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Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914.

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Allgemeine Zeitung 29. August 1914.
[Spaltenumbruch] größeren Zusammenstoß zwischen einer starken Abteilung russischer
Infanterie und Kavallerie mit unseren Truppen, nämlich einigen
Kompagnien Infanterie, die von Husaren unterstützt wurden. Der
tapfere Bajonettangriff unserer Truppen lichtete in kurzer Zeit die
Reihen unserer Feinde. Die Russen ergriffen in wilder Panik die
Flucht und ließen zahlreiche Tote und Verwundete zurück. Unsere
Truppen verloren keinen einzigen Mann. Auch die Zahl der Ver-
wundeten ist ganz gering.

Am Tage vorher meldet der Csas aus Krakau:

In das hiesige Militärspital eingebrachte Verwundete des
Olmützer Infanterie-Regiments erzählen, daß bei Krasnik und bei
Kielce in Russisch-Polen eine Schlacht stattgefunden habe, wobei der
dreifach überlegene Feind von den österreichischen Truppen ge-
schlagen worden sei. Das ungarische Blatt Est meldet aus Czer-
nowitz:
Die Russen machten mehrere Versuche, über die Grenze
der Bukowina vorzudringen. Alle diese Versuche wurden jedoch
von unseren Truppen energisch zurückgewiesen. Besonders zwischen
Nowosielitza und Okna erlitten die Russen schwere Verluste. Unsere
Truppen besetzten das Gebiet zwischen Nowosielitza, Balamutovka
und Rahavenzy und zerstörten bei Okna die Telegraphenleitungen,
sowie das russische Postgebäude. Die Russen versuchten, an mehreren
Punkten das Vordringen unserer Truppen zu verhindern, wurden
jedoch stets mit großen Verlusten zurückgedrängt.

Die Revolution im Kaukasus scheint Fortschritte zu machen:

Die Südslawische Korrespondenz meldet aus Konstan-
tinopel:
Der Aufstand im Kaukasus gegen Rußland ist zu einer
vollen Revolution ausgeartet. Seit Tagen finden blutige Kämpfe
zwischen den Aufständischen und den treu gebliebenen russischen
Truppen statt. Der Verlauf der Ereignisse im Kaukasus und an der
Grenze wird in türkischen Regierungskreisen mit zunehmender
Unruhe verfolgt. Abordnungen der Kaukasus-Grenzorte erscheinen
bei den türkischen Truppenkommandanten und bitten um den Ein-
marsch der türkischen Armee. Die Lage beginnt unhaltbar zu
werden.

Ueber das Vordringen der österreichisch-ungari-
schen Truppen
in Russisch-Polen liegen folgende erfreuliche
Meldungen aus Wien vor:

Das Kriegspressequartier meldet: Die Offensive unserer Truppen
auf beiden Seiten der Weichsel dringt unaufhaltsam vor. Westlich
des Flusses überschritten unsere Kräfte im Anschluß an die deutschen
Verbündeten unter kleinen Kämpfen die Lysa Gora und erreichten
gestern den Abschnitt des Kamikana-Flusses zwischen Kielce und
Radom. Oestlich der Weichsel warfen unsere siegreich vordringenden
Kräfte am 23. August bei Krasnik auf dem Wege nach Lublin eine
starke Gruppe zweier russischer Korps zurück. Ueber 1000 Russen,
darunter viele Offiziere, fielen unverwundet in unsere Hände. Eine
Anzahl Fahnen, Maschinengewehre und Geschütze wurden erbeutet.
Ein Vorstoß von 20,000 Russen (größtenteils Reiterei) gegen die
Grenze der Bukowina wurde bei Nowosielitza vollständig zurück-
geschlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene ab-
genommen. Jn überstürztem Rückzuge ließen sie auf dem Kampf-
platz viele Kriegsgeräte zurück.

Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und
Longwy treffen hocherfreuliche Nachrichten über das siegreiche
Vorgehen der Oesterreicher in Polen ein. Das Wie-
ner Kriegspressequartier, die dortige offizielle Stelle, meldet unterm
26. ds.:

Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete gestern mit
einem völligen Sieg unserer Truppen. Die Russen wurden aus
der ganzen etwa 70 Kilometer breiten Front geworfen und traten
den fluchtartigen Rückzug auf Lublin an.

Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieselbe Quelle weiter:

Nach den letzten Nachrichten haben unsere Truppen in den
Kämpfen bei Krasnik über 3000 Gefangene gemacht und drei Fah-
nen, 20 Geschütze und sieben bespannte Maschinengewehre erbeutet.
Gefangen genommene russische Offiziere, die den Feldzug gegen
Japan mitgemacht hatten, sagten übereinstimmend aus, daß die An-
griffe unserer Streitkräfte viel stürmischer seien als diejenigen der
Japaner.

Die Norddeusche Allgemeine Zeitung schreibt dazu: Mit dem
Siege bei Krasnik ist die erste große Schlacht gegen die Russen ge-
schlagen. Die Entscheidung brachte einen vollen Erfolg. Der Geg-
ner wurde nicht nur zum Rückzug gezwungen, sondern mußte
fluchtartig nach Lublin zurückweichen. Mit dem Gefühle hochgespann-
ten Stolzes vernehmen wir Reichsdeutsche die Kunde von dem sieg-
[Spaltenumbruch] reichen Vordringen unseres Bundesgenossen. Was in langen Frie-
densjahren vorbereikek wurde, besteht jetzt glänzend die erste Prü-
fung und bekräftigt die im Deutschen Keiche und in Oesterreich-An-
garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutschland und Oesterreich-
Angarn Schulter an Schulter kämpfend jeder Aebermacht gewachsen
sind, die sich gegen sie erheben könnte.

Die Freude über die Siege, die auf österreichischer und deutscher
Seite in Ost und West erfochten werden kommt zu ebenso schönem
wie knappem Ausdruck in einem Telegramm, das der Kaiser von
Oesterreich in das Große Hauptquartier an den Kaiser am 24. ds.
gerichtet hat. Es lautet:

Sieg auf Sieg! Gott ist mit Euch und wird auch mit uns sein!
Allerinnigst beglückwünsche Jch Dich, teurer Freund, den jugend-
lichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, sowie den
Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das unvergleichlich tapfere
deutsche Heer. Worte fehlen mir, um auszudrücken, was mich und
mit mir meine Wehrmacht in diesen weltgeschichtlichen Tagen be-
wegt. Herzlichst drückt Deine starke Hand
Franz Joseph.


Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz wurden östlich von
Visegrad-Rudo (an dem Drinaübergang der Straße von Serajewo)
etwa 30 serbische Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und
schwerer Artillerie nach hartnäckigem Kampfe am 20. und 21. August
auf der ganzen Linie geworfen. Es handelt sich dabei um eine
Schumadivision 1. Aufgebots, vier Regimenter Jnfanterie, ein
Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je ein Regiment
erstes, zweites und drittes Aufgebot der Drinadivision.

Die "Südslawische Korrespondenz" meldet:

Wie aus guter
Quelle verlautet, wurden die von österreichischen Truppen geschlage-
nenen serbischen Abteilungen von russischen Offizieren kommandiert,
die freiwillig in die serbische Armee eingetreten waren.
Italiens Haltung.

Das Wolffsche Bureau gibt eine Meldung der "Agenzia
Stefani" weiter:

Die in einigen italienischen und auswärtigen Blättern erschiene-
nen Nachrichten über Missionen, die von der italienischen Regierung
italienischen Politikern bei fremden Regierungen gegeben wurden,
oder von Missionen, welche auswärtige Politiker in Jtalien durch-
geführt hätten, entbehren jeder Begründung. Die italienische Re-
gierung, die sich bei ihrer Haltung leiten läßt von strikter Be-
obachtung der erklärten Neutralität, setzt regelmäßig ihre inter-
nationale politische Handlungsweise mit Hilfe der offiziellen Ver-
treter im Auslande auseinander, wie durch ihre fortdauernden
freundschaftlichen Beziehungen mit den fremden, in Rom beglaubig-
ten Vertretern.

