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Allgemeine Zeitung, Nr. 41, 10. Oktober 1914.

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Allgemeine Zeitung 10. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] nicht in einer altruistischen Fürsorge für die Unabhängigkeit und
Integrität Belgiens.

Diese war nicht bedroht, wir hatten sie England ausdrücklich
zugesichert.

Aber es ist begreiflich, daß ein Land, das seine Kolonialherr-
schaft auf den Trümmern anderer Staaten aufgebaut hat, ein Land,
das sich wie in jüngster Zeit noch in Aegypten so oft über gegebene
Versprechen und internationale Verträge hinweggesetzt hat, dieser
Zusicherung nicht traute. Ein deutsches Sprichwort sagt: Man
vermutet niemand hinter einem Busch, hinter dem man nicht selbst
gesessen hat.

So tauchte in der Phantasie der englischen Staatsmänner das
Schreckgespenst einer Besetzung Antwerpens durch deutsche Truppen
auf und wie Sir Edward Grey Frankreich die englische Hilfe schon
für den Fall einer Bedrohung von Calais und Cherbourg durch
die deutsche Flotte zugesichert hatte, so veranlaßte schließlich die Be-
sorgnis, ein Teil der Südküste des Kanals könne den schwachen
Händen Belgiens entrissen und zu einer Operationsbasis für die
deutsche Flotte werden, England nicht nur dazu, sich selbst am
Kriege zu beteiligen, sondern auch zu dem furchtbaren Verbrechen,
das bedauernswerte Belgien zum Widerstand gegen den deutschen
Einmarsch zu ermutigen.

Die Haltung Englands ist somit lediglich durch den rücksichts-
losen englischen Eigennutz bestimmt worden, der überhaupt für den
ganzen furchtbaren Krieg verantwortlich ist.

Wenn heute auf den Schlachtfeldern des Kontinents die Söhne
Deutschlands, Oesterreichs, Frankreichs und Rußlands für das Vater-
land verbluten müssen, so trifft die moralische Verantwortung dafür
mit in erster Linie die englische Politik, die unter der Formel der
Erhaltung des europäischen Gleichgewichts andauernd die chauvi-
nistischen Strömungen in Frankreich und Rußland gegen Deutsch-
land ermutigt und damit einen Zustand der Spannung auf dem
Kontinent hervorrief, der sich im gegenwärtigen Krieg entladen hat.

Von jeher ist es die englische Politik gewesen, die Völker des
Kontinents gegeneinander aufzureizen, um selbst ungestört die Welt
beherrschen zu können.
Vom englischen Lügenkrieg.

In der englischen Presse ist von einem Tagesbefehl
Kaiser Wilhelms
berichtet worden, worin unter Ausdrücken
der Verachtung gegen das englische Heer zu dessen Vernichtung auf-
gefordert wurde. Dieser angebliche Tagesbefehl ist erfunden.

Das Reutersche Bureau hat an das Ritzau-Bureau in Kopen-
hagen
ein Telegramm zur Verbreitung geschickt, worin nach einer
Meldung des "Temps" eine Baronin de Baye den deutschen
Kronprinzen
beschuldigt, auf Schloß Baye bei Champaubert
Kunstgegenstände und Kostbarkeiten geraubt und beim Verlassen des
Schlosses Bilder des Kaisers und der Kaiserin von Rußland mit
Füßen getreten zu haben.

Diese Meldung ist eine schamlose Lüge. Der Kronprinz
ist nach amtlicher Feststellung niemals im Schloß Baye gewesen.
Auch Truppen seines Heeres sind dorthin nicht gelangt. Auch die
von französischen Blättern gemeldete Zerstörung der dem Präsiden-
ten Poincare gehörigen Besitzung Ribecourt in Lothringen
durch die Deutschen ist eine Fabel. Ribecourt lag allerdings vom
6. bis 9. September im Brennpunkt von Kämpfen und ist in Brand
geschossen worden, aber durch französische Artillerie.

Der Orient.

