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Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 24. Januar 1929.

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"AZ am Abend" Nr. 20 Seite 11


[Spaltenumbruch]

pourri "Historische Märsche" (07354/55). Schmei-
chelnde Walzerklänge bringt die Aufnahme von
Komzaks "Münchner Kindl" und "Ganz aller-
liebst" (3017/18). Nicht zu übersehen sind die
rassigen Vorträge des Zigeunerprimas Jean Gu-
lesco mit seinem Orchester "Entschwundene Liebe"
und "Hab' Mitleid" (03338/40) und die ausge-
zeichnete Tanzplatte des Regina-Orchesters mit
den Tangos "Donna Vatra" und "Siempre"
(03320'21).

Homocord-Electro

Die seit 25 Jahren in der Sprechmaschinen-
industrie führende Schallplattenfabrik Homophon-
Company hat nunmehr die hier in München im
Wagnersaal im Dezember aufgenommenen Schall-
platten auf den Markt gebracht. Wie wir kon-
statieren konnten, sind dieselben in Technik wie
Wiedergabe ganz hervorragend ausgefallen. Wir
erwähnen hieraus nur die urkomisch und sehr gut
verständlichen Aufnahmen von Karl Valen-
[Spaltenumbruch] tin, Lisl Karlstadt
und Weiß Ferdl.
Einen Markstein unter den Schallplatten bedeuten
vor allen Dingen die Aufnahmen der Münche-
ner Staatsoper
unter persönlicher Leitung
des Professors Knappertsbusch: Wilhelm-Tell-
und Freischütz-Ouvertüre, sowie auch diese vom
Münchener Domchor, Professor Berberich.
Erwähnt seien noch die Aufnahmen der Dachauer
Bauernkapelle vom Platzl und der Kapelle Vor-
beitner, alles durchweg empfehlenswerte Sachen.
Durch das elektrische Aufnahmeverfahren wird die
Sprechmaschine bzw. die Schallplatte erst ein Ge-
nuß der Allgemeinheit. -- Höchst originell und
begrüßenswert ist die Idee unseres beliebten
Münchener Spaßmachers Karl Valentin: das
humoristisch illustrierte Schallplat-
ten-Verzeichnis,
welches wir in unserer
dieswöchentlichen Sonntagsnummer in unserem
Blatte geschlossen zum Abdruck bringen werden,
worauf wir heute schon die verehrten Leser auf-
merksam machen.



Blutersatz?

Ein Serum, das Blutverlust bis zu vier Litern ersetzen soll

[Spaltenumbruch]

Blut ist bekanntlich dicker als Wasser und ein
ganz besonderer Saft. Es gibt nichts auf der
Welt, was ihn ersetzen könnte. Und doch hat die
ärztliche Wissenschaft immer, wenn auch bisher
vergeblich, nach einem Blutersatz gesucht. Wie
sich eigentlich von selbst versteht, hat man dabei
nicht an eine Flüssigkeit gedacht, die das Blut in
den Adern und Arterien des Menschen oder des
Tieres vollständig ersetzen könnte. Wie schon ge-
sagt, ist es eine Utopie, der Wissenschaft über-
haupt eine solche Aufgabe zu stellen. Die roten
und weißen Blutkörperchen, die in unseren Adern
kreisen, haben ganz bestimmte, wichtige Funktio-
nen zu erfüllen, die

für die Erhaltung des Lebens unerläßlich

sind und die sich nicht auf irgendein Ersatzmittel
übertragen lassen. Die Bemühungen der Wissen-
schaft haben denn auch ein ganz anderes Ziel.
Es kommt sehr häufig vor, daß große Blutver-
luste eintreten. In diesen Fällen würden die
roten und weißen Blutkörperchen an sich noch
genügen, um das Leben zu erhalten. Die Blut-
menge ist aber zu gering, um die Körperchen
durch die Adern noch überall hin zu tragen, wo
sie unentbehrlich sind. Der Tod ist dann unver-
meidlich, nicht weil es an der unbedingt not-
wendigen Substanz fehlt, sondern weil das Blut

nicht mehr flüssig genug

ist, um durch die Adern zu kreisen. Die Frage
ist also: kann man große Blutverluste durch die
Einführung einer anderen Flüssigkeit soweit er-
setzen, daß der Kreislauf des Blutes aufrecht-
erhalten und dadurch das Leben gerettet werden
kann? Auf diese Frage scheint die Wissenschaft
jetzt endlich nach langem, vergeblichem Bemühen
eine bejahende Antwort gefunden zu haben.

In leichteren Fällen konnte man bisher schon
helfen. Es gibt eine ganze Anzahl von Salz-
lösungen, die erfolgreich mit dem Blut vermischt
werden können, wenn geringe Verluste ersetzt
werden sollen. Dr Kreislauf des Blutes wird
durch die Lösung aufgefrischt und der Patient
kommt über den kritischen Augenblick hinweg.
Aber dieses Mittel hat bisher stets versagt, wenn
der Blutverlust eine bestimmte Menge überschritt.
Der Zusatz von Salzlösungen erwies sich dann
als völlig wirkungslos. Nur in Ausnahmefällen
kam es zu einer ganz vorübergehenden Belebung
des Patienten. Das Endergebnis war stets, daß
der Tod infolge der Stockung des Blutes eintrat.

Vor ein paar Tagen machte Professor Richet
in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften
in Paris eine Mitteilung, die erwarten läßt, daß
man in Zukunft in dem beschränkten Sinne auch
größere Mengen Blutes ersetzen kann. Der Ent-
decker des neuen Ersatzmittels ist Dr. Leon
Normet,
der in der französischen Kolonial-
armee Dienst tut. Nach dem von ihm erstatteten
Bericht ist das neuentdeckte Serum imstande, bei
einem Menschen den Blutverlust auch dann wett-
zumachen, wenn er sich auf eine Menge

[Spaltenumbruch]

bis zu vier Litern

beläuft. Bei derartigen Mengen hat man bis
jetzt noch immer verzweifelt alle Rettungsver-
suche aufgeben müssen. Bei der Herstellung des
neuentdeckten Serums werden Zitrate, d. h.
zitronensaure Salze verwendet. Die Wissenschaft
hat auch bisher schon in der Hauptsache mit
Zitraten gearbeitet, wenn es sich darum handelte,
Blutverluste auszugleichen. Da das Mittel aber
in Fällen starken Blutverlustes versagte, so muß
das neue Serum noch einen besonderen Bestand-
teil besitzen oder durch die Art seiner Zusammen-
setzung eine größere Wirkungskraft ausüben. Dr.
Normet hat seine Versuche zunächst an Hunden
angestellt. Mehr als hundert Versuchstiere sind
behandelt worden. Ihnen allen waren 50 bis
60 Kubikzentimeter Blut auf je ein Kilogramm
Gewicht entzogen worden. Dies entspricht unge-
fähr einem Verlust von vier Litern Blut durch
den Menschen. Von den etwa hundert Versuchs-
tieren erholten sich 95 von dem Blutverlust. Man
kann also die Wirksamkeit des Mittels bei Hun-
den nicht bestreiten. Ob die Wirkung des Serums
im Falle menschlichen Blutverlustes durchschnitt-
lich ebenso günstig ist, muß durch weitere Ver-
suche erst noch erwiesen werden.