Ferner meldet das Bureau:

Einige Schweizer Blätter, besonders die "Gazette de Lausanne",
veröffentlichen in den letzten Tagen Korrespondenzen, in denen ge-
meldet wurde, daß 800,000 Soldaten in Venetien sich befänden und
daß die Eröffnung eines Feldzuges der italienischen Armee bevor-
stehe. Diese Gerüchte, die zu dementieren eigentlich überflüssig sein
würde, können durch die Bildung kleiner Lager hervorgerufen wor-
den sein, welche in der Umgebung aller Garnisonen nach der Ein-
berufung der bekannten Reservistenklassen angeordnet wurden und
zwar zum Teil, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen, teils zu
Ausbildungszwecken, oder aus hygienischen Rücksichten. Aber diese
Maßnahmen erstrecken sich auf das ganze Gebiet des Königreiches.
Sie werden dort sichtbar werden, wo die normalen Garnisonen zahl-
reicher sind, wie im Tale des Po und auch gerade in Venetien,
können aber auch auf der ganzen Halbinsel und sogar auf Sizilien
festgestellt werden. Das beweist, daß diese Zeitungsnachrichten, die
der von Jtalien in dem gegenwärtigen Konflikt angenommenen
Neutralität offenbar widersprechen, jeder Begründung entbehren.

Die Tribuna schreibt: Ministerpräsident Salandra empfing eine
Vertretung der sozialistischen Gruppe des Parlaments, die um eine
Entscheidung der Regierung bezüglich der Zusammenberufung des
Parlaments ersuchte. Salandra antwortete: Nach Ansicht der Re-
gierung sei bisher keine Tatsache eingetreten, die diese Zusammen-
berufung notwendig mache. Die Regierung sei fest ent-
schlossen, die Politik der Neutralität weiter zu
verfolgen,
die aus Gründen angenommen worden sei, die
allerwärts bekannt seien.

Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch] größeren Zuſammenſtoß zwiſchen einer ſtarken Abteilung ruſſiſcher
Infanterie und Kavallerie mit unſeren Truppen, nämlich einigen
Kompagnien Infanterie, die von Huſaren unterſtützt wurden. Der
tapfere Bajonettangriff unſerer Truppen lichtete in kurzer Zeit die
Reihen unſerer Feinde. Die Ruſſen ergriffen in wilder Panik die
Flucht und ließen zahlreiche Tote und Verwundete zurück. Unſere
Truppen verloren keinen einzigen Mann. Auch die Zahl der Ver-
wundeten iſt ganz gering.

Am Tage vorher meldet der Cſas aus Krakau:

In das hieſige Militärſpital eingebrachte Verwundete des
Olmützer Infanterie-Regiments erzählen, daß bei Krasnik und bei
Kielce in Ruſſiſch-Polen eine Schlacht ſtattgefunden habe, wobei der
dreifach überlegene Feind von den öſterreichiſchen Truppen ge-
ſchlagen worden ſei. Das ungariſche Blatt Eſt meldet aus Czer-
nowitz:
Die Ruſſen machten mehrere Verſuche, über die Grenze
der Bukowina vorzudringen. Alle dieſe Verſuche wurden jedoch
von unſeren Truppen energiſch zurückgewieſen. Beſonders zwiſchen
Nowoſielitza und Okna erlitten die Ruſſen ſchwere Verluſte. Unſere
Truppen beſetzten das Gebiet zwiſchen Nowoſielitza, Balamutovka
und Rahavenzy und zerſtörten bei Okna die Telegraphenleitungen,
ſowie das ruſſiſche Poſtgebäude. Die Ruſſen verſuchten, an mehreren
Punkten das Vordringen unſerer Truppen zu verhindern, wurden
jedoch ſtets mit großen Verluſten zurückgedrängt.

