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Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 25. Januar 1929.

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Freitag, den 25. Januar "AZ am Abend" Nr. 21


Was interessiert die Frau?
[Spaltenumbruch]
Familien-Verhältnisse

Ich habe schon wieder Krach mit meiner
Wirtin. Der letzte war noch nicht ganz ver-
raucht, jetzt ist der neue schon wieder da.
Wenn der Mensch halt Unglück hat ...

Gestern, wie ich bei der Wohnungstür
herein bin, läutet das Telephon. Von mir
aus plärrst so viel du magst, habe ich ge-
dacht. Es hörte auch so schnell nicht auf.

Schließlich kamen mir Bedenken: wer
weiß, was passiert ist! Die Person am an-
dern Ende besaß eine zähe Ausdauer. Galt
es vielleicht mir? Sollte ich ein Rendezvous
versäumt haben? Oder das große Los ge-
wonnen? In dem Falle, so hörte ich, pflegen
die Herren Agenten gleich stürmisch anzu-
rufen. Also hin, den Hörer herunter, ge-
meldet.

"Grüß Sie Gott, meine Liebe," flötete
eine ältliche Damenstimme, "ist die Frau
Rentamtsmeisterin nicht zu Hause?"

"Nein, gnädige Frau, kann ich was aus-
richten?"

"Sehr liebenswürdig, also die Sache ist
die: ich spreche hier bei der Frau Direktor
Pinzensteiner und meine Tochter, was die
Frau Amtsrichter Plummerer ist, die hat
mit der Fräulein Siebenpflug, was meine
Nichte ist, und der Frau Oberpostrat Wurm-
gaßner eine Verabredung und deswegen soll
die Frau Rentamtsmeisterin heute nicht um
vier Uhr zur Frau Amtsrichter Plummerer
kommen, was meine Tochter ist, weils ja
doch mit der Frau Oberpostrat Wurmgaßner
und der Siebenpflug, was meine Nichte ist,
verabredet war und weil die Resi, was die
Köchin ist, plötzlich davongelaufen ist wegen
der Ratschereien mit der Pölzingerschen,
wissen Sie, -- lauter infame Lügen sinds
natürlich gewesen, denn die Pölzingerschen
haben doch die Wurzelbürste aus der
Waschküche gestohlen, es kam halt gar nie-
mand anders in Betracht und wer beim
Fenster hinuntergefallene Staubtücheln auf-
liest und verschwinden läßt, dem ist auch
keine Wurzelbürste heilig. -- ich bitt Sie,
die Zenzi vom Metzger drüben hats mit
eigenen Augen gesehen, wies das Tücherl
aufgeklaubt hat, -- also deswegen habens
wir schon die Frau Obersteuereinnehmer,
was eine Kusine zu meiner Nichte ist und
die Frau Stadtverwaltungsratswitwe Zin-
selmeier -- nicht die aus der Schwanthaler-
straße, die andere, die aus dem Färber-
graben -- die habens wir schon wissen
lassen, daß also heute um vier Uhr die
Frau Amtsrichter Plummerer, was meine
Tochter ist, -- -- -- --"

"Einen Moment, gnädige Frau!!! Ge-
statten Sie mir, Ihnen mein herzlichstes
Beileid auszusprechen! Das sind ja entsetzlich
verworrene Familienverhältnisse! Wie Sie
das nur aushalten! Geradezu furchtbar
finde ich diese Zustände! Daß Sie mit die-
sen Leuten nicht einfach Schluß machen!
Das hält ja kein Mensch aus! Mein tiefstes
Beileid, gnädige Frau! Ich will für Sie
tun, was ich kann, aber so was von Zu-
ständen in einer Familie -- -- -- --"

"Was erlauben Sie sich," schrie meine
Wirtin von der Eingangstür her, "meine
Familie am Telephon schlecht zu machen,
unerhört! Beleidigungsklage! Gericht!!"

Also, wie gesagt, seit gestern habe ich
wieder Krach.



Elegante Welt.

Die Prominenten auf dem Ge-
biet der Tanzkunst äußern sich in interessanter
Weise über den neuen Tanzstil im soeben er-
scheinenden Heft der "Eleganten Welt", das als
Spezial-Tanznummer herauskommt. Ueber "Die
persönliche Note im Gesellschaftstanz", "Tanz-
demonstrationen letzten Stils", "Die erzieherische
Wirkung des Tanzturniers" wird aus berufener
Feder berichtet. Die letzten Kreationen für den
Ballsaal vervollständigen den reichen Inhalt des
für jeden Tanzfreudigen unentbehrlichen Vade-
mekums. Preis 1 Mark.



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Der Mann spricht nicht -- und die Frau sehnt sich nach Worten

Reden oder Schweigen -- die Aussprache in der Ehe

[Spaltenumbruch]

Es ist eine allgemeine Frauenklage: "Ach, mein
Mann redet so wenig! Man kann ihn fragen,
was man will, er erzählt und berichtet von allem,
was in und um ihn herumgeht, so gut wie nichts."
Diese Feststellung wird selten ohne jene gewisse
Bitterkeit hervorgebracht, mit der Frauen so oft
von ihren Männern reden.

Nun hat man sich allerdings das eine klar zu
machen: es gibt Menschen, denen fällt das Reden
von Natur aus leicht, anderen wiederum fällt es
erheblich schwerer, verschlossene Dritte gar bringen
es überhaupt nicht über sich, von sich und ihrem
Innenleben zu reden. Ganz allgemein kann man
vielleicht sagen, daß es
den Frauen in der Regel leichter fällt, sich
auszudrücken, als dem Durchschnittsmann.

Gar viele Männer sind, immer im allgemeinen
gesprochen, schwerfälliger Natur und neigen sehr
dazu, den Wert des Sprechens überhaupt total
zu verkennen, nicht etwa aus bösem Willen, son-
dern aus angeborener Schwerfälligkeit und einer
gewissen Trägheit des Herzens heraus, die sich all-
zu gläubig an den Grundsatz hält, daß Schwei-
gen Gold, Reden bloß Silber sei.

Ja, so sehr neigen unsere Männer zum Schwei-
gen, daß derjenige, der leicht und gern mitteilt,
rasch in den Verdacht eines "weibischen" Schwät-
zers gerät und sich selten der Sympathien der
Männer erfreut, dagegen bei den Frauen ein
gern gesehener Mensch ist. Denn
die Frauen lieben es, mit einem Mann über
ihre Erfahrungen und Eindrücke zu reden.

Diesen Wunsch müßten die Männer vielleicht
mehr berücksichtigen. Nun ist es so, daß die sehr
schweigsamen Männer meist Ehemänner sind und
daß sie sich gegen den Vorwurf der Stummheit
wehren mit einem brummigen: "wir wissen wohl,
weshalb wir schweigen". Aber gar so einfach liegt
schließlich die Sache nicht. Es ist nicht gesagt, daß
durch stetes Schweigen Konflikte, die eben nur
in der Diskussion zum Austrag kommen können,
wirklich gelöst werden. Der Ausschluß des Wider-
spruchs der anderen Meinung schafft den Streit-
stoff nicht aus der Welt. Schweigen verbittert,
läst aber nicht, wenigstens in der Regel nicht. Um
zu gegenseitigem Verständnis zu gelangen, heißt
es eben reden, sich ausdrücken, erzählen, das, was
im Innern vorgeht, ans Licht des Tages hervor-
ziehen.

Welch schönes Mittel zur Linderung seelischer
Nöte ist uns doch in der Sprache gegeben, und
wie sehr verkennen wir ihren Wert! Reden ist

[Spaltenumbruch]

schließlich die einzige Möglichkeit, um das, was in
uns geschicht, deutlich hör- und fühlbar zu
machen. "Wir können doch nicht über jeden
Quatsch stundenlang reden", sagen die Männer,
denen man allzu große Schweigsamkeit vorwirft.
Woher wissen sie denn, ob dieser Quatsch letzten
Endes bloß Quatsch bedeutet, und ob es einen
schlimmeren Geiz gibt, als den Geiz des Redens,
des Sichmitteilens?