Aus Konstantinopel läßt sich das Wolffsche Bureau tele-
graphieren:

Wie der "Taswiriefkas" meldet, entsandten die kaukasi-
schen Behörden
gegen die Muselmanen in der Um-
gebung von Batum, Adjora und Tschuruksu, die sich, indem sie sich
weigerten, Militärdienste zu tun, erhoben, muselmanische Truppen,
die nun mit den Aufständischen gemeinsame Sache machen. Die
Behörden mußten Artillerie gegen sie entsenden und konnten so
einigermaßen ernstere Zwischenfälle verhüten.

Die türkischen Blätter veröffentlichen eine halbamtliche Aus-
lassung, in der die Meldung des ägyptischen, im englischen Sold
stehenden Blattes "Al Mokattan", daß der Khedive eine Ver-
gnügungsreise unternehmen werde, entschieden dementiert
wurde. In der Auslassung heißt es u. a.:

Obwohl die hiesige englische Botschaft dem Khedive erklärte, es
wäre angezeigt, daß er Konstantinopel verließe und eine Ver-
[Spaltenumbruch] gnügungsreise im Mittelmeer unternehme, habe der Khedive dieses
mit dem Bemerken verweigert, so lange er nicht nach Aegypten
abreise, zöge er es vor, in Konstantinopel, dem Sitze des Kalifats,
zu bleiben.

Auf der russischen Gesandtschaft in Teheran wurden Drohbriefe
gefunden. Rußland soll deshalb zum Schutze seiner Untertanen
und des diplomatischen Personals Truppen absenden und verschärfte
Maßnahmen auf den russischen Bahnlinien ergreifen. Bedrohlich
gestaltet sich die Lage für die Russen in Ardebil, das ziemlich befestigt
und geeignet ist, den Russen Ungelegenheiten zu bereiten. In
Täbris, Kaswin und Serab sind Befreiungskomitees gebildet wor-
den, die großen Zuzug erhalten. Beim Unargebirge kam es zu
heftigen Gefechten mit russischen Grenztruppen, in denen die
Schachsewennen die Oberhand erlangten. Die Lage in Südpersien
ist für die Engländer bedenklich.

Aus den Kolonien.

Wenn man die bisher vorliegenden, zum Teil allerdings eng-
lischen Quellen entstammenden Nachrichten über den Angriff unserer
Gegner auf Tsingtau zusammenfaßt, ergibt sich folgendes Bild:
Vereinigte japanische und englische Streitkräfte gelangten am Sonn-
tag, den 27. September nach unbedeutenden Scharmützeln mit vor-
geschobenen deutschen Streitkräften bis an den Litsunfluß. Hier
wurde ihr rechter Flügel vom Innern der Bucht aus durch drei
deutsche Schiffe beschossen, bis japanische Flieger eingriffen. Die
Flieger wurden dabei beschädigt. Der Gesamtverlust des Gegners
betrug 150 Tote. Die deutschen Verluste sind unbekannt. Während
der Kämpfe hat ein deutsches Kanonenboot die deutschen Landtrup-
pen in vorzüglicher Weise unterstützt. Das Kanonenboot wurde
von der japanischen Flotte angegriffen, scheint aber unbeschädigt
geblieben zu sein. Am 28. September, während Tsingtau zu Land
ganz abgeschlossen wurde, beschoß eine japanische Linienschiffsdivi-
sion zwei deutsche Küstenbatterien, die kräftig antworteten. Die
deutschen Verluste sind unbekannt. Am folgenden Tage begann
die Heeresmacht der Verbündeten ihren Angriff auf vorgeschobene
deutsche Stellungen. Anscheinend ging der Angriff auf die deutsche
Hauptverteidigungslinie. Von deutscher Seite wurde unter Ein-
setzung aller Kräfte geantwortet.

Der B. Z. am Mittag wird von ihrem besonderen Bericht-
erstatter aus Rotterdam unterm 6. ds. mitgeteilt: Bei dem
ersten Sturm auf die Infanteriewerke von Tsingtau wurden
die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verlust von
2500 Mann zurückgeschlagen. Die Wirkung der deutschen Minen,
Geschütze und Maschinengewehre war vernichtend.

Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem öster-
reichisch-ungarischen Kreuzer "Kaiserin Elisa-
beth"
und dem deutschen Kanonenboot "Jaguar"
wirksam beschossen. Die deutschen Verluste sollen gering sein. Die
Japaner warten Verstärkungen aus Japan ab.

Letzte Meldung vom 7. ds.: Aus Tokio wird amtlich gemeldet:
Eine Maschinengewehrabteilung besetzte Jaluit, den Sitz der Re-
gierung der Marschallinseln, widerstandslos. Für die eng-
lischen Kaufleute wurde die Einfuhr freigegeben. Die Marinever-
waltung erklärt, die Landung sei eine rein militärische Handlung
gewesen. Eine dauernde Besetzung sei nicht beabsichtigt.

In einer offiziellen Mitteilung des britischen Kolonialministe-
riums heißt es: Der Feind unternahm im September zahlreiche
Versuche, in Britisch-Ostafrika einzudringen, und die Uganda-Bahn
abzuschneiden. Alle Versuche wurden zurückgewiesen, nur eine
Grenzstation wird von einer kleinen deutschen Abteilung gehalten. Die
normale Truppenbesatzung ist durch indische Truppen verstärkt worden.

Der Gouverneur von Kamerun meldet siegreiche Gefechte
von Anfang September gegen Engländer und Franzosen. In diesen
Gefechten sind Oberleutnant v. Pottkirch und Milbrat, sowie Be-
zirksamtmann Rausch gefallen. Die zuständigen Stellen nehmen
an, daß diese Kämpfe am Benue- und Creßfluß stattfanden.

Aus Bordeaux wird vom französischen Marineministerium
amtlich mitgeteilt:

Die deutschen Kreuzer "Scharnhorst" und "Gneisenau"
sind am 22. September vor Papeete auf Tahiti erschienen
und haben das kleine Kanonenboot "Zelee", welches seit 14. Sep-
tember abgerüstet im Hafen lag, in den Grund geschossen.
Hierauf beschossen sie die offene Stadt Papeete und fuhren weiter.

Allgemeine Zeitung 10. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] nicht in einer altruiſtiſchen Fürſorge für die Unabhängigkeit und
Integrität Belgiens.

Dieſe war nicht bedroht, wir hatten ſie England ausdrücklich
zugeſichert.

Aber es iſt begreiflich, daß ein Land, das ſeine Kolonialherr-
ſchaft auf den Trümmern anderer Staaten aufgebaut hat, ein Land,
das ſich wie in jüngſter Zeit noch in Aegypten ſo oft über gegebene
Verſprechen und internationale Verträge hinweggeſetzt hat, dieſer
Zuſicherung nicht traute. Ein deutſches Sprichwort ſagt: Man
vermutet niemand hinter einem Buſch, hinter dem man nicht ſelbſt
geſeſſen hat.

So tauchte in der Phantaſie der engliſchen Staatsmänner das
Schreckgeſpenſt einer Beſetzung Antwerpens durch deutſche Truppen
auf und wie Sir Edward Grey Frankreich die engliſche Hilfe ſchon
für den Fall einer Bedrohung von Calais und Cherbourg durch
die deutſche Flotte zugeſichert hatte, ſo veranlaßte ſchließlich die Be-
ſorgnis, ein Teil der Südküſte des Kanals könne den ſchwachen
Händen Belgiens entriſſen und zu einer Operationsbaſis für die
deutſche Flotte werden, England nicht nur dazu, ſich ſelbſt am
Kriege zu beteiligen, ſondern auch zu dem furchtbaren Verbrechen,
das bedauernswerte Belgien zum Widerſtand gegen den deutſchen
Einmarſch zu ermutigen.

Die Haltung Englands iſt ſomit lediglich durch den rückſichts-
loſen engliſchen Eigennutz beſtimmt worden, der überhaupt für den
ganzen furchtbaren Krieg verantwortlich iſt.

