ihm recht geben, wenn auch jetzt Leute da ſind, die ihn nicht verſtehen wollen oder nicht können. Es tut allen germaniſchen Staaten not, jetzt feſt zuſammenzuhalten. Der Aus- gang des Krieges wird das Schickſal der Germanen für alle Zeit entſcheiden. Iſt Deutſchland einmal zerſchmettert, ſo werden Schweden und Norwegen hinweggefegt und von Rußland ver- ſchlungen werden. Glücklich das Volk, das in dieſen Tagen mutige und hellſehende Führer hat. Die Deutſchen müſſen mit tiefſtem Mißtrauen alle engliſchen Nachrichten über deutſche Widerwärtigkeiten aufnehmen. Nie hätte man geglaubt, daß ein hochkultiviertes Volk, wie das engli- ſche, wochen- und monatelang ſich damit zufrieden geben würde, von ſeiner Preſſe ſyſtematiſch betrogen zu werden. Man hätte wohl das Recht, von einer modernen Preſſe Verantwortlichkeits- gefühl und Anſtändigkeit zu beanſpruchen. Nie aber war eine Preſſe ſo tief herabgeſunken wie die engliſche in dieſen letzten Monaten. Was ſoll einmal das engliſche Volk denken, wenn es zum Schluß endlich die Wahrheit erfährt? Ich fürchte, dieſe Wahr- heit wird dem engliſchen Volke bitter, ja mehr wie bitter ſein. Hat nicht die engliſche Preſſe die Deutſchen Barbaren ge- ſcholten! Das Volk Goethes, Schillers, Wagners ſoll Barbaren ſein! Wenn aber die Engländer ſelber mit den ſerbiſchen Königs- mördern, mit den ſlawiſchen Horden Bündniſſe ſchließen und die Japs zum Kriege gegen einen europäiſchen Staat auffordern; wenn ſie in Afrika das Werk der chriſtlichen Miſſion unter die Füße treten, indem ſie den europäiſchen Krieg auf afrikaniſchem Boden führen; wenn ſie die Hindus nach Europa importieren und überhaupt die farbige gegen die weiße Raſſe hetzen — dann ſind ſie keine Barbaren! Die Weltgeſchichte wies nie ſo etwas auf wie die heutige Politik Englands. Eine Götterdämmerung fällt über die Erde. Und es iſt Eng- land, das das Licht auslöſcht. Was der Menſchen Kultur Jahr- hunderte hindurch aufbaute, das wird jetzt niedergeriſſen. Frank- reich muß verbluten, damit England keine Verluſte leide. Der Krieg iſt nicht zu Ende. Ich bedauere die engliſchen Staatsmänner, die daran ſchuld ſind, daß England in dieſen Krieg hineingezogen wurde, was ſo leicht zu vermeiden war. Und ich beſitze in England genug alte liebe Freunde, um tief und heiß und mit Tränen über das Unglück trauern zu müſſen, das England als Lohn für ſeine Politik ernten wird. Unmenſchlich war der Opiumkrieg, in den die Engländer China ſtürzten. Aber eine Sünde gegen den heiligen Geiſt iſt es, da ſie heidniſche, farbige Völker gegen ihre eigenen Raſſen- verwandten, gegen die weißen, chriſtlichen Völker Europas hetzen. Ein Makel iſt es, der nie abgewaſchen werden kann. Schon hegten wir die innige Hoffnung, daß die Menſchheit zu beſſeren Zeiten vorwärtsſchreite. Die engliſche Politik führte uns ins Mittelalter zurück. Mit tiefem Mitleid denkt man an die Staatsmänner, die die Entſcheidung in ihren Händen hielten und die ihr Volk von dem größten Unglück und der Scham hätten retten können, die jemals eine Nation betroffen haben. Vor Gott ſollen ſie Rede ſtehen. Bald wird alles im Lichte des Tages vorliegen. Da ſind die Dokumente, da ſind die Zeugen, da liegen die Lügen aufgehäuft in den Archiven der Preſſeabteilungen. Das Material iſt da; die hiſtoriſche Bearbeitung kann gleich einſetzen. Sie wird zeigen, daß die neutralen Staaten, die mit ihrer Sympathie auf der deut- ſchen Seite ſtanden, ſich nicht zu ſchämen brauchen; ſie waren auf der gerechten Seite, und ihre Zukunft wird in Helligkeit aufblühen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-27T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1914/13>, abgerufen am 11.12.2024.