Denn jedes Wort, das die Männer reut, das
sie auszusprechen zögern, jedes, das sie verbissen
in sich hineinwürgen oder es aus Gleichgültigkeit
ihren Nächsten gegenüber unterlassen -- jedes
dieser verkniffenen Worte löst in der Frau ein
heftiges oder böses Wort aus. Wie sie da oft
hervorsprudeln die giftigen Anwürfe aus Frauen-
mund, wie nervös Frauenlippen zucken, wenn
aufreizende Reden ihnen enteilen, und wie doch
ganz, ganz im geheimen jedes dieser gereizten
Worte nur das eine ausdrücken möchte:

"Um Gottes willen, so rede doch mit mir,
mein Kamerad! Siehst du denn nicht, wie
einsam ich bin und mich nach Worten sehne!"

Es gibt Ehen, in denen die Worte seltener und
seltener werden. Es ist, als ob sie sich nicht mehr
hervorwagten, oder dann höchstens in Gegenwart
Dritter. Das sind Ehen, in denen geheime Bitter-
keit und unterdrückter Aufruhr herrschen. Beinahe
ein Wunder muß geschehen, wenn nach Jahren
schweigsamen Nebeneinanderlebens ein inneres
Erlebnis die beiden plötzlich zueinander zwingt,
wenn sie aus ihrer inneren Einsamkeit hervor-
treten und das, was lastend und schwer zwischen
ihnen lag, ohne daß sie es selber so richtig emp-
fanden, aus den Tiefen ihrer Seelen hervorholen,
sich mitteilen, rückhaltlos und ehrlich, grausam
ehrlich vielleicht -- aber gerade deshalb wie er-
lösend! Wenn Starres sich öffnet. Gebundenes
frei wird, wo lange Verschlossenes an den Tag
tritt, wo Verhülltes unverhüllt und nackt dasteht.
Eine solche Aussprache kann eine Ehe durch-
rütteln wie ein Erdbeben.

Wo stehen wir denn, fragen sich die beiden Part-
ner bedrängt. Wo standen wir bis heute? War
alles, was war, bloßer Schein? Hätten wir längst,
längst reden, uns mitteilen sollen? Wäre uns
nicht tausendmal wohler gewesen in dieser un-
barmherzig klaren, kühlen, durchsichtigen Luft, die
durch das Reden geschaffen wurde, als im Nebel
der Schweigsamkeit, der uns bisher einhüllte.
Und obgleich durch Reden und Mitteilen oft
Dinge an den Tag kommen, die keiner ahnte,
wenngleich an Erlebnisse gerührt wird, an die man
in der Regel nicht rührt, sondern die man feig
und verschlagen beschweigt -- beschweigt auch in
der sogenannten besten Ehe -- so werden durch
solche Aussprachen doch oft ganz neue Möglich-
keiten geschaffen, und unter Umständen entsteht
eine Basis gemeinsamen Zusammenlebens, die
in ihrer letzten rücksichtslosen Ehrlichkeit vielleicht
turmhoch über der bisherigen, traditionell verloge-
nen steht.



Das Tanzkleid von heute

Die Frauen eilen durch die Straßen. Es ist
ja die Zeit der Bälle -- man muß an das Tanz-
kleid denken. In den Auslagen locken die zarten,
feenhaften Gebilde, da bauschen sich leuchtende
Stoffe, hauchfeine Spitzen. Alle Nuancen, vom
schneeigsten Weiß bis zum tiefsten Schwarz. Die
Mode ist wirklich heute so verschiedenartig, daß
jeder Geschmack auf seine Kosten kommt. Wenn
man die anmutigen Linien der Tanzkleider be-
trachtet, so hat man unwillkürlich schon das Ge-
fühl, wie losgelöst, frei und ungehemmt sich die
Grazie des Körpers darin entwickeln kann. Un-
gehemmt von einengenden Gurten und Stangen,
wie sie früher die armen Märtyrerinen des Kor-
setts ertragen mußten, weil die Torheit der
Mode, die Sünde gegen den guten Geschmack und
das ästhetische Gefühl es verlangte, die natürliche
Linie des weiblichen Leibes anders erscheinen zu
lassen, als die Natur ihn erschaffen hat. Man
denke nur an den schönen Vers aus der Zeit unss-
rer Großmütter:

"Iß nicht zu hastig, Kind,
Sonst weitest du den Magen
Und kannst dann späterhin
Den Schnürleib nicht vertragen!"

Tempi passati -- -- Gerade in diesem Winter
kann die Frau wieder einmal
ihrer Phantasie freien Lauf lassen.
denn das Abend- und Tanzkleid erlaubt so unge-
fähr alles. Volants und Stufen, Glocken und
Geisha-Schleifen, Raffungen und markierte
Schleppenteile. Das Charakteristische des Tanz-
kleides von 1929 ist der meist ungleichmäßig ab-
gestufte oder gezipfelte Rock, vorn oft hochgehend
mit nach hinten sich senkender Linie. Auch das
Dekollete ist in jeder Fasson erlaubt. Herzförmige,
viereckige und runde Ausschnitte, höher und tiefer,
wie es der Trägerin beliebt. Breite und schmale
Schulterbänder, teils aus Stoff aber auch aus
Straß oder Perlen. Noch immer ist der tiefe
Rückenausschnitt beliebt, jedoch sollten ihn nur
Frauen wählen, die über eine klassische Rücken-
linie verfügen, denn sonst kann er leicht unschön
und entstellend wirken.

Von unerhörter Vielseitigkeit ist das Mate-
rial
. Spitzen, Tüll und Chiffon, Crepe. Geor-
gette, Lame, Seidensammet und Moiree. Jedoch
wird man zum ausgesprochenen Tanzkleid die
leichten Stoffe bevorzugen. Wie entzückend ein
Beige-Nose-Tüllkleid mit unterlegten Goldspitzen!
Auch ganz weiß
wird man in dieser Saison oft sehen. Diese
weißen Toiletten, meist belebt durch blitzende
Straß- oder Gold- und Silberperlenstickerei. Wie
vornehm und elegant wirkt auch ein Tanzkleid
aus schwarzer Silberspitze mit tief übergreifendem
Volant, der in ein Schärpenende ausgeht. Beim

[Spaltenumbruch]

großen Modeball in Paris sah man unter an-
derem ein wundervolles Kleid aus weißer Seide
mit reichsten Goldstickereien, der Rock aus drei-
reihigen, zipfligen, weißen Chenillefransen. Das
Kleid wirkte wie ein kostbarer, spanischer Schal
und hatte auch im Tanz eine besondere, reizvolle
Linie. Ebenso fiel ein Kleid besonders auf, das
aus altrosa China-Crepe und einem Funkenregen
von einzelnen Straß-Steinen und matten Perlen
komponiert war. Abgesehen von Weiß und
Schwarz, liebt man die
zartesten Pastelltönungen
für das Tanzkleid, Lachs und Blaßgrün werden
besonders bevorzugt, aber auch mattes Lavendel
und Wasserblau schließen den Farbenreigen.
Gold- und Silberspitzen spielen meist als Unter-
garnierungen dabei eine Rolle. Bizarre Schließen
und mondäner Schmuck erhöhen und unterstrei-
chen den Effekt der Schmetterlingsgewänder, denn
bei all den wehnden Zipfeln, Glocken und Vo-
lants wird man unwillkürlich an Schmetterlings-
flügel erinnert.

