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Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914.

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3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] dings überschritten haben, auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz eine
kurze Operationspause eingetreten. Unsere Truppen stehen insge-
samt auf serbischem Territorium und behaupten sich vorerst in den
blutig errungenen Positionen gegen unausgesetzte hartnäckige An-
griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verlusten des Gegners.
In den letzten Kämpfen wurden insgesamt 14 Geschütze und mehrere
Maschinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen ist bedeutend,
ebenso die der Deserteure.

Die Nachrichten über die serbisch-montenegrinische Offensive nach
Bosnien sind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das Ge-
biet an der Sandschakgrenze hervorgerufen worden. Maß-
regeln zur Säuberung dieses Gebietes werden unverzüglich getroffen.

Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich mittags, 29. Sep-
tember, gemeldet: Angesichts der von den verbündeten deut-
schen und österreichisch-ungarischen Streitkräf-
ten
eingeleiteten neuen Operationen sind beiderseits der Weichsel
starke rückgängige Bewegungen des Feindes im Zuge. Starke
russische Kavallerie wurde unsrerseits bei Biecz versprengt. Nörd-
lich der Weichsel werden mehrere feindliche Kavilleriedivisionen vor
den Verbündeten hergetrieben.

Der Oberkommandant des österreichisch-ungarischen Heeres,
Erzherzog Friedrich erläßt einen Armeebefehl, in dem
es u. a. heißt:

"Die Situation ist für uns und das deutsche Heer günstig. Die
russische Offensive in Galizien ist im Begriffe, zusammenzubrechen.
Gegen Frankreich steht ein neuer großer Sieg bevor. Auf dem
Balkan-Kriegsschauplatz kämpfen wir gleichfalls im Feindesland.
Innere Unruhen, Aufstand, Elend und Hungersnot bedrohen unsere
Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete
Deutschland einig und in starker Zuversicht dastehen, um diesen uns
freventlich aufgezwungenen Krieg bis ans siegreiche Ende durchzu-
kämpfen."

Sechs serbische Divisionen, und zwar die beiden
Drina-Divisionen, das zweite Aufgebot der Morawa-Division und
eine aus der Ueberzahl von überzähligen Regimentern zusammen-
gestellte Division, die von der Save zugeschobene Donaudivision
ersten Aufgebots und Teile der Donau-Division zweiten Aufgebots,
sowie zahlreiche Ersatztruppen und Truppen dritten Aufgebots ver-
suchen durch unausgesetzte Angriffe bei Tag und Nacht vergeblich,
die Höhen bei Krupani und Losnica wieder in Besitz zu nehmen.
Die Verluste der von den Offizieren mit dem Revolver vorgetriebe-
nen serbischen Aufgebote sind ungeheuer. In den letzten Tagen grif-
fen die Serben zu einem neuen Mittel, um die Widerstandskraft
unserer, zum Teil aus Südslaven bestehenden Regimenter zu
schwächen, indem sie vor dem Angriff die kroatische Hymne anstimm-
ten. Ein wohlgezieltes Salvenfeuer war die Antwort unserer
Truppen.

Nach der herrlichen Tat unseres deutschen Unterseebootes 9
wird nun auch von österreichischer Seite von einem glücklichen Erfolg
zur See gemeldet, bei dem ein französisches Kregsschiff
verloren gegangen ist:

Die "Kölnische Zeitung" meldet aus Igalo (Dalmatien): Am
18. ds. Mts. nachmittags bombardierten österreichisch-ungarische
Kriegsschiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Abteilung
Montenegriner. Bei dieser Gelegenheit fingen wir eine drahtlose
Depesche der französischen Flotte an Montenegro ab, worin letzteres
von den Franzosen aufgefordert wird, am 19. ds. Mts. um 7 Uhr
früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu unter-
nehmen, das gleichzeitig durch die Franzosen von der Südseite ange-
griffen würde. Da man also unsrerseits über die Absicht des Fein-
des genau unterrichtet war, so konnten die entsprechenden Vorkehrun-
gen getroffen werden.