Die Revolution im Kaukaſus ſcheint Fortſchritte zu machen:

Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Konſtan-
tinopel:
Der Aufſtand im Kaukaſus gegen Rußland iſt zu einer
vollen Revolution ausgeartet. Seit Tagen finden blutige Kämpfe
zwiſchen den Aufſtändiſchen und den treu gebliebenen ruſſiſchen
Truppen ſtatt. Der Verlauf der Ereigniſſe im Kaukaſus und an der
Grenze wird in türkiſchen Regierungskreiſen mit zunehmender
Unruhe verfolgt. Abordnungen der Kaukaſus-Grenzorte erſcheinen
bei den türkiſchen Truppenkommandanten und bitten um den Ein-
marſch der türkiſchen Armee. Die Lage beginnt unhaltbar zu
werden.

Ueber das Vordringen der öſterreichiſch-ungari-
ſchen Truppen
in Ruſſiſch-Polen liegen folgende erfreuliche
Meldungen aus Wien vor:

Das Kriegspreſſequartier meldet: Die Offenſive unſerer Truppen
auf beiden Seiten der Weichſel dringt unaufhaltſam vor. Weſtlich
des Fluſſes überſchritten unſere Kräfte im Anſchluß an die deutſchen
Verbündeten unter kleinen Kämpfen die Lyſa Gora und erreichten
geſtern den Abſchnitt des Kamikana-Fluſſes zwiſchen Kielce und
Radom. Oeſtlich der Weichſel warfen unſere ſiegreich vordringenden
Kräfte am 23. Auguſt bei Krasnik auf dem Wege nach Lublin eine
ſtarke Gruppe zweier ruſſiſcher Korps zurück. Ueber 1000 Ruſſen,
darunter viele Offiziere, fielen unverwundet in unſere Hände. Eine
Anzahl Fahnen, Maſchinengewehre und Geſchütze wurden erbeutet.
Ein Vorſtoß von 20,000 Ruſſen (größtenteils Reiterei) gegen die
Grenze der Bukowina wurde bei Nowoſielitza vollſtändig zurück-
geſchlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene ab-
genommen. Jn überſtürztem Rückzuge ließen ſie auf dem Kampf-
platz viele Kriegsgeräte zurück.

Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und
Longwy treffen hocherfreuliche Nachrichten über das ſiegreiche
Vorgehen der Oeſterreicher in Polen ein. Das Wie-
ner Kriegspreſſequartier, die dortige offizielle Stelle, meldet unterm
26. ds.:

Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete geſtern mit
einem völligen Sieg unſerer Truppen. Die Ruſſen wurden aus
der ganzen etwa 70 Kilometer breiten Front geworfen und traten
den fluchtartigen Rückzug auf Lublin an.

Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieſelbe Quelle weiter:

Nach den letzten Nachrichten haben unſere Truppen in den
Kämpfen bei Krasnik über 3000 Gefangene gemacht und drei Fah-
nen, 20 Geſchütze und ſieben beſpannte Maſchinengewehre erbeutet.
Gefangen genommene ruſſiſche Offiziere, die den Feldzug gegen
Japan mitgemacht hatten, ſagten übereinſtimmend aus, daß die An-
griffe unſerer Streitkräfte viel ſtürmiſcher ſeien als diejenigen der
Japaner.

Die Norddeuſche Allgemeine Zeitung ſchreibt dazu: Mit dem
Siege bei Krasnik iſt die erſte große Schlacht gegen die Ruſſen ge-
ſchlagen. Die Entſcheidung brachte einen vollen Erfolg. Der Geg-
ner wurde nicht nur zum Rückzug gezwungen, ſondern mußte
fluchtartig nach Lublin zurückweichen. Mit dem Gefühle hochgeſpann-
ten Stolzes vernehmen wir Reichsdeutſche die Kunde von dem ſieg-
[Spaltenumbruch] reichen Vordringen unſeres Bundesgenoſſen. Was in langen Frie-
densjahren vorbereikek wurde, beſteht jetzt glänzend die erſte Prü-
fung und bekräftigt die im Deutſchen Keiche und in Oeſterreich-An-
garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutſchland und Oeſterreich-
Angarn Schulter an Schulter kämpfend jeder Aebermacht gewachſen
ſind, die ſich gegen ſie erheben könnte.