Längst hat man sich an den
imitierten Schmuck
gewöhnt, der heutzutage so künstlerisch ausgeführt
wird, daß er einfach mit dazu gehört, ein notwen-
diges Requisit der gut angezogenen Frau gewor-
den ist. In diesem Jahr trägt man zum Abend-
oder Tanzkleid viel imitierten Steinschmuck.
Runde und eckige Steine in kontrastierendem
Farbenspiel. Am häufigsten sieht man Smaragd-
schliffsteine in Verbindung mit Weiß, breite Man-
schettenarmbänder, die wiederum mit dem Hals-
schmuck harmonieren. So vielseitig wird auch
dieser Schmuck hergestellt, daß man fast zu jedem
Kleid das Passende bekommen kann.

Wie oft wird es ein entzückendes Tanzgewand
gerade durch
die Zutaten,
wie ein passender Schmuck, eine leuchtende Blüte,
die richtigen Strümpfe und Schuhe erst den letz-
ten Zauber bekommen. Denn gerade in dem Zu-
sammenspiel aller Einzelheiten ergibt sich die volle
Harmonie, die der Trägerin Eleganz und Anmut
verleihen. Wer ein wenig die Augen offen hält
für die Schönheit der ewig neuen, ewig jungen
Mode, der wird auch in diesem Jahr bei der
Auswahl seines Tanzkleides viel Freude und
Genuß haben. Das Gefühl ein Kleid zu tragen,
in dem sie so reizvoll wie möglich aussieht, gibt ja
der Frau erst die richtige Feststimmung. Was
dem Manne eine Flasche Sekt bedeutet, ist für
die Frau eine neue, kleidsame, totschicke Toilette
und ihr Tanz wird doppelt beschwingt sein, wenn
sie fühlt daß sie nicht nur die Bewunderung der
Männer, sondern auch den Neid ihrer Neben-
buhlerinnen erregt.



Die Dame und ihr Kleid
[Abbildung]

I. Jugendliches Kostüm aus grauem Samt.
Jacke mit Fehbesatz -- glockiger Rock.
II. Einfaches Nachmittagskleid aus dunkel-
blauem Rips. Belebend wirken der schmale weiße
Kragen, ein weißer Wildledergürtel und die auf-
gesetzten Tressen, die bis zur Mitte des Rockes
spitz zulaufen.

[irrelevantes Material]


Der Teewagen
Fünf-Uhr-Tee ohne Bedienung

Jede Hausfrau, die, ob freiwillig, ob
gezwungen, ihren Haushalt ohne Hilfe eines
dienstbaren Geistes versieht, weiß, daß die-
ses Allein-Arbeiten neben manchen Nach-
teilen auch sehr erhebliche Vorteile hat. Ganz
besonders ist die Selbstbedienung während
der gemütlichen Teestunde ein Idealzustand.
Immer wird sie am stimmungsvollsten und
traulichsten verlaufen, wenn man "ganz
unter sich" ist. -- Und gerade zur Teestunde
läßt sich auch die Bewirtung einer Anzahl
von Gästen so gut vorbereiten, daß keine
Störung der Unterhaltung, kein Verlassen
des Zimmers von seiten der Hausfrau nötig
ist. Ihr getreuer stummer Diener ist der
fahrbare Teewagen, der in seinen
drei Etagen alles aufnimmt, was für die
Teegesellschaft nötig ist. Obenauf steht der
elektrisch heizbare Wasser- oder Teekessel,
das kleine Tablett mit Zucker und Sahne,
die Rumflasche und die Schale mit den
Zitronenscheiben, die Schüssel mit Gebäck
oder pikanten Gabelbissen. Daneben bleibt
noch genug Raum, um in den andern
Fächern das Teegeschirr, die Keksdose, die
Teebüchse und alles sonstige Zubehör unter-
zubringen. So spart die Hausfrau unnützes
Laufen und Tragen schwer beladener Ser-
vierbretter, und hat mit einem einzigen
Gang alles Notwendige herbeigeschafft.

Wer nicht im Besitz eines Teewagens ist,
muß allerdings den Tisch zuvor fertig decken,
als daß man die Tassen direkt vom Wagen
aus den Gästen reicht, den Wagen selbst
aber durch einen kleinen Tisch ersetzen. Er
dient dann als stummer Diener, und es ist
praktisch, dafür einen Tisch mit zwei Ab-
stellflächen zu wählen, damit man unten
auch noch etwas unterbringen kann. Der
stumme Diener erleichtert jedenfalls der
Hausfrau das anmutige Hantieren bei der
Teebereitung, die unter ihrer Aufsicht sorg-
fältiger vor sich geht, als wenn sie einem
Fremden obliegt.

Freitag, den 25. Januar „AZ am Abend“ Nr. 21


Was interessiert die Frau?
[Spaltenumbruch]
Familien-Verhältniſſe

Ich habe ſchon wieder Krach mit meiner
Wirtin. Der letzte war noch nicht ganz ver-
raucht, jetzt iſt der neue ſchon wieder da.
Wenn der Menſch halt Unglück hat ...

Geſtern, wie ich bei der Wohnungstür
herein bin, läutet das Telephon. Von mir
aus plärrſt ſo viel du magſt, habe ich ge-
dacht. Es hörte auch ſo ſchnell nicht auf.

Schließlich kamen mir Bedenken: wer
weiß, was paſſiert iſt! Die Perſon am an-
dern Ende beſaß eine zähe Ausdauer. Galt
es vielleicht mir? Sollte ich ein Rendezvous
verſäumt haben? Oder das große Los ge-
wonnen? In dem Falle, ſo hörte ich, pflegen
die Herren Agenten gleich ſtürmiſch anzu-
rufen. Alſo hin, den Hörer herunter, ge-
meldet.

„Grüß Sie Gott, meine Liebe,“ flötete
eine ältliche Damenſtimme, „iſt die Frau
Rentamtsmeiſterin nicht zu Hauſe?“

„Nein, gnädige Frau, kann ich was aus-
richten?“

„Sehr liebenswürdig, alſo die Sache iſt
die: ich ſpreche hier bei der Frau Direktor
Pinzenſteiner und meine Tochter, was die
Frau Amtsrichter Plummerer iſt, die hat
mit der Fräulein Siebenpflug, was meine
Nichte iſt, und der Frau Oberpoſtrat Wurm-
gaßner eine Verabredung und deswegen ſoll
die Frau Rentamtsmeiſterin heute nicht um
vier Uhr zur Frau Amtsrichter Plummerer
kommen, was meine Tochter iſt, weils ja
doch mit der Frau Oberpoſtrat Wurmgaßner
und der Siebenpflug, was meine Nichte iſt,
verabredet war und weil die Reſi, was die
Köchin iſt, plötzlich davongelaufen iſt wegen
der Ratſchereien mit der Pölzingerſchen,
wiſſen Sie, — lauter infame Lügen ſinds
natürlich geweſen, denn die Pölzingerſchen
haben doch die Wurzelbürſte aus der
Waſchküche geſtohlen, es kam halt gar nie-
mand anders in Betracht und wer beim
Fenſter hinuntergefallene Staubtücheln auf-
lieſt und verſchwinden läßt, dem iſt auch
keine Wurzelbürſte heilig. — ich bitt Sie,
die Zenzi vom Metzger drüben hats mit
eigenen Augen geſehen, wies das Tücherl
aufgeklaubt hat, — alſo deswegen habens
wir ſchon die Frau Oberſteuereinnehmer,
was eine Kuſine zu meiner Nichte iſt und
die Frau Stadtverwaltungsratswitwe Zin-
ſelmeier — nicht die aus der Schwanthaler-
ſtraße, die andere, die aus dem Färber-
graben — die habens wir ſchon wiſſen
laſſen, daß alſo heute um vier Uhr die
Frau Amtsrichter Plummerer, was meine
Tochter iſt, — — — —“

„Einen Moment, gnädige Frau!!! Ge-
ſtatten Sie mir, Ihnen mein herzlichſtes
Beileid auszuſprechen! Das ſind ja entſetzlich
verworrene Familienverhältniſſe! Wie Sie
das nur aushalten! Geradezu furchtbar
finde ich dieſe Zuſtände! Daß Sie mit die-
ſen Leuten nicht einfach Schluß machen!
Das hält ja kein Menſch aus! Mein tiefſtes
Beileid, gnädige Frau! Ich will für Sie
tun, was ich kann, aber ſo was von Zu-
ſtänden in einer Familie — — — —“

„Was erlauben Sie ſich,“ ſchrie meine
Wirtin von der Eingangstür her, „meine
Familie am Telephon ſchlecht zu machen,
unerhört! Beleidigungsklage! Gericht!!“

Alſo, wie geſagt, ſeit geſtern habe ich
wieder Krach.



