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Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850.

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[Spaltenumbruch] vertagte. Es wurden in dieser zweiten Sitzung gute Reden gehalten, auf
Seite der Protectionisten namentlich von den HH. Herries und Benja-
min Disraeli; ministeriellerseits von Hrn. Labouchere und Lord John
Russell. Doch war die Debatte im ganzen minder lebhaft und an-
ziehend als man erwartet hatte, wohl größtentheils eine Folge davon daß
sie sich zumeist in gegeneinander aufgeführten Zahlenreihen bewegte. Die
Freihandelspresse feiert den, freilich eclatanten, Sieg mit ziemlichem
Uebermuth; so sagt Daily News: "Nur höflichkeitshalber kann man
das was im Hause der Gemeinen stattfand, eine Debatte nennen. Die
Niederlage der Protectionisten kündigte sich gleich anfangs an. Gegen
zwei solche Kanonen wie Charles Villiers und Sir Ch. Wood, welche
stundenlang einen solchen Hagel von Ziffern und Thatsachen sprühten,
hatte die Landpartei nur zwei altmodische Feldschlangen aufgestellt in den
Personen des Sir John Trollope und des Sir John Walsh. So glich
die Schlacht ungefähr einem Kampfe zwischen der Artillerie Napoleons
oder Wellingtons und jener des schwarzen Prinzen oder Heinrichs VIII.
Wir hatten erwartet die Protectionisten in beiden Häusern würden
Sturm laufen und die Bresche ersteigen. Ihre Prahlereien hatten ange-
kündigt sie brennten vor Muth die Offensive zu ergreifen. Statt dessen
fordern sie in beiden Häusern schüchtern den Angriff heraus, und stellen sich
dann klüglich in die Defensive, indem sie sich hinter die Schutzmauer
irgendeines Arguments retten, und weder eine Fronte zeigen, noch Kampf-
lust oder Strategie." Die protectionistische Presse kann ihre Niedergeschla-
genheit nicht verhehlen, tröstet aber sich und andere mit der Voraussage
daß der Hauptkampf erst noch kommen werde. Auf andere Punkte der
Thronrede ward, im Ober- und Unterhaus, bei den Verhandlungen we-
nig Rücksicht genommen. Nur bemerkte Lord Stanley: zu der sichtbaren
Erkaltung in den Verhältnissen zu Rußland und Oesterreich passe schlecht
die Versicherung daß Ihrer Maj. Regierung mit allen fremden Mächten
in Frieden und Freundschaft sey.

Durch das Segelpaketboot "Washington" hat man eine New-Yorker
Post vom 10 Jan., die also um einen Tag neuer ist als die letzte durch
das Dampfboot "Cambria." Der New-York Herald meldet aus
Washington als ziemlich gewiß daß die Differenz wegen Nicaragua's dem-
nächst durch Vertrag ausgeglichen seyn werde. Die Souveränetät Nica-
ragua's auf das ganze Gebiet, durch welches der Canal geführt werden
soll, wird anerkannt, der Canal selbst allen seefahrenden Nationen geöff-
net und unter allgemeinen völkerrechtlichen Schutz gestellt. -- Auch eine
westindische Post ist angekommen, mit sehr neuen Daten von den Inseln
sowie aus dem Stillen Meer, aber ohne erhebliche politische Neuigkeiten.
Das Postschiff "Medway" hat eine sehr reiche Fracht mitgebracht, darunter
für 749,684 Dollars Goldstaub aus Californien. Man soll daselbst neue
sehr ergiebige Goldlager im Gebirg entdeckt haben; aber der Gesundheits-
zustand in den "diggings" war ein sehr schlechter. Im Hafen von St.
Francisco lagen 250 Schiffe.