Am 19. September 73/4 Uhr begaben sich drei kleine und 15
große französische Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis
auf 6 Kilometer an die Küste heran. Unsrerseits wollte man sie auf
die Minen laufen lassen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und
begannen umzukehren. In dem Augenblicke, als sie sich unseren
Befestigungen auf der Breitseite zeigten, fiel von der Festung Ko-
bila
ein Signalschuß, worauf sofort vier Batteriesalven von den
Forts Lustica und Mamula losgingen. Die Kanonade dauerte
ungefähr eine Viertelstunde. Die Wirkung ist nicht ausgeblieben,
[Spaltenumbruch] denn gleich die erste Salve vernichtete ein französisches Kriegsschiff,
das von nicht weniger als 24 Granaten auf einmal getroffen wurde,
wobei die sechs Schornsteine samt der Kommandobrücke in die Luft
flogen. Dann folgte eine Feuersäule und als der Rauch verflüchtigt
war, war die Stelle, wo vorher der Franzose stand leer. Zwei
andere erlitten schwere Havarien, die übrigen verschwanden schleu-
nigst. Die Franzosen hatten insgesamt zwei Treffer gemacht, wobei
auf unserer Seite ein Mann schwer und einer leicht verwundet wurde.
Die Absicht der Franzosen, die Radiostation Lustica zu vernichten,
ist kläglich mißlungen.


Ueber die Vorgeschichte des Krieges schreibt das
Wiener offiziöse Fremdenblatt:

"In dem von der britischen Regierung veröffentlichten Bericht
des früheren großbritannischen Botschafters in Wien vom 1. Sep-
tember 1914 betreffend die Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges
findet sich die von seinem russischen Kollegen stammende Behauptung,
der österreichisch-ungarische Botschafter in Petersburg, Szapary, habe
dem Minister Ssasonow mitgeteilt, daß Oesterreich-Ungarn zustimme,
diejenigen Punkte der Note an Serbien -- die mit der Erhaltung
der serbischen Unabhängigkeit unvereinbar schienen -- einer Ver-
mittlung zu unterbreiten.

Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entspricht diese
Angabe keineswegs den Tatsachen. Nach der Natur des von der
Monarchie in Belgrad unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz
undenkbar gewesen. Die angeführte Stelle des Botschafterberichtes
sowie einige andere Wendungen in ihm sind offenbar von dem Be-
streben eingegeben, durch die Behauptung einer angeblichen Nach-
giebigkeit Oesterreich-Ungarns das Vorgehen der deutschen Diplo-
matie als die eigentliche Ursache des Kriegsausbruches hinzustellen.
Solche Versuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oester-
reich-Ungarn und Deutschland sich in dem Wunsche nach Erhaltung
des europäischen Friedens begegneten. Wenn dieser Wunsch nicht
in Erfüllung gegangen ist und aus lokalen Abrechnungen der euro-
päische Konflikt entstand, so kann dies ausschließlich nur dem Um-
stande zugeschrieben werden, daß Rußland -- indem es zuerst Oester-
reich-Ungarn und dann Deutschland durch seine ungerechtfertigte
Mobilisierungen bedrohte -- den beiden Zentralmächten den Kampf
aufgedrungen und dadurch den Anstoß zur allgemeinen Konflagra-
tion gab."



England.

Die heroische Tat des Kapitänleutnant Weddigen und seiner
Helden von U 9 zieht immer weitere Kreise:

Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be-
flaggt. In allen Schulen wurden Feiern abgehalten. Der Unter-
richt fiel aus. Die städtischen Behörden haben an den Kom-
mandanten des U 9 folgendes Schreiben gesandt:

"Die Reichskriegshafenstadt Kiel, die sich innig mit der Kaiser-
lichen Marine in Freud und Leid verbunden weiß, beglückwünscht
aufs herzlichste den heldenmütigen Kommandanten von U 9, den
ruhmvollen Träger des Eisernen Kreuzes erster Klasse, und seine
ihm ebenbürtige Mannschaft zu dem einzig dastehenden Erfolg
über die englische Streitmacht zur See. Der Heldengeist des U 9
ist derselbe, der die ganze Flotte beseelt und welcher der Stolz
und die Zuversicht unseres Vaterlandes ist."

Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed-
digen,
ist das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse ver-
liehen worden. Alle übrigen Offiziere und Mannschaften haben das
Eiserne Kreuz zweiter Klasse erhalten.