Elegante Welt.

Die Prominenten auf dem Ge-
biet der Tanzkunſt äußern ſich in intereſſanter
Weiſe über den neuen Tanzſtil im ſoeben er-
ſcheinenden Heft der „Eleganten Welt“, das als
Spezial-Tanznummer herauskommt. Ueber „Die
perſönliche Note im Geſellſchaftstanz“, „Tanz-
demonſtrationen letzten Stils“, „Die erzieheriſche
Wirkung des Tanzturniers“ wird aus berufener
Feder berichtet. Die letzten Kreationen für den
Ballſaal vervollſtändigen den reichen Inhalt des
für jeden Tanzfreudigen unentbehrlichen Vade-
mekums. Preis 1 Mark.



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Der Mann ſpricht nicht — und die Frau ſehnt ſich nach Worten

Reden oder Schweigen — die Ausſprache in der Ehe

[Spaltenumbruch]

Es iſt eine allgemeine Frauenklage: „Ach, mein
Mann redet ſo wenig! Man kann ihn fragen,
was man will, er erzählt und berichtet von allem,
was in und um ihn herumgeht, ſo gut wie nichts.“
Dieſe Feſtſtellung wird ſelten ohne jene gewiſſe
Bitterkeit hervorgebracht, mit der Frauen ſo oft
von ihren Männern reden.

Nun hat man ſich allerdings das eine klar zu
machen: es gibt Menſchen, denen fällt das Reden
von Natur aus leicht, anderen wiederum fällt es
erheblich ſchwerer, verſchloſſene Dritte gar bringen
es überhaupt nicht über ſich, von ſich und ihrem
Innenleben zu reden. Ganz allgemein kann man
vielleicht ſagen, daß es
den Frauen in der Regel leichter fällt, ſich
auszudrücken, als dem Durchſchnittsmann.

Gar viele Männer ſind, immer im allgemeinen
geſprochen, ſchwerfälliger Natur und neigen ſehr
dazu, den Wert des Sprechens überhaupt total
zu verkennen, nicht etwa aus böſem Willen, ſon-
dern aus angeborener Schwerfälligkeit und einer
gewiſſen Trägheit des Herzens heraus, die ſich all-
zu gläubig an den Grundſatz hält, daß Schwei-
gen Gold, Reden bloß Silber ſei.

Ja, ſo ſehr neigen unſere Männer zum Schwei-
gen, daß derjenige, der leicht und gern mitteilt,
raſch in den Verdacht eines „weibiſchen“ Schwät-
zers gerät und ſich ſelten der Sympathien der
Männer erfreut, dagegen bei den Frauen ein
gern geſehener Menſch iſt. Denn
die Frauen lieben es, mit einem Mann über
ihre Erfahrungen und Eindrücke zu reden.

Dieſen Wunſch müßten die Männer vielleicht
mehr berückſichtigen. Nun iſt es ſo, daß die ſehr
ſchweigſamen Männer meiſt Ehemänner ſind und
daß ſie ſich gegen den Vorwurf der Stummheit
wehren mit einem brummigen: „wir wiſſen wohl,
weshalb wir ſchweigen“. Aber gar ſo einfach liegt
ſchließlich die Sache nicht. Es iſt nicht geſagt, daß
durch ſtetes Schweigen Konflikte, die eben nur
in der Diskuſſion zum Austrag kommen können,
wirklich gelöſt werden. Der Ausſchluß des Wider-
ſpruchs der anderen Meinung ſchafft den Streit-
ſtoff nicht aus der Welt. Schweigen verbittert,
läſt aber nicht, wenigſtens in der Regel nicht. Um
zu gegenſeitigem Verſtändnis zu gelangen, heißt
es eben reden, ſich ausdrücken, erzählen, das, was
im Innern vorgeht, ans Licht des Tages hervor-
ziehen.

Welch ſchönes Mittel zur Linderung ſeeliſcher
Nöte iſt uns doch in der Sprache gegeben, und
wie ſehr verkennen wir ihren Wert! Reden iſt

[Spaltenumbruch]

ſchließlich die einzige Möglichkeit, um das, was in
uns geſchicht, deutlich hör- und fühlbar zu
machen. „Wir können doch nicht über jeden
Quatſch ſtundenlang reden“, ſagen die Männer,
denen man allzu große Schweigſamkeit vorwirft.
Woher wiſſen ſie denn, ob dieſer Quatſch letzten
Endes bloß Quatſch bedeutet, und ob es einen
ſchlimmeren Geiz gibt, als den Geiz des Redens,
des Sichmitteilens?

Denn jedes Wort, das die Männer reut, das
ſie auszuſprechen zögern, jedes, das ſie verbiſſen
in ſich hineinwürgen oder es aus Gleichgültigkeit
ihren Nächſten gegenüber unterlaſſen — jedes
dieſer verkniffenen Worte löſt in der Frau ein
heftiges oder böſes Wort aus. Wie ſie da oft
hervorſprudeln die giftigen Anwürfe aus Frauen-
mund, wie nervös Frauenlippen zucken, wenn
aufreizende Reden ihnen enteilen, und wie doch
ganz, ganz im geheimen jedes dieſer gereizten
Worte nur das eine ausdrücken möchte:

„Um Gottes willen, ſo rede doch mit mir,
mein Kamerad! Siehſt du denn nicht, wie
einſam ich bin und mich nach Worten ſehne!“

Es gibt Ehen, in denen die Worte ſeltener und
ſeltener werden. Es iſt, als ob ſie ſich nicht mehr
hervorwagten, oder dann höchſtens in Gegenwart
Dritter. Das ſind Ehen, in denen geheime Bitter-
keit und unterdrückter Aufruhr herrſchen. Beinahe
ein Wunder muß geſchehen, wenn nach Jahren
ſchweigſamen Nebeneinanderlebens ein inneres
Erlebnis die beiden plötzlich zueinander zwingt,
wenn ſie aus ihrer inneren Einſamkeit hervor-
treten und das, was laſtend und ſchwer zwiſchen
ihnen lag, ohne daß ſie es ſelber ſo richtig emp-
fanden, aus den Tiefen ihrer Seelen hervorholen,
ſich mitteilen, rückhaltlos und ehrlich, grauſam
ehrlich vielleicht — aber gerade deshalb wie er-
löſend! Wenn Starres ſich öffnet. Gebundenes
frei wird, wo lange Verſchloſſenes an den Tag
tritt, wo Verhülltes unverhüllt und nackt daſteht.
Eine ſolche Ausſprache kann eine Ehe durch-
rütteln wie ein Erdbeben.