England will Handel treiben, und die Capitalisten der City wollen
Ruhe. Die Times, welche der reinste Ausdruck dieser Geld- und Han-
delswelt ist, und zugleich, sagt man, unter Lord Aberdeens Einfluß steht,
wird daher in Bezug auf die festländischen Angelegenheiten von Tag zu
Tag conservativer, und erst vor wenigen Tagen hat sie gegen die europäi-
sche Revolution ein umfassendes Glaubensbekenntniß abgelegt welches
dem vormaligen Berliner Wochenblatt oder dem alten Oesterreichischen
Beobachter keine Schande gemacht hätte. Indessen folgender Artikel über
die jetzige Stellung der Schweiz lautet ziemlich gemäßigt nach beiden
Seiten: "Die Schweizer Eidgenossenschaft hatte vor ungefähr drei Jah-
ren die unbeneidenswerthe Auszeichnung die Leitung der Revolutions-
bewegung zu übernehmen welche seitdem die Runde in Europa gemacht
hat, und dieselbe scheint bestimmt, ehe lange Zeit vergeht, wieder der
Schauplatz wichtigster Ereignisse zu werden. Die Niederlage der Revo-
lution in den benachbarten Ländern, Frankreich, Baden, Lombardei und
Venedig, hat natürlich deren Leiter als Flüchtlinge in die Schweizer Kan-
tone getrieben, welche ihnen zugleich das nächste Asyl und die bequemsten
Mittel darboten aus sicherem Versteck ihre Umtriebe fortzusetzen. Es
liegen, glauben wir, die Beweise im Ueberfluß vor daß einige der bedeu-
tendsten Schweizerstädte die Sitze mächtiger fremder Bünde geworden
sind, und daß die geheimen Gesellschaften die mit Lyon einerseits und mit
Süddeutschland andererseits in Verbindung stehen, ihren Einfluß der vor-
theilhaften Stellung ihrer Führer verdanken. Die innere Politik der
Schweiz pflegte bis zum letzten Bürgerkrieg mit weniger Theilnahme be-
trachtet zu werden als sie verdiente; aber selbst einem oberflächlichen Be-
obachter kann es nicht entgehen daß ihre geographische Lage und trian-
gulare Form der Schweiz einen sehr bedeutenden natürlichen Einfluß
auf die Nachbarländer gibt, und die Neutralität ihres Gebiets, welche eine
von den Grundbedingungen des Friedens und der Sicherheit in Europa
ist, wird ein Wort des Spottes und des Vorwurfs wenn diese Felsenburg
[Spaltenumbruch] der Freiheit und der Unabhängigkeit verwandelt ist in ein Nest von
Flüchtlingen, welche von da aus ihre Angriffe und Einfälle gegen Staa-
ten und Regierungen richten die seit Jahrhunderten mit der Eidgenossen-
schaft in Freundschaft gelebt. Unter diesen Umständen haben Oester-
reich und Preußen von der Schweizer Tagsatzung förmlich die Austrei-
bung der revolutionären Flüchtlinge, die auf allen ihren Seiten zu wüh-
len fortfahren, verlangt, und die Forderung ist begleitet von einer kla-
ren Andeutung daß diese Mächte bereit seyen sie mit allen nöthigen Mit-
teln zu unterstützen, um die schnelle und vollständige Genugthuung zu er-
langen die zu ihrer eigenen Sicherheit, so behaupten sie, erforderlich. Die
deutschen Mächte, haben wir Grund zu glauben, sind ganz entschlossen
diese Politik durchzuführen; die enormen, noch immer in der Vermeh-
rung begriffenen Streitkräfte, die sie unter den Waffen haben, machen es
sehr wahrscheinlich daß man den Anhängern der Revolution nicht die Zeit
lassen wird sich in dieser ihrer letzten festländischen Zufluchtstätte wieder
zu ihrer früheren Kraft zu sammeln. Die eidgenössische Regierung, durch
diese Forderungen beunruhigt, und außer Stand das Daseyn des Uebels
zu läugnen oder es zu beseitigen, ungeneigt Widerstand zu leisten und un-
mächtig zu gehorchen, hat sich an das französische Cabinet gewandt, um
zu erfahren was, im Fall eines Uebergriffs in die Rechte oder das Gebiet
der Schweiz, Ludwig Napoleon zu thun gestimmt wäre. Andererseits
haben die deutschen Regierungen, in dem Wunsche die Politik des franzö-
fischen Präsidenten mit ihrer eigenen zu identisiciren, und ihrer beabsich-
tigten Handlungsweise allen Schein eines Uebergriffs gegen Frankreich
zu nehmen, den Ludwig Bonaparte eingeladen an ihren Remonstrationen
und den allenfalls nöthig werdenden Operationen theilzunehmen. So
wird die Frage von beiden Seiten zur Kenntnißnahme des französischen
Präsidenten gebracht, und sie ist ohne allen Vergleich die kitzlichste und
verwickeltste die er bis jetzt zu entscheiden hatte. Die Neutralität und
Unabhängigkeit der Schweiz sind Grundsätze bei deren Aufrechthaltung
kein Staat mehr interessirt ist als Frankreich, sowie kein Mensch mehr
dazu verbunden als Louis Napoleon. Beinahe das letztemal wo den
Gränzen der Eidgenofsenschaft feindliche Heere nahten, war er selbst
der Flüchtling und der Agitator dessen Entfernung die damalige fran-
zösische Regierung fordern zu dürfen glaubte, und als das Unabhän-
gigkeitsprincip in seiner Person bedroht war, zeigte sich das Volk der
Kantone nicht ungeneigt es mit den Waffen zu vertheidigen. Seine
früheren Verbindungen mit der Schweiz und seine persönliche Anhänglich-
keit an General Dufour müssen Louis Napoleons Widerstreben einen
Schein von Feindseligkeit gegen dieses Land anzunehmen noch wesentlich
vermehren. Aber andererseits hat die radicale Partei in den Kantonen die
Macht, die sie durch die gewaltsamen Willkürmaßregeln von 1847 an sich ge-
rissen, bis zu den äußersten Excessen getrieben. (?) Von allen Nachbarländern
ist keines thätiger bedroht als Frankreich, und ehe viele Wochen vergehen,
werden durch Aussendlinge von der Schweiz in Lyon oder Südfrankreich
neue Unruhen angefacht werden. Der Grundsatz nach welchem eine solche
Intervention allein gerechtfertigt werden könnte, ist kaum unterscheidbar
von dem nach welchem die Expedition gegen Rom unternommen wurde,
und die Gefahr für Frankreich ist hier unendlich näher und größer.