Die Freude über die Siege, die auf öſterreichiſcher und deutſcher
Seite in Oſt und Weſt erfochten werden kommt zu ebenſo ſchönem
wie knappem Ausdruck in einem Telegramm, das der Kaiſer von
Oeſterreich in das Große Hauptquartier an den Kaiſer am 24. ds.
gerichtet hat. Es lautet:

Sieg auf Sieg! Gott iſt mit Euch und wird auch mit uns ſein!
Allerinnigſt beglückwünſche Jch Dich, teurer Freund, den jugend-
lichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, ſowie den
Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das unvergleichlich tapfere
deutſche Heer. Worte fehlen mir, um auszudrücken, was mich und
mit mir meine Wehrmacht in dieſen weltgeſchichtlichen Tagen be-
wegt. Herzlichſt drückt Deine ſtarke Hand
Franz Joſeph.


Auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz wurden öſtlich von
Viſegrad-Rudo (an dem Drinaübergang der Straße von Serajewo)
etwa 30 ſerbiſche Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und
ſchwerer Artillerie nach hartnäckigem Kampfe am 20. und 21. Auguſt
auf der ganzen Linie geworfen. Es handelt ſich dabei um eine
Schumadiviſion 1. Aufgebots, vier Regimenter Jnfanterie, ein
Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je ein Regiment
erſtes, zweites und drittes Aufgebot der Drinadiviſion.

Die „Südſlawiſche Korreſpondenz“ meldet:

Wie aus guter
Quelle verlautet, wurden die von öſterreichiſchen Truppen geſchlage-
nenen ſerbiſchen Abteilungen von ruſſiſchen Offizieren kommandiert,
die freiwillig in die ſerbiſche Armee eingetreten waren.
Italiens Haltung.

Das Wolffſche Bureau gibt eine Meldung der „Agenzia
Stefani“ weiter:

Die in einigen italieniſchen und auswärtigen Blättern erſchiene-
nen Nachrichten über Miſſionen, die von der italieniſchen Regierung
italieniſchen Politikern bei fremden Regierungen gegeben wurden,
oder von Miſſionen, welche auswärtige Politiker in Jtalien durch-
geführt hätten, entbehren jeder Begründung. Die italieniſche Re-
gierung, die ſich bei ihrer Haltung leiten läßt von ſtrikter Be-
obachtung der erklärten Neutralität, ſetzt regelmäßig ihre inter-
nationale politiſche Handlungsweiſe mit Hilfe der offiziellen Ver-
treter im Auslande auseinander, wie durch ihre fortdauernden
freundſchaftlichen Beziehungen mit den fremden, in Rom beglaubig-
ten Vertretern.

Ferner meldet das Bureau:

Einige Schweizer Blätter, beſonders die „Gazette de Lauſanne“,
veröffentlichen in den letzten Tagen Korreſpondenzen, in denen ge-
meldet wurde, daß 800,000 Soldaten in Venetien ſich befänden und
daß die Eröffnung eines Feldzuges der italieniſchen Armee bevor-
ſtehe. Dieſe Gerüchte, die zu dementieren eigentlich überflüſſig ſein
würde, können durch die Bildung kleiner Lager hervorgerufen wor-
den ſein, welche in der Umgebung aller Garniſonen nach der Ein-
berufung der bekannten Reſerviſtenklaſſen angeordnet wurden und
zwar zum Teil, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen, teils zu
Ausbildungszwecken, oder aus hygieniſchen Rückſichten. Aber dieſe
Maßnahmen erſtrecken ſich auf das ganze Gebiet des Königreiches.
Sie werden dort ſichtbar werden, wo die normalen Garniſonen zahl-
reicher ſind, wie im Tale des Po und auch gerade in Venetien,
können aber auch auf der ganzen Halbinſel und ſogar auf Sizilien
feſtgeſtellt werden. Das beweiſt, daß dieſe Zeitungsnachrichten, die
der von Jtalien in dem gegenwärtigen Konflikt angenommenen
Neutralität offenbar widerſprechen, jeder Begründung entbehren.

