Allgemeine Zeitung, Nr. 24, 20. Juni 1920.Allgemeine Zeitung 20. Juni 1920 [Spaltenumbruch] werben zu lassen und durch hartnäckiges Sprödetun der Welt Vielleicht hat sich aber auch die Sozialdemokra- das "Gegenwärtig" dauern oder gelten wird. Nach dem Die letzte Lösung schließlich, die erörtert wird, ist das Das Ergebnis des 6. Juni in Bayern. Daß sich Dunkel tragen lerne, Am 6. Juni sind am politischen Himmel Bayerns Allgemeine Zeitung 20. Juni 1920 [Spaltenumbruch] werben zu laſſen und durch hartnäckiges Sprödetun der Welt Vielleicht hat ſich aber auch die Sozialdemokra- das „Gegenwärtig“ dauern oder gelten wird. Nach dem Die letzte Löſung ſchließlich, die erörtert wird, iſt das Das Ergebnis des 6. Juni in Bayern. Daß ſich Dunkel tragen lerne, Am 6. Juni ſind am politiſchen Himmel Bayerns <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <pb facs="#f0004" n="226"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 20. 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Genau betrachtet, kann es ja auch niemanden<lb/> wundernehmen, daß die demokratiſchen Stimmen und Man-<lb/> date gegenüber den Wahlen zur Nationalverſammlung ſo<lb/> erheblich zurückgegangen ſind. Daß die Demokratie damals<lb/> erheblich mehr Mandate errang als die Deutſchnationalen<lb/> und die Deutſche Volkspartei zuſammen, hatte doch ſeine<lb/> Urſache in den ganz beſonderen Verhältniſſen der damaligen<lb/> Zeit. Das deutſche Volk ſtand noch unter den friſchen Ein-<lb/> wirkungen der Revolution und des völligen und unrühm-<lb/> lichen Zuſammenbruches der alten Einrichtungen. Man<lb/> glaubte an eine neue Welt, man glaubte insbeſondere auch<lb/> daran, daß ein offenes und rückhaltloſes Bekenntnis zur<lb/> Demokratie und die damit verbundene Abſage an Nationa-<lb/> lismus und Militarismus einen beſtimmenden Einfluß<lb/> auf die Friedensbedingungen üben würde. Dieſer Glaube<lb/> hat ſich als trügeriſch erwieſen. Die grauſame Mißhand-<lb/> lung des deutſchen Volkes durch den Friedensvertrag von<lb/> Verſailles zuſammen mit der Befeſtigung des Nationalis-<lb/> mus und Militarismus in Frankreich und anderen Staa-<lb/> ten hat natürlich die Gegenbewegung bei uns erheblich ge-<lb/> ſtärkt. So hat insbeſondere die Deutſche Volkspartei ihre<lb/> bei den Wahlen zur Nationalverſammlung noch ganz in den<lb/> Anfängen befindliche Organiſation mächtig entwickeln kön-<lb/> nen und iſt in der Lage geweſen, große Wählermaſſen in<lb/> ſich aufzunehmen, die der Demokratie untreu wurden, weil<lb/> eben der demokratiſche Weltgedanke durch den Frieden von<lb/> Verſailles aufs ſchwerſte desavouiert worden iſt. Ganz ab-<lb/> geſehen aber von dieſer Weltentwicklung hat auch eine<lb/> innere Entwicklung unmöglich dazu beitragen können, die<lb/> Wähler bei der demokratiſchen Fahne zu halten. Jhre<lb/> eigentlichen Kerntruppen hat die Demokratie, wie früher<lb/> Fortſchritt und Freiſinn, ſchließlich doch in dem ſogenannten<lb/> Mittelſtand gefunden, bei den kleinen ſelbſtändigen Kauf-<lb/> leuten, Handwerkern, Gewerbetreibenden uſw. Gerade<lb/> dieſe Stände fühlen ſich nun mißhandelt und ſind es in ge-<lb/> wiſſem Sinne auch. Man hat alles für die Arbeiter und<lb/> Angeſtellten getan, aber auch dieſe bringen ihren Dank natür-<lb/> lich nicht der Demokratie, ſondern der Sozialdemokratie dar,<lb/> die ſie mit Recht als die eigentlich treibende Kraft anſehen.