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Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914.

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Allgemeine Zeitung 8. August 1914.
[Spaltenumbruch] gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts-
tropfen für Deutschlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und
Größe einzutreten. Dieses Verhalten unserer Sozialisten wird im
Auslande seinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal
wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte,
die Umstürzler würden auf das nationale Empfinden unseres deut-
schen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk
von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen
Siege führen muß!


Der Krieg mit Frankreich.

Aus Straßburg wird
uns geschrieben: Heute früh eilte die Kunde durch die Stadt, daß die
diplomatischen Beziehungen mit Frankreich abgebrochen, der deutsche
Botschafter in Paris seine Pässe zurückforderte! Auf die Grenzver-
letzungen, wie sie hier schon seit Tagen kursieren und jetzt offiziell
bestätigt werden, auf die bombenwerfenden Flieger war das die
einzig richtige Antwort. Bemerkenswert ist, daß auch die elsässische
Bevölkerung diese Kunde begeistert aufnimmt, daß man sich all-
gemein sagt, daß auf den Bund mit dem russischen Barbarenstaat
ein solches Ende kommen mußte. Niemand fürchtet sich hier vor
diesem Krieg mit Frankreich, jeder, auch der Elsässer, ist der Ueber-
zeugung, daß die deutschen Waffen den Sieg erringen werden. Viel
zur Beruhigung der Bevölkerung und zur Hebung des Mutes trägt
die staunenswerte Sicherheit bei, mit der hier die Militärverwal-
tung arbeitet! Zehntausende von Einberufenen ziehen Tag und
Nacht durch die Stadt. Viele Tausende von Eingekleideten sind
hier. Und dennoch hatten wir bis jetzt keine Einquartierung, auch
können trotz der Einberufung des Landsturms alle Lebensmittel be-
zogen werden. Dazu welche eiserne Ruhe und Ordnung ist in dieser
Stadt, trotz allem Hasten und Drängen! Fürwahr das Wort gilt:
Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am
Rhein! Die Elsässer haben in der Tat recht, wenn sie sagen, daß
der Bund der französischen Republik mit dem russischen Barbaren-
staat für Frankreich verderbenbringend war! Bis jetzt mußte es
für diesen Bund zahlen, immer zahlen! Jetzt muß es für ihn
bluten! Wie viel leichter hätte es Frankreich bei einem wirklich
freundschaftlichen Verhältnis mit Deutschland gehabt! Nur wahn-
sinniger Großmachtskitzel konnte es zu einem Zusammengehen mit
einem Staat zwingen, der nach seiner ganzen politischen Struktur
sein unversöhnlicher Gegner sein mußte. Allein der blinde Haß
gegen Deutschland war es, der die beiden so ungleichen Brüder zu-
sammenschmiedete! Dieser Haß ließ Frankreich Tag und Nacht
keine Ruhe; dieser Haß ist wohl auch die tiefste Ursache des ganzen
Krieges auch mit Rußland, an diesem Haß wird Frankreich zu-
grunde gehen!


Zur Ermordung Jaures'.