Rückte Preußen wieder in Neuenburg als sein eigenes Fürstenthum ein,
und würf' es seine Truppen über den Rhein in die nördlichen Kantone,
während Oesterreich von Vorarlberg aus gegen den Westen und das
Centrum der Schweiz vorrückte, so würde es für Frankreich nahezu unmög-
lich seyn unthätig zu bleiben, schwer aber mit den Alliirten zu handeln,
gefährlich im höchsten Grade gegen sie zu handeln. Im Interesse aller
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lichst daß man in dem Zustande jenes Landes nicht eine Rechtfertigung
sehen werde seine Neutralität und Unabhängigkeit zu verletzen, daß aber
die Schweizer selbst Mittel finden werden jene Menschen zu entfernen
welche mit Grund den Argwohn und die Beschwerden ihrer Nachbarn
erregen. Die Lage der Schweiz seit dem Siege der Radicalen ist ohnehin
beklagenswerth genug, auch ohne die Beimischung fremder Elemente der
Zwietracht. Weiser als ihre Väter in den Kämpfen des vorigen Jahr-
hunderts hat die geschlagene Partei, welche aus den vernünftigen Freun-
den der Ordnung und der Freiheit besteht (die Times spricht), keine
fremde Intervention ins Land gerufen; auch jetzt, glauben wir, würden
die Conservativen sich mit ihren Landsleuten vereinigen und mit ihnen
gemeinsam eine fremde Invasion zurückzuschlagen versuchen. Aber wenn
die eidgenössische Regierung nicht ganz unmächtig oder fühllos für die
Forderungen der Gerechtigkeit ist, so muß sie anerkennen daß kein Land das
Recht hat *) diejenigen zu beschützen die ihre Nachbarn mit einem Ein-

*) In welchem Lande saß denn früher z. B. Mazzini, als er die Fäden der
italienischen Revolution zog? Wo conspiriren gegenwärtig Louis Blanc
und Ledru-Rellin? Der Begriff der Nachbarschaft hat sich durch die
neuen Communicationsmittel sehr ausgedehnt.

[Spaltenumbruch] vertagte. Es wurden in dieſer zweiten Sitzung gute Reden gehalten, auf
Seite der Protectioniſten namentlich von den HH. Herries und Benja-
min Diſraeli; miniſteriellerſeits von Hrn. Labouchere und Lord John
Ruſſell. Doch war die Debatte im ganzen minder lebhaft und an-
ziehend als man erwartet hatte, wohl größtentheils eine Folge davon daß
ſie ſich zumeiſt in gegeneinander aufgeführten Zahlenreihen bewegte. Die
Freihandelspreſſe feiert den, freilich eclatanten, Sieg mit ziemlichem
Uebermuth; ſo ſagt Daily News: „Nur höflichkeitshalber kann man
das was im Hauſe der Gemeinen ſtattfand, eine Debatte nennen. Die
Niederlage der Protectioniſten kündigte ſich gleich anfangs an. Gegen
zwei ſolche Kanonen wie Charles Villiers und Sir Ch. Wood, welche
ſtundenlang einen ſolchen Hagel von Ziffern und Thatſachen ſprühten,
hatte die Landpartei nur zwei altmodiſche Feldſchlangen aufgeſtellt in den
Perſonen des Sir John Trollope und des Sir John Walſh. So glich
die Schlacht ungefähr einem Kampfe zwiſchen der Artillerie Napoleons
oder Wellingtons und jener des ſchwarzen Prinzen oder Heinrichs VIII.
Wir hatten erwartet die Protectioniſten in beiden Häuſern würden
Sturm laufen und die Breſche erſteigen. Ihre Prahlereien hatten ange-
kündigt ſie brennten vor Muth die Offenſive zu ergreifen. Statt deſſen
fordern ſie in beiden Häuſern ſchüchtern den Angriff heraus, und ſtellen ſich
dann klüglich in die Defenſive, indem ſie ſich hinter die Schutzmauer
irgendeines Arguments retten, und weder eine Fronte zeigen, noch Kampf-
luſt oder Strategie.“ Die protectioniſtiſche Preſſe kann ihre Niedergeſchla-
genheit nicht verhehlen, tröſtet aber ſich und andere mit der Vorausſage
daß der Hauptkampf erſt noch kommen werde. Auf andere Punkte der
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nig Rückſicht genommen. Nur bemerkte Lord Stanley: zu der ſichtbaren
Erkaltung in den Verhältniſſen zu Rußland und Oeſterreich paſſe ſchlecht
die Verſicherung daß Ihrer Maj. Regierung mit allen fremden Mächten
in Frieden und Freundſchaft ſey.