Die Tribuna ſchreibt: Miniſterpräſident Salandra empfing eine
Vertretung der ſozialiſtiſchen Gruppe des Parlaments, die um eine
Entſcheidung der Regierung bezüglich der Zuſammenberufung des
Parlaments erſuchte. Salandra antwortete: Nach Anſicht der Re-
gierung ſei bisher keine Tatſache eingetreten, die dieſe Zuſammen-
berufung notwendig mache. Die Regierung ſei feſt ent-
ſchloſſen, die Politik der Neutralität weiter zu
verfolgen,
die aus Gründen angenommen worden ſei, die
allerwärts bekannt ſeien.

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[530/0004] Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914. größeren Zuſammenſtoß zwiſchen einer ſtarken Abteilung ruſſiſcher Infanterie und Kavallerie mit unſeren Truppen, nämlich einigen Kompagnien Infanterie, die von Huſaren unterſtützt wurden. Der tapfere Bajonettangriff unſerer Truppen lichtete in kurzer Zeit die Reihen unſerer Feinde. Die Ruſſen ergriffen in wilder Panik die Flucht und ließen zahlreiche Tote und Verwundete zurück. Unſere Truppen verloren keinen einzigen Mann. Auch die Zahl der Ver- wundeten iſt ganz gering. Am Tage vorher meldet der Cſas aus Krakau: In das hieſige Militärſpital eingebrachte Verwundete des Olmützer Infanterie-Regiments erzählen, daß bei Krasnik und bei Kielce in Ruſſiſch-Polen eine Schlacht ſtattgefunden habe, wobei der dreifach überlegene Feind von den öſterreichiſchen Truppen ge- ſchlagen worden ſei. Das ungariſche Blatt Eſt meldet aus Czer- nowitz: Die Ruſſen machten mehrere Verſuche, über die Grenze der Bukowina vorzudringen. Alle dieſe Verſuche wurden jedoch von unſeren Truppen energiſch zurückgewieſen. Beſonders zwiſchen Nowoſielitza und Okna erlitten die Ruſſen ſchwere Verluſte. Unſere Truppen beſetzten das Gebiet zwiſchen Nowoſielitza, Balamutovka und Rahavenzy und zerſtörten bei Okna die Telegraphenleitungen, ſowie das ruſſiſche Poſtgebäude. Die Ruſſen verſuchten, an mehreren Punkten das Vordringen unſerer Truppen zu verhindern, wurden jedoch ſtets mit großen Verluſten zurückgedrängt. Die Revolution im Kaukaſus ſcheint Fortſchritte zu machen: Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Konſtan- tinopel: Der Aufſtand im Kaukaſus gegen Rußland iſt zu einer vollen Revolution ausgeartet. Seit Tagen finden blutige Kämpfe zwiſchen den Aufſtändiſchen und den treu gebliebenen ruſſiſchen Truppen ſtatt. Der Verlauf der Ereigniſſe im Kaukaſus und an der Grenze wird in türkiſchen Regierungskreiſen mit zunehmender Unruhe verfolgt. Abordnungen der Kaukaſus-Grenzorte erſcheinen bei den türkiſchen Truppenkommandanten und bitten um den Ein- marſch der türkiſchen Armee. Die Lage beginnt unhaltbar zu werden. Ueber das Vordringen der öſterreichiſch-ungari- ſchen Truppen in Ruſſiſch-Polen liegen folgende erfreuliche Meldungen aus Wien vor: Das Kriegspreſſequartier meldet: Die Offenſive unſerer Truppen auf beiden Seiten der Weichſel dringt unaufhaltſam vor. Weſtlich des Fluſſes überſchritten unſere Kräfte im Anſchluß an die deutſchen Verbündeten unter kleinen Kämpfen die Lyſa Gora und erreichten geſtern den Abſchnitt des Kamikana-Fluſſes zwiſchen Kielce und Radom. Oeſtlich der Weichſel warfen unſere