Durch den nebelhaften
Schleier, der uns im Augenblick, wo dies geschrieben wird, Frank-
reichs politisches Handeln verhüllt, vermochte nur eine Nachricht
sicher und bestimmt zu dringen. Der französische Sozialistenführer
starb durch Mörderhand. Krieg dem Kriege! Das war die unauf-
hörliche Predigt dieses sozialistischen Friedensapostels. Obwohl Voll-
blutfranzose, stellte er sich als Politiker zum Dreibund freundlich und
betonte wiederholt, daß sich Deutschland in seiner gegenwärtigen
Generation bemühe, mit Frankreich friedliche Beziehungen herzu-
stellen. Er wagte es, seinen Landsleuten in diesem Sinne zu emp-
fehlen, sich mit der Vergangenheit abzufinden und die Heilung der
elsaß-lothringischen Wunde dem Siege der Friedensfreunde und der
allgemeinen Abrüstung zu überlassen. Dieser optimistische Idealis-
mus beherrschte auch seine Stellungnahme zu den Fragen der hohen
Politik, insbesondere zu der Marokkofrage. Die Art seiner Er-
mordung läßt wohl die Vermutung berechtigt erscheinen, daß man
sich seiner im Augenblick, wo sich Frankreich anschickt, mit dem rus-
sischen Barbaren zusammen einen freventlichen Friedensbruch zu
begehen, entledigen wollte. Im Anschluß an die Tatsache von der
Ermordung des Friedensapostels werden in Berlin und anderen
Orten Mitteilungen über Unruhen in der französischen Hauptstadt
laut, die bereits einen revolutionären Charakter angenommen haben
sollen. Zuverlässig sind diese Nachrichten nicht. Bei der jetzigen Lage
und nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland glauben wir be-
stimmt, daß auch in Frankreich die chauvinistische Richtung das Ueber-
gewicht erhält und zum Kriege mit Deutschland treibt. Mag er
kommen, wir sind bereit, dem ersten französischen Krieg einen zwei-
ten folgen zu lassen, dessen Ende für Frankreich noch weit verderben-
bringender sein wird.

[Spaltenumbruch]
Die Haltung der ungarischen Rumänen.

Aus
Oesterreich-Ungarn laufen Nachrichten nur spärlich ein. Der Brief-
und Zeitungsverkehr hat fast ganz aufgehört. Nach einem Tele-
gramm der "Neuen Freien Presse" äußerte sich Graf Tisza vor
einem Führer ungarländischer Rumänen sehr befriedigt über die
patriotische Haltung der südungarischen rumänischen Reservisten und
drückte die Hoffnung aus, daß die Siebenbürger Rumänen, die erst
jetzt mobilisiert werden, dem Beispiel folgen werden. In den gegen-
wärtigen Zeiten, wo aller kleinlicher Hader verschwindet, müssen die
Rumänen fühlen, daß ihr Interesse eine deutsch-ungarische Führung
der Monarchie erfordere und daß sie sich gemeinsam mit den Deut-
schen und den Ungarn gegen den Panslawismus wenden müssen.
Die gegenwärtigen Tage bilden eine große Zeit auch für die Rumä-
nen. Die gewissenlose Agitation, mit welcher man das rumänische
Volk gegen seine eigenen Lebensinteressen ins Schlepptau einer
panslawistischen Politik nehmen wollte, müsse zunichte werden.
Treues Festhalten am Vaterlande in der Stunde der Gefahr werde
alle Spuren vergangener Gegensätze verwischen und die Grund-
lage für ein harmonisches Zusammenwirken von Ungarn und
Rumänen schaffen.


Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau.

Das Präsidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über
welche folgendes Communique ausgegeben wurde: "Ich vertraue
auf Meine Völker," lauteten die Worte des Manifestes, in welchem
der Monarch bekanntgab, daß er um der Würde und der Sicherheit
des Staates willen die Waffen zu ergreifen genötigt sei. Dieser
Appell findet bei der polnischen Bevölkerung unseres Landes einen
Nachhall, wie die Wahrheit in dem Gerechten ihren Nachhall findet.
Die Polen dieses Landes scharen sich um den Thron. Dankbarkeit,
Ehrgefühl und politischer Verstand weisen sie dorthin. Wir sind
dem Monarchen dafür dankbar, daß es uns in seinem Reiche erlaubt
ist, Polen zu sein, während überall anderswo uns Unrecht und
Verfolgung zuteil werden. Die Ehre befiehlt uns, in schweren
Augenblicken treu zu dem zu stehen, mit dem wir die Wohltaten
des Friedens geteilt haben. Der Verstand zeigt uns den Weg der
Pflicht, den einzigen, der nicht versagt. In dem Augenblicke, da
das Schicksal von Europa entschieden werden soll, da die größte
Umwälzung, welche je die Geschichte gekannt hat, naht, wissen wir
Polen dieses Landes, verstehen und fühlen es, daß die Treue gegen-
über dem Monarchen und die Fürsorge für diesen Staat, dem wir
alles gegeben haben, was seine Macht verlangte, mit den Inter-
essen unseres Volkes übereinstimmen. Das Präsidium des Polen-
klubs, das in sich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität
verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen
des Polenklubs, der Repräsentation der polnischen Bevölkerung
dieses Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und
glaubt der Welt bekunden zu sollen, daß die Polen das Vertrauen,
das der Monarch in seinem Manifest aussprach, nicht enttäuschen
werden. Wir sind zu den höchsten Opfern bereit. Laßt uns durch-
drungen sein von männlicher Ruhe, geleitet von dem Glauben,
daß unsere Nation, die so vieles gelitten hat, ihre Rechte zurück-
erlangen werde, die Rechte, die immer lebendig und immer die-
selben sind, so wie das Gefühl der Gerechtigkeit lebendig und uner-
schütterlich ist."