Hilft das Mittel auch bei dem Menschen, so
wird die ärztliche Wissenschaft von einem großen
Fortschritt sprechen können. Wenn bisher ein Un-
fall zu einem starken Blutverluste führte, so
konnte nur durch Blutübertragung geholfen wer-
den. Nur in den seltensten Fällen wird eine
solche Operation rasch genug durchgeführt werden
können, um dem Patienten noch zu helfen. Jeden-
falls ist bisher in solchen Fällen

fast immer der Tod eingetreten,

ehe die erforderlichen Blutmengen zur Trans-
fusion zur Hand waren. Es vergeht immer eine
gewisse Zeit, ehe man einen oder mehrere Blut-
geber gefunden hat. Dann muß das Leihblut
geprüft und mikroskopisch untersucht werden.
Darüber geht viel wertvolle Zeit verloren. Er-
weist sich das neue Serum als wirksam, so wird
man über alle diese Schwierigkeiten hinweg-
kommen.



Kammerspiele im Schauspielhaus.

"Pariser
Luft", eine Posse nach Meilhac und Halevy, be-
arbeitet von Peter Scher, Musik nach Offenbach
von Karl Salomon, befindet sich in der Inßenie-
rung Otto Falckenbergs für 2. Februar zur Ur-
aufführung in Vorbereitung. --

Um vielfachen Wünschen und Nachfragen aus
dem Publikum zu entsprechen, werden die
Kammerspiele im Schauspielhaus ein zweites
Faschingsfest am Rosenmontag
, den
11. Februar im Regina-Palast-Hotel veranstalten.
Karten zu M. 6.-- an der Kasse des Schauspiel-
haus, Regina-Palast-Hotel, bei Wallach und in
sämtlichen Vorverkaufsstellen des Schauspielhaus.

[Spaltenumbruch]
Wichtige Fortschritte in der Phototechnik

Verbilligung der Filmherstellung * Verbesserung der Farbenfilme

[Spaltenumbruch]

In einer Sitzung des Bezirksvereins Groß-
Berlins und Mark des Vereins deutscher Che-
miker hat Dr. Busch über jene Fortschritte ge-
sprochen, die auf dem Gebiete der Phototechnik,
insbesondere in Amerika, gemacht wurden. Die
Bemühungen, die Filmherstellung zu verbilligen,
wurden durch die

Vervollkommung des sogenannten Umkehrver-
fahrens

in der letzten Zeit mit vollem Erfolg gekrönt.

Es gelang, auf rein photographischem Wege
ohne Kopie aus dem negativen Film Positive
herzustellen, was eine außerordentlich große Zeit-
und Kostenersparnis bedeutet. In ganz Amerika
werden bereits die Schmalfilme, die von dem
Amateurkinematographen benutzt werden, durch
das Umkehrverfahren "entwickelt". Die Umstellung
der großen Filmindustrie auf das Umkehrver-
fahren ist im Gange. Gleichzeitig mit dieser tech-
nischen Vervollkommnung auf dem Gebiete des
Kopierwesens haben die Amerikaner dem Film
auch immer mehr neue Anwendungsmöglichkeiten
erschlossen. In erster Linie wäre hier der Film

im Dienste des Bankwesens

zu nennen. Die Eigenart des amerikanischen
Bankwesens bringt es mit sich, daß die Schecks
nach Einlösung und Entwertung an die Inhaber
zurückgesandt werden. Dadurch mußten die Ban-
ken ein besonderes Kontroll- und Sicherheits-
system anwenden, das oft sehr kostspielig und um-
ständlich war. Jetzt hat eine geradezu wundersame
Apparatur zu einer überraschenden Vereinfachung
derselben geführt. Jeder Scheck wird mit Hilfe
eines Apparates, der eine Kombination von Be-
leuchtungs- und Aufnahmevorrichtungen darstellt,
auf photographischem Wege auf einem Schmal-
film festgehalten. Dadurch besitzt die Bank eine
ganz

[Spaltenumbruch]

naturgetreue Kopie

auch solcher Schecks und Dokumente, die nicht
mehr in ihrem Besitz bleiben. Dieser Scheck-
Registrierapparat funktioniert nicht nur ganz
automatisch, sondern stellt auch gleichzeitig eine
Rechenmaschine dar, die es ermöglicht, die Einzel-
werte der Schecks ebenfalls automatisch zu addie-
ren.

Der gewaltige Fortschritt der letzten Jahre
liegt jedoch auf der grandiosen Vereinfachung der
Farbenaufnahmen. Bekanntlich besteht das klassi-
sche Lumiere-Miethe-Verfahren für Farbenauf-
nahmen im wesentlichen darin, daß man auf der
photographischen Platte, auf verschieden gefärb-
ten Stärkekörnern, die lackiert und mit einer
photographischen Schicht versehen sind, bei der
Belichtung ein umgekehrtes, d. h. positives
Farbenbild erhält. Die Kodak-Gesellschaft hat nun
die unzähligen kleinen Stärkekörner beseitigt und
auf der Rückseite des Films in äußerst großer
Zahl kleine, linsenförmige Aufdrücke angebracht.
Auf diesem

geriffelten Film

lassen sich nun, wenn man vor dem Aufnahme-
objektiv rotgrünblaue Filter einschaltet, alle Ge-
genstände naturgetreu farbig aufnehmen, ohne
daß der Film selbst farbig wäre. Es werden nur
einfach, se nachdem, ob das Licht durch den einen
oder andersfarbigen Filter hindurchgegangen ist,
andere unterschiedliche Teilchen des Films belich-
tet. Führt man so einen Film durch einen ge-
wöhnlichen Vorführungsapparat vor, so erhält
man eine schwarzweiße Projektion auf der Lein-
wand. Denn der Film an sich ist ja farblos. Wer-
den aber vor dem Vorführungsobjektiv ebenfalls
farbige Filter eingeschaltet, dann erscheint ein
farbiges Bild.