Wo ſtehen wir denn, fragen ſich die beiden Part-
ner bedrängt. Wo ſtanden wir bis heute? War
alles, was war, bloßer Schein? Hätten wir längſt,
längſt reden, uns mitteilen ſollen? Wäre uns
nicht tauſendmal wohler geweſen in dieſer un-
barmherzig klaren, kühlen, durchſichtigen Luft, die
durch das Reden geſchaffen wurde, als im Nebel
der Schweigſamkeit, der uns bisher einhüllte.
Und obgleich durch Reden und Mitteilen oft
Dinge an den Tag kommen, die keiner ahnte,
wenngleich an Erlebniſſe gerührt wird, an die man
in der Regel nicht rührt, ſondern die man feig
und verſchlagen beſchweigt — beſchweigt auch in
der ſogenannten beſten Ehe — ſo werden durch
ſolche Ausſprachen doch oft ganz neue Möglich-
keiten geſchaffen, und unter Umſtänden entſteht
eine Baſis gemeinſamen Zuſammenlebens, die
in ihrer letzten rückſichtsloſen Ehrlichkeit vielleicht
turmhoch über der bisherigen, traditionell verloge-
nen ſteht.



Das Tanzkleid von heute

Die Frauen eilen durch die Straßen. Es iſt
ja die Zeit der Bälle — man muß an das Tanz-
kleid denken. In den Auslagen locken die zarten,
feenhaften Gebilde, da bauſchen ſich leuchtende
Stoffe, hauchfeine Spitzen. Alle Nuancen, vom
ſchneeigſten Weiß bis zum tiefſten Schwarz. Die
Mode iſt wirklich heute ſo verſchiedenartig, daß
jeder Geſchmack auf ſeine Koſten kommt. Wenn
man die anmutigen Linien der Tanzkleider be-
trachtet, ſo hat man unwillkürlich ſchon das Ge-
fühl, wie losgelöſt, frei und ungehemmt ſich die
Grazie des Körpers darin entwickeln kann. Un-
gehemmt von einengenden Gurten und Stangen,
wie ſie früher die armen Märtyrerinen des Kor-
ſetts ertragen mußten, weil die Torheit der
Mode, die Sünde gegen den guten Geſchmack und
das äſthetiſche Gefühl es verlangte, die natürliche
Linie des weiblichen Leibes anders erſcheinen zu
laſſen, als die Natur ihn erſchaffen hat. Man
denke nur an den ſchönen Vers aus der Zeit unſs-
rer Großmütter:

„Iß nicht zu haſtig, Kind,
Sonſt weiteſt du den Magen
Und kannſt dann ſpäterhin
Den Schnürleib nicht vertragen!“

Tempi paſſati — — Gerade in dieſem Winter
kann die Frau wieder einmal
ihrer Phantaſie freien Lauf laſſen.
denn das Abend- und Tanzkleid erlaubt ſo unge-
fähr alles. Volants und Stufen, Glocken und
Geiſha-Schleifen, Raffungen und markierte
Schleppenteile. Das Charakteriſtiſche des Tanz-
kleides von 1929 iſt der meiſt ungleichmäßig ab-
geſtufte oder gezipfelte Rock, vorn oft hochgehend
mit nach hinten ſich ſenkender Linie. Auch das
Dekolleté iſt in jeder Faſſon erlaubt. Herzförmige,
viereckige und runde Ausſchnitte, höher und tiefer,
wie es der Trägerin beliebt. Breite und ſchmale
Schulterbänder, teils aus Stoff aber auch aus
Straß oder Perlen. Noch immer iſt der tiefe
Rückenausſchnitt beliebt, jedoch ſollten ihn nur
Frauen wählen, die über eine klaſſiſche Rücken-
linie verfügen, denn ſonſt kann er leicht unſchön
und entſtellend wirken.

Von unerhörter Vielſeitigkeit iſt das Mate-
rial
. Spitzen, Tüll und Chiffon, Crepe. Geor-
gette, Lamé, Seidenſammet und Moiree. Jedoch
wird man zum ausgeſprochenen Tanzkleid die
leichten Stoffe bevorzugen. Wie entzückend ein
Beige-Noſe-Tüllkleid mit unterlegten Goldſpitzen!
Auch ganz weiß
wird man in dieſer Saiſon oft ſehen. Dieſe
weißen Toiletten, meiſt belebt durch blitzende
Straß- oder Gold- und Silberperlenſtickerei. Wie
vornehm und elegant wirkt auch ein Tanzkleid
aus ſchwarzer Silberſpitze mit tief übergreifendem
Volant, der in ein Schärpenende ausgeht. Beim

[Spaltenumbruch]

großen Modeball in Paris ſah man unter an-
derem ein wundervolles Kleid aus weißer Seide
mit reichſten Goldſtickereien, der Rock aus drei-
reihigen, zipfligen, weißen Chenillefranſen. Das
Kleid wirkte wie ein koſtbarer, ſpaniſcher Schal
und hatte auch im Tanz eine beſondere, reizvolle
Linie. Ebenſo fiel ein Kleid beſonders auf, das
aus altroſa China-Crepe und einem Funkenregen
von einzelnen Straß-Steinen und matten Perlen
komponiert war. Abgeſehen von Weiß und
Schwarz, liebt man die
zarteſten Paſtelltönungen
für das Tanzkleid, Lachs und Blaßgrün werden
beſonders bevorzugt, aber auch mattes Lavendel
und Waſſerblau ſchließen den Farbenreigen.
Gold- und Silberſpitzen ſpielen meiſt als Unter-
garnierungen dabei eine Rolle. Bizarre Schließen
und mondäner Schmuck erhöhen und unterſtrei-
chen den Effekt der Schmetterlingsgewänder, denn
bei all den wehnden Zipfeln, Glocken und Vo-
lants wird man unwillkürlich an Schmetterlings-
flügel erinnert.

Längſt hat man ſich an den
imitierten Schmuck
gewöhnt, der heutzutage ſo künſtleriſch ausgeführt
wird, daß er einfach mit dazu gehört, ein notwen-
diges Requiſit der gut angezogenen Frau gewor-
den iſt. In dieſem Jahr trägt man zum Abend-
oder Tanzkleid viel imitierten Steinſchmuck.
Runde und eckige Steine in kontraſtierendem
Farbenſpiel. Am häufigſten ſieht man Smaragd-
ſchliffſteine in Verbindung mit Weiß, breite Man-
ſchettenarmbänder, die wiederum mit dem Hals-
ſchmuck harmonieren. So vielſeitig wird auch
dieſer Schmuck hergeſtellt, daß man faſt zu jedem
Kleid das Paſſende bekommen kann.

Wie oft wird es ein entzückendes Tanzgewand
gerade durch
die Zutaten,
wie ein paſſender Schmuck, eine leuchtende Blüte,
die richtigen Strümpfe und Schuhe erſt den letz-
ten Zauber bekommen. Denn gerade in dem Zu-
ſammenſpiel aller Einzelheiten ergibt ſich die volle
Harmonie, die der Trägerin Eleganz und Anmut
verleihen. Wer ein wenig die Augen offen hält
für die Schönheit der ewig neuen, ewig jungen
Mode, der wird auch in dieſem Jahr bei der
Auswahl ſeines Tanzkleides viel Freude und
Genuß haben. Das Gefühl ein Kleid zu tragen,
in dem ſie ſo reizvoll wie möglich ausſieht, gibt ja
der Frau erſt die richtige Feſtſtimmung. Was
dem Manne eine Flaſche Sekt bedeutet, iſt für
die Frau eine neue, kleidſame, totſchicke Toilette
und ihr Tanz wird doppelt beſchwingt ſein, wenn
ſie fühlt daß ſie nicht nur die Bewunderung der
Männer, ſondern auch den Neid ihrer Neben-
buhlerinnen erregt.



Die Dame und ihr Kleid
[Abbildung]

I. Jugendliches Koſtüm aus grauem Samt.
Jacke mit Fehbeſatz — glockiger Rock.
II. Einfaches Nachmittagskleid aus dunkel-
blauem Rips. Belebend wirken der ſchmale weiße
Kragen, ein weißer Wildledergürtel und die auf-
geſetzten Treſſen, die bis zur Mitte des Rockes
ſpitz zulaufen.

