Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.5. September 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Erst nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieses Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen, Die noch im nördlichen Ostpreußen stehenden russischen Truppen Damit ist nun wohl unsere schwer getroffene Ostseeprovmz Der Kaiser ernannte den siegreichen Feldherrn im Osten, Großes Hauptquartier, 29. August. Durch den in dreitägiger Wilhelm I. R." Inzwischen kämpft unser österreichischer Bundesgenosse schon seit Die Schlacht nimmt bisher einen günstigen Verlauf. Das Die österreichisch-ungarische Armee ist auf dem ganzen Wege Nach einer Meldung an die hiesige russische Gesandtschaft bom- Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des österreichi- Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwischen Zamosc- Die letzten Zeilen dieser Nachricht werden bei uns im Reiche Inzwischen hat man auch angefangen, sich mit den russi- Bekanntlich ist zur Untersuchung der Vorfälle, bei denen sich Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommissionen werden Gegen die Engländer haben wir zur See leider den Verlust einiger Schiffe zu beklagen, Die englische Armee, der sich drei französische Territorial- Ueber das schwere Seegefecht in der Nordsee vom 28. August Bei teilweise unsichtigem Wetter sind mehrere moderne englische S. M. S. "Ariadne" sank, von zwei Schlachtschiffkreuzern Die kleinen Kreuzer "Köln" und "Mainz" werden vermißt. Während hier unsere Schiffe teils der Ungunst des Wetters, Nach einer Meldung aus Las Palmas ist der als Hilfs- Gegen diese jedem Völkerrecht widersprechende Verletzung der Inzwischen wird gemeldet, daß die gesamte Besatzung des ver- 5. September 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Erſt nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieſes Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen, Die noch im nördlichen Oſtpreußen ſtehenden ruſſiſchen Truppen Damit iſt nun wohl unſere ſchwer getroffene Oſtſeeprovmz Der Kaiſer ernannte den ſiegreichen Feldherrn im Oſten, Großes Hauptquartier, 29. Auguſt. Durch den in dreitägiger Wilhelm I. R.“ Inzwiſchen kämpft unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe ſchon ſeit Die Schlacht nimmt bisher einen günſtigen Verlauf. Das Die öſterreichiſch-ungariſche Armee iſt auf dem ganzen Wege Nach einer Meldung an die hieſige ruſſiſche Geſandtſchaft bom- Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des öſterreichi- Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwiſchen Zamosc- Die letzten Zeilen dieſer Nachricht werden bei uns im Reiche Inzwiſchen hat man auch angefangen, ſich mit den ruſſi- Bekanntlich iſt zur Unterſuchung der Vorfälle, bei denen ſich Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommiſſionen werden Gegen die Engländer haben wir zur See leider den Verluſt einiger Schiffe zu beklagen, Die engliſche Armee, der ſich drei franzöſiſche Territorial- Ueber das ſchwere Seegefecht in der Nordſee vom 28. Auguſt Bei teilweiſe unſichtigem Wetter ſind mehrere moderne engliſche S. M. S. „Ariadne“ ſank, von zwei Schlachtſchiffkreuzern Die kleinen Kreuzer „Köln“ und „Mainz“ werden vermißt. Während hier unſere Schiffe teils der Ungunſt des Wetters, Nach einer Meldung aus Las Palmas iſt der als Hilfs- Gegen dieſe jedem Völkerrecht widerſprechende Verletzung der Inzwiſchen wird gemeldet, daß die geſamte Beſatzung des ver- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0003" n="541"/> <fw place="top" type="header">5. September 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <p>Erſt nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieſes<lb/> Sieges erkennen. Es ſtellte ſich zunächſt heraus, daß er noch viel<lb/> größer geweſen, als urſprünglich angenommen worden war.</p><lb/> <p>Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen,<lb/> iſt die Niederlage des Feindes eine vollſtändige geworden. Drei<lb/> Armeekorps ſind vernichtet, 90,000 Ruſſen gefangen, darunter zwei<lb/> kommandierende Generale, viele Geſchütze und Feldzeichen ſind in<lb/> unſere Hände gefallen. 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5. September 1914. Allgemeine Zeitung
Erſt nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieſes
Sieges erkennen. Es ſtellte ſich zunächſt heraus, daß er noch viel
größer geweſen, als urſprünglich angenommen worden war.
Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen,
iſt die Niederlage des Feindes eine vollſtändige geworden. Drei
Armeekorps ſind vernichtet, 90,000 Ruſſen gefangen, darunter zwei
kommandierende Generale, viele Geſchütze und Feldzeichen ſind in
unſere Hände gefallen. Das geſamte Artilleriematerial der Ruſſen
iſt vernichtet.
Die noch im nördlichen Oſtpreußen ſtehenden ruſſiſchen Truppen
haben den Rückzug angetreten.