Von den Bühnen
Die "Fledermaus" in der Staatsoper
[Spaltenumbruch]

Auch in diesem Jahre trat wieder im National-
theater die "Fledermaus" als Symbol des
Faschings in Aktion. Es war indes diesmal keine
karnevalistische Orgie. Eine sehr zahme, dressierte
"Fledermaus". Von behäbigem Format. Nicht
von jener aufwirbelnden, überschäumenden Aus-
gelassenheit, wie sie in frühren Zeiten das ganze
Haus alarmierte. Diese "Fledermaus" war mehr
Oper, denn Operette. Mag sein, daß vielleicht
auch die in manchen Einzelzügen sich zeigende
Ueberlebtheit des Textes ein wenig ernüchterte.

Jedenfalls ließ die musikalische Leitung durch
Paul Schmitz, so klangschön sie sich gab, das
Federnde, Draufgängerische, Prickelnde so ziem-
lich vermissen. Der als Einlage vor dem dritten
Akt gespielte hübsche Kaiserwalzer wirkt schließ-
lich doch als unnötige Verlängerung.

Hildegard Ranczak gab erstmals die Rosa-
linde in prächtiger stimmlicher Verfassung, jedoch
mit durchaus eintöniger, wenig nüancierter, dem
Charakter des Werkes keinesfalls erspießlicher
Dialogführung (daran haperte es auch bei ande-
ren Fledermäuslern). Geradezu unbegreiflich
aber ist's, daß Rosalinde den Csardas, das Haupt-
und Glanzstück ihrer Partie, einfach streichen
durfte. Das Olala-Couplet ist denn doch kein Er-
satz dafür!

Karl Seydel als Eisenstein famos und ulkig,
aber schon der Statur nach eigentlich kein typi-
scher Repräsentant des eleganten Schwerenöters.
Martha Schellenbergs Adele: gesanglich
vorzüglich, aber im Temperamentsausbruch doch
nicht ganz unmittelbar. Maria Nezadals Or-
lofsky: von realistischer Blasiertheit in Gestalt
und Auftreten, stimmlich etwas zart. Berthold
Sternecks Gefängnisdirektor Frank, Erich
[Spaltenumbruch] Zimmermanns Alfred, Erik Wild-
hagens
Doktor Falke, Emil Griffts Doktor
Blind, Paula von Hentkes Ida anerkennens-
wert.

Während es nun also in den neuen Prunk-
räumen der Villa Orlofsky im Grunde genommen
eigentlich ein wenig steif zuging, hatte es dafür
Max Nadlers Frosch im fidelen Gefängnis um
so leichter. Sein vollsaftiger Humor war von
vitaler Operettenhaftigkeit. Man belachte in solch
köstlicher Aufzäumung gerne wieder die Galerie
der uralten "Fledermaus"-Kalauer und freute
sich über diverse Neuerwerbungen, die Nadler auf
diesem Gebiete besorgt hatte. Besonderen Beifall
fanden auch die von Kröller einstudierten
Tanzeinlagen. Der reizende Schnellpolka mit der
kautschukartigen Anny Gerzer, Elfriede Zäch,
Hansi Dichtl, Mimmi Kiefer, Wilma Härtl
erneuerte seinen großen Erfolg aus den letzten
Jahren und darf nun schon als eiserner Bestand-
teil des zweiten Aktes gelten. Neu war die rei-
zende Tanzßene "Freut euch des Lebens", wobei
sich Hanna Tölzer, Elise Boshart, Luise
Brecher, Erna Gerbl, Annemarie Schwen-
ger,
Elise Bergmann, Otto Ornelli,
Walther Matthes auszeichneten. Innerhalb
der neuen, effektvollen Inßenierung Kurt Bar-
res
und Adolf Linnebachs wurden auch die
hübschen Ballettkostüme Lovis Revys be-
wundert.



[irrelevantes Material]


[irrelevantes Material]
„AZ am Abend“ Nr. 20 Seite 11


[Spaltenumbruch]

pourri „Hiſtoriſche Märſche“ (07354/55). Schmei-
chelnde Walzerklänge bringt die Aufnahme von
Komzaks „Münchner Kindl“ und „Ganz aller-
liebſt“ (3017/18). Nicht zu überſehen ſind die
raſſigen Vorträge des Zigeunerprimas Jean Gu-
lesco mit ſeinem Orcheſter „Entſchwundene Liebe“
und „Hab’ Mitleid“ (03338/40) und die ausge-
zeichnete Tanzplatte des Regina-Orcheſters mit
den Tangos „Donna Vatra“ und „Siempre“
(03320’21).

Homocord-Electro

Die ſeit 25 Jahren in der Sprechmaſchinen-
induſtrie führende Schallplattenfabrik Homophon-
Company hat nunmehr die hier in München im
Wagnerſaal im Dezember aufgenommenen Schall-
platten auf den Markt gebracht. Wie wir kon-
ſtatieren konnten, ſind dieſelben in Technik wie
Wiedergabe ganz hervorragend ausgefallen. Wir
erwähnen hieraus nur die urkomiſch und ſehr gut
verſtändlichen Aufnahmen von Karl Valen-
[Spaltenumbruch] tin, Lisl Karlſtadt
und Weiß Ferdl.
Einen Markſtein unter den Schallplatten bedeuten
vor allen Dingen die Aufnahmen der Münche-
ner Staatsoper
unter perſönlicher Leitung
des Profeſſors Knappertsbuſch: Wilhelm-Tell-
und Freiſchütz-Ouvertüre, ſowie auch dieſe vom
Münchener Domchor, Profeſſor Berberich.
Erwähnt ſeien noch die Aufnahmen der Dachauer
Bauernkapelle vom Platzl und der Kapelle Vor-
beitner, alles durchweg empfehlenswerte Sachen.
Durch das elektriſche Aufnahmeverfahren wird die
Sprechmaſchine bzw. die Schallplatte erſt ein Ge-
nuß der Allgemeinheit. — Höchſt originell und
begrüßenswert iſt die Idee unſeres beliebten
Münchener Spaßmachers Karl Valentin: das
humoriſtiſch illuſtrierte Schallplat-
ten-Verzeichnis,
welches wir in unſerer
dieswöchentlichen Sonntagsnummer in unſerem
Blatte geſchloſſen zum Abdruck bringen werden,
worauf wir heute ſchon die verehrten Leſer auf-
merkſam machen.



Bluterſatz?