Wenn heute auf den Schlachtfeldern des Kontinents die Söhne
Deutſchlands, Oeſterreichs, Frankreichs und Rußlands für das Vater-
land verbluten müſſen, ſo trifft die moraliſche Verantwortung dafür
mit in erſter Linie die engliſche Politik, die unter der Formel der
Erhaltung des europäiſchen Gleichgewichts andauernd die chauvi-
niſtiſchen Strömungen in Frankreich und Rußland gegen Deutſch-
land ermutigt und damit einen Zuſtand der Spannung auf dem
Kontinent hervorrief, der ſich im gegenwärtigen Krieg entladen hat.

Von jeher iſt es die engliſche Politik geweſen, die Völker des
Kontinents gegeneinander aufzureizen, um ſelbſt ungeſtört die Welt
beherrſchen zu können.
Vom engliſchen Lügenkrieg.

In der engliſchen Preſſe iſt von einem Tagesbefehl
Kaiſer Wilhelms
berichtet worden, worin unter Ausdrücken
der Verachtung gegen das engliſche Heer zu deſſen Vernichtung auf-
gefordert wurde. Dieſer angebliche Tagesbefehl iſt erfunden.

Das Reuterſche Bureau hat an das Ritzau-Bureau in Kopen-
hagen
ein Telegramm zur Verbreitung geſchickt, worin nach einer
Meldung des „Temps“ eine Baronin de Baye den deutſchen
Kronprinzen
beſchuldigt, auf Schloß Baye bei Champaubert
Kunſtgegenſtände und Koſtbarkeiten geraubt und beim Verlaſſen des
Schloſſes Bilder des Kaiſers und der Kaiſerin von Rußland mit
Füßen getreten zu haben.

Dieſe Meldung iſt eine ſchamloſe Lüge. Der Kronprinz
iſt nach amtlicher Feſtſtellung niemals im Schloß Baye geweſen.
Auch Truppen ſeines Heeres ſind dorthin nicht gelangt. Auch die
von franzöſiſchen Blättern gemeldete Zerſtörung der dem Präſiden-
ten Poincaré gehörigen Beſitzung Ribécourt in Lothringen
durch die Deutſchen iſt eine Fabel. Ribécourt lag allerdings vom
6. bis 9. September im Brennpunkt von Kämpfen und iſt in Brand
geſchoſſen worden, aber durch franzöſiſche Artillerie.

Der Orient.

Aus Konſtantinopel läßt ſich das Wolffſche Bureau tele-
graphieren:

Wie der „Taswiriefkas“ meldet, entſandten die kaukaſi-
ſchen Behörden
gegen die Muſelmanen in der Um-
gebung von Batum, Adjora und Tſchurukſu, die ſich, indem ſie ſich
weigerten, Militärdienſte zu tun, erhoben, muſelmaniſche Truppen,
die nun mit den Aufſtändiſchen gemeinſame Sache machen. Die
Behörden mußten Artillerie gegen ſie entſenden und konnten ſo
einigermaßen ernſtere Zwiſchenfälle verhüten.

Die türkiſchen Blätter veröffentlichen eine halbamtliche Aus-
laſſung, in der die Meldung des ägyptiſchen, im engliſchen Sold
ſtehenden Blattes „Al Mokattan“, daß der Khedive eine Ver-
gnügungsreiſe unternehmen werde, entſchieden dementiert
wurde. In der Auslaſſung heißt es u. a.:

Obwohl die hieſige engliſche Botſchaft dem Khedive erklärte, es
wäre angezeigt, daß er Konſtantinopel verließe und eine Ver-
[Spaltenumbruch] gnügungsreiſe im Mittelmeer unternehme, habe der Khedive dieſes
mit dem Bemerken verweigert, ſo lange er nicht nach Aegypten
abreiſe, zöge er es vor, in Konſtantinopel, dem Sitze des Kalifats,
zu bleiben.

