Mit den Mißerfolgen Frankreichs steht es gewiß im Zusam- menhange, daß sein gegenwärtiges Ministerium plötzlich abdiziert hat. Das Wolffsche Telegraphenbureau meldet diese neueste Wen- dung in der sprunghaften Politik Frankreichs wie folgt:
Paris, 27. August. In der Absicht, dem Ministerium eine breitere Basis zu geben, überreichte der Ministerpräsident Viviani gestern dem Präsidenten das Entlassungsgesuch des ganzen Kabinetts. Der Präsident nahm dieses an und beauftragte Viviani mit der Neubildung des Ministeriums. Abends unterbreitete Viviani dem Präsidenten folgende neue Ministerliste: Präsidentschaft: Viviani ohne Portefeuille; Justiz: Briand; Auswärtiges: Delcasse; Inneres: Malvy; Krieg: Millerand; Marine: Augag- neur; Finanzen: Ribot; Oeffentlichen Unterricht: Sarraut; Oeffentliche Arbeiten: Sembat; Handel: Thomson; Kolonien: Doumergue; Landwirtschaft: Fernand David; Minister ohne Portefeuille: Jules Guesde. Zum Gouverneur von Paris ist an Stelle des Divisionsgenerals Michel General Gallieni er- nannt worden. Michel bat um ein Kommando unter Gallieni. Morgen soll ein Erlaß im Amtsblatt erscheinen, der provisorisch für die Kriegsdauer gestattet, bei der Beförderung von Offizieren vom Dienstalter abzusehen.
Kaiser Franz Josef hat dann unter dem 27. d. M. an den Deutschen Kaiser noch nachstehendes überaus herzliches Telegramm gesandt:
Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, welche das deutsche Heer unker Deiner obersten Führung erkämpfte, haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eisernen Willen zu danken, welcher das wuchtige Schwert schärfke und schwang. Dem Lorbeer, der Dich als Sieger schmückt, möchte ich das hehrste militärische Ehrenzeichen, das wir besitzen, anreihen dürfen, indem ich Dich bitte, das Großkreuz Meines militärischen Maria-Theresien- ordens als Zeichen Meiner hohen Wertschätzung in kreuer Waffen- brüderschaft annehmen zu wollen. Die Jnsignien soll Dir, keurer Freund, ein besonderer Abgesandker überbringen, sobald es Dir genehm ist. Wohl wissend, wie sehr Du und Dein Heer die genialen Leistungen des Generals der Jnfankerie v. Moltke zu schätzen wissen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des militärischen Maria-Theresienordens.
Mit welcher Bravour unsere Flotte ins Zeug geht, das zeigl selbst der Untergang des kleinen Kreuzers Magde- burg, den wir zu beklagen haben, worüber das Wolffsche Tele- graphenbureau nachstehende Meldung ausgibt:
Der kleine Kreuzer "Magdeburg" ist bei einem Vorstoß im Finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Odensholm im Nebel auf Grund geraten. Hilfeleistung durch andere Schiffe war bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzu- bringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener russischer Streitkräfte in die Luft gesprengt und hat so einen ehrenvollen Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom Torpedoboot "V 26" der größte Teil der Besatzung des Kreuzers gerettet. Die Verluste der "Magdeburg" und des "V 26" stehen noch nicht ganz fest. Bisher sind gemeldet: tot 17, verwundet 21, vermißt 85, darunter der Kommandant der "Magdeburg". Die Ge- retteten werden heute in deutschen Häfen eintreffen. Die Verlust- liste wird sobald als möglich herausgegeben werden.
Der Feind im Osten.
Starke russische Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen -- Angerburg vorgingen, griff das I. Armeekorps am 20. August an und warf den erneut auf Gumbinnen vorgehenden Feind.
Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geschütze er- beutet.
Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriedivision war längere Zeit keine Nachricht vorhanden. Die Division hat sich inzwischen mit zwei feindlichen Kavalleriedivisionen herumgeschlagen und traf gestern wieder beim I. Armeekorps ein mit 500 Ge- fangenen.
Weitere russische Verstärkungen gehen nördlich des Pregel und südlich der masurischen Seenlinie vor. Ueber das weitere Ver- halten unserer Ostarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden, um dem Gegner unsere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten.
[Spaltenumbruch]
Der Generalquartiermeister v. Stein, welcher in Vertretung des preußischen Kriegsministeriums die Verlautbarungen und Er- klärungen der Oeffentlichkeit gegenüber unterzeichnet, hat unterm 24. d. M. dem Wolffschen Telegraphenbureau eine Mitteilung ge- macht, aus der leider hervorgeht, daß unser Feind im Osten aber- mals deutsches Gebiet betreten hat, wobei es noch nicht gelang, ihn über seine Grenzen zurückzuwerfen. Man kann aber nicht etwa von einer Niederlage sprechen, und es ist zu erwarten, daß min- destens der frühere Zustand wieder hergestellt wird. Das Tele- gramm lautet:
Während auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Lage des deutschen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günstige ist, hat auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Feind deutsches Gebiet betreten. Zahlreiche russische Kräfte sind in Richtung der Angerapp und nördlich der Eisenbahn Stallupönen- Jnsterburg vorgedrungen. Das I. Armeekorps hat den Feind bei Wirrballen in siegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurück- genommen auf weiter rückwärts stehende Truppen. Die hier ver- sammelten Kräste haben den auf Gumbinnen und südlich vorgehen- den Gegner angegriffen. Das I. Armeekorps warf den gegenüber- stehenden Feind siegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte schwere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavalleriedivision warf zwei russische Kavalleriedivisionen und brachte 500 Gefangene ein. Die weiter südlich kämpfenden Truppen stießen teils auf starke Be- festigungen, die ohne Vorbereitungen nicht genommen werden könn- ten, teils befanden sie sich in siegreichem Fortschreiten. Da ging die Nachricht ein vom Vormarsch weiterer feindlicher Kräfte aus der Richtung des Narews gegen die Gegend südlich der masurischen Seen. Das Oberkommando glaubte, hier Gegenmaßregeln treffen zu müssen und zog seine Truppen zurück. Die Ablösung vom Feind erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf dem östlichen Kriegsschauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zu- nächst durchgeführt und in solche Bahnen geleitet werden, daß eine neue Entscheidung gesucht werden kann. Diese steht unmittelbar bevor.
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutsche Armeekorps geschlagen habe. Diese Nachricht ist unwahr, kein deut- sches Armeekorps ist geschlagen. Unsere Truppen haben das Be- wußtsein des Sieges und der Ueberlegenheit mit sich genommen. Der Feind ist über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt. Längs der Eisenbahn soll er Jnsterburg erreicht haben. Die beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch ausgesetzt sind, bringen diese Opfer im Jnteresse des ganzen Vater- landes. Daran soll sich dasselbe nach erfolgter Entscheidung dank- bar erinnern.
Vom österreichisch-russischen und serbischen Kriegsschauplatz werden ebenfalls größere und kleinere Erfolge gemeldet:
Feindliche Kavallerie, die sich in den Grenzgegenden im Nor- den von Lemberg bewegte, wurde auf der ganzen Linie zurück- geworfen. Sie zog sich fluchtartig zurück. Auf feindlicher Seite wurde ein General gefangen genommen und ein General verwundet ins Garnisonslazarett von Lemberg überführt. Der Feind hatte viele Tote und Verwundete. Es wurden auch viele Gefangene ge- macht. Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche Kosakendivision der Vortruppen, verstärkt durch Infanterie, wurde gestern von den Unseren angegriffen und in kurzem Kampfe ge- schlagen, wobei ein Brigade vollkommen zersprengt wurde. Zahl- reiche Gefangene und Kriegsmaterial wurden erbeutet.