Durch das Segelpaketboot „Waſhington“ hat man eine New-Yorker
Poſt vom 10 Jan., die alſo um einen Tag neuer iſt als die letzte durch
das Dampfboot „Cambria.“ Der New-York Herald meldet aus
Waſhington als ziemlich gewiß daß die Differenz wegen Nicaragua’s dem-
nächſt durch Vertrag ausgeglichen ſeyn werde. Die Souveränetät Nica-
ragua’s auf das ganze Gebiet, durch welches der Canal geführt werden
ſoll, wird anerkannt, der Canal ſelbſt allen ſeefahrenden Nationen geöff-
net und unter allgemeinen völkerrechtlichen Schutz geſtellt. — Auch eine
weſtindiſche Poſt iſt angekommen, mit ſehr neuen Daten von den Inſeln
ſowie aus dem Stillen Meer, aber ohne erhebliche politiſche Neuigkeiten.
Das Poſtſchiff „Medway“ hat eine ſehr reiche Fracht mitgebracht, darunter
für 749,684 Dollars Goldſtaub aus Californien. Man ſoll daſelbſt neue
ſehr ergiebige Goldlager im Gebirg entdeckt haben; aber der Geſundheits-
zuſtand in den „diggings“ war ein ſehr ſchlechter. Im Hafen von St.
Franciſco lagen 250 Schiffe.

England will Handel treiben, und die Capitaliſten der City wollen
Ruhe. Die Times, welche der reinſte Ausdruck dieſer Geld- und Han-
delswelt iſt, und zugleich, ſagt man, unter Lord Aberdeens Einfluß ſteht,
wird daher in Bezug auf die feſtländiſchen Angelegenheiten von Tag zu
Tag conſervativer, und erſt vor wenigen Tagen hat ſie gegen die europäi-
ſche Revolution ein umfaſſendes Glaubensbekenntniß abgelegt welches
dem vormaligen Berliner Wochenblatt oder dem alten Oeſterreichiſchen
Beobachter keine Schande gemacht hätte. Indeſſen folgender Artikel über
die jetzige Stellung der Schweiz lautet ziemlich gemäßigt nach beiden
Seiten: „Die Schweizer Eidgenoſſenſchaft hatte vor ungefähr drei Jah-
ren die unbeneidenswerthe Auszeichnung die Leitung der Revolutions-
bewegung zu übernehmen welche ſeitdem die Runde in Europa gemacht
hat, und dieſelbe ſcheint beſtimmt, ehe lange Zeit vergeht, wieder der
Schauplatz wichtigſter Ereigniſſe zu werden. Die Niederlage der Revo-
lution in den benachbarten Ländern, Frankreich, Baden, Lombardei und
Venedig, hat natürlich deren Leiter als Flüchtlinge in die Schweizer Kan-
tone getrieben, welche ihnen zugleich das nächſte Aſyl und die bequemſten
Mittel darboten aus ſicherem Verſteck ihre Umtriebe fortzuſetzen. Es
liegen, glauben wir, die Beweiſe im Ueberfluß vor daß einige der bedeu-
tendſten Schweizerſtädte die Sitze mächtiger fremder Bünde geworden
ſind, und daß die geheimen Geſellſchaften die mit Lyon einerſeits und mit
Süddeutſchland andererſeits in Verbindung ſtehen, ihren Einfluß der vor-
theilhaften Stellung ihrer Führer verdanken. Die innere Politik der
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trachtet zu werden als ſie verdiente; aber ſelbſt einem oberflächlichen Be-
obachter kann es nicht entgehen daß ihre geographiſche Lage und trian-
gulare Form der Schweiz einen ſehr bedeutenden natürlichen Einfluß
auf die Nachbarländer gibt, und die Neutralität ihres Gebiets, welche eine
von den Grundbedingungen des Friedens und der Sicherheit in Europa
iſt, wird ein Wort des Spottes und des Vorwurfs wenn dieſe Felſenburg
[Spaltenumbruch] der Freiheit und der Unabhängigkeit verwandelt iſt in ein Neſt von
Flüchtlingen, welche von da aus ihre Angriffe und Einfälle gegen Staa-
ten und Regierungen richten die ſeit Jahrhunderten mit der Eidgenoſſen-