[irrelevantes Material]


Der Teewagen
Fünf-Uhr-Tee ohne Bedienung

Jede Hausfrau, die, ob freiwillig, ob
gezwungen, ihren Haushalt ohne Hilfe eines
dienſtbaren Geiſtes verſieht, weiß, daß die-
ſes Allein-Arbeiten neben manchen Nach-
teilen auch ſehr erhebliche Vorteile hat. Ganz
beſonders iſt die Selbſtbedienung während
der gemütlichen Teeſtunde ein Idealzuſtand.
Immer wird ſie am ſtimmungsvollſten und
traulichſten verlaufen, wenn man „ganz
unter ſich“ iſt. — Und gerade zur Teeſtunde
läßt ſich auch die Bewirtung einer Anzahl
von Gäſten ſo gut vorbereiten, daß keine
Störung der Unterhaltung, kein Verlaſſen
des Zimmers von ſeiten der Hausfrau nötig
iſt. Ihr getreuer ſtummer Diener iſt der
fahrbare Teewagen, der in ſeinen
drei Etagen alles aufnimmt, was für die
Teegeſellſchaft nötig iſt. Obenauf ſteht der
elektriſch heizbare Waſſer- oder Teekeſſel,
das kleine Tablett mit Zucker und Sahne,
die Rumflaſche und die Schale mit den
Zitronenſcheiben, die Schüſſel mit Gebäck
oder pikanten Gabelbiſſen. Daneben bleibt
noch genug Raum, um in den andern
Fächern das Teegeſchirr, die Keksdoſe, die
Teebüchſe und alles ſonſtige Zubehör unter-
zubringen. So ſpart die Hausfrau unnützes
Laufen und Tragen ſchwer beladener Ser-
vierbretter, und hat mit einem einzigen
Gang alles Notwendige herbeigeſchafft.

Wer nicht im Beſitz eines Teewagens iſt,
muß allerdings den Tiſch zuvor fertig decken,
als daß man die Taſſen direkt vom Wagen
aus den Gäſten reicht, den Wagen ſelbſt
aber durch einen kleinen Tiſch erſetzen. Er
dient dann als ſtummer Diener, und es iſt
praktiſch, dafür einen Tiſch mit zwei Ab-
ſtellflächen zu wählen, damit man unten
auch noch etwas unterbringen kann. Der
ſtumme Diener erleichtert jedenfalls der
Hausfrau das anmutige Hantieren bei der
Teebereitung, die unter ihrer Aufſicht ſorg-
fältiger vor ſich geht, als wenn ſie einem
Fremden obliegt.