Eine spätere Meldung besagt:
Von dem russischen Kriegsschauplatz lassen sich schöne Erfolge unserer Kavallerie vermelden. In Tomassow wurde eine feindliche Truppendivision überfallen. Zwei Kosaken-Regimenter und eines ihrer Ulanen-Regimenter mußten flüchten. Der Angriff einer russi- schen Kavallerie-Division ist zusammengebrochen. Eine ihrer Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere wurde bei Kamionka-Strumilowa sehr stark mitgenommen. Unsere Flieger erzielten in kühnen Leistungen, die sie tief in das russische Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsresultate und riefen durch das Abwerfen von Bomben große Verwirrung in den feindlichen Lagern und Trains hervor.
Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.:
"Przegled Lwowski" meldet: Jn der Nähe von Radziechow an der österreichisch-ungarischen Grenze kam es vorgestern zu einem
29. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]
Mit den Mißerfolgen Frankreichs ſteht es gewiß im Zuſam- menhange, daß ſein gegenwärtiges Miniſterium plötzlich abdiziert hat. Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet dieſe neueſte Wen- dung in der ſprunghaften Politik Frankreichs wie folgt:
Paris, 27. Auguſt. In der Abſicht, dem Miniſterium eine breitere Baſis zu geben, überreichte der Miniſterpräſident Viviani geſtern dem Präſidenten das Entlaſſungsgeſuch des ganzen Kabinetts. Der Präſident nahm dieſes an und beauftragte Viviani mit der Neubildung des Miniſteriums. Abends unterbreitete Viviani dem Präſidenten folgende neue Miniſterliſte: Präſidentſchaft: Viviani ohne Portefeuille; Juſtiz: Briand; Auswärtiges: Delcaſſé; Inneres: Malvy; Krieg: Millerand; Marine: Augag- neur; Finanzen: Ribot; Oeffentlichen Unterricht: Sarraut; Oeffentliche Arbeiten: Sembat; Handel: Thomſon; Kolonien: Doumergue; Landwirtſchaft: Fernand David; Miniſter ohne Portefeuille: Jules Guesde. Zum Gouverneur von Paris iſt an Stelle des Diviſionsgenerals Michel General Gallieni er- nannt worden. Michel bat um ein Kommando unter Gallieni. Morgen ſoll ein Erlaß im Amtsblatt erſcheinen, der proviſoriſch für die Kriegsdauer geſtattet, bei der Beförderung von Offizieren vom Dienſtalter abzuſehen.
Kaiſer Franz Joſef hat dann unter dem 27. d. M. an den Deutſchen Kaiſer noch nachſtehendes überaus herzliches Telegramm geſandt:
Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, welche das deutſche Heer unker Deiner oberſten Führung erkämpfte, haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eiſernen Willen zu danken, welcher das wuchtige Schwert ſchärfke und ſchwang. Dem Lorbeer, der Dich als Sieger ſchmückt, möchte ich das hehrſte militäriſche Ehrenzeichen, das wir beſitzen, anreihen dürfen, indem ich Dich bitte, das Großkreuz Meines militäriſchen Maria-Thereſien- ordens als Zeichen Meiner hohen Wertſchätzung in kreuer Waffen- brüderſchaft annehmen zu wollen. Die Jnſignien ſoll Dir, keurer Freund, ein beſonderer Abgeſandker überbringen, ſobald es Dir genehm iſt. Wohl wiſſend, wie ſehr Du und Dein Heer die genialen Leiſtungen des Generals der Jnfankerie v. Moltke zu ſchätzen wiſſen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des militäriſchen Maria-Thereſienordens.
