Allgemeine Zeitung, Nr. 43, 24. Oktober 1914.Seite 624. Allgemeine Zeitung 24. Oktober 1914. [Spaltenumbruch] Garde-Pionier-Bataillon, die Epauletten. Er nahm alsdann bei der 3. Feldkompagnie des letzteren bezw. vom 17. September bis 2. Oktober 1870 vertretungsweise als Adjutant des Kommandeurs der Ingenieure und Pioniere beim Generalkommando des Garde- korps am Feldzuge gegen Frankreich, insbesondere an der Schlacht bei Gravelotte, der Einschließung von Metz sowie an der Be- lagerung von Paris teil und erwarb sich das Eiserne Kreuz 2. Kl. Nach dem Kriege vom 1. Oktober 1872 ab zum Besuch der Am 24. September 1884 dem Generalstabe der 30. Division Am 15. September desselben Jahres wurde er mit Wahr- Vor kurzem betraute ihn der Kaiser mit dem Oberbefehl über Exzellenz v. Beseler wird a l. s. des Garde-Pionier-Bataillons Aus dem Tagebuch des Kommandanten von Lüttich. Der Verteidiger der Festung Lüttich, Generalleutnant Generalleutnant Leman gibt in der Einleitung zu seinem Be- Der erste begann am 14. um 41/2 Uhr nachmittags, nachdem Der dritte Abschnitt der Beschießung begann am 15. morgens Gegen 2 Uhr trat eine Feuerpause ein, die der General dazu Ueber den vierten Abschnitt der Beschießung, der mit dem Fall "Es war 2 Uhr, als die Beschießung von neuem mit einer Hef- Seite 624. Allgemeine Zeitung 24. Oktober 1914. [Spaltenumbruch] Garde-Pionier-Bataillon, die Epauletten. Er nahm alsdann bei der 3. Feldkompagnie des letzteren bezw. vom 17. September bis 2. Oktober 1870 vertretungsweiſe als Adjutant des Kommandeurs der Ingenieure und Pioniere beim Generalkommando des Garde- korps am Feldzuge gegen Frankreich, insbeſondere an der Schlacht bei Gravelotte, der Einſchließung von Metz ſowie an der Be- lagerung von Paris teil und erwarb ſich das Eiſerne Kreuz 2. Kl. Nach dem Kriege vom 1. Oktober 1872 ab zum Beſuch der Am 24. September 1884 dem Generalſtabe der 30. Diviſion Am 15. September desſelben Jahres wurde er mit Wahr- Vor kurzem betraute ihn der Kaiſer mit dem Oberbefehl über Exzellenz v. Beſeler wird à l. s. des Garde-Pionier-Bataillons Aus dem Tagebuch des Kommandanten von Lüttich. Der Verteidiger der Feſtung Lüttich, Generalleutnant Generalleutnant Leman gibt in der Einleitung zu ſeinem Be- Der erſte begann am 14. um 4½ Uhr nachmittags, nachdem Der dritte Abſchnitt der Beſchießung begann am 15. morgens Gegen 2 Uhr trat eine Feuerpauſe ein, die der General dazu Ueber den vierten Abſchnitt der Beſchießung, der mit dem Fall „Es war 2 Uhr, als die Beſchießung von neuem mit einer Hef- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0008" n="624"/><fw place="top" type="header">Seite 624. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 24. 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Nachdem er alsdann 1876/79 die Kriegs-<lb/> akademie beſucht und demnächſt zum rheiniſchen Pionier-Bataillon<lb/> Nr. 8 in Koblenz übergetreten, wurde er vom Mai 1880 ab zum<lb/> Großen Generalſtabe kommandiert bezw. am 18. April 1882, unter<lb/> Ueberweiſung zu letzterem, als Hauptmann in den Generalſtab der<lb/> Armee verſetzt.</p><lb/> <p>Am 24. September 1884 dem Generalſtabe der 30. Diviſion<lb/> in Metz überwieſen und am 14. Mai 1887 als Kompagniechef in<lb/> das 1. hannoverſche Infanterie-Regiment Nr. 74 in Hannover<lb/> verſetzt, kehrte am 19. September des folgenden Jahres in den<lb/> Großen Generalſtab zurück, kam am 26. November 1892 zum<lb/> Generalſtabe des <hi rendition="#aq">IX.