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[11/0011] Freitag, den 25. Januar „AZ am Abend“ Nr. 21 Was interessiert die Frau? Familien-Verhältniſſe Von Käte Brandel-Elſchner Ich habe ſchon wieder Krach mit meiner Wirtin. Der letzte war noch nicht ganz ver- raucht, jetzt iſt der neue ſchon wieder da. Wenn der Menſch halt Unglück hat ... Geſtern, wie ich bei der Wohnungstür herein bin, läutet das Telephon. Von mir aus plärrſt ſo viel du magſt, habe ich ge- dacht. Es hörte auch ſo ſchnell nicht auf. Schließlich kamen mir Bedenken: wer weiß, was paſſiert iſt! Die Perſon am an- dern Ende beſaß eine zähe Ausdauer. Galt es vielleicht mir? Sollte ich ein Rendezvous verſäumt haben? Oder das große Los ge- wonnen? In dem Falle, ſo hörte ich, pflegen die Herren Agenten gleich ſtürmiſch anzu- rufen. Alſo hin, den Hörer herunter, ge- meldet. „Grüß Sie Gott, meine Liebe,“ flötete eine ältliche Damenſtimme, „iſt die Frau Rentamtsmeiſterin nicht zu Hauſe?“ „Nein, gnädige Frau, kann ich was aus- richten?“ „Sehr liebenswürdig, alſo die Sache iſt die: ich ſpreche hier bei der Frau Direktor Pinzenſteiner und meine Tochter, was die Frau Amtsrichter Plummerer iſt, die hat mit der Fräulein Siebenpflug, was meine Nichte iſt, und der Frau Oberpoſtrat Wurm- gaßner eine Verabredung und deswegen ſoll die Frau Rentamtsmeiſterin heute nicht um vier Uhr zur Frau Amtsrichter Plummerer kommen, was meine Tochter iſt, weils ja doch mit der Frau Oberpoſtrat Wurmgaßner und der Siebenpflug, was meine Nichte iſt, verabredet war und weil die Reſi, was die Köchin iſt, plötzlich davongelaufen iſt wegen der Ratſchereien mit der Pölzingerſchen, wiſſen Sie, — lauter infame Lügen ſinds natürlich geweſen, denn die Pölzingerſchen haben doch die Wurzelbürſte aus der Waſchküche geſtohlen, es kam halt gar nie- mand anders in Betracht und wer beim Fenſter hinuntergefallene Staubtücheln auf- lieſt und verſchwinden läßt, dem iſt auch keine Wurzelbürſte heilig. — ich bitt Sie, die Zenzi vom Metzger drüben hats mit eigenen Augen geſehen, wies das Tücherl aufgeklaubt hat, — alſo deswegen habens wir ſchon die Frau Oberſteuereinnehmer, was eine Kuſine zu meiner Nichte iſt und die Frau Stadtverwaltungsratswitwe Zin- ſelmeier — nicht die aus der Schwanthaler- ſtraße, die andere, die aus dem Färber- graben — die habens wir ſchon wiſſen laſſen, daß alſo heute um vier Uhr die Frau Amtsrichter Plummerer, was meine Tochter iſt, — — — —“ „Einen Moment, gnädige Frau!!! Ge- ſtatten Sie mir, Ihnen mein herzlichſtes Beileid auszuſprechen! Das ſind ja entſetzlich verworrene Familienverhältniſſe! Wie Sie das nur aushalten! Geradezu furchtbar finde ich dieſe Zuſtände! Daß Sie mit die- ſen Leuten nicht einfach Schluß machen! Das hält ja kein Menſch aus! Mein tiefſtes Beileid, gnädige Frau! Ich will für Sie tun, was ich kann, aber ſo was von Zu- ſtänden in einer Familie — — — —“ „Was erlauben Sie ſich,“ ſchrie meine Wirtin von der Eingangstür her, „meine Familie am Telephon ſchlecht zu machen, unerhört! Beleidigungsklage! Gericht!!“ Alſo, wie geſagt, ſeit geſtern habe ich wieder Krach. Elegante Welt. Die Prominenten auf dem Ge- biet der Tanzkunſt äußern ſich in intereſſanter Weiſe über den neuen Tanzſtil im ſoeben er- ſcheinenden Heft der „Eleganten Welt“, das als Spezial-Tanznummer herauskommt. Ueber „Die perſönliche Note im Geſellſchaftstanz“, „Tanz- demonſtrationen letzten Stils“, „Die erzieheriſche Wirkung des Tanzturniers“ wird aus berufener Feder berichtet. Die letzten Kreationen für den Ballſaal vervollſtändigen den reichen Inhalt des für jeden Tanzfreudigen unentbehrlichen Vade- mekums. Preis 1 Mark. _ Der Mann ſpricht nicht — und die Frau ſehnt ſich nach Worten Reden oder Schweigen — die Ausſprache in der Ehe Von Eliſabeth Thommen Es iſt eine allgemeine Frauenklage: „Ach, mein Mann redet ſo wenig! Man kann ihn fragen, was man will, er erzählt und berichtet von allem, was in und um ihn herumgeht, ſo gut wie nichts.“ Dieſe Feſtſtellung wird ſelten ohne jene gewiſſe Bitterkeit hervorgebracht, mit der Frauen ſo oft von ihren Männern reden. Nun hat man ſich allerdings das eine klar zu machen: es gibt Menſchen, denen fällt das Reden von Natur aus leicht, anderen wiederum fällt es erheblich ſchwerer, verſchloſſene Dritte gar bringen es überhaupt nicht über ſich, von ſich und ihrem Innenleben zu reden. Ganz allgemein kann man vielleicht ſagen, daß es den Frauen in der Regel leichter fällt, ſich auszudrücken, als dem Durchſchnittsmann. Gar viele Männer ſind, immer im allgemeinen geſprochen, ſchwerfälliger Natur und neigen ſehr dazu, den Wert des Sprechens überhaupt total zu verkennen, nicht etwa aus böſem Willen, ſon- dern aus angeborener Schwerfälligkeit und einer gewiſſen Trägheit des Herzens heraus, die ſich all- zu gläubig an den Grundſatz hält, daß Schwei- gen Gold, Reden bloß Silber ſei. Ja, ſo ſehr neigen unſere Männer zum Schwei- gen, daß derjenige, der leicht und gern mitteilt, raſch in den Verdacht eines „weibiſchen“ Schwät- zers gerät und ſich ſelten der Sympathien der Männer erfreut, dagegen bei den Frauen ein gern geſehener Menſch iſt. Denn die Frauen lieben es, mit einem Mann über ihre Erfahrungen und Eindrücke zu reden. Dieſen Wunſch müßten die Männer vielleicht mehr berückſichtigen. Nun iſt es ſo, daß die ſehr ſchweigſamen Männer meiſt Ehemänner ſind und daß ſie ſich gegen den Vorwurf der Stummheit wehren mit einem brummigen: „wir wiſſen wohl, weshalb wir ſchweigen“. Aber gar ſo einfach liegt ſchließlich die Sache nicht. Es iſt nicht geſagt, daß durch ſtetes Schweigen Konflikte, die eben nur in der Diskuſſion zum Austrag kommen können, wirklich gelöſt werden. Der Ausſchluß des Wider- ſpruchs der anderen Meinung ſchafft den Streit- ſtoff nicht aus der Welt. Schweigen verbittert, läſt aber nicht, wenigſtens in der Regel nicht. Um zu gegenſeitigem Verſtändnis zu gelangen, heißt es eben reden, ſich ausdrücken, erzählen, das, was im Innern vorgeht, ans Licht des Tages hervor- ziehen. Welch ſchönes Mittel zur Linderung ſeeliſcher Nöte iſt uns doch in der Sprache gegeben, und wie ſehr verkennen wir ihren Wert! Reden iſt ſchließlich die einzige Möglichkeit, um das, was in uns geſchicht, deutlich hör- und fühlbar zu machen. „Wir können doch nicht über jeden Quatſch ſtundenlang reden“, ſagen die Männer, denen man allzu große Schweigſamkeit vorwirft. Woher wiſſen ſie denn, ob dieſer Quatſch letzten Endes bloß Quatſch bedeutet, und ob es einen ſchlimmeren Geiz gibt, als den Geiz des Redens, des Sichmitteilens? Denn jedes Wort, das die Männer reut, das ſie auszuſprechen zögern, jedes, das ſie verbiſſen in ſich hineinwürgen oder es aus Gleichgültigkeit ihren Nächſten gegenüber unterlaſſen — jedes dieſer verkniffenen Worte löſt in der Frau ein heftiges oder böſes Wort aus. Wie ſie da oft hervorſprudeln die giftigen Anwürfe aus Frauen- mund, wie nervös Frauenlippen zucken, wenn aufreizende Reden ihnen enteilen, und wie doch ganz, ganz im geheimen jedes dieſer gereizten Worte nur das eine ausdrücken möchte: „Um Gottes willen, ſo rede doch mit mir, mein Kamerad! Siehſt du denn nicht, wie einſam ich bin und mich nach Worten ſehne!