Mit welcher Bravour unſere Flotte ins Zeug geht, das zeigl ſelbſt der Untergang des kleinen Kreuzers Magde- burg, den wir zu beklagen haben, worüber das Wolffſche Tele- graphenbureau nachſtehende Meldung ausgibt:
Der kleine Kreuzer „Magdeburg“ iſt bei einem Vorſtoß im Finniſchen Meerbuſen in der Nähe der Inſel Odensholm im Nebel auf Grund geraten. Hilfeleiſtung durch andere Schiffe war bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzu- bringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener ruſſiſcher Streitkräfte in die Luft geſprengt und hat ſo einen ehrenvollen Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom Torpedoboot „V 26“ der größte Teil der Beſatzung des Kreuzers gerettet. Die Verluſte der „Magdeburg“ und des „V 26“ ſtehen noch nicht ganz feſt. Bisher ſind gemeldet: tot 17, verwundet 21, vermißt 85, darunter der Kommandant der „Magdeburg“. Die Ge- retteten werden heute in deutſchen Häfen eintreffen. Die Verluſt- liſte wird ſobald als möglich herausgegeben werden.
Der Feind im Oſten.
Starke ruſſiſche Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen — Angerburg vorgingen, griff das I. Armeekorps am 20. Auguſt an und warf den erneut auf Gumbinnen vorgehenden Feind.
Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geſchütze er- beutet.
Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriediviſion war längere Zeit keine Nachricht vorhanden. Die Diviſion hat ſich inzwiſchen mit zwei feindlichen Kavalleriediviſionen herumgeſchlagen und traf geſtern wieder beim I. Armeekorps ein mit 500 Ge- fangenen.
Weitere ruſſiſche Verſtärkungen gehen nördlich des Pregel und ſüdlich der maſuriſchen Seenlinie vor. Ueber das weitere Ver- halten unſerer Oſtarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden, um dem Gegner unſere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten.
[Spaltenumbruch]
Der Generalquartiermeiſter v. Stein, welcher in Vertretung des preußiſchen Kriegsminiſteriums die Verlautbarungen und Er- klärungen der Oeffentlichkeit gegenüber unterzeichnet, hat unterm 24. d. M. dem Wolffſchen Telegraphenbureau eine Mitteilung ge- macht, aus der leider hervorgeht, daß unſer Feind im Oſten aber- mals deutſches Gebiet betreten hat, wobei es noch nicht gelang, ihn über ſeine Grenzen zurückzuwerfen. Man kann aber nicht etwa von einer Niederlage ſprechen, und es iſt zu erwarten, daß min- deſtens der frühere Zuſtand wieder hergeſtellt wird. Das Tele- gramm lautet:
Während auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz die Lage des deutſchen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günſtige iſt, hat auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz der Feind deutſches Gebiet betreten. Zahlreiche ruſſiſche Kräfte ſind in Richtung der Angerapp und nördlich der Eiſenbahn Stallupönen- Jnſterburg vorgedrungen. Das I. Armeekorps hat den Feind bei Wirrballen in ſiegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurück- genommen auf weiter rückwärts ſtehende Truppen. Die hier ver- ſammelten Kräſte haben den auf Gumbinnen und ſüdlich vorgehen- den Gegner angegriffen. Das I. Armeekorps warf den gegenüber- ſtehenden Feind ſiegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte ſchwere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavalleriediviſion warf zwei ruſſiſche Kavalleriediviſionen und brachte 500 Gefangene ein. Die weiter ſüdlich kämpfenden Truppen ſtießen teils auf ſtarke Be- feſtigungen, die ohne Vorbereitungen nicht genommen werden könn- ten, teils befanden ſie ſich in ſiegreichem Fortſchreiten. Da ging die Nachricht ein vom Vormarſch weiterer feindlicher Kräfte aus der Richtung des Narews gegen die Gegend ſüdlich der maſuriſchen Seen. Das Oberkommando glaubte, hier Gegenmaßregeln treffen zu müſſen und zog ſeine Truppen zurück. Die Ablöſung vom Feind erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zu- nächſt durchgeführt und in ſolche Bahnen geleitet werden, daß eine neue Entſcheidung geſucht werden kann. Dieſe ſteht unmittelbar bevor.