Ueber die Persönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem
Berliner Lokalanzeiger nachstehende interessante Mitteilungen zu,
die den Mann und Helden kennzeichnen:

Am 16. August machte Kapitänleutnant Otto Weddigen
in Wilhelmshaven Hochzeit. Nichts war bezeichnender für diesen
Mann als der für seine Vermählung gewählte Zeitpunkt. Da war
er nämlich gerade von einer wichtigen Unternehmung heimgekehrt,
die unsere Unterseeboote an die Shettlandsinseln geführt hatte. Sein
Boot "U 9", das nun für alle Zeiten mit der so ruhmreich sich ge-
staltenden Geschichte unserer Marine verknüpft ist und das er seit
Einführung dieser Waffe in der Marine kommandierte, mußte sich
einiger Reparaturen unterwerfen, und diese kurze Zeit des Still-
liegens benutzte er, um in Wilhelmshaven im Hause seines Bruders,

3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] dings überſchritten haben, auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz eine
kurze Operationspauſe eingetreten. Unſere Truppen ſtehen insge-
ſamt auf ſerbiſchem Territorium und behaupten ſich vorerſt in den
blutig errungenen Poſitionen gegen unausgeſetzte hartnäckige An-
griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verluſten des Gegners.
In den letzten Kämpfen wurden insgeſamt 14 Geſchütze und mehrere
Maſchinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen iſt bedeutend,
ebenſo die der Deſerteure.

Die Nachrichten über die ſerbiſch-montenegriniſche Offenſive nach
Bosnien ſind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das Ge-
biet an der Sandſchakgrenze hervorgerufen worden. Maß-
regeln zur Säuberung dieſes Gebietes werden unverzüglich getroffen.

Aus dem Kriegspreſſequartier wird amtlich mittags, 29. Sep-
tember, gemeldet: Angeſichts der von den verbündeten deut-
ſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Streitkräf-
ten
eingeleiteten neuen Operationen ſind beiderſeits der Weichſel
ſtarke rückgängige Bewegungen des Feindes im Zuge. Starke
ruſſiſche Kavallerie wurde unſrerſeits bei Biecz verſprengt. Nörd-
lich der Weichſel werden mehrere feindliche Kavilleriediviſionen vor
den Verbündeten hergetrieben.

Der Oberkommandant des öſterreichiſch-ungariſchen Heeres,
Erzherzog Friedrich erläßt einen Armeebefehl, in dem
es u. a. heißt:

„Die Situation iſt für uns und das deutſche Heer günſtig. Die
ruſſiſche Offenſive in Galizien iſt im Begriffe, zuſammenzubrechen.
Gegen Frankreich ſteht ein neuer großer Sieg bevor. Auf dem
Balkan-Kriegsſchauplatz kämpfen wir gleichfalls im Feindesland.
Innere Unruhen, Aufſtand, Elend und Hungersnot bedrohen unſere
Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete
Deutſchland einig und in ſtarker Zuverſicht daſtehen, um dieſen uns
freventlich aufgezwungenen Krieg bis ans ſiegreiche Ende durchzu-
kämpfen.“

Sechs ſerbiſche Diviſionen, und zwar die beiden
Drina-Diviſionen, das zweite Aufgebot der Morawa-Diviſion und
eine aus der Ueberzahl von überzähligen Regimentern zuſammen-
geſtellte Diviſion, die von der Save zugeſchobene Donaudiviſion
erſten Aufgebots und Teile der Donau-Diviſion zweiten Aufgebots,
ſowie zahlreiche Erſatztruppen und Truppen dritten Aufgebots ver-
ſuchen durch unausgeſetzte Angriffe bei Tag und Nacht vergeblich,
die Höhen bei Krupani und Losnica wieder in Beſitz zu nehmen.
Die Verluſte der von den Offizieren mit dem Revolver vorgetriebe-
nen ſerbiſchen Aufgebote ſind ungeheuer. In den letzten Tagen grif-
fen die Serben zu einem neuen Mittel, um die Widerſtandskraft
unſerer, zum Teil aus Südſlaven beſtehenden Regimenter zu
ſchwächen, indem ſie vor dem Angriff die kroatiſche Hymne anſtimm-
ten. Ein wohlgezieltes Salvenfeuer war die Antwort unſerer
Truppen.