<lb/> Für den wirtſchaftlich ſelbſtändigen Mittelſtand hat die<lb/> Demokratie wenig oder nichts durchzuſetzen vermocht. Man<lb/> denke ferner an das geradezu jammervolle Schickſal der<lb/> kleinen Rentner, die mit einem Schlage in das Proletariat<lb/> heruntergeſtoßen wurden, man denke an die Steuergeſetz-<lb/> gebung, die der Demokratie namentlich auch die zahlungs-<lb/> fähigen Freunde von 1919 hat untreu werden laſſen. So<lb/> iſt es eine durchaus natürliche Entwicklung, was die erheb-<lb/> lichen Rückgänge der demokratiſchen Stimmen veranlaßt<lb/> haben, und kein noch ſo ſelbſtbewußter Parteiführer braucht<lb/> deshalb den Beleidigten zu ſpielen. Jedenfalls aber heißt<lb/> es, die Zukunft der Demokratie vollends verderben, wenn<lb/> man ſie jetzt im Fahrwaſſer der eigenſinnigen ſozialdemo-<lb/> kratiſchen Abſtinenzpolitik halten will. Darüber wird man<lb/> ſich auch im demokratiſchen Lager ſelbſt nicht täuſchen, und<lb/> ſo möchten wir die Abſage von dieſer Seite doch nicht als<lb/> endgültig anſehen.</p><lb/> <p>Vielleicht hat ſich aber auch die <hi rendition="#g">Sozialdemokra-<lb/> tie</hi> ſelbſt noch nicht endgültig entſchieden. Es beſteht<lb/> immerhin ein bemerkenswerter Unterſchied zwiſchen der<lb/> Art, wie eine Beteiligung der Rechtsparteien an der Koa-<lb/> lition und die Fortführung der <hi rendition="#g">bisherigen</hi> Koalition<lb/> abgelehnt wird. Insbeſondere weiß man nicht, wie lange</p><lb/> <cb/> <p>das „Gegenwärtig“ dauern oder gelten wird. Nach dem<lb/> Ausſcheiden der Unabhängigen aus jeder möglichen Kombi-<lb/> nation und nachdem eine förmliche Verbreiterung der bis-<lb/> herigen Koalition durch Zuzug von rechts her durch die<lb/> Haltung der Sozialdemokratie ermöglicht worden iſt, ſchie-<lb/> nen die Vorausſetzungen für eine wirkliche Mehrheits-<lb/> bildung überhaupt nicht mehr gegeben; es müßte denn ſein,<lb/> daß die Chriſtliche Volkspartei ihre Wahlparole verleugnet<lb/> und reumütig in die Hürden der Koalition zurückkehrt was<lb/> doch nicht anzunehmen iſt. Kommt es aber nicht zu einer<lb/> wirklichen Mehrheitsbildung, ſo bleibt nur eine Minder-<lb/> heitsregierung, die dadurch möglich wird, daß ihr von rechts<lb/> oder von links her Schonung oder paſſive Unterſtützung,<lb/> eine Art ſtiller Ceilhaberſchaft zugeſagt wird. Das iſt<lb/><hi rendition="#g">vielleicht</hi> denkbar von ſeiten der Sozialdemokratie,<lb/> wenn die Deutſche Volkspartei in die Koalition eintritt,<lb/> und es iſt wohl denkbar von ſeiten der Deutſchen Volks-<lb/> partei, wenn die Sozialdemokratie ſich entſchließt, in der<lb/> bisherigen Koalition zu verharren. Natürlich würde ein<lb/> ſolches Verſprechen nur gegen Zugeſtändniſſe gemacht wer-<lb/> den, d. h., alſo der ſtille Ceilhaber würde dieſe ſeine Ceil-<lb/> haberſchaft