Ein Serum, das Blutverluſt bis zu vier Litern erſetzen ſoll

[Spaltenumbruch]

Blut iſt bekanntlich dicker als Waſſer und ein
ganz beſonderer Saft. Es gibt nichts auf der
Welt, was ihn erſetzen könnte. Und doch hat die
ärztliche Wiſſenſchaft immer, wenn auch bisher
vergeblich, nach einem Bluterſatz geſucht. Wie
ſich eigentlich von ſelbſt verſteht, hat man dabei
nicht an eine Flüſſigkeit gedacht, die das Blut in
den Adern und Arterien des Menſchen oder des
Tieres vollſtändig erſetzen könnte. Wie ſchon ge-
ſagt, iſt es eine Utopie, der Wiſſenſchaft über-
haupt eine ſolche Aufgabe zu ſtellen. Die roten
und weißen Blutkörperchen, die in unſeren Adern
kreiſen, haben ganz beſtimmte, wichtige Funktio-
nen zu erfüllen, die

für die Erhaltung des Lebens unerläßlich

ſind und die ſich nicht auf irgendein Erſatzmittel
übertragen laſſen. Die Bemühungen der Wiſſen-
ſchaft haben denn auch ein ganz anderes Ziel.
Es kommt ſehr häufig vor, daß große Blutver-
luſte eintreten. In dieſen Fällen würden die
roten und weißen Blutkörperchen an ſich noch
genügen, um das Leben zu erhalten. Die Blut-
menge iſt aber zu gering, um die Körperchen
durch die Adern noch überall hin zu tragen, wo
ſie unentbehrlich ſind. Der Tod iſt dann unver-
meidlich, nicht weil es an der unbedingt not-
wendigen Subſtanz fehlt, ſondern weil das Blut

nicht mehr flüſſig genug

iſt, um durch die Adern zu kreiſen. Die Frage
iſt alſo: kann man große Blutverluſte durch die
Einführung einer anderen Flüſſigkeit ſoweit er-
ſetzen, daß der Kreislauf des Blutes aufrecht-
erhalten und dadurch das Leben gerettet werden
kann? Auf dieſe Frage ſcheint die Wiſſenſchaft
jetzt endlich nach langem, vergeblichem Bemühen
eine bejahende Antwort gefunden zu haben.

In leichteren Fällen konnte man bisher ſchon
helfen. Es gibt eine ganze Anzahl von Salz-
löſungen, die erfolgreich mit dem Blut vermiſcht
werden können, wenn geringe Verluſte erſetzt
werden ſollen. Dr Kreislauf des Blutes wird
durch die Löſung aufgefriſcht und der Patient
kommt über den kritiſchen Augenblick hinweg.
Aber dieſes Mittel hat bisher ſtets verſagt, wenn
der Blutverluſt eine beſtimmte Menge überſchritt.
Der Zuſatz von Salzlöſungen erwies ſich dann
als völlig wirkungslos. Nur in Ausnahmefällen
kam es zu einer ganz vorübergehenden Belebung
des Patienten. Das Endergebnis war ſtets, daß
der Tod infolge der Stockung des Blutes eintrat.

Vor ein paar Tagen machte Profeſſor Richet
in einer Sitzung der Akademie der Wiſſenſchaften
in Paris eine Mitteilung, die erwarten läßt, daß
man in Zukunft in dem beſchränkten Sinne auch
größere Mengen Blutes erſetzen kann. Der Ent-
decker des neuen Erſatzmittels iſt Dr. Leon
Normet,
der in der franzöſiſchen Kolonial-
armee Dienſt tut. Nach dem von ihm erſtatteten
Bericht iſt das neuentdeckte Serum imſtande, bei
einem Menſchen den Blutverluſt auch dann wett-
zumachen, wenn er ſich auf eine Menge

[Spaltenumbruch]

bis zu vier Litern

beläuft. Bei derartigen Mengen hat man bis
jetzt noch immer verzweifelt alle Rettungsver-
ſuche aufgeben müſſen. Bei der Herſtellung des
neuentdeckten Serums werden Zitrate, d. h.
zitronenſaure Salze verwendet. Die Wiſſenſchaft
hat auch bisher ſchon in der Hauptſache mit
Zitraten gearbeitet, wenn es ſich darum handelte,
Blutverluſte auszugleichen. Da das Mittel aber
in Fällen ſtarken Blutverluſtes verſagte, ſo muß
das neue Serum noch einen beſonderen Beſtand-
teil beſitzen oder durch die Art ſeiner Zuſammen-
ſetzung eine größere Wirkungskraft ausüben. Dr.
Normet hat ſeine Verſuche zunächſt an Hunden
angeſtellt. Mehr als hundert Verſuchstiere ſind
behandelt worden. Ihnen allen waren 50 bis
60 Kubikzentimeter Blut auf je ein Kilogramm
Gewicht entzogen worden. Dies entſpricht unge-
fähr einem Verluſt von vier Litern Blut durch
den Menſchen. Von den etwa hundert Verſuchs-
tieren erholten ſich 95 von dem Blutverluſt. Man
kann alſo die Wirkſamkeit des Mittels bei Hun-
den nicht beſtreiten. Ob die Wirkung des Serums
im Falle menſchlichen Blutverluſtes durchſchnitt-
lich ebenſo günſtig iſt, muß durch weitere Ver-
ſuche erſt noch erwieſen werden.

Hilft das Mittel auch bei dem Menſchen, ſo
wird die ärztliche Wiſſenſchaft von einem großen
Fortſchritt ſprechen können. Wenn bisher ein Un-
fall zu einem ſtarken Blutverluſte führte, ſo
konnte nur durch Blutübertragung geholfen wer-
den. Nur in den ſeltenſten Fällen wird eine
ſolche Operation raſch genug durchgeführt werden
können, um dem Patienten noch zu helfen. Jeden-
falls iſt bisher in ſolchen Fällen

faſt immer der Tod eingetreten,

ehe die erforderlichen Blutmengen zur Trans-
fuſion zur Hand waren. Es vergeht immer eine
gewiſſe Zeit, ehe man einen oder mehrere Blut-
geber gefunden hat. Dann muß das Leihblut
geprüft und mikroſkopiſch unterſucht werden.
Darüber geht viel wertvolle Zeit verloren. Er-
weiſt ſich das neue Serum als wirkſam, ſo wird
man über alle dieſe Schwierigkeiten hinweg-
kommen.



Kammerſpiele im Schauſpielhaus.