Politik und Wirtschaft
Dokumente zur Kriegslage.

Zur Mobilmachung der deutschen Armee, die in dem Augen-
blick erfolgte, als unsere letzte Nummer herausgegeben war, teilen
wir heute unseren Lesern die hauptsächlichsten Schriftstücke mit, die
historisch für Bayern für heute und wohl für alle Zukunft ihre Be-
deutung behalten und zwar vor allen das Telegramm des Königs
Ludwig an den Kaiser und das Manifest des Königs an sein Heer.

Der Kaiser hat am 1. August nachmittags die Mobilmachung
der gesamten deutschen Streitkräfte angeordnet. Der 2. August
war der erste Mobilmachungstag. Seine Majestät der König hat
am 1. August nachmittags nach erfolgter Mobilmachung der ge-
samten deutschen Armee an Seine Majestät den Deutschen Kaiser
nachstehendes Telegramm gerichtet:

Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, Berlin.

Das bayerische Heer ist heute mit dem Beginn der Mobili-
sierung unter Deinen Befehl als Bundesfeldherrn getreten. Schon

Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch] gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts-
tropfen für Deutſchlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und
Größe einzutreten. Dieſes Verhalten unſerer Sozialiſten wird im
Auslande ſeinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal
wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte,
die Umſtürzler würden auf das nationale Empfinden unſeres deut-
ſchen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk
von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen
Siege führen muß!


Der Krieg mit Frankreich.