von der Reſpektierung gewiſſer Grenzen ab-<lb/> hängig machen. Das wäre wenigſtens eine notdürftige<lb/> Löſung und wenn man genauer hinſieht, ſo hat insbeſondere<lb/> die Mehrheitsſozialdemokratie allen Grund, ſich einer<lb/> Löſung nicht unter allen Umſtänden entgegenzuſtemmen. Sie<lb/> hat eine große Anzahl der wichtigſten Verwaltungspoſten<lb/> in Reich und Staat mit ihren Männern beſetzt, die wahr-<lb/> ſcheinlich nur ungern in die reine Oppoſition ſich zurück-<lb/> ziehen würden und wenn der bisherige Reichskanzler die<lb/> Parole ausgegeben hat, daß die ſozialdemokratiſchen Beam-<lb/> ten ſolange wie nur irgend möglich auf ihren Poſten ver-<lb/> harren müßten, gleichviel wie die Regierung ſchließlich aus-<lb/> ſehen werde, ſo iſt die Ausführung dieſes Programmes<lb/> naturgemäß in der Hauptſache von dem guten Willen der<lb/> neuen Regierung abhängig, die es ſich nicht gefallen laſſen<lb/> wird, daß ihren Grundſätzen entgegengearbeitet werde. Das<lb/> iſt eben der Fluch der Politiſierung der Verwaltung, mit der<lb/> gerade die Sozialdemokratie einen unerfreulichen Anfang<lb/> gemacht hat.</p><lb/> <p>Die letzte Löſung ſchließlich, die erörtert wird, iſt das<lb/> reine Arbeitskabinett. Aber das wäre ein Ausweg für<lb/> einige Wochen, nicht für die Dauer. Hat man das Volk<lb/> mit ſo großer Energie politiſiert, ſo kann man nicht die<lb/> Regierung entpolitiſieren. Unter dieſen Umſtänden ſind<lb/> die Bemühungen des Zentrumsführers Crimborn vielleicht<lb/> doch nicht ſo ausſichtslos, wie es beim erſten Blick erſcheinen<lb/> wollte, und es wäre auch in der Cat ein geradezu beſchämen-<lb/> des Armutszeugnis, wenn die großen Parteien der Mei-<lb/> nung ſein ſollten, ſie dürften ihre Pflicht gegen das ge-<lb/> meinſame Daterland den ſchnöden Aermlichkeiten ihrer<lb/> Parteitaktik unterordnen. „Undemokratiſch“ und in ge-<lb/> wiſſem Sinne verfaſſungswidrig wäre es jedenfalls.</p> <byline> <hi rendition="#aq">HD.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Ergebnis des 6. 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Das erlaubt den<lb/> Schluß, daß es bei der Mitläuferſchaft der Sozialdemokratie,<lb/> welche der Strudel der Revolution in den reißenden Strom</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0004]
Allgemeine Zeitung 20. Juni 1920
werben zu laſſen und durch hartnäckiges Sprödetun der Welt
ihre ganze Unentbehrlichkeit zum Bewußtſein zu bringen.
Unter dieſen Verhältniſſen hat die Demokratie wirklich
keinen Anlaß und ihren Wählern gegenüber auch kein
Recht, ſich das Geſetz des Handelns von der Sozialdemokratie
vorſchreiben zu laſſen, die zurzeit nichts anderes als eine
fragwürdige Preſtigepolitik betreibt. Auch die demo-
kratiſchen Gruppen ſind ja ſtark verärgert und insbeſondere
die unterlegenen bisherigen Abgeordneten, die zurzeit eine
etwas vordringliche und unerfreuliche Rolle ſpielen, möchten
anſcheinend vor allen Dingen beweiſen, daß es ohne ſie nicht
geht. Das iſt aber keine Politik ernſter Leute für ernſte
Leute. Genau betrachtet, kann es ja auch niemanden