Auf der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Teheran wurden Drohbriefe
gefunden. Rußland ſoll deshalb zum Schutze ſeiner Untertanen
und des diplomatiſchen Perſonals Truppen abſenden und verſchärfte
Maßnahmen auf den ruſſiſchen Bahnlinien ergreifen. Bedrohlich
geſtaltet ſich die Lage für die Ruſſen in Ardebil, das ziemlich befeſtigt
und geeignet iſt, den Ruſſen Ungelegenheiten zu bereiten. In
Täbris, Kaswin und Serab ſind Befreiungskomitees gebildet wor-
den, die großen Zuzug erhalten. Beim Unargebirge kam es zu
heftigen Gefechten mit ruſſiſchen Grenztruppen, in denen die
Schachſewennen die Oberhand erlangten. Die Lage in Südperſien
iſt für die Engländer bedenklich.

Aus den Kolonien.

Wenn man die bisher vorliegenden, zum Teil allerdings eng-
liſchen Quellen entſtammenden Nachrichten über den Angriff unſerer
Gegner auf Tſingtau zuſammenfaßt, ergibt ſich folgendes Bild:
Vereinigte japaniſche und engliſche Streitkräfte gelangten am Sonn-
tag, den 27. September nach unbedeutenden Scharmützeln mit vor-
geſchobenen deutſchen Streitkräften bis an den Litſunfluß. Hier
wurde ihr rechter Flügel vom Innern der Bucht aus durch drei
deutſche Schiffe beſchoſſen, bis japaniſche Flieger eingriffen. Die
Flieger wurden dabei beſchädigt. Der Geſamtverluſt des Gegners
betrug 150 Tote. Die deutſchen Verluſte ſind unbekannt. Während
der Kämpfe hat ein deutſches Kanonenboot die deutſchen Landtrup-
pen in vorzüglicher Weiſe unterſtützt. Das Kanonenboot wurde
von der japaniſchen Flotte angegriffen, ſcheint aber unbeſchädigt
geblieben zu ſein. Am 28. September, während Tſingtau zu Land
ganz abgeſchloſſen wurde, beſchoß eine japaniſche Linienſchiffsdivi-
ſion zwei deutſche Küſtenbatterien, die kräftig antworteten. Die
deutſchen Verluſte ſind unbekannt. Am folgenden Tage begann
die Heeresmacht der Verbündeten ihren Angriff auf vorgeſchobene
deutſche Stellungen. Anſcheinend ging der Angriff auf die deutſche
Hauptverteidigungslinie. Von deutſcher Seite wurde unter Ein-
ſetzung aller Kräfte geantwortet.

Der B. Z. am Mittag wird von ihrem beſonderen Bericht-
erſtatter aus Rotterdam unterm 6. ds. mitgeteilt: Bei dem
erſten Sturm auf die Infanteriewerke von Tſingtau wurden
die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verluſt von
2500 Mann zurückgeſchlagen. Die Wirkung der deutſchen Minen,
Geſchütze und Maſchinengewehre war vernichtend.

Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem öſter-
reichiſch-ungariſchen Kreuzer „Kaiſerin Eliſa-
beth“
und dem deutſchen Kanonenboot „Jaguar“
wirkſam beſchoſſen. Die deutſchen Verluſte ſollen gering ſein. Die
Japaner warten Verſtärkungen aus Japan ab.

Letzte Meldung vom 7. ds.: Aus Tokio wird amtlich gemeldet:
Eine Maſchinengewehrabteilung beſetzte Jaluit, den Sitz der Re-
gierung der Marſchallinſeln, widerſtandslos. Für die eng-
liſchen Kaufleute wurde die Einfuhr freigegeben. Die Marinever-
waltung erklärt, die Landung ſei eine rein militäriſche Handlung
geweſen. Eine dauernde Beſetzung ſei nicht beabſichtigt.