Aus Straßburg wird
uns geſchrieben: Heute früh eilte die Kunde durch die Stadt, daß die
diplomatiſchen Beziehungen mit Frankreich abgebrochen, der deutſche
Botſchafter in Paris ſeine Päſſe zurückforderte! Auf die Grenzver-
letzungen, wie ſie hier ſchon ſeit Tagen kurſieren und jetzt offiziell
beſtätigt werden, auf die bombenwerfenden Flieger war das die
einzig richtige Antwort. Bemerkenswert iſt, daß auch die elſäſſiſche
Bevölkerung dieſe Kunde begeiſtert aufnimmt, daß man ſich all-
gemein ſagt, daß auf den Bund mit dem ruſſiſchen Barbarenſtaat
ein ſolches Ende kommen mußte. Niemand fürchtet ſich hier vor
dieſem Krieg mit Frankreich, jeder, auch der Elſäſſer, iſt der Ueber-
zeugung, daß die deutſchen Waffen den Sieg erringen werden. Viel
zur Beruhigung der Bevölkerung und zur Hebung des Mutes trägt
die ſtaunenswerte Sicherheit bei, mit der hier die Militärverwal-
tung arbeitet! Zehntauſende von Einberufenen ziehen Tag und
Nacht durch die Stadt. Viele Tauſende von Eingekleideten ſind
hier. Und dennoch hatten wir bis jetzt keine Einquartierung, auch
können trotz der Einberufung des Landſturms alle Lebensmittel be-
zogen werden. Dazu welche eiſerne Ruhe und Ordnung iſt in dieſer
Stadt, trotz allem Haſten und Drängen! Fürwahr das Wort gilt:
Lieb Vaterland magſt ruhig ſein, feſt ſteht und treu die Wacht am
Rhein! Die Elſäſſer haben in der Tat recht, wenn ſie ſagen, daß
der Bund der franzöſiſchen Republik mit dem ruſſiſchen Barbaren-
ſtaat für Frankreich verderbenbringend war! Bis jetzt mußte es
für dieſen Bund zahlen, immer zahlen! Jetzt muß es für ihn
bluten! Wie viel leichter hätte es Frankreich bei einem wirklich
freundſchaftlichen Verhältnis mit Deutſchland gehabt! Nur wahn-
ſinniger Großmachtskitzel konnte es zu einem Zuſammengehen mit
einem Staat zwingen, der nach ſeiner ganzen politiſchen Struktur
ſein unverſöhnlicher Gegner ſein mußte. Allein der blinde Haß
gegen Deutſchland war es, der die beiden ſo ungleichen Brüder zu-
ſammenſchmiedete! Dieſer Haß ließ Frankreich Tag und Nacht
keine Ruhe; dieſer Haß iſt wohl auch die tiefſte Urſache des ganzen
Krieges auch mit Rußland, an dieſem Haß wird Frankreich zu-
grunde gehen!


Zur Ermordung Jaurés’.

Durch den nebelhaften
Schleier, der uns im Augenblick, wo dies geſchrieben wird, Frank-
reichs politiſches Handeln verhüllt, vermochte nur eine Nachricht
ſicher und beſtimmt zu dringen. Der franzöſiſche Sozialiſtenführer
ſtarb durch Mörderhand. Krieg dem Kriege! Das war die unauf-
hörliche Predigt dieſes ſozialiſtiſchen Friedensapoſtels. Obwohl Voll-
blutfranzoſe, ſtellte er ſich als Politiker zum Dreibund freundlich und
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Generation bemühe, mit Frankreich friedliche Beziehungen herzu-
ſtellen. Er wagte es, ſeinen Landsleuten in dieſem Sinne zu emp-
fehlen, ſich mit der Vergangenheit abzufinden und die Heilung der
elſaß-lothringiſchen Wunde dem Siege der Friedensfreunde und der
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mus beherrſchte auch ſeine Stellungnahme zu den Fragen der hohen
Politik, insbeſondere zu der Marokkofrage. Die Art ſeiner Er-
mordung läßt wohl die Vermutung berechtigt erſcheinen, daß man
ſich ſeiner im Augenblick, wo ſich Frankreich anſchickt, mit dem ruſ-
ſiſchen Barbaren zuſammen einen freventlichen Friedensbruch zu
begehen, entledigen wollte. Im Anſchluß an die Tatſache von der
Ermordung des Friedensapoſtels werden in Berlin und anderen
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laut, die bereits einen revolutionären Charakter angenommen haben
ſollen. Zuverläſſig ſind dieſe Nachrichten nicht. Bei der jetzigen Lage
und nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland glauben wir be-
ſtimmt, daß auch in Frankreich die chauviniſtiſche Richtung das Ueber-
gewicht erhält und zum Kriege mit Deutſchland treibt. Mag er
kommen, wir ſind bereit, dem erſten franzöſiſchen Krieg einen zwei-
ten folgen zu laſſen, deſſen Ende für Frankreich noch weit verderben-
bringender ſein wird.

[Spaltenumbruch]
Die Haltung der ungariſchen Rumänen.