wundernehmen, daß die demokratiſchen Stimmen und Man-
date gegenüber den Wahlen zur Nationalverſammlung ſo
erheblich zurückgegangen ſind. Daß die Demokratie damals
erheblich mehr Mandate errang als die Deutſchnationalen
und die Deutſche Volkspartei zuſammen, hatte doch ſeine
Urſache in den ganz beſonderen Verhältniſſen der damaligen
Zeit. Das deutſche Volk ſtand noch unter den friſchen Ein-
wirkungen der Revolution und des völligen und unrühm-
lichen Zuſammenbruches der alten Einrichtungen. Man
glaubte an eine neue Welt, man glaubte insbeſondere auch
daran, daß ein offenes und rückhaltloſes Bekenntnis zur
Demokratie und die damit verbundene Abſage an Nationa-
lismus und Militarismus einen beſtimmenden Einfluß
auf die Friedensbedingungen üben würde. Dieſer Glaube
hat ſich als trügeriſch erwieſen. Die grauſame Mißhand-
lung des deutſchen Volkes durch den Friedensvertrag von
Verſailles zuſammen mit der Befeſtigung des Nationalis-
mus und Militarismus in Frankreich und anderen Staa-
ten hat natürlich die Gegenbewegung bei uns erheblich ge-
ſtärkt. So hat insbeſondere die Deutſche Volkspartei ihre
bei den Wahlen zur Nationalverſammlung noch ganz in den
Anfängen befindliche Organiſation mächtig entwickeln kön-
nen und iſt in der Lage geweſen, große Wählermaſſen in
ſich aufzunehmen, die der Demokratie untreu wurden, weil
eben der demokratiſche Weltgedanke durch den Frieden von
Verſailles aufs ſchwerſte desavouiert worden iſt. Ganz ab-
geſehen aber von dieſer Weltentwicklung hat auch eine
innere Entwicklung unmöglich dazu beitragen können, die
Wähler bei der demokratiſchen Fahne zu halten. Jhre
eigentlichen Kerntruppen hat die Demokratie, wie früher
Fortſchritt und Freiſinn, ſchließlich doch in dem ſogenannten
Mittelſtand gefunden, bei den kleinen ſelbſtändigen Kauf-
leuten, Handwerkern, Gewerbetreibenden uſw. Gerade
dieſe Stände fühlen ſich nun mißhandelt und ſind es in ge-
wiſſem Sinne auch. Man hat alles für die Arbeiter und
Angeſtellten getan, aber auch dieſe bringen ihren Dank natür-
lich nicht der Demokratie, ſondern der Sozialdemokratie dar,
die ſie mit Recht als die eigentlich treibende Kraft anſehen.
Für den wirtſchaftlich ſelbſtändigen Mittelſtand hat die
Demokratie wenig oder nichts durchzuſetzen vermocht. Man
denke ferner an das geradezu jammervolle Schickſal der
kleinen Rentner, die mit einem Schlage in das Proletariat
heruntergeſtoßen wurden, man denke an die Steuergeſetz-
gebung, die der Demokratie namentlich auch die zahlungs-
fähigen Freunde von 1919 hat untreu werden laſſen. So
iſt es eine durchaus natürliche Entwicklung, was die erheb-
lichen Rückgänge der demokratiſchen Stimmen veranlaßt
haben, und kein noch ſo ſelbſtbewußter Parteiführer braucht
deshalb den Beleidigten zu ſpielen. Jedenfalls aber heißt
es, die Zukunft der Demokratie vollends verderben, wenn
man ſie jetzt im Fahrwaſſer der eigenſinnigen ſozialdemo-
kratiſchen Abſtinenzpolitik halten will. Darüber wird man
ſich auch im demokratiſchen Lager ſelbſt nicht täuſchen, und
ſo möchten wir die Abſage von dieſer Seite doch nicht als
endgültig anſehen.