In einer offiziellen Mitteilung des britiſchen Kolonialminiſte-
riums heißt es: Der Feind unternahm im September zahlreiche
Verſuche, in Britiſch-Oſtafrika einzudringen, und die Uganda-Bahn
abzuſchneiden. Alle Verſuche wurden zurückgewieſen, nur eine
Grenzſtation wird von einer kleinen deutſchen Abteilung gehalten. Die
normale Truppenbeſatzung iſt durch indiſche Truppen verſtärkt worden.

Der Gouverneur von Kamerun meldet ſiegreiche Gefechte
von Anfang September gegen Engländer und Franzoſen. In dieſen
Gefechten ſind Oberleutnant v. Pottkirch und Milbrat, ſowie Be-
zirksamtmann Rauſch gefallen. Die zuſtändigen Stellen nehmen
an, daß dieſe Kämpfe am Benue- und Créßfluß ſtattfanden.

Aus Bordeaux wird vom franzöſiſchen Marineminiſterium
amtlich mitgeteilt:

Die deutſchen Kreuzer „Scharnhorſt“ und „Gneiſenau
ſind am 22. September vor Papeete auf Tahiti erſchienen
und haben das kleine Kanonenboot „Zélée“, welches ſeit 14. Sep-
tember abgerüſtet im Hafen lag, in den Grund geſchoſſen.
Hierauf beſchoſſen ſie die offene Stadt Papeete und fuhren weiter.