„Pariſer
Luft“, eine Poſſe nach Meilhac und Halévy, be-
arbeitet von Peter Scher, Muſik nach Offenbach
von Karl Salomon, befindet ſich in der Inſzenie-
rung Otto Falckenbergs für 2. Februar zur Ur-
aufführung in Vorbereitung. —

Um vielfachen Wünſchen und Nachfragen aus
dem Publikum zu entſprechen, werden die
Kammerſpiele im Schauſpielhaus ein zweites
Faſchingsfeſt am Roſenmontag
, den
11. Februar im Regina-Palaſt-Hotel veranſtalten.
Karten zu M. 6.— an der Kaſſe des Schauſpiel-
haus, Regina-Palaſt-Hotel, bei Wallach und in
ſämtlichen Vorverkaufsſtellen des Schauſpielhaus.

[Spaltenumbruch]
Wichtige Fortſchritte in der Phototechnik

Verbilligung der Filmherſtellung * Verbeſſerung der Farbenfilme

[Spaltenumbruch]

In einer Sitzung des Bezirksvereins Groß-
Berlins und Mark des Vereins deutſcher Che-
miker hat Dr. Buſch über jene Fortſchritte ge-
ſprochen, die auf dem Gebiete der Phototechnik,
insbeſondere in Amerika, gemacht wurden. Die
Bemühungen, die Filmherſtellung zu verbilligen,
wurden durch die

Vervollkommung des ſogenannten Umkehrver-
fahrens

in der letzten Zeit mit vollem Erfolg gekrönt.

Es gelang, auf rein photographiſchem Wege
ohne Kopie aus dem negativen Film Poſitive
herzuſtellen, was eine außerordentlich große Zeit-
und Koſtenerſparnis bedeutet. In ganz Amerika
werden bereits die Schmalfilme, die von dem
Amateurkinematographen benutzt werden, durch
das Umkehrverfahren „entwickelt“. Die Umſtellung
der großen Filminduſtrie auf das Umkehrver-
fahren iſt im Gange. Gleichzeitig mit dieſer tech-
niſchen Vervollkommnung auf dem Gebiete des
Kopierweſens haben die Amerikaner dem Film
auch immer mehr neue Anwendungsmöglichkeiten
erſchloſſen. In erſter Linie wäre hier der Film

im Dienſte des Bankweſens

zu nennen. Die Eigenart des amerikaniſchen
Bankweſens bringt es mit ſich, daß die Schecks
nach Einlöſung und Entwertung an die Inhaber
zurückgeſandt werden. Dadurch mußten die Ban-
ken ein beſonderes Kontroll- und Sicherheits-
ſyſtem anwenden, das oft ſehr koſtſpielig und um-
ſtändlich war. Jetzt hat eine geradezu wunderſame
Apparatur zu einer überraſchenden Vereinfachung
derſelben geführt. Jeder Scheck wird mit Hilfe
eines Apparates, der eine Kombination von Be-
leuchtungs- und Aufnahmevorrichtungen darſtellt,
auf photographiſchem Wege auf einem Schmal-
film feſtgehalten. Dadurch beſitzt die Bank eine
ganz

[Spaltenumbruch]

naturgetreue Kopie

auch ſolcher Schecks und Dokumente, die nicht
mehr in ihrem Beſitz bleiben. Dieſer Scheck-
Regiſtrierapparat funktioniert nicht nur ganz
automatiſch, ſondern ſtellt auch gleichzeitig eine
Rechenmaſchine dar, die es ermöglicht, die Einzel-
werte der Schecks ebenfalls automatiſch zu addie-
ren.

Der gewaltige Fortſchritt der letzten Jahre
liegt jedoch auf der grandioſen Vereinfachung der
Farbenaufnahmen. Bekanntlich beſteht das klaſſi-
ſche Lumiére-Miethe-Verfahren für Farbenauf-
nahmen im weſentlichen darin, daß man auf der
photographiſchen Platte, auf verſchieden gefärb-
ten Stärkekörnern, die lackiert und mit einer
photographiſchen Schicht verſehen ſind, bei der
Belichtung ein umgekehrtes, d. h. poſitives
Farbenbild erhält. Die Kodak-Geſellſchaft hat nun
die unzähligen kleinen Stärkekörner beſeitigt und
auf der Rückſeite des Films in äußerſt großer
Zahl kleine, linſenförmige Aufdrücke angebracht.
Auf dieſem

geriffelten Film

laſſen ſich nun, wenn man vor dem Aufnahme-
objektiv rotgrünblaue Filter einſchaltet, alle Ge-
genſtände naturgetreu farbig aufnehmen, ohne
daß der Film ſelbſt farbig wäre. Es werden nur
einfach, ſe nachdem, ob das Licht durch den einen
oder andersfarbigen Filter hindurchgegangen iſt,
andere unterſchiedliche Teilchen des Films belich-
tet. Führt man ſo einen Film durch einen ge-
wöhnlichen Vorführungsapparat vor, ſo erhält
man eine ſchwarzweiße Projektion auf der Lein-
wand. Denn der Film an ſich iſt ja farblos. Wer-
den aber vor dem Vorführungsobjektiv ebenfalls
farbige Filter eingeſchaltet, dann erſcheint ein
farbiges Bild.



Von den Bühnen
Die „Fledermaus“ in der Staatsoper
[Spaltenumbruch]

Auch in dieſem Jahre trat wieder im National-
theater die „Fledermaus“ als Symbol des
Faſchings in Aktion. Es war indes diesmal keine
karnevaliſtiſche Orgie. Eine ſehr zahme, dreſſierte
„Fledermaus“. Von behäbigem Format. Nicht
von jener aufwirbelnden, überſchäumenden Aus-
gelaſſenheit, wie ſie in frühren Zeiten das ganze
Haus alarmierte. Dieſe „Fledermaus“ war mehr
Oper, denn Operette. Mag ſein, daß vielleicht
auch die in manchen Einzelzügen ſich zeigende
Ueberlebtheit des Textes ein wenig ernüchterte.

Jedenfalls ließ die muſikaliſche Leitung durch
Paul Schmitz, ſo klangſchön ſie ſich gab, das
Federnde, Draufgängeriſche, Prickelnde ſo ziem-
lich vermiſſen. Der als Einlage vor dem dritten
Akt geſpielte hübſche Kaiſerwalzer wirkt ſchließ-
lich doch als unnötige Verlängerung.

Hildegard Ranczak gab erſtmals die Roſa-
linde in prächtiger ſtimmlicher Verfaſſung, jedoch
mit durchaus eintöniger, wenig nüancierter, dem
Charakter des Werkes keinesfalls erſpießlicher
Dialogführung (daran haperte es auch bei ande-
ren Fledermäuslern). Geradezu unbegreiflich
aber iſt’s, daß Roſalinde den Cſárdas, das Haupt-
und Glanzſtück ihrer Partie, einfach ſtreichen
durfte. Das Olala-Couplet iſt denn doch kein Er-
ſatz dafür!