Damit iſt nun wohl unſere ſchwer getroffene Oſtſeeprovmz
wieder entlaſtet:
Der Kaiſer ernannte den ſiegreichen Feldherrn im Oſten,
General v. Hindenburg, zum Generaloberſten, verlieh ihm das
Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe und ſandte ihm folgendes Telegramm:
Großes Hauptquartier, 29. Auguſt. Durch den in dreitägiger
Schlacht errungenen vollen Sieg über die ruſſiſche Uebermacht
erwarb ſich die Armee für immer den Dank des Vaterlandes.
Mit ganz Deutſchland bin ich ſtolz auf dieſe Leiſtung der Armee
unter Ihrer Führung. Uebermitteln Sie den braven Truppen
meine warme kaiſerliche Anerkennung.
Wilhelm I. R.“
Inzwiſchen kämpft unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe ſchon ſeit
faſt einer Woche in Galizien eine große Entſcheidungsſchlacht,
die nach den letzten Nachrichten noch nicht abgeſchloſſen iſt, aber für
die Oeſterreicher günſtig ſteht. Darüber wird gemeldet:
Die Schlacht nimmt bisher einen günſtigen Verlauf. Das
öſterreichiſche Vorgehen iſt langſam, aber unaufhaltſam. Da ein
frontaler Angriff zu viel Blut koſten würde, ſind zeitraubende Um-
faſſungen nötig. Oeſterreichiſche Truppen zwiſchen Bug und Wieprz
griffen von drei Seiten eine ruſſiſche Diviſion an, die unter dem
Schutze der Nacht entkam.
Die öſterreichiſch-ungariſche Armee iſt auf dem ganzen Wege
zwiſchen Weichſel—Dnjeſtr in der Offenſive begriffen. Da die
Schlachtfront 400 Kilometer beträgt, erklärt ſich auch die lange
Dauer des Kampfes. Jnzwiſchen iſt in Odeſſa die Revolution aus-
gebrochen. Das Wolffſche Telegraphenbureau übernimmt erne
darauf bezügliche Meldung des „Neuen Wiener Journals“ aus
Bukareſt:
Nach einer Meldung an die hieſige ruſſiſche Geſandtſchaft bom-
bardiert der ruſſiſche Panzerkreuzer „Panteleimon“ die Stadt Odeſſa,
wo es den Revolutionären gelungen iſt, die Herrſchaft an ſich zu
reißen. Die eine ganze Woche hindurch andauernden blungen
Straßenkämpfe endeten mit dem völligen Siege der Revolutionüre.
Die Entſcheidung führten die Truppen ſelbſt herbei, die ſich nach
der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung
anſchloſſen. Der Polizeimeiſter, der Gendarmeriechef und die
Polizeikommiſſäre wurden beim Sturm auf das Gefängnis getötet.
In allen öffentlichen Gebäuden, welche beflaggt ſind, arbeiten die
Revolutionskomitees. Das Bombardement richtet ſich hauptſächlich
gegen dieſe Gebäude und gegen die Kaſernen, in denen die auf-
rühreriſchen Truppen ſich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.
Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des öſterreichi-
ſchen Generalſtabs, General Höfer, endlich über die große und an-
dauernde Schlacht in Polen:
Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwiſchen Zamosc-
Tyszowcze führte geſtern zum vollſtändigen Siege der Armee
Auffenbergs. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Ge-
ſchütze wurden erbeutet. Die Ruſſen befinden ſich im Rückzug über
den Bug. Auch bei der Armee Dankls, die nun Lublin an-
greift, ſind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Oſtgalizien
iſt Lemberg noch in unſerem Beſitz. Gleichwohl iſt dort die
Lage gegenüber dem ſtarken und überlegenen ruſſiſchen Vorſtoß
ſehr ſchwierig.
Die letzten Zeilen dieſer Nachricht werden bei uns im Reiche
einige Ueberraſchung hervorrufen, da nicht gemeldet war und man
nicht wußte, daß die Ruſſen hart vor Lemberg ſtanden. Hoffentlich
gelingt es bald, ſie aus ganz Galizien hinauszuwerfen.
Inzwiſchen hat man auch angefangen, ſich mit den ruſſi-
ſchen Greueln zu beſchäftigen:
Bekanntlich iſt zur Unterſuchung der Vorfälle, bei denen ſich
Belgien ein völkerrechtswidriges Verhalten gegen Deutſchland hat
zu ſchulden kommen laſſen, eine Kommiſſion eingeſetzt, an deren
Spitze der Miniſterialdirektor Juſt ſteht. Die preußiſche Regierung
hat es für nötig befunden, aus Anlaß der Vorfälle in Oſt-
preußen ähnliche Einrichtungen zu treffen, um recht bald vor
aller Welt durch eine genaue Beweisaufnahme darlegen zu können,
in welchem Umfange die ruſſiſche Armee Grauſamkeiten und Ver-
wüſtungen gegenüber unſeren Landsleuten und ihrem Beſitz in Oſt-
preußen begangen hat. Der Miniſter des Innern hat zu dieſem
Zweck für jeden der beiden hauptſächlich beteiligten Regierungs-
bezirke Gumbinnen und Allenſtein eine Kommiſſion ein-
geſetzt, an deren Spitze die betreffenden Regierungspräſidenten
ſtehen und in die außer einigen Beamten des Bezirks auch nicht
beamtete Perſönlichkeiten berufen werden ſollen, die mit den Ver-
hältniſſen des Bezirks genau vertraut ſind.
Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommiſſionen werden
hiermit öffentlich erbeten. Bis auf weiteres ſind ſie an das preußi-
ſche Miniſterium des Innern, Berlin, Unter den Linden Nr. 72/3,
mit der Bezeichnung „In Sachen der Oſtpreußiſchen Kriegs-Kom-
miſſionen“ zu richten. Dabei iſt auch die derzeitige Adreſſe des
Einſenders anzugeben, damit eine protokollariſche Vernehmung
möglich iſt.
Gegen die Engländer
haben wir zur See leider den Verluſt einiger Schiffe zu beklagen,
haben aber dafür die engliſche Armee bei St. Quentin vollſtändig
geſchlagen:
Die engliſche Armee, der ſich drei franzöſiſche Territorial-
diviſionen angeſchloſſen hatten, iſt nördlich St. Quentin vollſtändig
geſchlagen und befindet ſich in vollem Rückzug über St. Quentin.
Mehrere tauſend Gefangene, 7 Feldbatterien und eine ſchwere
Batterie ſind in unſere Hände gefallen.
Ueber das ſchwere Seegefecht in der Nordſee vom 28. Auguſt
wird gemeldet:
Bei teilweiſe unſichtigem Wetter ſind mehrere moderne engliſche
kleine Kreuzer und zwei engliſche Zerſtörerflotillen (etwa 40 Zer-
ſtörer) in der deutſchen Bucht der Nordſee nordweſtlich von Helgo-
land aufgetreten. Es kam zu hartnäckigen Einzelgefechten zwiſchen
ihnen und unſeren leichten Streitkräften. Die deutſchen kleinen
Kreuzer drängten heftig nach Weſten nach und gerieten dabei infolge
der beſchränkten Sichtweite ins Gefecht mit mehreren ſtarken
Panzerkreuzern.
S. M. S. „Ariadne“ ſank, von zwei Schlachtſchiffkreuzern
der Lion-Klaſſe auf kurze Entfernung mit ſchwerer Artillerie be-
ſchoſſen, nach ehrenvollem Kampfe. Der weitaus größte Teil der
Beſatzung, vorausſichtlich 250 Köpfe, konnte gerettet werden. Auch
das Torpedoboot „V 187“ ging, von einem kleinen Kreuzer
und 10 Zerſtörern aufs heftigſte beſchoſſen, bis zuletzt feuernd, in
die Tiefe. Flotillenchef und Kommandant ſind gefallen. Ein be-
trächtlicher Teil der Beſatzung wurde gerettet.
Die kleinen Kreuzer „Köln“ und „Mainz“ werden vermißt.
Sie ſind nach einer heutigen Reutermeldung aus London gleichfalls
im Kampf mit überlegenem Gegner geſunken. Ein Teil ihrer
Beſatzungen (9 Offiziere und 81 Mann) ſcheint durch engliſche
Schiffe gerettet worden zu ſein. Nach der gleichen engliſchen Quelle
haben die engliſchen Schiffe ſchwere Beſchädigungen erlitten.
Während hier unſere Schiffe teils der Ungunſt des Wetters,
teils der Uebermacht, zum Opfer gefallen ſind, meldete der Telegraph
am 31. Auguſt einen engliſchen Völkerrechtsbruch, wie er flagranter
nicht gedacht werden kann:
Nach einer Meldung aus Las Palmas iſt der als Hilfs-
kreuzer ausgerüſtete Schnelldampfer „Kaiſer Wilhelm der
Große“ von dem engliſcher Kreuzer „Highflyer“ zum
Sinken gebracht worden, als er in den neutralen Gewäſſern
der ſpaniſchen Kolonie Rio del Oro zu Anker lag.
Gegen dieſe jedem Völkerrecht widerſprechende Verletzung der
Neutralitätsgeſetze muß Proteſt erhoben werden. Großbritannien
hat durch die Nichtachtung der ſtets von allen Nationen theoretiſch
und praktiſch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler Hoheits-
gewäſſer gezeigt, daß es ſich nicht ſcheut, über die Hoheitsrechte
neutraler Staaten hinwegzugehen.
Inzwiſchen wird gemeldet, daß die geſamte Beſatzung des ver-
ſenkten Hilfskreuzers gerettet iſt.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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