ſchaft in Freundſchaft gelebt. Unter dieſen Umſtänden haben Oeſter-
reich und Preußen von der Schweizer Tagſatzung förmlich die Austrei-
bung der revolutionären Flüchtlinge, die auf allen ihren Seiten zu wüh-
len fortfahren, verlangt, und die Forderung iſt begleitet von einer kla-
ren Andeutung daß dieſe Mächte bereit ſeyen ſie mit allen nöthigen Mit-
teln zu unterſtützen, um die ſchnelle und vollſtändige Genugthuung zu er-
langen die zu ihrer eigenen Sicherheit, ſo behaupten ſie, erforderlich. Die
deutſchen Mächte, haben wir Grund zu glauben, ſind ganz entſchloſſen
dieſe Politik durchzuführen; die enormen, noch immer in der Vermeh-
rung begriffenen Streitkräfte, die ſie unter den Waffen haben, machen es
ſehr wahrſcheinlich daß man den Anhängern der Revolution nicht die Zeit
laſſen wird ſich in dieſer ihrer letzten feſtländiſchen Zufluchtſtätte wieder
zu ihrer früheren Kraft zu ſammeln. Die eidgenöſſiſche Regierung, durch
dieſe Forderungen beunruhigt, und außer Stand das Daſeyn des Uebels
zu läugnen oder es zu beſeitigen, ungeneigt Widerſtand zu leiſten und un-
mächtig zu gehorchen, hat ſich an das franzöſiſche Cabinet gewandt, um
zu erfahren was, im Fall eines Uebergriffs in die Rechte oder das Gebiet
der Schweiz, Ludwig Napoleon zu thun geſtimmt wäre. Andererſeits
haben die deutſchen Regierungen, in dem Wunſche die Politik des franzö-
fiſchen Präſidenten mit ihrer eigenen zu identiſiciren, und ihrer beabſich-
tigten Handlungsweiſe allen Schein eines Uebergriffs gegen Frankreich
zu nehmen, den Ludwig Bonaparte eingeladen an ihren Remonſtrationen
und den allenfalls nöthig werdenden Operationen theilzunehmen. So
wird die Frage von beiden Seiten zur Kenntnißnahme des franzöſiſchen
Präſidenten gebracht, und ſie iſt ohne allen Vergleich die kitzlichſte und
verwickeltſte die er bis jetzt zu entſcheiden hatte. Die Neutralität und
Unabhängigkeit der Schweiz ſind Grundſätze bei deren Aufrechthaltung
kein Staat mehr intereſſirt iſt als Frankreich, ſowie kein Menſch mehr
dazu verbunden als Louis Napoleon. Beinahe das letztemal wo den
Gränzen der Eidgenofſenſchaft feindliche Heere nahten, war er ſelbſt
der Flüchtling und der Agitator deſſen Entfernung die damalige fran-
zöſiſche Regierung fordern zu dürfen glaubte, und als das Unabhän-
gigkeitsprincip in ſeiner Perſon bedroht war, zeigte ſich das Volk der
Kantone nicht ungeneigt es mit den Waffen zu vertheidigen. Seine
früheren Verbindungen mit der Schweiz und ſeine perſönliche Anhänglich-
keit an General Dufour müſſen Louis Napoleons Widerſtreben einen
Schein von Feindſeligkeit gegen dieſes Land anzunehmen noch weſentlich
vermehren. Aber andererſeits hat die radicale Partei in den Kantonen die
Macht, die ſie durch die gewaltſamen Willkürmaßregeln von 1847 an ſich ge-
riſſen, bis zu den äußerſten Exceſſen getrieben. (?) Von allen Nachbarländern
iſt keines thätiger bedroht als Frankreich, und ehe viele Wochen vergehen,
werden durch Ausſendlinge von der Schweiz in Lyon oder Südfrankreich
neue Unruhen angefacht werden. Der Grundſatz nach welchem eine ſolche
Intervention allein gerechtfertigt werden könnte, iſt kaum unterſcheidbar
von dem nach welchem die Expedition gegen Rom unternommen wurde,
und die Gefahr für Frankreich iſt hier unendlich näher und größer.