Vielleicht hat ſich aber auch die Sozialdemokra-
tie ſelbſt noch nicht endgültig entſchieden. Es beſteht
immerhin ein bemerkenswerter Unterſchied zwiſchen der
Art, wie eine Beteiligung der Rechtsparteien an der Koa-
lition und die Fortführung der bisherigen Koalition
abgelehnt wird. Insbeſondere weiß man nicht, wie lange
das „Gegenwärtig“ dauern oder gelten wird. Nach dem
Ausſcheiden der Unabhängigen aus jeder möglichen Kombi-
nation und nachdem eine förmliche Verbreiterung der bis-
herigen Koalition durch Zuzug von rechts her durch die
Haltung der Sozialdemokratie ermöglicht worden iſt, ſchie-
nen die Vorausſetzungen für eine wirkliche Mehrheits-
bildung überhaupt nicht mehr gegeben; es müßte denn ſein,
daß die Chriſtliche Volkspartei ihre Wahlparole verleugnet
und reumütig in die Hürden der Koalition zurückkehrt was
doch nicht anzunehmen iſt. Kommt es aber nicht zu einer
wirklichen Mehrheitsbildung, ſo bleibt nur eine Minder-
heitsregierung, die dadurch möglich wird, daß ihr von rechts
oder von links her Schonung oder paſſive Unterſtützung,
eine Art ſtiller Ceilhaberſchaft zugeſagt wird. Das iſt
vielleicht denkbar von ſeiten der Sozialdemokratie,
wenn die Deutſche Volkspartei in die Koalition eintritt,
und es iſt wohl denkbar von ſeiten der Deutſchen Volks-
partei, wenn die Sozialdemokratie ſich entſchließt, in der
bisherigen Koalition zu verharren. Natürlich würde ein
ſolches Verſprechen nur gegen Zugeſtändniſſe gemacht wer-
den, d. h., alſo der ſtille Ceilhaber würde dieſe ſeine Ceil-
haberſchaft von der Reſpektierung gewiſſer Grenzen ab-
hängig machen. Das wäre wenigſtens eine notdürftige
Löſung und wenn man genauer hinſieht, ſo hat insbeſondere
die Mehrheitsſozialdemokratie allen Grund, ſich einer
Löſung nicht unter allen Umſtänden entgegenzuſtemmen. Sie
hat eine große Anzahl der wichtigſten Verwaltungspoſten
in Reich und Staat mit ihren Männern beſetzt, die wahr-
ſcheinlich nur ungern in die reine Oppoſition ſich zurück-
ziehen würden und wenn der bisherige Reichskanzler die
Parole ausgegeben hat, daß die ſozialdemokratiſchen Beam-
ten ſolange wie nur irgend möglich auf ihren Poſten ver-
harren müßten, gleichviel wie die Regierung ſchließlich aus-
ſehen werde, ſo iſt die Ausführung dieſes Programmes
naturgemäß in der Hauptſache von dem guten Willen der
neuen Regierung abhängig, die es ſich nicht gefallen laſſen
wird, daß ihren Grundſätzen entgegengearbeitet werde. Das
iſt eben der Fluch der Politiſierung der Verwaltung, mit der
gerade die Sozialdemokratie einen unerfreulichen Anfang
gemacht hat.
Die letzte Löſung ſchließlich, die erörtert wird, iſt das
reine Arbeitskabinett. Aber das wäre ein Ausweg für
einige Wochen, nicht für die Dauer. Hat man das Volk
mit ſo großer Energie politiſiert, ſo kann man nicht die
Regierung entpolitiſieren. Unter dieſen Umſtänden ſind
die Bemühungen des Zentrumsführers Crimborn vielleicht
doch nicht ſo ausſichtslos, wie es beim erſten Blick erſcheinen
wollte, und es wäre auch in der Cat ein geradezu beſchämen-
des Armutszeugnis, wenn die großen Parteien der Mei-
nung ſein ſollten, ſie dürften ihre Pflicht gegen das ge-
meinſame Daterland den ſchnöden Aermlichkeiten ihrer
Parteitaktik unterordnen. „Undemokratiſch“ und in ge-
wiſſem Sinne verfaſſungswidrig wäre es jedenfalls.
HD.
Das Ergebnis des 6. Juni in Bayern.
Daß ſich Dunkel tragen lerne,
Brechen durchs Gewölk die Sterne.
Ibſen, Band II.
Am 6. Juni ſind am politiſchen Himmel Bayerns
Sterne durchs Gewölk gebrochen. Gewiß, an dunklen
Wolken fehlt es auch jetzt noch nicht, aber es zeigen ſich
immerhin Hoffnungsſterne. Die Wahlen dieſes erſten Juni-
Sonntages haben in Bayern einen Ausgang genommen, der
die ziemlich optimiſtiſchen Erwartungen, denen wir in der
Nummer 21 dieſer Zeitſchrift Raum gegeben haben, noch er-
heblich übertrifft. Vor allem in dem einen Punkte, der
den Wahlausfall in Bayern beſonders kennzeichnet: das
iſt die Catſache, daß er den Sozialismus in ſeiner
Geſamtheit in einer rückläufigen Bewe-
gung zeigt. Rund ein Viertel ſeiner Stimmen aus der
erſten Revolutionswahl hat er eingebüßt. Das erlaubt den
Schluß, daß es bei der Mitläuferſchaft der Sozialdemokratie,
welche der Strudel der Revolution in den reißenden Strom
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(2023-04-24T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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