Karl Seydel als Eiſenſtein famos und ulkig,
aber ſchon der Statur nach eigentlich kein typi-
ſcher Repräſentant des eleganten Schwerenöters.
Martha Schellenbergs Adele: geſanglich
vorzüglich, aber im Temperamentsausbruch doch
nicht ganz unmittelbar. Maria Nezadals Or-
lofſky: von realiſtiſcher Blaſiertheit in Geſtalt
und Auftreten, ſtimmlich etwas zart. Berthold
Sternecks Gefängnisdirektor Frank, Erich
[Spaltenumbruch] Zimmermanns Alfred, Erik Wild-
hagens
Doktor Falke, Emil Griffts Doktor
Blind, Paula von Hentkes Ida anerkennens-
wert.

Während es nun alſo in den neuen Prunk-
räumen der Villa Orlofſky im Grunde genommen
eigentlich ein wenig ſteif zuging, hatte es dafür
Max Nadlers Froſch im fidelen Gefängnis um
ſo leichter. Sein vollſaftiger Humor war von
vitaler Operettenhaftigkeit. Man belachte in ſolch
köſtlicher Aufzäumung gerne wieder die Galerie
der uralten „Fledermaus“-Kalauer und freute
ſich über diverſe Neuerwerbungen, die Nadler auf
dieſem Gebiete beſorgt hatte. Beſonderen Beifall
fanden auch die von Kröller einſtudierten
Tanzeinlagen. Der reizende Schnellpolka mit der
kautſchukartigen Anny Gerzer, Elfriede Zäch,
Hanſi Dichtl, Mimmi Kiefer, Wilma Härtl
erneuerte ſeinen großen Erfolg aus den letzten
Jahren und darf nun ſchon als eiſerner Beſtand-
teil des zweiten Aktes gelten. Neu war die rei-
zende Tanzſzene „Freut euch des Lebens“, wobei
ſich Hanna Tölzer, Eliſe Boshart, Luiſe
Brecher, Erna Gerbl, Annemarie Schwen-
ger,
Eliſe Bergmann, Otto Ornelli,
Walther Matthes auszeichneten. Innerhalb
der neuen, effektvollen Inſzenierung Kurt Bar-
res
und Adolf Linnebachs wurden auch die
hübſchen Ballettkoſtüme Lovis Revys be-
wundert.



[irrelevantes Material]