Rückte Preußen wieder in Neuenburg als ſein eigenes Fürſtenthum ein,
und würf’ es ſeine Truppen über den Rhein in die nördlichen Kantone,
während Oeſterreich von Vorarlberg aus gegen den Weſten und das
Centrum der Schweiz vorrückte, ſo würde es für Frankreich nahezu unmög-
lich ſeyn unthätig zu bleiben, ſchwer aber mit den Alliirten zu handeln,
gefährlich im höchſten Grade gegen ſie zu handeln. Im Intereſſe aller
Parteien in der Schweiz und des allgemeinen Friedens hoffen wir ſehn-
lichſt daß man in dem Zuſtande jenes Landes nicht eine Rechtfertigung
ſehen werde ſeine Neutralität und Unabhängigkeit zu verletzen, daß aber
die Schweizer ſelbſt Mittel finden werden jene Menſchen zu entfernen
welche mit Grund den Argwohn und die Beſchwerden ihrer Nachbarn
erregen. Die Lage der Schweiz ſeit dem Siege der Radicalen iſt ohnehin
beklagenswerth genug, auch ohne die Beimiſchung fremder Elemente der
Zwietracht. Weiſer als ihre Väter in den Kämpfen des vorigen Jahr-
hunderts hat die geſchlagene Partei, welche aus den vernünftigen Freun-
den der Ordnung und der Freiheit beſteht (die Times ſpricht), keine
fremde Intervention ins Land gerufen; auch jetzt, glauben wir, würden
die Conſervativen ſich mit ihren Landsleuten vereinigen und mit ihnen
gemeinſam eine fremde Invaſion zurückzuſchlagen verſuchen. Aber wenn
die eidgenöſſiſche Regierung nicht ganz unmächtig oder fühllos für die
Forderungen der Gerechtigkeit iſt, ſo muß ſie anerkennen daß kein Land das
Recht hat *) diejenigen zu beſchützen die ihre Nachbarn mit einem Ein-

*) In welchem Lande ſaß denn früher z. B. Mazzini, als er die Fäden der
italieniſchen Revolution zog? Wo conſpiriren gegenwärtig Louis Blanc
und Ledru-Rellin? Der Begriff der Nachbarſchaft hat ſich durch die
neuen Communicationsmittel ſehr ausgedehnt.
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[598/0006] vertagte. Es wurden in dieſer zweiten Sitzung gute Reden gehalten, auf Seite der Protectioniſten namentlich von den HH. Herries und Benja- min Diſraeli; miniſteriellerſeits von Hrn. Labouchere und Lord John Ruſſell. Doch war die Debatte im ganzen minder lebhaft und an- ziehend als man erwartet hatte, wohl größtentheils eine Folge davon daß ſie ſich zumeiſt in gegeneinander aufgeführten Zahlenreihen bewegte. Die Freihandelspreſſe feiert den, freilich eclatanten, Sieg mit ziemlichem Uebermuth; ſo ſagt Daily News: „Nur höflichkeitshalber kann man das was im Hauſe der Gemeinen ſtattfand, eine Debatte nennen. Die Niederlage der Protectioniſten kündigte ſich gleich anfangs an. Gegen zwei ſolche Kanonen wie Charles Villiers und Sir Ch. Wood, welche ſtundenlang einen ſolchen Hagel von Ziffern und Thatſachen ſprühten, hatte die Landpartei nur zwei altmodiſche Feldſchlangen aufgeſtellt in den Perſonen des Sir John Trollope und des Sir John Walſh. So glich die Schlacht ungefähr einem Kampfe zwiſchen der Artillerie Napoleons oder Wellingtons und jener des ſchwarzen Prinzen oder Heinrichs VIII. Wir hatten erwartet die Protectioniſten in beiden Häuſern würden Sturm laufen und die Breſche erſteigen. Ihre Prahlereien hatten ange- kündigt ſie brennten vor Muth die Offenſive zu ergreifen. Statt deſſen fordern ſie in beiden Häuſern ſchüchtern den Angriff heraus, und ſtellen ſich dann klüglich in die Defenſive, indem ſie ſich hinter die Schutzmauer irgendeines Arguments retten, und weder eine Fronte zeigen, noch Kampf- luſt oder Strategie.“ Die protectioniſtiſche Preſſe kann ihre Niedergeſchla- genheit nicht verhehlen, tröſtet aber ſich und andere mit der Vorausſage daß der Hauptkampf erſt noch kommen werde. Auf andere Punkte der Thronrede ward, im Ober- und Unterhaus, bei den Verhandlungen we- nig Rückſicht genommen. Nur bemerkte Lord Stanley: zu der ſichtbaren Erkaltung in den Verhältniſſen zu Rußland und Oeſterreich paſſe ſchlecht die Verſicherung daß Ihrer Maj. Regierung mit allen fremden Mächten in Frieden und Freundſchaft ſey. Durch das Segelpaketboot „Waſhington“ hat man eine New-Yorker Poſt vom 10 Jan., die alſo um einen Tag neuer iſt als die letzte durch das Dampfboot „Cambria.