</hi> Armeekorps in Altona, rückte am 17. Oktober<lb/> 1893 zum Oberſtleutnant auf und wurde am 27. des folgenden<lb/> Monats, unter Verſetzung zum Großen Generalſtabe, zur Dienſt-<lb/> leiſtung beim Kriegsminiſterium kommandiert. Demnächſt am<lb/> 14. 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Von dieſem Augenblick an<lb/> konnte die Beſchießung der Forts auf dem linken Maasufer be-<lb/> ginnen. Das Fort Loucin liegt nordweſtlich von Lüttich an der<lb/> großen Heerſtraße nach Brüſſel und iſt ganz modern ausgebaut.<lb/> Die Beſchießung begann nach dem Bericht Lemans am 11. Auguſt<lb/> mit 10- und 5-Zentimeter-Geſchützen. Am 12. und 13. Auguſt<lb/> wirkten auch 21-Zentimeter-Geſchütze mit, aber erſt am 14. Auguſt<lb/> eröffnete die deutſche Artillerie das Feuer mit Geſchützen, die zur<lb/> Vernichtung des Forts führten. General Leman hat während<lb/> der Beſchießung vier Zeitabſchnitte unterſchieden.</p><lb/> <p>Der erſte begann am 14. um 4½ Uhr nachmittags, nachdem<lb/> ein deutſcher Offizier mit Winkerflaggen ſich dem Fort auf 200<lb/> Meter genähert und ſo die Richtung für die deutſche Artillerie an-<lb/> gegeben hatte. Zwei Stunden dauerte ununterbrochen das Granat-<lb/> feuer, das mit großer Genauigkeit geleitet wurde. Nach einer halb-<lb/> ſtündigen Pauſe begann das Feuer der 21-Zentimeter-Geſchütze.<lb/> Sie bewarfen von zehn zu zehn Minuten die ganze Nacht hindurch<lb/> das Fort mit Granaten, die einen außerordentlichen Material-<lb/> ſchaden verurſachten. Die Eskarpe der Kehle war zerſtört, die<lb/> Schutzmauer der linken Flankenbatterie zertrümmert. In die<lb/> Panzerungen der Fenſter war Breſche gelegt, und nun machte ſich<lb/> eine andere üble Wirkung geltend: alle Aufenthaltsorte der Es-<lb/> karpe waren von dem Rauch der Granaten erfüllt, die teils in der<lb/> Schutzmauer, teils im Graben platzten. Dieſer giftige Rauch machte<lb/> den Aufenthalt in den bedeckten Räumen unmöglich und zwang<lb/> den General, die Beſatzung auf dem Sammelplatz und in der Gale-<lb/> rie zuſammenzudrängen. Aber auch dorthin drang der beläubende<lb/> Rauch und beeinträchtigte die Kampffähigkeit der Beſatzung.</p><lb/> <p>Der dritte Abſchnitt der Beſchießung begann am 15. morgens<lb/> um 5½ Uhr. 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Aber kaum hatte ich einige Schritte in der<lb/> Galerie getan, als ein mächtiger Luftſtoß, der den Korridor entlang<lb/> fegte, mich umwarf, ſo daß ich aufs Geſicht ſchlug. Ich erhob mich<lb/> und wollte meinen Weg fortſetzen, wurde aber feſtgebannt durch<lb/> eine wahre Flut von Stickluft, die alles einhüllte. Es war eine<lb/> Miſchung von dem Gas des explodierenden Pulvers und dem<lb/> Rauch einer Feuersbrunſt, die in den Mannſchaftsräumen ausge-<lb/> brochen war, wo ſich Betten und Möbel befanden. So wurden<lb/> wir alſo wieder dahin zurückgetrieben, woher wir kamen, aber die<lb/> Luft war jetzt nicht mehr zu atmen. Wir wären faſt erſtickt darin,<lb/> als Hauptmann Collard (der Adjutant des Generals) auf den Ge-<lb/> danken kam, den oberen Teil der Panzerung des Fenſters wegzu-<lb/> nehmen; indem ſo der Raum oberhalb des Gitterwerks frei gemacht<lb/> wurde, kam ein wenig Luft herein.</quote> </cit><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [624/0008]
Seite 624. Allgemeine Zeitung 24. Oktober 1914.