[irrelevantes Material]
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[11/0011] „AZ am Abend“ Nr. 20 Seite 11 pourri „Hiſtoriſche Märſche“ (07354/55). Schmei- chelnde Walzerklänge bringt die Aufnahme von Komzaks „Münchner Kindl“ und „Ganz aller- liebſt“ (3017/18). Nicht zu überſehen ſind die raſſigen Vorträge des Zigeunerprimas Jean Gu- lesco mit ſeinem Orcheſter „Entſchwundene Liebe“ und „Hab’ Mitleid“ (03338/40) und die ausge- zeichnete Tanzplatte des Regina-Orcheſters mit den Tangos „Donna Vatra“ und „Siempre“ (03320’21). Ma. Homocord-Electro Die ſeit 25 Jahren in der Sprechmaſchinen- induſtrie führende Schallplattenfabrik Homophon- Company hat nunmehr die hier in München im Wagnerſaal im Dezember aufgenommenen Schall- platten auf den Markt gebracht. Wie wir kon- ſtatieren konnten, ſind dieſelben in Technik wie Wiedergabe ganz hervorragend ausgefallen. Wir erwähnen hieraus nur die urkomiſch und ſehr gut verſtändlichen Aufnahmen von Karl Valen- tin, Lisl Karlſtadt und Weiß Ferdl. Einen Markſtein unter den Schallplatten bedeuten vor allen Dingen die Aufnahmen der Münche- ner Staatsoper unter perſönlicher Leitung des Profeſſors Knappertsbuſch: Wilhelm-Tell- und Freiſchütz-Ouvertüre, ſowie auch dieſe vom Münchener Domchor, Profeſſor Berberich. Erwähnt ſeien noch die Aufnahmen der Dachauer Bauernkapelle vom Platzl und der Kapelle Vor- beitner, alles durchweg empfehlenswerte Sachen. Durch das elektriſche Aufnahmeverfahren wird die Sprechmaſchine bzw. die Schallplatte erſt ein Ge- nuß der Allgemeinheit. — Höchſt originell und begrüßenswert iſt die Idee unſeres beliebten Münchener Spaßmachers Karl Valentin: das humoriſtiſch illuſtrierte Schallplat- ten-Verzeichnis, welches wir in unſerer dieswöchentlichen Sonntagsnummer in unſerem Blatte geſchloſſen zum Abdruck bringen werden, worauf wir heute ſchon die verehrten Leſer auf- merkſam machen. Bluterſatz? Ein Serum, das Blutverluſt bis zu vier Litern erſetzen ſoll Blut iſt bekanntlich dicker als Waſſer und ein ganz beſonderer Saft. Es gibt nichts auf der Welt, was ihn erſetzen könnte. Und doch hat die ärztliche Wiſſenſchaft immer, wenn auch bisher vergeblich, nach einem Bluterſatz geſucht. Wie ſich eigentlich von ſelbſt verſteht, hat man dabei nicht an eine Flüſſigkeit gedacht, die das Blut in den Adern und Arterien des Menſchen oder des Tieres vollſtändig erſetzen könnte. Wie ſchon ge- ſagt, iſt es eine Utopie, der Wiſſenſchaft über- haupt eine ſolche Aufgabe zu ſtellen. Die roten und weißen Blutkörperchen, die in unſeren Adern kreiſen, haben ganz beſtimmte, wichtige Funktio- nen zu erfüllen, die für die Erhaltung des Lebens unerläßlich ſind und die ſich nicht auf irgendein Erſatzmittel übertragen laſſen. Die Bemühungen der Wiſſen- ſchaft haben denn auch ein ganz anderes Ziel. Es kommt ſehr häufig vor, daß große Blutver- luſte eintreten. In dieſen Fällen würden die roten und weißen Blutkörperchen an ſich noch genügen, um das Leben zu erhalten. Die Blut- menge iſt aber zu gering, um die Körperchen durch die Adern noch überall hin zu tragen, wo ſie unentbehrlich ſind. Der Tod iſt dann unver- meidlich, nicht weil es an der unbedingt not- wendigen Subſtanz fehlt, ſondern weil das Blut nicht mehr flüſſig genug iſt, um durch die Adern zu kreiſen. Die Frage iſt alſo: kann man große Blutverluſte durch die Einführung einer anderen Flüſſigkeit ſoweit er- ſetzen, daß der Kreislauf des Blutes aufrecht- erhalten und dadurch das Leben gerettet werden kann? Auf dieſe Frage ſcheint die Wiſſenſchaft jetzt endlich nach langem, vergeblichem Bemühen eine bejahende Antwort gefunden zu haben. In leichteren Fällen konnte man bisher ſchon helfen. Es gibt eine ganze Anzahl von Salz- löſungen, die erfolgreich mit dem Blut vermiſcht werden können, wenn geringe Verluſte erſetzt werden ſollen. Dr Kreislauf des Blutes wird durch die Löſung aufgefriſcht und der Patient kommt über den kritiſchen Augenblick hinweg. Aber dieſes Mittel hat bisher ſtets verſagt, wenn der Blutverluſt eine beſtimmte Menge überſchritt. Der Zuſatz von Salzlöſungen erwies ſich dann als völlig wirkungslos. Nur in Ausnahmefällen kam es zu einer ganz vorübergehenden Belebung des Patienten. Das Endergebnis war ſtets, daß der Tod infolge der Stockung des Blutes eintrat. Vor ein paar Tagen machte Profeſſor Richet in einer Sitzung der Akademie der Wiſſenſchaften in Paris eine Mitteilung, die erwarten läßt, daß man in Zukunft in dem beſchränkten Sinne auch größere Mengen Blutes erſetzen kann. Der Ent- decker des neuen Erſatzmittels iſt Dr. Leon Normet, der in der franzöſiſchen Kolonial- armee Dienſt tut. Nach dem von ihm erſtatteten Bericht iſt das neuentdeckte Serum imſtande, bei einem Menſchen den Blutverluſt auch dann wett- zumachen, wenn er ſich auf eine Menge bis zu vier Litern beläuft. Bei derartigen Mengen hat man bis jetzt noch immer verzweifelt alle Rettungsver- ſuche aufgeben müſſen. Bei der Herſtellung des neuentdeckten Serums werden Zitrate, d. h. zitronenſaure Salze verwendet. Die Wiſſenſchaft hat auch bisher ſchon in der Hauptſache mit Zitraten gearbeitet, wenn es ſich darum handelte, Blutverluſte auszugleichen. Da das Mittel aber in Fällen ſtarken Blutverluſtes verſagte, ſo muß das neue Serum noch einen beſonderen Beſtand- teil beſitzen oder durch die Art ſeiner Zuſammen- ſetzung eine größere Wirkungskraft ausüben. Dr. Normet hat ſeine Verſuche zunächſt an Hunden angeſtellt. Mehr als hundert Verſuchstiere ſind behandelt worden. Ihnen allen waren 50 bis 60 Kubikzentimeter Blut auf je ein Kilogramm Gewicht entzogen worden. Dies entſpricht unge- fähr einem Verluſt von vier Litern Blut durch den Menſchen. Von den etwa hundert Verſuchs- tieren erholten ſich 95 von dem Blutverluſt. Man kann alſo die Wirkſamkeit des Mittels bei Hun- den nicht beſtreiten. Ob die Wirkung des Serums im Falle menſchlichen Blutverluſtes durchſchnitt- lich ebenſo günſtig iſt, muß durch weitere Ver- ſuche erſt noch erwieſen werden. Hilft das Mittel auch bei dem Menſchen, ſo wird die ärztliche Wiſſenſchaft von einem großen Fortſchritt ſprechen können. Wenn bisher ein Un- fall zu einem ſtarken Blutverluſte führte, ſo konnte nur durch Blutübertragung geholfen wer- den. Nur in den ſeltenſten Fällen wird eine ſolche Operation raſch genug durchgeführt werden können, um dem Patienten noch zu helfen. Jeden- falls iſt bisher in ſolchen Fällen faſt immer der Tod eingetreten, ehe die erforderlichen Blutmengen zur Trans- fuſion zur Hand waren. Es vergeht immer eine gewiſſe Zeit, ehe man einen oder mehrere Blut- geber gefunden hat. Dann muß das Leihblut geprüft und mikroſkopiſch unterſucht werden. Darüber geht viel wertvolle Zeit verloren. Er- weiſt ſich das neue Serum als wirkſam, ſo wird man über alle dieſe Schwierigkeiten hinweg- kommen. Kammerſpiele im Schauſpielhaus. „Pariſer Luft“, eine Poſſe nach Meilhac und Halévy, be- arbeitet von Peter Scher, Muſik nach Offenbach von Karl Salomon, befindet ſich in der Inſzenie- rung Otto Falckenbergs für 2. Februar zur Ur- aufführung in Vorbereitung. — Um vielfachen Wünſchen und Nachfragen aus dem Publikum zu entſprechen, werden die Kammerſpiele im Schauſpielhaus ein zweites Faſchingsfeſt am Roſenmontag, den 11. Februar im Regina-Palaſt-Hotel veranſtalten. Karten zu M. 6.