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutſche Armeekorps geſchlagen habe. Dieſe Nachricht iſt unwahr, kein deut- ſches Armeekorps iſt geſchlagen. Unſere Truppen haben das Be- wußtſein des Sieges und der Ueberlegenheit mit ſich genommen. Der Feind iſt über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt. Längs der Eiſenbahn ſoll er Jnſterburg erreicht haben. Die beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch ausgeſetzt ſind, bringen dieſe Opfer im Jntereſſe des ganzen Vater- landes. Daran ſoll ſich dasſelbe nach erfolgter Entſcheidung dank- bar erinnern.
Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen und ſerbiſchen Kriegsſchauplatz werden ebenfalls größere und kleinere Erfolge gemeldet:
Feindliche Kavallerie, die ſich in den Grenzgegenden im Nor- den von Lemberg bewegte, wurde auf der ganzen Linie zurück- geworfen. Sie zog ſich fluchtartig zurück. Auf feindlicher Seite wurde ein General gefangen genommen und ein General verwundet ins Garniſonslazarett von Lemberg überführt. Der Feind hatte viele Tote und Verwundete. Es wurden auch viele Gefangene ge- macht. Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche Koſakendiviſion der Vortruppen, verſtärkt durch Infanterie, wurde geſtern von den Unſeren angegriffen und in kurzem Kampfe ge- ſchlagen, wobei ein Brigade vollkommen zerſprengt wurde. Zahl- reiche Gefangene und Kriegsmaterial wurden erbeutet.
Eine ſpätere Meldung beſagt:
Von dem ruſſiſchen Kriegsſchauplatz laſſen ſich ſchöne Erfolge unſerer Kavallerie vermelden. In Tomaſſow wurde eine feindliche Truppendiviſion überfallen. Zwei Koſaken-Regimenter und eines ihrer Ulanen-Regimenter mußten flüchten. Der Angriff einer ruſſi- ſchen Kavallerie-Diviſion iſt zuſammengebrochen. Eine ihrer Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere wurde bei Kamionka-Strumilowa ſehr ſtark mitgenommen. Unſere Flieger erzielten in kühnen Leiſtungen, die ſie tief in das ruſſiſche Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsreſultate und riefen durch das Abwerfen von Bomben große Verwirrung in den feindlichen Lagern und Trains hervor.
Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.:
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hat. Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet dieſe neueſte Wen-
dung in der ſprunghaften Politik Frankreichs wie folgt:
Paris, 27. Auguſt. In der Abſicht, dem Miniſterium eine
breitere Baſis zu geben, überreichte der Miniſterpräſident Viviani
geſtern dem Präſidenten das Entlaſſungsgeſuch des ganzen Kabinetts.
Der Präſident nahm dieſes an und beauftragte Viviani mit der
Neubildung des Miniſteriums. Abends unterbreitete Viviani dem
Präſidenten folgende neue Miniſterliſte: Präſidentſchaft: Viviani
ohne Portefeuille; Juſtiz: Briand; Auswärtiges: Delcaſſé;
Inneres: Malvy; Krieg: Millerand; Marine: Augag-
neur; Finanzen: Ribot; Oeffentlichen Unterricht: Sarraut;
Oeffentliche Arbeiten: Sembat; Handel: Thomſon; Kolonien:
Doumergue; Landwirtſchaft: Fernand David; Miniſter ohne
Portefeuille: Jules Guesde. Zum Gouverneur von Paris iſt
an Stelle des Diviſionsgenerals Michel General Gallieni er-
nannt worden. Michel bat um ein Kommando unter Gallieni.
Morgen ſoll ein Erlaß im Amtsblatt erſcheinen, der proviſoriſch
für die Kriegsdauer geſtattet, bei der Beförderung von Offizieren
vom Dienſtalter abzuſehen.