ſiegreich vordringenden Kräfte am 23. Auguſt bei Krasnik auf dem Wege nach Lublin eine ſtarke Gruppe zweier ruſſiſcher Korps zurück. Ueber 1000 Ruſſen, darunter viele Offiziere, fielen unverwundet in unſere Hände. Eine Anzahl Fahnen, Maſchinengewehre und Geſchütze wurden erbeutet. Ein Vorſtoß von 20,000 Ruſſen (größtenteils Reiterei) gegen die Grenze der Bukowina wurde bei Nowoſielitza vollſtändig zurück- geſchlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene ab- genommen. Jn überſtürztem Rückzuge ließen ſie auf dem Kampf- platz viele Kriegsgeräte zurück. Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und Longwy treffen hocherfreuliche Nachrichten über das ſiegreiche Vorgehen der Oeſterreicher in Polen ein. Das Wie- ner Kriegspreſſequartier, die dortige offizielle Stelle, meldet unterm 26. ds.: Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete geſtern mit einem völligen Sieg unſerer Truppen. Die Ruſſen wurden aus der ganzen etwa 70 Kilometer breiten Front geworfen und traten den fluchtartigen Rückzug auf Lublin an. Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieſelbe Quelle weiter: Nach den letzten Nachrichten haben unſere Truppen in den Kämpfen bei Krasnik über 3000 Gefangene gemacht und drei Fah- nen, 20 Geſchütze und ſieben beſpannte Maſchinengewehre erbeutet. Gefangen genommene ruſſiſche Offiziere, die den Feldzug gegen Japan mitgemacht hatten, ſagten übereinſtimmend aus, daß die An- griffe unſerer Streitkräfte viel ſtürmiſcher ſeien als diejenigen der Japaner. Die Norddeuſche Allgemeine Zeitung ſchreibt dazu: Mit dem Siege bei Krasnik iſt die erſte große Schlacht gegen die Ruſſen ge- ſchlagen. Die Entſcheidung brachte einen vollen Erfolg. Der Geg- ner wurde nicht nur zum Rückzug gezwungen, ſondern mußte fluchtartig nach Lublin zurückweichen. Mit dem Gefühle hochgeſpann- ten Stolzes vernehmen wir Reichsdeutſche die Kunde von dem ſieg- reichen Vordringen unſeres Bundesgenoſſen. Was in langen Frie- densjahren vorbereikek wurde, beſteht jetzt glänzend die erſte Prü- fung und bekräftigt die im Deutſchen Keiche und in Oeſterreich-An- garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutſchland und Oeſterreich- Angarn Schulter an Schulter kämpfend jeder Aebermacht gewachſen ſind, die ſich gegen ſie erheben könnte. Die Freude über die Siege, die auf öſterreichiſcher und deutſcher Seite in Oſt und Weſt erfochten werden kommt zu ebenſo ſchönem wie knappem Ausdruck in einem Telegramm, das der Kaiſer von Oeſterreich in das Große Hauptquartier an den Kaiſer am 24. ds. gerichtet hat. Es lautet: Sieg auf Sieg! Gott iſt mit Euch und wird auch mit uns ſein! Allerinnigſt beglückwünſche Jch Dich, teurer Freund, den jugend- lichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, ſowie den Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das unvergleichlich tapfere deutſche Heer. Worte fehlen mir, um auszudrücken, was mich und mit mir meine Wehrmacht in dieſen weltgeſchichtlichen Tagen be- wegt. Herzlichſt drückt Deine ſtarke Hand Franz Joſeph. Auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz wurden öſtlich von Viſegrad-Rudo (an dem Drinaübergang der Straße