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[600.[600]/0004] Allgemeine Zeitung 10. Oktober 1914. nicht in einer altruiſtiſchen Fürſorge für die Unabhängigkeit und Integrität Belgiens. Dieſe war nicht bedroht, wir hatten ſie England ausdrücklich zugeſichert. Aber es iſt begreiflich, daß ein Land, das ſeine Kolonialherr- ſchaft auf den Trümmern anderer Staaten aufgebaut hat, ein Land, das ſich wie in jüngſter Zeit noch in Aegypten ſo oft über gegebene Verſprechen und internationale Verträge hinweggeſetzt hat, dieſer Zuſicherung nicht traute. Ein deutſches Sprichwort ſagt: Man vermutet niemand hinter einem Buſch, hinter dem man nicht ſelbſt geſeſſen hat. So tauchte in der Phantaſie der engliſchen Staatsmänner das Schreckgeſpenſt einer Beſetzung Antwerpens durch deutſche Truppen auf und wie Sir Edward Grey Frankreich die engliſche Hilfe ſchon für den Fall einer Bedrohung von Calais und Cherbourg durch die deutſche Flotte zugeſichert hatte, ſo veranlaßte ſchließlich die Be- ſorgnis, ein Teil der Südküſte des Kanals könne den ſchwachen Händen Belgiens entriſſen und zu einer Operationsbaſis für die deutſche Flotte werden, England nicht nur dazu, ſich ſelbſt am Kriege zu beteiligen, ſondern auch zu dem furchtbaren Verbrechen, das bedauernswerte Belgien zum Widerſtand gegen den deutſchen Einmarſch zu ermutigen. Die Haltung Englands iſt ſomit lediglich durch den rückſichts- loſen engliſchen Eigennutz beſtimmt worden, der überhaupt für den ganzen furchtbaren Krieg verantwortlich iſt. Wenn heute auf den Schlachtfeldern des Kontinents die Söhne Deutſchlands, Oeſterreichs, Frankreichs und Rußlands für das Vater- land verbluten müſſen, ſo trifft die moraliſche Verantwortung dafür mit in erſter Linie die engliſche Politik, die unter der Formel der Erhaltung des europäiſchen Gleichgewichts andauernd die chauvi- niſtiſchen Strömungen in Frankreich und Rußland gegen Deutſch- land ermutigt und damit einen Zuſtand der Spannung auf dem Kontinent hervorrief, der ſich im gegenwärtigen Krieg entladen hat. Von jeher iſt es die engliſche Politik geweſen, die Völker des Kontinents gegeneinander aufzureizen, um ſelbſt ungeſtört die Welt beherrſchen zu können. Vom engliſchen Lügenkrieg. In der engliſchen Preſſe iſt von einem Tagesbefehl Kaiſer Wilhelms berichtet worden, worin unter Ausdrücken der Verachtung gegen das engliſche Heer zu deſſen Vernichtung auf- gefordert wurde. Dieſer angebliche Tagesbefehl iſt erfunden. Das Reuterſche Bureau hat an das Ritzau-Bureau in Kopen- hagen ein Telegramm zur Verbreitung geſchickt, worin nach einer Meldung des „Temps“ eine Baronin de Baye den deutſchen Kronprinzen beſchuldigt, auf Schloß Baye bei Champaubert Kunſtgegenſtände und Koſtbarkeiten geraubt und beim Verlaſſen des Schloſſes Bilder des Kaiſers und der Kaiſerin von Rußland mit Füßen getreten zu haben. Dieſe Meldung iſt eine ſchamloſe Lüge. Der Kronprinz iſt nach amtlicher Feſtſtellung niemals im Schloß Baye geweſen. Auch Truppen ſeines Heeres ſind dorthin nicht gelangt. Auch die von franzöſiſchen Blättern gemeldete Zerſtörung der dem Präſiden- ten Poincaré gehörigen Beſitzung Ribécourt in Lothringen durch die Deutſchen iſt eine Fabel. Ribécourt lag allerdings vom 6. bis 9. September im Brennpunkt von Kämpfen und iſt in Brand geſchoſſen worden, aber durch franzöſiſche Artillerie. Der Orient. Aus Konſtantinopel läßt ſich das Wolffſche Bureau tele- graphieren: Wie der „Taswiriefkas“ meldet, entſandten die kaukaſi- ſchen Behörden gegen die Muſelmanen in der Um- gebung von Batum, Adjora und Tſchurukſu, die ſich, indem ſie ſich weigerten, Militärdienſte zu tun, erhoben, muſelmaniſche Truppen, die nun mit den Aufſtändiſchen gemeinſame Sache machen. Die Behörden mußten Artillerie gegen ſie entſenden und konnten ſo einigermaßen ernſtere Zwiſchenfälle verhüten. Die türkiſchen Blätter veröffentlichen eine halbamtliche Aus- laſſung, in der die Meldung des ägyptiſchen, im engliſchen Sold ſtehenden Blattes „Al Mokattan“, daß der Khedive eine Ver- gnügungsreiſe unternehmen werde, entſchieden dementiert wurde. In der Auslaſſung heißt es u. a.: Obwohl die hieſige engliſche Botſchaft dem Khedive erklärte, es wäre angezeigt, daß er Konſtantinopel verließe und eine Ver- gnügungsreiſe im Mittelmeer unternehme, habe der Khedive dieſes mit dem Bemerken verweigert, ſo lange er nicht nach Aegypten abreiſe, zöge er es