Nach der herrlichen Tat unſeres deutſchen Unterſeebootes 9
wird nun auch von öſterreichiſcher Seite von einem glücklichen Erfolg
zur See gemeldet, bei dem ein franzöſiſches Kregsſchiff
verloren gegangen iſt:

Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Igalo (Dalmatien): Am
18. ds. Mts. nachmittags bombardierten öſterreichiſch-ungariſche
Kriegsſchiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Abteilung
Montenegriner. Bei dieſer Gelegenheit fingen wir eine drahtloſe
Depeſche der franzöſiſchen Flotte an Montenegro ab, worin letzteres
von den Franzoſen aufgefordert wird, am 19. ds. Mts. um 7 Uhr
früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu unter-
nehmen, das gleichzeitig durch die Franzoſen von der Südſeite ange-
griffen würde. Da man alſo unſrerſeits über die Abſicht des Fein-
des genau unterrichtet war, ſo konnten die entſprechenden Vorkehrun-
gen getroffen werden.

Am 19. September 7¾ Uhr begaben ſich drei kleine und 15
große franzöſiſche Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis
auf 6 Kilometer an die Küſte heran. Unſrerſeits wollte man ſie auf
die Minen laufen laſſen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und
begannen umzukehren. In dem Augenblicke, als ſie ſich unſeren
Befeſtigungen auf der Breitſeite zeigten, fiel von der Feſtung Ko-
bila
ein Signalſchuß, worauf ſofort vier Batterieſalven von den
Forts Luſtica und Mamula losgingen. Die Kanonade dauerte
ungefähr eine Viertelſtunde. Die Wirkung iſt nicht ausgeblieben,
[Spaltenumbruch] denn gleich die erſte Salve vernichtete ein franzöſiſches Kriegsſchiff,
das von nicht weniger als 24 Granaten auf einmal getroffen wurde,
wobei die ſechs Schornſteine ſamt der Kommandobrücke in die Luft
flogen. Dann folgte eine Feuerſäule und als der Rauch verflüchtigt
war, war die Stelle, wo vorher der Franzoſe ſtand leer. Zwei
andere erlitten ſchwere Havarien, die übrigen verſchwanden ſchleu-
nigſt. Die Franzoſen hatten insgeſamt zwei Treffer gemacht, wobei
auf unſerer Seite ein Mann ſchwer und einer leicht verwundet wurde.
Die Abſicht der Franzoſen, die Radioſtation Luſtica zu vernichten,
iſt kläglich mißlungen.


Ueber die Vorgeſchichte des Krieges ſchreibt das
Wiener offiziöſe Fremdenblatt:

„In dem von der britiſchen Regierung veröffentlichten Bericht
des früheren großbritanniſchen Botſchafters in Wien vom 1. Sep-
tember 1914 betreffend die Vorgeſchichte des gegenwärtigen Krieges
findet ſich die von ſeinem ruſſiſchen Kollegen ſtammende Behauptung,
der öſterreichiſch-ungariſche Botſchafter in Petersburg, Szapary, habe
dem Miniſter Sſaſonow mitgeteilt, daß Oeſterreich-Ungarn zuſtimme,
diejenigen Punkte der Note an Serbien — die mit der Erhaltung
der ſerbiſchen Unabhängigkeit unvereinbar ſchienen — einer Ver-
mittlung zu unterbreiten.

Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entſpricht dieſe
Angabe keineswegs den Tatſachen. Nach der Natur des von der
Monarchie in Belgrad unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz
undenkbar geweſen. Die angeführte Stelle des Botſchafterberichtes
ſowie einige andere Wendungen in ihm ſind offenbar von dem Be-
ſtreben eingegeben, durch die Behauptung einer angeblichen Nach-
giebigkeit Oeſterreich-Ungarns das Vorgehen der deutſchen Diplo-
matie als die eigentliche Urſache des Kriegsausbruches hinzuſtellen.
Solche Verſuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oeſter-
reich-Ungarn und Deutſchland ſich in dem Wunſche nach Erhaltung
des europäiſchen Friedens begegneten. Wenn dieſer Wunſch nicht
in Erfüllung gegangen iſt und aus lokalen Abrechnungen der euro-
päiſche Konflikt entſtand, ſo kann dies ausſchließlich nur dem Um-
ſtande zugeſchrieben werden, daß Rußland — indem es zuerſt Oeſter-
reich-Ungarn und dann Deutſchland durch ſeine ungerechtfertigte
Mobiliſierungen bedrohte — den beiden Zentralmächten den Kampf
aufgedrungen und dadurch den Anſtoß zur allgemeinen Konflagra-
tion gab.“



England.