Kaiſer Franz Joſef hat dann unter dem 27. d. M. an den
Deutſchen Kaiſer noch nachſtehendes überaus herzliches Telegramm
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Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege,
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ich Dich bitte, das Großkreuz Meines militäriſchen Maria-Thereſien-
ordens als Zeichen Meiner hohen Wertſchätzung in kreuer Waffen-
brüderſchaft annehmen zu wollen. Die Jnſignien ſoll Dir, keurer
Freund, ein beſonderer Abgeſandker überbringen, ſobald es Dir
genehm iſt. Wohl wiſſend, wie ſehr Du und Dein Heer die genialen
Leiſtungen des Generals der Jnfankerie v. Moltke zu ſchätzen
wiſſen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des militäriſchen
Maria-Thereſienordens.
Mit welcher Bravour unſere Flotte ins Zeug geht, das zeigl
ſelbſt der Untergang des kleinen Kreuzers Magde-
burg, den wir zu beklagen haben, worüber das Wolffſche Tele-
graphenbureau nachſtehende Meldung ausgibt:
Der kleine Kreuzer „Magdeburg“ iſt bei einem Vorſtoß im
Finniſchen Meerbuſen in der Nähe der Inſel Odensholm im Nebel
auf Grund geraten. Hilfeleiſtung durch andere Schiffe war bei dem
dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzu-
bringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener ruſſiſcher
Streitkräfte in die Luft geſprengt und hat ſo einen ehrenvollen
Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom
Torpedoboot „V 26“ der größte Teil der Beſatzung des Kreuzers
gerettet. Die Verluſte der „Magdeburg“ und des „V 26“ ſtehen
noch nicht ganz feſt. Bisher ſind gemeldet: tot 17, verwundet 21,
vermißt 85, darunter der Kommandant der „Magdeburg“. Die Ge-
retteten werden heute in deutſchen Häfen eintreffen. Die Verluſt-
liſte wird ſobald als möglich herausgegeben werden.
Der Feind im Oſten.
Starke ruſſiſche Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen —
Angerburg vorgingen, griff das I. Armeekorps am 20. Auguſt an
und warf den erneut auf Gumbinnen vorgehenden Feind.
Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geſchütze er-
beutet.
Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriediviſion
war längere Zeit keine Nachricht vorhanden. Die Diviſion hat ſich
inzwiſchen mit zwei feindlichen Kavalleriediviſionen herumgeſchlagen
und traf geſtern wieder beim I. Armeekorps ein mit 500 Ge-
fangenen.
Weitere ruſſiſche Verſtärkungen gehen nördlich des Pregel und
ſüdlich der maſuriſchen Seenlinie vor. Ueber das weitere Ver-
halten unſerer Oſtarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden,
um dem Gegner unſere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten.
Der Generalquartiermeiſter v. Stein, welcher in Vertretung
des preußiſchen Kriegsminiſteriums die Verlautbarungen und Er-
klärungen der Oeffentlichkeit gegenüber unterzeichnet, hat unterm
24. d. M. dem Wolffſchen Telegraphenbureau eine Mitteilung ge-
macht, aus der leider hervorgeht, daß unſer Feind im Oſten aber-
mals deutſches Gebiet betreten hat, wobei es noch nicht gelang, ihn
über ſeine Grenzen zurückzuwerfen. Man kann aber nicht etwa
von einer Niederlage ſprechen, und es iſt zu erwarten, daß min-
deſtens der frühere Zuſtand wieder hergeſtellt wird. Das Tele-
gramm lautet:
Während auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz die Lage des
deutſchen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günſtige iſt,
hat auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz der Feind deutſches Gebiet
betreten. Zahlreiche ruſſiſche Kräfte ſind in Richtung der
Angerapp und nördlich der Eiſenbahn Stallupönen-
Jnſterburg vorgedrungen. Das I. Armeekorps hat den Feind
bei Wirrballen in ſiegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurück-
genommen auf weiter rückwärts ſtehende Truppen. Die hier ver-
ſammelten Kräſte haben den auf Gumbinnen und ſüdlich vorgehen-
den Gegner angegriffen. Das I. Armeekorps warf den gegenüber-
ſtehenden Feind ſiegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte
ſchwere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavalleriediviſion warf
zwei ruſſiſche Kavalleriediviſionen und brachte 500 Gefangene ein.