“ Es gibt Ehen, in denen die Worte ſeltener und ſeltener werden. Es iſt, als ob ſie ſich nicht mehr hervorwagten, oder dann höchſtens in Gegenwart Dritter. Das ſind Ehen, in denen geheime Bitter- keit und unterdrückter Aufruhr herrſchen. Beinahe ein Wunder muß geſchehen, wenn nach Jahren ſchweigſamen Nebeneinanderlebens ein inneres Erlebnis die beiden plötzlich zueinander zwingt, wenn ſie aus ihrer inneren Einſamkeit hervor- treten und das, was laſtend und ſchwer zwiſchen ihnen lag, ohne daß ſie es ſelber ſo richtig emp- fanden, aus den Tiefen ihrer Seelen hervorholen, ſich mitteilen, rückhaltlos und ehrlich, grauſam ehrlich vielleicht — aber gerade deshalb wie er- löſend! Wenn Starres ſich öffnet. Gebundenes frei wird, wo lange Verſchloſſenes an den Tag tritt, wo Verhülltes unverhüllt und nackt daſteht. Eine ſolche Ausſprache kann eine Ehe durch- rütteln wie ein Erdbeben. Wo ſtehen wir denn, fragen ſich die beiden Part- ner bedrängt. Wo ſtanden wir bis heute? War alles, was war, bloßer Schein? Hätten wir längſt, längſt reden, uns mitteilen ſollen? Wäre uns nicht tauſendmal wohler geweſen in dieſer un- barmherzig klaren, kühlen, durchſichtigen Luft, die durch das Reden geſchaffen wurde, als im Nebel der Schweigſamkeit, der uns bisher einhüllte. Und obgleich durch Reden und Mitteilen oft Dinge an den Tag kommen, die keiner ahnte, wenngleich an Erlebniſſe gerührt wird, an die man in der Regel nicht rührt, ſondern die man feig und verſchlagen beſchweigt — beſchweigt auch in der ſogenannten beſten Ehe — ſo werden durch ſolche Ausſprachen doch oft ganz neue Möglich- keiten geſchaffen, und unter Umſtänden entſteht eine Baſis gemeinſamen Zuſammenlebens, die in ihrer letzten rückſichtsloſen Ehrlichkeit vielleicht turmhoch über der bisherigen, traditionell verloge- nen ſteht. Das Tanzkleid von heute Von Rita Rietta Die Frauen eilen durch die Straßen. Es iſt ja die Zeit der Bälle — man muß an das Tanz- kleid denken. In den Auslagen locken die zarten, feenhaften Gebilde, da bauſchen ſich leuchtende Stoffe, hauchfeine Spitzen. Alle Nuancen, vom ſchneeigſten Weiß bis zum tiefſten Schwarz. Die Mode iſt wirklich heute ſo verſchiedenartig, daß jeder Geſchmack auf ſeine Koſten kommt. Wenn man die anmutigen Linien der Tanzkleider be- trachtet, ſo hat man unwillkürlich ſchon das Ge- fühl, wie losgelöſt, frei und ungehemmt ſich die Grazie des Körpers darin entwickeln kann. Un- gehemmt von einengenden Gurten und Stangen, wie ſie früher die armen Märtyrerinen des Kor- ſetts ertragen mußten, weil die Torheit der Mode, die Sünde gegen den guten Geſchmack und das äſthetiſche Gefühl es verlangte, die natürliche Linie des weiblichen Leibes anders erſcheinen zu laſſen, als die Natur ihn erſchaffen hat. Man denke nur an den ſchönen Vers aus der Zeit unſs- rer Großmütter: „Iß nicht zu haſtig, Kind, Sonſt weiteſt du den Magen Und kannſt dann ſpäterhin Den Schnürleib nicht vertragen!“ Tempi paſſati — — Gerade in dieſem Winter kann die Frau wieder einmal ihrer Phantaſie freien Lauf laſſen. denn das Abend- und Tanzkleid erlaubt ſo unge- fähr alles. Volants und Stufen, Glocken und Geiſha-Schleifen, Raffungen und markierte Schleppenteile. Das Charakteriſtiſche des Tanz- kleides von 1929 iſt der meiſt ungleichmäßig ab- geſtufte oder gezipfelte Rock, vorn oft hochgehend mit nach hinten ſich ſenkender Linie. Auch das Dekolleté iſt in jeder Faſſon erlaubt. Herzförmige, viereckige und runde Ausſchnitte, höher und tiefer, wie es der Trägerin beliebt. Breite und ſchmale Schulterbänder, teils aus Stoff aber auch aus Straß oder Perlen. Noch immer iſt der tiefe Rückenausſchnitt beliebt, jedoch ſollten ihn nur Frauen wählen, die über eine klaſſiſche Rücken- linie verfügen, denn ſonſt kann er leicht unſchön und entſtellend wirken. Von unerhörter Vielſeitigkeit iſt das Mate- rial. Spitzen, Tüll und Chiffon, Crepe. Geor- gette, Lamé, Seidenſammet und Moiree. Jedoch wird man zum ausgeſprochenen Tanzkleid die leichten Stoffe bevorzugen. Wie entzückend ein Beige-Noſe-Tüllkleid mit unterlegten Goldſpitzen! Auch ganz weiß wird man in dieſer Saiſon oft ſehen. Dieſe weißen Toiletten, meiſt belebt durch blitzende Straß- oder Gold- und Silberperlenſtickerei. Wie vornehm und elegant wirkt auch ein Tanzkleid aus ſchwarzer Silberſpitze mit tief übergreifendem Volant, der in ein Schärpenende ausgeht. Beim großen Modeball in Paris ſah man unter an- derem ein wundervolles Kleid aus weißer Seide mit reichſten Goldſtickereien, der Rock aus drei- reihigen, zipfligen, weißen Chenillefranſen. Das Kleid wirkte wie ein koſtbarer, ſpaniſcher Schal und hatte auch im Tanz eine beſondere, reizvolle Linie. Ebenſo fiel ein Kleid beſonders auf, das aus altroſa China-Crepe und einem Funkenregen von einzelnen Straß-Steinen und matten Perlen komponiert war. Abgeſehen von Weiß und Schwarz, liebt man die zarteſten Paſtelltönungen für das Tanzkleid, Lachs und Blaßgrün werden beſonders bevorzugt, aber auch mattes Lavendel und Waſſerblau ſchließen den Farbenreigen. Gold- und Silberſpitzen ſpielen meiſt als Unter- garnierungen dabei eine Rolle. Bizarre Schließen und mondäner Schmuck erhöhen und unterſtrei- chen den Effekt der Schmetterlingsgewänder, denn bei all den wehnden Zipfeln, Glocken und Vo- lants wird man unwillkürlich an Schmetterlings- flügel erinnert. Längſt hat man ſich an den imitierten Schmuck gewöhnt, der heutzutage ſo künſtleriſch ausgeführt wird, daß er einfach mit dazu gehört, ein notwen- diges Requiſit der gut angezogenen Frau gewor- den iſt. In dieſem Jahr trägt man zum Abend- oder Tanzkleid viel imitierten Steinſchmuck. Runde und eckige Steine in kontraſtierendem Farbenſpiel. Am häufigſten ſieht man Smaragd- ſchliffſteine in Verbindung mit Weiß, breite Man- ſchettenarmbänder, die wiederum mit dem Hals- ſchmuck harmonieren. So vielſeitig wird auch dieſer Schmuck hergeſtellt, daß man faſt zu jedem Kleid das Paſſende bekommen kann. Wie oft wird es ein entzückendes Tanzgewand gerade durch die Zutaten, wie ein paſſender Schmuck, eine leuchtende Blüte, die richtigen Strümpfe und Schuhe erſt den letz- ten Zauber bekommen. Denn gerade in dem Zu- ſammenſpiel aller Einzelheiten ergibt ſich die volle Harmonie, die der Trägerin Eleganz und Anmut verleihen. Wer ein wenig die Augen offen hält für die Schönheit der ewig neuen, ewig jungen Mode, der wird auch in dieſem Jahr bei der Auswahl ſeines Tanzkleides viel Freude und Genuß haben. Das Gefühl ein Kleid zu tragen, in dem ſie ſo reizvoll wie möglich ausſieht, gibt ja der Frau erſt die richtige Feſtſtimmung. Was dem Manne eine Flaſche Sekt bedeutet, iſt für die Frau eine neue, kleidſame, totſchicke Toilette und ihr Tanz wird doppelt beſchwingt ſein, wenn ſie fühlt daß ſie nicht nur die Bewunderung der Männer, ſondern auch den Neid ihrer Neben- buhlerinnen erregt. Die Dame und ihr Kleid [Abbildung I. Jugendliches Koſtüm aus grauem Samt. Jacke mit Fehbeſatz — glockiger Rock. II. Einfaches Nachmittagskleid aus dunkel- blauem Rips. Belebend wirken der ſchmale weiße Kragen, ein weißer Wildledergürtel und die auf- geſetzten Treſſen, die bis zur Mitte des Rockes ſpitz zulaufen.] _ Der Teewagen Fünf-Uhr-Tee ohne Bedienung Jede Hausfrau, die, ob freiwillig, ob gezwungen, ihren Haushalt ohne Hilfe eines dienſtbaren Geiſtes verſieht, weiß, daß die- ſes Allein-Arbeiten neben manchen Nach- teilen auch ſehr erhebliche Vorteile hat. Ganz beſonders iſt die Selbſtbedienung während der gemütlichen Teeſtunde ein Idealzuſtand. Immer wird ſie am ſtimmungsvollſten und traulichſten verlaufen, wenn man „ganz unter ſich“ iſt. — Und gerade zur Teeſtunde läßt ſich auch die Bewirtung einer Anzahl von Gäſten ſo gut vorbereiten, daß keine Störung der Unterhaltung, kein Verlaſſen des Zimmers von ſeiten der Hausfrau nötig iſt. Ihr getreuer ſtummer Diener iſt der fahrbare Teewagen, der in ſeinen drei Etagen alles aufnimmt, was für die Teegeſellſchaft nötig iſt. Obenauf ſteht der elektriſch heizbare Waſſer- oder Teekeſſel, das kleine Tablett mit Zucker und Sahne, die Rumflaſche und die Schale mit den Zitronenſcheiben, die Schüſſel mit Gebäck oder pikanten Gabelbiſſen. Daneben bleibt noch genug Raum, um in den andern Fächern das Teegeſchirr, die Keksdoſe, die Teebüchſe und alles ſonſtige Zubehör unter- zubringen. So ſpart die Hausfrau unnützes Laufen und Tragen ſchwer beladener Ser- vierbretter, und hat mit einem einzigen Gang alles Notwendige herbeigeſchafft. Wer nicht im Beſitz eines Teewagens iſt, muß allerdings den Tiſch zuvor fertig decken, als daß man die Taſſen direkt vom Wagen aus den Gäſten reicht, den Wagen ſelbſt aber durch einen kleinen Tiſch erſetzen. Er dient dann als ſtummer Diener, und es iſt praktiſch, dafür einen Tiſch mit zwei Ab- ſtellflächen zu wählen, damit man unten auch noch etwas unterbringen kann. Der ſtumme Diener erleichtert jedenfalls der Hausfrau das anmutige Hantieren bei der Teebereitung, die unter ihrer Aufſicht ſorg- fältiger vor ſich geht, als wenn ſie einem Fremden obliegt.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 25. Januar 1929, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine21_1929/11>, abgerufen am 22.11.2024.