Die heroiſche Tat des Kapitänleutnant Weddigen und ſeiner
Helden von U 9 zieht immer weitere Kreiſe:

Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be-
flaggt. In allen Schulen wurden Feiern abgehalten. Der Unter-
richt fiel aus. Die ſtädtiſchen Behörden haben an den Kom-
mandanten des U 9 folgendes Schreiben geſandt:

„Die Reichskriegshafenſtadt Kiel, die ſich innig mit der Kaiſer-
lichen Marine in Freud und Leid verbunden weiß, beglückwünſcht
aufs herzlichſte den heldenmütigen Kommandanten von U 9, den
ruhmvollen Träger des Eiſernen Kreuzes erſter Klaſſe, und ſeine
ihm ebenbürtige Mannſchaft zu dem einzig daſtehenden Erfolg
über die engliſche Streitmacht zur See. Der Heldengeiſt des U 9
iſt derſelbe, der die ganze Flotte beſeelt und welcher der Stolz
und die Zuverſicht unſeres Vaterlandes iſt.“

Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed-
digen,
iſt das Eiſerne Kreuz erſter und zweiter Klaſſe ver-
liehen worden. Alle übrigen Offiziere und Mannſchaften haben das
Eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe erhalten.

Ueber die Perſönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem
Berliner Lokalanzeiger nachſtehende intereſſante Mitteilungen zu,
die den Mann und Helden kennzeichnen:

Am 16. Auguſt machte Kapitänleutnant Otto Weddigen
in Wilhelmshaven Hochzeit. Nichts war bezeichnender für dieſen
Mann als der für ſeine Vermählung gewählte Zeitpunkt. Da war
er nämlich gerade von einer wichtigen Unternehmung heimgekehrt,
die unſere Unterſeeboote an die Shettlandsinſeln geführt hatte. Sein
Boot „U 9“, das nun für alle Zeiten mit der ſo ruhmreich ſich ge-
ſtaltenden Geſchichte unſerer Marine verknüpft iſt und das er ſeit
Einführung dieſer Waffe in der Marine kommandierte, mußte ſich
einiger Reparaturen unterwerfen, und dieſe kurze Zeit des Still-
liegens benutzte er, um in Wilhelmshaven im Hauſe ſeines Bruders,
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[587/0003] 3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung dings überſchritten haben, auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz eine kurze Operationspauſe eingetreten. Unſere Truppen ſtehen insge- ſamt auf ſerbiſchem Territorium und behaupten ſich vorerſt in den blutig errungenen Poſitionen gegen unausgeſetzte hartnäckige An- griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verluſten des Gegners. In den letzten Kämpfen wurden insgeſamt 14 Geſchütze und mehrere Maſchinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen iſt bedeutend, ebenſo die der Deſerteure. Die Nachrichten über die ſerbiſch-montenegriniſche Offenſive nach Bosnien ſind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das Ge- biet an der Sandſchakgrenze hervorgerufen worden. Maß- regeln zur Säuberung dieſes Gebietes werden unverzüglich getroffen. Aus dem Kriegspreſſequartier wird amtlich mittags, 29. Sep- tember, gemeldet: Angeſichts der von den verbündeten deut- ſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Streitkräf- ten eingeleiteten neuen Operationen ſind beiderſeits der Weichſel ſtarke rückgängige Bewegungen des Feindes im Zuge. Starke ruſſiſche Kavallerie wurde unſrerſeits bei Biecz verſprengt. Nörd- lich der Weichſel werden mehrere feindliche Kavilleriediviſionen vor den Verbündeten hergetrieben. Der Oberkommandant des öſterreichiſch-ungariſchen Heeres, Erzherzog Friedrich erläßt einen Armeebefehl, in dem es u. a. heißt: „Die Situation iſt für uns und das deutſche Heer günſtig. Die ruſſiſche Offenſive in Galizien iſt im Begriffe, zuſammenzubrechen. Gegen Frankreich ſteht ein neuer großer Sieg bevor. Auf dem Balkan-Kriegsſchauplatz kämpfen wir gleichfalls im Feindesland. Innere Unruhen, Aufſtand, Elend und Hungersnot bedrohen unſere Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete Deutſchland einig und in ſtarker Zuverſicht daſtehen, um dieſen uns freventlich aufgezwungenen Krieg bis ans ſiegreiche Ende durchzu- kämpfen.“ Sechs ſerbiſche Diviſionen, und zwar die beiden Drina-Diviſionen, das zweite Aufgebot der Morawa-Diviſion und eine aus der Ueberzahl von überzähligen Regimentern zuſammen- geſtellte Diviſion, die von der Save zugeſchobene Donaudiviſion erſten Aufgebots und Teile der Donau-Diviſion zweiten Aufgebots, ſowie zahlreiche Erſatztruppen und Truppen dritten Aufgebots ver- ſuchen durch unausgeſetzte Angriffe bei Tag und Nacht vergeblich, die Höhen bei Krupani und Losnica wieder in Beſitz zu nehmen. Die Verluſte der von den Offizieren mit dem Revolver vorgetriebe- nen ſerbiſchen Aufgebote ſind ungeheuer. In den letzten Tagen grif- fen die Serben zu einem neuen Mittel, um die Widerſtandskraft unſerer, zum Teil aus Südſlaven beſtehenden Regimenter zu ſchwächen, indem ſie vor dem Angriff die kroatiſche Hymne anſtimm- ten. Ein wohlgezieltes Salvenfeuer war die Antwort unſerer Truppen. Nach der herrlichen Tat unſeres deutſchen Unterſeebootes 9 wird nun auch von öſterreichiſcher Seite von einem glücklichen Erfolg zur See gemeldet, bei dem ein franzöſiſches Kregsſchiff verloren gegangen iſt: Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Igalo (Dalmatien): Am 18. ds. Mts. nachmittags bombardierten öſterreichiſch-ungariſche Kriegsſchiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Abteilung Montenegriner. Bei dieſer Gelegenheit fingen wir eine drahtloſe Depeſche der franzöſiſchen Flotte an Montenegro ab, worin letzteres von den Franzoſen aufgefordert wird, am 19. ds. Mts. um 7 Uhr früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu unter- nehmen, das gleichzeitig durch die Franzoſen von der Südſeite ange- griffen würde. Da man alſo unſrerſeits über die Abſicht des Fein- des genau unterrichtet war, ſo konnten die entſprechenden Vorkehrun- gen getroffen werden. Am 19. September 7¾ Uhr begaben ſich drei kleine und 15 große franzöſiſche Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis auf 6 Kilometer an die Küſte heran. Unſrerſeits wollte man ſie auf die Minen laufen laſſen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und