— an der Kaſſe des Schauſpiel- haus, Regina-Palaſt-Hotel, bei Wallach und in ſämtlichen Vorverkaufsſtellen des Schauſpielhaus. Wichtige Fortſchritte in der Phototechnik Verbilligung der Filmherſtellung * Verbeſſerung der Farbenfilme In einer Sitzung des Bezirksvereins Groß- Berlins und Mark des Vereins deutſcher Che- miker hat Dr. Buſch über jene Fortſchritte ge- ſprochen, die auf dem Gebiete der Phototechnik, insbeſondere in Amerika, gemacht wurden. Die Bemühungen, die Filmherſtellung zu verbilligen, wurden durch die Vervollkommung des ſogenannten Umkehrver- fahrens in der letzten Zeit mit vollem Erfolg gekrönt. Es gelang, auf rein photographiſchem Wege ohne Kopie aus dem negativen Film Poſitive herzuſtellen, was eine außerordentlich große Zeit- und Koſtenerſparnis bedeutet. In ganz Amerika werden bereits die Schmalfilme, die von dem Amateurkinematographen benutzt werden, durch das Umkehrverfahren „entwickelt“. Die Umſtellung der großen Filminduſtrie auf das Umkehrver- fahren iſt im Gange. Gleichzeitig mit dieſer tech- niſchen Vervollkommnung auf dem Gebiete des Kopierweſens haben die Amerikaner dem Film auch immer mehr neue Anwendungsmöglichkeiten erſchloſſen. In erſter Linie wäre hier der Film im Dienſte des Bankweſens zu nennen. Die Eigenart des amerikaniſchen Bankweſens bringt es mit ſich, daß die Schecks nach Einlöſung und Entwertung an die Inhaber zurückgeſandt werden. Dadurch mußten die Ban- ken ein beſonderes Kontroll- und Sicherheits- ſyſtem anwenden, das oft ſehr koſtſpielig und um- ſtändlich war. Jetzt hat eine geradezu wunderſame Apparatur zu einer überraſchenden Vereinfachung derſelben geführt. Jeder Scheck wird mit Hilfe eines Apparates, der eine Kombination von Be- leuchtungs- und Aufnahmevorrichtungen darſtellt, auf photographiſchem Wege auf einem Schmal- film feſtgehalten. Dadurch beſitzt die Bank eine ganz naturgetreue Kopie auch ſolcher Schecks und Dokumente, die nicht mehr in ihrem Beſitz bleiben. Dieſer Scheck- Regiſtrierapparat funktioniert nicht nur ganz automatiſch, ſondern ſtellt auch gleichzeitig eine Rechenmaſchine dar, die es ermöglicht, die Einzel- werte der Schecks ebenfalls automatiſch zu addie- ren. Der gewaltige Fortſchritt der letzten Jahre liegt jedoch auf der grandioſen Vereinfachung der Farbenaufnahmen. Bekanntlich beſteht das klaſſi- ſche Lumiére-Miethe-Verfahren für Farbenauf- nahmen im weſentlichen darin, daß man auf der photographiſchen Platte, auf verſchieden gefärb- ten Stärkekörnern, die lackiert und mit einer photographiſchen Schicht verſehen ſind, bei der Belichtung ein umgekehrtes, d. h. poſitives Farbenbild erhält. Die Kodak-Geſellſchaft hat nun die unzähligen kleinen Stärkekörner beſeitigt und auf der Rückſeite des Films in äußerſt großer Zahl kleine, linſenförmige Aufdrücke angebracht. Auf dieſem geriffelten Film laſſen ſich nun, wenn man vor dem Aufnahme- objektiv rotgrünblaue Filter einſchaltet, alle Ge- genſtände naturgetreu farbig aufnehmen, ohne daß der Film ſelbſt farbig wäre. Es werden nur einfach, ſe nachdem, ob das Licht durch den einen oder andersfarbigen Filter hindurchgegangen iſt, andere unterſchiedliche Teilchen des Films belich- tet. Führt man ſo einen Film durch einen ge- wöhnlichen Vorführungsapparat vor, ſo erhält man eine ſchwarzweiße Projektion auf der Lein- wand. Denn der Film an ſich iſt ja farblos. Wer- den aber vor dem Vorführungsobjektiv ebenfalls farbige Filter eingeſchaltet, dann erſcheint ein farbiges Bild. Von den Bühnen Die „Fledermaus“ in der Staatsoper Auch in dieſem Jahre trat wieder im National- theater die „Fledermaus“ als Symbol des Faſchings in Aktion. Es war indes diesmal keine karnevaliſtiſche Orgie. Eine ſehr zahme, dreſſierte „Fledermaus“. Von behäbigem Format. Nicht von jener aufwirbelnden, überſchäumenden Aus- gelaſſenheit, wie ſie in frühren Zeiten das ganze Haus alarmierte. Dieſe „Fledermaus“ war mehr Oper, denn Operette. Mag ſein, daß vielleicht auch die in manchen Einzelzügen ſich zeigende Ueberlebtheit des Textes ein wenig ernüchterte. Jedenfalls ließ die muſikaliſche Leitung durch Paul Schmitz, ſo klangſchön ſie ſich gab, das Federnde, Draufgängeriſche, Prickelnde ſo ziem- lich vermiſſen. Der als Einlage vor dem dritten Akt geſpielte hübſche Kaiſerwalzer wirkt ſchließ- lich doch als unnötige Verlängerung. Hildegard Ranczak gab erſtmals die Roſa- linde in prächtiger ſtimmlicher Verfaſſung, jedoch mit durchaus eintöniger, wenig nüancierter, dem Charakter des Werkes keinesfalls erſpießlicher Dialogführung (daran haperte es auch bei ande- ren Fledermäuslern). Geradezu unbegreiflich aber iſt’s, daß Roſalinde den Cſárdas, das Haupt- und Glanzſtück ihrer Partie, einfach ſtreichen durfte. Das Olala-Couplet iſt denn doch kein Er- ſatz dafür! Karl Seydel als Eiſenſtein famos und ulkig, aber ſchon der Statur nach eigentlich kein typi- ſcher Repräſentant des eleganten Schwerenöters. Martha Schellenbergs Adele: geſanglich vorzüglich, aber im Temperamentsausbruch doch nicht ganz unmittelbar. Maria Nezadals Or- lofſky: von realiſtiſcher Blaſiertheit in Geſtalt und Auftreten, ſtimmlich etwas zart. Berthold Sternecks Gefängnisdirektor Frank, Erich Zimmermanns Alfred, Erik Wild- hagens Doktor Falke, Emil Griffts Doktor Blind, Paula von Hentkes Ida anerkennens- wert. Während es nun alſo in den neuen Prunk- räumen der Villa Orlofſky im Grunde genommen eigentlich ein wenig ſteif zuging, hatte es dafür Max Nadlers Froſch im fidelen Gefängnis um ſo leichter. Sein vollſaftiger Humor war von vitaler Operettenhaftigkeit. Man belachte in ſolch köſtlicher Aufzäumung gerne wieder die Galerie der uralten „Fledermaus“-Kalauer und freute ſich über diverſe Neuerwerbungen, die Nadler auf dieſem Gebiete beſorgt hatte. Beſonderen Beifall fanden auch die von Kröller einſtudierten Tanzeinlagen. Der reizende Schnellpolka mit der kautſchukartigen Anny Gerzer, Elfriede Zäch, Hanſi Dichtl, Mimmi Kiefer, Wilma Härtl erneuerte ſeinen großen Erfolg aus den letzten Jahren und darf nun ſchon als eiſerner Beſtand- teil des zweiten Aktes gelten. Neu war die rei- zende Tanzſzene „Freut euch des Lebens“, wobei ſich Hanna Tölzer, Eliſe Boshart, Luiſe Brecher, Erna Gerbl, Annemarie Schwen- ger, Eliſe Bergmann, Otto Ornelli, Walther Matthes auszeichneten. Innerhalb der neuen, effektvollen Inſzenierung Kurt Bar- res und Adolf Linnebachs wurden auch die hübſchen Ballettkoſtüme Lovis Revys be- wundert. Ma. _ _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 24. Januar 1929, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine20_1929/11>, abgerufen am 21.11.2024.