Aus
Oeſterreich-Ungarn laufen Nachrichten nur ſpärlich ein. Der Brief-
und Zeitungsverkehr hat faſt ganz aufgehört. Nach einem Tele-
gramm der „Neuen Freien Preſſe“ äußerte ſich Graf Tisza vor
einem Führer ungarländiſcher Rumänen ſehr befriedigt über die
patriotiſche Haltung der ſüdungariſchen rumäniſchen Reſerviſten und
drückte die Hoffnung aus, daß die Siebenbürger Rumänen, die erſt
jetzt mobiliſiert werden, dem Beiſpiel folgen werden. In den gegen-
wärtigen Zeiten, wo aller kleinlicher Hader verſchwindet, müſſen die
Rumänen fühlen, daß ihr Intereſſe eine deutſch-ungariſche Führung
der Monarchie erfordere und daß ſie ſich gemeinſam mit den Deut-
ſchen und den Ungarn gegen den Panſlawismus wenden müſſen.
Die gegenwärtigen Tage bilden eine große Zeit auch für die Rumä-
nen. Die gewiſſenloſe Agitation, mit welcher man das rumäniſche
Volk gegen ſeine eigenen Lebensintereſſen ins Schlepptau einer
panſlawiſtiſchen Politik nehmen wollte, müſſe zunichte werden.
Treues Feſthalten am Vaterlande in der Stunde der Gefahr werde
alle Spuren vergangener Gegenſätze verwiſchen und die Grund-
lage für ein harmoniſches Zuſammenwirken von Ungarn und
Rumänen ſchaffen.


Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau.

Das Präſidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über
welche folgendes Communiqué ausgegeben wurde: „Ich vertraue
auf Meine Völker,“ lauteten die Worte des Manifeſtes, in welchem
der Monarch bekanntgab, daß er um der Würde und der Sicherheit
des Staates willen die Waffen zu ergreifen genötigt ſei. Dieſer
Appell findet bei der polniſchen Bevölkerung unſeres Landes einen
Nachhall, wie die Wahrheit in dem Gerechten ihren Nachhall findet.
Die Polen dieſes Landes ſcharen ſich um den Thron. Dankbarkeit,
Ehrgefühl und politiſcher Verſtand weiſen ſie dorthin. Wir ſind
dem Monarchen dafür dankbar, daß es uns in ſeinem Reiche erlaubt
iſt, Polen zu ſein, während überall anderswo uns Unrecht und
Verfolgung zuteil werden. Die Ehre befiehlt uns, in ſchweren
Augenblicken treu zu dem zu ſtehen, mit dem wir die Wohltaten
des Friedens geteilt haben. Der Verſtand zeigt uns den Weg der
Pflicht, den einzigen, der nicht verſagt. In dem Augenblicke, da
das Schickſal von Europa entſchieden werden ſoll, da die größte
Umwälzung, welche je die Geſchichte gekannt hat, naht, wiſſen wir
Polen dieſes Landes, verſtehen und fühlen es, daß die Treue gegen-
über dem Monarchen und die Fürſorge für dieſen Staat, dem wir
alles gegeben haben, was ſeine Macht verlangte, mit den Inter-
eſſen unſeres Volkes übereinſtimmen. Das Präſidium des Polen-
klubs, das in ſich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität
verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen
des Polenklubs, der Repräſentation der polniſchen Bevölkerung
dieſes Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und
glaubt der Welt bekunden zu ſollen, daß die Polen das Vertrauen,
das der Monarch in ſeinem Manifeſt ausſprach, nicht enttäuſchen
werden. Wir ſind zu den höchſten Opfern bereit. Laßt uns durch-
drungen ſein von männlicher Ruhe, geleitet von dem Glauben,
daß unſere Nation, die ſo vieles gelitten hat, ihre Rechte zurück-
erlangen werde, die Rechte, die immer lebendig und immer die-
ſelben ſind, ſo wie das Gefühl der Gerechtigkeit lebendig und uner-
ſchütterlich iſt.“

Politik und Wirtſchaft
Dokumente zur Kriegslage.