Die weiter ſüdlich kämpfenden Truppen ſtießen teils auf ſtarke Be-
feſtigungen, die ohne Vorbereitungen nicht genommen werden könn-
ten, teils befanden ſie ſich in ſiegreichem Fortſchreiten. Da ging
die Nachricht ein vom Vormarſch weiterer feindlicher Kräfte aus der
Richtung des Narews gegen die Gegend ſüdlich der maſuriſchen
Seen. Das Oberkommando glaubte, hier Gegenmaßregeln treffen
zu müſſen und zog ſeine Truppen zurück. Die Ablöſung vom Feind
erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf
dem öſtlichen Kriegsſchauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zu-
nächſt durchgeführt und in ſolche Bahnen geleitet werden, daß eine
neue Entſcheidung geſucht werden kann. Dieſe ſteht unmittelbar
bevor.
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutſche
Armeekorps geſchlagen habe. Dieſe Nachricht iſt unwahr, kein deut-
ſches Armeekorps iſt geſchlagen. Unſere Truppen haben das Be-
wußtſein des Sieges und der Ueberlegenheit mit ſich genommen.
Der Feind iſt über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt.
Längs der Eiſenbahn ſoll er Jnſterburg erreicht haben. Die
beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch
ausgeſetzt ſind, bringen dieſe Opfer im Jntereſſe des ganzen Vater-
landes. Daran ſoll ſich dasſelbe nach erfolgter Entſcheidung dank-
bar erinnern.
Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen und ſerbiſchen Kriegsſchauplatz
werden ebenfalls größere und kleinere Erfolge gemeldet:
Feindliche Kavallerie, die ſich in den Grenzgegenden im Nor-
den von Lemberg bewegte, wurde auf der ganzen Linie zurück-
geworfen. Sie zog ſich fluchtartig zurück. Auf feindlicher Seite
wurde ein General gefangen genommen und ein General verwundet
ins Garniſonslazarett von Lemberg überführt. Der Feind hatte
viele Tote und Verwundete. Es wurden auch viele Gefangene ge-
macht.
Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche
Koſakendiviſion der Vortruppen, verſtärkt durch Infanterie, wurde
geſtern von den Unſeren angegriffen und in kurzem Kampfe ge-
ſchlagen, wobei ein Brigade vollkommen zerſprengt wurde. Zahl-
reiche Gefangene und Kriegsmaterial wurden erbeutet.
Eine ſpätere Meldung beſagt:
Von dem ruſſiſchen Kriegsſchauplatz laſſen ſich ſchöne Erfolge
unſerer Kavallerie vermelden. In Tomaſſow wurde eine feindliche
Truppendiviſion überfallen. Zwei Koſaken-Regimenter und eines
ihrer Ulanen-Regimenter mußten flüchten. Der Angriff einer ruſſi-
ſchen Kavallerie-Diviſion iſt zuſammengebrochen. Eine ihrer
Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere wurde bei
Kamionka-Strumilowa ſehr ſtark mitgenommen.
Unſere Flieger erzielten in kühnen Leiſtungen, die ſie tief in
das ruſſiſche Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsreſultate
und riefen durch das Abwerfen von Bomben große Verwirrung in
den feindlichen Lagern und Trains hervor.
Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.:
„Przegled Lwowſki“ meldet: Jn der Nähe von Radziechow
an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze kam es vorgeſtern zu einem
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Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine35_1914/3>, abgerufen am 28.02.2025.
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