begannen umzukehren. In dem Augenblicke, als ſie ſich unſeren Befeſtigungen auf der Breitſeite zeigten, fiel von der Feſtung Ko- bila ein Signalſchuß, worauf ſofort vier Batterieſalven von den Forts Luſtica und Mamula losgingen. Die Kanonade dauerte ungefähr eine Viertelſtunde. Die Wirkung iſt nicht ausgeblieben, denn gleich die erſte Salve vernichtete ein franzöſiſches Kriegsſchiff, das von nicht weniger als 24 Granaten auf einmal getroffen wurde, wobei die ſechs Schornſteine ſamt der Kommandobrücke in die Luft flogen. Dann folgte eine Feuerſäule und als der Rauch verflüchtigt war, war die Stelle, wo vorher der Franzoſe ſtand leer. Zwei andere erlitten ſchwere Havarien, die übrigen verſchwanden ſchleu- nigſt. Die Franzoſen hatten insgeſamt zwei Treffer gemacht, wobei auf unſerer Seite ein Mann ſchwer und einer leicht verwundet wurde. Die Abſicht der Franzoſen, die Radioſtation Luſtica zu vernichten, iſt kläglich mißlungen. Ueber die Vorgeſchichte des Krieges ſchreibt das Wiener offiziöſe Fremdenblatt: „In dem von der britiſchen Regierung veröffentlichten Bericht des früheren großbritanniſchen Botſchafters in Wien vom 1. Sep- tember 1914 betreffend die Vorgeſchichte des gegenwärtigen Krieges findet ſich die von ſeinem ruſſiſchen Kollegen ſtammende Behauptung, der öſterreichiſch-ungariſche Botſchafter in Petersburg, Szapary, habe dem Miniſter Sſaſonow mitgeteilt, daß Oeſterreich-Ungarn zuſtimme, diejenigen Punkte der Note an Serbien — die mit der Erhaltung der ſerbiſchen Unabhängigkeit unvereinbar ſchienen — einer Ver- mittlung zu unterbreiten. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entſpricht dieſe Angabe keineswegs den Tatſachen. Nach der Natur des von der Monarchie in Belgrad unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz undenkbar geweſen. Die angeführte Stelle des Botſchafterberichtes ſowie einige andere Wendungen in ihm ſind offenbar von dem Be- ſtreben eingegeben, durch die Behauptung einer angeblichen Nach- giebigkeit Oeſterreich-Ungarns das Vorgehen der deutſchen Diplo- matie als die eigentliche Urſache des Kriegsausbruches hinzuſtellen. Solche Verſuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oeſter- reich-Ungarn und Deutſchland ſich in dem Wunſche nach Erhaltung des europäiſchen Friedens begegneten. Wenn dieſer Wunſch nicht in Erfüllung gegangen iſt und aus lokalen Abrechnungen der euro- päiſche Konflikt entſtand, ſo kann dies ausſchließlich nur dem Um- ſtande zugeſchrieben werden, daß Rußland — indem es zuerſt Oeſter- reich-Ungarn und dann Deutſchland durch ſeine ungerechtfertigte Mobiliſierungen bedrohte — den beiden Zentralmächten den Kampf aufgedrungen und dadurch den Anſtoß zur allgemeinen Konflagra- tion gab.“ England. Die heroiſche Tat des Kapitänleutnant Weddigen und ſeiner Helden von U 9 zieht immer weitere Kreiſe: Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be- flaggt. In allen Schulen wurden Feiern abgehalten. Der Unter- richt fiel aus. Die ſtädtiſchen Behörden haben an den Kom- mandanten des U 9 folgendes Schreiben geſandt: „Die Reichskriegshafenſtadt Kiel, die ſich innig mit der Kaiſer- lichen Marine in Freud und Leid verbunden weiß, beglückwünſcht aufs herzlichſte den heldenmütigen Kommandanten von U 9, den ruhmvollen Träger des Eiſernen Kreuzes erſter Klaſſe, und ſeine ihm ebenbürtige Mannſchaft zu dem einzig daſtehenden Erfolg über die engliſche Streitmacht zur See. Der Heldengeiſt des U 9 iſt derſelbe, der die ganze Flotte beſeelt und welcher der Stolz und die Zuverſicht unſeres Vaterlandes iſt.“ Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed- digen, iſt das Eiſerne Kreuz erſter und zweiter Klaſſe ver- liehen worden. Alle übrigen Offiziere und Mannſchaften haben das Eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe erhalten. Ueber die Perſönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem Berliner Lokalanzeiger nachſtehende intereſſante Mitteilungen zu, die den Mann und Helden kennzeichnen: Am 16. Auguſt machte Kapitänleutnant Otto Weddigen in Wilhelmshaven Hochzeit. Nichts war bezeichnender für dieſen Mann als der für ſeine Vermählung gewählte Zeitpunkt. Da war er nämlich gerade von einer wichtigen Unternehmung heimgekehrt, die unſere Unterſeeboote an die Shettlandsinſeln geführt hatte. Sein Boot „U 9“, das nun für alle Zeiten mit der ſo ruhmreich ſich ge- ſtaltenden Geſchichte unſerer Marine verknüpft iſt und das er ſeit Einführung dieſer Waffe in der Marine kommandierte, mußte ſich einiger Reparaturen unterwerfen, und dieſe kurze Zeit des Still- liegens benutzte er, um in Wilhelmshaven im Hauſe ſeines Bruders,

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine40_1914/3>, abgerufen am 22.12.2024.