“ Der New-York Herald meldet aus Waſhington als ziemlich gewiß daß die Differenz wegen Nicaragua’s dem- nächſt durch Vertrag ausgeglichen ſeyn werde. Die Souveränetät Nica- ragua’s auf das ganze Gebiet, durch welches der Canal geführt werden ſoll, wird anerkannt, der Canal ſelbſt allen ſeefahrenden Nationen geöff- net und unter allgemeinen völkerrechtlichen Schutz geſtellt. — Auch eine weſtindiſche Poſt iſt angekommen, mit ſehr neuen Daten von den Inſeln ſowie aus dem Stillen Meer, aber ohne erhebliche politiſche Neuigkeiten. Das Poſtſchiff „Medway“ hat eine ſehr reiche Fracht mitgebracht, darunter für 749,684 Dollars Goldſtaub aus Californien. Man ſoll daſelbſt neue ſehr ergiebige Goldlager im Gebirg entdeckt haben; aber der Geſundheits- zuſtand in den „diggings“ war ein ſehr ſchlechter. Im Hafen von St. Franciſco lagen 250 Schiffe. England will Handel treiben, und die Capitaliſten der City wollen Ruhe. Die Times, welche der reinſte Ausdruck dieſer Geld- und Han- delswelt iſt, und zugleich, ſagt man, unter Lord Aberdeens Einfluß ſteht, wird daher in Bezug auf die feſtländiſchen Angelegenheiten von Tag zu Tag conſervativer, und erſt vor wenigen Tagen hat ſie gegen die europäi- ſche Revolution ein umfaſſendes Glaubensbekenntniß abgelegt welches dem vormaligen Berliner Wochenblatt oder dem alten Oeſterreichiſchen Beobachter keine Schande gemacht hätte. Indeſſen folgender Artikel über die jetzige Stellung der Schweiz lautet ziemlich gemäßigt nach beiden Seiten: „Die Schweizer Eidgenoſſenſchaft hatte vor ungefähr drei Jah- ren die unbeneidenswerthe Auszeichnung die Leitung der Revolutions- bewegung zu übernehmen welche ſeitdem die Runde in Europa gemacht hat, und dieſelbe ſcheint beſtimmt, ehe lange Zeit vergeht, wieder der Schauplatz wichtigſter Ereigniſſe zu werden. Die Niederlage der Revo- lution in den benachbarten Ländern, Frankreich, Baden, Lombardei und Venedig, hat natürlich deren Leiter als Flüchtlinge in die Schweizer Kan- tone getrieben, welche ihnen zugleich das nächſte Aſyl und die bequemſten Mittel darboten aus ſicherem Verſteck ihre Umtriebe fortzuſetzen. Es liegen, glauben wir, die Beweiſe im Ueberfluß vor daß einige der bedeu- tendſten Schweizerſtädte die Sitze mächtiger fremder Bünde geworden ſind, und daß die geheimen Geſellſchaften die mit Lyon einerſeits und mit Süddeutſchland andererſeits in Verbindung ſtehen, ihren Einfluß der vor- theilhaften Stellung ihrer Führer verdanken. Die innere Politik der Schweiz pflegte bis zum letzten Bürgerkrieg mit weniger Theilnahme be- trachtet zu werden als ſie verdiente; aber ſelbſt einem oberflächlichen Be- obachter kann es nicht entgehen daß ihre geographiſche Lage und trian- gulare Form der Schweiz einen ſehr bedeutenden natürlichen Einfluß auf die Nachbarländer gibt, und die Neutralität ihres Gebiets, welche eine von den Grundbedingungen des Friedens und der Sicherheit in Europa iſt, wird ein Wort des Spottes und des Vorwurfs wenn dieſe Felſenburg der Freiheit und der Unabhängigkeit verwandelt iſt in ein Neſt von Flüchtlingen, welche von da aus ihre Angriffe und Einfälle gegen Staa- ten und Regierungen richten die ſeit Jahrhunderten mit der Eidgenoſſen- ſchaft in Freundſchaft gelebt. Unter dieſen Umſtänden haben Oeſter- reich und Preußen von der Schweizer Tagſatzung förmlich die Austrei- bung der revolutionären Flüchtlinge, die auf allen ihren Seiten zu wüh- len fortfahren, verlangt, und die Forderung iſt begleitet von einer kla- ren Andeutung daß dieſe Mächte bereit ſeyen ſie mit allen nöthigen Mit- teln zu unterſtützen, um die ſchnelle und vollſtändige Genugthuung zu er- langen die zu ihrer eigenen Sicherheit, ſo behaupten ſie, erforderlich. Die deutſchen Mächte, haben wir Grund zu glauben, ſind ganz entſchloſſen dieſe Politik durchzuführen; die enormen, noch immer in der Vermeh- rung begriffenen Streitkräfte, die ſie unter den Waffen haben, machen es ſehr wahrſcheinlich daß man den Anhängern der Revolution nicht die Zeit laſſen wird ſich in dieſer ihrer letzten feſtländiſchen Zufluchtſtätte wieder zu ihrer früheren Kraft zu ſammeln. Die eidgenöſſiſche Regierung, durch dieſe Forderungen beunruhigt, und außer Stand das Daſeyn des Uebels zu läugnen