von Serajewo) etwa 30 ſerbiſche Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und ſchwerer Artillerie nach hartnäckigem Kampfe am 20. und 21. Auguſt auf der ganzen Linie geworfen. Es handelt ſich dabei um eine Schumadiviſion 1. Aufgebots, vier Regimenter Jnfanterie, ein Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je ein Regiment erſtes, zweites und drittes Aufgebot der Drinadiviſion. Die „Südſlawiſche Korreſpondenz“ meldet: Wie aus guter Quelle verlautet, wurden die von öſterreichiſchen Truppen geſchlage- nenen ſerbiſchen Abteilungen von ruſſiſchen Offizieren kommandiert, die freiwillig in die ſerbiſche Armee eingetreten waren. Italiens Haltung. Das Wolffſche Bureau gibt eine Meldung der „Agenzia Stefani“ weiter: Die in einigen italieniſchen und auswärtigen Blättern erſchiene- nen Nachrichten über Miſſionen, die von der italieniſchen Regierung italieniſchen Politikern bei fremden Regierungen gegeben wurden, oder von Miſſionen, welche auswärtige Politiker in Jtalien durch- geführt hätten, entbehren jeder Begründung. Die italieniſche Re- gierung, die ſich bei ihrer Haltung leiten läßt von ſtrikter Be- obachtung der erklärten Neutralität, ſetzt regelmäßig ihre inter- nationale politiſche Handlungsweiſe mit Hilfe der offiziellen Ver- treter im Auslande auseinander, wie durch ihre fortdauernden freundſchaftlichen Beziehungen mit den fremden, in Rom beglaubig- ten Vertretern. Ferner meldet das Bureau: Einige Schweizer Blätter, beſonders die „Gazette de Lauſanne“, veröffentlichen in den letzten Tagen Korreſpondenzen, in denen ge- meldet wurde, daß 800,000 Soldaten in Venetien ſich befänden und daß die Eröffnung eines Feldzuges der italieniſchen Armee bevor- ſtehe. Dieſe Gerüchte, die zu dementieren eigentlich überflüſſig ſein würde, können durch die Bildung kleiner Lager hervorgerufen wor- den ſein, welche in der Umgebung aller Garniſonen nach der Ein- berufung der bekannten Reſerviſtenklaſſen angeordnet wurden und zwar zum Teil, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen, teils zu Ausbildungszwecken, oder aus hygieniſchen Rückſichten. Aber dieſe Maßnahmen erſtrecken ſich auf das ganze Gebiet des Königreiches. Sie werden dort ſichtbar werden, wo die normalen Garniſonen zahl- reicher ſind, wie im Tale des Po und auch gerade in Venetien, können aber auch auf der ganzen Halbinſel und ſogar auf Sizilien feſtgeſtellt werden. Das beweiſt, daß dieſe Zeitungsnachrichten, die der von Jtalien in dem gegenwärtigen Konflikt angenommenen Neutralität offenbar widerſprechen, jeder Begründung entbehren. Die Tribuna ſchreibt: Miniſterpräſident Salandra empfing eine Vertretung der ſozialiſtiſchen Gruppe des Parlaments, die um eine Entſcheidung der Regierung bezüglich der Zuſammenberufung des Parlaments erſuchte. Salandra antwortete: Nach Anſicht der Re- gierung ſei bisher keine Tatſache eingetreten, die dieſe Zuſammen- berufung notwendig mache. Die Regierung ſei feſt ent- ſchloſſen, die Politik der Neutralität weiter zu verfolgen, die aus Gründen angenommen worden ſei, die allerwärts bekannt ſeien.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine35_1914/4>, abgerufen am 23.11.2024.