Zur Mobilmachung der deutſchen Armee, die in dem Augen-
blick erfolgte, als unſere letzte Nummer herausgegeben war, teilen
wir heute unſeren Leſern die hauptſächlichſten Schriftſtücke mit, die
hiſtoriſch für Bayern für heute und wohl für alle Zukunft ihre Be-
deutung behalten und zwar vor allen das Telegramm des Königs
Ludwig an den Kaiſer und das Manifeſt des Königs an ſein Heer.

Der Kaiſer hat am 1. Auguſt nachmittags die Mobilmachung
der geſamten deutſchen Streitkräfte angeordnet. Der 2. Auguſt
war der erſte Mobilmachungstag. Seine Majeſtät der König hat
am 1. Auguſt nachmittags nach erfolgter Mobilmachung der ge-
ſamten deutſchen Armee an Seine Majeſtät den Deutſchen Kaiſer
nachſtehendes Telegramm gerichtet:

Seiner Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, Berlin.

Das bayeriſche Heer iſt heute mit dem Beginn der Mobili-
ſierung unter Deinen Befehl als Bundesfeldherrn getreten. Schon

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[500/0002] Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914. gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts- tropfen für Deutſchlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und Größe einzutreten. Dieſes Verhalten unſerer Sozialiſten wird im Auslande ſeinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte, die Umſtürzler würden auf das nationale Empfinden unſeres deut- ſchen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen Siege führen muß! Der Krieg mit Frankreich.Aus Straßburg wird uns geſchrieben: Heute früh eilte die Kunde durch die Stadt, daß die diplomatiſchen Beziehungen mit Frankreich abgebrochen, der deutſche Botſchafter in Paris ſeine Päſſe zurückforderte! Auf die Grenzver- letzungen, wie ſie hier ſchon ſeit Tagen kurſieren und jetzt offiziell beſtätigt werden, auf die bombenwerfenden Flieger war das die einzig richtige Antwort. Bemerkenswert iſt, daß auch die elſäſſiſche Bevölkerung dieſe Kunde begeiſtert aufnimmt, daß man ſich all- gemein ſagt, daß auf den Bund mit dem ruſſiſchen Barbarenſtaat ein ſolches Ende kommen mußte. Niemand fürchtet ſich hier vor dieſem Krieg mit Frankreich, jeder, auch der Elſäſſer, iſt der Ueber- zeugung, daß die deutſchen Waffen den Sieg erringen werden. Viel zur Beruhigung der Bevölkerung und zur Hebung des Mutes trägt die ſtaunenswerte Sicherheit bei, mit der hier die Militärverwal- tung arbeitet! Zehntauſende von Einberufenen ziehen Tag und Nacht durch die Stadt. Viele Tauſende von Eingekleideten ſind hier. Und dennoch hatten wir bis jetzt keine Einquartierung, auch können trotz der Einberufung des Landſturms alle Lebensmittel be- zogen werden. Dazu welche eiſerne Ruhe und Ordnung iſt in dieſer Stadt, trotz allem Haſten und Drängen! Fürwahr das Wort gilt: Lieb Vaterland magſt ruhig ſein, feſt ſteht und treu die Wacht am Rhein! Die Elſäſſer haben in der Tat recht, wenn ſie ſagen, daß der Bund der franzöſiſchen Republik mit dem ruſſiſchen Barbaren- ſtaat für Frankreich verderbenbringend war! Bis jetzt mußte es für dieſen Bund zahlen, immer zahlen! Jetzt muß es für ihn bluten! Wie viel leichter hätte es Frankreich bei einem wirklich freundſchaftlichen Verhältnis mit Deutſchland gehabt! Nur wahn- ſinniger Großmachtskitzel konnte es zu einem Zuſammengehen mit einem Staat zwingen, der nach ſeiner ganzen