Garde-Pionier-Bataillon, die Epauletten. Er nahm alsdann bei
der 3. Feldkompagnie des letzteren bezw. vom 17. September bis
2. Oktober 1870 vertretungsweiſe als Adjutant des Kommandeurs
der Ingenieure und Pioniere beim Generalkommando des Garde-
korps am Feldzuge gegen Frankreich, insbeſondere an der Schlacht
bei Gravelotte, der Einſchließung von Metz ſowie an der Be-
lagerung von Paris teil und erwarb ſich das Eiſerne Kreuz 2. Kl.
Nach dem Kriege vom 1. Oktober 1872 ab zum Beſuch der
Artillerie- und Ingenieurſchule kommandiert und demnächſt im
Juni 1874 dem hannoverſchen Pionier-Bataillon Nr. 10 in Minden
überwieſen, wurde er am 26. September 1874 zum Ingenieur-
offizier ernannt, kam im November desſelben Jahres zum Forti-
fikationsdienſt in Köln und erhielt am 15. Juni 1875 das Patent
als Premierleutnant. Nachdem er alsdann 1876/79 die Kriegs-
akademie beſucht und demnächſt zum rheiniſchen Pionier-Bataillon
Nr. 8 in Koblenz übergetreten, wurde er vom Mai 1880 ab zum
Großen Generalſtabe kommandiert bezw. am 18. April 1882, unter
Ueberweiſung zu letzterem, als Hauptmann in den Generalſtab der
Armee verſetzt.
Am 24. September 1884 dem Generalſtabe der 30. Diviſion
in Metz überwieſen und am 14. Mai 1887 als Kompagniechef in
das 1. hannoverſche Infanterie-Regiment Nr. 74 in Hannover
verſetzt, kehrte am 19. September des folgenden Jahres in den
Großen Generalſtab zurück, kam am 26. November 1892 zum
Generalſtabe des IX. Armeekorps in Altona, rückte am 17. Oktober
1893 zum Oberſtleutnant auf und wurde am 27. des folgenden
Monats, unter Verſetzung zum Großen Generalſtabe, zur Dienſt-
leiſtung beim Kriegsminiſterium kommandiert. Demnächſt am
14. Mai 1894 als Chef der Armeeabteilung des Allgemeinen Kriegs-
departements in das Kriegsminiſterium verſetzt und am 22. März
1897 zum Oberſt befördert, trat er am 8. Oktober 1898 als Kom-
mandeur an die Spitze des 5. rheiniſchen Infanterie-Regiments
Nr. 65 in Köln, wurde am 17. Oktober 1899, unter Verſetzung in
den Generalſtab der Armee, mit Wahrnehmung der Geſchäfte eines
Oberquartiermeiſters beauftragt und erhielt am 16. des folgenden
Monats den Rang eines Brigade-Kommandeurs und am 27. Januar
1900 das Patent als Generalmajor. Am 9. Juni 1900 wurde er
Mitglied der Studienkommiſſion der Kriegsakademie, am 22. des
folgenden Monats Oberquartiermeiſter und am 18. April 1903,
unter gleichzeitiger Entbindung von der Stellung als Mitglied der
Studienkommiſſion der Kriegsakademie, Generalleutnant und Kom-
mandeur der 6. Diviſion in Brandenburg a. H.