oder es zu beſeitigen, ungeneigt Widerſtand zu leiſten und un- mächtig zu gehorchen, hat ſich an das franzöſiſche Cabinet gewandt, um zu erfahren was, im Fall eines Uebergriffs in die Rechte oder das Gebiet der Schweiz, Ludwig Napoleon zu thun geſtimmt wäre. Andererſeits haben die deutſchen Regierungen, in dem Wunſche die Politik des franzö- fiſchen Präſidenten mit ihrer eigenen zu identiſiciren, und ihrer beabſich- tigten Handlungsweiſe allen Schein eines Uebergriffs gegen Frankreich zu nehmen, den Ludwig Bonaparte eingeladen an ihren Remonſtrationen und den allenfalls nöthig werdenden Operationen theilzunehmen. So wird die Frage von beiden Seiten zur Kenntnißnahme des franzöſiſchen Präſidenten gebracht, und ſie iſt ohne allen Vergleich die kitzlichſte und verwickeltſte die er bis jetzt zu entſcheiden hatte. Die Neutralität und Unabhängigkeit der Schweiz ſind Grundſätze bei deren Aufrechthaltung kein Staat mehr intereſſirt iſt als Frankreich, ſowie kein Menſch mehr dazu verbunden als Louis Napoleon. Beinahe das letztemal wo den Gränzen der Eidgenofſenſchaft feindliche Heere nahten, war er ſelbſt der Flüchtling und der Agitator deſſen Entfernung die damalige fran- zöſiſche Regierung fordern zu dürfen glaubte, und als das Unabhän- gigkeitsprincip in ſeiner Perſon bedroht war, zeigte ſich das Volk der Kantone nicht ungeneigt es mit den Waffen zu vertheidigen. Seine früheren Verbindungen mit der Schweiz und ſeine perſönliche Anhänglich- keit an General Dufour müſſen Louis Napoleons Widerſtreben einen Schein von Feindſeligkeit gegen dieſes Land anzunehmen noch weſentlich vermehren. Aber andererſeits hat die radicale Partei in den Kantonen die Macht, die ſie durch die gewaltſamen Willkürmaßregeln von 1847 an ſich ge- riſſen, bis zu den äußerſten Exceſſen getrieben. (?) Von allen Nachbarländern iſt keines thätiger bedroht als Frankreich, und ehe viele Wochen vergehen, werden durch Ausſendlinge von der Schweiz in Lyon oder Südfrankreich neue Unruhen angefacht werden. Der Grundſatz nach welchem eine ſolche Intervention allein gerechtfertigt werden könnte, iſt kaum unterſcheidbar von dem nach welchem die Expedition gegen Rom unternommen wurde, und die Gefahr für Frankreich iſt hier unendlich näher und größer. Rückte Preußen wieder in Neuenburg als ſein eigenes Fürſtenthum ein, und würf’ es ſeine Truppen über den Rhein in die nördlichen Kantone, während Oeſterreich von Vorarlberg aus gegen den Weſten und das Centrum der Schweiz vorrückte, ſo würde es für Frankreich nahezu unmög- lich ſeyn unthätig zu bleiben, ſchwer aber mit den Alliirten zu handeln, gefährlich im höchſten Grade gegen ſie zu handeln. Im Intereſſe aller Parteien in der Schweiz und des allgemeinen Friedens hoffen wir ſehn- lichſt daß man in dem Zuſtande jenes Landes nicht eine Rechtfertigung ſehen werde ſeine Neutralität und Unabhängigkeit zu verletzen, daß aber die Schweizer ſelbſt Mittel finden werden jene Menſchen zu entfernen welche mit Grund den Argwohn und die Beſchwerden ihrer Nachbarn erregen. Die Lage der Schweiz ſeit dem Siege der Radicalen iſt ohnehin beklagenswerth genug, auch ohne die Beimiſchung fremder Elemente der Zwietracht. Weiſer als ihre Väter in den Kämpfen des vorigen Jahr- hunderts hat die geſchlagene Partei, welche aus den vernünftigen Freun- den der Ordnung und der Freiheit beſteht (die Times ſpricht), keine fremde Intervention ins Land gerufen; auch jetzt, glauben wir, würden die Conſervativen ſich mit ihren Landsleuten vereinigen und mit ihnen gemeinſam eine fremde Invaſion zurückzuſchlagen verſuchen. Aber wenn die eidgenöſſiſche Regierung nicht ganz unmächtig oder fühllos für die Forderungen der Gerechtigkeit iſt, ſo muß ſie anerkennen daß kein Land das Recht hat *) diejenigen zu beſchützen die ihre Nachbarn mit einem Ein- *) In welchem Lande ſaß denn früher z. B. Mazzini, als er die Fäden der italieniſchen Revolution zog? Wo conſpiriren gegenwärtig Louis Blanc und Ledru-Rellin? Der Begriff der Nachbarſchaft hat ſich durch die neuen Communicationsmittel ſehr ausgedehnt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine38_1850/6>, abgerufen am 22.07.2024.