politiſchen Struktur ſein unverſöhnlicher Gegner ſein mußte. Allein der blinde Haß gegen Deutſchland war es, der die beiden ſo ungleichen Brüder zu- ſammenſchmiedete! Dieſer Haß ließ Frankreich Tag und Nacht keine Ruhe; dieſer Haß iſt wohl auch die tiefſte Urſache des ganzen Krieges auch mit Rußland, an dieſem Haß wird Frankreich zu- grunde gehen! Zur Ermordung Jaurés’.Durch den nebelhaften Schleier, der uns im Augenblick, wo dies geſchrieben wird, Frank- reichs politiſches Handeln verhüllt, vermochte nur eine Nachricht ſicher und beſtimmt zu dringen. Der franzöſiſche Sozialiſtenführer ſtarb durch Mörderhand. Krieg dem Kriege! Das war die unauf- hörliche Predigt dieſes ſozialiſtiſchen Friedensapoſtels. Obwohl Voll- blutfranzoſe, ſtellte er ſich als Politiker zum Dreibund freundlich und betonte wiederholt, daß ſich Deutſchland in ſeiner gegenwärtigen Generation bemühe, mit Frankreich friedliche Beziehungen herzu- ſtellen. Er wagte es, ſeinen Landsleuten in dieſem Sinne zu emp- fehlen, ſich mit der Vergangenheit abzufinden und die Heilung der elſaß-lothringiſchen Wunde dem Siege der Friedensfreunde und der allgemeinen Abrüſtung zu überlaſſen. Dieſer optimiſtiſche Idealis- mus beherrſchte auch ſeine Stellungnahme zu den Fragen der hohen Politik, insbeſondere zu der Marokkofrage. Die Art ſeiner Er- mordung läßt wohl die Vermutung berechtigt erſcheinen, daß man ſich ſeiner im Augenblick, wo ſich Frankreich anſchickt, mit dem ruſ- ſiſchen Barbaren zuſammen einen freventlichen Friedensbruch zu begehen, entledigen wollte. Im Anſchluß an die Tatſache von der Ermordung des Friedensapoſtels werden in Berlin und anderen Orten Mitteilungen über Unruhen in der franzöſiſchen Hauptſtadt laut, die bereits einen revolutionären Charakter angenommen haben ſollen. Zuverläſſig ſind dieſe Nachrichten nicht. Bei der jetzigen Lage und nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland glauben wir be- ſtimmt, daß auch in Frankreich die chauviniſtiſche Richtung das Ueber- gewicht erhält und zum Kriege mit Deutſchland treibt. Mag er kommen, wir ſind bereit, dem erſten franzöſiſchen Krieg einen zwei- ten folgen zu laſſen, deſſen Ende für Frankreich noch weit verderben- bringender ſein wird. Die Haltung der ungariſchen Rumänen.Aus Oeſterreich-Ungarn laufen Nachrichten nur ſpärlich ein. Der Brief- und Zeitungsverkehr hat faſt ganz aufgehört. Nach einem Tele- gramm der „Neuen Freien Preſſe“ äußerte ſich Graf Tisza vor einem Führer ungarländiſcher Rumänen ſehr befriedigt über die patriotiſche Haltung der ſüdungariſchen rumäniſchen Reſerviſten und drückte die Hoffnung aus, daß die Siebenbürger Rumänen, die erſt jetzt mobiliſiert werden, dem Beiſpiel folgen werden. In den gegen- wärtigen Zeiten, wo aller kleinlicher Hader verſchwindet, müſſen die Rumänen fühlen, daß ihr Intereſſe eine deutſch-ungariſche Führung der Monarchie erfordere und daß ſie ſich gemeinſam mit den Deut- ſchen und den Ungarn gegen den Panſlawismus wenden müſſen. Die gegenwärtigen Tage bilden eine große Zeit auch für die Rumä- nen. Die gewiſſenloſe Agitation, mit welcher man das rumäniſche Volk gegen ſeine eigenen Lebensintereſſen ins Schlepptau einer panſlawiſtiſchen Politik nehmen wollte, müſſe zunichte werden. Treues Feſthalten am Vaterlande in der Stunde der Gefahr werde alle Spuren vergangener Gegenſätze verwiſchen und die Grund- lage für ein harmoniſches Zuſammenwirken von Ungarn und Rumänen ſchaffen. Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau.Das Präſidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über welche folgendes Communiqué ausgegeben wurde: „Ich vertraue auf Meine Völker,“ lauteten die Worte des Manifeſtes, in welchem der Monarch bekanntgab, daß er um der Würde und der Sicherheit des Staates willen die Waffen zu ergreifen genötigt ſei. Dieſer Appell findet bei der polniſchen Bevölkerung unſeres Landes einen Nachhall, wie die Wahrheit in dem Gerechten ihren Nachhall findet. Die Polen dieſes Landes ſcharen ſich um den Thron. Dankbarkeit, Ehrgefühl und politiſcher Verſtand weiſen ſie dorthin. Wir ſind dem Monarchen dafür dankbar, daß es uns in ſeinem Reiche erlaubt iſt, Polen zu ſein, während überall anderswo uns Unrecht und Verfolgung zuteil werden. Die Ehre befiehlt uns, in ſchweren Augenblicken treu zu dem zu ſtehen, mit dem wir die Wohltaten des Friedens geteilt haben. Der Verſtand zeigt uns den Weg der Pflicht, den einzigen, der nicht verſagt. In dem Augenblicke, da das Schickſal von Europa entſchieden werden ſoll, da die größte Umwälzung, welche je die Geſchichte gekannt hat, naht, wiſſen wir Polen dieſes Landes, verſtehen und fühlen es, daß die Treue gegen- über dem Monarchen und die Fürſorge für dieſen Staat, dem wir alles gegeben haben, was ſeine Macht verlangte, mit den Inter- eſſen unſeres Volkes übereinſtimmen. Das Präſidium des Polen- klubs, das in ſich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen des Polenklubs, der Repräſentation der polniſchen Bevölkerung dieſes Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und glaubt der Welt bekunden zu ſollen, daß die Polen das Vertrauen, das der Monarch in ſeinem Manifeſt ausſprach, nicht enttäuſchen werden. Wir ſind zu den höchſten Opfern bereit. Laßt uns durch- drungen ſein von männlicher Ruhe, geleitet von dem Glauben, daß unſere Nation, die ſo vieles gelitten hat, ihre Rechte zurück- erlangen werde, die Rechte, die immer lebendig und immer die- ſelben ſind, ſo wie das Gefühl der Gerechtigkeit lebendig und uner- ſchütterlich iſt.“ Politik und Wirtſchaft Dokumente zur Kriegslage. Zur Mobilmachung der deutſchen Armee, die in dem Augen- blick erfolgte, als unſere letzte Nummer herausgegeben war, teilen wir heute unſeren Leſern die hauptſächlichſten Schriftſtücke mit, die hiſtoriſch für Bayern für heute und wohl für alle Zukunft ihre Be- deutung behalten und zwar vor allen das Telegramm des Königs Ludwig an den Kaiſer und das Manifeſt des Königs an ſein Heer. Der Kaiſer hat am 1. Auguſt nachmittags die Mobilmachung der geſamten deutſchen Streitkräfte angeordnet. Der 2. Auguſt war der erſte Mobilmachungstag. Seine Majeſtät der König hat am 1. Auguſt nachmittags nach erfolgter Mobilmachung der ge- ſamten deutſchen Armee an Seine Majeſtät den Deutſchen Kaiſer nachſtehendes Telegramm gerichtet: Seiner Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, Berlin. Das bayeriſche Heer iſt heute mit dem Beginn der Mobili- ſierung unter Deinen Befehl als Bundesfeldherrn getreten. Schon

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Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1914/2>, abgerufen am 23.11.2024.