Am 15. September desſelben Jahres wurde er mit Wahr-
nehmung der Geſchäfte des Chefs des Ingenieur- und Pionier-
korps und Generalinſpekteurs der Feſtungen beauftragt; kurz dar-
auf erfolgte ſeine definitive Beſtätigung in dieſer Stellung. Am
11. September 1907 ſtieg er zum General der Infanterie auf; am
5. Januar 1911 trat er auf ſeinen Antrag in die Klaſſe der zur
Dispoſition ſtehenden Offiziere über. Bald darauf berief ihn der
Kaiſer auf Lebensdauer in das preußiſche Herrenhaus.
Vor kurzem betraute ihn der Kaiſer mit dem Oberbefehl über
die Belagerungsarmee von Antwerpen, eine Aufgabe die er in ſo
glänzender Weiſe löſte, daß ihm der Orden Pour le mérite ver-
liehen wurde.
Exzellenz v. Beſeler wird à l. s. des Garde-Pionier-Bataillons
geführt; er iſt ein jüngerer Bruder des preußiſchen Juſtizminiſters
Dr. Max Beſeler; ſeit 1885 iſt er mit Klara, geb. Cornelius, ver-
heiratet und hat drei Töchter, Margot, Katharina und Aſta.
Aus dem Tagebuch des Kommandanten von Lüttich.
Der Verteidiger der Feſtung Lüttich, Generalleutnant
Leman, hat denkwürdige Aufzeichnungen über die Beſchießung
und Eroberung des Forts Loucin gemacht. Dieſe Aufzeichnungen
ſind nicht nur werwoll für die Erkenntnis der Wirkung unſerer
Artillerie, ſondern auch von höchſtem pſychologiſchen Intereſſe, da
ſie aus der Feder eines Mannes ſtammen, der mit einem Herois-
mus, den wir auch am Feind bewundern, bis zum bitteren Ende
in der Hölle des von unſeren Granaten beworfenen Forts ausge-
halten hat.
Generalleutnant Leman gibt in der Einleitung zu ſeinem Be-
richt eine Beſchreibung des Forts Loucin mit allen techniſchen Ein-
zelheiten, dazu farbige Zeichnungen, die die Beſchreibung erläu-
tern. Der General berichtet, daß die Deutſchen am 7. Auguſt die
ganze Stadt in den Händen hatten, weil ſie durch das Fehlen eines
gedeckten Platzes innerhalb des Fortgürtels auf dem rechten Maas-
ufer ſämtliche Forts auf dieſer Seite von innen her, d. h. von der
Kehlſeite her, angreifen konnten. Von dieſem Augenblick an
konnte die Beſchießung der Forts auf dem linken Maasufer be-
ginnen. Das Fort Loucin liegt nordweſtlich von Lüttich an der
großen Heerſtraße nach Brüſſel und iſt ganz modern ausgebaut.
Die Beſchießung begann nach dem Bericht Lemans am 11. Auguſt
mit 10- und 5-Zentimeter-Geſchützen. Am 12. und 13. Auguſt
wirkten auch 21-Zentimeter-Geſchütze mit, aber erſt am 14. Auguſt
eröffnete die deutſche Artillerie das Feuer mit Geſchützen, die zur
Vernichtung des Forts führten. General Leman hat während
der Beſchießung vier Zeitabſchnitte unterſchieden.
Der erſte begann am 14. um 4½ Uhr nachmittags, nachdem
ein deutſcher Offizier mit Winkerflaggen ſich dem Fort auf 200
Meter genähert und ſo die Richtung für die deutſche Artillerie an-
gegeben hatte. Zwei Stunden dauerte ununterbrochen das Granat-
feuer, das mit großer Genauigkeit geleitet wurde. Nach einer halb-
ſtündigen Pauſe begann das Feuer der 21-Zentimeter-Geſchütze.