vor, in Konſtantinopel, dem Sitze des Kalifats, zu bleiben. Auf der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Teheran wurden Drohbriefe gefunden. Rußland ſoll deshalb zum Schutze ſeiner Untertanen und des diplomatiſchen Perſonals Truppen abſenden und verſchärfte Maßnahmen auf den ruſſiſchen Bahnlinien ergreifen. Bedrohlich geſtaltet ſich die Lage für die Ruſſen in Ardebil, das ziemlich befeſtigt und geeignet iſt, den Ruſſen Ungelegenheiten zu bereiten. In Täbris, Kaswin und Serab ſind Befreiungskomitees gebildet wor- den, die großen Zuzug erhalten. Beim Unargebirge kam es zu heftigen Gefechten mit ruſſiſchen Grenztruppen, in denen die Schachſewennen die Oberhand erlangten. Die Lage in Südperſien iſt für die Engländer bedenklich. Aus den Kolonien. Wenn man die bisher vorliegenden, zum Teil allerdings eng- liſchen Quellen entſtammenden Nachrichten über den Angriff unſerer Gegner auf Tſingtau zuſammenfaßt, ergibt ſich folgendes Bild: Vereinigte japaniſche und engliſche Streitkräfte gelangten am Sonn- tag, den 27. September nach unbedeutenden Scharmützeln mit vor- geſchobenen deutſchen Streitkräften bis an den Litſunfluß. Hier wurde ihr rechter Flügel vom Innern der Bucht aus durch drei deutſche Schiffe beſchoſſen, bis japaniſche Flieger eingriffen. Die Flieger wurden dabei beſchädigt. Der Geſamtverluſt des Gegners betrug 150 Tote. Die deutſchen Verluſte ſind unbekannt. Während der Kämpfe hat ein deutſches Kanonenboot die deutſchen Landtrup- pen in vorzüglicher Weiſe unterſtützt. Das Kanonenboot wurde von der japaniſchen Flotte angegriffen, ſcheint aber unbeſchädigt geblieben zu ſein. Am 28. September, während Tſingtau zu Land ganz abgeſchloſſen wurde, beſchoß eine japaniſche Linienſchiffsdivi- ſion zwei deutſche Küſtenbatterien, die kräftig antworteten. Die deutſchen Verluſte ſind unbekannt. Am folgenden Tage begann die Heeresmacht der Verbündeten ihren Angriff auf vorgeſchobene deutſche Stellungen. Anſcheinend ging der Angriff auf die deutſche Hauptverteidigungslinie. Von deutſcher Seite wurde unter Ein- ſetzung aller Kräfte geantwortet. Der B. Z. am Mittag wird von ihrem beſonderen Bericht- erſtatter aus Rotterdam unterm 6. ds. mitgeteilt: Bei dem erſten Sturm auf die Infanteriewerke von Tſingtau wurden die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verluſt von 2500 Mann zurückgeſchlagen. Die Wirkung der deutſchen Minen, Geſchütze und Maſchinengewehre war vernichtend. Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem öſter- reichiſch-ungariſchen Kreuzer „Kaiſerin Eliſa- beth“ und dem deutſchen Kanonenboot „Jaguar“ wirkſam beſchoſſen. Die deutſchen Verluſte ſollen gering ſein. Die Japaner warten Verſtärkungen aus Japan ab. Letzte Meldung vom 7. ds.: Aus Tokio wird amtlich gemeldet: Eine Maſchinengewehrabteilung beſetzte Jaluit, den Sitz der Re- gierung der Marſchallinſeln, widerſtandslos. Für die eng- liſchen Kaufleute wurde die Einfuhr freigegeben. Die Marinever- waltung erklärt, die Landung ſei eine rein militäriſche Handlung geweſen. Eine dauernde Beſetzung ſei nicht beabſichtigt. In einer offiziellen Mitteilung des britiſchen Kolonialminiſte- riums heißt es: Der Feind unternahm im September zahlreiche Verſuche, in Britiſch-Oſtafrika einzudringen, und die Uganda-Bahn abzuſchneiden. Alle Verſuche wurden zurückgewieſen, nur eine Grenzſtation wird von einer kleinen deutſchen Abteilung gehalten. Die normale Truppenbeſatzung iſt durch indiſche Truppen verſtärkt worden. Der Gouverneur von Kamerun meldet ſiegreiche Gefechte von Anfang September gegen Engländer und Franzoſen. In dieſen Gefechten ſind Oberleutnant v. Pottkirch und Milbrat, ſowie Be- zirksamtmann Rauſch gefallen. Die zuſtändigen Stellen nehmen an, daß dieſe Kämpfe am Benue- und Créßfluß ſtattfanden. Aus Bordeaux wird vom franzöſiſchen Marineminiſterium amtlich mitgeteilt: Die deutſchen Kreuzer „Scharnhorſt“ und „Gneiſenau“ ſind am 22. September vor Papeete auf Tahiti erſchienen und haben das kleine Kanonenboot „Zélée“, welches ſeit 14. Sep- tember abgerüſtet im Hafen lag, in den Grund geſchoſſen. Hierauf beſchoſſen ſie die offene Stadt Papeete und fuhren weiter.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-27T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 41, 10. Oktober 1914, S. 600.[600]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine41_1914/4>, abgerufen am 21.11.2024.