Sie bewarfen von zehn zu zehn Minuten die ganze Nacht hindurch
das Fort mit Granaten, die einen außerordentlichen Material-
ſchaden verurſachten. Die Eskarpe der Kehle war zerſtört, die
Schutzmauer der linken Flankenbatterie zertrümmert. In die
Panzerungen der Fenſter war Breſche gelegt, und nun machte ſich
eine andere üble Wirkung geltend: alle Aufenthaltsorte der Es-
karpe waren von dem Rauch der Granaten erfüllt, die teils in der
Schutzmauer, teils im Graben platzten. Dieſer giftige Rauch machte
den Aufenthalt in den bedeckten Räumen unmöglich und zwang
den General, die Beſatzung auf dem Sammelplatz und in der Gale-
rie zuſammenzudrängen. Aber auch dorthin drang der beläubende
Rauch und beeinträchtigte die Kampffähigkeit der Beſatzung.
Der dritte Abſchnitt der Beſchießung begann am 15. morgens
um 5½ Uhr. Das Feuer war äußerſt heftig und hörte erſt gegen
2 Uhr nachmittags auf. Die Schüſſe waren ſehr gut gezielt und
richteten entſetzliche Verwüſtungen an. Die Wölbung des Kom-
mandeurſtandes, wo ſich der General mit ſeinen beiden Adjutanten
befand, erhielt furchtbare Stöße, ſo daß das Fort in ſeinen Grund-
feſten erzitterte. Eine Granate, die nicht weit von dem Ventila-
tionsſchacht des Kommandeurſtandes platzte, warf tödlichen Rauch
und erſtickenden Staub in den Raum. Jegliche Ventilation und
die elektriſchen Lichtanlagen waren zerſtört, ſo daß die Beſatzung
ſich mit Petroleumlampen behelfen mußte.
Gegen 2 Uhr trat eine Feuerpauſe ein, die der General dazu
benutzte, einen Erkundungsgang durch das Fort zu machen. Er
fand die Kehle des Forts völlig in Trümmer gelegt.
Ueber den vierten Abſchnitt der Beſchießung, der mit dem Fall
des Forts Loucin endete, hören wir am beſten, was der General
Leman ſelbſt berichtet:
„Es war 2 Uhr, als die Beſchießung von neuem mit einer Hef-
tigkeit begann, von der man ſich keine Vorſtellung machen kann.
Es kam uns ſo vor, als ob die deutſchen Batterien Salven abgäben.
Wir erfuhren ſpäter, daß ſie da mit 42-Zentimeter-Mörſern ge-
ſchoſſen hatten, die Granaten von 1000 Kilogramm gegen uns
ſchleuderten, von einer bisher noch nie dageweſenen Exploſionskraft.
Wir hörten, wenn ſie ankamen; wir hörten das Sauſen der
Luft, das ſich allmählich zum Heulen eines wütenden Orkans ſtei-
gerte und in einem furchtbaren Donnerſchlag ſeinen Abſchluß fand.
Ungeheure Wolken von Staub und Rauch wälzten ſich über den
erzitternden Boden.
In einem gewiſſen Augenblick dieſer ſchrecklichen Beſchießung
wollte ich in den Kommandeurſtand zurückgehen, um zu ſehen, was
dort vor ſich ging. Aber kaum hatte ich einige Schritte in der
Galerie getan, als ein mächtiger Luftſtoß, der den Korridor entlang
fegte, mich umwarf, ſo daß ich aufs Geſicht ſchlug. Ich erhob mich
und wollte meinen Weg fortſetzen, wurde aber feſtgebannt durch
eine wahre Flut von Stickluft, die alles einhüllte. Es war eine
Miſchung von dem Gas des explodierenden Pulvers und dem
Rauch einer Feuersbrunſt, die in den Mannſchaftsräumen ausge-
brochen war, wo ſich Betten und Möbel befanden. So wurden
wir alſo wieder dahin zurückgetrieben, woher wir kamen, aber die
Luft war jetzt nicht mehr zu atmen. Wir wären faſt erſtickt darin,
als Hauptmann Collard (der Adjutant des Generals) auf den Ge-
danken kam, den oberen Teil der Panzerung des Fenſters wegzu-
nehmen; indem ſo der Raum oberhalb des Gitterwerks frei gemacht
wurde, kam ein wenig Luft herein.
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(2023-04-27T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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